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MU- TesButztags Wege» erscheint die nächste Nummer unseres Blattes Sonnabend Nachmittag tz Nhr/MW s 8 Uhr Borst. nichts iit zur terlasstnen. der von worden sind, empfehlen auch unserer Kommunal-Verwal tung eine ernstliche Beachtung und reichliche Prüfung. Denn daß auch in unserem Freiberg eine Reform der Armenpflege dringend noth thut, wird von keiner Seite bestritten werden können. Mag vorstehende Betrachtung erfolgreich dazu Mitwirken! vr. Böhmert bemerkt dagegen mit vollen Recht, daß man die ja ziemlich allseitig für nothwendig erachtete Reform nicht halb, sondern ganz durchführen möge und eher 400 oder 500 freiwillige Armenpfleger für je 4 oder 3 Ver armte, als 170 für je 10 finden Werve. Selbst vielbe schäftigte Männer, wenn sie nur Eifer zu helfen und Sinn für das große Ziel haben, können allenfalls 3 bis 4 Fa milien in ihrer Nähe alle 14 Tage einmal besuchen, aber ie werden kaum die Verantwortung übernehmen wollen, sich um 10 Familien so zu bekümmern, wie es bet der mo dernen Armenpflege Jedem zur Pflicht gemacht werden muß. Aber noch manche andere Gesichtspunkte sind zu be achten. Mit ganz besonderem Nachdruck muß hervorgehoben werden, daß sich nicht blos um der Armen willen, sondern zu unserem eigenen Heil und Interesse der gesammten städtischen Bevölkerung so viel wie möglich Einwohner mit der Armuth beschäftigen und darin ein Erziehungsmittel aller Stände erblicken sollten. DaS Wohlleben macht die Reichen blasirt, hochmüthig und engherzig, wenn sie nicht durch ernste Brrufsthätigkeit oder durch gemeinnützige Sorge für ihre Nebenmenschen mit den harten Thatsachen des Lebens bekannt und zur Selbstbeherrschung und De muth veranlaßt werden. Auch für Diejenigen, welche nur in mittleren und bescheidenen Verhältnissen leben, ist es sehr wichtig, mehr Gelegenheit zur Vergleichung nach unten als nach oben zu haben, damit sie beim Anblick der Ihnen ersparten Noth dankbarer für ihr zigenes Loos werden und freudiger arbeiten lernen, während sie zugleich ihre darbenden Mitbrüder emporzuziehen suchen. nunmehr 25 Jahren dort gemachten Erfahrungen sind in dem Vortrage eingehend beleuchtet und der zu reformirenden Armenpflege in Dresden als Muster vorgehalten worden. Eine Reform der Armenpflege hat sich nach Ansicht des Herrn vr. Böhmert neben der negativen Ausgabe der Be seitigung des Bettels zuerst das positive Ziel eines einheit lichen Zusammenwirkens mit der freiwilligen Vereins- thätigkeit zu setzen und dahin zu wirken, daß alle gemein nützigen Vereine und Anstalten zur Linderung der sozialen Noth nicht nur alljährlich ihren Jahresbericht, sondern wo möglich allmonatlich auch die Namen der von ihnen unter stützten offenen und verschämten Armen dem Chef der Armenbehörde mittheilen. Es muß jedoch neben der Vereins- auch die Privatthätigkeit dem gemeinsamen Ziele und Plane des Armenwesens untergeordnet und in den Dienst der Gesammtverwaltung mit hineingezogen werden- Die Armenpflege muß man mit einem Wort tndividuali- siren. Theil mit den allgemeinen und besonderen Mitteln Heilung oder Linderung der Noth beschäftigt. Die jüngst auch von uns erwähnten Einrichtungen Elberfelder Armenpflege und die in einem Zeitraum rm >s 7 Uhr. sch.^ Abends Viertel, undlichß Man muß die Armenpfleger in allen Volksschichten suchen und sofort eine möglichst zahlreiche Gemeinde für diesen Liebesdienst sammeln. Alles politische und religiöse Parteiwesen hat dabei zurückzutreten und wird um so leichter zum Schweigen gebracht, je größer die Zahl der helfenden Kräfte ist und je öfterer man sich bet lincm edlen Werke begegnet. Der Mensch als solcher muß dem Menschen innerlich überall wieder näher treten, so verschie den auch die äußeren Verhältnisse sein mögen. Eine freundliche Unterhaltung, eine offene gegenseitige Aussprache, ein tröstender Zuspruch wirken oft viel mehr als reichliches Almosengeben. Während das Almosen als eine Frucht fremder Kraft niederdrückt, hebt die bloße innere Theil- nahme eines Pflegers empor und stählt die eigene Kraft der Armen zur Selbsthilfe. Mehr als Geld wirken guter Rath und Gelegenheit zur Arbeit. Aber ein solches Um gehen mit den Armen und Einwirken auf ihren Lebens gang ist dem Armenpfleger nur möglich, wenn er wenige Verarmte öfter besuchen kann. Erst so entwickelt sich ein gegenseitiges Interesse heraus und der Armenpfleger wird, wenn er seinen Pflegedienst richtig auffaßt, nicht nur seine Kenntnisse von Menschen und Dingen bereichern, sondern auch in seiner Gesinnung und in anderer Hinsicht oft mehr gewinnen, als der von ihm Unterstützte. Allerdings wird man auch durch die vollkommenste Armenpflege die soziale Frage nicht ganz aus der Welt schaffen, aber man kann ihr den Stachel nehmen und einige Hauptquellen der Rohheit und Verwilderung, die ja so oft aus Noth und Verwahrlosung in früher Jugend stammen, verstopfen helfen. Eine so große Aufgabe muß aber in großem Stile mit einem gewissen Vertrauen zur Mensch heit angefaßt werden. Je weiter die Thore zum Helfen geöffnet werden, um so mehr werden sich melden und da raus reiche innere Befriedigung schöpfen. Nicht ohne Absicht kommen wir heute wiederholt auf diese brennende Frage der Zeit zurück. Die hocherfreultchen Resultate, welche anderwärts mit diesem.System erreicht Zur Verwaltung der Armenpflege sollte man möglichst gebildete Personen aus allen Vslkskreisen heranziehen, ohne an Bürgerrecht gebunden zu sein und auch Frauen mtt- betheiligen, da Frauen ganz besonders befähigt sind, die Verhältnisse unterstützungsbedürftig erscheinender Familien zu beurthetlen und man ihnen vorzugsweise die Sorge für allein stehende weibliche Personen oder Kinder übertragen könnte. Den Angelpunkt für die Reform der Armenpflege erblickt der Vortragende in einer großen Zahl von Armenpfleger«. Die Zahl der Familien, welche auf jeden Armenpfleger kommen, beträgt in Elberfeld 2 bis 3, in Crefeld nur 2, in Barmen 2 bis 3, in Darmstadt eben falls 2 bis 3. In Gotha schlägt ein dort ausgearbeiteter Statutenentwurf vor, daß auf jede Pflegschaft durchschnitt lich nicht mehr als drei öffentlich unterstützte Haushaltungen kommen sollen. Der neue Dresdner Entwurf will in der Regel keinem Armenpfleger mehr als zehn laufend unterstützte Personen oder Familien zuweisen und schlägt zunächst 170 Pfleger für etwa 1700 laufend unterstützte Personen vor. Herr uren Ent- iguer geb. und Fem hlthuender wir hier- en Wortes ssang und umen- und herzinnigste 79. SM. iiirz, r. erden die a «: i. in Erbii- er, Kassirrr. »au«, Buch- GasthofSbe- - Gemeindr- >er, Lehrer. rtSrichter. Olbernhau: aarenhandl. lee, Kauim. chbinderei. » «aekosen rosey. Spedition. Vie Ärmenpflege. ES unterliegt wohl keinem Zweifel, daß der Einfluß der gesetzlichen Veränderungen im Gewerbe-, Niederlassung«- und Armenwesen Hand in Hand mit einer mißlichen Geschäfts lage und weit verbreiteten Erwerbslosigkeit die Frage wegen der Armenpflege gegenwärtig zu einer recht brennenden ge macht hat. Es fehlt im Allgemeinen nicht am Willen zu helfen, aber wohl an der rechten Führung und Organisation der Hilfsthätigkeit. Man sieht den Bettel in erschreckender Weise zunehmen und läßt die Hilfsvereine, welche etwa ent stehen, planlos neben einander und oft gegen einander wirken, so daß viele Personen vom offenen oder verschämten Bettel besser leben als andere von der Arbeit. In Folge dessen mehren sich auch die Armenausgaben der einzelnen Gemeinden von Jahr zu Jahr und es gilt daher, überall an eine ernstliche Reform der Armenpflege zu denken. Da gegenwärtig auch in Dresden der Entwurf einer neuen Armenordnung auf der Tagesordnung der öffentlichen Dis- tussion steht, so hat Herr Regierungsrath vr. Böhmert da- Wfi auf Veranlassung eines Bezirksvereins die Grundzüge der modernen Armenpflege in einem besonderen Vortrage beleuchtet. Der erste Theil behandelt die allgemeinen und individuellen Ursachen der Armuth, während sich der zweite Amtsblatt für die königlichtu und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand Verantwortlicher Redakteur Julins Braun in Freiberg. 31. Jahrgang. Freitag, den 14. März und Tageblatt. Tagesschau. Freiberg, 13. März. In dem Befinden des Kaisers, schreibt der heutige „Reichsanzeiger", trat eine dm Umständen entsprechende Besserung ein. Die Kontusionserscheinungen an der rechten Hüfte und der Brustseite zeigen eine allmähliche Abnahme. Der Kaiser empfing gestern den Fürsten Bismarck zum Vortrag und ebenso den Grafen Schuwaloff, welcher auf seiner Durchreise nach Petersburg eine Audienz erhielt. — Der Bundesrath hielt vorgestern eine Plenarsitzung unter Vorsitz des Präsidenten des Reichskanzleramtes, StaatS- ministers Hofmann. Nach Feststellung des Protokolls der vorigen Sitzung wurde zunächst ein Schreiben des Präsi denten des Reichstags vorgelegt, betr. die Beschlüsse deS Reichstags zu dem Gesetzentwurf wegen der Strafgewalt des Reichstags über seine Mitglieder. Ausschußberichte wurden erstattet über: u) den Entwurf eines Gesetzes über das Faustpfandrecht für Pfandbriefe und ähnliche Schuld verschreibungen. Der Gesetzentwurf wurde mit den vom Ausschüsse beantragten Aenderungen genehmigt; b) die Vor lage, betr. die Gesammtkosten zur Ausführung des Flotten gründungsplans. Gegen die bezügliche Uebersicht wurden Erinnerungen nicht erhoben; e) den Gesetzentwurf für Elsaß- Lothringen wegen der Entlastung der Bezirke von den Kosten für Gefängnisse. Der Gesetzentwurf wurde genehmigt. Eine Eingabe der G.werkschaft des Salzbergwerks Nru- staßfurt wegen Aenderung des Gesetzes über Markenschutz wurde den betreffenden Ausschüssen überwiesen. In Parlamentskreisen verlautet, die Osterferien des Reichstags dauern längere Zeit. Das Präsidium wünscht hierzu 3 bis 4 Wochen, so daß der Reichstag erst Ende April wieder zusammentreten würde, um alsdann an die Be- rathung der Steuer- und Zollgesetze zu gehen. — Die Zolltarifkommission beschloß gestern, präparirtes Fleisch mit einem Zoll von 1,50 Mark zu belegen (Häute und Felle bleiben bekanntlich vom Zoll befreit'». Die Beschlußfassung bezüglich Kleider wurde ausgesetzt, da man erst über Wolle und Garne sich einigen will. Die Nahrungsmittelgesetz kommission beendete ihre Arbeit im Regierungsentwurf. Abgesehen von einigen ganz geringen Veränderungen wurde die Verschärfung (Strassätze) von der Kommission gut- geheißen. Am Sonnabend tritt die GeschästSordnungskom- mission unter dem Vorsitz des Präsidenten des Hauses zur ersten Sitzung zusammen, um über etwa sich empfehlende Aenderungen der Geschäfts-Ordnung zu berathen. Als ein zwar nicht überraschendes, aber jedenfalls charakteristisches Symtom für die Mannigfaltigkeit der Heil mittel, welche zur Beseitigung des wirthschastlichen Noth- standes hier und dort für ersprießlich gehalten werden, ist eine mit 551 Unterschriften bedeckte Petition aus Aachen um Wiedereinführung der Schuldhaft zu betrachten, über welche dieser Tage die PetitionSkommission des Reichstages berathen hat. Die Petenten, sämmtltch Kauf leute und zwar Detaillisten, klagen über den großen Schaden, welcher den Geschäftstretbenden durch leichtsinniges Schuldenmachen zugesügt werde und erblicken in ihrem Vor schläge das einzig wirksame Mittel dagegen. In der Kommission fanden die Petenten keinerlei Unterstützung; im Gegentheil wurde als der eigentliche Krebsschaden deS Kleinverkehrs in Deutschland das leichtsinnige Kredit geben bezeichnet, gegen welches auch unser Blatt wieder holt angekämpft hat. Es liegt auf der Hand, daß, wenn die Verkäufer in der Wiedereinführung der Schuldhaft eine : größere Sicherheit für sich erblicken zu können meinen, der - thatsächliche Effekt einer solchen Maßregel wahrscheinlich nur eine Bestärkung im unbedachten Kredttgeben sein würde. Lediglich um die irrige Vorstellung der Petenten zu widerlegen und sie auf den richtigen Weg, Einführung > der Baarzahlung oder kurzer Kreditfristen hinzuweisen, be- ' schloß die Kommission, die Petition nicht direkt für unge- -» . Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr für den rül andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., * zweimonatlich 1 M. bO Pf. u. einmonatl. 75 Pf. lern rc. rc. lustaube" n Flügel- ;e 551 Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angcnom- - men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 oder Kren Raum 15 Pfennige. > v