Volltext Seite (XML)
Ottendorfer Zeitung. Ole ,D>"''<>rser Icttung- erschein» LOrnstag, vonnerr- tag on» Sonnabend abend». Brzug»prei» vterteljährli» , Mark. Dnrch die Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. AUt wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Annahm« »o» Inserat« bt, vormittag ,« Uhr. Inserat« w«rd«n mit w p sLr di« Spaltziü« t«r«chn«, Labrllarischrr Satz nach d»s»nd«r«m Laris Druck und Verlag vor. Hermann Rühl« in Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 86. Freitag, den 19. Juli 1907. 6. Jahrgang. Srrtliches und Sächsisches. Vtiendorf-Vtrilla, den >s. Juli „or. —* Wie wird da« Wetter? Da« ist die allgemeine Frag,. Geht diese „kühle Priiode" die nun schon lange genug angehalten hat, noch so weiter, oder sind Aussichten auf baldige und gründliche Besserung vorhanden? Ein kurzer Rückblick aus die Witterungsverhältnisse früherer Jahre kann un» darüber wenn auch nicht sich-re Au-kunst, so doch einen gewissen Anhaltspunkt geben. Im allgemeinen ist ja der Juli der heißeste Monat des Jahres, aber e» kommt auch noch ziemlich häufig vor. daß der August noch wärmer ist. Manchmal aber ist schon der Juni heißer als der Juli und der August gewesen. Nach den letzten Nachrichten zu schließen, dauern die kühlen Verhältnisse noch weiter aü und damit auch die Verlegung der barometrischen Minima aus dem Atlantischen Ozean. Wir haben daher haupt sächlich westliche unk südwestliche Luftströmungen zu erwarten, die uns eben kühles Wetter, Be wölkung und Niederschläge bringen. Solange hierin keine Arnderunq cintritt und nicht die östlich-n Winde das Uebergewicht bekommen, ist daher auf eine dauernde Besserung nicht zu rechnen. Es sprechen daher die meisten Meteorologischen Faktoren dafür, das wir auf «inen verhältnismäßig kühlen Sommer rechnen müßen, dem erst im Herbst, also im September, etwa» längere Perioden günstiger Witterung folgen werden ... So rechnet die Wissenschaft ihre Vertreter werden aber sich gerne eine« Besseren belehren laßen, wenn sich die Wünsche und Hoffnungen auf ein andauernd schönen Sommer- und H-rbstwetler erfüllen sollten. —* Einziehung der Taler durch die Post. Die Einziehung d»r Taler ist auch den Post- imtern durch eine Verfügung de« Reichs-Post amte» Übertragen worden. Nach einem B - schluße de» Bundeskai» gelten bekanntlich die Tintalerstücke deutschen Gepräges vom 1. Ok tober 190? an nicht mehr al» gesetzliches Zahlungtmittel. Es ist dann niemand mehr verpflichtet, dies« Münzen in Zahlung zu Nehmen, außer den mit der Einlösung be auftragten Haßen. Tie Post- und Telegraphen- onstalten sind attgewits-n worden, schon von jetzt an die in Zahlung genommenen oder gegen ReichSMÜnzen umgetauschten Stücke nicht Wtrder zu verausgaben, sondern anzusammeln Und mit tunlichster Beschleunigung abzusühren. Di« Verkehrsämter am Sitze einer Reick-bank- anstilt führen sie unmittelbar an diese, die A«mter an Orten ohne Reichsbankanstalt an die Bezirk«-Oberpostkaßen, u. a. gelegentlich d«r Abführung von Ü berschüßen ab. Die ^b«rpsstkafse in Schwerin in Mecklenburg führt di» Münzen an da» Hospostami in Brrlin ab, alle übrigen Oberpostkaßen an die am Ort« befindlich« Reich»bankanstalt. Die furz vor Ablauf d«r Einlösungsfrist bei den Aaß-n «ingehtnd«» Tal«r werden von der Neichsbank und vom Münzenmetakd-pot noch bis zum 1b. Oktober 1908 angenommen um zu verhüten, daß bei der Annahme der veutschen Taler etwa auch österreichische Vneinstaler zur Einlösung kommen, wird den Kaßenbeamten zur Pflicht gemacht, bei der Annahme der Taler genau auf ihr Gepräge iu achten. Die österreichischen Taler sind ch°n am ersten Januar 1901 außer Kurs ge- nht und bis zum 31. März 1901 eingclöst worden. Medingen. Der sich notwendig machende ^chulhausneubau wurde nach Prüfung der ""^'reichten Anschläge d«m Baugeschäst von H- Ehrig in Großokrilla zur Ausführung über tragen. Königsbrück. Aus dem Gesechttschiehplatz , Königsbrück hält in der Zeit vom 25. btt Ail 27. Juls das Königliche Garde-Reittr- ^giment täglich von 9 Uhr Vormittag» bis 3 Uhr Nachmittags Schießen in größeren Ab ieilungen ab. Rohna. Ein bedauerlicher Unglücköfall er eignete sich hier im Hofe des Gutsbesitzers Otto Zickler. Der 72jährige Auszügler Gott- lelf Zickler wollte die Pferde ausspannen, hier bei schlug, infolge von erlittenen Bienenstichen, w» ein« Pserd um sich und traf den Greis o unglücklich, das der linke Arm zerschlagen wurde. Außerdem erlitt Zickler auch noch einen Rippenbruch. Dem Bedauernswerten wendet man allgemeine Teilnahme zu. Dresden. In der Dresdner Gesellschaft insonderheit in der Fremdenkolonie, wird die Inhaftnahme eine» reichen Amerikaners viel besprochen. Als dieser am Sonntag Abend in Dresden mit seinem Automobil eintraf, traten ihm Gendarme entgegen und brachten ihn nach der Hauptpolizei. Der Amerikaner beabsichtigte, seine im Sanatorium Lahmann weilende Mutter zu besuchen. Die Zitierung nach dem Gewahrsam erfolgte auf telegraphische Ver anlassung einer auswärtigen Staatsanwaltschaft, >a der Amerikaner bei Finsterwalde einen Mann überfahren hatte, der dabei schwere Verletzungen daoongetragen. Die Verwahrungs haft war am Montag noch nicht aufgehoben, da das Schuldverhältnis an dem Automobil unglück noch nicht aufgeklärt ist. Der In haftierte hat eine hohe Kaution für seine Ent lassung angeboten. — Eine Rodelbahn ist am Sonntag auf der Dresdner Radrennbahn an der Psotenhauer- straße eröffnet worden. Trotz der Ungunst des Wetter« hatte die Bahn zirka zweitausend Fahrgäste. Die Rodelbahn ist eine sehr amüsante Neuheit, die beim Publikum große Anerkennung sand. Tie Fahrten finden bei jeder Witterung, bis abends halb 11 Uhr bei elektrischer Beleuchtung statt. — Einem frechen Schwindler wäre eg vor einigen Tagen fast gelungen, einen Dresdner Hausbesitzer um dessen gesamte Quartalsmiete zu betrügen. Ein leider unbekannt gebliebener elegant gekleideter Gauner kam kurz nach dem 1. Juli als gerade die Wohnungsmieten fällig geworden waren, zu dem Verwalter eines am Dürerplatz gelegenen Grundstücks und schwindelte demselben vor, er sei von dem Besitzer deö Hause« beauftragt worden, die Ouartalsmiete abzuholen. Der Hausverwalter merkte sosolt. daß ein raffinierter Gauner vor ihm stand und bat denselben, Platz zu nehmen, er wolle das Geld herbciholen. In Wirklichkeit beabsichtigte der Verwalter aber telephonisch die Polizei zu benachrichtigen, um den Schwindler festnehmen zu lass n. Dieser mußte die Absicht des Haus verwalters durchschaut haben, denn er ergriff, als Ker letzter« sich ans Telephon begeben wollte, schleunigst die Flucht. E» gelang ihm leider zu entkommen. Plauenscher Grund. Am vergangenen Sonntag hielten die sozialdemokratischen Gewerkschaften de« Plauenschen Grunde» ihr viesjährige» Gewerkschaftsfest ab, da« aber sehr unter der Ungunst der Witterung zu leiden hatte. An den» Festzuge, der seinen Weg durch Döhlen und Deuben bis zum Fest platz in Niederhäslich nahm, beteiligten sich gegen 4000 Personen, Männer und Frauen. Dies zeigt eine geringere Beteiligung gegen über den Vorjahren. Weinböhla. Am Dienstag Morgen in der siebenten Stunde explodierte im Lichthause des Heringschen Gasthofes hierselbst der Gasolin- apparat. Durch die Explosion wurden die Mauern des Gebäudes nicht unerheblich be schädigt und mehrere Fensterscheiben zertrümmert Eine Bleileitung wurde durch da« ausgebrochene Feuer zum Schmelzen gebracht, auch ist ein Teil de» Gebälkes verbrannt Sofort Herbei geeillen Nachbarn gelang es, den Brand zu löschen. Bautzen. Nicht weniger al» 17 000 Mark hat die hiesige Stadt auswenden müßen, um die Ursachen zu beseitigen, die vor einiger Zeit durch infiziertes Leitungöwasser bei einem Teile der dasigen Bevölkerung gesundheitliche Störungen hervorgerufen hatten. Die Er krankungen waren sämtlich nur leichterer Natur und bestanden nicht, wie verbreitet worden war, in Typhus oder dergleichen. Es war nötig, durchlässige Tonröhren zu beseitigen und re durch eiserne zu ersetzen. Der Betrag von 17 000 Mk., der dem Reservefonds de» Wasserwerkes entnommen wird, wurde in der letzten Stadtverordnetensitzung einstimmig be willigt. Oberoderwitz bet Löbau. Ein schwerer Unglücksfall wurde durch leichtsinnigen Umgang mit Schußwaffen durch einen 15 jährigen Burschen hervorgerusen. Dieser hantierte mit einem mit Schrot geladenen Tesching. Durch irgend einen Umstand entlud sich die Waffe und die Ladung traf den 10 jährigen Sohn eines Fuhrwerksbesitzers unterhalb des rechten Auges. Die Schrotladung hatte eine furchtbare Wirkung. Es ist fraglich, ob der Knabe das Auge behält. Meißen. Die anhaltende naßkalte Witterung ist für die hiesigen Weinberge sehr nachteilig gewesen, so daß die Weinstöcke nur sehr mäßigen Anhang tragen. UeberdieS scheint diesem geringen Ansatz auch noch der falsche Mehltau gefährlich werden zu wollen, der an zahlreichen Stöcken bemerkbar ist. Dagegen cheint der Heuwurm, die sogenannte Made, )er R-benblüte keinen großen Schaden zuge- ügt zu haben. Bobersen bei Riesa. Am Dienstag wurde der mit Brettern beladene Kahn de« Schiffs eigners Zietzschmann, der auf der Talfahrt be griffen war, von einem vorüberfahrenden Schleppdampfer in die Flanke getroffen, wo durch ein großes Leck entstand, was ein als baldiges Sinken des Kahnes zur Folge hatte. Die Bemannung konnte nur einen Teil ihrer Habe retten. Kahn und Ladung sind ver« schert. Mil Unterstützung von Riesaer Pionieren wird die Ladung geleichtert, damit päter der Kahn gehoben und wieder flott ge macht werden kann. Leisnig. Tödlich verunglückt ist in Leuter- witz der Gutsbesitzer Kaltofen. Er begab sich in seinen Keller, um nachzusehen, ob Regen- waßer eingedrungen sei, stürzte dabei auf die Tr-ppe, fiel in das etwa 15 Zentimeter tiefe Waßer und ertrank darin. Lichtenberg bei Freiberg. Als der Werk führer Dänhardt der Holzschleifrrei Strauß- mühle an der Freiberger Mulde mit zweien seiner Arbeiter damit beschäftigt war, von einer Holzbrücke aus das am Flutrechen ange sammelte Heu zu entfernen, brach die Brücke zusammen und alle drei stürzten in die durch die Regengüße angeschwollenen Fluten. E« gelang nur zweien sich zu retten, während der Arbeiter Keßler ertrank. Seine Leiche ist noch nicht gefunden worden. Dem Verunglückten ist vor zwei Jahren an derselben Stelle ein vier jähriger Knabe ertrunken. Chemnitz. Der gräßliche Leichensund auf der Ortelsdorfer Flur hat nunmehr seine Auf klärung gefunden. Die 25 jährige Dienstmagd Anna Berta Müller aus Leukersdorf wurde wegen Kindesmordes verhaftet Sie gestand, daß sie ihrem 3 jährigen uneheligen Knaben erstickte, da sie keine Alimente bekommen habe. Sie -erklärt aber, an den erwähnten schrecklichen Verstümmelungen des Leichnams unschuldig zu sein. Chemnitz. Der hiesige Verein der Zahn ärzte hat gegen den Zahnkünstler Richard Stern, der sich durch Zeitungsinserate für schmerzloses Zahnziehen empfahl, Strafantrag wegen unlauteren Wettbewerbs gestellt. Stern wies aber durch Anerkennungsschreiben seiner Patienten vor dem Schöffengericht nach, daß für diese das schmerzlose Zahnziehen sogar ein Vergnügen gewesen sei. Da auch ein ärztlicher Sachverständiger schmerzloses Zahnziehen, wenn mit der nötigen Gewissenhaftigkeit vvrgegangrn werde, für möglich hielt, wurde der Angeklagte kostenlos freigesprochen. Glauchau. Tot aufgefunden wurde im Schloßhofe zu Remse bei Glauchau der da selbst wohnende beinahe 70 Jahre alte Rentner Vogel. Derselbe war kurz vorher in einem Anfalle von geistiger Umnachtung au» dem Fenster gestürzt und konnte nur al» Leiche ge borgen werden. — Bet einer auf der hochangeschwollenen Mulde vom hiesigen Pontonirrkorp» abge- Haltenen Uebung ereignete sich ein Unfall, der leicht für die Mannschaften de» Korps ver hängnisvoll werden konnte. Al» die Pontoniere auf zwei Kähnen die Mulde abwärt« fuhren, schlug infolge der starken Strömung der eine Kahn an den Eisbrecher des MuldenstegS an der Berirksschule an, kippte infolgedessen und schöpfte Wasser. Kurz entschloßen, flüchtete sich ein Teil der Bemannung des Kahns auf den Eisbrecher, die übrigen Mannschaften aber sprangen in die hochgehenden Fluten und e» gelang ihnen, sich durch Schwimmen an» Ufer zu retten. Die auf dem Eisbrecher Befindlichen konnten mit Hilfe einer Leiter, die man ihnen reichte, gerettet werden. Der allein abwärtS- tieibende Kahn konnte unterhalb der Brückt geborgen werden. Leipzig. Die Zahl der nichtapprobierten Personen, die sich in Leipzig mit Heilkunde beschäftigen, betrug zu Beginn vorigen Jahre» 124, das sind 28 mehr al« Anfang 1905. Hiervon beschäftigten sich mit der sogenannten Naturheilkunde 25, mit Magnetopathie, Suggestion usw. 19, mit Heilung von Geschlechtslriden 4, mit Homöopathi« 2, mit Harnbeschauen 3, mit Maßage, Heilgymnastik, Badekuren usw. 49, sowie mit sonstigen Heil verfahren 22. Leipzig. Seit acht Tagen find im hiesigen Grassi-Museum wrrtvolle prähistorische Gegen stände, wie Ringe, Waffen usw. gestohlen worden. Man faßte endlich den Dieb, Es ist ein 18 Jahre alter Schreiber namens Götze. Ec hatte die gestohlenen Sachen an einen Alt warenhändler verkauft. Regi«. Ein Leipziger Fabrikbesitzer ist Mittwoch nachmittag auf einer Fahrt mit seinen Automobil schwrr zu Schaden gekommen. Er wollte einem Geschirr auSweichen und fuhr dabei in den Straßengraben. Dab«i erlitt er und sein Begleiter mehr «der weniger schwere Verletzungen. Der Chauffeur dagegen blieb unverletzt. Ellefeld. Der 70 jährige Webermeister Pierec geriet nacht« uuf d«m Nachhausewtge in die Goltzsch, wurde von den reißenden Fluten fortgeriss«n und ertrank. Zwickau. Zwei Opfer de« Hochwaßrr« sind im nahen Mosel zu verzeichnen. Zwei Kinder dortiger Familien, «in acht- und «in elfjährige« Mädchen, stürzten daselbst in di» Hochwasser führende Mulde und konnten nur al« Leichen geborgen werden. Plauen i. V. Der Villen- und Ausflug«- ort Jocketa bei Plauen ist bemüht, ein Sool- bad herzustellen. Bei Altensalz, unweit von Jocketa, sprudeln Salzquellen, deren Wasser nach dem vielbesuchten, reizend gelegenen Oertchen geleitet werden soll. Jetzt hat man das Waßer in der Königlichen Zentralstelle für öffentliche Gesundheitspflege zu Dresden untersuchen laßen und ein äußerst günstig«» Resultat erhalten. Die Wafsermenge enthielt nrben starkem Eisengehalt hauptsächlich Chlor natrium. Adorf. Schwer verunglückt ist bei einem Ausritt der bei einem Fabrikbesitzer angestellt« Kutscher Plätterlein. Das Pferd scheute vor einem Automobil, warf den Reiter ab und stürzt« mit ihm zugleich die hohe Böschung hinab. Der Mann mußte schwer verletzt in das Krankenhaus zu Plauen gebracht werden.