Volltext Seite (XML)
Erscheint: Mlimoch und Soiiilabeiik,. Als Beiblätter: l . Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2 i^andwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis Biertelj chrl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Blatt Amts und des Städtisches des Aönigl. Amtsgerichts Vorm.19 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst' Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und. T. L. Daube t Tomp Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. ZAerat-^ z° WuLsnitz. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. NbunuudvisrjigAsr Aahogaug. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Nr. 15. 2». Februar 18S7. Sonnabend. Bekanntmachung. Das Abladen von Eis und Schnee in den Feuergraben, sowie das Einwerfen von Unrath und Geröll jeder Art in denselben wird hiermit bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 150 Mark oder entsprechender Haft verboten. Pulsnitz, am IS. Februar I8S7. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Der FleischermeMer Otto Kreischt in Dresden beabsichtigt, in dem unter Nummer 105 des Brandversicherungscatasters Nummer 61 des Flurbuchs für Pulsnitz M. S. gelegenen Giundstnck eine Schlächterei >u errichten. Nach Z >7 der Reichsgewerbeordnung wird dreS nnt der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hier gegen, so weit sie nicht auf besonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t K a m e n z , am io. Februar 1897. vou Erdmanusdorff. Der türkisch-griechische Kampf. Die Zeit der Langenweile in der Politik ist gänzlich vorüber. Die Griechen haben dafür gesorgt. Sie haben, um für sich die Honigwabe Kreta dem armen kranken Mann am goldenen Horn zu eskamotiren, bös ins Wes pennest gestochen. Während man sonst von Griechenland keinen Kreuzer zu sehen bekommt — die deutschen Gläubiger wissen davon ein betrübliches Lied zu singen —, hat ein griechischer Kreuzer die Sprache der Kanonen zu sprechen gewagt und einen türkischen Kreuzer anzuschießen versucht, in feinem und der Türken Interesse glücklicherweise ohne sich gegenseitig Schaden zu thun. Der Schuß traf aber ins Schwarze. Die eigenilich stets uneinigen Großmächte sind durch ihn derartig aufgerappelt worden, daß sie wirk lich einmal einig sind. Sie haben dem griechischen Kronen sohne Georgios bedeutet, daß vor der Hand wenigstens sm ihn und seine Familie die krelensische Trauoe noch nicht reis sei. Den Griechen durfte Kreta nicht bleiben, wenigstens vorläufig, also — occupirten es die Mächte selbst. Mil Genehmigung der türkischen Behörden wurde Kanea, die eine der vielumstrittenen Städte, Montag, Abend gegen 6 Uhr besetzt durch ein Detachement von 100 Russen, 100 Franzosen, 100 Engländern, 100 Italienern und 50 Oesterreichern. Das Detachmcnt ist befehligt von einem italienischen Offizier. Ein zweites Detachement, befehligt von einem französischen Offizier, in gleicher Stärke und Zusammensetzung hält sich bereit, sich auszuschiffen. Aut den Wällen der Stadt sind englische, russische, italienische und österreichische Fahnen aufgepflanzt. Dem griechischen Geschwaderkommandanlen wurde die Occupation Kaneas notifizirt. Das Reutersche — beiläufig bemerkt im eng lischen Solde stehende — Bureau fügt dieser seiner tele graphischen Meldung die naive Bemerkung zu, daß diese gemischte Besetzung Kretas durch die Truppen der Mächte allgemeine Befriedigung Hervorgei usen habe. Es fragt sich nur, wer der befriedigte Theil sein soll. Die Griechen? Das ist kaum zu glauben. Denn sie hätten sich ohne das das Eingreifen der Großmächte natürlich bereits in den Besitz Kretas gesetzt. Die Türken? Das ist auch sehr zweifelhaft. Denn mit der Zeit haben die wackeren Mos limen die uneigennützige Freundschaft der Mitwlrkenden im europäischen Konzelt doch einigermaßen richtig zu würdi gen gelernt. Wenn die Mächte auch auf Kreta den Grie chen in den Arm gefallen sind und sich scheinbar als wirk liche Garanten des türkischen Besitzstandes aufgespielt haben, so haben sie andererseits doch die Türken wieder gehindert, in Thessalien Truppen zusammenzuziehen. Dort wollte die Türkei eventuell Vorstößen, um für ihre Unterthanen in Kreta Lust zu machen. Daran wurde sie gehindert, während Griechenland — Niemand weiß, woher eS dazu die Mittel nimmt — Truppen über Truppen ausbietet, um auch dort, an der thessalischen Grenze, kampfbereit aufzutreten. Es ist natürlich, daß bei dem aufgerollten griechisch türkischen Konflikt sich Parteien bilden, daß die einen für diese, die andern für jene Seite sich erwärmen. Was die Sympathien Deutschlands anlangt, so haben wir keinen Grund, irgendwie Partei zu nehmen. Die Zeiten der Griechknmüllerei sind bei uns gründlich vorüber, desto mehr zeigt sich eine griechenfreundliche Strömung in England, Italien und Frankreich, eine Stiömung, die be refis Eng lands sich bereits in Geldspenden umgejetzt haben dürfte, denn sicher bezahlen die Engländer für Griechenland die Mobilmachungskosten. Wer Griechenland und seine Ve» hällnisse kennt, weiß, daß man da muß singen: 0 jorum, jsruw, joruw, stets fehlt der usrvuo rvrum l Die griechi schen Größen, deren Namen jetzt in den Telegrammen ge nannt werden, wie Oberst Vasian, Lambrides u. a. m. ind nach unsern deutschen Begriffen von recht zweifelhafter Güte. Wie sich Deutschland als Reich zu den kretischen An gelegenheiten stellt, erhellt aus folgenden Telegrammen deS offiziösen Wolff'schen Bureaus: Die Vorstellungen, welche am Sonntage die Vertreter sämmtlicher Großmächte m Athen unter Hinweis aus die auS der völkerrechtswidrigen Haltung Griechenlands für den europäischen Frieden sich ergebenden Gefahren gemacht haben, sind von dem griechischen Minister des Aeußern mit der Erwiderung beantwortet worden, daß Griechenland Kreta besetzen werde. Nach diesem Vorgänge erachtet es die kaiserliche Regierung zunächst nicht mehr ihrer Würde entsprechend, weitere diplomatische Schritte in Athen zu thun. OerMche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge sür dielen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Auch in unserer Stadt ist die 400. Wie derkehr des Geburtstages von Philipp Melanchihon viel fach und würdig gefeiert worden. Zunächst wurde durch den FestgotleSdienst und die Festpredigt am Sonntag die hohe Bedeutung des Gottesmannes hervorgehoben. Am D enstag Vormittag wurde in den einzelnen mittleren Klaffen unserer Stadtschule von ihren Klassenlehrern durch Vortrag, Gebet und Gesang für eine angemessene Feier gesorgt, während die Oberklassen sich um 10 Uhr zu einem Äktus versammelten, bei welchem auch Herr Bürger meister Schubert, Herr Oberpfarrer Prof. Kanig und das Lehrerkollegium anwesend waren. Nach Choralgesängen und einigen schönen dreistimmigen Chören hielt Herr Direktor Dreher den Festvortrag, m welchem er sehr anschaulich und fesselnd über Leben und Werk Melanchthons sprach. Am Abend hatte sich aus Veranstaltung deS Herrn Oberpfarrer Prof. Kanig eine den Schützenhaussaal füllende Versamm lung zusammenge unden. In seinem Festvortrag schilderte der Genannte ausführlich und vorzüglich das Leben Me- lanchihons und insbesondere sein Wirken und Kämpfe» an Luthers Seite. Eine weitere die Herzen bewegende und erhebende Ansprache hielt Herr Pastor Schreiber aus Gersdorf, den Lebensabend und das selige Sterben Melanchthons behandelnd. Entsprechend umrahmt wurden die beiven Reden durch Chorgejänge und passende von den vereinigten Männergesangveremen gut vorgetragene Chöre. In seinem Schlußwort regte Herr Oberpfarrer Prof. Kanig eine Sammlung freiwilliger Beiträge an zur Gründung eines Fonds sür eine Gememdediakonie in unserer Parochie,für welchen Zweck bereits srüher von einer aus Pulsnitz ge- bärtigen Dame ein Sparkassenbuch geschenkt wurde. Die Sammlung ergab 100 Mark. Möge der Tag nicht fern sein, an welchem eine schon ost von Manchem sehnlichst gewünschte Diakonissin als Krankenpflegerin auch in unserer Siadt ihr fegensvolles Amt antntt I Freilich ist dazu noch viele thatlräftige Hilse der Gemeindeglieder, insbesondere der begüterten, nöthig. PulSnitz. Im festlich geschmückten Saale des Schützenhaujes feierte am Donnerstag Abend die hiesige freiwillige Feuerwehr ihr 30. Stiftungsfest, zu welchem sich die geladenen Ehrengäste, sowie die Mitglieder mit ihren Angehörigen zahlreich eingesunden hotten. Seinen Anfang nahm das Fest durch ein gut ausgesührtes Concert, den Einakter: „Feuerwehr und Turnerbund", welcher so recht angethan war, die LachmuSkeln in Bewegung zu setzen und von den Darstellern vorzüglich gespielt wurde, in sich schließend. Noch Beendigung deS Concertes nahm die Wehr im Saale Aufstellung und fand durch Herrn Bürgermeister Schubert unter herzlicher Ansprache die Ueberreichung des von Sr. Maj. König Albert gestifteten Ehrenzeichens sür 25 jährige Dienstzeit an Herrn Schuhmachermeister Ernst Führlich, sowie des Diploms des Landesausschusses sächsischer Feuerwehren sür 20 jährige Dienstzeit an Herrn Sattler meister O. Seipke statt. Ersterem wurde auch vom Pionier zug ein Kaffee-Service geschenkt. Der Ueberreichung folgte ein dreifaches Hoch auf den allerhöchsten Protektor Sr. Maj. König Albert. Welter- Auszeichnungen erhielten die Herren Moritz Boden und Paul Bormann sür 10 jährige Dienst, zeit durch Uebergabe der Litzen. Den vier Gründern der Wehr, Herren Julius Hänsel, Reinhold Gude, Julius Fischer und Eduard U ban, welche 30 Jahre ununterbrochen treu gedient, wurden sodann Seitens des Herrn Stadtrath Richard Borkhird unter höchst ehrenden Worten von der Stadt Pulsn tz gestiftete prachtvolle Service ausgehändigt. Die Di conrttn, sowie Beschenkten dankten in bewegten Worten. Hieraus ersolgte durch Herrn Hauptmann Bruno BorSdorf in Anerkennung seiner Verdienste um die Feuerwehr die Ernennung des Herrn Bürgermeister Schubert zum Ehren mitglied und die Ueberreichung eines kunstvollen Diploms. Herr Bürgermeister Schubert erwiderte dankend auf die von dem Herrn Hauplmann an ihn gerichteten Worte, schließend mit einem dreifachen Feuerwehrmanns - Hurrah. Nachdem der Emü Lehmannschen Stiftung noch durch Still stand gedacht worden war und die Wehr weggetreten, gab man sich den Freuden deS Tanzes hin. Während der später folgenden Tafel wurde noch mancher treffliche Toast auSgebracht. Nach einer dem Programm beigedruckten Ueber- sicht besteht die Feuerwehr auS 103 activen und 4 passiven Mitgliedern. — Der „Pirnaer Anzeiger" schreibt: In verschiedenen industriellen Kreisen der Radeburger Gegend ist man be müht, das Internste für eine neue Bahnlinie Arnsdorf- Großröhrsdors-Radeburg-Großenhain zu erregen. In der Angelegenheit hat bereits eine Versammlung stattgefunden. Durch eine derartige Bahn würden sich Frachten auS Schlesien, aus der Lausitz und einem Theile Böhmens etwas billiger als bisher stellen; auch glaubt man, daß ein ziemlich reger Personenverkehr statlfinden werde. Ob die in Eilenbahnsragen entscheidenden sächsischen Instanzen jedoch in Beziehung auf den Verkehr die gleichen Hoffnungen hegen, wie einzelne Freunde dieses neuen BahnprojelteS, erscheint sehr fraglich. — Ein schweres Brandunglück hat am Dienstag Nach- mittag unsere Haupt- und Residenzstadt Dresden be troffen, mdcm die altehrwürdige Kreuzkirche durch Feuer zum größten Theile zerstört bez. schwer beschädigt worden ist. Nach 3 Uhr Nachmittags bemerkte man das Feuer, das vermuthlich durch einen schadhaften Schornstein am Dachstuhle an der Kreuzstraße entstanden war, und trotz dem sofortigen Eingreifen der Feuerwehr mit 7 Schlauch leitungen wurde der ganze Dachstuhl ergriffen und auch in den Glockenstuhl drang dos Feuer. Erst um V,6 Uhr, als die Kupferdachplatten roihglühend geworden, brach sich das Feuer freie Bahn und loderte hoch zum Himmel empor; die Rauchmasse hatte dem Oberthürmer den Rück weg abgeschnitten und derselbe benutzte den Blitzableiter zum Herabsteigen, und nach angstvollen 5 Minuten kam er aus dem Dache an, wo er den Feuerwehrleuten in die Arme sank. Kurz vor 6 Uhr stürzte das Dach ein, durch ¬ schlug das Kirchengewölbe und himmelhoch lohten zweimal die Flammen empor. Das Schiff der Kirche war bald ein Gluth- und Flammenmeer. In der neunten Stunde begann der Glockenstuhl zu brennen und gegen neun Uhr stürzten die Glocken nach einander mit mächtigem Krach