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Gl»"- und Monl«»«, nur »,«> M. durchiu>»dr«ig,»,«. «et «imnait^k Zu. Abend-Nu». «»«nerhuttendteau». «tlktlinn »qt^er mit d»r Mor»«n «u»Lb, pisftmmen. — Mich. dm< nu» mit »ein. »ch»r 0u»II,n»n,,», < Dr«,d. Dochr.-» ,u- Wft. — »lnvertan,», MinuHrt»«» »xrd«» »ich» aullxwutzri. »7. Kchr»»^ H «. »,««»»1^. 3«. Annmir ISIS. Telegramin-Adresie: «»chrtchte» Dresden. Fernsprecher: LI » 2096 » 8001. 188S Druck und Verlag von tiepsch L Reichardt l« Dresden. ssonckon^-edoco/nc/e t D<» kk»üm- Fdoeol>6» r-»e7»feI80^ OckMeo/^»»— Lstoeoi,«/»! Lsl-so <4*1 0or-r,«oA. ^ 0,sk«i 2. r ,.4 H. Anietgen-Tartf. Annahme von ÄnNln. di,ungen d>» nach»'. N Uhr, Lannlag» nur Morienitrabe lin non n bi» - r> IN» rie «inlpaiiiae !nrund,eiie (la. 8 Luden» NN Pi.. Familie» Nochr-chic» aus Lrradrn PI I die zwebpailige Zeile a»!TeiI>eNe7»P!..d,e zweijpaliifte NeNome. reile l.öO D! — 7„> Nummern nach Sonn- und Ariertaften die einspaltige «Krundieil« nc> Pf., Kamillen. Nachrichien au« Dre». den die Grundzeit« Lü Pf. — AuswSrlige Aunrüge nur «egen DorausbeMlunq. Zeder Belegdlaii Ios„t I» P,. H»«btgeschSftSfteIle: «arienftraste 88/40. I^acleber^el' Pil8ner »US 6er krLSsdvr^sr Lxportdlsrdrausrsl. SoLILuoLo Kl»ppen !»>»«««», Mn»» Solmürs W»Ir«n r»„r»«n NIsmon LUS t»u«r t» ^D>U»»DQ dUTittLtSN k. Mm Drssclon klMuiÜltr. U. Konfelit.-^kteil. tteräinsnctplztr. dlanilr :: 8ei6enban« :: ttrsxer 8trslle 14. »«»» 6»»rün6»t 1» V^LLIRO llmli»'!.. üimmii'!tnls r? » RHi«!!«»-»..»a,II»i>I,v nl! vrsulmüdel ILLv er5rgo Lefev. Mutmaßliche Witterung: Ausheiternd, kälter, vor wiegend trocken. Die Note der Balkanverbüudete», die gestern nachmittag den türkischen Delegierte» überreicht worden ist. erklärt die Verhandlungen für abgebrochen. Bulgarien wird mit de« hentige» Lage den Waffenstillstand kündige«. DaS türkische Heer ist in zwei feindliche Lager geteilt, die Situation in Konstantinopel ist äutzerst gefährlich. Der österreichische LandesvertetdigungS- min ist er v. Georgi erklärte, daß mit Rücksicht auf die auswärtige Lage keine Reservistenentlassungen erfolgen könnten. Der Kaiser wird gemeinsam mit König Fried rich August und anderen BundeSfürsten der Ein weihung des Bölkerschlachtdenkmals beiwohnen. Die Handelskammer Dresden sprach sich grundsätzlich für die Einführung des Petro lenm- Reichsmonvpols aus. Der Bezirkstag der Amtshauptmannschaft Dres den-Neustadt lehnte den Eintritt tn die Verwaltung der Deutschen Heilstätte ab. da er ein eigenes Bezirks- krankenhaus errichten will. Der Reichstag verschob die üamenstiche Abstimmung über die polnische Interpellation, deren Beantwortung der Reichskanzler abtthnte. auf heute. Zur Sammlung einer NatioualspenSe zum Kaiserjubiläum für die christlichen Werke tn den Schutz, gebieten hat sich ein Ausschuß gebildet. Die deutsche Kolonialverwaltung hat für Dübweftafrtka einen Eisenbahnrat ins Leben gerufen. Las lleiuasiatische Problem hebt sich tn ebendem Maße schärfer vom internationalen Horizonte ab, je bedrohlicher durch die Entwicklung der Er» etgnisse die Gefahr wird, daß der Türkei auch in ihrem nichteuropäischen Machtbereich die Zügel der Herrschaft entgleiten. In der von den Botschaftern in Stambul der Pforte überreichten Kollektivnote der Mächte war bereits die Sorge der Kabinette nach dieser Richtung zum Aus druck gebracht worden. Es hieß darin nämlich u. a.. daß die Pforte betm Beharren tm Widerstande gegen die Ab tretung Adrtanopels „es sich nur selbst zuznschreibcn haben würde, wenn die Fortsetzung des Krieges zur Folge hätte, daß das Schicksal der Hauptstadt Koustantinopel tn Frage gestellt und die Feindseligkeiten vielleicht auf die klein asiatischen Provinzen des türkischen Reiches ausgedehnt würden". Die Befürchtungen neuer Berwiklungen, die sich in solchem Zusammenhänge ergeben, uiären gegenstandslos, wenn begründete Aussicht bestände, daß die Türkei noch genug staatliche Lebenskraft besäße, um sich in ihren kleinasiatischen Gebietsteile» politisch, wirt schaftlich und finanziell neu emporzuichwtngen und so das Ansehen, das sie als europäische Macht unwiderbringlich einßebüßt hat. auf anderem Felde wieder zu erringen. Die Gelegenheit zu Einern derartigen Aufstiege wäre an sich den Osmanen zweifellos geboten: denn Las Gebiet, das der Pforte tn Türkisch-Asien noch gehört, ist dreimal so groß wie die Bodenflächc dcS Deutschen Reiches und ent hält zahlreiche äußerst fruchtbare Gegenden — man denke nur an Mesopotamien, die ehemalige „Kornkammer der Welt" —, die eine energische staatliche Leitung zur höchsten Blüte zu entfalten vermag. Wie steht cs aber mit den Er wartungen, die in dieser Hinsicht gehegt werden dürfen? Bon den rund 16 Millionen Einwohnern, die hier tn Frage kommen, besteht nur die Hälfte aus wirklichen Osmanen, während die andere Hälfte sich teils aus direkte» Feinden, teils auS sehr unzuverlässigen Freunden der türkischen Bevölkerung zusammensetzt. Die Gegnerschaft gegen das osnranische Element tri>t am ausgeprägtesten im Nord osten. in Türkisch-Armenien, in die Erscheinung: aber auch die Kurden und Araber sind nichts weniger als treu ergebene Untertanen, aus welch« dir Türkei unbedingt zählen könnte sondern haben sich bis in die jüngste Zeit hinein durch fortgesetzte Aufstände der Pforte unliebsam bemerkbar gemacht. Dazu kommt, daß die OSmanen tn Kleinasieu. ihrem eigentlichen Stammlande, in eine» Zu stand träger Ruhe versunken sind, der ihnen für den wirt schaftlichen Wettbewerb mit rührigen fremde» Nationen Nichts Gutes verspricht. DaS Damoklesschwert der staatlichen Schwäche und Un- tätigkeit, des fatalistischen Gehen- und Geschchcnlasiens, wodurch der Zusammenbruch der europäischen Türkei her beigeführt worden ist. ichwebt also auch über dem asiatischen Besitze der Pforte, und so tst es denn nur die unvermeid liche Folge eines natürlichen Entwicklungsprozesses, wenn jetzt die beteiligten Großmächte bereits in Türkisch-Asien Umschau halten und das anss Korn nehmen, was sie bei der künfttgen Teilung ihrem Besitze einzuverleiben wün sche)*. Daß Rußland schon längst begehrliche Blicke aus Armenien gerichtet hat. ist bekannt, und eS kann daher auch kaum überraschen, wenn die neuesten militärischen Maßnahmen des Zarenreiches deutlich die Absicht verraten, im geeigneten Augenblicke die armenischen Wünsche in die Tat umzusetzen. Gleichzeitig hat Frankreich in Syrien und im Libanon eine umfassende Agitation entfaltet, die der dortigen Bevölkerung vorspiegelt, daß die dritte Republik die Befreiung vom türkischen Joche bringe, und daß nach der angeblich unmittelbar bevorstehen der Auflösung auch der asiatischen Türkei Syrien und der Libanon unter selbständiger Verwaltung das Ziel ihrer nationalen Sehnsucht erreichen würden. In Wahrheit führen die Franzosen selbstverständlich etwas ganz anderes im Schilde. Sie wollen es dort genau so machen, wie in Marokko. Mit Hilfe der bekannten „penötrntion paeikiguv", der „friedlichen Durchdringung" des Landes, soll der poli tische Einfluß Frankreichs tn der Regierung und Finanz. Verwaltung -es Libanons und Syriens etngenistet und dann ans dieser politischen Grundlage die französische wirt schaftliche Vorherrschaft verwirklicht werden. Herr Poin- care, der neue Präsident der französischen Republik, ist der sehr zielbewußte Träger dieser Politik. Er hat noch kurz vor seiner Wahl als Ministerpräsident „die althergebrachten französischen Interessen im Libanon und Syrien" im Parlament unter tosendem Beifall nachdrücklich betont, und die Presse unterstützt ihn durch die Erklärung, cs sei einfach unerträglich, daß beispielsweise in der gegenwärti gen Regierung des Libanon die wichtigsten Regierungs stellen von Leuten besetzt seien, die kein Wort Französisch verständen: so etwas diskreditiere das Ansehen Frank reichs bei den orientalischen Christen und dürfe nicht ferner geduldet werden. Die englische Presse bat sich beeilt, „die besonderen französischen Interessen in jenen Gegenden" rückhaltlos anzuerkcnnen und die britische Beihilfe in Aussicht zu stellen. Natürlich will England ebenfalls seinen vollwichtigen Anteil an der künftigen Beute haben, wennschon einstweilen nichts Näheres darüber verlautet, was es sich auSerschen bat. Auf diesem Untergründe hatte sich das Gerücht ent wickelt. daß zwischen England. Rußland und Frank reich ein Abkommen über die Abgrenzung der Interessensphären der genannten drei Mächte in der asiatischen Türket getroffen worden sei, wobei Deutschland gänzlich ausgeschlossen wäre. Die nationale Beunruhigung der deutschen öffentlichen Mei nung hierüber hat bereits ein Echo im Reichstage durch eine kurze Anfrage des Wgeordncten Bassermann ge funden, in der um Auskunft darüber ersucht wurde, welche Stellung der Reichskanzler gegenüber solchen Vereinbarun gen cinzunehmen gedenke. Die Antwort der Regierung war insofern nicht ganz befriedigend, als sie nur die Ver sicherung enthielt, daß „vertrauenswürdige Erklärungen der bezeichnet«:»! drei Großmächte das Vorhandensein ähn licher Vereinbarungen als ausgeschlossen erscheinen ließen". Das nationale Empfinden hätte noch den bestimmten Zu satz erwartet, daß auf jeden Fall Deutschland bereit sein werde, seine wesentlichen Interessen in der kletnasiatischen Türkei gründlich zu wahren. Wir dürfen uns hier keines falls hinter das sonst so beliebte Aushängeschild „des nicht direkten Jnteressicrtsetns" znrückzieheu. Die Tür in Klcin- asirn, durch Sie deutscher Unternehmungsgeist, deutsche Tat kraft und dcutschcs Kapital sich mit Macht einen Weg ge bahnt haben, muß für »ns dauernd geöffnet bleiben, nicht zum wcntgstcn nin des geivaltigen. wirtschaftlich und kul turell hochbedeutsame» Werkes der Bagdadbahn willen, das nicht dem Belieben uns feindlicher, politisch dort fest gewurzelter Mächte pretsgegeben werden darf. Das dentschc Volk, das die nationale Wichtigkeit unse rer Stellung in Ktelnasien begreift, erwartet von unserer Diplomatie, daß sie den uns hier vom Schicksal gewiesenen Weg mit Energie und Umsicht erweitert und ausbaut, bis er für uns zu einer sicheren Straße geworden ist. auf der wir auseigencrKraftzu wandeln vermögen, ohne jeden Augenblick befürchten zu müssen, daß die Will kür fremder Mächte uns am weiteren Fortschrcitcn hin dert. Dazu aber brauchen wir, genau so wie die übrigen Mächte, eine besondere deutsche Einfluß! p h ä r e in Klcinasicn, die ja auch, wie aus einer Mitteilung in den jüngst veröffentlichten Tagebiichblättcin des Lnl- tans Abdul Hamid hervorgeht, von Kaiser Wilhelm er strebt wird, und deren Verwirklichung unumgänglich nötig ist, wenn wir nicht in Kleinasien schließlich ebenso lahm- gelegt werden wollen wie in Marokko. « Rnstlaud und die Türkei. In Rußland sucht man sich gegen den Vorwurf zu vcr Leidigen, als wolle man Zrvangsmaßregeln gegenüber der Pforte anwcnden, um sie den Wünschen der Großmächte gefügig zu machen. So hat sich der Führer der Kadetten Partei in der russischen Duma. Professor Miljnkow, ans der Rückreise von den Balkanstaaten über die Frage, ab Ron land eine Sonder aktiv n unternehmen weise, einem Mitarbeiter der Wiener „N. Fr. Pr" gegenüber wie folgt ausgesprochen: Nach wie vor ist die Einigkeit der Groß Mächte die Hauptbedingung für die Vermeidung eines längeren Krieges und es besteht absolut kein Grund für die Annahme, Rußland wolle eine Sonder aktion nnternehmen. Abgesehen von einigen zur Unterstützung der Forderungen der Mächte bei Kiannl ge machten Vorhaltungen, hat Rußland nichts getan, was eine solche Annahme rechtfertigen könnte. Fch kann mii aoller Uederzengnng sagen, daß es nicht von sich ans zur E> Höhung der Lpnnnnng beitrngen wird. Außerdem hat glich ei» hochgestellter Diplomat z» dein selben Pressevertreter geäußert: Rußland wird te-ne Sondcraktivn gegen die Türkei unternehmen, Rußland wird den Grundsatz seines Desinteressements nicht uer leugnen und wegen eines Landstreites tn Armenien n i ä,! die Gefahr eines Weltbrandes Hervorrusen. Die rumänisch-bulgarischen Verhandlungen kommen nur langsam vorn Fleck. Jetzt sind dem Bei langen Rumäniens entsprechend der rumänische Gesandte in London Mtschu und der bulgarische Unterhändler D>. Danerv als Vertreter Bulgariens überelngekommen, ein Protokoll abzusnsseii, das die rumänische» Förderin, gen und die bulgarischen Konzessionen enthält und das de» Kabinetten tn Bukarest »nd Sofia vorgclegt werden wird. Wir knüpfen an die vorstehenden Ausführungen svl- gende Berliner Meldung: Einer Mitteilung ans Konstantinopel zusolge, äußerte» der deutsche Botschafter Freiherr v. Wangenbein» wäh rend des Banketts, das die Deutsche Kolonie zu Ehren des Geburtstages des Kaisers veranstaltete: Ebenso wenig w i e in der Bergangenheit wird i», Zu kunft jemand einen Finger ans Anatolien legen können, wo wir Lebe ns int eres sei» haben". — Im „Lvk.-Anz." wird bestätigt, daß diese Aeußerung des Freiherrn v. Wangenhciru der Auf fassung der Berliner leitenden Kreise ent spricht. wenn auch der Wortlaut der Rede nicht vorliegt. Wenn die Auffassung in Berlin tatsächlich so »st und dort auch die feste Entschlossenheit herrscht, de» deutschen Standpunkt aus der gekennzeichneten Grundlage nachdrück lich gegen alle Widerstände zur Geltung zu bringen, so kann das deutsche Bolk mit vollkommener Rnhc der weite ren Entwicklung in, Orient entgegensetzen. Ae Londoner Verhandlungen abgebrochen. Dem löblichen Frageipiel: „Werden nun die Verband lirngen der Delegierten in London abgebrochen oder nicht /" ist endlich ein Ende bereitet worden. Tic Abgesandten der Verbündeten, die nun schon seit Wochen den Abbruch der Verhandlungen ankündigten, obwohl der tatsächlich!: Abschluß der Beratungen bereits vor geraumer Zeit crsolgt ist, haben sich »un doch entschlossen, den offiziellen Schlnßatk vorznnehnien. Aus London wird gemeldet: Die Rote, die die Valkanvcrbiindetcn Mittwvch nach mittag den türkischen Delegierten überreichten, erklärt die Verhandlungen sür abgebrochen. Die Ucbcr- rcichung der Note erfolgte durch den serbischen Geschäfts träger Grnitsch an den türkische» Delegierten Rcschid Pascha. Nun fragt cS sich, ob die Verbündeten auch den W a f s e n st i l I st a n d kündigen werden. Es ist jedoch nicht anzunehmen, daß diese Kündigung sofort erfolgt. Man wird wahrscheinlich auch unter den Verbündeten der neuen Regierung noch eine Gnadenfrist gervährcn, zumal cs den Anschein hat, als wolle die Pforte den Wünschen der Groß Mächte und der Verbündeten bezüglich Adrianovels doch noch entgegenkommcn. Den Balkanstaaten liegt ja selbst nicht allzuviel an der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten. ipnliso/,spun^ WZ