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Huitz-Zeitung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 74. Jahrgang Donnerstag, den 28. Juni 1808. Nr. 71. Inserate werden mit 1L Pfg., solche aus unserer Die W .Weiheritz-Ztitung' M -rscheint wöchentlich drei mal-Dienstag, Donners- - tag und Sonnabend und wird an den vorhergchen- denAbenden ausgegeben. Preis viert cljäkrlich 1M. > 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 ( Psg. Einzelne Nummem > 10 Psg. - Alle Postan- Mit achtsettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle nnd an bestimmten Tagen wird keine Garantie «vernommen. Verantwortlicher Kedakleur: Paul Jehnr. - Druül und Verlag von Carl Jehnr in Dippoldiswalde^ oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarisch» und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im »LNÄL Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. "L'LSM Amtsblatt fiir die Königliche Ymichaupimamlschnfi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. Juni. Heute morgen gegen 7 Uhr ereignete sich beim Wasserleitungsbau am Marti in sofern ein sehr bedauerlicher Unfall, als der in der Grabung beschäftigte Schlossermeister Sch. von infolge des vorausgegangenen starken Regens locker gewordenen Erd- und Steinmassen teilweise verschüttet und erheblich verletzt wurde. Der sofort herzugerufcne Arzt stellte komplizierten Bruch des rechten Beines am Knöchelgelenk fest. — Trotzdem die gewerbliche Sonntags-Zeichen schule in der Müllerschule erst am Sonntage (wohl infolge der noch immer nicht abgeschlossenen Verhandlungen wegen Umwandlung derselben in eine gewerbliche Fortbildungs. schule später als sonst) eröffnet wurde, haben sich doch wieder mehr als 40 Schüler, darunter auch ältere Personen an gemeldet,' gewiß ein Zeichen dafür, daß dieser Unterricht in den betreffenden Kreisen als nützlich und gut erkannt worden ist. — Eine fast auffällige Stille herrschte am Montag tagsüber in unseren Straßen, hatten doch unsere Schul kinder, erstmalig alle an einem Tage, ihre Schulaus flüge. Singend und jauchzend kehrte Jungdeutschland am Abend von seinen mehr oder weniger entfernt ge legenen Reisezielen hochbcsriedigt zurück: „Das war schön!" Auch der Himmel hatte Einsehen und wartete mit seinem Segen, bis auch die letzten das Bett ausgesucht hatten. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder I auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 2. Dekade, Juni 1908: vereinigte Weißeritz: beob. 43, norm. 26, Abwchg. -s-I7; wilde Weißeritz: beob. 23, norm. 3l, Abwchg. —8; rote Weißeritz: beob. 2l, norm. 30, Abwchg. —9; Müglitz: beob. 21, norm. 30, Abwchg. —9. — Ein einfaches und vorzügliches, doch wenig be kanntes Mittel, Kirsch bäume, Weinspaliere usw. gegen die räuberischen Spatzen zu schützen, ist die Zwiebel. Man schneidet die Zwiebeln in der Mitte durch und be festigt die Hälften hier und da am Geäst. Die Vögel haben einen solchen Abscheu vor dem starken Zwiebelgeruch, daß sie die betreffenden Bäume nicht mehr heimzusuchen pflegen. — Am I. Juli wird in Klingenberg für die Ort schaften Klingenberg, Dorfhain und Erillenburg eine Gendarmeriestation eröffnet. Der zukünftige Gendarm ist Herr Wachtmeister Selle aus Niederwiesa bei Chemnitz. Bis Ende dieses Monats gehört Klingenberg noch zum Gendarmeriebezirk Tharandt. Vordem war cs nach Frauen stein einbezirkt. — Am 25. Juni wird in Röthenbach eine mit der Posthilfstelle vereinigte Telegraphenhilfstelle mit öffentlicher Fernsprechstelle in Wirksamkeit treten. Die neue Tele graphenanstalt, die im Telegrammverkehre die Bezeichnung Röthenbach (Amth. Dippoldiswalde) führen wird, ist zu gleich Unfallmeldestelle. Sadisdorf. Nach 21 jähriger Pause sah am ver gangenen Sonntag das freundliche Sadisdorf wieder ein mal eine Missionsgemeinde in seinem Gotteshause ver sammelt. Der Dippoldiswalder Zweigverein für äußere Mission hielt nämlich an diesem Tage sein vom Orts pfarrer und seinem KIrchenoorstande sorgfältig und mit Liebe vorbereitete Jahresfest dort ab. Zu dem um 3 Uhr beginnenden Gottesdienste, den der Kirchenchor durch den Vortrag der Motette „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren" verschönte, war Herr Pfarrer Ludwig- Potschappel als Festprediger gewonnen worden, der in seiner von Anfang bis Ende überaus fesselnden Predigt allen das Herz warm machte für das große Werk der Heldenmission. Er hatte seiner Predigt über Apostelgesch. 15, 7—18 die Disposition zu Grunde gelegt: Gott gebe uns zum heutigen Missionsfeste in Sadisdorf ebensolchen Segen wie er gab zur 1. Heidenmissionsoersammlung in Jerusalem. Dabei lernen wir: 1) von Paulus: noch ist die Mission eine angefochtene Sache; 2) von Petrus: uns ernstlich besinnen auf Gottesoffenbarung und den letzten Grund unsrer Seligkeit,- 3) mit Jakobus unsern Christen glauben stärken aus der Mission und aus unserm Christen- stand reichliche Mittel darreichen für die Mission. In der Nachversammlung, die an Stelle des leider noch immer erkrankten Herrn Ephorus von Herrn Pfarrer Widemann- Höckendorf mit Gesang und Gebet, mit herzlichen Dankes- Worten an alle, die zum Zustandekommen des Festes bei getragen, und mit einem einleitenden Worte über Beiech- tigungen der äußeren Mission und das Recht Missions- feste zu feiern, eröffnet wurde, erstattete Herr Pfarrer Schindler-Hermsdorf in sehr ausführlicher und lehrreicher Weise Bericht über die Erfolge auf den beiden Missions gebieten der Leipziger Missionsgesellschaft in Deutsch-Süd- oftafrika am Kilimandscharo, unter den Wakambas und Wadschaggas. Unterstützt von einer selbst entworfenen Missionskarte ließ der Herr Berichterstatter den Werde gang von einer Reihe von Missionsstationen mit all seinen interessanten Einzelheiten, Gefahren und großen Schwierig keiten am Geiste der Zuhörer vorüberziehen und zwar be richtete er zunächst von den Erfolgen der Missionsarbeit bei den Wakambas nördlich vom Kilimandscharo, und so dann von der sehr erfreulichen und verheißungsvollen Arbeit an den südlicheren Dschaggas, deren 11 Stationen beredtes Zeugnis davon ablegen, daß die heilige, gott gewollte Sache des Reiches Gottes unter den Heiden auch hier vorwärts geht. Die beiden in der Kirche und in der Nachversammlung veranstalteten Kollekten ergaben den schönen Betrag von 75,69 Mark (nahezu den doppelten Betrag vom letzten Sadisdorfer Missionsfeste 1887), ge wiß ein Beweis auch dafür, daß Festprediger und Be richterstatter den rechten Ton gesunden hatten, um die An wesenden für das hohe und heilige Werk der Mission zu erwärmen. Mit kurzem Schlußwort, Gesang und Gebet schloß der Leiter die Versammlung, die — gebs Gott — der Mission unter den Heiden manch neuen Freund ge wonnen, manch alten aufs neue für sie begeistert hat. Altenberg. Am vorigen Sonnabend hat die hiesige Braugenossenschaft mit 174 gegen 6 Stimmen be schlossen, auf Grund eines vorliegenden Angebots des der zeitigen Braupachters Herrn Thiele, der sich bereit erklärt hatte, die Brauerei mit Zubehör zu dem Barpreis von 18 000 Mark (Brandkassenwert 27 000 Mark) zu über nehmen, den Verkauf zu diesen Bedingungen an den ge nannten Bewerber vollziehen zu lassen. Mit diesen wichtigen, nach eingehender Würdigung der tatsächlichen Verhältnisse aber gebotenen Beschlüssen wird nunmehr die hiesige Brauerei in Prioathand übergehen und damit die Auflösung der Jahrhunderte alten Braugenopenschast zur Tatsache werden. Damit fällt der Neuzeit abermals eine ehedem hochrentable wirtschaftliche Bürgcrorganisation unserer Vorfahren zum Opfer. Dittersdorf. Vergangenen Sonntag fand in hiesiger Kirche das alljährliche Missionsfest des Kreisvereins für Innere Mission in den Amtsgerichtsbezirken Altenberg und Lauenstein statt. Zum Feitgottesdienst, der um 3 Uhr be gann, hatte sich eine andächtige Gemeinde von über 250 Seelen in dem mit festlichem Grün überaus reichlich ge schmückten altehrwürdigen Gotteshause versammelt. Die Festpredigt hielt Herr Pfarrer Krause-Börnersdorf über Jesaias 52, 7, behandelte die Frage: Worin besteht die Aufgabe der Inneren Mission? und gab als Antwort: I) Frieden zu bringen, 2) Gutes zu predigen, 3) Heü zu verkünden. Die am Ausgang des Hauses gesammelte Kollekte von 31,50 Mark zeigte, daß die Worte des Redners zu Herzen gegangen waren. Im Anschluß an den Festgottesdienst, der überdies durch das Mendelsohnsche „Herr zu dir will ich mich wenden", vorgetragen vom Kinderchor und örtlichen Gesangverein unter der trefflichen Leitung des Herrn Kantor Hühnigen, eine besondere Weihe erhielt, fand im Gasthof zum Erbgericht eine äußerst zahl reich besuchte Nachversammlung statt. Zunächst begrüßte Herr Pfarrer Eltz-Lauenstein als Vorsitzender des Kreis vereins die Erschienenen und bat, der Inneren Missions sache immer mehr das Herz zu schenken. Im weiteren Verlaufe erfreute zunächst zu verschiedenen Malen der Ge sangverein die Zuhörer, bei denen besonders das herrliche „Am Ort, wo meine Wiege stand", einen tiefen Eindruck hinterließ. Im Mittelpunkt der Nachvcrsammlung standen zwei Vorträge des Herrn ?. Müller-Dresden-Landesoerein für Innere Mission, der erstere behandelte Wichern in Sachsen. Hier wurde ein anschauliches Bild gegeben von den Reiseeindrücken, die Wichern auf seinen zwei Reisen nach Sachsen von Land, Leuten und Wohlfahrtseinrich- tungen der damaligen Zeit erhalten hatte. Der zweite Vortrag behandelte die Posaunenchöre; machte mit ihrer Entstehung und ihrem dreifachen Zweck: Gott zur Ehre der Gemeinde zur Erbauung, sich selbst zur Lust, bekannt! Besonders dankbar wurden einige Aefsliche Flügelhorn vorträge des Herrn ?. Müller begrüßt, die er unter Be- gleitung von ?. Zinßer-Bärenstein bot. Bereits im Fest- gottesdienst hatte er durch seine Kunst die Wirkung der Gesänge erhöht. Am Ende dcs Abends ergriff der Orts geistliche p. Obenaus nochmals das Wort zum Danke und zur Bitte für Treue der Inneren Missionssache gegenüber. Die in der Nachversammlung eingesammelte Kollekte ergab den Betrag von 16,05 Mark. Die Gesamtkollekte der Festtages im Betrage von 47,55 Mark wurde zu drei gleichen Teilen dem Landesverein für Innere Mission, dem Lauen- steiner Kreisoerein und der festgebenden Gemeinde Ditters dorf, letzterer zur Anschaffung von Krankenpflegerartikeln, überwiesen. Alles in allem, der letzte Sonntag war für die Gemeinde Dittersdorf ein rechter gottgesegneter Sonnentag. Börnersdorf. Am vergangenen Sonntag fand hier unter den üblichen Erscheinungen, Wecken am Morgen, Festzug rc, das diesjährige Vogelschießen der Schützen- gesellschaft statt. Den Königsschuß tat der Vorstand der Gilde Herr Wirtschaftsbesitzer Mar Thiele. Noch lange vereinten am Abend die Ballfreuden Einheimische und Fremde. Fürstenwalde. Kommenden Mittwoch findet die Grundsteinlegung unserer Schule statt. Man hat von einer größeren Festlichkeit abgesehen und wird die Feier im engsten Kreise abhalten. Voraussichtlich läßt sich der Schulneubau derart fördern, daß das neue Gebäude nach den Herbstferien seiner Bestimmung übergeben werden kann. Deuben. Unsere Gemeinde hat an ihre vorgesetzte Behörde eine Petition gerichtet, in der um die Einführung der Revidierten Städteordnung gebeten wird. Der Bezirksausschuß der König!. Amtshauptmannschast Dresden- Altstadt hat sich in seiner letzten Sitzung ausführlich mit dieser Angelegenheit beichäftigt, erkannte wohl den Wunsch der Gemeinde auf Einführung der Rev. Städteordnung als berechtigt an, sprach jedoch eine direkte Befürwortung, wohl auch weil die übrigen Ortschaften des Plauenschen Grundes ablehnend gegenübcrstehen, nicht aus. Die Gemeinde will sich nun weiter wenden, um ihren Zweck zu erreichen. Dresden. König Friedrich August hat das Protek torat über den Sächsischen Verein für Luftschisfahrt über nommen. — Der „Dresdn. Anz." meldet: Wie wir soeben er fahren, hat der Rat in seiner gestrigen Sitzung, am Geburts tage des Geheimen Rats Schilling, den Ankauf des Schilling- Museums beschlossen, nachdem Schilling seine Forderung um 20000 M. ermäßigt und die Verwaltung der Or. Eüntz'schen Stiftung sich bereit erklärt hatte, aus dem Ver schönerungsfonds der Stiftung 60 000 M. zur Verfügung zu stellen. Der Staat gibt bekanntlich 50000 M. Die gesamte Kaussumme beträgt 130000 M. (Mußte es erst dazu kommen, daß Schilling die Kaufsumme ermäßigte? Wir sollten doch meinen, eine Stadt wie Dresden könnte auch noch die 20 000 M. ausbringen, zumal ja der Staat eine so hohe Summe beisteuert, während Dresden die Vorteile des Museums allein genießt.) — Der frühere Rektor des Zittauer Gymnasiums, Geh. Schulrat Prof. Or. Seeliger, Dezernent im sächsischen Kultusministerium, ist als Prüfungskommissar nach Kon stantinopel entsandt worden. Leipzig. Der Gendarmerie gelang es, in Großstein berg die beiden Mörder zu ergreifen, die in der Nähe von Brandis die Martha Konrad umbrachten. Es sind dies der 20>ährige Scherenschleifer Necian und der 40- jährige Zimmermann Kraus. Beide zeigten ein völlig verwildertes Aussehen. — Hier ereignete sich Montag abermals eine Blut tat. Der dem Trünke ergebene Maurer Skuhr gab im Waschhause des Grundstücks Markthallenstraße 14 auf seine von ihm getrennt lebende Ehefrau vier Reoolverschüsse ab und schoß dann zweimal auf sich selbst. Der Zustand der Frau ist-besorgniserregend, der des Mannes hoffnungslos. Crimmitschau. In den letzten zwei Tagen sind hier nicht weniger als vier Selbstmorde vorgekommen. Ein Arbeiter ging im Dilirium in den Ziegelgutsteich, ein Mädchen ertränkte sich, weil es von seinem Geliebten einen Absagebrief erhielt, ein Weber hängte sich wegen langer Krankheit an einem Gartenzaun auf und eine 56jährige Webersfrau sprang aus Nahrungssorgen in einen Teich. Wermsdorf. Von 1873 bis zu seinem Tode pflegte König Albert von Sachsen alljährlich auf kürzere oder längere Zeit sein Jagdschloß Hubertusburg bei Wermsdorf aufzusuchen und dort dem edlen Waidwerk obzuliegen. Am Sonntag hat man in der Nähe des Jagdschlosses in Gegenwart Königs Friedrich August von Sachsen ein