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Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 51. t. Juli 18«4. Preis Weißerih-Ieitung. M Amts- und Anzeige- Matt der Königlichen Gerichts-Jemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, Franenstein und Attenberg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Altenberg. Bei der hiesigen Sparkasse sind im II. Quartal ». c. 2979 Tblr. 13 Ngr. 9 Pf. durch 521 Einlagen ein genommen und 2576 - 24 -- 6 - durch 138 Rückzahlungen verausgabt, mithin 402 Thlr. 19 Ngr. 3 Pf. Mehr-Einnahme erlangt worden. Dresden, 27. Juni. In der heutigen Sitzung der I. Kammer hat der Kammerherr v. Zehnten nach stehenden Antrag eingebracht, dessen Ueberweisung an die gedachte Deputation von der Kammer einstimmig beschlossen wurde: Die I Kammer inöge deren dritte Deputation beauftragen, die Frage in Erwägung zu ziehen: ob nicht die politische Lage erheische) in Gemeinschaft mit der II Kammer an die Staats regierung die Aufforderung zu richten, bei dem Deutschen Bunde dahin zu wirken, daß sich der gesammte deutsche Bund an der Fortführung des Kriegs gegen Dänemark betheilige und somit derselbe znr Bundessache erklärt werde. — Das „Dresdner Journal" veröffentlicht den zwischen Sachsen und Preußen auf die Dauer von 12 Jahren abgeschlossenen und ratistcirten Vertrag wegen Fortsetzung des Zollvereins. 8- 5 bezeichnet es als gemeinschaftliche Aufgabe Preußens und Sachsens, bas durch den Vertrag vom Februar 1863 begründete Verhältniß zu Oesterreich in einer, ihrer innigen Beziehungen zu dem Kaiscrstaate und den VerkehrSintereffen mit diesem entsprechenden Rich tung auf dem Wege der Verhandlung weiter auszu bilden. Schleswig-Holstein. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß der Plan, die Ansprüche des Großherzogs von Oldenburg auf den neu zu errichtenden Thron in Schleswig-Holstein an die Stelle derjenigen des Erbprinzen von Augusten burg zu setzen, sehr ernsthaft und nicht bloS von Ol denburg aus betrieben wird, ja daß dieser Plan eine nicht ganz unwichtige Rolle bei den Besprechungen von Kissingen und von Karlsbad gespielt hat, wie schon, das Datum des Schreibens des Kaisers von Rußland an den Großherzog von Oldenburg (s. unten) bezeugt. RuffischerseitS scheint man sich lebhaft dafür zu inter« effiren, und auch für die preußischen und österreichischen Staatsmänner mag der Plan von der einen und an dern Seite her etwas Gewinnendes haben. Die Presse wird daher wohl thun, sich ebenfalls ernsthaft mit diesem Plane zu beschäftigen, ihn einer unbefangenen, aber gründlichen und scharfen Prüfung zu unterwerfen. Mit dem bloßen wegwerfenden Absprechen ist es nicht getban, und der Großherzog von Oldenburg hat sich bisher immer als ein so ausrichtig liberaler und deutsch gesinnter Fürst gezeigt, daß wir Bedenken tragen würden, ihn so gleichsam unbesehen und unbedingt als dieser Gesinnung untreu geworden zu verdammen, obgleich wir andererseits freilich mit einem Fürsten von so an erkanntem und bewährtem nationalen Bewußtsein dop pelt streng rechten müßten, falls er wirklich etwas unternähme oder zu etwas die Hand böte, was dem nationalen Interesse nachtheilig wäre. Wie ernst der Großherzog es mit den überkommenen Ansprüchen nimmt, beweist der Umstand, daß er auch den König von Preußen ersucht hat, denselben seine mächtige Unterstützung zu gewähren. Durch das Her vortreten mit seinen Ansprüchen hat er einen Sturm des Unwillens unter den Freunden des Augustenbur gers hervorgerufen. Man meint, daß er mit seinen Ansprüchen die nationale Politik Deutschlands durch kreuze. Dieser Beschuldigung gegenüber darf aber nicht vergessen werden, daß eS für die nationalen In teressen zunächst vollständig gleichgültig ist, wer in den Herzogthümern als Herzog eingesetzt wird, da die Hauptaufgabe die ist, die Herzogtümer von Dänemark zu trennen und dadurch ihre nationalen Interessen nicht nur sicher zu stellen, sondern auch ihre reichen militärischen und maritimen Hilfsquellen für Deutsch land nutzbar zu machen. Wir meinen, daß der Bund auf alle Fälle und ungesäumt sich am Kriege betheili gen, aber auch eben so beeifert sein sollte, bald einen fertigen Zustand, eine vollendete Thatsache — zunächst mindestens in Holstein — herzustellen. Das eigenbändige Schreiben des Kaisers Alexander II., worin derselbe dem Großherzog von Oldenburg die Erklärung wegen Abtretung der Rechte des Keilers auf Schleswig-Holstein an den Großherzog ausdrücklich bestätigt, lautet: Mein Herr Bruder und Vetterl Ich ergreife niit Vergnü gen die Gelegenheit, um ausdrücklich Ew. königl. Hoh. zu wie derholen, daß ich in allen Punkten die Erklärung meines Bevoll mächtigten bei Ihrer Maj. der Königin von England, die in dem Protocoll der Londoner Eonferenz vom 2. Juni verzeichnet ist, bestätige, nämlich daß in dem Wunsche, soviel an mir ist, ein Abkommen zwischen Dänemark und Deutschland zu erleichtern, im Hinblick auf die Wiederherstellung des Friedens, ich, als Chef des älter» Hauses der Linie Holstein-Gottorp, Ihnen alle meine Erbrechte in den Herzogthümern Holstein und Schleswig abtrete — Rechte, welche ausdrücklich vorvehalten waren m dem Warschauer Protocoll vom 2t. Mai (5. Juni) 1851 und welche wieder an mich zurückfallen, nachdem die wesentlichen Grundlagen des Londoner Tractats von 1852 hinfällig geworden sind. Ich behalte mir vor, sobald ich m meine Staaten zurückgekehrt bin, Ihnen zu dem Ende einen in allen gewöhnlichen Formalitäten vollzogenen Act zu übermitteln.