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44. Jahrgang Dienstag, den 2. Juni. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angensm« l men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 oder deren Raum IS Psg. -MO ! Erscheint joden Wochentag Nachmittag»6 Uhr für den ,IV H ! andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mar? SS Pla., j zweimonatlich 1 M. SO Ps. und einmonatlich 75 Pf. «nd Tageblatt Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. vr Olnna«. R. Hbld. Vr. Underltori». worden: für die für die bis zum Jge- LV. diese» Monat» Aber auch an rznser deutsches Reich wenden sich in dieser Stunde unsere Gedanken. Umschlingt doch das Band der Schule, der dies Haus dereinst dienen soll, alle Stämme unseres geeinten Vaterlandes. Ein schönes Zeugniß für Misere Zeit, daß wir unter dem Segen eines langjährigen Friedens hier Angehörige aller deutschen Länder zu gemeinsamer Arbeit, gemeinsamem Studium technischer Fortschritte einladen können und mit uns die Freude darüber zu theilen, wie hier die Arbeit der Hand und die praktische Erfahrung zu der Wissenschaft in die Schule geht und wie hier die Wissenschaft ihr höchstes Ziel darin findet, das, was sie den ge heimen Kräften der Natur abgelauscht, zum Rußen und Segen der Menschen praktisch zu vcrwerchen! Hervorgegangen unmittelbar aus den Anregungen sächsischer Industrieller, aber mit Wänne und Enthusiasmus ersaßt und ge fördert von den Berussgenossen im Norden wie im Süden unseres deutschen Vaterlandes hat die Idee einer Deutschen Gerberschule vor zwei Jahren greifbare Gestalt gewonnen und so hoffen wir, daß dereinst auch dies Haus iu seinem vollen Ausbaue und in seiner Ergänzung uns entgegenleuchten wird als eine schöne Frucht schaffenden Geistes und vorwärtsringenden Sinnes im deutschen Gewerbefleiße, als ein Vorbild anderen Ländern, als ein schönes Denkmal deutscher Arbeitsfreude und vaterländischer Gesinnung! Das walte Gott! Sodann erkärle der Vorstand der Deutschen Gerberschule, Herr Lederfabrikant Rudolf Bierling- Dresden, daß er den vom Herzen kommenden Worten des Vorredners wenig hinzuzufügen habe, daß es ihn aber dränge, der Stadt Freiberg zu danken für die bisher der Deutschen Gerberschule gewährte wohlwollende Gastfreundschaft. Den Dank dafür werde der Schulvorstand durch das Bestreben bezeugen, das Werk der Deutschen Gerberschule zu fördern und zu vollenden, der Gerber industrie zum Nutzen und der Stadt Freiberg zur Ehre. Hie rauf verlas Herr Rudolf Bierling folgende Urkunde: „Im dritten Jahre der Regierung Sr. Majestät des deutschen Kaisers, Wilhelm H. König von Preußen und im achtzehnten Jahre der Regierung Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen und zwar am 31. Mai 1891 wurde in feierlicher Weise zu diesem Gebäude der Grundstein gelegt, in dem sich gegenwärtige Urkunde befindet. Dieses Gebäude soll den Namen führen: Lehrgerberei der Deutschen Gerberschule. Es wird errichtet, um als Unterrichtsraum für die praktischen Hebungen der Schule der Deutschen Gerberschule in der Gerberei, Zurichterei und Färberei zu dienen und ist zu diesem Zwecke mit Dampfkessel und Maschinenanlagen versehen. Der Bau erfolgt nach den Plänen und auf Beschluß des Schulvorstandes in seiner Sitzung vom 8. November 1890. Das Gebäude wird erbaut an der nördlichen Seite eines zwischen Terrassen gasse, Promenade und Münzbach gelegenen 2140 gm. großen Platzes, welcher von der Stadt Freiberg laut Rathsbeschluß vom 8. Mai 1890 und laut Beschluß der Stadtverordneten vom 4. Juli 1890 der Gerberschule unentgeltlich überlassen worden ist. Mit der Bauausführung ist in der Hauptsache der Baumeister Stadtrath F. Kunze aus dieser Stadt beauf tragt. Die Kosten dazu werden von der hohen Königlich säch sischen Regierung, der Leipziger Lehrgerberinnung und von einer Anzahl Lederfabrikanten und Gönnern des Unternehmens zusammengebracht. Als Ergänzung zu diesem Gebäude soll nach Vollendung desselben an der östlichen Seite des obenge nannten Platzesnoch ein zweites für den theoretischen Unterrichtbe stimmtes Schulgebäude errichtet werden. Dieser Urkunde liegen noch bei: 1.) ein Regulativ der Deutschen Gerberschule. 2.) ein Prospekt derselben. 3.) eine Schulordnung. 4.) Erster Jahresbericht 1889/1890. 5.) Zweiter Jahresbericht 1890/1891. 6.) ein Verzeichniß der Schüler des gegenwärtigen Jahrganges. 7.) Fuhrwerk vor den Gasthäusern und Schankwirthschaften vom 1. Januar 1892 ab nicht weiter gestattet ist. Es wird deshalb den Inhabern der letzteren hierdurch empfohlen, in Zeiten für ander weite Unterbringung des gedachten Fuhrwerks Sorge zu tragen. Freiberg, am 30. Mai 1891. Die Stadtpolizeibehörde. >Ms hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Freiberg, am 1. Juni 1891. Königliche Amtshauptmannschaft Idr UnderlLari». Bekanntmachung, Vas Aufftellen unbespannter Fuhrwerke betreffen». Auf Grund Rathsbeschluffes wird hierdurch in Erinnerung gebracht, daß nach der Bc- 'Kimmung im Nachtrag zu K 59 der Straßenpolizeiordnung das Aufstellen von unbespanntem Bekanntmachung. Im Laufe des verflossenen Monats sind zu öffentlichen Funktionen verpflichtet Herr Wirthschastsbesitzer Friedrich Wilhelm Weigolv als Gerneindevorstano Gemeinde Zug, - Schmiedemeifter Karl Moritz Kaden als Gemeindevorstand und - Rechnungsführer Hermann Heinrich Forberger als 2. Gemeindeältester Gemeinde Niederlangenau, Bekanntmachung, die Militär-Schietzübungen im Zellaer Walde betreffend. Die diesjährigen Schießübungen des Königlichen 1. Jäger-Bataillons Nr. 12 auf dem am sogenannten Wildpretflügel im Zellaer Walde gelegenen Schießstande sollen in der Zeit vom t 15. Juni bi» mit 31. Juli dieses Jahres, jedoch nur an den Wochen tagen Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag ^-gehalten werden. Zur Verhütung von Unglücksfällen wird daher die Sperrung des auf Schneuße 9 durch den Zellaer Wald führenden Verbindungsweges zwischen Großvoigtsberg und Marbach auf die Dauer der Schießübungen mit dem Bemerken angeordnet, daß vor dem Betreten der näheren Umgebung des fraglichen Schießstandes während der Schießzeit ausdrücklich gewarnt und noch ganz besonders auf die an den verschiedenen Zugängen der in Rede stehenden Anlage aufge stellten Warnungstafeln aufmerksam gemacht wird. Freiberg, am 22. Mai 1891. Königliche Amtshauptmannschaft. Bekanntmachung. Auf Folium 86 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgericht» ist heute die nruerrichtete Firma Wen,el Liebfcher in Berthelsdorf, und als deren Inhaber Herr Wen,el Liebfcher, Fabrikbesitzer in Georgendorf bei Vffegg i. B., sowie als Prokurist Herr Ernst Liebscher in Berthelsdorf eingetragen worden. Königliches Amtsgericht Braud, am 28. Mai 1891. in hiesiger Rathsexpedition für die Betheiligten zur Einsichtsnahme auS. Etwaige Einsprüche gegen den Inhalt sind rechtzeitig bei dem Unterzeichneten anznbringen. Brand, am 1. Juni 1891. Der »lirgermeifter. r I CelvPnlL«». . SS» Satzungen des Schulverrines .Eichenkranz-. 8.) Text und Musik der bei der Grundsteinlegung--gesungenen Fcsthymne. 9.) Grundriß des Lehrgerberei-Gebäudcs. 10.) Bibliographisches Repertorium über die Geschichte der Stadt Freiberg. 11.) Kktne Chronik delc Stadt Freiberg. 12.) Freiberger Verglühender. 13.) Führer durch vie Bergstadt Freiberg. 14) Bergmannsgruß. 15.) Stadtplan. 16.) Vier Geldstücke, bestehend in einem Zehn markstück in Gold, einem Einmarkstück in Silber, einem FüuLig- psennigstück in Silber, einem Zwanzigpfennigstück in Schoer- Freiberg, den 31. Mai 1891. Der Schulvorstand." Dieses Schriftstück wurde mit den darin erwähnten Beilagen durch den Baumeister, Herrn Stadtrath Kunze in den bekränzten Grundstein (ein Geschenk des Herrn Stadtrath Stecher) einge fügt. Während dieser Handlung brachte der Männergasang- verein „Liedertafel" einen von Herrn R-Rother gedichteten nnd von Herrn W. Stein komponirten Weihegesang stimmungsvoll zum Vortrag. Es folgten nun die üblichen Hammerschlägt. Herr Rudolf Bierling that drei Hammerschläge 1. zur Ehre Sr. Majestät des Kaisers von Deutschland und Sr. Majestät des Königs von Sachsen, die Beide jederzeit bestrebt waren. Handel und Industrie zu fördern und zu heben, L zur Ehre des Vaterlandes, das dem Fleiße des deutschen Bürgers stets ein starker Hort und Schirm sein möge, 3. zur Ehre des Gerbergewerbes, das blühen und gedeihen und Denen, die sich damit beschäftigen, auch stets die Füglichkeit bieten möge, sich dem Wohle ihrer Familien, der Erziehung ihrer Kinder zu widmen. Herr Bürgermeister vr. Böhme begleitete die Hammerschläge mit dem Sinnspruch: „Dem Handwerk zur Lehre, der Stadt zur Ehre!"; Herr Stadtverordneten-Vorsteher Rechtsanwalt Täschner: „Der Schule zur Lehre, den Lehrern und Meistern zur Ehre, dem Handwerk und der All gemeinheit zum Segen!" Der Spruch des Obermeisters der Leipziger Gerber-Innung Herrn Habedank lautete: 1. „Unseres Handwerks tief verborgenes Walten soll hier offenkundig sich entfalten. 2. Praxis mit der Theorie gepaart, das sei hier des Lehrens Art. 3. Mag denn dieses Haus melden Den fernsten Zeiten, daß wir es dem Fortschritt weihten!" Im Namen des Zentralverbandcs deutscher Lederindustriellen that Herr Zohlen-Berlin drei Hammerschläge mit dem Wunsche, daß die Stadt Freiberg die deutsche Gerberschule ferner pflegen, daß die Königl. sächs. Regierung derselben ihr Wohlwollen bewahren, daß diese Fachschule zur Blüthe der deutschen Lederindustrie beitragen möge! Herr Stadtrath Stecher Hat drei Hammerschläge mit den Worten: „Dem Jüngling eine Stätte zur Lehre, der Stadt eine Zierde und Ehre, der Industrie ein Segen werd' dieser Bau allerwegen!" Herr Direktor Courtier begleitete seine Hammerschläge mit dem Wunsche, daß der hier gelegte Stein ein gesegneter Baustein sein möge in dem Gebäude deutschen Schassens zur Wohlfahrt des Gewerbes und zur Ehre des deutschen Volkes. Die letzten drei Hammerschläge that Herr Baumeister Stadtrath Knnze mit herzlichen Wünschen für das rasche Wachsthum und die Festigkeit des neuen Gebäudes. Ein allgemeiner Gesang schloß diese Feier. Um halb 1 Uhr Mittags eröffnete Herr Rudolf-Bierling- Dresdcn im Brauhof-Saale die mit der achten Wander versammlung verbundene Hauptversammlung des Verbandes deutscher Lederproduzenten mit einer herz lichen Begrüßung der erschienenen Verbandsmitglieder, der Ehrengäste, sowie der den Verhandlungen vollzählig beiwohnen den Lehrer und Schüler der Deutschen Gerberschule. Hierauf Die Gkundsteinlegung -ec Deutschen Gerberschule M Freiberg. Bei prächtigem Wetter erfolgte am Sonntag den 31. d. M. die Grundsteinlegung der auf dem Klostergartcn zwischen der Terrassengasse und der Promenade zu errichtenden Lehr gerberei der Deutschen Gerberschule zu Freiberg. Um diese Feierlichkeit zu erhöhen und mit Rücksicht daraus, daß in dem Verbände sächsischer Ledrrproduzenten die erste Idee zur Grün dung einer Deutschen Gerberschule angeregt und gepflegt wurde, hatte der Vorstand dieses Verbandes beschlossen, im Anschluß an erwähnte Feierlichkeit die diesjährige Verbandsversammlung, sowie die damit zu verbindende 8. Wanderdersammlung in Freiberg abzuhalten, so daß zahlreiche auswärtige Lederin dustrielle der Feier beiwohnten. Vormitrag ^11 Uhr versam melten sich die Vorstände der Deutschen Gerberschule, die Mit glieder des Verbandes sächsischer Lederproduzenten, eine Anzahl Ehrengäste, die Lehrer und Schüler der Deutschen Gerberschule auf dem Obermarkte vor dem Rathhause und zogen nach dem bereits von einer großenMenschenmenge dicht umsäumten beflaggten Bauplatze, auf dem sich Mitglieder sämmtllcher Königlichen und städtischen Behörden, viele Mitglieder der hiesigen Gerber- Innung u. A. m. einfanden. Nach vem ergreifenden Gesänge »Tas ist der Tag des Herrn" hielt Herr Bürgermeister vr. Böhme folgende Ansprache: Hochgeehrte Festversammlung! Im Namen der Stadt Freiberg ein herzliches Willkommen Ihnen Allen, die Sie zu dieser festlichen Stunde gekommen sind, um der Grundsteinlegung für die Lehr gerberei der Deutschen Gerberschule beizuwohnen. Ein gedächtniß- würdiger Tag in der That für unsere Stadt! Gilt es doch aus dem blühenden Kranze der hiesigen Schul- und Bildungsanstalten einer derselben eine neue eigene bleibende Heimstätte zu schaffen. Wenn nun die Scholle, die die Deutsche Gerberschule gastlich auf nehmen soll, aus einer Schenkung der Stadt Freiberg herrührt, so hat damit auch äußerlich bekundet werden sollen, wie sehr unsere Gemeindeverwaltung es als ihre Aufgabe ansieht, die idealen Be strebungen nach erhöhter Bildung und technischer Vervollkommnung . -auch ihrerseits je nach den Kräften der Gemeinde zu fördern, und welchen Ruhm gerade unsere Stadt darein gesetzt hat, die Heimath der Deutschen Gerberschule zu sein. Aber weit über das Weichbild unserer Stadt hinaus reicht die Tragweite der Feier, die wir soeben begehen wollen. Unser ge- "liebtes Sachsenland, von jeher die Heimath blühenden Gewerbe steißes, hat sich in den letzten Jahrzehnten in aller Stille insbe sondere unter der weise voraussehenden Regierung Sr. Majestät unseres geliebten Königs Albert zu einem Musterlande industrieller und fachmännischer Schulen herausgebildet. Auch über diese Schule haben Regierung und Stände ihre fördernde Hand gebreitet. Unser ganzes Sachsenland feiert daher heute gewissermaßen mit uns den Ehrentag, an dem für die aufstrebende Fachschule einer blühenden deutschen Industrie die gastliche Stätte bereitet werden soll. Ein Ehrentag für unser Land, dessen Regierung mit aller Schärfe und Klarheit sich zu dem Grundsätze bekennt, daß nicht durch phantastische, utopistische Zukunftspläne der arbeitenden Menschheit ein Paradies hinieden geschaffen werden könne, daß vielmehr der wahre Fortschritt, das wahre Glück nur durch Fleiß und Arbeit und vor Allem durch Vertiefung der Arbeit geschaffen werden könne, daß es daher zu den vornehmsten Aufgaben des Staates gehöre, dem Einzelnen wie der Gesammtheit durch Be gründung nnd Unterstützung geeigneter Schulen die Förderimg des Wissens und Könnens zu ermöglichen! Dank der Königl. Staats regierung daher auch in dieser Stunde für die außerordentlich reiche Unterstützung, welche sie dieser Schule schon gewidmet hat und noch weiter zu gewähren bereit ist. Bekanntmachung. Auf Folium 85 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgericht» ist heute die neuerrichiete Firma Zürner ä- Pfeifer in Grotzhartma«n»dorf, und al» deren Inhaber Herr Ernst Richard Zürner, Zementsteinfabrikant in Grobhartmann»- dorf und Herr Carl Hermann Pfeifer, Zementsteinsabrikant daselbst, eingetragen worden. Königliche» Amtsgericht Brand, am 28. Mai 1891. , »r QMM,». R Bekanntmachung für Braud. Die nach den bestehenden Vorschriften revidirte Landtagswahlliste der Stadt Brand liegt