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Dresdner Journal : 19.12.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186312197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-12
- Tag 1863-12-19
-
Monat
1863-12
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 19.12.1863
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V 293. Sonnabends den 19. December' 1863. Dres-nerÄmmml Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Aünigl. Expedition des Dresdner Journals. iw tritt ko,t- noch ktewpolnu- »oblnx blllnu. Dresden, 18. December. In einem osficiösen Artikel, welchen die „Bayersche Ztg." vor einigen Tagen enthielt, war der Standpunkt der bayerschen Regierung in der schleswig-holstein- schrn Sache ausführlich dargclegt. Es ist am Schlüsse dieses Artikels noch bemerkt, ,,daß das weitere Bemühen der königl. Regierung auf die möglichste Wahrung aller Rechte, welche unter den gegenwärtigen Verhältnissen in Betracht kommen, gerichtet sein werde, und daß sie na mentlich ihren bisherigen Stant punkt bei den Verhand lungen nicht vcrläugnen werde, welche nunmehr ohne Verzug wegen der Erbfolge in den Herzogthümern am Bunde gepflogen werden müssen." Im Anschluß an diesen Artikel bemerkt die „Bayersche Ztg." vom 14. d. — wie schon kurz erwähnt — weiter: „Es haben sich indessen seither im Lande Stimmen vernehmen lassen, welche einen sofortigen Ausspruch über die Anerkennung seitigen Beschlüssen an. Die erste Differenz ist bei K. 1 und 2, wo die Zweite Kammer beschlossen hat, daß „im Fall der Zahlungsunfähigkeit entsprechende Gefängniß- strafe" eintrete, während die diesseitige Deputation nach allgemeinen strafrechtlichen Grundsätzen diesen Zusatz für überflüssig und zu Weiterungen und Kosten führend ab zulehnen beantragt. Zu tz. 4 ist von der Zweiten Kam mer die Verjährung der Strafbarkeit für nicht-gewerbs mäßiges Hazardspiel von 5 Jahren auf 1 Jahr reducirt. Die diesseitige Deputation ist damit einverstanden, glaubt aber, daß die jenseits gewählte Fassung dieses Paragraphen es ungewiß mache, ob die Strafbarkeit der Gehilfen bei gewerbsmäßigem Spiel (K. 2) in 1 oder 5 Jahren ver jähre; sie beantragt deshalb zu sagen, daß die §. 2 be zeichneten Vergehen mit Ablauf von 5 Jahren verjähren, alle andern Uebertrrtungen des Gesetzes aber mit 1 Jahre. Die dritte Differenz betrifft tz. 5. In der Vorlage wird hierunter bestimmt, daß die civilrechtlichen Bestimmungen des Mandats vom 20. December 1766 giltig bleiben bis zur Einführung des bürgerlichen Gesetzbuchs. Die Zweite Kammer dagegen hatte die Aufhebung jenes Mandats be antragt, so wie beschlossen, in dem Paragraphen auSzu- sprechen, daß Forderungen aus Spiel gerichtlich nicht geltend gemacht werden können, das bei dem Vertust im Spiele Geleistete aber — ausgenommen den Fall falschen Spiels — auch nicht zurückgesordert werden könne. Der diesseitige Deputationsbericht bemerkt, daß bei diesen Be schlüssen der Zweiten Kammer die Wetten unberücksich tigt geblieben seien; diese würden nach dem Beschlüsse der Zweiten Kammer jetzt einklagbar werden, während sie dies weder nach dem Mandate von 1766 seien, noch nach dem neuen bürgerlichen Gesetzbuche sein würden. Die Depu tation beantragt deshalb, bei der oben erwähnten Be stimmung der Vorlage stehen zu bleiben. In der all gemeinen Debatte bemerkt Frhr. v. Be schwitz: Die Vorlage, welch« di« Litern Strafen mildere, aber dann auch umsomehr Garantie dafür gebe, daß die Strafen fest durchgeführt würden, werde gewiß dazu dienen, dem Uebel des Harzardspiels wirksam entgegenzutreten. Frhr. v. Welck: Es scheine ihm leider, daß auch nach der Vor lage sich Hazardspieler über Bestrafung hinweghelfen könn ten, da nach ihr (K. 1) das nicht-öffentliche Spiel er laubt sei. Wie stehe es da z. B. bei Gesellschaften mit Ballotements für Aufnahme der Mitglieder? Er hätte eine stringentere Definition für Hazardspiele in §. 1 ge wünscht. Referent erwidert: Es sei zu erwarten, ob Anträge aus der Kammer dem tz. 1 die gewünschte Deut lichkeit geben könnten. Bei H. 1 drückt Geh. Rath Körner das Einverständniß der Regierung milder Be richterstattung über diesen Paragraphen aus. Die Kam mer genehmigt denselben, so wie alle folgenden, nach den Vorschlägen der Deputation und giebt schließlich ein hellig der Vorlage ihre Zustimmung. Ein bei tz. 5 vom Adv. v. Könneritz gegebener Hinweis darauf, daß wie hier, so auch in vielen andern Fällen die baldige Ein führung des neuen bürgerlichen Gesetzbuchs wünschens- werth erscheine, veranlaßt Geh. Rath I. vr. Krug zu der Bemerkung, daß das Justizministerium Alles thue, um diesen Zeitpunkt möglichst bald herbeizuführen. — Zu Be ginn der Sitzung zeigte Kammerhcrr Frhr. v. Besch witz (als Vorstand der dritten Deputation) an, daß di« dritte Deputation über den an sie von der Zweiten Kam mer herübergclangten Oehmichcn'schen Antrag bezüglich der schleswig-holsteinschen Angelegenheit in kür zester Zeit Bericht erstatten könnte; indeß trete sichern» Znseratrnaunahmr auswärts: l'n. Nnanoarirrn», Oommiaaionltr 4«» I)rs«<tnvr ^o»ra»I»; H. L. Namdarx-Lleoo»; Iln-ni-arnix L Vool.ni«; Larlia: (»>loi>iv»'»oti« Iluob- t>»n<tl., Iluroan; l>r»w,o: 12. 8cul.orrn; Lr«»I»oi I.oiii, dirixu»:!,; Vraollwrt Uuotitl.; Nota: ^»oi.» ItL»»:«»:»; kart»! v. <28, rn« <I« l-ou» «ukan»); ?r»^; V«. tl»«-.--:»'« Uu«tid.; Visu: Lowptoir rt. k. VViooor 2«ituox, ktskaospl. 867. Herausgeber: Löutgl. t^xpo-lltiou äs» Droeüner ^ournnln, Vrvslleo, kio. 7. des Rechtes des Herzogs Friedrich von Augustenburg auf die deutschen Herzogthümer von Seite der bayerschen Re gierung verlangen, und damit auch ein selbstständiges Vorgehen Bayerns außerhalb des Bundes in Verbindung bringen. Wie patriotisch die Motive eines derartigen Verlangens auch sein mögen, so kann die bayersche Re gierung den ihr hierdurch zugcmntheten Standpunkt doch keineswegs einnehmen, und wir müssen jene Stimmen darauf aufmerksam machen, daß sie mit ihrem Verlangen der bayerschen Regierung eine Jnconsequenz in ihrem Verhalten und rin unberechtigtes Verfahren ansinnen. — Der bayersche Standpunkt ist der bundesmäßige, derselbe, welcher im Jahre 1852 die schleswig-holsteinische Angelegenheit der Bundrscompetenz vindicirte und welcher als der einzig richtige seither auch anerkannt worden ist. Dieser Standpunkt fordert mit Recht von der königl. Regierung, ihre ganze Kraft am Deutschen Bunde ein- zusetzen, um Das zu erwirken, was nach ihrer Ucber- zeugtng Recht ist, und um in gesetzlicher, Deutschland nicht trennender, sondern einigender Weise Das durchzu führen, was zum Heile und zur Ehre des gemeinsamen Vaterlandes gereicht; aber er macht cs der bayerschen Regierung auch zur Pflicht, ihre stets bewährte bundes treu« Gesinnung auch bei diesem Anlasse nicht zu ver- läugnen und den bundesgcsetzlichen Weg nicht zu ver lassen. Die Erbsolgrfragc ist vor den Bund gebracht, und die Verhandlungen müssen dortsclbst schleunigst zum Ziele gelangen. Die bayersche Negierung würde daher mit einer vorgängigen, für sich selbstständig ausge sprochenen Anerkennung des Herzogs Friedrich von Schles wig-Holstein-Augustenburg dem Beschlüsse des Deutschen Bundes, zu dem Bayern mitzuwirken berufen ist, ver greisen, und wenn sie zur Durchführung ihrer Auffassung ciusettig und selbstständig Vorgehen wollte, ihre Bundcs- vfliLHn verletzen. Es bedarf wohl keiner weitern Aus führung, kaß sich die bayersche Regierung Hinzu nicht werde bestimmen lassen, daß aber auch die Sache selbst hierdurch nicht würde gefördert werden." Verordnung, die veränderte Organisation der Hochbauver- waltung betreffend; vom 5. December 1863. Jtt weiterer Ausführung der veränderten Organisation tcr Hochbauverwaltung sind außer den in der Verord nung, die veränderte Organisation der Hochbauverwal- !ung betreffend, vom 6. März 1862, Gesetz- und Ver- ndnungsblatt Seite 29 genannten Landbau-Inspektio nen zu Freiberg, Leipzig, Chemnitz und Annaberg vom 1. Januar 1864 ab zwei dergleichen neue Inspektionen in den Städten Plauen und Pirna rnichtet worden, von welchen die zu Plauen den Bezirk lila Amtshauptmannschaft Plauen mit den GcrichtsLm- lLm Klingenthal, Auerbach, Lengenfeld, Reichenbach, klauen, Pausa, Elsterberg, Treuen, Falkenstein, Schö- >«k, Markneukirchen, Adorf und Oelsnitz und die in kirna den Bezirk der Amtshauptmannschaft Pirna mit kn Gerichtsämtern Stolpen, Neustadt, Sebnitz, Schan- du, Pirna, Königstein, Gottleuba und Lauenstein umfaßt. Von dem Wirkungskreise dieser Behörden gilt das- sllbc, was in jener Verordnung unter 2 über die bereits »richteten Landbau-Jnspectionen bekannt gemacht Wor ten ist. Die betheiligten Behörden und Alle, die es angcht, Laben sich hiernach zu achten. 1 Dresden, am ü. December 1863. Finanz-Ministerium. Schnabel. Nachdem die durch das Ableben des Landbaumeisters Marr vacant gewordene Verwaltung des Isten Landbau- nnts vom 1. Januar 1864 ab dem Vorstande des 4ten Landbauamts, Landbaumeistcr Kanzler, interimistisch mit übertragen worden ist, so wird solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 5. December 1863. Finanz-Ministerium. Schnabel. Abonnements- Einladung. Auf da- mit dem I Januar künftigen Jahres beginnende neue vierteljährige Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postan alten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenommen. Der Preis beträgt in ganz Dachsen vierteljährlich I Thlr. IS Ngr.; im Auslande tritt Postzuschlag und knnpelgebühr hinzu.. Wir ersuchen unsre geehrten Abonnenten, namentlich die im Auslande, ihre Bestellungen möglichst bald zu erneuern, damit keine Unterbrechung in der «sendung des Blattes eintritt. ' Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit L Ngr., unter der Rubrik „EingesandteS^ mit 2 Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet. Amtlicher Theil. Dresden, 18. December. Seine Königliche Hoheit :r Prinz Carl Theodor, Herzog in Bayern, ist eute früh 1 Uhr von München hier eingetroffen, im königlichen Palais am Laschenbergc abgetreten und heute Nachmittag 3 Uhr nach Boitzrnburg abgereist Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. stlegraphische Nachrichten. Maugsschau. (Bayersche Zeitung.) rageSgeschichte. Schleswig-Holstein. (Eine österreichische Circular- dpesche. Nachrichten aus den Herzogthümern.) Der polnische Notstand. (Ein russischer Bericht über di« Zustände in Polen. Nachrichten aus War schau.) Provinzialnachrichtrv. (Leipzig.) Statistik n. Lolkswtrtbfchafr Feuilleton. Inserate, Tageskalender. Börsen- nachrtchte». Tagcsgeschichte. Dresden, 18. December*). Eingegangencr telegra phischer Meldung zufolge sind sämmtlichc, per Eisenbahn zu befördern gewesenen sächsischen Truppenzüge rich tig in Boitzenburg, dem Ziele der Fahrt, eingetrof- sen; der letzte Zug heute früh gegen 6 Uhr. — Heute in den frühesten Morgenstunden hat der angezeigte Durchzug der k. k. österreichischen Jn- fanteriebrigade Gondrecourt (per Eisenbahn) begon nen. Bis Nachmittags 2 Uhr hatten vier Ertrazüge Dresden passirt. Bei ihrer Ankunft im NeustLdtcr Bahn hofe wurden dieselben von dem hiesigen Lsfiziercorps empfangen und von dem zahlreich vor demselben ver sammelten Publicum mit warmen Lebehochs begrüßt. Dresden, 18. December. Beide Kammern hatten heute Sitzung. Die Erste Kammer berieth über den Gesetzentwurf wegen des Verbots der Hazardspiele, welchen die Zweite Kammer bereits berathen und mit cinigcn Abänderungen genehmigt hat. Der vom Bürger meister Müller für die erste Deputation erstattete Be richt schließt sich bis auf drei Punkte überall den jen *) Die Redaclionen derjenigen Blätter, welche unsre Nach richten weiter verbreiten, werden ersucht, die kleine Mühe nicht zu scheuen, dabei das „Dresdner Journal" als Quelle anzu führen. D. Red. Telegraphische Nachrichten. Berlin. Freitag, 18. December. Im Ab geordnetenhaus« hat heute der Kinauzminlfter v. Bo- drlschtvingh einen Gesetzentwurf eiugebracht wegen Feststellung des Etats für den Fall, daß eine Ver einbarung über das Budaetgesrtz nickt zu Stande kommt. Der einzige Artikel, aus dem ber Gesetz entwurf besteht, bestimmt: daß in gedachtem Falle dep zuletzt vereinbarte ordentliche Etat bis zu einer neuen Vereinbarung fortdauern soll; dir außer ordentlichen Ausgaben sollen in der früher« Höhe, soweit dieselben für vereinbarte dauernde Zwecke bestimmt find, fortdauern. Auf Vorschlag des Präsidenten beschließt die Kammer, den Gesetzentwurf an eine besondere, aus LI Mitgliedern bestehende Commission zu ver weisen. Im Abgeordnetenhaus« sagte bei der Adreßdebatte v. BiSmarck, angegriffen von Virchow, Folgendes': Die Augustenburger hätten ihm wegen einer Vermittelung ihres Abkommens 1852 mit Dänemark noch neuer dings gedankt. Der König sei hinläuglich infor- mirt; das Gearntheil zu glauben, sei Fiction. Der Anleihezweck sei klar. Auch die Regierung wolle nicht deutsche Erde noch deutsches Recht opfern. Das Haus könne nicht rin Programm für alle Eventuali täten dictiren. Ueber dir Politik Preußens können wir uns nicht näher aussprechen. ES sei Sache ter Executive, den richtigen Weg einzuschlagen. Wenn wir Krieg haben wollen, können wir ihn jeden Tag babrn. Falls die neuesten Privatuachrichten au» Kopenhagen sich bestätigen, werde die Regie rung bald umfangreichere Kriegsbereitschaft am Bunde beantragen und größeru Credit fordern. Dar» Hkrw«ig«r»»g d«r Mittel zur Erfüllung d<* BunteSpflicht und zur Vertheidiauug der See küsten übernehme das HauS eine schwere Verant wortung. Altona, Freitag 18. December. Der „Nord. Cour." widerspricht der Nachricht, daß Baron Scheel-Plessrn nach Kopenhagen berufen worden sei. — ES heißt, den holsteinschrn obern Beamten sei avgezeigt, daß jeder Beamte auf seinem Posten zu verharren und sich den Buudescowmiffaren zur Verfügung zu stellen habe. — Der „Mrrcur" mel det, daß die seit einiger Zeit hier cantoairrnde zwölfpfündigr Batterie gestern abmarschirt ist. Lbomrrmrat-pretst: )sbrliob: 6 Tblr. — Kxr. io »»«»»«» z,jLlwl.: 1 „ IS „ „ „ Puuatlicb io vr—ä«o: 15 K^r. Kioeelo» tioouovro: 4 bl^r. Inseratenpreise: ?ür äso Raum «io«r b»*p*Osn«o 2«il«: 1 Uutor „Liobvsovät" Lis 2eils: 2 «Meinen: ktxliek, wie iko«o»l>ms 6«r Koon- oock kHert»?«, Abeoä» kiir üeu kolxsoäoo Dox. Neu illet o u. K. Hoftheater. Freitag, 18. December. Peter «. Winter'S bestes Werk, die heroische Oper „Das unterbrochene Opferfest", wurde gestern neu ein- ßudirt gegeben. Winter war ein Eklektiker, er repro- ducirte mit Geschick die Schöpfungen größerer Vorgänger, namentlich Mozart'S — dessen „Aauberfiöte" er wohl- ßndirt hatte — und einiger italienischer Meister- In ibgeschwächter Nachahmung ihrer Musik dem Vrrständniß und Gefallen der Menge gemäß zu componirrn, wurde linem Talente natürlich leichter, al» dem originalen Genie, und die Welt war ihm dafür dankbarer, als diesem. Denn die praktisch gewandte und verständige Mittelmäßigkeit findet gewöhnlich durch den willfährigen Lohn der verwandten Gegenwart Entschädigung für den Verlust der Zukunft. Die Oper „Da» unterbrochene Opferfest" fällt in jene, kürzlich bei Gelegenheit der „Schwrizrrfamilie" erwähnte Zeit, in der man an Ge- sühlsseligkeit, Naivetät und Tugend Uebrrfluß genug »erspürte, um auch die Indianer Peru» literarisch und künstlich damit auSzustatten; obwohl man mit ethno graphischer Gewissenhaftigkeit sie auch fingen ließ: »Auf, schlachtet und bratet die Feinde, Verzehrt sie beim fröhlichen Mahl, Und trinkt aus dem blutigen Schädel Benn Tanz der Erschlagenen Blut." Der Verfasser de» Tertr» hat dies« Elemente mit wenig Jntrigue und viel Albernheit zwar nicht zu einem musi kalischen Drama, aber zu einem Sujet verarbeitet, da» mit aulgedehntester Brette, aber in praktikabler Opern form dir Musikstücke zusammensügt. Da» Dramatisch« lag auch nicht in Winter» Talent, dazu fehlte ihm Er findung, Geist, — Charakteristik, Leidenschaft ; der lyrisch« lo«, wenn auch ohne Originalität und Tiefe de» Aus drucks, überwiegt bei ihm. Aber seine Musik ist mit Vrrständniß und künstlerischer Intelligenz gemacht: ein fach, melodisch gefällig und formgewandt. Sie trägt mit einer gut geordneten Haltung und einer gewissen bürger lichen Würde ihr klassisches Costüm und zeichnet sich durch Gangbarkeit, zweckmäßige Instrumentation, durch richtige Declamation und durch Wohlklang in Ensembles und Chören au». Ihr Eindruck ist ein musikalisch an genehmer und solider, wenn man mit Geduld auf höhere Anforderungen verzichtet und sich durch einige aus schweifend« Geschmacklosigkeiten de» Terte» nur erheitern, nicht stören läßt. Der erste Act ist am gehaltvollsten, und einige Stellen erheben sich mit Wärme, wahrem Ge- fühlSauSdruck und Steigerung, z. B. im Finale; der zweite Act erlahmt völlig. Die Ausführung war mit vielem Eifer hergrstellt und gelang lobcnSwrrth; doch würden einige raschere Tempi die Musik günstig beleben. Ensemblestücke und Chöre gingen gut und klangvoll zusammen. Herr Schnorr v. CarolSfrld sang den edlen Murnry vorzüglich, mit innigem, schönem Ausdruck namentlich seine Partie im Finale (ersten Act) und die Arie im zweiten Acte. Fräulein Alv sieben führt« seiner etwa» unliebenSwürdigen Gemahlin Rache- und Bravour-Arie (Königin der Nacht) sehr brav, mit virtuoser Behendig keit, rein und sicher au». Myrrha, das übernatvr, dumme Naturkind wurde von Fräulein Hänisch recht leidlich, nur fast zu natürlich gegeben. Die Scene mit vor schriftsmäßig aufgelöstem Haar muß aber mit mehr Feuer vsrgetragen werden. Fräulein Hänisch würde, beiläufig bemerkt, mit wenig Anstrengung einen großen Fortschritt erwerben, wenn sie mit beharrlichem Fleiße die Aussprache und «in« ruhige, ton-egale Erecution der Figuren und Tonleitern studiren möchte. Sehr loben»« werth trugen die Herren Mtttrrwurzrr, Dege,le und Rudolph ihre Partien vor, und Herr Freny er gab als Mafferu einen besonders trefflichen indianischen Bösewicht. Auch Fräulein Weber sei noch erwähnt. C. Banck. Weihnacht» - Plaudereien. (Fortsetzung aus Nr. 292.) Alles veraltet in der Welt und kommt einmal aus der Mode, nur die Mode der Mode nicht. Die Natur legt sich schlafen und erwacht wieder, Altäre und Throne werden gestürzt, die mächtige Göttin Mode aber behält ihr bleiernes Sceptcr und schmückt sich jeden Morgen mit dem berühmten Kranze Ogier'» de» Dänen, welchen ihm die Fee Morgana gegeben, mit dem Kranze ewiger Jugend, der zugleich ewige Vergessenheit schenkt. Bor wie nach fordert sie als Tribut von den Frauen Thräncn und schlaflose Nächte, während sie den Männern tiefe Seufzer entlockt. Selbst die Weisen des starken Geschlechts beugt sie unter ihr Joch. Chesterfield sagt: „Der Weise verachtet die Mode, hält aber mit." Man darf nicht gegen den Strom schwimmen, nicht aufwärts fallen wollen, und muß mit der Welt, in der man einmal lebt, leben; nur zwischen seinen vier Pfählen kann man im alten Schlafrocke umhcrspazieren und hat daS Recht, wie Kant noch eine Schiasmütze unter seinem Hute zu tragen. Da» stärkste Kontingent zu der Gemeind« der Göttin stellt jedoch da schöne Geschlecht, und wer unsre bvau-man-i« auf ihrem angenehmen Brruf-wege kennen lernen will, hat jetzt die beste Gelegenheit dazu. In den Mittagsstunden drängen sich die eleganten Wallfahrerinnen zu Fuß und Wagen nach den eleganten LuruStcmprln der Mode, um dort die Orakelsprüche der Göttin zu vernehmen. Zu diesen LuruStempeln gehören die Modewaarenhandlungen von Müggenburg u. Bartelde» in der Schloßstraße, deren geschmackvoll decorirte Schaufenster besonder» bet Abend einen brillanten Anblick gewähren, von I. H. Meyer (» >o loirv <io beiprig) auf der Frauen straße, Jos. Meyer («u pel't binar) am Neumarkte, R. Gehe, A. Großmann (Beide auf der Echloßstr.), Gebr. Käferstein (Secstr.), Kremmler u. Gölckel, C. M Richter, C. Riedrich, Fr. Schumann, A. Kretzschmar (sämmtlich am Allmarkte), Methe u. Comp. und W. BussiuS (auf der Hauplstr.) u. s. w. Wollten wir das in diesen Magazinen Erschaute classt- ficirt rrcitiren, so würden wir eine Arbeit beginnen, die wir schwerlich vollenden könnten; auch würden wir da durch in dem Herzen mancher Leserin Weihnachts-Kauf- SchnsuchtSqualen erwecken, die wir weniger verschwen derisch von PlutuS begnadigten Familienvätern gegenüber nicht leicht verantworten können. Nur im Allgemeinen wollen wir bemerken, daß die Damenmoden seit unsrer vorjährigen Weihnachtsschau keinen merklichen Umschwung erliltcn haben, in den Stoffen sowohl wir in der Form; in Bezug auf die letztere suchen sie im Emancipation»- drange den letzten Damm zu sprengen, der sie von den Privilegien de» starken Geschlecht» trennt. Schon ist der demokratische Kalabreser, der den träufelnden Regen eben so vertragen kann, wie er vor brennenden Sonnenstrahlen schützt, den Herren und Damen gemeinsam. Die Donna trägt einen ebensolchen Paletot mit Taschen an der Seite, wie der begleitende Kavalier, ja da» starke Ge schlecht erscheint fast al» daS schwache, wenn man ohne nähere Untersuchung die schöne Erscheinung nur nach dem Umfange mißt. Denn immer noch gilt da» Wort drS Dichter»: .Den angebornm Formen schlanken Wuchses Wird bohlen Ilmfang» Weitung angehen-hell — Die >«» oarolii»», die peinlich« Halsgerichtsordnung Kaiser Karl'» V., ist wegen ihrer drakonischen Strafen überall abgrschafft; wollte un» dafür «ine I«» orinolio, kommen;
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