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Erscheint anher Sonntags täglich. — BtS Börsenblatt Beiträge für das Börsenblatt sind an die Redaction — Anzeigen aber Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. ^7 256. Eigcuthum de« Bärseaderein» der Deutschen Buchhändler. Leipzig, Mittwoch den 5. November. - Amtlicher Theil. 1879. Hauptversammlung der Corporation der Berliner Buchhändler. Montag, den 23. October 1879. Der Vorsteher Bernhard Brigl eröfsnete die Versamm lung um 6 Uhr Abends und erstattete nachstehenden Bericht über das verflossene Vereinsjahr: „In dem Bericht über das verflossene Vereinsjahr habe ich in erster Reihe der Erweiterung unserer Bestellanstalt zu ge denken, welche in der außerordentlichen Hauptversammlung am 17. März d. I. genehmigt worden ist. Aus Grund der dem Vorstande ertheilten Ermächtigung sind seit dem 15. Juni die der Bestellanstalt überlieferten Pallete zu den Ihnen bekannten Tarifsätzen den Adresfaten regelmäßig täglich zugefahren worden. Inwieweit der Vorstand bei Fest setzung dieser Gebühren das richtige Maß getrosten hat, läßt sich heute mit Gewißheit noch nicht beurtheilen. Sie werden aus dem Bericht unseres Herrn Schatzmeisters und aus dem Ihrer Ge nehmigung zu unterbreitenden Voranschlag pro 1879/80 ersehen, daß in dem am 30. Juni abgelaufenen Rechnungsjahr, abgesehen von den für die Einrichtung (Herstellung der Regale re.) ver ursachten Ausgaben, auch die Betriebskosten durch die Einnahmen nicht voll gedeckt worden sind, und daß dieses ungünstige Ver- hältniß auch in den Monaten Juli bis October fortbestanden hat. Wenn also diese Einnahmen, wie es vom Vorstände, um vor jeder Illusion sicher zu sein, geschehen ist, als Norm für die folgenden Monate angenommen worden, so übersteigen die Gesammtaus- gaben des Jahres 1879/80 die Gesammtcinnahmen um circa 2000 Mark, die aus dem Vermögen der Corporation genommen werden müßten. Es beweist dieses Resultat, daß eine Aenderung der Gebührensätze nur gleichbedeutend mit einer Erhöhung der selben sein könnte. Zu einer solchen Erhöhung glaubte aber der Vorstand nicht schreiten zu sollen, da: 1) auch abgesehen von dem lähmenden Druck, welchen die Zeitverhältnisse noch immer auf den Buchhandel üben, die Sommermonate in Wirklichkeit wohl kaum als Norm sür die Benutzung dieser neuen Einrichtung gelten dürfen, 2) die aufgegebene Ccntnerzahl sich bisher von Monat zu Monat gesteigert hat, 3) aber weil die Befürchtung nahe lag, daß durch eine solche eventuelle Erhöhung diese neue Einrichtung gefährdet werden könnte. Die Mitglieder des Vorstandes, wie wenig selbst sie auch grade bei den Vortheilcn der Erweiterung betheiligt sein mögen, haben, je eifriger sie sich mit letzterer beschäftigt — und es hat wahrlich an Konferenzen rc. im letzten Jahre nicht gemangelt —, desto mehr sich in dem Glauben bestärkt, daß der weitere und planmäßige Ausbau des Goldschmidt'schen Projects dem Berliner Buchhandel zum dauernden Segen gereichen wird, ja gereichen muß. Die Vortheile, welche bei Fortbestand und Weiterentwickelung der Scchsundvierzigster Jahrgang. beschlossenen Erweiterung dem Berliner Sortiments-, Verlags- und Commissionsbuchhandel erwachsen, liegen so klar aus der Hand, daß man glauben sollte, sie könnten von Niemanden mehr über sehen werden. Wenn unsere geehrten Corporationsgenossen von der Trag weite und Wichtigkeit der neuen Einrichtung ebenso wie der Vor stand überzeugt sind, dann ist in demselben Moment auch deren Existenz für alle Zeit gesichert. Der Berliner Buchhandel braucht nur Vertrauen in seine Kraft und sein Können zu haben und zu wollen, das heißt sich zu gemeinsamem Handeln cmporzu- schwingen, so wird und kann der Erfolg nicht ausbleiben! Der in Aussicht stehende Preis ist doch wahrlich hoch genug, um es gerechtfertigt erscheinen zu lassen, daß der Berliner Buch handel sich ohne ängstliche Rücksicht aus die leicht erklärlichen Gegen bestrebungen auswärtiger Collegen zu einem außergewöhnlichen Vorgehen entschließt. Es kann ja kaum ausbleiben, daß mit der Zeit dann auch die hiesigen Buchdruckereien und Buchbindereien mehr und mehr neue Belebung und Anregung erhalten und daß die Rückwirkung davon dem Berliner Buchhandel zu gut kommen muß. Hier, wo wir auf dem Boden der rein geschäftlichen Inte ressen stehen, scheint es wenig angebracht, die thatsächlich jetzt erreichte Bedeutung des hiesigen Buchhandels und seine dringenden Bedürfnisse anderen Rücksichten unterzuordnen; nur des ent schlossenen Willens, diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, bedarf es, und die Probe wird sicher gelingen! Es ist nicht zu verkennen, daß der neuen Einrichtung noch ein Mangel anhaftet, welcher eine ganz allgemeine Betheiligung hindert. Der Ausschluß der Baarpackete wird in sehr vielen Fällen die direkte Uebersendung trotz der sür die Aussuhr größerer Novitätensendungen angesetzten billigen Preise bequemer erscheinen lassen, als die Ausfuhr durch die Bestellanstalt. Die Ihnen im letztversandten Circular für umfangreichere Sendungen gemachte Offerte: behuss Jncasso der Baarpackete die Bestellanstaltswagen durch Ihre Markthelfer begleiten zu lassen, lindert diesen Uebel- stand, kann ihn jedoch nicht ganz beseitigen. Letzteres wäre aber wohl zu ermöglichen, falls Sie volles und unbedingtes Vertrauen zu dem Fortbestand der regelmäßigen Packetaussuhr haben. Sie brauchten nur den Antrag auf Uebermittelung der Baarpackete gegen eine kleine Jncassogebühr zu stellen und zu genehmigen, so würde der Vorstand vor einer sachgemäßen Ausführung der selben nicht zurllckschrecken, sofern es sich dabei nur um den Ver kehr der Berliner Buchhändler unter einander handelt, also sür die hiesigen Commissionsgeschäste keine Schädigung zu fürchten ist. Cs würde zu weit führen, schon jetzt näher auf einen der artigen Organisationsplan einzugehen, und es kann dies, bevor ei7