Suche löschen...
Dresdner Journal : 14.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-03
- Tag 1887-03-14
-
Monat
1887-03
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 14.03.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W5S v«ru»»pret» r l» »»»"» «".1.«!».» ».t-d. ä««t.ck-» ^U»rUok! .... 18 Keickv« tritt ko«t- uoä »j jLLrlicL: t A»rk b0?s Ltvm^slmxrll»^ läoru Lu>r«Io« Iiunul.»rn: 10 kl. Lo^v»ätxu»x«xektttlr«ll, für äs» ktaum <-ioer ^-pvltsoso 2sils Usivsr Zckrikt 20 kf üvt<>r ..kin^«»»oät" äi« 2»U» bO kl. Kei a. 2i8ervL»t» »attpr. ^aüell»s- Lrvedeti»»»» kl^Iic^ mit ctsr 8oru»- ovä keiert^s» »d«n6». Montag, de« 14. März, abends. DresLnerIMmal. Zür die Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. 1887. Looovme rou L»««o6lss»L8»» »uenckrt»» Letxi^: F'r. t^omwimiouUr ä» I>r«»äo«r lourvol»; LowdniU LerU» Vie» LelpetU N»»«I >reel»«-kr»»tr»r< ». U.: Laaeenete,» ko-ter, S«rU» - Vt«L-LEd»rU- kr»^-l.«p«tU-rr»Lkk«rl ». N.-Nva«v«»: Koct. Lko««/ ?»ri, I-seto» - Lerltr» - rr»ollvrt » » - vvittUVt: Dai«-« «e 6Ä.,- L«rU»i /nrailci^n-tan^, Lreweo: L Lc-tott«,- Lr,«!»a: /, §ta»^e« , L^rean ^Lmil -tadot--, SSrUtii v. ^ac-/o/-«^, R«»»oe«r! (7. LoU« ». I.: Loret 6a. Ner»u,x«d«rr Kivisl krpeclltioo äee I>re,<tv« /ouru»l», Dr»«<isll, 2vio^eretr»—« Ho. 1g. Ämtlicher Teil. Dresden, 7. März. Se. Majestät der König baden den Geheimen Hofrath Or. pd et w«<i. Gustav Wiedemann zu Leipzig unter Enthebung von der ordentlichen Professur der Chemie und der Direktion de- physikalisch-chemischen Laboratoriums an der Uni- versität Leipzig zum ordentlichen Professor der Physik und Director des physikalischen Instituts an dortiger Universität Allergnädigst zu ernennen geruht. Bekanntmachung. Die nachstehende Bekanntmachung wegen Aus« reichung neuer ZinSscheinc zu den Schuldverschreibun gen der Reichsanlöihe vom Jahre 1879 wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 10. März 1887. Finanzmini st erium. Frhr. von Aönveritz. Wolf. Bekanntmachung wegen Ausreichung neuer Zinsscheine zu den Schuldverschreibungen der Reichsanleihe vom Jahre 1879. Die Zinsscheine Reihe III Nr. 1 bis 8 zu den Schuldverschreibungen der Deutschen Reichsanleihe von 1879 über die Zinsen für die vier Jahre vom 1. April 1887 bis 31. März 1891 nebst den Anweisungen zur Abhebung der folgenden Reihe werden von der König lich Preußischen Kontrolle der Staatspapiere hierselbst, Oramenstraße 92 unten rechts, vom 14. März d. I. ab Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage und der letzten drei Geschäftslage jedes Monats, ausgereicht werden. Die Zinsscheine können bei der Kontrolle selbst in Empfang genommen oder durch die Reichsbank hauptstellen und Reichsbankstellen, sowie durch die jenigen Kaiserlichen Oberpostkaffen, an deren Sitz sich eine solche Bankanstalt nicht befindet, bezogen werden. Wer die Empiangnahme bei der Kontrolle selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Be auftragten die zur Abhebung der neuen Reihe berech tigenden Zinsscheinanweisungen mit einem Verzeichniß zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unent geltlich z» haben sind. Genügt dem Einreicher der Zinsscheinanweisungen eine numerirte Marke als Em pfangsbescheinigung, so ist das Verzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. In letzterem Falle erhält der Einreicher das eine Exemplar, mit einer Empfangs bescheinigung versehen, sofort zurück. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen ZinSscheine zurückzugeben. In Schriftwechsel kann die Kontrolle der Staatspapiere sich mit den Inhabern der Zinsscheinanweisungen nicht einlassen. Wer die Zinsscheine durch eine der obengenannten Bank anstalten oder Oberpostkassen beziehen will, hat der selben die Anweisungen mit einem doppelten Verzeich- nlß einzureichen. Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurück gegeben und ist bei Aushändigung der Zinsscheine wieder abzuliefern Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten Ausreichungsstellen unentgelt lich zu haben. Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf rS zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Zinsscheinanweisungen abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrolle der Staatspapiere oder an eine der Fenilleto». Königl. Hoftheater — Neustadt. Am 12. März: „Der Oheim", Lustspiel in 5 Akten vom Verfasser von „Lüge und Wahrheit". (Neu einstudiert.) Die Ausgabe, einige der beliebtesten Stücke der Prinzessin Amalie von Sachsen nach und nach bei recht passenden Personalkräften wieder neu einzustu dieren, ist eine sehr angenehme für das Theater. Diese mit Gewissenhaftigkeit und reiner Liebe zur Sache ge arbeiteten Werke sind an sich ebenso dankbar für die Schauspielkunst, wie für die geistige, gemütvolle Unter haltung und Erheiterung der Zuschauer, denn die Dichterin hat sie wohl weniger aus der Absicht ge schrieben, Bühnenstücke darzubringen, sondern vielmehr aus dem Drange, gesellschaftliche Zustände, überall vor kommende, tief eingreifende Herzenskonflikte und vor allen, lebenSgetteue Charaktere zu schildern, ein Streben, welches ganz von selbst auf die dialogische Form füh ren und nach dem unmittelbaren szenischen Ausdruck verlangen mußte. So gestaltete sich bei dem littera- rischen Triebe, kurz und ohne epische Breite zu ar beiten und mehr in den Handlungen al« in den Wor ten der Menschen die Offenbarung ihrer Seele zu sehen, die dramatische Behandlung. Zugleich aber auch erwuchs daraus ein bescheiden ungeschminkter, sich aber stets gleich bleibender Reiz dieser Leistungen, die nur wenig der Veraltung unterworfen waren und auch hier und da im Falle einer solchen noch immer als Zeitbilder vergangener Sitten und Anschauungen fesselnd blieben Dieser Fall kommt auch dem gerannten Bankanstalten und Oberposttassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen. Berlin, den 18. Februar 1887. Retchsschuldenverwaltung. Sydow. Bekanntmachung, eine Anleihe der S adt Hohenstein betr Die Ministerien deS Innern und der Finanzen haben zu der vom Stadtrathe zu Hohenstein unter Zustimmung der Stadl verordneten daselbst beschlossenen Ausgabe von Schuldscheinen, welche aus den Inhaber lauten und seilen des letzteren unkündbar sein sollen, und zwar von 40 Abschnitten l,it zu je 1500 Mark, 80 Abschnitten l^it. 8. zu je 1000 Mark und 200 Abschnitten I.it 0. zu je 300 Mark, zum Zwecke der Ausnahme einer, mit Drei und ein halb vom Hundert jährlich zu verzinsenden Anleihe von Zwei Hundert Tausend Mark nach Maßgabe des vorgelegten Anleihe- und beziehent lich Tilgungsplanes die nach 8 1040 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderliche Genehmigung ertheilt, was andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, den 5. März 1887. Die Ministerien des Innern und der Finanzen, vou Nostitz-Wallwitz. Frhr von Könneritz. Münckner. Bttimmlmaäjung. Dem Ober-Postkassen-Buchhalter Sachse hier ist vom 1. März dieses Jahres ab die Rendantenstelle bei der hiesigen Ober-Postkasse unter Ernennung des selben zum Ober-Postkassen-Rendanten übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund von Art. 50 der Verfassung des Deutschen Reiches zu dieser Anstellung die landesherrliche Be stätigung ertheilt haben, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 9. März 1887. Finanz-Ministerium. Frhr. v. Könneritz. Bekanntmachung. Vom 1. April dieses Jahres ab wird das Neben zollamt II zu Hermsdorf im Hauptamtsbezirke Frei berg aufgehoben und dafür in Böhmisch-Moldau an der Frauenstein-Teplitzer Straße zur Abfertigung des Straßenverkehrs eine Expositur des dasigen Neben zollamtes I errichtet, die Zollrezeptur Holzhau ein gezogen und die Zollrezeptur Deutsch-Georgenthal zu einem Nebenzollamte II. Klasse erhoben. Solches wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 12. März 1887. Königliche Zoll- und Steuer-Direction. Schultz. Heinze. nichtamtlicher Teil. Wekegraphische Berlin, 14. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS ArmeeverordnungSblatt veröffentlicht eine Kömal. Ordre zur Ausführung deS neuen Mili- tärgesetzeS. Danach erhalten die neu zu errichten- den 4 Znfavterieregimenter sowie die neu zu er richtenden vierten Bataillone schon bestehender Regimenter ihre Garnisonen fast ausschließlich im Elsaß, in Baden und in der Rbeinprovinz. Nur S Bataillone erhalten an der Ostgrenze ihre Gar uison. Hier und in London liegen keinerlei Bestäti gungen der vom „Standard" unter Vorbehalt ge- brachten Meldung von einem angeblichen erfolg losen Mordversuch gegen den Kaiser von Ruß land vor. Lissabon, 13. März. W T. Bl Der Gouverneur von Mozambique ist angewiesen wor den, sich nach Eintreffen der Korvette „Bartho lome» Diaz", welche sich gegenwärtig im Roten Meere befindet, alsbald nach Sansibar zu begeben, die offiziellen Beziehungen zum Sultan wieder aazuknüpfev, demselben die demnächstige Ankunft eines Kommissars für die Regelung der streitigen Greuzfragev avzuzeigen und den beschlagnahmten Dampfer „Kilwa" zurückzugebev St. Petersburg, 14. März. (Tel. d. Dresdn Jouru^) Der Kaiser und die Kaiserin find mit dem Thronfolger gestern nach Gatschiva über- gefirdett Dresden, 14. März. DaS Kabinett Depretis. Se. Majestät König Humbert von Italien, welcher heute die Feier seines 43. Geburtstages begeht, dieser thatkräfnge und pflichttreue Fürst aus dem Hause Savoyen, hat leider Veranlassung, mit sorgenvollem Blick aus das Parlament seines Königreichs zu schauen. Schon seit 5 Wochen dauert die Ministerkrisis und wenn auch das Kabinett Depretis heute aus dem Grunde bleibt, weil keine andere mögliche Kombination zu finden war, so ist, wie man sieht, hierdurch nichts gebessert. Die Parteien suchen mit alter Beharrlich keit den Boden, auf welchem das Ministerium steht, zu unterwühlen. „Gehe weg, damit ich mich an deine Stelle setze", ist die Moral, welche die Mitglieder der Opposition im italienischen Parlament befolgen. Dieses war schon aus der am vergangenen Donnerstag am Eröffnungstag der Kammersession von Crispi gehal- tnlrü, seinen gegnerischen Standpunkt darlegenden Rede zu erkennen Der beharrlichen Unterwühlung der Führer der Opposition ist es gelungen, ihre Reihen für die von ihr verfolgten negativen Ziele noch zu verstärken. Zwar wurde das von Crispi beantragte Mißtrauens votum abgelehnt, aber nur mit 214 gegen 194 Stim men. Die italienische Deputiertenkammer zählt 508 Mitglieder, und man darf versichert sein, daß Depre tis alle seine Mannen zu den Fahnen emberufen hat. Gestimmt haben gestern aber nur 408 Deputierte. Wo sind die übrigen 100, die doch nicht alle eine triftige Entschuldigung für ihr Fernbleiben haben wer den? „Die Minderheit bei der gestrigen Abstimmung beträgt 194", schreibt die „Voss. Ztg", „da sich nun die Oppositionsparteien in der Kammer aus 135 Pcntarchisten, 37 Abtrünnigen der alten Rechten unter Rudini und 42 Radikalen, zusammen aus 214 De putierten zusammensetzen, so zeigt sich, daß die Oppo sition beinahe vollzählig auf dem Plane erschienen war. Das läßt sich von der Regierungspattei nicht behaup ten. Diese zählt nach dem Zusammentritt der neuge wählten Deputiertenkammer im vorigen Jahre 2X4 Mitglieder; außerdem schlossen sich ihr für gewöhnlich 10 Deputierte an, die ohne bestimmte Parteisarbe waren Und von diesen 284 oder 295 Deputierten haben sich gestern nur 214 für den Fortbestand der Regierung des Hrn. Depretis ausgesprochen. DaS ist ein Verlust von mindestens 70 Stimmen. Zugleich ist aber die gestrige Mehrheit um 14 Stimmen ge ringer als diejenige, mit welcher am 4. Februar d. I. das wegen der afrikanischen Katastrophe beantragte Mißtrauensrotum abgelehnt worden ist." Für den Wert der Politik des Grafen Robilant und deS freundschaftlichen Verhältnisses Italiens zu den europäischen Zentralmächten besitzt die Mehrheit der italienischen Politiker kein Verständnis, so daß an gesichts der gegenwärtigen Lage nur zwei Auswege bleiben, entweder Rücktritt des Ministeriums oder Auf lösung der Kammer. Die andere merkwürdige Erscheinung in den Reihen dieser so hartnäckigen Opposition zeigt sich darin, daß es dieser selbst an innerer Einigkeit fehlt, um positiv etwas zu leisten. So schreibt der „Voss. Ztg." bei spielsweise ihr römischer Mitarbeiter vom 8. d.: „Die Expentarchen und noch mehr ihre Preßorgane können sich noch nicht darüber zusrieden geben, daß der bittere Kelch der Regierungsgewalt an ihren Lippen vorüber gegangen ist, ohne daß ihnen auch nur Gelegenheit gegeben worden ist, ihn zurückzuweisen. Man erkennt an der Entrüstung, mit welcher die demokratischen Blätter die Rückkehr des alten Ministeriums be sprechen, den Grad von Enttäuschung, der ihnen durch die Lösung der Krisis berettet worden ist. Man er sieht ferner aus den seltsamen Erklärungen, welche diese Blätter für die Nichtberufung der Opposition ans StaatSruder aufstellen, wie sehr durch die ge täuschten Hoffnungen und die Selbstüberschätzungen ihr Urteil über die wirkliche Lage getrübt worden ist. Anstatt einzusehen, daß eine parlamentarische Minder heit, wie die sortschrittliche Opposition bis zu diesem Augenblicke es ist, keinen Anspruch auf die Regie rung hat, solange die Mehrheit imstande und Willens ist, ein Kabinett zu bilden, bemühen sich die Oppo sitionsblätter, nachzuweisen, daß Jntrigue, Lug und Trug ins Werk gesetzt worden seien, um ihre Partei nicht zur Macht gelangen zu lassen. Die „Tribuna* will herausgesunden haben, daß man boshafter Weise auSgesprengt und an entscheidender Stelle den Glauben erzeugt habe, als werde ein Kabinett Cairoli oder Crispi ein verkapptes radikales Kabinett sein. Das Blatt giebt vor, es sei zu diesem Behufe arglistig sowohl der im „Rappel" erschienene Brief Crispis weit verbeitet als auch das Wahltelegramm Cairoli» zu gunsten des Radikalen Guelpa über die Maßen aufgebauscht und falsch auSgelegt worden. Sollte die „Tribuna" im Ernste glauben, daß diese beiden unter geordneten und fast vergessenen Thatsachen auf die Lösung der Krisis irgend einen Einfluß geübt haben, so stellt sie der Sachkenntnis und dem politischen Ver stände des Monarchen ein ungünstigeres Zeugnis aus, als es je einer der Führer der Opposition gethan hat. Tie letzteren haben ohne Ausnahme nicht bloß der hervorragenden Einsicht und verfassungsmäßigen Kor rektheit des Königs Humbert oft die unumwundenste Anerkennung gezollt, sondern auch Beweise genug für ihre monarchische Gesinnung und politische Loyalität geliefert. Daß ein Ministerium von Expentarchen kein radikales sein würde, weis jedermann, ebensogut wie es allgemein bekannt ist, daß ein Crispi oder Nicotera als Minister des Innern doppelt so ener gische Vertreter des Autoritarismus sein würden, wie Depretis es ist." „Wie wenig die Furcht vor dem Radikalismus der Fortschrittlichen es ist, welche ihrer Berufung an das Staatsruder entgegensteht, hätte die „Tribuna" schon aus den mit Crispi angeknüpsten Unterhandlungen er sehen können. Wenn ein Diann wie der Senator Saracco dem fortschrittlichen Führer wiederholt und dringend das Portefeuille des Innern anbletet, so muß gewiß keine Besorgnis vor dem Eindringen des Radi« „Oheim" in recht dankenswerter Weise als Gewinn zu gute. Dieses Lustspiel hatte eine fleißige Einarbeitung gefunden und wurde gar munter, in manchen Szenen sogar mit anmutiger Feinheit gespielt. Frau Beyer, Hr. Porth, Frl. Diacono (Frau v. Stürmer, der Oheim Or. Löwe, Anna) ergriffen mit Eifer die ihnen reichlich gebotene Gelegenheit, zum Gelingen der will kommenen Abendunterhaltung beizutragen und errangen je nach ihren Ausgaben einen ganz vorzüglichen Er folg. Ferner waren noch besonders in den Neben personen Frl. Schendler und die Herren Bauer, Dettmer und Erdmann thätig. O. B. Nur eine Strophe. Novelle von Erich Norden. (Fortsetzung.) Da stand Eleonore neben einem älteren Herrn, und Etelka legte unwillkürlich die Hand über ihre Augen; ihr war's, als sei sie geblendet. Eleonore erschien wie in einen weißen Spitzenschleier gehüllt, aus dem hier und da Teile eines prachtvollen Sma- ragdschmuckeS hervorschauten. Wieder und wieder mußte Etelka ihren Blick auf das Goldhaar heften, und das Goldhaar that ihr weh. Wenn Eleonore ihr Haar jetzt auflöste, mußte sie eine Lorelei sein, wie Sage und Posie sie nicht herrlicher beschreiben konnten. Etelka stand vom Fenstervorhang ein wenig ver borgen, al» Doktor Miesner eintrat. Sie sah, wie sein erster Blick auf Eleonore fiel, und wie er zu sammenschrak, und Hötte das Wort „Lorelei* seinen Lippen entschlüpfen. Er war noch nicht Herr seiner Erregung, als er jetzt Etelka begrüßte, und sein Glück wunsch wurde nicht so ausgesprochen, wie er beabsich tigt war, und er Hötte kaum den Dank, den Etelka für den Blumenstrauß abstattete. „Gnädiges Fräulein, wer ist diese Dame?" fragte er hastig. „Meine Kousine v. BurgSdorff, die wir, wie Sie wissen, erwarteten.' Der Doktor begrüßte jetzt die Baroneß und den alten Professor: „Erlauben Sie, daß ich Sie meiner Nichte vorstelle', sagte dieser freundlich. „Liebe Eleo nore, ein junger Freund von mir, Herr Doktor MieSner.* Eleonore wandte sich um. Ihre großen Augen schienen noch größer zu werden, und unter ihrem bezaubernden Lachen rief sie: ,Hier finde ich meinen namenlosen Retter wieder, den ich wirklich jetzt für ein Gebilde meiner Phantasie gehalten!" Und sie streckte dem Doktor ihre Hand entgegen. „Du kennst Doktor Mtesner?" fragte der Professor erstaunt. ,Lch kannte ihn und kannte ihn nicht, Onkel. Ich habe vor länger als einem Jahre in Wiesbaden bei lebenden Bildern mitgewirkt und eine Lorelei dar gestellt. Wie der Herr Doktor hinter die Koulissen gekommen ist, weiß ich nicht, ich weiß nur, daß ich, als ich schließlich von meinem Felsen herunterstieg, strauchelte und in deS Rheines grüne Fluten hinein- aefallen wäre, wenn ein Herr mich nicht in seinen Armen aufgefangen hätte. Die anderen Mitwirkenden umringten mich so schnell, daß mein rettender Ritter mir ganz entschwunden war und ich ihm nicht einmal meinen Dank abstatten konnte." Doktor Miesner hatte sich zurückgezogen, um in Etelkas Nähe zu kommen. Als er jetzt vor ihr stand, schien er wieder er selbst, und als er in die schwarzen Augen schaute, kam eine plötzliche Ruhe über ihn. Er reichte Etelka die Hand. „Lassen Sie mich jetzt meinen Glückwunsch noch einmal aussprechen, mem gnädiges Fräulein, und verzeihen Sie meine vor herige, augenblickliche Zerstreutheit, aber ich war so überrascht, in Ihrer Kousine eine Dame wiederzufindcn, die" „Sie nie vergessen können,* unterbrach Etelka ihn mit eigentümlichem Lächeln. „Sie haben ja Ihre Lorelei wiedergefunden." Fragend schaute der Doktor Etelka an. „Ja, haben Sie denn vergessen, Herr Doktor, was Sie mir während unsrer Rheinfahtt erzählten, ange sichts der Lorelei?' l)r. Miesner fühlte sich freudig erregt, daß Etelka sich dessen erinnerte, was er ihr damals gesagt, wurde aber an einer Antwort gehindert. Lieber Doktor," sagte eben Professor Holtz- Haufen und klopfte ihm aus die Schulter, „wir gehen zu Tisch," und Doktor MieSner reichte Etelka den Arm. An der schöngeschmückten Tafel hatten ihm und Etelka gegenüber Eleonore und ein iunger Professor ihre Plätze, und Eleonore verstand auf geschickte Weise Doktor Miesner immer wieder ins Gespräch zu ziehen. Als Eleonore gerade wieder lachte, wandte sich EtelkaS zweiter Nachbar zu ihr und sagte: „Dem
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite