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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.02.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060223024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906022302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906022302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-23
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
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Nn kündiannaen aul der Privaiieit« Zeiik sPlan die »ivoiiiae Zeile ans Ten ieile so Pia., als Smaeioudt Zeile er> P»a Pi, Nummern «ach «an», und Neieitaarn l ivaliiae <öruuk»ei!e »> Pi» , mit Privaiieiik «v Via . rsvaiilae Zeile uni Lerltnie und als Eiuaeiaudi «o Pi, Auawartiae »ni »räar nur aeaen ivoraudberadlii», Peledbläller kosien ro Pseuniae Fernsprecher. Nr. U und »NV6 Leaipt,«Ichrist4slell«. Marienltr.li« L'LI-svn«!*ii^-MttkE,liLimisetiei' ülsulumzl! Varrlitia L 8tt1oic 50 ktx in allen Xpaidolcan. Oiozrc-riev unä l'-iriüiuoneo. Nr. LS. stüttl: Neueste Drahiberichte. Hofnachiichtc», Vlefellschast siir Liieratnr und rinnst Ge,i htSvclhandlnnge». Wicdemufl»eicn Miunie NastS, LLohllätigkeiiSkonzert, Snchl. K„nstve>el». Frcitiin, 2 t. ^eliruar siU-6. Neueste Drahtmeldnuaen vom 22. FcdruFr. Deutscher Reichstag. Berlin. (Priv.-Tel.) Der Reichstag ist gut beseht. Nachdem in dritter Lesung der Handeisoertrag mit Abcsstiiucn endgültig angenommen ilt, beginnt die erste Beraluirg des Ha n de l s p r o v is o r > u m s mit den Vereinigten Staaten von Amerika. — Reichskanzler F ürslBülom lciiet die Debatte «in. Die Vereinigten Staaten, führt er anS. erportieren vor zugsweise landwirtschaftliche Produkte und lliohstosfe. Für unsere Landwirtschaft haben ivir durch den Zolltarif und bei unseren bisherigen Vertragsabschlüssen gesorgt. Bei unseren Verlrags- Derhanvlunaen mit Amerika aalt es hauptsächlich, Fürsorge für unseren Handel und unsere Industrie zu schassen. Wir haben der amerikanischen Regierung bei der Kündigung des Abkommens von 1900 Vorschläge gemacht, hauptsächlich in der Richtung der .Herabsetzung einiger Industriezölte und in der Richtung der Beseitigung verschiedener Schwierigkeiten, die unserer Einfuhr seitens der dortigen Zollverwaltung erwachsen. Eine Einmischung in di« inneren Verhältnisse der Vereinigten Staaten liegt mir fern. Ich begnüge mich dnher, festznstellen, daß uns der Ab- schlutz eines neuen Abkommens mit Amerika bisher nicht ge- lungen ist. Angesichts dieser Sachlage haben sich die vcruüiide- ten Regierungen zu dieser Vorlage entschlossen, die dem Buudes- rate einstweilen die Möglichkeit gibt, Amerika die Zollsätze unse rer Handelsverträge bis aut weiteres zu geiuähren. Es handelt Iich dabei, wie ich ausdrücklich festste»«:, unsererseits um einen Akt autonomer Gesetzgebung. Es wird dadurch zum Ausdruck gebracht, daß Amerika ein Recht aus unsere Vcrtragssätze nicht besitzt. Wir tun dies, weil wir Zeit gewinnen und »veil wir im Interesse beider Teile einen Zollkrieg vermeiden wollen. Ich lege hohen Wert ans den Fortbestand guter politischer Beziehungen zu Amerika: deshalb aber wäre es trügerisch, zu glauben, daß ich guse politische Beziehunacn mit einer Benachteiligung unsc- rer rmrlschattlichen Interessen zu erkaufen gewillt wäre. Ter einzige Grund zu dieser Vorlage ist nur, daß der Zollkrieg beiden Teilen unerwünscht sein muß. Der Zollkrieg würde unsere Industrie, unsere Schiffahrt und unseren Handel schädigen, ebenso aber würde durch den Zollkrieg auch Amerika leiden, da wir viele amerikanische landwirtschaftliche Artikel sehr gut anderweit er setzen könnten. Den Vorteil aus dem Zollkriege würden nur Dritte ziehen, für deren Nutzen zu arbeiten wir keine» Anlaß haben. Die verbündeten Regierungen haben sich entschlossen, den 30. Jnni 1907 für daS Provisorium alS Endtermin vorzu schlagen. ES sind dafür sehr gewichtige Gründe maßgebend. Eine noch längere Bemessung der Frist könnte den Anschein er wecken. als ob wir hiermit einen definitiven Zustand schaffen wollten. Das wollen wir aber nicht. Es handelt sich nur um «in Provisorium. Die Frist bis Juni 1807 ist aber nötig wegen der Schwierigkeiten der Verhandlungen. Auch müßten Rück sichten auf unsere Industrie genommen werden, die bei einer zm kur» bemessenen Frist in ihren Dispositionen behindert ist. ES handelt sich bei dieser Vertagung der dc,ini>iven Entscheidung «ich um eine materielle Lösung, fondern nur uin eine Frage taktischen Vorgehens. Auch bei den Vertrags-Verhandlungen mit den anderen Staaten ist nicht immer alles alatt angegangen, so bet Rußland. Da sind nur die Vertonung und Untervrcchung der Verhandlungen an der Oessevtlichleit unbemerkt vorüber- gegangen: hier dagegen ist dies ausgeschlossen, weil uns von dem Ablauf des bestehenden Abkommens nur noch ein paar Tage, trennen. Die Vor'age ist nötig, weil wir wenigstens einen! Versuch machen wollen, mit Amerika zn einer Verständigung zn kommen. Das-, auch die dortige Regierung den Wtinsch hat zu einer solchen Verständigung, erhellt aus einer Note des Staats sekretärs Root swelche der Reichskanzler verliest!. Bei der Wichtigkeit unserer Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten haben die verbündeten Negierungen jedenfalls die Pflicht gefühlt, alle Mittel zu erschöpfen, die eine versöhnliche Regelung herbeiführen können. Ich hoffe, daß auch dieses hohe Haus diesen Gesichtspunkten Rechnung tragen wird. Berlin. lPriv.-Tel.s Die Wahlprüf nngskom- Mission des Reichstags hat gestern abend den Bericht über die Wahl des Abg. Zimm ermann (20. sächsischer Wahlkreis) sestgestcllt. Berlin. (Priv.-Tel.) Tie S t e u e r k o m m i ss i o n des Reichstags nahm bcnte folgende ZeiitruinS-Nesi'lntion an. den Reichskanzler zu ersuchen, auf eine Erhöhung der Ein nahmen der NcichS-Post- und Tclegraphcn-Verwaltung durch Maßnahmen Bedacht zu nehmen, die I. die Beseitigung der im Orts- und Nachbarorts-Verkehr bestehenden Aiisncchmetcirifc für Postkarten und Drucksachen, Warenproben, Gcschäfispapierc. 2. die anderweile Festsetzung der Gebühren für außerordentliche Zeitnngsbcilggen zum Gegenstände haben. Dann wurde die Zeutrums-Resolution zu gunslen einer Wehrsteiier beraten. Staatssekretär Freiherr v. Siengcl sprach sich gegen die Resolu tion a»S. Nehme der Reichstag die Ne>ol»tion an, so würden die verbündeten Negierungen allerdings nochmals in ernste Er wägungen eintreten. Er glaube aber nicht an einen positiven Eriolg. Auch der preußische Fincinzministcr Freiherr v. Nhein- baoen sprach sich scharf gegen die Vorlage ans. Tic Wchpsteuer, die progressiv der Einkommensteuer angepgßt werden müßte, stünde zu allen Bestrebungen der modernen Emkommensteuer- Gesetzgebung im schneideiisten Widerspruch. Die Weiterbcratung wurde aus morgen vertagt. Ncrl.in. lPriv.-Tel.) Die Budgetkommission des Reichstags führte die Beratung des Etats für die siid- wcstasrilainschen Schutzgebiete zu Ende. Es wurde eine Snbkom- mission niedergesetzt, die di? Eisenbahnsrage und eine Minde rung der Truppen in Südwestafrika und Kiantschou erwäge» soll. Ans »ine Anfrage Ledebours betreffs des Burencnff- staiidcs in Windhuk, dessen Teilnehmer bereits hier in Deutsch land ihre Strafe verbüßten, wurde seitens der Regierung eine Antwort im Plenum in Aussicht gestellt. Erledigt wurden dann noch die Etats für Neu-Gninca, die Carolinen-, Paola- Marianncn- und Marschall-Jnseln. , Berlin. lPriv.-Tel.) Die Neichstagslommission zur Vorbereitung des Gesetzentwurfs über das Urheber recht an Werken der bildenden Künste und der Photographie erörterte heute eingehend die Frage der Haftung, vor allem der graphischen Knnstanslallcn, bei ungesetzlichen Nachbildungen. An genommen wurde ein Ankrag, wonach eine kriminelle Bestrafung nur dann eintreten toll, wenn vorsätzlich und wider besseres Missen ohne Einwilligung des Berechtigten ein Werk verviel- sältiat, gewerbsmäßig verbreitet oder cingestihrt wird. Der Zeit- Punkt des Inkrafttretens de? Gesetzes wurde auf de» 1. Aom,ar 1807 festgesetzt. Die Kommission vertagte sich dann bis zum 14. März. AolonialeS. Berlin. In der Budgetkommission des Reichstages inachte Erbprinz von Hohenlohe Mitteilung von ei nein Tele gramm, nach welchem ein Teil der Cornelius-Leute nachträglich außer der Ziisicherung des Lebens die Zusicherung des geraubten Viehes verlangt habe. Als dies abgelehnt wurde, seien 100 Leute abgeritten. Cornelius mit dem Bcr- sebakavitän sei diesen nachgeritten, ui» die Leute zur Rückkehr z» bewegen, und nachdem dies fehlgeschlagen, bade Cornelius erklärt, seine Leute nicht im Stich lassen zu können. Zur Marokko-Konferenz. Paris. (Priv.-Tel.) A»S Algcciras wird berichtet, daß eine französische Antwort ans die ablehnende deutsche Note ein- gegangen und in Ausdrücken gehalten sei, die eine Einigung ermöglicht. Wie aus privater Quelle mitgcteilt wird, wolle Frankreich auf anderen Gebieten Zugeständnisse an Deutschland machen. So solle binnen kurzem die bereits früher angeregte Einführung der dreiprozcntigen Rcichsanleihe an der Pariser Börse vorgefchlagen werden. Washington. In offiziellen Kreisen bezeichnet man die Anspchlen der Konferenz von Algeciras als nicht so günstig, wie am 19. d. Mts., doch hält man an der Meinung fest, daß cs einer unbeteiligten Macht doch noch ge- linccn könne, ein Einvernehmen zwischen Frankreich und Deutschland zu stände zu bringen. Zur Lage in Nustland. Petersburg. In der Stanitza Gianinsk im Kuban- Gebiet m e u l c r n 6 0 0 K os a k e n vom Regiment Urup. Gwcn die Meuterer, die sich verschanzt hoben, sind Truppen mit fünf Maschinengewehren entsandt worc-en. Der Ehei des Kuban- Gebietes begleitet die Truppen. Es ist bereits zu einem Zu- samincnswß gekommen, doch liegen bis jetzi noch keine Einzel heiten vor. Libau. In der Nähe von Hosenpot sind am 16. d. M. 0 2 Personen erschossen und am nächsten Tage ejn Schullehrer gehängt und zwei Personen erschossen worden. In der Umgegend von Grobin sind 8 Personen erschossen worden. Berlin. Die Notifikations-Urkunde znm Zusatzvertrag vom 29. Norcmbcr 1904 zum deutsch-serbischen Han dels- und Zollvertrag vom 21. August 1892 sind durch den Untersloalssekretär im Auswärtigen Amte, Wirkl. Geh. Not Dr. v. Mühlberg, und den hiesigen serbischen Gesandten Mililschewitsch hier ansgewcchscli worden. Tic Wirksamkeit des Gesekes l>eginnt mit dem 1. März d. I. Berlin. Die Deutsch-Asiatische Dank erklärt sich bereit, Zeichnungen auf die öprozcntiae innerjapanische An leihe von 1906 im Betrage von 200 Millionen Jen entaegen- zunehme». Die Subfkriptlon srndet in Tokio oom 8. März bis 20. März zu 95 Prozent statt. Die Rückzahlung erfolgt von 1911 bis 1906. Hamburg. Nach einer Mitteilung des Senats schließt die vorläufige Abrechnung des hamburgischen Staats haushalts für IM abermals mir einem Uebcrfchuß von rund 8V2 Millionen Mark ab. Lübeck. Der Musketier GIov, der einen Leutnant niedergeschlagen Hot, wurde zu 7 Jahren 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Es ist Berufung gegen das Urteil eingelegt morden. Köln. Die „Köln. Zig." meldet ans Newyork von gestern: John Mitchell, der Präsident der Kohlenbergleute, erklärt« in Pittsburg, der Aus st and in den Kohlenzechen am 1. April fei unvermeidlich. Die Forderungen der Bergleute sind: Achtstündiger Arbeitstag und Anerkennung der Union. Der Ansstand werde sich aus eine halbe Million Grubenarbeiter erstrecken. Wien. Der Zollansschuß hat den Handelsvertrag mit Rußland, sowie das handelspolitische Ermächtigungs gesetz angenommen. Rom. Aus Roeca di Papa wird gemeldet, daß gestern abend 9 Uhr 45 Min. ein sehr kräftiger Erdstoß erfolgte. Auch in Marino wurden um 10 Uhr abends Erdstöße verspürt, die die Bevölkerung zu panischer Flucht aus ihren Häusern ber- anlaßten. Paris. In parlamentarischen Kreisen herrscht die Ansicht vor. daß die Vertreter der Linken, die über Interpellations absichten der sozialistisch-radikalen Gruppe entscheiden, sich ins besondere im Hinblick aus die Konserenz in Algeciras oegen eine etwaige Interpellation aussprcchen werden. Anderseits ver- lantct, daß Rouvier eine Erörterung über die allgemeine Politik des Kabinetts nach wie vor für wünschenswert halte, und daß deshalb vielleicht ein Anhänger des Ministeriums damit betraut werde, im aeeigneten Auacnblick bei den Bera tungen der Budgetzwölftel für die Monate März und Aprrl eine hiercusi bezüciliche Debatte hervorzurusen. Ferner beißt es, daß die Vertreter der ländlichen Hcinsbranntweinbrennercieu. die gegen Rouvier sehr aufgebracht sind, weil er die Wieder einführung des Privilegiums der Hausbrennereien um jeden Preis verhindern will, in den Wandelaänqen der Kammer eine eifrige Agitation argen den Ministerpräsidenten entfalten und die Erörterungen des Nudgetvrovisoriums znm Anlaß nehme» wollen, dem Kabinett Schwierigkeiten zu bereiten. Paris. 'Die Polizei in Lille beschlagnahmte mehrere Aufrufe, in denen die Katholiken zum Aufruhr aus - Kunst und Wissenschaft. ch* Mitteilung ans dem Bureau der K ö n i g l i ch e n Hof - theater. Im Opernbau.c findet morgen, Freitag, den 23. Februar, das einmalige Gastspiel der Madame Roglon von der Großen Oper in Paris statt. Gegeben wird die Oper »Samson und Da lila". Madame Region singt die Parti« der Dalila. In den übrigen Hauvtpartien sind be schäftigt: Herr v. Barn lSansion). Herr Schcidcmantel tOber- vrirster), Herr Nebuschka tAbimelech), Herr Rains (Hebräer), Herr Jäger lKriegSbote). tz* Sönigl. Hosoper. Das Wiederaustreten Frau Minnie N«ftS ercab genau daS gleiche Bild wie das Atzschiediiehmen vor anderthald Jahren: die „Vohümc" vor ausverkauslcm Hause, die Logen und oaS Parkett besetzt mit den HabiluüS der Hrsi- oper (die Damen meist in lull ckrc>5«-), festliche Stimmung — «ine außergewöhnliche Vorstellung zu besonderem Zwecke Unter diesen Zeichen begann und verlies der Abend. Als Frau Rast die Bühne betrat, wurde sie. obgleich das fliegende Tempo und die Schwierigkeiten des Rhythmus der Anftrtttsszene eine Unterbrechung kaum zulasten — v. Schuch hielt mulutenlana ans der Lustvause eines Sevtimenakkords —, wurde sie mit lautem, langanhaltendem Beifall begrüßt und während der Vorstellung bei jeder schicklichen Gelegenheit, namentlich aber »ach den Aktschlüssen, mit Dutzenden von Hervorrufen aus- ae»eichn«t. Der Kontakt 'war fpontan und mit dem ersten Moment voll gewonnen. Nach der Freude dcS Wiedersehens trat begreiflicherweise die Neugier in ihre Rechte. Es ver langte fineu M wissen, ob die liebenswürdige, rührende Minnie alle die künstlerischen Eigenschaften, über die sie in so reichem Maße verfügte, ganz und heil von der langen Amerika- fakrt wieder mit heimaevracht. ob ihr der Auscnthalt unter Jndianern. Aankees und Menschenfressern nichts von den» Duft« und Zauber, dem seinsühligen, künstlerischen Empfinden geraubt, ob Minnie noch die.elbe ist, die so schön und warm zu singe» »nd sich so unmittelbar in oller Herzen zu spielen verstand. Hierüber brauchte man allerdings nicht lange im Zweifel »» fein. Schon die erste satte Kanttlene, noch » ehr daS Duett überzeugten, daß sie alles, was sie über den großen Ozean mitgenommen, intakt such zu erhalten gewußt hat. Nichts ist an der blühenden Stimme, dem Charme des Vor trages verloren gegangen. Auch nichts an der Eigenart ihrer Darstellung. Vor wie nach spricht aus dieser — mag Frau Nast acocn, was sie will — vornehmlich das Persönliche mit. der Reiz, der ihren Leistungen den Stempel der Eigentüm lichkeit ausdrückt. Sie gibt keine Klischees, sondern Bilder aus eigener Individualisierung, sie „lebt die Rolle, die sie svielt. und wenn man in solcher aus dem Eigenen heransgcstalteten Darstellung auch nicht immer derselben Ansicht sein kann, so berühren sie doch ungleich tiefer und echter, als die Dar bietungen der Dutzendfängerinnen. mögen diese auch über die gleichen äußeren und künstlerischen Mittel, wie Frau Nast, ver- sügcn. Das Wiederaustreten konnte demnach nichts anderes sein und werden, als ein vollkommener, vom Anfang bis zum Schluß der Vorstellung dersehens, wie sie nicht esistehender Erfolg, eine Feier des Wie- chöner und herzlicher aus dem Verhält nis eines begeisterten Publikums zn einem erklärten Liebling hervorgehen kann. Daß es Frau Nast auch an anderen äußeren Zeicken der Symvathie und Verehrung nicht fehlte, dafür mag di« Fülle der Blumen und Lorbeeren sprechen, die sich im Verlaufe des Abends in Frau NastS Garderobe aufbante. Aus die gestrige Vorstellung kann die Gencral- direktion in jeder Hinsicht stolz sein. Sie zeigte die Königliche Hofoper auf ganzer Höhe, unter der Leitung v. Schuchs verlief sie gleichem wie in einem Auge von hinreißender Verve, temperamentvoll, lustig, übermütig, rührend und er greifend. je nachdem, in allem aber zündend und zu spontanem Beifall zwingend. Herr Bnrrian, als StimmkrösuS wie er es ist, lang bewundernswert den Rudolf, so glänzend und eindrucksvoll, daß er sich die laute, allgemeine Anerkennung oft mitten in der Handlung verdiente. 'Dazu die Herren Scheidemantel, Rains, Plafchk«, vortrefflich in den Bohöme-Typen des Marcoll. Collin »nd Schaunard, ein jeder ganz hervorragend in der Clxirakteristik. rühmenswert im Spiel und Gesang: Fräulein v. d. Osten in der mit förm- lich photographischer Treue wiedergegebenen eleganten Viertel- Weltdame Musette. Herr Nebujchka als lüsterner und geld gieriger Hauswirt, und alles das zu einem Ensemble gefügt, das keine» einzigen tote» Punkt auswics — kein Wunder, daß die Aufführung zündend einschlagen und zu außergewöhnlicher Kundgebung veranlassen mußte. Da die Vorstellung schm, tags vorher ausverkauft war und der massenhaften vergeb lichen Nachfrage nach Billetten nicht entsprochen werden konnte, sicht eine baldige Wiederholung der „Bohäme" wohl in sicherer Aussicht. Sie ist als eine der vollendetsten Vorstellungen der König!. Hosover auf das wärmste zu empfehlen. H. St. f* Kein glücklicher Stern stand über dem Wohltätigkrits- Konzert zu gunsten des Vereins der Blinden in Dresden unv Umgegend, das gestern abend vor dem beschämend leeren Saale des Verrinshnniks auf der Zliizendorfstraße stattfand. Nicht weniger als drei Absagen und eine Erkrankung drohten die wohl nicbl von fachmäimiicher Hand ii»te>iwmmrne Veranstaltung >,»- möglich zu machen: die Heimi Kammermusiker Wunderlich. König »nd Wigaeit mnßten sich wegen der „Boheme" entschuldigen lasse». Fil. Jda Hast war von einer plötzlichen Indisposition be fallen wo,den. Da mag gntei Rat teuer gewesen sein. A„m Glück winde »och alles — fteillch ein bißchen Witt! — leidlich gut. Für Hem, Wiggeit sprang Herr Kamineinnisikus Lind ner ein und trug auf feiuenk virtuos gehaudhabten Instrumeiit eine Romanze von Saint-Tndiis und ein „Lied ohne Worte" von Franz mit weichem, biegsamem Ton und ausdrucksvollster Phrasie- ruuc, vor. Ansiatt des angesaqtenConcertinos für zwei Flöten von F. Doppler hörte man des gleiche» Komponisten Okommn ä'aniom für Flöte vo» Frl. Hjorth. einer Schüleiin des Herrn Kammer- inusikus Wunde,lich. vre die Schwierigkeiten des musikalisch freilich nicht übermäßig gehaltvollen Stückes mit gutem Gelinge» über wand und überdies lehr hübsch vortrng. Auch für FA. Hast hatte sich ein Ersatz gefunden: Frau Hofjchaufbikler Winds, die iw ersten Teile des Programms drei ernste Gedichte rezitierte, davon am beste» belle Grazies eindrnckstiefes „Kindheit" mit de», wundcwoll verwendete» Refrain „Ob der Reigen noch um die Linde geht" und dir „AlltagSiragödie" von Jvsepba Metz, der rasch bekannt gewordenen nenen Lyriken», während sie im zweiten Teile mit dem biiueiifroben Herr» v. Ribbeck des prächtigen Fontane »nd mit einigen Kindergedichten einen sehr starken Erfolg davon- trng. Schade, daß die Küiistlert». die übrigens bildschön anSsah. biei in allerhand theat»ali'che» Zutaten des Gilten zu viel bot: die kleine» Sächelchen würden bei weniger Aufwand von Aeußer lichkriie» vielleicht noch stärker wirke». Sonst verlief der Abend pwgrammüßig. So spielte der >unge Herr Otto Wunderlich
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