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DerSWscheLrMer Tagekück jSrAWOwer-a Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieteri Der SLchstsch« Eqählei ist da» zur Derössenttichung der amtlichen Bekannt machungen da Amtahauvtmamnchak de« Arbeitsgericht« und des Haupt- zollamk« ,u Baugen, de« Arntrgerichts, de« Finanzamts, derSchultnspektion und de« Stadlrat« zu Bischofswerda bchördlicherseit» bestimmte Blatt Ileukirch und Umgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage x Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeoerbandsgtrokasse Bischofswerda Konto Nr. 84 e der Som». mW Len Monats: holen tn der < ind Feier- Jerulprechrr Uml Lischosswerda Nr. 444 und 445. 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Welter sprachen u. a. der eugllsche Schahsekretär Ehamberlaia und der Hauptvertreter Amerikas, Hüll. * Aus der Aührertagung der LSLAP, die am Mittwoch iu Bertiu stattsaud, sprach Reichskanzler Adolf Hitler über da» Ver- hältui» zwischeu LLVAP. und Staat, wobeler der Aeberzeugung Ausdruck gab, daß di« nalionalsoziallstlsch« Bewegung auch aller wtrtschafMchea und aussenpolitischen Schwierigkeit« yerr werde. * Der Leichskommissar sür Preisüberwachung hat di« Festset zung von Mindestpreisen im Handel mit Lebensmitteln durch Ver bände oder Vereinigungen untersagt. * Das in Linz verhaftet« Mitglied der deutschen Gesandtschaft iu Wien, Reich»tag»abgrordueter Habicht, ist au» Oesterreich auage- wlesea und von Sicherheitabeamten an die Grenze nach Passau ge- brachl worden. * 2« englischen Unterhaus« teilte Schatzmeister Ehamberlaia mit, datz »oosevell den eagklschea Vorschlag aus «iue Laleuzahlung von 10 Million« Dollar in Silber angenommen hab«. Lmslihrliche» an ander«r Stelle. , , )alten habe, klang etwas gs wies er schon bald darauf hin, daß von England und der BIZ. Oesterreich sehr wertvolle Dienste geleistet habe. Wie der Schluß der Ausführungen mit dem Zitat „E s kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösenNachbarn nicht gefällt" gemeint war, das braucht wohl nicht näher erläutert zu werden. Schließlich gibt es auch andere schöne Aussprüche Mr stimm« ihm zu, wenn er hervorhebl, daß Schul den uur mit warm und Dienstleistungen bezahlt werden »an«, eine Praxis, die Lhamberlain mit Recht al» die Se- pstogenheit der Vorkriegszeit bezeichnete. Am meisten erhofft Chamberlain für die Gesundung der Wellwirtschaft von einer Erhöhung derPreise, die u. a. durch eine Politik billigen Geldes gefördert werden müsse, wobei er den Notenbanken eine große Rolle zuweist. Uneingeschränkt können wir Chamberlain zustimmen, wenn er sagt, daß jedes Land bezüglich öffentlicher Gelder selbst bestimmen müsse, wieweit und in welcher Form das ge schehen müsse. Chamberlain spricht sich für das Gold als Währungsarundlage aus, sagt aber auch hier, daß die Rück kehr zum Goldstandard bei den einzelnen Ländern indivi duell gehandhabt werden müsse. Er kommt also in einzelnen Punkten auf den Standpunkt, den Deutschland generell ein nimmt, nämlich, daß die Gesundung der Welt nur von der Gesundung der Einzelwirtschaft ausgehen kann. Die von Chamberlain geforderte Aufhebung der D ev i- sen-Beschrankung in verschiedenen Staaten kann von unserem Standpunkt aus mit einiger Zurückhaltung aus genommen werden, vor allem dann, wenn die devisenschwa chen Länder auf die Hilfe besonders devisenstarker Länder angewiesen sein werden. Es besteht die Gefahr, daß das Übermächtige, im Goldüberfluß lebende Frankreich seine De- visenmacht all« egoistisch ausnutzt. , Mit der Auffassung, daß Anleihen nickt gerechtfertigt sind, wenn der Anleihenehmer den Dienst nicht durch Export erfüllen kann, kehrt eine Auffassung wieder, die der Reichs- bankpräsident Dr. Schacht schon vor Jahren bei der Aufnah me von ausländischen Anleihen als wichtigen Gesichtspunkt hervorhob. Daß wir in der Frage der Meistbegünstigungs klausel einen anderen Standpunkt haben als Chamberlain, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Jedenfalls bat gerade die Rede Chamberlains in mehrfacher Beziehung bewiesen, daß die deutsche Wirtschaftspolitik, so wie sie seit einiger Zeit geführt wird, den Vorschlägen, die auf der Welt- wirtschastskonferenz gemacht werden, zum mindesten voraus ist. Wollte Deutschland warten, bi» die Wellwirtschaftskon serenz mit positiven und geklärten Vorschlägen kerauskommt, dann würde es um die Wirtschaft sehr schlecht bestellt sein. , Nach Chamberlain sprach der Vertreter der belgi schen Delegation, Hyman», der eine Schilderung der wirtschaftlichen Entwicklung in Belgien gab und zum Aus druck brachte, daß für die kleineren Staaten alles davon ab hängt, in welcher Form die großen zu entsprechenden Ab machungen kommen. Der amerikanische Staatssekretär Hüll hielt bei Wiedereröffnung der Sitzung nach der Mittagspause eine vollkommen akademische und allgemeine Rede, die offen sichtlich ziemliche Enttäuschung hervorrief, da er keinerlei greifbare Vorschläge machte. Er erklärte u. a., daß seiner Ansicht nach die Wellwirtschaftskonferenz durchaus fähig sei, die Weltlage zu ändern. Es wäre eine Katastrophe, wenn di« läge zu ändern. Cs wäre eine Katastrophe, wenn die Konferenz sehlschlüge Md die seit dem Kriege verfolgte Wirt schaftspolitik fortgesetzt würde, die die Nationen zerstört und die Welt an den Rand des Abgrundes gebracht habe. Selbstsüchtige Interessenvertretung dürfe es aus der Konferenz nicht geben; derjenige Staat, der durch eine solche Politik den Fehlschlag der Konferenz herbeiführe, verdiene die Aechtung der Menschheit. Er erklärte dann mit Betonung, daß die Politik der wirtschaftlichen Isolierung eines Staate» nicht mehr möglich sei. Allerdings könne jeder Staat durch angemessene Schritte seine Lage zu einem beträchtlichen Maße verbessern, wie es z. B. durch das innerpolltische Pro gramm Roosevelts geschehen sei. Es besteht aber dieselbe Notwendigkeit für ein internationales Wirtschaftsprogramm. Hüll erklärte sich energisch gegen einen wirtschaftlichen Na tionalismus. Die Staaten seien weitgehend in den wirt schaftlichen Dingen voneinander abhängig. Internationale Zusammenarbeit sei daher heute eine grundlegende Notwen digkeit. Hüll forderte die Stabilisterung derWährun- gen, ohne einen greifbaren Vorschlag zu machen, sowie schrittweise und sorgfältige Brechung der übermäßigen Zoll schranken und anderer Hindernisse. Schließlich fordert« er, daß die Konferenz an die Aufgabe einer ständigen WSH- rungsstabilisieruna Herangehen müsse und das richtige Funk tionieren von Gold und Silber bei einem neuen Standard festzulegen habe. Im Anschluß an Staatssekretär HM sprach der russisch« Außenminister Litwinow. Er erklärte Ziffern über die Ein fuhrmöglichkeiten Sowjetrußlands und forderte die Dele gierten auf, auch die Einfuhrmöglichkeiten ihrer Länder offen bekanntzugeben. Die Sowjetunion erhebe kei nen Einwand gegen den Vorschlag eines wirtschaftlichen Waffenstillstandes. Ein solcher Waffenstillstand, fügte er un ter Anspielung auf den britischen Boykott russischer Waren hinzu, wäre jedoch nur wirksam, wenn die Staaten davon «bliesien, bestehende Maßnahmen des Wirtschaftskrieges auch weiterhin anzuwenden. Er schlage deshalb vor, gleichzeitig mit dem Waffenstillstand eine sofortige Suspendierung der Maßnahmen des Wirtschaftskrieges eintreten zu lassen, und werde die Annahme der dahingehenden Entschließung bean tragen. Nach Litwinow trat der tschechoslowakische Außenmini ster venesch namens der Kleinen Entente für eine schnelle Wiederherstellung des Goldstandards ein und sagte, die Kleine Entente sei bereit, mit den anderen Staaten Verhandlungen anzuknüpfen, die die Abschaffung der Devisenbeschränkungen zum Ziele haben sollten. Nach Benesch sprach der ungarische Ainaazminister Jnredi. Er erklärte, die Lage Ungarns sei darauf zurückzu führen, daß der Friedensvertrag dem Staate lebenswichtige Glieder entrissen habe. Inredi schloß sich der Forderung Be- neschs nach Abschaffung der Devisenbeschränkungen an. Dollfust widerlegt stch selbst. Der österreichische Bundeskanzler Dr. Dollfuß hat an läßlich seiner Rede auf der Londoner Weltwirtschaftskonfe renz erklärt, jeder Staat müsse bei sich selbst Ordnung schaf fen, denn sonst könnten die wirtschaftlichen und finanziellen Beziehungen zwischen den Staaten nicht geregelt werden und die Völker nicht zu gemeinsamer Arbeit kommen. Zweifellos wollte damit Herr Dollfuß auf den deutsch-österreichischen Konflikt anspielen, doch hat er dabei di« Worte in seinem Sinne wahrhaftig nicht glücklich gewählt. Denn dadurch, daß man einen national gesinnten Bevölkerungsteil brutal unterdrückt und es dabei sogar mit der Exterritorialität, dem geheiligten Völkerrecht, nicht genau nimmt, schafft man be stimmt alles andere als Ordnung. Wie weit die Dinge heute in dem so bedauerlichen Streit zwischen zwei deutschen Staaten gediehen sind, das bewies das Gerücht, Herr Dollfuß hätte eine auswärtige Macht, England, um Vermittlung nachgesucht. Dieses Gerücht ist dementiert worden, und es wäre auch alles andere als angebracht, daß sich das Ausland in eine Angelegenheit eimnischt, die letzten Endes eine inner deutsche Angelegenheit ist. Allerdings treiben die Ereignisse in zwingender Weise einer Lösung entgegen. Die deutsche Regierung wird nicht zögern, jede gegen das Reich gerich tete Maßnahme Oesterreichs mit Gegenmaßnahmen zu beantworten, wie dies ja der Fall des österreichischen Presseattaches in Berlin beweist. Aber bis in die Unendlich keit kann derartiges nicht fortgesetzt werden. Oesterreich muß die Ordnung im eigenen Staate schaffen, von der Herr Dollfuß sprach. Jedoch in anderer Weise als dies vom Bun deskanzler gemeint gewesen ist, und außerdem so schnell wie möglich. Sofort! Die Ausweifuna des österreichischen PresteattachÄ» Dr. Mafferdaeck. Wie wir bereits gestern mitteilten, ist als Gegenmaß nahme für die Verhaftung und Ausweisung des deutschen Reichstagsabgeordneten und Presseattaches bei der deutschen Gesandtschaft in Wien, Theo Habicht, der österreichischen Ge sandtschaft in Berlin mitgeteilt worden, daß ihr Presseatta che, Dr. Wasserbaeck, sofort das deutsche Reichs gebiet zu verlassen hat. Wasserbaeck wird am Donnerstag Deutschland verlassen. Er ist von der österreichischen Regierung nach London versetzt worden. Aufruf de» Gaulerter» Frauenfeld an die Bevölkerung Wiens. Wien, 14. Juni. Der Wiener Gauleiter der NSDAP., Frauenfeld, hat einen Aufruf an die deutsche Bevölkerung Wiens gerichtet, in dem es u. a. heißt: Cs haben sich in den letzten Tagen überall bedauerliche Dinge in Oesterreich Lu- getragen, wir lehnen er auf da» ausdrücklichste und schärf ste ab, mit diesen Ereignissen in irgendeine« Jusmumen- Hang gebracht zu werden. Diese Geschehnisse haben ihre Ur sache in den in den letzten Monaten geschaffenen Zuständen. Oer dritte Tag der Londoner Konferenz Loudon, 14 Juni. Di« heutige Sitzung der Deltwirt- schaftskonferenz war schon beim Beginn überaus stark be sucht, so daß MaeDonald wenigstens mit seiner gestrigen Mahnung zur Pünktlichkeit einen Erfolg gehabt hat. Eine große Noll« spielt aber wohl da» Interesse für die heutige Rednerliste, die einige interessante Persönlichkeiten umfaßt: Dollfuß, Chamberlain, Hymans und Litwinow. Nachdem zunächst die Mitteilung von einer Art von Zollwaffenstillstand bis Ende des Monats mit einer eventuel- len verlängerungsmöglichkeit gemacht worden war, wurde unter starkem Beifall der belgische Vertreter Hymans zum Vizepräsidenten der Konferenz gewählt. Hy mans dankte für da» ihm entgegengebrachte Vertrauen. Alsdann erteilte MaeDonald dem Vertreter Oester reichs, Dr. Dollfuß, da» Wort. Dollfuß wurde mit einem demonstrativen Beifall, an dem sich auch ein großer Tell der Presse beteiligte, begrüßt. Man darf nicht vergessen, daß da- bei die Ereignisse in Oesterreich eine Nolle spielen und ein großer Teil oer Vertreter der Delegationen und «in noch grö ßerer Teil der Presse jüdisch sind oder dem Einfluß jüdischer Kreise unterstehen. Dollfuß hielt stch bei seinen Ausführungen, die überra schend kurz waren und nur 7 Minuten dauerten, sehr allge mein und legte wohl Wert darauf, neben Eeitenhieben auf Deutschland, hauptsächlich internationale Berbeu- gftn cien zu mactzm. In seiner Meinung, daß jeder Staat zünächfkveisich Ordnung Machen müsse, wiederholt« er aber auch »inen Gesichtspunkts den die deutsche Delegation in den Vordergrund stellt. Daß Oesterreich den Zmsendienst seiner Staatsanleche aufrechterhalten habe, klang etwas reichlich floh; allewin, ' " " ' " " ' die Hilfe der Bank vo .. - - Dienste geleistet hl Schluß der Ausfich "mmste nicht in Frieden leben, bösenNachbarn nicht gefällt" — braucht wohl nicht näher erläutert zu werden. Schließlich gibt es < ", ", " ", deutscher Dichter, tn denen davon die Rede ist, daß „Einig keit stark macht" oder „verbunden auch die Schwachen mäch tig werden" Snglands Wunschzettel. Nach Dollfuß ergriff unter großer Spannung der britische Schatzkauzler Lhamberlain das Wort, der zu einer umfangreichen Rede ausholte, welche die Redezeit von 15 Minuten um mehr als das Doppelte überschritt. Der geschichtliche Rückblick, den er über die Ent wicklung der Weltwirtschaft in der Nachkriegszeit gab, war nicht ganz objektiv. Vor allem wurde der verhäng nisvolle Einfluß der Reparationen viel zu wenig her vorgehoben und nur so weit berücksichtigt, als er'zur Erhär tung des englischen Standpunktes in der Schuldenfrage nütz lich ist. Immerhin brachte die Rede Chamberlains, was er ja wohl auch bezweckte, worin aber auch eine gewisse Gefahr zur Weitschweifigkeit liegt, umfangreichen Stoff zur Diskus sion. In zahlreichen Punkten wird man Chamberlain wi dersprechen müssen, in einigen kann man ihm aber vom deut schen Standpunkt aus zustimmen.