Volltext Seite (XML)
Amts- und Auzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. V8. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ZS. Zayrgang. Donnerstag, den 5. Juli 1888. Herr Bezirksthierarzt Lippold in Schwarzenberg ist auf die Zeit vom 4. bis mit 17. Juli dieses Jahres beurlaubt und wird vom Herrn Bczirksthierarzte Hübner in Zwickau vertreten. Schwarzenberg, am 3. Juli 1888. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. W. Nachdem die Staatsforstreviere Breitenbrunn, Bockau, Crandorf, Großpöhla, Grünhain, Lauter, Raschau, Antousthal, Wildcnthal, Carlsfeld, Aucrsbcrg, Eiben stock, Hundshübcl, Johanngeorgenstadt, Schönheide und Sofa als selbstständige Armenverbände gemäß tz 16 dar die Bildung der Heimathsbezirke betreffenden Verordnung vom 27. Juni 1835 constituirt worden sind, wird Solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß die auf die Verwaltung dieser Armenverbände bezüglichen Geschäfte durch diejenigen Beamten wahrgenommen werden, welche den Staatsfiskns gemäß § 85 Abs. 1 der Revidirten Landgemeindeordnung in Bezug auf die Gutsvorstehergeschäfte in den betreffenden selbstständigen Guts bezirken zu vertreten haben, sowie daß die demgemäß einzurichtende Armenvcr- sorgung in den fraglichen Verbänden sofort eintritt. Schwarzenberg, am 22. Juni 1888. Königliche Amtshauptmannschaft. Frhr. v. Wirsing. E. Bekanntmachung. Zufolge erhobener und für durchaus begründet zu erachtender Beschwerden wird das Tragen unverkleideter bcz. nicht mit einem Schutze versehener Sensen auf den öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen hierdurch verboten mit der Anordnung, daß das Blatt jeder zum Getreide- und Futtermähen Ver wendung findenden Sense mit einer sicheren Verkleidung dergestalt zu versehen ist, daß Unglücksfälle nicht Vorkommen können. Zuwiderhandlungen hiergegen werden mit Geldstrafe bis zu Zwanzig Mark beziehentlich entsprechender Haftstrafe geahndet. Eibenstock, den 30. Juni 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Gras-Vcrstkigknmg auf Kundshüöter und Fuersöerger Staatsforstrevier. Die diesjährige Grasnutznng der Wiese lit. e des Hundshübler Forst reviers an der sogenannten Marie oberhalb NeidhardtSthal, der Wiesen lit. i und I> des Auersberger Forstreviers an der Brücke bei Mulden hammer und an der Eibenstock-Schneeberger Straße oberhalb Wolfsgrün soll Mittwoch, den 11. Juli a. 6. gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion be kannt zu gebenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Zusammenkunft: früh 8 Uhr auf der Wiese an der Marie, des Vormittags 11 Uhr an der Brücke bei Muldenhammer, nnd Mittags 12 Uhr an der Straße oberhalb Wolfsgrün. Königliche Oöcrsorstmcistcrci, Verwaltung der Kunst wiesen und Forstrentamt Eibenstock am 3. Juli 1888. Beyrenther. Gläsel. Wolsframm. Hagesgeschichte. — Deutschland. Zn der momentan wichtig sten politischen Frage, der künftigen Gestaltung des d e u t s ch-russischen Verhältnisses, liegt in der soeben erschienenen Ausgabe der „Pol. Korr." eine Kundgebung von russisch-offiziöser Seite vor, die nm so erfreulicher ist, als sie von einer Stelle ausgcht, der man in der letzten Zeit eine optimistische Auffassung der Dinge im Allgemeinen und spcciell der Stellung Deutschlands zu Rußland nicht nach sagen konnte. Der die Palette mit den grauen und noch dunkleren Farben sonst sehr bevorzugende „Peters burger Korrespondent" des weltoffiziösen Organs äußert sich wie folgt: „Die Thronrede, mit welcher der deutsche Kaiser den Reichstag eröffnete, hat nicht nur bei der öffent lichen Meinung, sondern auch in den diplomatischen Kreisen Rußlands eine sehr günstige Aufnahme ge funden. Die gleichzeitig feste und friedliche Sprache des jungen Monarchen war geeignet, ihm allgemein Vertrauen zu gewinnen, nnd scheint die Besorgnisse, welche betreffs seiner politischen Absichten gehegt wor den waren, vollständig zerstreut zu haben. Nunmehr weiß man, daß Kaiser Wilhelm II. ohne geneigt zu sein, vor einem Kriege, wenn er ihm durch die Um stände aufgezwungen werden sollte, zurückzuschrecken, ven Krieg durchaus nicht suchen und sogar bestrebt sein wird, ihn durch eine entgegenkommende Haltung zu vermeiden. Nach der Beunruhigung, welche durch den in Berlin eingetretenen Thronwechsel anfänglich Hervorgernfen worden war, bedeutet diese Ueberzeug- ung schon einen großen Gewinn. Die Worte, mit welchen der neue Kaiser der Bündnisse mit Oesterreich-Ungarn und Italien in seiner Rede gedachte, haben in St. Petersburg keinerlei Verstimmung hervorgerufen, und dies aus mehreren Gründen. Zunächst erblickte man in die ser Erwähnung eine ganz selbstverständliche und vor ausgesehene Thatsache; des Ferneren betont man, daß Kaiser Wilhelm II. diesem Hinweise keinerlei feindselige Spitze gegeben, sondern im Gegentheil den friedlichen Charakter jener Bündnisse mit Nachdruck hervorgehobcn hat, und weiters, daß die Oesterreich- Ungarn und Italien gewidmeten Aeußerungen in den liebenswürdigen und wohlwollenden Worten, die an die Adresse Rußlands gerichtet wurden, eine glückliche Ergänzung gefunden haben. Es darf sogar behauptet werden, daß Niemand in Rußland über die wahre Natur der politischen Intentionen Kaiser Wilhelm II. sich einer Täuschung hingegeben hätte, wenn letzterer von feierlichen Versicherungen gegenüber den Ver bündeten Deutschlands abgesehen hätte. Der Thron rede wäre dadurch nur der Stempel des Mangels an Aufrichtigkeit aufgedrückt und die beruhigende Wirkung der Kundgebung des Kaisers Wilhelm in bedeutendem Maße abgcschwächt werden. Im Gan zen läßt sich sagen, daß der Eindruck der Thronrede ein ausgezeichneter war, und man ist überzeugt, daß sie zur allgemeinen Beschwichtigung der von Kriegs- besorgniß erfüllten Gemüther in hohem Grade bei tragen muß. Wenn etwas in St. Petersburg be dauert wurde, so ist es der Umstand, daß die Thron rede nicht auch an die Adresse Frankreichs einige höfliche Worte gerichtet hat. Sehr bemerkt wurde außerdem die Thatsache, daß Kaiser Wilhelm II. auch bezüglich Englands vollständiges Stillschweigen be obachtet hat." — Der Besuch des deutschen Kaisers in Petersburg wird nun in offiziellen Mittheilungen als für den 15. d. M. bevorstehend angekündigt. Gleichzeitig soll Prinz Heinrich eine Reise an die nordischen Höfe unternehmen, der ein offi zieller Charakter beigelegt wird. Die Kaiserliche Dacht „Hohenzollern" wurde bereits am 2. d. Akts, in Kiel von Sr. Kgl. Hohheit mit Flaggenparade in Dienst gestellt. — Sir Morell Mackenzie hat nicht, wie es hieß, eine Erbolungsreise nach Norwegen angetreten, sondern weilt gegenwärtig in Italien. Er reist in der Begleitung seiner Gattin, ferner seiner Tochter, deren seltene Schönheit einen völlig südlichen Typus haben soll, und eines Sohnes, in welchem der Eng länder nicht zu verkennen ist. Die Familie Mackenzie war am Abend des 30. Juni von Luzern aus über den St. Gotthard nach Mailand gekommen, blieb dort nur wenige Stunden, um dann nach Venedig weiter zu reisen. Alle Versuche der Mailänder Presse, den englischen Arzt zu interviewen, blieben fruchtlos, Mackenzie empfing keinen Einzigen der Journalisten. In Venedig gedenken die Reisenden mehrere Tage sich aufzuhalten und dann eine längere Fahrt durch Italien zu unternehmen. — Zu der vielbesprochenen Angelegenheit der Paßmaßregelu an der deutsch-französischen Grenze hatte die „Nationallibcrale Korrespondenz" sich dahin ausgesprochen, daß diejenigen, gegen welche die neuen Vorschriften gerichtet, sich der Kontrolle doch zu entziehe» wüßte»; dagegen liege es auf der Hand, daß der internationale Verkehr arg belästigt und geschädigt würde und die Nachtheile davon träfen mindestens ebenso sehr die deutschen Interessen, na mentlich in dm Grenzlanden, als die französischen. Zudem hätten diese Vorschriften in Elsaß-Lothringcn begreiflicher Weise sehr viel Aergerniß erregt und die Stimmung, die gerade in jüngster Zeit sich wieder zum Bessern zu wenden begonnen hatte, auf lange hinaus verdorben. — Die „Nordd. Allg. Ztg." ant wortet nunmehr auf diese abfällige Kritik, welche in einzelnen deutschen Blättern, namentlich in der „Straßb. Post" veröffentlicht wurde, daß die Ein verleibung des Elsaß eine strategische Erwägung ge wesen zum Schutz gegen die französische Invasion: Der Eindruck, daß die französisch-deutsche Grenze au den Vogesen ist, muß vertieft, die Wirkung verschärft werden. In dieser Richtung wirkt der Paßzwang, wenn auch noch nicht ausreichend. Weitere Maß regeln werden folgen und dauern müssen, wenn die Loslösung des Elsaß von Frankreich systematisch er strebt werden soll. Das Deutsche Reich läuft den Elsaß-Lothringern nicht nach, es richtet seine Politik zum Schutze der Grenze ohne Ansehung der daraus entstehenden Folgen ein. — Der ,/Nordd. Allg. Ztg." wird aus Grave- lotte über eine französische Grenzverletzung Folgendes berichtet: Am 15. Juni d. I. Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr kamen zwei französische Offi ziere der Pariser Garnison bei Villers-aux-boiö über die deutsche Grenze und haben vier in der Nähe auf dem Felde daselbst befindliche Bewohner von Rezonvillc herbeigcrufen und dieselben nach den Namen der umlieg enden Ortschaften, sowie nach den hiesigen Verhältnissen befragt. Diese wollen angeblich keine Auskunft hier über gegeben haben; dann sagten die Offiziere zu den Vorgenannten: „Ihr werdet seit 1871 sehr von der deutschen Regierung gedrückt, was aber nicht lange mehr dauern wird, denn wir kommen bald, um Elsaß-Lothringcn zurückzuerobern. — Metz. Die Schmückung der Krieger gräber und Denkmäler auf den Schlachtfeldern um Metz und allgemein in Lothringen wird durch den Kriegerverein Metz in Gemeinschaft mit den üb rigen 20 Kriegcrvereinen in Lothringen auch in diesem Jahre an den Gedenktagen vom 14. bis 18. August in kameradschaftlicher Weise zur Ausführung gebracht werden. Die Ausführung des Vorhabens erfordert indeß, wie schon früher, eine allgemeine Unterstützung