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2 dL dS e-s Zs s V» Z Tr> Z » Z er Z^> S Z -> ZV. Tie Stimme aus der Eiswüste. Im einsamen Norden treiben Nobile und die Seinen. Die Natur erhob ihre Hand, griff nach seinem Luftschiff und zerdrückte es. Die Wunderwerke moderner Technik vermochten es nicht, Herr zu werden über die Hindernisse, die ihnen die Polarnatur entgcgentürmte. Jetzt kämpfen j die Nordpolfahrer auf treibenden Eisschollen um ihr Leben. Nur vou einer der drei Gruppen, in die sie das Schicksal auseinanderwarf, weiß die Welt. Wie lange noch? Leiser und immer leiser wird die Stimme des Hunkapparates, der allein noch eine Brücke darstellt von jener treibenden Eisscholle hinüber zur warmen, fühlen den Welt. Zur hilfsbereiten, aber vorläufig immer uoch nicht wirklich hilfebringenden Welt. Es geschieht allerlei, aber noch nichts Entscheidendes. Und jeder Tag macht das Rettungswcrk schwieriger, die Lage der Schiffbrüchigen verzweifelter. Man versucht zu helfen, aber immer lauter werden die Stimmen der Sachverständigen, daß die Hilfe leistung völlig shstemlos und ohne Einsetzung der zweck mäßigsten und wirklichen Erfolg versprechenden Mittel er folgt. Drängende Not hat unangebrachten nationalen Eigensinn, der „allein" das Nettungswerk in die Wege leiten wollte, rasch zum Schweigen gebracht und die Re gierungen aller dafür in Frage kommenden Völker haben fick) bereit erklärt, zu helfen. Fast scheint es, als ob die Mittel der modernen Technik versagen und man zu jenen primitiven Hilfswerk- zeugsn der Volarforschnng zurückkehren müsse, die üblich waren, als Leben und Tod der Arktiserforscher von der Kraft der vor den Schlitten gespannten Hunde abhing. Bisher ist alles, was für Nobile und die Seinen geschah, Stückwerk gewesen, und darum erscheint die Frage be- . rechtigt, waruni zu seiner Rettung nicht zweckmäßigere, wirkungsvollere Mittel eingesetzt werden. Jetzt schreit s »lles nach der „Los Angeles", dem früheren „Z. R. Ul", I »er allein imstande sei, infolge seines großen Aktions ¬ radius und seiner Motorenkraft den Weg zu den Über lebenden der „Italia" zu finden. Sonderbar ist es ge wiß. daß gerade Amerika wenig oder nichts tut. um den Schiffbrüchigen im Eismeer zu helfen. Angeblich sollen jetzt auch englische Großflugzeuge, namentlich solche deut schen Ursprungs, eingesetzt werden, aber das geschieht auch erste viele Wochen, nachdem die Gewißheit Por- lag. daß Nobiles Expedition in den Schneewilsten der Arktis gescheitert war. Verkannt werden darf natürlich nicht, daß die Hilfe leistung außerordentlich schwierig ist. Selbst mit den zuten Hilfsmitteln, die von der russischen Regierung zur Verfügung gestellt werden. Auch das stärkste Stahlschiff, auch der eisengcpanzerte Eisbrecher können zermalmt werden durch die drückende, mahlende Kraft des Polar eises. Und ieder Tag führt Nobile und die Seinen weiter ins Ungewisse hinaus. Die Brücke zur Welt bricht ab, weil die Akkumulatoren seiner kleinen Funkstation schon jetzt so schwach sind, daß die Stimme ans der Eiswüste «ur noch banchartig tönt. Bald wird die Fahrt der russischen Eisbrecher ein Vorgehen ins Ungewisse hinaus fein. Flugzeug und Luftschiff sind immer mehr zur ein zigen Rettungsmöglichkeit geworden. Aber Deutschland, das mit seinen Zeppelinen vor allem in der Lage gewesen wäre, zu helfen, hat ja keine Zeppeline mehr) den Neubau verbot ihm der Versailler Friedensvertrag, und jene Luft schiffe, die den Ententestaaten geliefert werden mußten, Knd in ihren Hallen verrostet und verrottet. Wir können nur raten, können aber mit diesem Mittel leider nicht helfen. Gerüchte gehen um, daß die Großflugzeuge der Luft hansa nicht eingesetzt werden, weil entsprechende Ersuchen im der Kostenfrage gescheitert seien. Man darf nur hoffen, daß diese Gerüchte unwahr sind, denn hier gilt es, edelstes Menschenwerk zu tun, nämlich Menschenleben zu retten, auch wenn der Vorwurf nicht ganz unterdrückt werden kann, daß an dem Unglück eigenes Verschulden «egen mangelhafter Vorbereitung nicht ganz unbeteiligt ist. Der Gedanke ist untragbar, daß Nobile lind die Seinen zugrunde gehen sollten bloß deswegen, weil ein haar tausend Mark fehlen. Gewiß darf die Rettungs- «ktion nicht unvorbereitet an das Werk Herangehen, denn Vann wäre die Aktion nutzlos. Aber cs sind schon Wochen »ergangen, ohne daß man diese entscheidende Vorberei- kmg getroffen hat. Und jede Welle im Eismeer nagt an der Scholle, auf »er die Unglücklichen auf die Rettung durch die Welt ^>ve«. Robile entgegen. Mit Hundeschlitten über die Eiswüste. Die „Citta di Milano" hat dauernd in Verbindung »rtt Nobile gestanden, doch konnte der Inhalt des Ge sprächs von anderen Stationen nicht verstanden werden h« die Funkberichte chiffriert waren. Das Wetter ist trüb- wrd neblig, doch hat der Sturm etwas nachgelassen. Auf die wiederholte Anfrage nach den Namen dei Verletzten der „Jtalia"-Mannschaft und der Art ihrer Ver Rundungen hat Nobile gefunkt, daß er selbst eine Ver- l am rechten Arm und eins weitere Verletzuna am I rechten Bein erlitten habe. Der Chefingenieur' Cecioni habe das rechte Bein gebrochen und der schwedische Ge lehrte Professor Malmgren habe schwere Quetschungen au den Armen davongetragen. Nach Nobiles Versicherung dürfte er selbst von seinen Verletzungen bald wieder her gestellt sein. Der Dampfer „Hobby" hat eine Hundeschlittenexpe- vition abgesandt, um den drei Männern der Nobile- Expedition, die aus eigener Krast Land erreichen wollten, ;u Hilfe zu kommen. Der Kommandant der „Citta di Milano" hat die beiden anderen Schiffe unter seinen Be fehl genommen, um eine einheitliche Aktion zu gewähr leisten. Das schwedische Expeditionsschiff „Quest", das nach der Abfahrt von Tromsö in dem Hafen Skjervoty vor dem Sturm auf dem Eismeer Schutz suchen mußte, ist wieder in See gegastgen. Das schwedische Schiff „Tanja", das sie schwedischen Flugzeuge »ach Spitzbergen bringt, ist ia Narvik eingetroffen, wo es 20 Tonnen Benzol an Bord nimmt. Vergebliche Startversuche des Flugzeuges „Friendship". Nach fünfzehnmaligem vergeblichen Versuch, mit dem Flugzeug „Friendship" zum Ozeanflug aufzusteigen, be absichtigen Fräulein Earhart und der Flieger Stultz nunmehr ihren Benzinvorrat um 700 Gallonen zu ver mindern und auf dem Wege über die Azoren nach Europa zu fliegen, anstatt direkten Kurs nach Southampton ein zuschlagen. * Nobile funkt um deutsche Klepperboote zwecks Rettung! Das itasiemsche Konsulat in Amsterdam bestellte aus einen (Funkspruch Nobile's hin bei der holländischen Vecirelung einer deutschen Bootswerft zwei Klepperboote, die, mit b«m Netmngs- iflugMig, das am 13. Sum Amsterdam verließ, nach StziWevgen gebracht werden. ReiWMWiM neue Avgeoronere zeren m oen Reichstag emgetreten Lrou- dem bestunden die alten Probleme weiter.' Der Präsident wies oann daraus hin, daß Deutschland seit 1920, als der erste deutsche Reichstag erössnel worden wäre, jeden Augenblick sichtbar vorwärtsgekommen ist. Wesentliche Aufbauarbeit steht aber noch bevor, verknüpft nut außenpolitischen Verpflichtungen, mit den Reparations abgaben, die in diesem Fahre die höchste Summe erreichten, und mit der Frage der Räumung der besetzten Gebiete. Harte Kriegslasten in der Vergangenheit hätten die Erfüllung dieser Wünsche ge hindert und hinderten sie noch heute. Die Ausländer bekämen em falsches Bild von der Lage des deutschen Volkes, wenn sie cs zu gewinnen suchten aus den üblichen großen Straßen des Weltverkehrs. Die Masse dieser Kriegstribute werde an anderer Stelle und von anderen Schichten erarbeitet und ge tragen, von den Angestellten und Arbeitern und von den Bauern. Er hoffe, es werde ini Laufe dieser Sitzungsperiode möglich sein, mit der Begrenzung der Reparationen und mit der Kürzung der Räumungsfristen die Grundlage für eine innenpolitische Konsolidierung zu gewinnen. Dann werde die Fortsetzung jener Politik der Völkerver söhnung ermöglicht werden, wofür die Wahlen die Voraus setzung geschaffen hätten. Der Präsident gedachte darauf, Während die Abgeordneten sich vou ihren Sitzen erhoben, der in der Zwischenzeit verstorbenen Abgeordneten des neuen Reichstages, dankte dann dem Alterspräsidenten Bock und teilte mit, daß zahlreiche Glückwünsche von Ausländsdeutschen beim Reichstag eingegangen seien. Dis Wahl der Vizepräsidenten. Für den Posten des ersten Vizepräsidenten schlug dann Abg. Schnltz Bromberg PDtn.l den Abg. Graef (Dln.t vor. Abg. Dittmann (Soz i erklärte, da die deutschnationale Fraktion bei der des Präsidenten weiße Zettel ab gegeben hätte, > ft würde die sozialdemokratische Fraktion bereits im ersten Wahlgange für veu Zentrumskanviducn Esser stimmen. Die Auszahlung ergab, daß für Graes jDtn.) 191 Stim men, für Esser lZtr.j 187 Stimmen, für Thälmann (Komm.) 48 Stimmen und für Frick (Rat. Soz.) 11 Stimmen abgegeben wurden Es mußte also Stichwahl zwischen Graef und Esser stattfindcn, aus der Abg. Esser als Sieger hcrvorgmg. Esser ist somit erster Vizepräsident des Reichstages. Für den Posten des zweiten Vizepräsidenten wurde Abg. Graes (Dtn.), vom Abg. Dittmann (Soz.) Ler Abg. v. Kardorff <D. Vp.) vorgeschlagen Insgesamt wurden 405 gültige Stim men abgegeben. Es erhielten Abg. Graes jDtn.) 142, Abg. v. Kardorfs 203, Abg. Thälmann (Komm.) 47 Stimmen. Da die Mehrheit von 405 genau 803 beträgt, trug Abg. v. Kar dorfs (D. Bp.) den Sieg davon. Abg. Scholz (D. Vp) schlägt für den Posten des dritten Vizepräsidenten den deutschnatioualcn Abg. Graef vor, der somit zum drittenmal genannt wurde. Abg. Stöcker (Komm.) öeamraal die Wahl des Abg. Geschke (Komm.). Abg. Koch- Weser (Dem.) schlägt Frau Dr. Bäumer als dritte Vizeprä sidentin vor. Dieser Antrag wurde auch von dem Abg. Ditt mann (Soz.) unterstützt. Bei der Wahl für den dritten Vizepräsidenten wurden 139 Zettel abgegeben, davon 199 sür den Abg. Graef (Dm.), 150 für die Abg. Frau Dr. Bäumer (Dem.), 54 für den Abg. Geschke (Komm.), 12 für den Abg. Frick (Nat.-Soz.l, 22 Stimmen ind ungültig, 2 zersplittert. Da kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichte, mußte Stichwahl zwischen den, Abg. Graes und Frau Dr. Bäumer staltfindeu, wobei der Abg. Graes mit 205 gegen 167 Stimmen bei 56 ungültigen stimmen znm dritten Vizepräsidenten gewählt wurde. Abg. Graef ist nicht anwesend. Die Erklärung über Annahme öder Ablehnung seiner Wahi kann demnach erst später ersolgcn. Die Wahl der zwölf Schriftführer wurde in nnem Wahlgang vorgenommen, das Ergebnis erst nach der Zitzung sestgestcll!. — - Als der Präsident den nächsten Punkt der Lagesorduung mfruscn wollte, kam es zu einem Zwischenfall, ndem ein Besucher der Tribüne etwas hinunterrief und ent fernt werden mnßte. — Gegen die Deutschnationalen, die Deutsche Volkspartei und die Chnstlichnalionalen wurde dann öer kommunistische Antrag angenommen, wonach dcr kom- mmnstischc Abg. Kippenberger während dcr Sitzungsduuer zes Reichstages aus der Haft zu entlassen ist. Darauf vertagt sich das Haus aus Freitag. (2. Sitzung.) 68. Berlin, 14 Juni. Die Herren -es Hauses. Sie neuen AeichstagspräBenien Kamps mit dem Stimmzettel. Die Sitzung wurde wieder von dem Alterspräsidenten Bock erössnel. Das Haus schritt sofort zur Präsidentenwahl. Abg. Dittmann (Soz.) schlug als Reichstagspräsideuteu den sozialistischen Abgeordneten Löbe vor. Abg. von Guörard (Ztr.) beantragte Wahl durch Zurus. Abg. Stöcker (Komm.) verwies auf den Anspruch der Kommunisten aus den Posten des dritten Vizepräsidenten und warf den Sozialdemokraten vor, daß sie diesen Anspruch ent gegen ihrer Haltung in früheren Fällen streitig machen wollten Die kommunistische Fraktion werde deshalb den Vorschlägen der übrigen Parteien als Protest demonstrativ eigene Vor schläge entgegcnstellen. Abg. Dr. Frick (Nat.-Soz.) erhob Widerspruch gegen eine Wahl durch Zuruf. Es mußte also die Wahl durch Stimmzettel erfolgen. Reichstagsvrästdent Löbe (Soz.). 1. Vizepräsident Esser (Ztr.). Die Abstimmung ergab die Wahl des Abg. Löbe zum Reicystagspräsidenten mit 318 Stimmen. 46 Stimmen waren aus den Abg. Thälmann (Komm ), 11 Stim men auf den Abg. Dr. Frick (Nat.-Soz.) entfallen. 70 Stimmen waren ungültigj da die Dcutschnationalen weiße Zettel ab gegeben hätten. Abg. Löbe übernahm sofort das Präsidium und begann mit dem Danke für die Wahl die Versicherung zu verbinden, daß er sich bemühen wetde, die ihm übertragene Ausgabe voll kommen zu lösen Als solche sehe er an die Wahrung der Würde des Parlaments (lebhafter Beifall und Zurufe bei dcu Kommunisten), Förde rung seiner Arbeiten und Unparteilichkeit nach allen Seiten. Die Zusammensetzung des Hauses, so fuhr dcr Präsidcut fort, hätte wesentliche..Änderungen erfahren BA 2. Vizepräsident von Kardorff (D. Vp.). Graef (Dtn.). MsdmfferTageblatt Nationale Taaeszeituna für die landwirtsckaff, für .. Äs für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Hr, 138 — 87 Jahrgang Freitag, de» 15 Juni 1928 Das »Wils-ruffer Tageblatt" erscheint an allen Werklasen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,3v RM., bei Poftbesteliung 2 AM. zuzüglich Abtrog- . gebühr. Einzelnummern löMg.«u«Poil»nst-tten Wochenblatt für Wilsdruff». Umaeaend P»std°tenundunureAu-. »ragcrund Geschäftsstellen „ ' —— - - nehmen zu jeder Zeit De. steLungnr entgegen. Im Falte höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung "er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Porto beiliegt. Tetegr.-Adr.: „Amtsblatt" WtiSdruff-DUeSde« Postscheck: Dresden 2640 cienn^, die 3 gespaU-ncÄrkIame>M?im ^Reicksmai^ V EUchen Lekannlmachungcn 4» «eich», s-schri«dkn« Erscheinung-. '"'Uchen ^.eUe 1 Reichsmark. Rachweisung-gebühr 2V Reich-psennigc. ^7 werden nach Möglichkeit Kk kN svre kb « sage und Platzvarschristen annakmebisnorm.ioUbr. k?""!»remer. «Mi tU-NSSrUff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. 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