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Wochen- und NachrichlMait zugleich 8tschöfts-Anzeiger fiir Hchnhorf, Millich BeMdorf, RNorf, 8t. Wie«, Heinrichssrt, Rliricmu »«S Wsm. Amtsblatt für Sen Stedtrat ;« Lichtenstein. —-—— ———— —— — —— »s. Jahrgang. — ——-— —— Nr. 121. Sonnabend, den 25. Mai 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein. Markt 179, alle Kaiser!. Postantalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltenr Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — slnnahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Bekarmtrnachung, die Wettinfeier in Callnberg betreffend. Wie überall in Sachsen soll auch in hiesiger Stadt das 800jährige Jubiläum des regierenden Königshauses festlich begangen werden und ist hierüber folgens Festordnung aufgestellt worden. Sonntag, den IS. Juni d. I., vormittags ^8 Uhr Aufstellung der hies. Gesellschaften und Vereine mit Fahnen und Standarten auf hiesigem Marktplatze, darauf Festzug um den Marktplatz unter Borantritt des Stadtgemeinderats mit der Stadtfahne und des, einen Choral blasenden Musikchocs nach der Kirche, daselbst von 8 Uhr an Feftgottesdienst. Nach Beendigung des letzteren Rückmarsch und Abbringen der Fahnen in ihre betreffenden Aufbewahrungslokale und nachmittags von 3 Uhr an Freikonzert im hiesigen Schützenhanse. Montag, den 17. Juni, vormittags von S bis IS Uhr Festaktus in den einzelnen Klassen der hies. Stadtschule, darnach Schulfreiheij. Dienstag, den 18. Juni, nachmittags Schulfest, worüber noch besondere Bekanntmachung eifolgen wird. Da die zu dem Schulfeste zur Verfügung stehenden Mittel den Bedarf nicht decken, sollen, wie in früheren Jahren, so auch diesmal freiwillige Beiträge dazu gesammelt und damit im Laufe der nächsten Tage begonnen werden. Wir bitten deshalb die hiesigen Bewohner, denjenigen Herren Komiteemit gliedern, welche sich außer den Vorarbeiten für die Ausführung des Festes mit höchst dankenswerter Bereitwilligkeit auch noch der Mühe des Sammelns von Beiträgen für diesen Zweck unterzogen haben, nicht unfreundlich zu begegnen und denselben so viel als es die Verhältnisse eines jeden gestatten, recht reichliche Bei träge zufließen zu lassen, damit das beabsichtigte Fest den Kindern zu einem solchen auch wirklich gestaltet werden kann, wobei wir jedoch zur Vermeidung von Un annehmlichkeiten noch besonders darauf aufmerksam machen, daß Kinder, welche in das schulpflichtige Alter noch nickt eingetreten sind, bei der am Festtage nach mittags stattfindenden klassenweisen Bewirtung der schulpflichtigen Kinder mit Kaffee und Kuchen, nicht teilnehmen können. Schließlich werden noch alle hiesigen Vereine und Gesellschaften ersucht, sich mit Fahnen und Standarten recht zahlreich bei dem am Sonntag, den 16. Juni stattfindenden Festzuge zu beteiligen und diejenigen hiesigen Bewohner, welche einem Vereine nicht angehören, sich der Stadtfahne anzuschließen. Callnberg, den 23. Mai 1889. Der Stadtgemeinderat. Schmidt, Bürgermeister. Tagesgeschichte. —* Lichtenstein. Nach dem von der König lichen Oberersatz-Komission im Bezirke der 3. Infan terie-Brigade Nr. 47 aufgestellten Geschäfts- und Reiseplan findet die diesjährige Aushebung im Aus hebungsbezirk Lichtenstein am 25. Mai statt. Jeder in den Grundlisten des Aushebungsbezirks enthaltene Militärpflichtige ist berechtigt, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Königlichen Oberersatz-Kommission etwaige Anliegen vorzutragen. *— Uebersicht über die bei den Sparkassen der Königl. Amtshauptmannschaft Glauchau im Monat März 1^89 erfolgten Ein- und Rückzahlungen. Sitz der Kasse. Einzahlungen. Rückzahlungen. Barbe stand am Schlüsse d. Monats. An zahl. Betrag. An zahl. Betrag. Glauchau. . 761 98544 566 88272 198046 Meerane . . 921 77826 426 72920 38531 Hohenstein . 428 38764 241 35390 30680 Ernstthal. . 157 26041 72 13504 18293 Lichtenstein. 561 65065 260 68054 20421 Callnberg. . 62 5337 8 1572 7672 Zusammen in sechs Kassen. 2890 311577 1573 279712 K313643 — Dresden. Eine ! icherzte That vollführte am 22. Mai abends in Laubegast der Handlungs reisende von Czvckert's Nächst, hier, Herr Alsred Mammitzsch. Der junge Mann ging eilig an das */c6 Uhr-Schiff, um nach Dresden zu fahren, als in der Nähe des Bluck'schen Gutes ein 5jähriger Knabe den Damm herab in die Elbe stürzte und fortgerissen wurde. Ohne sich zu besinnen, sprang in voller Kleidung Herr Mammitzsch dem Kleinen nach, erfaßte ihn noch rechtzeitig und brachte ihn noch lebend ans Land. Als wäre nichts geschehen, setzte der junge Herr seinen Weg fort und erreichte noch glücklich das 6V<r Uhr-Schiff, mit welchem er ganz durchnäßt nach Dresden fuhr. — Den drei rumänischen Juden, welche den Einbruch bei Hammer u. Schmidt in Leipzig ver suchten, ist die Strafe nach dem höchsten Maße zu gemessen worden. Sie wurden auf je 9 Jahre ins Zuchthaus geschickt. Außerdem erhielten sie noch Nebenstrafen von einem Monat Zuchthaus bis sechs Wochen Gefängnis wegen Unterschlagung ünd Führung falschen Namens. Die drei, deren Namen vermutlich 1 Goldstein, Schina und Reisz lauten, sind Mitglieder einer gefährlichen internationalen Diebesbande. Sie sind auf lange Zeit unschädlich gemacht, da sie nach Verbüßung ihrer Strafe in Sachsen an Bayern aus geliefert werden, das mit ihnen wegen eines Einbruchs im Nürnberger Bankhause Gutmann, wo sie 10 000 Mark stahlen, abrechnest wird. Merkwürdig ist, daß ein Mitglied der Bayde, das in der Strafanstalt Zwickau sitzt, sich am ^8. Februar ds. Js. freiwillig hat an Bureaustelle vorführen lasfen und angegeben hat, es sei in Leipzig in den nächsten Tagen ein Ein bruch bei Hammer u. Schmidt geplant, ferner, daß davon die Rede gewesen sei, wenn der dortige Einbruch gelungen wäre, auch dem „Grünen Gewölbe" . in Dresden einen „Besuch" abzustatten. — Die Wiedereiriweihung der Thomaskirche in Leipzig soll am 1. Pfingstfeiertage stattfinden. — Die 14jährige Tochter eines Leipziger Maschinisten beugte sich am Montag nachmittag so weit über das Treppengeländer des zweiten Stock werkes des elterlichen Hauses, daß es kopfüber auf die Treppe des ersten Stockwerkes herabstürzte. Das arme Kind erlitt hierbei so schwere Verletzungen, daß es kurz darauf verstarb. — Der Verkehr von Personenzügen auf der Strecke Glauchau-Zwickau ist insofern wieder aus genommen worden, als zu den fahrplanmäßigen Zeiten Personenzüge bis Mosel verkehren. — Ueberaus zahlreich wurde die Unfallstelle im Zwickauer Gebiete auch am gestrigen Tage besucht, und gegenüber dem Elend, daö mit dem Unwetter so Plötzlich über unsre nächste Umgebung hereinge brochen ist, regt sich bereits lebhaft die barmherzige Menschenliebe. Nachdem nun auch die Leiche des be klagenswerten Feuermanns Wagner (aus Riesa) her vorgezogen ist — beide Verunglückte hinterlassen leider starke Familien, 5 und 8 Kinder — und auch der Trümnierplatz schon wesentlich gesäubert ist, hofft man die Reparaturarbeiten bald so weit zu fördern, daß die Züge zu einem Umsteigen sich nähern können. Die durch den Wolkenbruch bei Crimmitschau zerstörte Brücke ist seit Mittwoch vormittag soweit wieder in den Stand gesetzt, daß die Passagiere dort umsteigen können. — Die Wiederherstellung der durch den Wolken bruch zerstörten Strecke bei Mosel wird längere Zeit, voraussichtlich einige Wochen in Anspruch nehmen. Dip Aufrechterhaltung des Personenverkehres ist vor läufig nicht einmal durch Umsteigen zu ermöglichen, weil der Bahnkörper auf eine ziemlich große Ent fernung unpassierbar ist. Es muß daher der ganze Personenverkehr ausschließlich über Gößnitz geleitet werden. — Schöneck. Die Ehefrau des Fleischermeister Hochmuth hier hatte in diesen Tagen einen mit kochend heißem Wasser angefüllten Eimer in die Stube gestellt. Darauf verließ dieselbe, um Gesäße zum Ab scheuern herbeizuholen, auf kurze Zeit das Zimmer. Und gerade in demselben Augenblicke stürzte das an derthalbjährige Kind kopfüber in den gefüllten Eimer. Obgleich der hinzuspringende Vater das Kind sofort dem Wasser entriß, hatte dasselbe doch am Kopfe und an den Händen so schwere Brandwunden erlitten, daß es nach einigen Minuten starb. — Aus Oelsnitz i. V. wird geschrieben, daß durch den Wolkenbruch in Plauen i. V. am Montag auch ein junger Vertreter der Chocoladenfabrik von Lobek u. Co. in Dresden-Löbtau sein Leben eingebüßt hat. Er wurde im Freien von den sich überstürzenden Fluten überrascht, mit fortgerissen und ist ertrunken. — Bautzen, 20. Mai. Nach eben beendeten statistischen Erhebungen leben in der sächsischen Ober lausitz 56,354, in der preußischen 37,307, in der ganzen preußischen Niederlausitz 166,071 Wenden. Außerhalb der Lausitz wohnen in Sachsen 3402, in Preußen 1000, in der Fremde (Amerika u. s. w.) 3000. Es giebt mithin eine Gesamtzahl von 175,969 Wenden, zum größten Teil in Dörfern mit neun Zehnteln slavischer Bevölkerung wohnend. Wendisch sind im Ganzen 105 Pfarrbezirke (Preußen 72), 130 Kirchen (Preußen 93), 763 Dörfer (Preußen 353) und 14 Städte (Preußen 10.) — Göß nitz. Vor dem Bahnübergang bei Ramm lers Hotel ereignete sich am Nachmittag des 21. Mar ein gräßliches Unglück. Von der steilen Schmöllner Straße herab kam der Einspänner des Gutsbesitzers Pfefferkorn aus Maltis in schnellem Tempo gefah ren ; am Uebergang angelangt, scheute das Pferd vor einem plötzlich ertönenden Lolomotivenpfiff, die Deichsel des Wagens brach, das Pferd riß sich damit los, der Wagen stürzte vornüber und die darin sitzenden Personen kamen unter ihn zu liegen. Frau Taubert und deren Schwiegertochter aus Maltis erlitten durch diesen Sturz schwere Verletzungen, erstere einen Schenkelbruch, letztere eine lebensgefährliche Gehirnerschütterung, während Pfefferkorn am Kopfe verwundet wurde; der vierte Insasse, der junge Pfefferkorn, kam infolge rechtzeitigenHerabspringens