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ilsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Vas .Wilsdruffer Tageblatt« erscheint tSglich nachm. 5 Uhr für Herr Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in de, ^efcySftLstelle und den Ausgadestellen 2Md. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Postbestellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Poftdo-tnundÄr»«"»! KLgn »»d V-lchLslrft-lltn - nehmen zu jeder Zeil Bl- Kellungcn entgegen. Im AuUc höherer ivewalr, Krieg oder sonstig.» Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung d« Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingejandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiltegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. An,N,«nxreis: dieSgejpLUtNlR-umzeillMWoldpsennig, die 4g«Ipa!icnlZeUr der amUichenBekonnilnalhungen 40«old. Pfennig, die s gespaltene Bedlamezeile im lerlliqen Teile Ivo Goldpfennig. Acchweisungsgedühr ro Woldpfennig. Bor- g-schriebene<krscheimmgs« —. - - .... „ tage und Platzoostldristeu werden nach Möglichdeil Fernsprecher: Amt Wrlsdruff Nr. 6 b-Esichlig-, Anzeige, annahm« di, »oim.lv Uhr — Tür die Bichligkeii »er durch Fernruf üdermittelicn Anzclgen lldernehmen wir deine Waioniie. Zeder Radaiianipruch «rlijchi, w-nn der Beirag durch Klage eingcjOgen werden muh oderd,r Auftraggeberin Konkurs gern». Anzeigen nehmen alleVermipftungtstellen entgegen. Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nasser». Nr.65 — 85.Jahrgang. Tkkgr.-Sdr.: .Amtrblau- Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Mittwoch, den 17 März1S26 MsWds AOshme bis zm Kerbst «rWW. Genf, 16 März Die Natsmitglieder haben heute abend in einer geheimen Sitzung mit 7 gegen 3 Stimmen beschlossen, bei der Vollversammlung den Antrag auf Vertagung des deutschen Aufnahmegesuches bis zum September zu stellen. Die drei Mächte, die sich gegen diese» Antrag aussprachen, sind Belgien, Japan und Schweden Die Fortführung der Verhandlungen erweist sich nach der hier vor herrschenden Auffassung infolge des brasilianischen Einspruchs gegen den Eintritt Deutschlands in den Nat als aussichtslos. Die Verträge von Locarno werden da von Nicht berührt. Genf, 17. März (Eig. Fernsprechdienst) Wie der Berichterstatter der T.-U erfährt, hat der brasilianische Vertreter in der heutigen Ratssitzung erklärt, datz seine Regierung ihre Instruktionen ausrecht erhält Damit wird die Vertagung der Aufnahme Deutschlands entsprechend dem gestrigen Kommunique zur Tatsache. Der gemeinsame Bericht. «ens. 18. März. Die Locarnomächte haben folgendes ge- Wernfame Kommunique vereinbart, bas am Spätabend ausge- geben würbe: Die Vertreter Deutschlands, Belgiens, Frank reichs, Großbritamens und Rastens haben sich heute vereinigt, um dir Lage zu prüfen, wie sie sich aus den aufgetauchten Schwie rigkeiten des Verfahrens ergibt, die sich der Verwirklichung ihrer gemeinsamen Ziele entgegenstellen. Sie stellen fest, daß sie im Begriff waren, zu einer Uebereinstimmung zu gelangen und die Hindernisse zu überwinden, die zu einem gegebenen Zeitpunkt unter ihnen entstanden worein Falls, wie zu befürchten ist, die eingangs erwähnten Schwierigkeiten fortbestehen sollten, würden die Vertreter der sieben Signalarmächte des Protokolls von Lo carno bedauern, daß sie im gegenwärtigen Augenblick das von ihnen angestrebte Ziel nicht erreichen, können. Sie stellten jedoch mit Befriedigung fest, daß das Friedenswerk, welches sie in Lo carno verwirklichten und welches in seinem ganzen Wert und in seiner ganzen Kraft bestehen bleib, dadurch nicht berührt wird, Sie halten daran fest heute wie gestern und sind entschlossen, sich gemeinsam dafür einzusetzen, es aufrecht zu erhalten und fort- zv-entwickeln. Sie bleiben bei der Ueberzeugung, hast bei der nächsten Versammlung die gegenwärtigen Schwierigkeiten über wunden sein werden und datz die Verständigung, die hinsichtlich der Voraussetzungen sür den Eintritt Deutschlands in den Pöl- kerbun erzielt worden war, verwirklicht werden wird. * * * Szenenwechsel von Stunde zu Stunde. Die Entwicklung der letzten Phase der Genfer Verhand lungen bis zum endgültigen Bruch wird durch folgende Mel dungen gekennzeichnet: Letzte Aussprache in Genf Dienstag früh konferierte -die deutsche Delegation mit verschiedenen Vertretern der anderen Mächte. Der tschechoslowakische Außenminister Benesch, der seinen nicht ständigen Natsitz zugunsten. Polens niederlegen will, stattete Dr. Stresemann einen längeren Besuch ab. Man nimmt an, daß der Anspruch der kleinen Entente ans einen nichtständigen Natsitz für Rumänien nicht auf- rechterhalten werden wird. Gegen 3 Uhr nachmittags trafen gleichzeitig Cham berlain und Briand im Hotel Metropole ein, um dem Reichskanzler Dr. Luther und dein Rcrchsautzcn- Minister Dr. Stresemann einen Besuch abzustatten. Wei dieser Gelegenheit sollte die Entscheidung darüber fallen, ob der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund nunmehr endlich nach den sich über zehn Tagen crstrcrkcn- ^'"woch erfolgt. Als die Besprechung begamt, war v,e Brasiliens, Spaniens und Nu- mamens noch unklar. Nach anderthalbstündigcr Dauer wurde die Unterhaltung zwischen Luther, Stresemann, Chamberlain und Briand beendet. Es wurde vereinbart, ein gemeinsames Kommunique auszugeben, das in kurzer Zeit veröffentlicht werden wird. Beim Verlassen des Hotels Metropole äußerte Briand, daß sich Schwierig keiten in den Verhandlungen mit der deutsche Delegation nicht mehr ergeben hätten. Es gäbe aber noch Schwierig keiten im Rat, die man bis zum Abend zu überwinden Hosse. Auf die Frage, ob diese Schwierigkeiten, also die Haltung Brasiliens, wirklich ernster Natur seien, erklärte Briand, dass sie nicht unterschätzt würden. Für Mittwoch vormittag 10 Uhr war die Vollsitzung der Völ- kerbundvcrsammlung zur Entgegennahme des Berichts der Aufnahmekommission über den Aufnahmeantrag Deutschlands angesetzt. Nach Mitteilungen unseres Ge- bröhrsmannes glaubt man, alle Schwierigkeiten uber- ivuuden zu haben. „ . , Die Möglichkeit einer zweiten Vollsitzung der Ver sammlung am Mittwoch wurde durch folgende amtliche Aufteilung angekündigt: Eine zweite Vollsitzung wird wahrscheinlich im Laufe des gleichen Tages abgehalten. Vie Tagesordnung und die Stunde dieser zweiten Sitzung werden zur dreien izau durch den Präsidenten der Ver sammlung am Ende der ersten Sitzung angegeben werden. Die Ksmpromißssrmel. Keine Erweiterung des Nates. Der Montag war gleichsau» der Krisentag bei dem heißen Ficberzustand, in den sich die Möchte in Genf all mählich hineinmanövriert hatten. Schon sprach man vom gänzlichen Scheitern der Konferenz, von der Abreise ver schiedener Delegationen, von unheilbarer Blamage des Völkerbundes Deutschland — hieß es — werde von den Westmächten als Störenfried und Veranlasser allen Übels vor aller Welt hingestellt werden, obwohl es doch nichts anderes getan hatte, als die Erfüllung der ihm ge machten feierlichen Versprechungen Zu verlangen. In dieser kritischen Minute kam der neue Vorschlag, der einerseits den Deutschen die Möglichkeit geben sollte, ohne demütigende Zugeständnisse in den Völker- bund cinzutreten, auf der anderen Seite England und Frankreich in die Lage setzte, ihre heimlich Palen ge gebenen Versprechungen zu erfüllen. Schweden und die Tschechoslowakei geben freiwillig ihren nicht ständigen Natsitz aus, dafür treten Polen und Holland später ein. Der Nat wird nicht erweitert, damit soll Deutschland znfricdengestellt sein und Briand hält sein Versprechen an Polen. Das ist freilich keine ideale Lösung und austerdem sind »och einige neue Schwierig keiten aufgetaucht, die man aber zu überwinden hofft. Noch in der Nacht von Montag auf Dienstag er fuhr man, daß die schwedische Delegation von ihrer Re gierung l,n Einvernehmen mit dem Ausschuß für Aus wärtiges die notwendigen Instruktionen für den Rück tritt Schwedens ans dem Nat erhalten hatte. Auch der Vertreter der Tschechoslowakei, Dr. Benesch, bekundete sein Einverständnis, sein Mandat im Nat zur Verfügung zu stellen. Der Brasilianer erhob allerdings wieder seine Forderung ans einen stündigen Sitz, doch glaubte man an einen Ausgleich nach einem Ersuchen der beteiligten Mächte bei der brasilianischen Negierung in Nio de Janeiro. Die deutsche Delegation in Genf gab vor der Presse ihrer Ansicht dahin Ausdruck, daß das zwischen Briand und Stresemann besprochene Kompromiß das beste sei, das unter den obwaltenden Umständen zu erreichen gewesen sei. Die Widerstände, die sich der endlich gefun denen Lösung noch entgegensetzen, sind immerhin noch so ernsthaft, daß nicht nur das brasilianische Veto noch immer zu beseitigen bleibt, sondern daß auch säst mit Sicherheit angenommen werden muß, daß Spanien zwar nicht ans dem Völkerbund austreten, aber erklären wird, sich für die nächste Zeit am Völkerbund nicht zu beteiligen. Um Spanien und Brasilien zu beruhigen, wird der deutsche Kommissionsvorschlag verwirklicht werden, d. h. es wird eine Unterkommission eingesetzt werden, die bis zur Herbsttagung berichten wird, wie sich die Frage einer Naterweiterung überhaupt darstellt. * Rumänische Gefahr. Schweden und die Tschechoslowakei verzichten, Polen und Holland treten ein, also ein Deutschengegner wird durch einen anderen und ein Neutraler wird ebenfalls durch einen Neutralen ersetzt — die Wagcschale bliebe also gleich. Da taucht eine neue Gefahr auf. Plötzlich meldete sich Rumänien und wollte die Au- sichcrrmg haben, als Vertreter der „Kleinen Entente" an Stelle der Tschechoslowakei im Herbst in den Rat aus genommen zu werden. Auch in dieser Forderung wird aus früher abgegebene Zusagen hingewicsen. Deutsch land soll dazu „Ja" sagen. Wie aber von halbamtlicher deutscher Seite sofort erklärt wird, kann von einer solchen deutschen Erklärung, sollte sie in der Tat der deutschen Delegation «»gesonnen werden, keine Rede sein. Das oberste Prinz;». «ms die Delegation seit ihrem Eintreffen in Gyps vertritt. «cbt rmh-n. »sf; Dentlkbland vor keinem Eintritt in de» Völkerbund und den Nat zugunsten keiner Macht oder Mächtegruppe seine künftige Handlungs- freiheit beschränken lassen kann. Zu einem gegebenen, voraussichtlich auch cingclösten Versprechen an Pole« kommt nun ein neues Versprechen für die Kleine Entente, in bezug auf das der deutschen Regierung zugemutct wird, sich bindend zu verpflichten, bei der nächsten Wahl sich sü» Rnmänicn einzusetzcn. In diesem Zusammenhang ist ein solches Ansinnen geradezu grotesk. Jedenfalls steht fest, daß die deutsche Regierung ebensowenig für Rumänien wie sür Polen sich voi Eintritt in den Völkerbund in irgendeiner Weise binden kann; Vas ist von Anfang an sämtlichen rn Genf ver sammelten Mächten bekannt gewesen und der Grundsatz für dieses Verbalten wird zweifellos von ihrer großen Mehrheit geteilt. Ausnahme SeoWaods im Kerbst? Genf, 16. März, 7 Uhr abends. Nach 6 Uhr abends verlautete von maßgebender Seite, daß die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund infolge des brasilianischen Vetos auf den Juni vertagt worden sei. Kurz nach den; Bekanntwerden dieser Nachricht, die natürlich größtes Aufsehen erregte, ergab sich jedoch die Möglichkeit eines nochmaligen Versuches, Brasilien umzu stimmen. Augenblicklich finden Besprechungen statt. In ver Mittwochvollversammlung des Völkerbundes soll von offener Tribüne mitgeteilt werden, daß unter den Locarno- Mächten vollkommene Einigkeit erzielt sei. und daß an der Vertagung des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund Brasilien allein die Schuld beizumessen sein würde. Sollte es dagegen gelingen, Brasilien noch umzustimmen, so würde es bei der festgelcgten Einigung bleiben, daß die Tschechoslowakei und Schweden ans dem Nat ausscheidcn, und Polen und Holland an ihre Stelle treten und Deutsch land einen ständigen Nalsitz erhält. Keme Verjagung in Genf. Genf, 16. März, 7,45 Uhr abends. Um 5,30 Uhr traten sie Rattnftglicder zu einer nicht öffentliche» Sitzung zusammen, die um 7,l5 Uhr noch nicht abgeschlossen war. Bon unterrichteter Seite wird erklärt, daß noch keinerlei Entscheidungen getroffen seien, daß aber die Gerüchte von einer Vertagung dementiert werden kön nen, Eine amtliche Veröffentlichung wird erst in einigen Stunden erwartet. Der Eümz dss belgischen Franken. Regierung gefährdet. An der Londoner Montagbörse sand ein völlig un- c-cwarteter Sturz des belgischen Franken statt, der seit Mo naten mit etwa 107 zum Psund lag und aus 121,5 fiel, um bis Schluß der Börse wieder leicht anzuzichen. Man brachte diese Verschlechterung mit der Entwicklung der Lage in Genf in Zusammenhang. Auch hält man es für möglich, daß sich bei den Verhandlungen über eine englisch- amerikanische Sanierungsanlcihe an Belgien Schwierig, keiten ergeben haben. In Belgien hat dieser Sturz außerordentliche Er-i regung hervorgerufen. Der Ministerrat hat den ganzen Dienstag Beratungen abgehalten. Der Finanzminister empfing verschiedene Finanzreute. Die Finauzkommission der Kammer ist einberusen worden. Nach Schluß des Ministerrais erklärte Janssen, seine Stabilisierunaspläne blieben auch weiterhin bestehen. In politischen Kreisen spricht man von einem voraussichtlichen Nücktrittdes F i n a n z m i n i st e r s, der aber keinen Rücktritt des Kabinetts zur Folge haben werde. Man erwartet als bald die Rückkehr des in Genf weilenden Außenministers Vandervelde und des Arbeitsministers Wauiers aus London. „Von Versailles bis Gens." Rede des Neichswebrministers Dr. Geßler. In einer demokratischen Versammlung in Breme n sprach Reichswehrminister Dr. Geßler über das Thema „Von Versailles nach Genf". Der Neichswehrminister gab in kurzen Zügen einen überblick über die deutsche Politik seit den Tagen des Zusammenbruchs bis zur jetzigen Ta gung des Völkerbundes. Er führte aus, daß sich dieser Abschnitt der Geschichte als ein Kampf des deutschen Volkes um Recht und Freiheit darsielle. Die Wirkungen des Versailler Vertrages gingen jetzt nicht ungestraft an dem Leben der Siegerstaaten vorüber, überall sehe man wirt schaftliche und politische Krisen, überall Unruhe, Zer störung statt Wiederaufbau der Wirtschaft und Kultur. Bei den inneren Schwierigkeiten müsse man fragen, handelt es sich hierbei um Konstruktionsfehler der Verfassung, sind die Schwierigkeiten zu groß oder handelt es sich um Kinderkrankheiten? Er vertrete die Auffassung, daß diese Gründe einen Teil der Schuld sür die Entwick- lnna der innerpolitischen Verhältnisse trügen. Gewisse