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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und «Das „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an-allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monallich 2,— SiM. Irei Haus, bei Postdcstellung 1.80 SiM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Sipfg. Alle Postanstalicn und Post- ^dc?zett'D^Uungcn^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umstellend gcge^?Im Falle jäherer Eewalt, Krieg ad. sonstiger Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Taris Nr. 4. — N a ch wei su ng seb ü 20 Rpfg. — - Dorgeschriebent Erscheinungstayc und Platzvorschriftcn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen -Annahme' bis vormittags 10 Uhr. . Für die Richtigkeit der- durch Fernruf übermit. Fernsprecher ' Amt Wll^drUss Nr. 6 «eiten Anzeigen überneh- Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 301 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 28. Dezember 1934 Das Wirtschaftsjahr 4934. Der äußerlich wohl sichtbarste Erfolg, den im ver gangenen Jahr die deutsche Wirtschaft erringen konnte, isi darin zu erblicken, daß die große „A r b ei i s s ch l a ch t" die Zahl der Erwerbslosen, die schon im Jahre zuvor um fast zwei Millionen heruntergedrückt werden konnte, nun um mehr als 1,7 Millionen senkte. Und zwar half dabei nicht nur das Arbeitsbeschaffuugsprogramm der Reichs regierung, das weiter durchgeführt wurde, sondern im Jahre 1934 machte sich auch seine erste mittelbare Wirkung geltend, nämlich die Wirtschaft „anzukurbeln" und sie dadurch in eine Eigenbewegung zu setzen. Die Konjunkturbelebung der Wirtschaft übte nun selbstverständlich zunächst ihre Wirkung in dem Sinne aus, daß hier die Arbeitsbeschafsungsmaßnahmen der Reichsregierung selbst durch die Einstellung Hundert- tausender von Arbeitslosen entscheidend unterstützt werden konnten. Das Gebiet der eigentlichen Notstands arbeiten ließ sich infolgedessen bereits im Verlauf dieses Jahres einschränken; auch von dort aus nahm oie Wirtschaft viele Zehntausende zu sich herein. Allerdings ließ sich nun die Regierung keineswegs etwa die Führung der weiteren Entwicklung aus der Hand nehmen, das große und weithin auch belebende Werk des Baues der Reichsautobabnen wurde fort gesetzt und beschäftigt heute fast 80 MD Arbeiter, — ganz abgesehen noch von den Zehntausenden, die erst durch die Erzeugung und Gewinnung der hier notwendigen Baumaterialien, Geräte, Maschinen usw. Arbeit und Lohn gefunden haben. Ferner hat die Regierung sehr schnell einer bedenklichen Entwicklung in der „Arbeits- davrrDrh criLgeycngcrvir**, Lxrß ders Horeinftrömen von Arbeitsuchenden in die von Erwerbslosen „bevor zugten" Großstädte energisch abgebremst wurde. Außer dem sorgte die Regierung durch ein besonderes Gesetz dafür, daß die bei der Einstellung in den Arbeitsprozeß stark benachteiligten älteren Erwerbslosen nun durch den Austausch der Arbeitsplätze mit den Jugendlichen oft nach jahrelanger Erwerbslosigkeit wieder in Lohn und Brot kommen konnten. Auch in dem Innern der Wirtschaft selbst vollzog sich ein gewaltiger Um- und Aufbau. Da ist in der Fülle des Geschehens vor allem das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit zu nennen, das an die Stelle der früheren, vielfach vom Klassenkampf beherrschten Be ziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nun die Idee der Berriebsgemeinschaft setzte und darin den Gedanken des Führertums und der Gefolgschaft ver wirklichte. Und als Symbol dafür wurde der „Tag der nationalen Arbeit", also des Bekenntnisses der Gemein schaft des gesamten schaffenden Volkes, zum National feiertag erklärt. Und schon einige Wochen später sah der zweite deutsche Arbeitskongretz die volle organisatorische Einigung in der „Deutschen Arbeitsfront". Vollendet wurde im Laufe des Jahres aber auch jenes Riesenwerk, das am 13. März mit dem Gesetz zur Vorbereitung des organischen Auf baus der deutschen Wirtschaft in Angriff ge nommen worden ist und das Instrument dafür hergibt, den Gedanken einer nationalsozialistischen Wirtschaft durchzuführen. Das Neben- und Durcheinander zahlloser Verbände und Organisationen verschwand vor einer ein fachen Gesamtgliederung von Fachverbänden und der Neichswirtschaftskammer, die an die Stelle des seit 1918 immer noch „vorläufigen" Neichswirtschaftsrates getreten ist. überall ist das Prinzip der persönlichen Führung, aber auch der persönlichen Verantwortung ausgebildet worden. Schon im April war die organisatorische Aufbau arbeit im Reichsnährstand zu einem gewissen Ab schluß gekommen; die Berufung des Reichsbauernrates durch den Reichsminister Darrs vollendete hier ein Werk, das eine völlige Umgestaltung in der deutschen Landwirt schaft im nationalsozialistischen Sinne herbeigeführt hatte: Jetzt hatte damit das deutsche Bauerntum den letzten Schritt zur Vollendung seines ständischen Aufbaus getan, die Entwicklung unserer handelspolitischen Ver hältnisse hat aber im Laufe des Jahres immer deutlicher auch die A u f g a b e des Reichsnährstandes herausgestellt: Deutschland durch die zusammensassende Stärkung der Eigenerzeugung in der Landwirtschaft von der Einfuhr ausländischer Produkte unabhängig zu machen, soweit dies nur irgend möglich ist; denn auch die Devisenknapp heit verlangt es eindringlich genug! Diese Devisenknappheit hat ja überhaupt im Jahre 1934 eine sehr starke Bedeutung für große Teile unserer Wirtschaft gehabt, soweit ihre Erzeugung vom Bezüge ausländischer Rohstoffe abhängi. Unsere Ausfuhr, die noch 1933 allmonatlich einen Überschuß über die Ein fuhr aufgewiesen hatte, sank im Jahre 1934 recht erheblich, während die Einfuhr infolge verstärkter Rohstoffbezüge stark ansticg und allmonatlich, besonders im April, be trächtlich über die Ausfuhr hinausging. Das gab dann Veranlassung zu der immer weiter sich ausdehnenden ü b e r w a ch u n g d e s R o h st o f f i m p o r l s und seiner inländischen Verarbeitung; dann erfolgte schließlich im MerZtMlin-AlWsen sei MWt Berlin, 28. Dezember. Wie der Berliner Lokalanzeiger von zuständiger Seite erfährt, hat man nach eingehender Prü fung aller in Frage komenden Umstände beschlossen, den Lust- schisshasen von Friedrichshafen nach dem im Bau befindlichen Rhein-Main-Flugplatz in unmittelbarer Nähe von Frankfurt zu verlegen. Die erforderlichen Anlagen werden in kaum mehr als einem Jähr fertiggestellt sein, so daß sich mit Beginn der „Zeppelinsaison" des wahres 1936 der gesamte Luftschisfver- kehr von dem verkehrstechnisch günstiger gelegenen Rhein- Main-Gebiet aus abwickeln wird. Natürlich bleibt die Werft in Friedrichshafen für den Bau weiterer Luftschiffe bestehen. lieber die Grunde und die Zukunstsaussichten dieses be deutsamen Entschlußes gewährte Dr. Eckener einem Mitarbei ter des Berliner Lokalanzeigers eine ausführliche fernmünd liche Unterredung, in der er u. a. sagte: Der Luftschiffbau Zeppelin habe sich schon seit langem mit dem Gedanken getra gen, feinen Luftschisshafen wegen der ungünstigen räumlichen und meteorologischen Verhältnissen eine neue Heimat zu schaf fen, die, geographisch gesehen, gleichzeitig auch zentraler als Friedrichshafen liege. Die in Friedrichshafen vorhandenen Hallen würden zum Bau neuer Luftsschiffe gebraucht. Cs fei damit zu rechnen, daß nach der Bildung der von uns und den Amerikanern geplanten nordtransatlantischen Verkehrsgesell schaft 3 bis 4 neue Luftschiffe für einen regelmäßigen Neise- und Postbetrieb zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gebaut werden müßten. Das Luftschiff „LZ. 129", das seiner Vollendung entgegengehe, solle ja zusammen mit dem „Grafen" ausschließlich dem Verkehr mit Südamerika Vorbehalten bleiben, und nur noch solange Amerikafahlten machen, bis die neue Halle in Rio de Janeiro fertiggestellt sei. Ebenso sei von den Holländern ein Auftrag für den Ausbau ihres überseeischen Luftverkehrs zu hoffen. Friedrichshafen sei als Werft groß genug, als Luftschiffhafen aber zu klein. Mit der Anlage des Großslugplatzes Rhein-Main bei Frankfurt, wo sich künftig die großen Reichsautvbahnen Nord-Süd und West-Ost kreuzen wird, sei die ideale Lösung des Problems gefunden gewesen. Auch sei nicht zu vergessen, daß Friedrichs hafen 400 Meter über dem Meeresspiegel liege, während die Rhein-Ebene um 300 Meter tiefer gelegen sei. Das bedeute für ein Luftschiff einen Mehrauftrieb von mehreren Tonnen. Auch rein klimatisch sei die Gegend bei Frankfurt dem Boden seegebiet vorzuziehen. Außerdem sei es für die holländischen, skandinavischen, englischen und amderen internationalen Fahr gäste ungleich beauemer, wenn der Startplatz der Luftschiffe in Frankfurt statt in Friedrichshafen liege. „Wir können uns", so schloß Eckener, „zu dem neuen Luftschiffbasen nur begM- wünicken, denn er ist der beste, den man in Deutschland finden konnte". Freu-iger Widerhall der Seß-Ansprache. Bei den Ausländsdeutschen. Die Weihnachtsanfprache des Stellvertreters des Führers wurde nach den bei der Auslandsorganisation der NSDAP, in Hamburg vorliegenden telegraphischen und brieflichen Berichten überall klar und stö rungsfrei ausgenommen. Als Ausdruck engerer Verbundenheit zwischen Heimat und Ausländsdeutschen fand die Ansprache des Stellvertreters des Führers be geisterte, dankbare Zustimmung der Deutschen in aller Welt. Die AuslandKorganksation hatte für diese Rede überall Gemei kschaftsemp fang und wo dies nicht möglich war, gemeinschaftlichen Hausempfang an- geordnet, so daß auch die nicht im Besitz eines Empfangs gerätes befindlichen Volksgenossen als Gast der Orts gruppen oder einzelner Parteigenossen die Rede anhören konnten. In zahlreichen, an den Leiter der Auslands- organisation gerichteten Zuschriften und Telegrammen (so u. a. aus Malta, Haiti, Chile, Spanien, der Schweiz und so weiter) verbinden die Auslandsgruppen der NSDAP, den Dank an den Stellvertreter des Führers mit dem erneuerten Gelöbnis unwandelbarer Gefolg schaftstreue zu dem Führer. „Jugoslawische Volksgemeinschaft." In Belgrad wurde eine sehr bedeutsame politisch, Neugründung vollzogen. Es handelt sich um der organisatorischen Zusammenschluß der viel größten nationalen Verbände und Gruppen die sich zu einer gemeinsamen Organisation vereinig, haben, die den Namen „Jugoslawische Volksgemeinschaft' tragen soll. Das politische Ziel dieser Vereinigung ist di« Verwirklichung des Korporativstaates. Die Vertrete, dieser vier Organisationen wählten ein gemeinsamei Direktorium, das nun bei der Regierung um die Erlaub nis nachgesucht hat, sich als politische Partei zu betätigen Von der Führung der „Jugoslawischen' Volksgemeinschaft' wird ausdrücklich erklärt, daß sie mit dem italie nischen Faschismus in keinerlei Be ziehung stehe, sondern ihre politischen Ziele auf de, Grundlage des alten slawischen Genossenschaftsgedankens der Zadruga erreichen wolle. „Neuen Plan' eine völlig Umstellung in der Devisen- uns damit auch der Handelspolitik, wodurch der vorherige Ein fuhrüberschuß radikal und endgültig beseitigt wurde. Die ebenso unberechtigte wie törichte „Hamster psychose" und „Rohstoffangst", die sich im September und dann vor allem im Oktober geltend machte und zu un berechtigten Preissteigerungen führte, ist dann durch das energische Eingreisen des Anfang November eingesetzten Reichskommissars für die Preisüber wachung schnell abgestopft worden. Nebenher gehen auch hier erfolgreiche Bemühungen, ausländische Rohstoffe durch solche der inländischen Erzeugung zu ersetzen; aber der Führer nnd Reichskanzler batte nur allzu recht mit seinem Wort: „Wir wären wirtschaftlich schon viel weiter, wenn uns d as Ausland nicht so große Schwierigkeiten macken würde." Schon wieder ein „Sicherheitssystem". Ein Scchs-Mächte-Pakt geplant. Wieder einmal taucht am europäischen Horizont ein neues „Sicherheitssystem" auf, das diesmal die Form eines „Sechs-Machie-Paktes" annehmen soll. Geboren in Rom und Paris und von England aus der Taufe gehoben, soll es zunächst dazu dienen, daß sich Frankreich und Italien gemeinsam mitDeutsch- land,Südslawien, Ungarn und derTsche ch o- slowakei zur Aufrechterhaltung der österreichi schen Unabhängigkeit verpflichten. Wie der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" meldet, ist bereits in den ersten Tagen des kommenden Jahres mit einem entscheidenden Schritt zur Verwirk lichung dieses Planes zu rechnen. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß Sir Simons Einladung an Flandin und Laval, nach London zu kommen, mit dieser neuen diplomatischen Aktivität in enger Verbindung steht. So mannigfaltig die Voraussetzungen dieses neuen Sicherheitssystems sind, es sei nur an die Bereinigung des italienisch-französischen, des südslawisch-ungarischen sowie des südslawisch-italienischen Verhältnisses erinnert, so wendet man in England in diesem Zusammenhang doch seine ganz besondere Aufmerksamkeit Deutschland zu. Man gibt sich hier keiner Täuschung darüber hin, daß ohne Deutschlands Teilnahme das neue Sicherheitssystem überhaupt nicht zustande kommen kann. Trotzdem scheint man ähnliche Methoden wie bei dem Ostpakt anwenden zu wollen, indem man nämlich Deutschland einladen wird, den jeweils erreichten Ergebnissen beizutreten. Es wird den Vätern des neuen Paktgedankens Wohl klar sein, daß, um Deutschland überhaupt zur Diskussion über das neue Sicherheitssystem geneigt zu machen, eine Bereinigung des deutsch-französischen Verhält nisses erreicht und endlich anch Deutschlands Gleichberechtigungsforderung in die Wirk lichkeit umgesctzt werden muß. Die Heitz MWteue Mtensrnze. London, 27. Dezember. Der japanische Sonderbot schafter für Europa und Amerika, Poschida, der zeitweise an den Londoner Flottenbesprechungen teilgencmmen hat, ist am Donnerstag von einer Reise nach dem europäischen Festland wieder in London eingetroffen. Es ist anzunehmen, daß der Besuch mit den von Japan begrüßten Bemühungen der eng lischen Diplomatie zusammenhängt, auch nach der Vertagung der Flottenbesprechunaen die Fäden nicht abreißen zu lassen. Die Japaner haben nämlich den kurz vor der Beendigung dec Vorbesprechungen geäußerten englischen Vorschlag, daß jede der drei Flottenmächte ihr Schisfsbauprogramm sür eine Reihe von Jahren im Voraus sestlegen soll, aufgegrisfen und nunmehr von Tokio den Auftrag erhalten, sich von den Eng ländern gewiße Einzelheiten des Planes erläutern zu lassen. Admiral Hamamoto, der technische Sachverständige der japa nischen Abordnung, wird daher mit den Engländern erneut Fühlung nehmen. An der derzeitigen Verhandiungsgrundloge hat sich hierdurch allerdings nichts geändert. Die amerikanische Abordnung ist entschlossen am Sonnabend endgültig abzu reisen.