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-kr. 321. Neunter Jahrg. > > <7 '.'1 «Irscheinl: «glich früh 7 Uhr. Inserate «irden «igenommen: »iS AbendS S,Sonn tags bis Mittag» IS Uhr: Marienflraße 18. Mittwoch, 13. Novbr. 1864. A»j«ig. iu dies. Blatte, das jetzt in ISMO Exemplaren erscheint, finden »ine erfolgreiche Verbreitung. ^lbsnnemeut: vierteljährlich 2«Rg> bei unentgeldlich« Lie ferung in'« HauS. Durch di« Lönigl. Post dirrleljtihrlich 22 Ngr- Einzelne Nummern 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zerler 1 Ngr. Unter „Singe- fandt" dir Zeile S Rgr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Likpsch H Nttchardt.. - Bcrantwottlichcr Redacteur: Julius Rkichardt. Dre-den, den 16. November. — Se. König!. Mai^, Hai dem Kirchschullehrer Christian Carl Elze in Planitz. a>xs Anlaß seines fünfzigjährigen Amts jubiläums. die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold verliehen. — Se. König!.. Hoheit der Prinz Carl Theodor, Herzog in Bayern, ist gestern Mittag jl Uhr nach Wien abgereist. — Das Bal^- und Souper-Fest der Dresdner Bogen- schützen-Gesellschaht in Meinhold's Saal am vergangenen Montag, war ni,cht minder glänzend als das vor acht Tagen abgehaltene Diner. An der Tafel, wo über 400 Personen anwesend ware.n, darunter hochstehende Männer unserer Stadt, herrschte wahr.« Lebensfreude. Schon ein Blick auf die viel fach vorhandenen Jungfrauen in der Jugend Reiz und ange- than in glä nzender Toilette, ließ erkennen, daß das Fest den Charakter edier Lebensfrische an sich trage. Die Reihe der Tischreden eröffnet« ein ganz vorzüglich gesprochener und mit Jubel angenommener Toast von Seilen des stellvertretenden Schützen'oirktwrs, Herrn Bürgermeister N-ubert. Es galt Sr. M<ij. dem König und die Beg-isterung empfing hierbei ihren fMepunkt, als der k. russ. Hofopernsänger a. D. Herr Weiß, das schon beim Diner vorgetragene Königslied auch den sHrmen zu Gehör brachte. Der zweite Toast galt dem Schützenkönig, Herrn Stadtrath Flath, an dem sich ein Hoch Damenkönigin, Frau Bernhardt anschloß, was den früheren Sprecher veranlaßte, diesen Trinkspruch auf die Frauen ini Mgmeeinen anzuwenden. Mit einem Seitenblick auf den Vor redner -widmete jetzt der Hr. Generalstaatsanwalt Or. Schwarze ty schwungvoller Rede sein Hoch der in der Vergangenheit begründeten, durch die Gegenwart befestigten frohen Zuver sicht auf schön» Zukunft »» h«uvuch<n und -öffentlichen Seins. Den ferneren Worten aus dem Munde deS Herrn Geh. Negicrungsrathes Häpe folgte rin kleines Intermezzo in der Fahnenweihe für die Damen, zu welchem Zweck die aus freiwilligen Gaben angrschaffte und von Frau Kretzschmar kunstvoll gestickte Fahne von einer An zahl junzger Damen in den Saal gebracht wurde. So waltete Fvshsin n und Freude und traute Vereinigung in einem Kreise, wo äck/ter Bürgersinn alle Herzen beseelt und Treue für König wie Liebe zum Vaterlande den festen Hort bilden, der dem Glanzen eine feste und beharrliche Stütze bietet, wie auch immer.- der Flügelfchlag der Zeit schalten und walten möge. - — Literarisches. „Die Akademie der bildenden KüNtste zu Dresden von ihrer Gründung 1764 bis zum Tod e von Hagedorn's 1780. (Dresden, B. G. Teubner 185 >4.) Bekanntlich empfing von Seiten des akademischen Nc-.thcs der Herr Rcgierungsrath Moritz Wießner den ehren de Ken Auftrag: zur Festfeier des Bestehens genannter Aka- d'/mie eine Festschrift zu verfassen. Solche ist denn auch er st Hirnen und in wahrhaft rühmenswerther Weise hat der Herr ? ürgierungsrath Wießner den gehegten Erwartungen entsprochen, 1 vas um so höher zu schätzen, wenn man bedenkt: welch gründ liches Durchforschen weitschichtigen Actenmaterials hierzu nöthig war, da die vorhandenen gedruckten Quellen auf Mangelhaf tigkeit und Unzuverlässigkeit beruhten. Der abgeschlossene Zeitraum in dieser „Studie", wie der Verfasser sein Werk nennt, umfaßt die bedeutungsvollsten Epochen der Akademie. Da ist keine trockene mit Citaten ausgeschmückte Geschichtser- zählung zu finden: nein! gleich einem interessanten Roman, der den Leser von Seite zu Seite fesselt, lesen wir diesen trefflichen Beitrag zur Kunstgeschichte jener Zeit, der nicht nur für Maler und Bildhauer, sondern für jeden Gebildelen all gemeines Interesse bietet. Eine wahre Zierde für dir auf das Schönste ausgestattete Schrift ist das Bildniß Ehr. L. v. Hagedorn's, von E. Bause nach Graf in Kupfer ge stochen. — Auf seinem in der Nähe von Dresden prächtig ge legenen Schlöffe zu Altfranken, starb am Nervenfieber am 13. d. M. der Graf Luckner in dem Alter von L9 Jahren. Im Besitz großen Reichthumes, er war rin Sohn der Toch er des alten Churfürsten von Hessen, heirathete er vor Jahres frist die ehemals am hiesigen Hofthealer engagirte Sängerin Fräulein Höck. Der Verstorbene, der Prachtliebe, vorzüglich dem Luxus für schöne Pferde ergeben, hielt im Park seines Schlosses einen Bärenzwinger und r.inrn kleinen zoologischen Garten, wie denn das Innere seines Schlosses an Möblement wahrhaft fürstlich ausgeschmückt war. Nicht nur Gewerbtrei- brnde, sondern auch arme Leute, denen er sich als Wohltä ter erwies, werden sein frühes Hinscheiden schwer empfinden. Die Leiche wurde gestern Abend nach dem Dorfe Pesterwitz, wo sich die Familiengruft befindet, übergeführt. — In Naußlitz bei Meißen hat ein Hilfslehrer als solcher sein Silberjubiläum gefeiert Der bescheidene Mann, E. H. Kästner, hat sich nie um eine selbstständige Stellung »«worben. — 8. Am Montag ließ sich die neunjährige Pianistin Jda Bloch in einem Concerte im Saale des Hotel de Saxe hören und legte in dem Vortrage eines Trio für Pianoforte Violine und Violoncello von Mozart, einer Haydn'schen So nate für Piano und Violine, sowie der Weber'schen Auffor derung zum Tanz, einer Berceuse von Eisoldt und eines Chopin'schm Walzers so erfreuliche Proben ihres Talentes ab, daß man kaum nöthig hatte, bei der Beurtheilung der selben Rücksicht auf das zarte Alter der Spielenden zu neh men. Die Hofopernsängerin Frl. Hßnitzer und Hr. Degele, sowie die König!. Kammermusiker Herren Seelmann und Schlick unterstützten die jugendliche Concertgeberin mit ihrem bekannten Talente. Frl. Säuberlich hatte die Deklamation schnell und bereitwilligst für Frl. Ulrich übernommen und trug zwei Gedichte: „die Bettlerin" von St. Lorcnzo und „Gute Nacht" mit warmer Empfindung vor. — Am Donnerstag den 17. d. Mts. Abends wird Herr Hofrath und Professor < r. Reichenbach eine Vorlesung in seiner Behausung, kleine Schießgaffe Nr. 4 für die Mitglieder der Isis und deren Freunde über die noch in gutem Anden ken stehende Julia Pastrana halten. Der Besitzer, Mr. Lent, hat dieselbe mit ihrem Kinde einbalsamirt hierher gebracht, und wird das außerordentliche Naturphänomen auch bei obi ger Verlesung ausgestellt sein. — Wie das Mitleid sich auch der sittlich Gefallenen annimmt, davon gab dieser Tage die Zuschrift einer Dame an die König!. Staatsanwaltschaft einen Beweis, welche unter Uebcrreichung von 5 Thlrn. die Bitte enthielt, der wegen Diebstahls zu Arbeitsbaus verurtheilten Tanner aus Bischofs werda dieses Geld zu übermitteln in Anbetracht, daß die Nerurtbeiltk Wohl mm Theil durch den in unserem Gerichts- verhandlungo-mese-tnr gejchr^arx,^>z rrttueto--*- dem Verbrechen gedrängt worden sei. — In Bezug auf die auch in unserem heutigen Blatte enthaltene „Erklärung" des Dresdner Gewerbevereins, ist an den Vorstand desselben folgende Zuschrift des engeren Aus schusses für das erste deutsche Sängerfest ergangen: „Durch die in hiesigen Blättern enthaltene Erklärung haben Sie nicht nur für unser Unternehmer ein Wohlwollen, welches selbst die eigenen Interessen zurück treten läßt, freundlichst bekundet, sondern auch für weitere Krise ein schwer wiegendes Urtheil üb r die Berechtigung des Festes und über das daran sich knüpfende Interesse der Stwt zu unseren Gunsten abgegeben. Für diese Kundgebung, weche zugleich der vereinzelt ausge tretenen Behauptung, als snde ein solches allgemeines deut sches Fest in Dresden kcinn Boden, die Spitze abbricht, sprechen wir aus vollem Hezen unseren aufrichtig und warm empfundenen Dank aus und wir bitten Sie, unserem Unter nehmen eine Gesinnung erhaten zu wollen, deren hohen Werth wir klar erkennen und webe, zur Kenntniß der deutschen Sängerschaft gebracht, aller )rten den wohlthuendsten Eindruck Hervorbringen, die Achtung ror dem in unserer Stadt Herr schenden Gemeinsinn fördern und die freudigen Hoffnungen, welche man für das Gelten des Festes hegt, noch weiter steigern wird. In größterhochachtung, Dresden am 14 November 1864. Der enge Ausschuß für das erste deutsche Sängerbundessest. Held, back, Barteldes, Schwerdtfeger, Lommatzsch. — Superintendent Heng in Großenhain hat in seiner Neformationspredigt der Encinde mitgetheilt, daß er dem nächst sein Amt niedcrzuleg, gedenke. — In mehreren Schckädm, z B. bei Brazzova sieht man jetzt Kladderadatsch iweife ausgeführt, in eine Ochsen haut gehüllt, seine Firma m behornten Qchsenkopse. Auf dem Rücken trägt er die erühmten Spreekrebse und weiter unten einige faule Fische. Das Ganze bezieht sich auf die wegen Beleidigung der Füin Neuß geschehene Jnkarcerirung des Kladderadatsch-Nedacteu im sogenannten Berliner Ochsen kopf. — Wie wir Hörens die bisher vergeblich gesuchte Schwer dl-rin, die sich un errm falschen Namen „Anna Ha, Pt" in diesiger S'adt herumgetken, und viele Leute, bei de, en sie sich «ingemiethet, um ld und Kleidungsstücke befloht n hat, endlich von der Bet Sr ringefangen worden. Li- wurde in einem Logis auf der R i'tzstraße aufgegriffen, wos lbst sie abermals im Begriff flaudjch rinzulogiren, jedenfalls wieder in der gleichen Absicht, di zu Pehlen und in ein,m unbe obachteten Augenblick- miven g'stohlenen Sachen zu v r» schwinden. Sie hrißt natüch nicht Haupt, vielmehr „Kmoch < und soll wegen Verudm von EigemhumSturgehm schcn wiederholt bestralt wor"en n. — — Im gestrigen Blc soll rS im fünften Satze also heißen: Aus Wien bringe das „Dr. I. und die Const. Ztg." in. einem über lO Worte zählenden Telegramm, dem größten, welches Hie Blätter je gebracht, den Wort laut der Thronrede re. — 1- Gerichtsverhandlung vom 15. November. Heute fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit eine Hauptver handlung gegen den Webermeister Franz Lader Newitzer aus Chemnitz statt. Als Staatsanwalt sungirte Herr Heinze, als Vcrtheidiger Herr Advoeat De. Schaffrath. Der Angeklagte war selbst erschienen. Die Sitzung dauerte ziemlich lange, sie war erst gegen 2 Uhr Mittags zu Ende. Das Urtel, das in öffentlicher Sitzung verkündet wurde, ließ in seinem Texte nicht den Grund der Anklage erkennen. Es lautete auf Straf freisprechung. Die Kosten zahlt die Staatskaffe. — Es bleibt noch eine kleine Verhandlung zu erwähnen übrig. Sie ist am Gerichtsamt Döhlen entstanden und bezieht sich aus das Ver gehen der Widersetzlichkeit, deren Karl Wilh. Eduard Wünschmamr zu Potschappel beschuldigt ist. Es sollte bei ihm eines Tages ausgepfändet werden und das wollte er sich nicht gefallen lassen. Der betreffende Gerichtswachtmcister hatte sich mit einem Beidiener zu ihm begeben, um seinen Auftrag zu voll ziehen. Diesen Beiden widersetzte sich Wünschmann in etwas derber Weise und die Sache wurde natürlich angezeigt. Das Gerichtsamt Döhlen verurtheilte ihn des gedachten Vergehens wegen zu zwei Monaten Gefängniß und Tragung der Kosten. Man hatte dabei auf seine schon früher einmal erfolgte Be strafung Rücksicht genommen. Gegen dieses Uttel erhob er Einspruch — der aber keinen günstigen Erfolg hatte — eS blieb beim alten, nur neue Kosten lamm noch hinzu. — — In den letzten Tagen ist hier ein neuer Industrie» ritter aufgetaucht, der eS hauptsächlich auf den Diebstahl von Lebensmitteln abgesehen zu baden scheint. Er schleicht sich zur Abendzeit insbesondere in solche Häuser ein. in denen sich eine Restauration oder eine Gastwirthschaft befindet, und e» find uns schon einige Fäll« mitgetheilt worden, in denen eS ilnr oelunor«. au« dort befindlich« Kellern Würste u. derA zu entführen. — — Die Baggermaschine Nr. 2 stieß am verflossenen Donnerstag beim Baggern in der Nähe des Pieschener Hafens auf einen großen Eichcnklotz von 9 Ellen Länge, an dem einen Ende 1 Elle 18 Zoll, am andern 1 Elle 12 Zoll im Durchmesser. Mit großer Mühe hat man jetzt dm schweren Klotz aus dem Wasser gehobm und an's Ufer gelegt. Es soll sich bereits ein hiesiger Holzhändler als Eigenthümer gemeldet haben mit der Angabe, daß ihm dieser Klotz vor Jahrm durch eine Hochflut!) entführt worden sei. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordne ten, den 16. November 1864. Nachmittags 5 Uhr. Tages ordnung: 1) Directorialvortrag aus der Rcgistrande. 2) Vor träge der Finanzdeputation über u) den Bau einer Kirche und einer Schule in der Pirna'schm Vorstadt u. s. w. t>) die Pflasterung eines Theilcs der Carusstraße mit boffirten Stei nen, c) die Verlegung der Hebcstclle für indirecte Abgaben am Falkmschlage u. s. w. 3) Vorträge der vereinigten Ver- fafsungs- u. Finanz-Deputation über ») die Gewährung eines Credits an den Ausschuß für das im Jahre 1865 abzuhal tende deutsche Sängerfest u. s. w. b) die Reorganisation des Feuerlöschwesens s. w. d. a. 4) Vorträge der Petitions deputation. Eventuell, 5) Separatsitzung des angesessenen Theiles. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Mor gen dm 17. d. M. Vormittags 9 Uhr, 1. wider den Oeco- nom Georg Vartzsch sen., 2. den Occonom Georg Rudolph Bartzsch jun, beiderseits aus Colm. 3. wider dm Privat expedient Gottlob Gustav Buschbcck in Dresdm, wegen Be trugs bei Verträgen. Vorsitz. Gcrichtsrarh Jungnickel. Tngesgefchjcht*. London, Montag 14. Nov.» 2 Uhr Nachmittag. Die Journale veröffentlichen eine Erklärung des deutschen Pastors Cappel, wonach Franz Müller auf dem Schaffst unmittelbar vor der Hinrichtung ihm seine Schuld mit den Worten be kannt habe: „ich habe es gethan." (Dr. J> Berlin. Die falschen Ein- und Zweithalerstücke, welche hier vorgekommen sind, tragen die Jahreszahlen 1784, 88, 96, 1844, 46 und 62 und sind nicht allein von Privatleu ten, sondern auch sogar schon von Steuerämtern angenommen worden. Von der Kriminalpolizei angestellte Nachforschungen haben nach dreitägigen Bemühungen, wie die „Voss. Ztg." mittheilt, zu der Entdeckung des Anfertigers und der Verbrei ter geführt, so daß deswegen bis jetzt 7 Personen verhaftet worden sind. Der Anfertiger ist ein Modelltischler, Namens Schmitlag, in dessen Wohnung auch der Apparat nebst Ma terial zu dem Falschmünzen gefunden worden ist, und muß derselbe das Geschäft ziemlich eifrig betrieben haben, da er gewöhnlich vier Metzen Kohlen täglich dabei verbrauchte. Als Haupthelfershelfer und Verbreiter ist ein Schneidergeselle ein- gezogen worden, der die falschen Stücke in der Musmhalle, im Orpheum, in der Walhalla und in anderen öffentlichen Lokalen, sowie bei Droschkenkutschern anzubringm sucht«.