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Uabemuer Anzeiger Erscheint rienStag, Donnerstag u. Sonnabend. AbonnementSpretS einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie einer illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. r - r V Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Zkltling sur Tharaud, Ätlstrsdarl, — Klein» «nd Grohölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cobmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikalionslraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 77. s«r»sprecher: Amt L-ub-n U4. Donnerstag, den 2. Juli 1W8. Fernsprecher: «int Deube» 114. 21. Jahrgang. Bekanntmachung, Wasserleitung betreffend. Mit Rücksicht darauf, daß durch die an haltende trockene Witterung ein Zuiückgehen der ^giebigkeit unserer WasserleitungSquellen er- !°lgl, wird die hiesige Einwohnerschaft gebeten, dem Leitungswaffer möglichst sparsam umzugehen. Insbesondere wird ersucht, etwaige Defekte der Wasserleitungshähne, durch welche fort währendes Tropfen und Weglausen des Wassers "folgt, sofort zu beseitigen. Das vielfach erfolgende Bespritzen der Gärten, Bäume, Wege usw. wird hiermit bis auf Weiteres untersagt. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 75 Mark oder entsprechender Haft ge ahndet, ev. wird auch mit Entziehung des Wassers vorgegangeu. Rabenau, am 29. Juni 1908. Der Stadtrat. Nur Nad un<l fern. Rabenau, den 1. Juli. — Bei der städt. Sparkasse zuNabenau lvurden im Monat Juni d. IS. 279 Ein zahlungen im Betrage von 23141,82 Mark geleistet, dagegen erfolgten 130 Rückzahlungen Nn Betrage von 17 926,63 Mark. — In der Hauptversammlung der Tha randter Bäcker - Innung hat man einstimmig dm Beschluß gefaßt, eine Jnnungs- Kranken kasse zu gründen. Zum Bezirk der Innung gehören u. a. Rabenau, Hainsberg und ^oßmannSdorf. — Wiederum ist ein Nadsahrer aus der Nmen Straße mit seinem Vehikel zu Falt gekommen. Der 16 Jahre alte Laufbursche Max Mühle hier stürzte am Sonntag unweit Eckersdorf vom Rade und zog sich eine "icht unbedeutende B^inverletzung zu. — Die Loszahl der LandeSlolterie soll von kOOOOO auf 110 000 erhöht werden. — Eine in hiesiger Gegend ziemlich allgc- wsiu bekannte und beliebte Person, Herr Hähne, Sekretär bei der Königlichen Ämtshauplmann- ichast Dresden-Altstadt, ist im Alter voir 40 Jahren infolge von Typhus gestorben. — Gegen die Angebereien in der Schule richtet sich ein Erlaß deS Obeipräsi- dmteu der Nheiuprovinz. ES heißt darin: In einzelnen Lehranstalten ist eS Brauch, Schüler mit dem Amte eines Ordners oder klassenwarts zu beauftragen. ES liegt ihnen ob, Schwämme und Kreide bereit zu halten, die Tafel zu reinigen, dein Lehrer das Klassen buch vorzulegcn, daS Oeffnen und Schließen der Fenster zu besorgen, dem Lehrer im natur wissenschaftlichen Unterricht Handreichungen zu Listen usw. Innerhalb dieser Grenze ist nichts anzuwenden. Dagegen ist eS nicht zu billigen, baß einzelne Schüler mit einer Art vonUtber- Wachnng ihrer Mitschüler beauftragt und angewiesen werden, anzuzeigen, welche Schüler bvr und nach dem Unterricht der Schulordnung Zuwider gehandelt haben." Zum Schlüsse wird die Hoffnung ausgesprochen, daß solche Miß stände überall abgestcllt werden. — DaS Ministerium des Kultus und öffent- iichen Unterrichts ernannte den seil 1888 an der NiederhäSlicher Schule wirkenden Lehrer Klein in Anbetracht seiner Verdienste um das Schulwesen zum Oberlehrer. — Vor einiger Zeit erst wurde bei der Stadtsparkaffe zu Limbach bei Chemnitz, als Geschäftsstelle des dortigen Rabatlspaivereins, Rabatt buch zur Einlösung vorgelegt, aus welchem Blätter herauSgenommeu waren. Wn Freitag wurde wiederum versucht, ein Elches Sparbuch in bare Münze umzusetz'n, da- 100 Rabattmarken zu wenig aufwies. Um ledoch diesen Mangel zu vertuschen, waren in geschickter Weise zwei Blätter mit Kleister zu sammengeklebt worden — und diese unlau teren Manipulationen nm eines kleinen Vor teiles willen. — In der Mühlenbauaustalt von Gebr. Seck, Eisenwerk Schmiedeberg, geriet ein Tischler in die Abrichtmaschine, wobei er sich schwere Verletzungen an der rechten Hand zuzog. — Ein zum mindesten nicht ganz schlecht erfunder Witz wird wie folgt erzählt: Als dieser Tage eine Abteilung Infanterie aus dem Plaue tischen Grunde kommend, nach der Kaserne zurückmarschierte, trug sich ein heiteres Intermezzo zu. In früherer Zeit wo die Chauffeegeldeinnehmer noch bestanden, war eS für die Soldaten ein Hauplvergnügen, die Einnehmer mit „Eins — zwei — drei — Mocg'n Herr Einnehmer" zu begrüßen, um je nach der Gemütsverfassung die alten Herren zu erfreuen oder zu ärgern. I tzt sucht sich der Soldatenwitz andere Opfer. Es kam der Abteilung ein von einem Bäuerlein geleitetes Eselfuhrwerk entgegen; sofort ging, offenbar von dem jeder Abteilung zugeteilten Kompag nie-, Batterie- oder ESkadrouSwitzbold aus gehend, ein Flüster» durch die Reihen. Ais daS Fuhrwerk näher kam, schallte es lustig: „Gut'» Morg'n miteinander". Verdächtig fei xend ging der Gefoppte auf den Scherz ein und revanchierte sich mit dem Gegcugruße: „Schön Dank ooch — ihr Viele!" Der Haupt mann drehte sich lachend auf seinem Pferde um rind meinte: Na, da seid ihr mal gründ lich hineingefallen!" — Der Fortbildungsschüler R- in Döh len wurde durch den Kgl. Bezirksschulinspektor vor versammeltem Lehrerkollegium und den Fortbildungsschulklassen, nachdem er durch die Polizei zwangsweise zugeführt worden war, auS dec Fortbildungsschule schimpflich aus- gestoßen. Ec Hal einen großen Teil seiner Fortbildungsschulzeit, daS eine Mal ein volles Jahr, im Gefängnis zugebracht. Er besuchte die Fortbildungsschule grundsätzlich nicht und ließ sich lieber wegen Schulversäumnis bestrafen und die Geldstrafe, die er nicht bezahlen konnte, in Haft umwandeln. Die Ausstoßung ist die härteste gesetzliche Schulstrafe, die einen Foit- bildungsschüler treffen kann. — Durch einen Sturz vom Barren war kürzlich der 19jährige Sticker Paul Röder in Hin ter Hain bei Auerbach beim Turnen verunglückt. R. ist am Montag im Zwickauer Kcankenstifte seinen Verletzungen erlegen. — Eine interessante Beobachtung hat dieser Tage ein Geflügelzüchter in Meißen an einer brütenden Henne gemacht. Die Brutzeit nahte ihrem Ende und schon waren vier mun tere Küchlein ausg.kiochen, als die Henne die Brutstätte verließ, ein unterliegendes Ei an- hackle und unter ausfälligem Gegacker so lange im Stall umhertrug, bis ihr von ihrer Wär terin die Tür g>öffnet wurde. Hier warf sie das Ei ab und begab sich wieder an ihre Brutstätte zurück. Ein unangenehmer Geruch verbreitete sich bald und brachte auch die Lösung des Rätsels. Außer mehreren Eiern der eigenen Zucht waren der Henne noch einige gekaufte Eier untergelegt worden, wo von eines während des Brütens in Fäulnis übergegangen war; der feine Gernchsinn des Tieres hatte ihr instinktgemäß die Entfernung deS faulen Eies eingegeben. — In Teuchern wurden sämtliche sechs sozialdemokratischen Stadtverordneten-Mandate wegen Boykottandrohung für ungültig erklärt. — Am Montag begann in Freiberg die SchwurgerichtSverhandlung gegen die des Mordes angeklagte Bürgermeisterstochler Grete Beier aus Brand. Sie erschien in schwarzer Kleidung rind nimmt mit ruhigem Gesicht auf der Anklagebank Platz. Nach dem EiöffnungS- beschluß soll sie ihren Bräutigam, den Inge nieur Preßler mit Cyaukali vergiftet und daun erschossen und das Testament, iu dem sie sich als Alleinerbin eingesetzt, gefälscht haben- Grete B yer wird ausgefordert, sich hierzu zu äußer«, sie bittet aber au Stelle ihrer Ver nehmung eine Erklärung mit allen ihren An-^ gaben verlesen zu dürfen, die sie selbst auf gestellt habe. Landgerichtsdirektor Nudock lehnte dies ab. Die Angeklagte schweigt lange Zeit. Dann leg! die Angeklagte ein offenes Geständ nis ab, den Ingenieur Preßler, nachdem sie die Verlobung mit ihm gelöst hatte, vergiftet und erschossen zu haben. (Siehe 2. Seite.) Freiberg. Im Mordprozetz Grete Beier wurde die Angeklagte zum Tode, zu 8 Jahren Zuchthaus uud dauerndem Ehrverlust verurteilt. — Kleine Notizen. In Seifersbach bei Mittweida durchschnilt sich der 38 Jahre alle Zimmermann Dathe die Kehle. Im Krankenhaus ist der Schwerverletzte gestorben. — In der Nacht zum 29. Juni brannte die bei Freiberg gelegene, zu Conradsdorf gehörige Fuchsmühle nieder. Die Flammen fanden in den großen Gctreidevorräten reiche Nahrung. Während das große massive Mühlengebäude vollständig den Flammen zum Opfer fiel, konn ten die Wohn-, Stall- und Scheunengebände erhalten werden. — Durch einen noch unauf geklärten Zufall geriet der Mühlknappe Hart mann in der Mühle zu Man lisch atz in daS Mühlenrad uud wurde von den Schaufeln schwer verletzt. Außer Verletzung des Rückens und der Arme erlitt er einen schweren Schädel bruch, der eine Drepanierung nötig machte, um Knochensplitter zu entfernen. ES zeigte sich dabei, daß auch das Gehirn verletzt war. Trotzdem ist die Operation so verlaufen, daß man hofft, den Verletzten durchzubringen. — Der Handarbeiter Gipser in Lößnitz i. E. wurde auf der Auer-Straße bei der Heimkehr von der Arbeit von einem Radfahrer aug?» fahren. Er fiel dabei so unglücklich auf den Hinteikopf, daß er einen Schädelbruch erlitt. Er ist seinen Verletzungen erlegen. — Durch Unvorsichtigkeit tödlich verletzt wurde ein Sohn des Schneiders Müller inBantze n. Ein Verwandter des KiischenpächterS Schmcr- der hantierte in der Temmritzer Kirschenallee mit einem alten geladenen Gewehr. Plötzlich krachte ein Schuß, und durch beide Beine gc- troffen fiel der in der Nähe stehende 11jährige Knabe zu Boden. Schwer verletzt mußte er ins Krankenhaus transportiert werden. — Das 13jährige Mädchen Schöne in Nossen erlitt durch Explosion eines Spirituskochers am gan zen Köiper schwere Brandwunden, an denen daS Mädchen kurze Zeit nach dem Unfälle ver storben ist. Dresden. Die Frage der Begründung einer alljährlichen „Dresdner Woche", ähnlich der Wiesbadener Woche ist jetzt im Verein zur Förderung Dresdens und deS Fremdenveikehrs eingehend beraten worden. Eine bestimmte Entschließung wurde noch nicht gefaßt, man beschloß vielmehr, die Frage im Vorstande weiter zu beraten.. — In Dresden-Pieschen erschoß sich ein 30 Jahre alter Steingutarbeiter Striegler. Schwermut wird als Beweggrund zur Tat bezeichnet. — In Dresden-Striesen war die Ehe frau des Straßenbahnschaffners Wolf damit beschäftigt, auf einen Kocher Spiritus aus einer Blrchkanne aufzugießen, deren Inhalt explodierte, wobei die Kleider der Frau in Brand gerieten, die sich darauf hilferufcnd auf den Fußboden der Treppe nflur warf, wo es dem Porz-llanmaler Broz und seiner Frau gelang, ein Weiterbrennen der Kleider zu ver hindern. Trotz deS schnellen und tatkräftigen Einschreiten der beiden trug die Verunglückte am linken Arm und an den Händen schwere Brandwunden davon; auch hatte Frau B-oz einige leichte Brandwunden erlitten. — Eine in den 60-r Jahren stehende Dame aus Dresden verunglückte ans der DreSden-Meißner Staatsstraße zwischen Kötz- schenbroda und Zitz sch ewig durch ein von Dresden kommendes mit vier Personen besetztes Automobil. Die Bedauernswerte wurde von dem Automobil überfahren, brach ein Bein und wurde am Kopf und Armen schwer verletzt. Ein in dec Nähe wohnender Arft lei stete den ersten ärztlichen Beistand und ver ¬ anlaßte die Ueberführung nach einem Dresd ner Kraiikenhause. Das Unglück ist nach an gestellten Ermittelungen durch eigenes Verschul den der Dame entstanden. Das Automobil setzte die Weiterreise nach Chemnitz fort. — Die Gewerbeuuternehmer des bisherigen Gewerbeaufsichtsbezirkes Dresden werden darauf aufmerksam gemacht, daß nach der Verordnung des Kgl. Ministeriums deS Innern vom 5. Juni 1908 vom 1. Juli dieses Jahres ab in sofern eine Aenderung eintritt, als dieser Auf- sichlsbezirk geteilt wird. — Es bestehen dann von diesem Zeitpunkte ab die Kgl. Gewerbein- sp.kiion Dresden I, umfassend den den Stadt bezirk Dresden rechts der Eibe und die Königl. Amtshauptmannschaflen Dresden-Neustadt und Pirna, die königl. Gewerbeinspcktion Dresden II, umfassend den Stadtbezirk Dresden links der Eibe und die Kgl. Amtshauplmannschast DreSden-Allstadt. — Vorstand der Kgl. Ge- werbeinsp ktiv» Dresden I (Bureau: DreSden- N., Bautznerstraße 23, II., Seitengebäude) ist Herr Gewerberal Heine, der Kgl. Gewerbeiu- speklion Dresden II (Bureau: Münchnerplatz 6, III.) ist Herr Gewerberat Maukisch. — O b e r w ie s e n t h a l ist abermals von einem großen Schadenfeuer heimgesucht worden. Im sogen. Brunnerhaus an dec Zechengaffe kam Feuer aus, daS sich infolge der herrschenden Windrichtung auch auf vier andere in der Nähe stehende Häuser ausdehnte und sie voll ständig einäscherte. — Erne Viehschmugglerbande, die mehrere starke Ochsen bei sich führte, wurde in der Nacht zum Sonntag auf der Goppl as- grüner Höhe von zwei Gcenzjägern gestellt. Von den aus Böhmen stammenden Ochsen konnte nur einer den Schmugglern abgenom- men werde«. Letztere entkäme« im Eftbacher Walde. — Vom Landgericht Bautze« erhielt wegen versuchten Raubes und versuchten Tot schlages der 17jährige Gärtnerlehrling Paul Hermann Duchala ans Rittergut Glosse« bei Leipzig eine Gefängnisstrafe von 4 Jahren. Der Lehrling hatte die auf demselben Ritter- gute bedienstete 36 Jahre alte Arbeitersehefrau Günther im Gewächshaus überfallen, ihr eine Schlinge über den Kopf geworfen, sie zu Bo den gerissen, gewürgt, wobei Duchala auf sei nem Opfer kniete und eS zu berauben suchte, Als die Frau schrie, steckte er ihr ein Taschen tuch in den Mund. Der sich heftig wehrenden Frau gelang es frei zu kommen, worauf der jugendliche Verbrecher seine Taschenpistole zog uud der Frau ins Gesicht schoß. Darauf rich tete Duchala die Waffe gegen sich selbst und schoß sich dreimal in den Kopf. Die Wunden waren nicht tödlich. Leipzig. Der Handclshof, dem die Häuser eines ganzen StraßengevierleS zum Opfer fielen, erhebt sich schon mit seinen Grund mauern über das Straßenniveau, und in diesem Jahre noch wird er im Rohbau fertiggestellt sein, ein Zeichen, daß es mit der Leipziger Messe nicht rückwärts, sondern vorwärts geht. DaS beweisen die alljährlich neu entstehenden Meßpaläste, deren Räume meist schon ver mietet sind, bevor »och daS Grundstück erbaut ist. — Ein beim Schleusenbau inLeipzig - Lindenau beschäftigter Arbeiter wollte in einem nahe gelegenen Schlensenschacht eine Flasche Bier kalt stellen. Ec stürzte jedoch dabei in den 14 Meter tiefe» Schacht. Ein Arbeitskollege, der ihm zur Hilfe eilen wollte, halte daS gleiche Schicksal. Sie sind beide ertrunken. Die Feuer wehr ist dabei, den Schacht auszupumpen, um die Leichen bergen zu können.' Die Verun glückten sind zwei Familienväter, der 30jährige Oskar Hesse und der 31jährige Paul Rosenberger. — Ueber Alexaiidropol ist ein Wolken bruch niedergegangen; infolge der Ueber- schwemmung sind 100 Menschen ertrunken. — Grete B ei e r aus Brand hat mit dem Leben abgeschlossen; sie soll gesagt haben: „Ich möchte gerne sterben, wenn es nur nicht auf dem Schafott sein müßte."