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»Mktw ItdwWerttag nachmttl«,». — Fernsprecher Nr. er. — Postscheckkonto Lelpjlg rs e«e. — Semelndeglrolont» l». — vonk- konto Dormstüdter Bonk Zweigniederlassung Hohcnstein-Ernstt-al — Unverlangt elngesandte Manuskripte wcrdm nicht jurtickge. Ichiltt. Einsendungen ohne Namminennung finden keine Ausnahme UN-Anzeiger Set «lagen, «onturien, Vergleichen «>>v. wird oer UruUobctrog » Rechnung gestellt. Im Fall- höherer »ew-li — kirne, -der sonstiger irgend welcher Störung de» »-triebet »er Zeitung, der Lieleranten oder der »esürderungiemrichtungen — hat der ve> >,ehcr leinen Anbruch auf Lieferung »der Nachli-serun, der Zeitung oder aus Rüchahlung dr» »«ugtpretre». Hohenstein-ErnstLhalür Zeitung» Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Trnstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RüZdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurZdorf, Reichen« dach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, GEna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Nutzdorf. Nr. 188 sK^K^SL^Ls^I " Mittwoch, den 12. August 1925 s s 75. Jahrg. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgericht?, Finanzamt? uns des StadtratL zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften» Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. Ak «MW «M-WUMs Bon unterem Berliner Vertreter Das Ergebnis der Besprechungen zwischen Briand und Chamberlain wird voraussichtlich für das weitere Schicksal des Sicherheitsproblems entscheidend sein, denn wenn die beiden Staatsmänner sich nicht auf eine gemeinsame Linie einigen werden, ist für abseh bare Zeit hinaus an eine Fortführung der Er- ötterungen kaum zu denken. Obwohl die eng lische und französische Presse immer noch fort- sährt, Einzelheiten über eine geplante Sicher heitskonferenz zu veröffentlichen, hat der Kon- serenzgedanke bisher noch nicht feste Formen an genommen. Es ist auch noch fraglich, ob Briand und Chamberlain nach Abschlusz der Besprechun gen schon die Gelegenheit für gekommen halten, mit einem festumrisscnen K o n f e r e n z p l a n hervorzutreten, denn als Programmpunkte der Erörterungen ist bisher nur die Beratung der Antwort an Deutschland und die Prüfung der französischen Paktvorschläge vorgesehen. Darüber hinaus werden sich Briand und Chamberlain voraussichtlich über die Einberufung der betei ligten Außenminister zu einer Vorbesprechung verständigen. Bedeutungsvoll ist die Tatsache, daß auch der französische Ministerpräsident Painleve zu der Völkerbundstagung nach Nens fahren will, und daß der englische Premier minister Baldwinsich mit ähnlichen Gedanken trägt. Es ergibt sich daher die Frage, ob zu einer solchen Vorbesprechung nicht auch die führenden deutschen Staatsmänner, unter anderein auch Reichskanzler Dr. Luther, eingeladen wer den sollen. Nach der Stimmung der deutschen parlamentarischen Kreise zu schließen, wäre es in Berlin zweifellos erwünscht, wenn der Reichs kanzler Gelegenheit erhalten würde, neben dem Außenminister Dr. Stresemann an den geplan ten Genfer Besprechungen teilzunchmcn. Eini germaßen überraschend wirkt übrigens die Hal tung der offiziellen deutschen Negierungskreise. Während man in den parlamentarischen Kreisen ganz offen über die Möglichkeiten und Aussich ten der Genfer Vorbesprechungen diskutiert, wol len die offiziellen Regierungsstellen von einem solchen Projekt weder offiziell noch inoffiziell Irgendwelche Kenntnis erhalten haben. Trotz dieser Zurückhaltung der Wilhelmstraße ist man im Reichstag fest davon überzeugt, daß bereits inoffiziell derartige Vorschläge, wie die Zusam- nnnkunft der Staatsmänner in Genf, gemacht worden sind. Natürlich kann die Neichsregie- nmg von sich aus hierzu nicht eher Stellung neh men als bis sie offiziell von den Absichten der Eierten Regierungen verständigt worden ist. Nach den aus London vorliegenden Meldun gen soll Briand angeblich eine günstige Auf nahme bei der englischen Regierung finden, und schon jetzt geht aus der Stellungnahme der füh renden englischen Presseorgane hervor, daß die bevorstehenden Unterhandlungen zwischen Vriand und Chamberlain mit einer völligen Einigung über die Beantwortung der deutschen Note endigen würden. Die Herstellung einer alliierten Einheitsfront würde natürlich in Deutschland mit gemischten Gefühlen ausgenom men werden, aber man glaubt aus den bisheri gen Erfahrungen entnehmen zu können, daß immer noch ein großer Fragenkomplex offen bleibt, und letzten Endes doch noch die Notwen digkeit eintritt, am Konferenztisch eine Lösung aus mittlerer Linie zu suchen. Was die Frage des E i n t r i t t s D e u t s ch- lands in den Völkerbund betrifft, so dürfte eine Klärung von der Genfer Tagung des Völkerbundrates nicht zu erwarten sein. Diese Angelegenheit hängt jetzt auch weniger von dem guten Willen der Völkerbundmächte selbst ab, als vielmehr von der Bereitschaft Frankreichs in bezug auf den Artikel 16 der Völkerbundssatzun gen und auf die Durchmarschfrage dem deutschen Standpunkt Rechnung zu tragen. Danach müßte sich die französische Regierung bereit finden, in den Sicherheitspakt eine Klausel aufzunchmen, die ausdrücklich betont, daß nur mit Zustim mung Deutschlands Truppen der vertragschlie ßenden Parteien deutsches Gebiet passieren dür fen. Dadurch würde Artikel 16 der Völkerbunds satzungen ohne weiteres seine Schärfe verlieren. * Ueber die Verhandlungen selbst liegen uns folgende Meldungen vor: London, 11. August Die erste Zusammenkunft zwischen Chamberlain und Vriand sand heute mittag gegen 12 Uhr statt. Briand begab sich heute vormittag in Beglei tung des Londoner französischen Botschafters de Fleuriau zum Buckinghampalast, wo er vom König empfangen wurde. DieAussprache mit C h a m b e r l a i n be gann gegen Mittag. Zugegen waren von franzö sischer Seite Berthelot, Fromagot, Leger und der Botschafter do Fleuriau. Nach einem Havasbericht haben Vriand und Chamberlain ausführlich den Text der Antwort an Deutschland besprochen. Die Unterhaltung hat zu der Erledigung eines Teiles des Program mes geführt, das die beiden Minister sich vorge zeichnet hatten. Sie haben sich noch der Be richtigung gewisser Einzclfragen über den Text der Antwortnote verständigt. Briand kehrte nach Ausgang der Unterredung in die französische Botschaft zurück, wo ein Essen gegeben wurde, zu dem der Botschafter der Ver einigten Staaten, sowie Berthelot und Froma- geot, verschiedene Botschaftsräte und der franzö sische Militärattache«: geladen waren. Es wurde vereinbart, daß über di: im Foreign Office stattgefundene Unterredung eine offizielle Mitteilung an die Presse herausgegebcn werden soll, sobald die beiden Außenminister ihre Verhandlungen zu Ende ge führt haben. Paris, 1t. August Die nach London entsandten Sonderbericht erstatter der Pariser Blätter heben dieoptim i- stische Stimmung der französischen Unter händler hervor. Der Berichterstatter des „Ma- tin", der Briand im Zuge begleitete, ist der Ueberzeugung, daß einige Stunden genügen wer den, um ein endgültiges Einverneh- m e n zu erzielen. In gewissem Gegensatz zn die sem voreiligen Optimismus steht die sachliche Darstellung der meisten Blätter, in der die noch vorhandenen französisch-englischen Meinungs verschiedenheiten zusammengefaßt werden. Der Sonderberichterstatter des „Journal" stellt folgende Punkte zusammen, über die ent weder Einvernehmen oder Gegensatz besteht: 1. England stimme mit Frankreich darüber überein, daß Deutschland ohne Vor zugsbehandlung dem Völkerbünde beitreten müsse. Briand habe nach seiner Ankunft ausdrücklich erklärt, daß er in diesem Punkte a u f keinen Fall nachgebe. 2. In der Frage der E a r a n t i e r u n g der deutschen Schiedsgerichtsverträge mit Polen und der Tschechoslowakei durch Frank reich sei man in England geneigt, dem deutschen Standpunkt beizutreten, nach dem Frankreich nicht gleichzeitig als vertragsschließender Teil und als Schiedsrichter auftreten könne. In Londo ner Kreisen herrsche die Auffassung, daß die Frage vielleicht zwischen Deutschland und Frank reich in direkter Aussprache geklärt wer- könne, wozu England beiden Ländern freie Hand lassen werde. 3. Frankreich stehe nach dem Versailler Vertrag für den Fall deutscher Verfehlungen das Recht zu, sofort Sanktionen zu ergreifen. Als Verfehlungen würden alle Verstöße gegen den Artikel angesehen. Deutschland stelle sich aus den Standpunkt, daß mit Unterzeichnung des Ga rantiepaktes kein Grund mehr bestehe, die seine nationale Würde entehrenden Bestimmungen des Artikels 11 beizubehalten. England sei, wie seine Haltung in der Ruhrbesetzung bewiesen habe, stets gegen das Prinzip der Sonderaktionen gewesen. Bei der endgültigen Entscheidung werde sicher die Tatsache ausschlaggebend sein, daß Bel gien in dieser Frage mit Frankreich überein stimme. Die Londoner „Times" melden: In den englischen Regierungskreisen erwartet man, daß nach der Unterredung zwischen Briand und Chamberlain der Meinungsaustausch zwischen Berlin und den alliierten Hauptstädten wieder ausgenommen wird. Die eigentliche Sicherheitskonferenz könnte nach eng lischer Auffassung nicht vor EndeOkto- ber einberufen werden. Belgien ist „verschnupft" Das Organ der Arbeiterpartei in Brüssel, „Le Peuple", berichtet: Außenminister Ban de r v e l d e wird sich Ende dieses Monats nach London begeben, um mit Chamberlain zu ver handeln. Gewisse ausländische Blätter äußerten sich befremdet, daß Vandervelde nicht an den jetzigen Verhandlungen zwischen Briand und Chamberlain teilnehme, und behaupteten, daß Briand erklärt habe, er ziehe es vor, mit Cham berlain zu verhandeln, da er mit Vandervelde über gewisse Fragen des Sicherheitspaktes nicht einverstanden sei. Nach Nachrichten aus guten Quellen könne diese Meldung kategorisch demen tiert werden. Vandervelde habe niemals den Wunsch ausgesprochen, an den Londoner Ver handlungen teilzunehmen. Auch die italienische Regierung ist ja dabei nicht vertreten. Im übri gen sei es nicht das erstemal, und es sei ja auch natürlich, daß gewisse alliierte Regierungen direkte Verhandlungen unter sich pflegen, ohne daß die anderen alliierten Regie rungen daran teilnehmen. Berfafsungsferern Die Feier 'm Reichstage Der Sitzungssaal im Reichstag war sehr ge schmackvoll ausgeschmückt. Am Regierungstisch saßen die Reichsminister, auf den Reichsratssitzen die Vertreter der Länder. Der Sitzungssaal bot ein buntes Bild durch die Hellen Gewänder der zahlreich erschienenen Damen. Pünktlich um 12 Uhr erschien Reichskanzler Dr. Luther. Bald darauf betrat, vom Neichstagspräsidenten Loebe geleitet, Reichspräsident von Hindenburg die Mitteltribüne. Neben ihm nahmen außer dem Präsidenten Löbe Reichsfinanzminister Schiele und die Vizepräsidenten Dr. Bell und Graef Platz. Der Reichspräsident, der im Gehrock ge kommen war, wurde von der Festversammlung still durch Erheben von den Sitzen begrüßt. Er verbeugte sich dankend und gab damit das Zei chen zum Beginn der Feier. Das Berliner Phil harmonische Orchester brachte den ersten Satz der ersten Symphonie von Brahms zu Gehör, dann folgte die Festrede von Prof. Platz, der auf den Sinn des Tages hinwies. Nachdem darauf der vierte Satz der Brahmsschen Syniphonie ver klungen war, erhob sich Reichskanzler Dr. Lu ther zu einer kurzen Ansprache, die ausklang: Lassen Sie uns am heutigen Verfassungstag geloben voll guten Glaubens an die deutsche Zu kunft, daß wir nie Nachlassen wollen am Dienste an unferA Volk und Vaterland. Aks Reichskanz ¬ ler habe ich die Ehre, Sie, Herr Reichspräsident, und Sie, meine Damen und Herren, zu bitten, mit mir cinzustimmen in ein Ho ch auf unser geliebtes deutschesVolk. ^)as in der Republik geeinigte deutsche Volk lebe hoch! Die Versammelten stimmten dreimal in das Hoch ein und sangen dann die erste und dritte Strophe des Deutschlandliedes. Damit war di« Feier im Reichstagssaal beendet. * Inzwischen hatten sich auf dem Königsplatz zahlreiche Zuschauer versammelt, die den Reichs präsidenten und sein Gefolge mit lebhaften Hoch rufen begrüßten, als er durch das große Haupt portal die Freitreppe des Reichstages betrat. Der Berliner Stadtkommandant Oberst Se verin begleitete den Reichspräsidenten bis zum Fuße der Treppe. Unter den Klängen des Prä sentiermarsches, welche bald in die Melodie des Deutschlandliedes übergingen, schritt der Reichs präsident die Front der vor dem Reichstag auf stellten Ehrenkompagnie ab und begab sich dann zu dem auf ihn wartenden Regierungsauto, da« ihn unter dem erneuten Jubel der Versammelten durch das Brandenburger Tor und die Linden zu seinem Palais in der Wilhelmstraße zurück» führte. Um 1 Uhr 20 Minuten war die Feier be endigt. Frühstück im Präsidentenpalai, Im Anschluß an die Verfassungsfeier im Reichstag fand beim Reichspräsidenten ein Frühstück statt, an welchem der Reichs kanzler und die Reichsminister, der Präsident und die Vizepräsidenten des Reichstages, Vertreter des Reichsratcs und der preußischen Regierung, die Vorsitzenden der Fraktionen des Reichstages (mit Ausnahme der kommunistischen und der völ kischen), der Führer und die unmittelbaren Vor gesetzten der Ehrenkompagnie, der Festredner Prof. Platz, der Dirigent Prof. Prüwer und ar» dere teilnahmen. Die Feier der sächsischen Ministerien. Die Beamten und Angestellten der Staate- kanzlei, sämtlicher Ministerien, der Staatspolizei verwaltung, des Landeskriminalamtes, der Lan desbrandversicherungskammer, des Landesver« sichcrungsamtes, der staatlichen Anstalt für Schlachtviehversicherung, des Landes gesundheitsamtes und der Kunstakademie versammelten sich gestern vormittag 11 Uhr in der festlich geschmückten Kuppel halle des gemeinschaftlichen Ministerialgebäudes am Königsufer. Ein Streichquartett des Kauf mann-Orchesters trug unter Leitung von Kon« zertmeister Hammer zunächst das Andante canta- ible aus Op. 11 von Tschaikowssky vor. Alsdann hielt Finanzminister Dr. Neinhold in Vertre tung des zur Teilnahme an der Verfassungsfeier des Reichstages in Berlin weilenden Minister präsidenten Heldt eine Ansprache, die in ein Hoch auf das Reich ausklang. Es folgte der gemeinsame Gesang des Deutschlandliedes. Die Feier in München In München trat der Verfassungs tag äußerlich wenig in Erscheinung. Die Ge bäude der Reichsdienststellen hatten Schwarzrot gold, die staatlichen und städtischen Gebäude die bayrischen Landesfarben gehißt. Für die Reichs- dienststellen fand im Neichspostministerium eine Gedenkfeier statt, zu der u. a. der Neichsge» andte von Haniel, der Landeskommandant der Reichswehr Generalleutnant Kreß von Kressen» kein, der Präsident des Reichsfinanzhofes von Jahn und Staatssekretär Frank erschienen wa ren. Die Feier wurde eingeleitet durch einen Musikvortrag, worauf Ministerialdirektor Neumayer die Festansprache hielt. Mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland und dem Deutschlandlied schloß die Feier.