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Nummer 12 — 25. Jahrgang «mal wSch. Bezugspreis: für Januar 8.— etnschl. B-iteUpels. «nz-lgenpreise: Die Igelp. Petilzeile 39L. Stellengesuche SO L . Die Petitreklamezeik. 89 Milli- Meter breit. 1 stt. Osfertengebühren für Selbstabholer 20 L bei Uebersenbung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 19 Sonntags-Nr. 15 L. Geschäktlicher Teil: I ol e f F o h m a n n. D r e s d « n. SiicklWe Sonnabend, 16. Januar 1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzelgenaufträgen u. Leistung v. Schadenersatz Für undeutl. u. d. Fern, ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandt« u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte werd. nicht aufbewahrt. Sprechstunde d Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmiitags. Hauptschristleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden volMmuna tü«til»>>«» stelle, Struck nud Berta«! TaroiUa- U nüidruiker-t GmbH.. DreSdeii-A. lü, Holbeinstratze 10. geriiru« »2722. Posnchelktonla Dresden I17«7 Vmltkonlo: Bnssenae L Krtasibe, Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der SSchsttGr« BolkSzeitun« DreSde»-?U>st. IS. Holbetnstrahe 16. gemr»- 8272 und 3S5W. an öle vir prodenummern unserer Leitung rveek, Verdung versenöen können, »ln«I «Ur ioelsrrsit «»«nkdsrl Brief aus Jugoslawien Belgrad, im Januar 1926. Im Jahre 1914 hat die serbische Regierung mit Rom ein Konkordat geschlossen. Da aber der Weltkrieg aus gebrochen war. konnte es nicht durchgeführt werden. Der Ausgang des Weltkrieges hat in Jugoslawien eine we sentlich neue Lage geschaffen. Die Zahl der Katholiken stieg von 30 060 auf 4 500 000, was die Schaffung eines neuen Konkordates notwendig machte. Die diesbezüg lichen Verhandlungen zwischen Rom und Belgrad wer den schon seit vier Jahren geführt, ohne daß sie ein be sonderes Resultat erzielt hätten. Der päpstliche Unter händler ist Monsignore Borgogini, der sich nach einem Aufsätze des Negierunosorgans Vreipe zur slawenfreund- licken Politik Rampollas bekennt, dennoch aber bisher nichts erreichen konnte, da die serbische Regierung uner füllbare Forderungen stellte. Schon der Umstand, daß der Vertreter der jugoslawischen Regierung, Dr. Doja Iancie, ein griechisch-orthodoxer Priester ist, läßt darauf schließen, daß sie nicht geneigt ist, Rom wesentliche Kon zessionen zu machen. Die Schwierigkeiten, die bisher den Konkordats verhandlungen im Wege standen, beziehen sich auf die Schulen, auf die Ernennung der Bischöfe und auf die Kir- chcnsprache. Nach langen Verhandlungen ist es gelun gen. in der Schulfrage eine Verständigung herbeizu- führen. indem man den diesbezüglichen Text des serbi schen Konkordats von 1914 angenommen hat. welcher den staatlichen und den Schulinteressen entspricht. Hiernach wird in den Schulen der Religionsunterricht von jenen Priestern oder sonstigen Personen erteilt, die nach vor her stattgefundener Verabredung mit den politischen Be hörden als Religlonslehrer angestellt werden. In bezug auf die Ernennung der Bischöfe forderte die jugoslawische Regierung anfangs freie Hand. Als sie aber einsah. daß der päpstliche Vertreter auf der Praxis verharre, wie sie sich auch in anderen Staaten herausgebildet hat. gab sie nach, und forderte nur, daß vor der Ernennung eines Bischofs die Staatsgewalt über den Bischofskandidaten vorher verständigt werde, damit diese nachprüfen könne, ob nicht gewisse politische oder sonstige Schwierigkeiten bestehen, welche die Ernennung des betreffenden Kandi daten für unerwünscht hinstellen. In der Frage der Ktrchensp rache verharrte die jugoslawische Regierung aus ihrem starren Stand punkte und gab nicht nach, obwohl Rom diesbezüglich in der Nachgiebigkeit vielleicht schon zu weit gegangen ist. So können z. B. die Begräbniszeremonien schon jetzt in fi»mischer Sprache erfolgen. Auch die Lektion und das Evangelium wird bei Festmessen schon slawisch gesungen. Die jugoslawische Regierung begnügt sich mit diesen Zu geständnissen nicht, und fordert die Einführung der sla wischen Sprache als Kirchensprache auf der ganzen Linie. So weit wird Rom in der Nachgiebigkeit nicht gehen. Es kann sich hierin ans die Unterstützung der jugoslawischen Bischöfe verlassen. Eine Einführung der slawischen Sprache als Kirchensprache würde in dem sprachlich gemischten Lande zu den unmöglichsten Folgen füh ren. Die Deutschen und die Magyaren würden darin eine Berslamisierung der Kirche erblicken und mit ähn licher Begründung die deutsche bezw. die magyarische Sprache als Kirchensprache fordern. Die Bischöfe haben in der Presse alle Zweideutigkeit ausschließend festge stellt. daß die serbische Regierung sich irre, wenn sie glaubt. Rom zu weiteren Konzessionen zwingen zu kön nen. Die Folge der Stellungnahme der Bischöfe war, daß sie von Dr. Iancie im Samouprava angegriffen wurde, daß sie die Stellungnahme der jugoslawischen Delegation erschwere und das Wasser auf ' die Mühle Roms treibe. Die Aeußerung Iancie' war derart scharf gehalten, daß der päpstliche Nuntius Pelegrinetti des wegen im Ministerium des Aeußeren Vorstellungen zu erheben gezwungen war. Noch im Herbst begab sich Monsignore Borg or al n i nach Rom, um über den Stand der Verhandlungen Bericht zu erstatten und um weitere Instruktionen ein zuholen. Die Verhandlungen werden im Januar fortge setzt. Radies, der bisherige Oppositionsführer und nunmehrige Kultusminister, will seit seiner Entlassung aus dein Kerker den Beweis erbringen, daß er die Son derstellung der Kroaten aufgegeben habe und. obwohl ein Katholik, auch den Katholiken feindlich gesinnt sei. Lr läßt keine Gelegenheit Vorbeigehen, um dem Klerus Die Personenfragen Gehler und Kanitz wollen zurücklreten — Ministerien auf jvcrlin, IS. Januar. (Drahtber! cht unserer Berliner Vertretung) Die Besprechungen des Reichskanzlers mit den Frak- tionsführern der Mittelparteien, die gestern abgebrochen worden sind, sind heute fortgesetzt worden. Vormittags emp fing der Reichskanzler Dr. Luther zunächst den Abc,. Dr. Marx vom Zentrum und dann den Abgeordneten Dr. Koch. Um 12 Uhr findet eine Besprechung des Kanzlers mit den Führern der Mittelparteien ohne die Wirtschafts- Partei statt. Gegenstand dieser Besprechung ist die Frage der Zahl der Sitze, die de» einzelnen Fraktionen zuge sprochen werden sollen und welche Persönlichkeiten dafür in Betracht kommen. Ein Positives Ergebnis liegt zurzeit noch nicht vor. Die Verhandlungen sind auf gutem Weg, so daß irgendwelche Schwierigkeiten über Fragen des Regie, rungsprogramms wohl nicht mehr zu erwarten sind. Ungeklärt sind noch immer ein paar wichtige Per sonenfragen. Die schwierigste Frage dürfte die Besetzung des R e i ch s i n n en m i n i st e r t u m-? sein, auf das die Demokraten nicht verzichten wollen. Das Re ich sw ehr mini st ertu in d'iirite wahrscheinlich Dr. Luther selbst übernehmen. General von Secckt denkt nicht im entferntesten daran, für den Ministerposten zu kandidieren. Für das Wirtschaftsministerium wird heute der Abgeordnete Fehr (Bayrischer Bauern-Bund) genannt. . ..r. Der ReiclMrmister für Ernährung und Wirtschaft Graf Kanitz hat heute nachstehendes Schreiben an den Reichskanzler Dr. Luther gerichtet, in dem es heißt: „Ich bitte Sie, von meiner Wioderberufung in ein neu gebildetes Kabarett abzusehen, da einerseits di« verantivor- tungsvvlle Tätigkeit eines Leiters eines Wirtschaftsressortg in . 2jähriger schwerster Wirtschaftskrise unter den heutigen Verhältnissen eine besonders schnelle gesundheitliche Abnut zung mit sich bringt und sich für mich jedenfalls eine längere Erholungszeit erforderlich macht, und anüerersetis die außer ordentlich schwierigen wirtscliaftlichen Verhältnisse die Weirer- führung eines Amtes durch eine frische nnverbranichte Kraft erfordern." Verhandlungen über die Verkeilung der die Fraktionen In der gestrigen Besprechung zivisäsen Dr. Lutter und den Frakttonsführern sind schon Personalfragen erörtert wor den. Dabei kam der Wunsch der Parteien zum Ausdruck, daß die einzelnen Fraktionen möglichst durch führende Persön lichkeiten im neuen Kabinett vertreten sein möchten. Bisher ist eine Einigung in den Personalfragen nock nicht erzielt worden. Die Verhandlungen ivevden heute seit 12 Uhr mittags fortoesetzt Man nimmt in Kreisen der Mtte an, daß bis Freitagaü nü oder spätestens aber zum Sonnabend sie zu einem Erfolge führen werden. Reichskanzler Dr. Luther begab sich gestern „m 7 Uhr abends zu-m Reichspräsidenten von Hindenbnrg. um ihm liier den bisherigen Verlauf seiner Verhandlungen Bericht zu er statten. Die Meldung, daß wegen der Person des Neichswohrmi»!- sters Dr. Geßler bei den Verhandlungen Meinnngsvorichieden- heiten entstanden seien, entspricht keinesivegs den Ta'.wcken. Dr. Geßler hatte schon vor Weihnachten der demokrrw cken Reichstagsfoaklion mitgeteilt, daß er den dringenden Wun ch habe, von der schweren Bürde seines Amtes befreit zu werden. In gleicher Weise hat er sich jetzt auch dem Neickskainler D', Luther gegenüber geäußert. Ei» Streit um seine Periönückkcu lwt in keinem Stadium der jetzigen Vsrhandlunmm liattoeiun- den. Wahrscheinlich wird noch ein letzter Versuch gemacht nor den, um Geßler zum Verbleiben tm Kabinett zu bewegen. Die Reichstagssraktion der Wirtschaftlichen Ber einigung brachte gestern abend ihre Haltung m der Be trauung Luthers mit der Kabinettsbildung in iolgender lrnt- schließung zum Ausdruck: „Durchdrungen von der Noiivend o- keit, möglichst bald wieder eine verantwortliche Regierun >, u haben, widerspricht die Wirtschaftliche Vereinigung der Bildung des Kabinetts nicht. Sie ist aber nicht in der Lage, sich an diesem Kabinett zu beteiligen und wird ihm gegenüber in sach licher aber nicht grundsätzlicher Opposition sieben D-e Fraktion behält also völlige Unabhängigkeit für ihre Einü N.nng zu den jeweils austretenden Fragen".' Der Parteiausschuß der Sozialdemokrat rschen Parrei Deutschlands ist zum 19. Januar »ach Berlin einbe-uf?n worden. nicht eins am Zeug zu flicken. Dr. Korosec, den Führer der Katholischen Volkspartei. nennt er folgerichtig nur „einen Pfaffen", der n.it Hilfe des Beichtstuhles und sei ner roten Binde am Bauch das slowenische Volk absicht lich in Dummheit halte. Dem Episkopat wirft er Ehr geiz, Hunger nach Macht und reaktionäre Gesinnung vor. Der Papst stehe nach einer unlängst gemachten Aeuße rung Radies' im Solde des italienischen Imperialismus. Er habe dem italienischen Imperialismus geholfen. Kroa tien Fiume zu rauben In der Politika schreibt Radies: „Die klerikale Gefahr ist so groß, daß unser kroatisches Volk sich mit dem serbischen nie verschmelzen wird, so lange sich Kroatien von Rom nicht befreie." Des weite ren führt er dann aus. daß der Katholizismus eine Reli gion der südlichen, nicht aber der übrigen Völker sei. Eine jede andere Nation ist nur in dem Maße groß, in welchem sie sich eine eigene nationale Religion gegrün det hat. Dies beweist England. Preußen. Rußland »sw. (Die „Größe" Preußens üsw. ist uns ja allzu bekannt. D. Red.) Die Schlußfolgerung dieser hinkenden Betrach tung ist: auch die Kroaten müssen sich eine eigens natio nale Religion gründen. Solanas die Gegensätze Zwischen der katbalischen und griechisch-orientalischen Rel'-ston nicht ausaeglichen werden können, muß der kroatische Altkatbal!zism"s mit allen Mitteln unterstützt werden Die Zukunft wird dann schon das Anfgehen der Kremten im Serbentum und in der griechisch-orientalischen Reli gion mit sich bringen. So Nadics, der katholische Kroat und iuaostowische Kultusminister. Inwieweit er unter dem Eingüsse sei ner atbeistischen Fran. die eine geborene Tschechin ist, steht, läßt sich nickst feststellen. Da er ein glänzender N'd- ner und oriaineller Kaps ist. und trotz seiner unerklär lichen politischen Umschwenknng noch immer einen gro ßen Anhang uister den Kroaten hat. rufen seine katbo- likersteindlichen Angriffe große Verwirrung hervor. Viele, die ihm bisher durch Dick und Dünn gefolgt sind, machen nun auch seinen kulturkämpferischon Feldzug mit. An dererseits aber gibt es auch viele, die die Reliaian über ^cn Nationalismus stellen, und ihm keine Folgschaft lei sten. Die Volksversammlunaen eröffnet er heute nach mit dem ..Gelobt sei Jesus Christus", aber auch das Volk beginnt schon wahrzunebmen. daß das nur Bauernfän gerei sein will. Die Gläubigen beginnen sich um ibre Bischöfe zu scharen. Im letzten Hirtenbrief ruft der Episkovat die Katholiken zur gemeinsamen Abwehr gegen den ihnen anfgezwungenen Kulturkampf und teilt mit. daß demnächst ein katholisches Tageblatt erscheinen und die slowenische Katholische Volkspartei ilrre Tätigkeit auch in Kroatien beginnen werde D es ist teilweise schon eingetreten. Die Katholische Va!ks- partei hat in Dalmatien bereits ihre Werbetätigkeit be gonnen, die bisher über alles Erwarten gut -aelungen ist Es ist Hoffnung vorhanden, daß ihre Propaganda auch in Kroatien, wo Radies vor fünf Jahren Popularität großen Teils mit Hilfe des Klerus erwarben hat. einen ähnlichen Erfolg haben wird. Gewiß ist die Lage der Katholiken schwer. Aber ein offener Kampf ist immer besser, als geheime Machinationen Radsts hat diesen Kampf angesagt. "Ob er ibn bis zu Ende bestellen wird, ist sehr zweifelhaft. Er dürfte seinen Kopf am Wider stande der kroatischen Katholiken schließlich doch zer schellen. zek Agram, 14. Januar. Der Streit wegen des St. Hieronymus-In stitutes in Rom hatte sich bekanntlich bis zur Möglich keit eines Abbruches der diplomatischen Beziehunc-eu zwischen Belgrad und dem Vatikan verschärft. Der Vati kan nahm das Verwaltungsrscht über das Institut gw", für sich in Anspruch, während es Jugoslawien für sich haben wollte. Die jugoslawische Negierung war auch dar über besonders aufgebracht, daß die in Jugoslawien am tierenden rämisch-kathalischen Kirchenfürsten den Rcästs- standpunkt des Vatikans teilten, wodurch der Streit nur an Heftigkeit gewann. Nach der endgültigen Abreise des ingoslawischen Gesandten Dr. Smodlaka aus Rom ist nunmehr eine bedeutende Besserung einge treten. Durch Vermittlung der italienischen Regierung wurden die Besprechungen zwischen Bel grad und Rom wieder ausgenommen und ein neuer Mei nungsaustausch eingeleitet. Nach einmonatigen Verhand lungen hat der Vatikan das ausschließliche Verwaltungs recht der jugoslawischen Negierung in dem genannten Institut prinzipiell anerkannt. Dieser Tage werden die Einzelheiten des Abkommens festgestellt werden. So dann wird die jugoslawische Regierung einen angesehenen Priester des Belgrader Erzbistums zum Rektor des In stitutes ernennen, lieber die Person wurde bereits eine Einigung erzielt. Das Vekanntmerden des Standpunk tes des Vatikans hat in Jugoslawien in allen interessier ten Kreisen den besten Eindruck hervorgerufen. Noch wichtiger als die Beilegung dieses Konfliktes wegen des Instituts zum heil. Hieronymus ist die Nach richt, die heute offiziell bestätigt wird, daß die Kon- Kord a t s v e r h a u d l u n g e n mit Jugoslawien in den nächsten Tagen wieder ausgenommen werden. Gesandter Dr. Smodlaka wird nicht mehr nach Rom zurückkehren.