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Ottendorfer Zeitung. Die „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen y2v Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bi, vormittag w Uhr. Inserate werden mit in Pf für die Spaltzetlr berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Nr. 138. Freitag, den 18. November 1904. 3. Jahrgang. Aekanntmachung. Die Anfuhre van 140 obm Steinen ab Hermsdorfer Bruch für den Massenschult der Lomnitzerstraße soll Sonnabend, den 19. d. M. ab. 9 Uhr an den Mindestfordernden vergeben werden. Sammelort der Bieter: „Gasthof M schmrjen Roß". Ottendorf-Moritzdorf, am 17. November 1904. Der Gemeindevorstand. Lincke. Oertliches und Sächsisches. Vtlendorf-Dkrilla, ;r. November ISOq. — Am Totensonntag wird in den Landeskirchen eine Kollekte für die kirchliche Versorgung der evangelischen Deutschen im Auslande veranstaltet. — Die Bestimmungen über BenchtigungS- telegramme, von denen noch immer recht selten Gebrauch gemacht wird, sind teilweise geändert und erweitert worden. Ter Absender und der Empfänger eines jeden Telegramms können telegraphisch Auskunft .über das Telegramm verlangen, Erläuterungen dazu geben oder auch die Wiederholung d'S Textes vollständig oder teilweise beantragen. iDasür sind zu ent richten: die Gebühr für das Telegramm, daß das Verlangen enthält, und die Gebühr für ein Antwortstelegramm, wenn telegraphische Antwort gewünscht wird. Die für die Be richtigungstelegramme erhobenen Gebühren werden auf Antrag zurückgezahlt, wenn die Wiederholung erweist, daß das oder die wieder holten Wörter im Ursprungstelegramm un richtig wiedergegeben worden sind. Wenn im UrspungStelegramm einige Wörter richtig und einige andere Wörter unrichtig wiedergegeben worden sind, so wird die Gebühr für die Wörter nicht erstattet, die in den Verlangen der Wiederholung und in der Antwort sich ausschließlich aus die im Ursprungsielegramm richtig übermittelten Wörter beziehen. Wenn die vorgekommenen Entstellungen indes ver hindert haben, den Sinn der nicht entstellten Wörter zu erfaßen, so wird auch die Gebühr für die richtig übermittelten Wörter erstattet. Die Gebühr für das Ursprungstelegramm, das zu dem Anträge auf Berichtigung Anlaß ge geben hat, wird nicht zurückgezahlt. Die vor erwähnten Mitteilungen über schon beförderte Telegramme können durch Vermittelung der Aufgabe- oder der Ankunfts-Telegraphenanstalt künftig auch durch die Post gemacht werden. Die Gebühr für eine derartige Mitteilung be trägt 20 Pfennige. Außerdem hat der Antrag steller noch weitere 20 Pf. zu entrichten, wenn er eine Antwort durch die Post verlangt. — Je näher der Schluß des Jahres heran rückt, erinnert sich der Geschäftsmann an die sogenannten faulen Zahler, die er in größerer oder geringerer Zahl in seinem Konto führt. Wenn er nun auf gütlichen Wege nicht zu seinem Gelds gelangen kann auch mehrere Mahnbriefe trotz ihres sehr energischen Tones nicht fruchten, so steht er vor der Erwägung, ob er klagen soll. Mancher glaubt, daß er im Falle der Klage nur das gute Geld nach dem schlechten werfe. Deshalb unterläßt er es. Es ist aber unrichtig, sich durch die Erfolg losigkeit in einzelnen Fällen überhaupt von der Beschreitung des Rechtsweges abhalten zu lassen. Man soll, wie das „L. T-" sehr richtig bemerkt, nicht die faulen Außenstände einfach abschreiben und dann ruhig verjähren laßen. Das Richtige ist vielmehr, das Klagen zur Regel zu erheben. Man klage auch zweifelhafte Außenstände aus und ziehe dann die Bilanz aus seinen sämtlichen Prozeßen. Das Ergebnis wird sein, daß Man fast stets einen Ueberschuß über die Kosten erzielt. Das grundsätzliche Nlchtklugen ist niemals und m keiner Weist empfehlenswert. Es fördert nur die Laxheit im Geschäftsverkehr. Wird jeder faule Zahler promt verklagt und ge pfändet, schließlich auch auf die Manifestanten liste gebracht, ;o trägt dies zur Klärung der Kreditverhältniße nicht wenig bei. — Brauchen wir mehr Panzerkreuzer? Ant wort hierauf gibt das soeben erschienene Novemberheft der „Flotte" (Vereinsorgan des Deutschen Flotten-Vereins, zu beziehen durch die Präsidial - Geschäftsstelle 8V^.. Wilhelmstraße 130, durch alle Buchhandlungen und durch sämtliche Postanstalten.) Diese Schiffe haben nämlich heute nicht allein ihren Hauptzweck als Aufklärungsschiffe, zu genügen, sondern müßen bei einzelnen Nationen noch eigene von einander abweichende Forderungen erfüllen, die sich zum Teil aus politischen Verhältnissen ergeben, und eine Bevorzugung gewißer Eigenschaften des Panzerkreuzers auf Kosten der übrigen nötig machen Nächstdem gibt die „Flotte" ihren Lesern ^eine recht an schauliche Schilderung vom Leben und Treiben an Bord unserer Schlachtflotte im Winter. Minen, die besonders im Anfänge des ost asiatischen Krieges sine große Rolle gespielt haben, werden dann darin erläutert und der Aufsatz „Der russisch-japanische Krieg und das Seekriegsrecht" von Karl von Stengel, Profeßor der Rechte in München, findet seine Fortsetzung. Der Artikel „Die großen See fischereien im Nordatlantischen Ozean" von Prof. Dr. Ehrenbaum, Helgoland kommt zu einem befriedigenden Abschluß, während der Beitrag: „Die Geschichte des Schiffes" vom Kaiserlichen Marine-Schiffsbaumeister G- Neudeck Kiel zum Schluß die Schiffe während der großen Seekriege im 17. und 18. Jahrhundert behandelt, einen Abschluß der Geschichte des Schiffes aber nicht erblickt, da gerade der Kriegsschiffbau auf Grund der Erfahrungen im russisch japanischen Kriege nach den ver- sckiedensten Richtungen hin Fortschritte zeitigen wird. — Die Handelskammer Plauen sprach sich dahm aus, daß der Deutschs Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft (welche bekanntlich au allen Bahnstationen Riesen-Petroleumtanks an legen will). Erleichterungen irgee.d welcher Art von behördlicher Sette nicht gewährt werden, um nach Möglichkeit den Uebergang des ge samten säcksischen Petroleumsgeschäfts in die Hand dieser Gesellschaft zu verhüten. Die Kammer beschloß aber, weiter zu beantragen, daß auch die übrigen großen Petroleum- Gesellschaften Vergünstigungen nicht erhalten, daß insbesondere die Eisenbahnverwallungev auch ihnen Bahngelände zur Errichtung von Petroleumtanks nicht überlaße. Ferner er klärte die Kammer sich gegen eine Bekämpfung der Deutsch-ÄmerikanischenPetroleum-Gesellschaf mittels polizeilicher Verbote der Straßentank wagen. W'e mitgeteilt wurde, teilt die sächsische Staatsbahnverwaltung nicht den Standpunkt des Eisenbahnrats, daß Tanks auf Bahnhöfen überhaupt nicht zuzulassen seien im Gegenteil hat sie die Absicht geäußert, den Absatz der nicht amerikanischen Gesellschaften nach Möglichkeit zu fördern, die Gesuche der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft abzuweisen. -- Es wurde noch darauf hingewiesen, daß Preußen stets die Erlaubnis izur Anlage von Tanks erlaube. Dresden. Diebische Verkäuferinnen. Die Sachsenstimme berichtet, daß man zahlreichen Diebstählen bei hiesigen Firmen auf die Spur gekommen ist. Unter den bestohlenen Firmen befinden sich Georg Böhme, Hermann und Froitzheim, das Herzfeldsche Warenhaus und Ewald v. Freyberg. In einzelnen Geschäften be läuft sich der Wert der Diebstähle bis auf 2000 Mark. Zwei der ungetreuen Ver- äuferinnen sind hinter Schloß und Riegel gebracht worden. Bei einer Verkäuferin von Hermanns und Froitzheim fand man ein örmlicheS Warenlager von gestohlenen Sachen Alles war in Kisten sorgsam verpackt, und die Kisten standen aufeinandergetürmt bis zur Decke. Das Mädchen trieb mit anderen Verkäuferinnen ein lebhaftes Tauschgeschäft, etwa in der Weise, daß sie einer ihrer Freundinen sagte: Gib mir die Bronzefigur, die ich bei euch im Schaufenster gesehen habe, du bekommst von mir dasür sechs Hemd-n. Sogar in Chemnitz wurde eine in das Komplott gezogene Verkäuferin nachträglich verhaftet. Zu einem hiesigen Geschäfte allein/ kommen acht Verkäuferinnen wegen der Diebstähle vor Gericht. Kötzschenbroda. Das auf den Namen Gust. Friedrich Max Wiederanders im Grund- mche eingetragene Gasthofsgrundstück „Goldner Anker" wurde durch das Königliche Amts gericht Dresden heute zwangsweise versteigert. Vom gerichtlichen Sachverständigen war das 48,6 Ar große und mit 770,19 Steuereinheiten belegte Anwesen inkl. Inventar auf 124712 M- 80 Ps. geschätzt worden. In der Landes- brandkaße war eS mit 86 800 M. versichert Meistbietender blieb die Aktienbrauerei Meißner Felsenkeller, welche mit 22 000 M Hypothek interessiert war, unter Uebernahme der ersten Hypothek von 76 000 Mark mit einem Bar gebot von 27 000 M. so daß der Erwerbpreis 125 000 Mark beträgt. Der Zuschlag wurde bis 19. November dss. Jö. ausgesetzt. Aus gefallen sind mangels Deckung 28000 Mark Hypotheken. Meißen. Die Mörderin der Frau Wendrich die unverehelichte Quasdorf, st am ver gangenem Sonnabend nach Dresden gebracht worden. Großröhrsdorf. Herr Fabrikbesitzer Großmann, welcher in seinem Großindusirie- betriebe viele Hunderte von Arbeitern und Arbeiterinnen beschäftigt, eröffnet etne Kinder bewahranstalt , „Agnesheim" benannt. Diese hat den Zweck, die Kinder solcher Eltern während deren Abwesenheit^ in Schutz und Pflege zu nehmen, welche in len Fabriken be schäftigt sind. Riesa. Viel besprochen wird die am Sonnabend erfolgte Verhaftung des Bau unternehmers Harzbecker, hier. Er hatte vor kurzem seinen Gläubigern zumeist hiesige Geschäftsinhaber, einen Akkord von 35 "/<> an geboten, da man aber darauf nicht einging alsbald weitere 40 o/» als Sicherungshypothe offeriert- Doch auch dieses wurde abgelehnt, die Sache vielmehr weiter verfolgt, und es müßen sich doch nun, was man allseitig ver mutete Tatsachen ergeben haben, die zur Ver haftung Harzbeck^rS Veranlassung boten. Hartha. Am Sonntag Abeud hat sich die 23 jährige einzige Tochter des Stuhlbauers A. Karbe in der Bodenkammer mittels Revolvers eine Kugel in .den Kopf geschoßen. Der Tod ist sofort eingetreten. Das Motiv zur Tat wird in einem Liebesverhältnis vermutet. Mittweida. Am hiesigen Bahndamm der Chemnitz—Riesaer Linie wurde ein 48 Jahre alter Handarbeiter aus Mückenberg früh verletz aufgefunden. Er war in Chemnitz ohne Fahr karte in den Zug gestiegen und in Mittweida aus diesem verwiesen worden. Um nickt den Bahnhof passieren zu müßen, ging der Mann ein Stück auf der Strecke zurück und stürzt in der Dunkelheit den Bahndamm hinab. Der blinde Paßagier erlitt eine Verstauchung des Rückgrates und des einen! Fußgelenkes. Er wurde ins Mittweidaer Krankenhaus ein geliefert. Chemnitz. Eine sozialdemokratische Ge meindevertreterkonferenz für den 15. und 16. Reichstagswahlkreis ist auf den 4. Dezember ach Chemnitz einberufen worden. Auf diesen Tagung soll das sozialdemokratische Gemeinde wahlprogramm Gegenstand der Verhandlungen werden. — Mit großem Jntereße werden die in der ganzen Stadt betriebenen umfangreichen Bahn rauten verfolgt. Maßenhafte Erdbewegungen ängs des Schienenstranges vom Hauptbahnhof >ie zum Nikolaibahnhof finden statt, zahlreiche Brücken für die Unter- und Uebersührungen werden gebaut, große vier- und fünfstöckige Wohngebäude, ganze in der Nähe des Bahn körpers gelegene Gebäudekomplexe, die der Bahnfiskus ankaufen mußte, um Platz für die neuen, zu erweiternden Bahnanlagen zu ge winnen, sind bereits abgetragen und noch weitere werden folgen. Das Stadtbild in der Nähe der Bahnhöfe beziehungsweise des Bahn körpers wird gänzlich umgestaltet, viele Straßen züge werden verlegt und nach vollständiger Fertigstellung der noch mehrere Jahre in Anspruch nehmenden Bauten wird der nach Chemnitz kommende Fremde das „alte sächsische Manchester" an den in Rede stehenden Stellen kaum wieder erkennen. Der durch die Stadt führende Bahnkörper von bis jetzt drei Gleisen wird auf sechs Gleise erweitert; weiter wird unter anderem der jetzige alte Nikolaibahnhof gänzlich neu gebaut und vergrößert, ebenso wird der Hauptbahnhof vergrößert. Ein neuer Bahnhof wird im Süden der Stadt errichtet, der dann die Bezeichnung „Südbahnhof führt. Mächtige Eisenkonstruktionen Überspannen be reits einige Straßen. Leipzig. Bezüglich des Konsumverein- Connewitz ist eine Erklärung des Besitzers und Wirtes der „Veteranenhalle" in L-ipzig-Conne witz ausfällig, die in der „Volkszeitung erlaßen wird- Die Herren geben bekannt, daß sie jede Gemeinschaft mit Herrn Karl Bock (den Ge schäftsführer des Konsumvereins) aufgehoben haben und das ein Herr Roeder alleiniger Besitzer ist. Warum das alles geaen den kranken Herrn Bock geschieht, wird sich wohl noch aufklären. — Der erst 19 Jahre alte Gesangöhumortst Körting aus Holzwißig entleibte sich in der Wohnung seiner geliebten durch Erhängen. Lauter. Auf gräßliche Weise verbrannte die Tochter des Korbmachers Brehm. Beim Nachgießen von Petroleum in die Lampe explodierte das Petroleum, sodaß das Mädchen über und über in Flammen stand. In seiner Todesangst rannte es auf die Straße. Man erstickte die Flammen, das Mädchen war jedoch bereits so verbrannt, daß es unter gräßlichen Schmerzen gestorben ist. Netzschkan i. V. Hier gerieten die beiden Schulknaben Frisch und Schrader in Streit, wobei der 13 jährige Frisch sein Meßer zog und mit diesem seinem Kameraden den Unterarm durchstach. Ein herbeieilender Gendarm entfernte das Meßer aus der heftig blutenden Wunde. — Aus dem Vogtlande. Das „gelobte Land", des billigen Fleisches, soweit das Schöpsenfleisch in Frage kommt, ist zurzeit wieder einmal das obere Vogtland. Weil mst dem Eintritt von Schneefall und Kälte das Weiden der Schafherden plötzlich auf hören muß und es den Tieren dann an Futter mangeln würde, so werden jetzt die Schafe in größeren Mengen geschlachtet, und das . reichliche Angebot drückt den Preis des Schöpsenfleisches. Im Klingenthaler Lokal blatte wurde dieser Tage das Pfund zu 45 Pf. in Oelsnitz sogar zu 25 Pf. angebotcn. Natürlich werden solche Preite nur ausnahms weise gestellt.