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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.05.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050503024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905050302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905050302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-05
- Tag 1905-05-03
-
Monat
1905-05
-
Jahr
1905
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Ln küiidjaunoen aut derLrcvaiieiie Zeile 25 Pia- die LipalluicZeile ausTert. ieiic Lv Big., als Emseiandt Zeile eo Plo In Nummer» nach Sou», und Hcicrtiincn i lvulüae Grund»eile so Pia. aui Vlivnticiie «4 Ma . nivaliiae Zeile aui Teriieite und als iLmgeiandl eu Psg. AuSwärtiaeAus. lwoe nur gegen BorauSdezalilmig. Belegdlüleer werden mü 10 Lill» ve rechnet. Kernivrechanschlu^: Ami I Sir. N und Nr. S0S«. lruokLrdottvll tz'e geprSuto Ansri-llurtlkel inu-li joclom Llastsr, paliort, vsrnielcslt oäar mit »-->>>!i^nl Mlvnnisalion lloberrux lx-tsrt nix 8poriulitiit ?Lu1 LLr8vkoru, lMallml'kii-fsbl'ik. n-keieli. Rr. ISS. Unruhen in Warschau. Oc'eucsle Dralitberichte. Hvfnachricyten, Lichtenivalber Schloßbraud, Gustav Adols-Ttisluiig, Gerichtsverhaiidliingcn. .Kaiserreise. Minnie Nasi's Abschied, Belvederc-Koiiiert. Schillerhäuser. 3. «iai 1UV». Die ncncftc» russische» Unruhen in Warschau Wersen ein grelles Schlaglicht aus die noch immer vorhandene Unsichcrlreit der inneren Lage im Zarenreiche, ein Schlaglicht, das die Bedrohlichkeit der sozialen und politischen Verhältnisse in Rußland selbst dann noch ausgiebig genug erhellt, wenn man alle Momente in Rücksicht zieht, welche die lieferen Ursachen des jetzigen Ausbruchs zu verdunkeln geeignet sind. Nach den vorliegenden Meldungen haben wahre Schlachte» in den Straßen von Warschau slaltgesunden, bei denen vielleicht mehr als 100 Tote und noch zahlreichere Verwundet« gezählt werden. Ms Ursache für die jetzigen Unruhen kommt vor allein das propagandistische Bedürfnis des jüdisch- revolutionären Arbeitcrbundes in Russilch-Polen in Betracht, der die gesamte Arbeiterbewegung in jenem Teile des russischen Reiches in der Hand l>at und dem eü augen scheinlich darum zu tun war, den 1. Mai neuen Stiles durch eine „westeuropäische Demonstration" zu verherrlichen. Dieser Zu sammenhang mahnt denn gleichzeitig die nichtrnssischen Leser, an den telegraphischen Meldungen über den angeblichen Umfang der Revolte die durch die Umstände gebotene Kritik zu üben und lieber zu wenig als zu viet zu glauben: sind doch die alles Maß übersteigenden Schauergeschichten, die über die letzten Petersburger Unruhen in Umlauf gesetzt wurden, noch in frischer Erinnerung. Immerhin kann es nach den vorliegenden Nach richten nicht zweifelhaft sein, daß tatsächlich sehr starke Zu sammenstöße zwischen Arbeiterschaft und Militär statlgejnnden haben, und wenn man diesem abermaligen Ausbruche des revolutionären Vulkans tiefer aus den Grund gehl, jo wird man in jedem Halle zu dem Ergebnis gelangen müssen, daß denn doch nicht alles nur künstliche Mache der internationalen Revolu tionäre ist, sondern dag einerseits erhebliche wirtichastlich-soziale Mißstände, anderseits schwere Mißgriffe der Beamtenschaft, über deren Sillkür bei dem liberalen Teil des Adels ebenso sehr wie bei der Intelligenz, der Bauern- und der Arbeitersäms! Er bitterung herrscht, zu der Warschauer Maikataftrophe mitgewirki haben. Tie revolutionären Drahtzieher halten dieses Mal in Warschau um so leichteres Spiel, als ihnen bei der geflissentlichen Entfesselung der Leidenschaften und dem Hinaustragen der Be wegung aus die Straße sehr wesentlich die allgemeine Unzufrie denheit zu Hilfe kam. die sich überall im russischen Reiche wegen der Verzögerung der zugesagtcn Reformen geltend zu machen begonnen hat. Aus den ihrer Quelle nach mehr oder weniger einwandfreien russischen Meldungen der letzten Zeit muß man notwendig den Eindruck gewinnen, daß die große Mehrheit des russischen Volkes zu der loyalen Verwirklichung des versprochenen Resormwerkcs kein rechtes Vertrauen hat. Es scheint vielmehr, als ob in weiten Kreisen die Befürchtung gehegt würde, man wolle an leitender Stelle durch die Handlxibnng einer „milden Reaktion" die Gemüter einstweilen beschwichtigen, um dann nach der glücklichen Durchführung des ostasiatischcn Krieges mit um jo rücksichtsloserer Energie gegen alle „Neuerer" vorzugehen und das System des alten starren Autokratismns im vollen Umsonge wieder zur Geltung zu bringen. In solchem Zusammenhänge betrachtet, ist den jetzigen Warschauer Unruhen eine tiefere symptomatische Bedeutung nicht abzusprechen. Sic erscheinen danach als ein ernstes Warnungszeichen au die verantwortlichen Ratgeber des Zarismus nach der Richtung, die ungebahnte Lösung der dringlichen Ausgabe, im ganzen russischen Reiche normale gesetzliche Zustände zu schassen und einem ruhigen, be sonnenen Hortschritte die Wege zu ebnen, keinesfalls aus die lange Bank zu schieben, sondern sic mit ernstem und ehrlichem Willen weiter zu fördern. , Im übrigen wird über > die Lage in Rußland I noch gemeldet: Wie der erste ist auch der zweite Ostertag in Petersburg voll ständig ruhig verlausen. Ein Eingreifen der Polizeireicrven war nirgends notwendig. — In einer Wohnung des Hauses Rr. 10 der Straße „7. Kompagnie des Regiments Ismailowsty" fand hei der Herstellung von Sprenggeichoisen eine Explosion stall. Von den Mietern der Wohnung wurde einer leicht, der andere schwer vcrlejck. tlülersüchung ist eingeleilet worden. -Lvniitcig kam eü in Lodz zu Z n s a in in enstößcn der Menge mit Patrouillen. Tabei wurden mehrere Personen ver wundet. von denen zwei ihren Wunden erlegen sind. Am Montag verließen die Arbeiter früh die Fabriken. Biele Hahrite ii wurden darauf geschlossen. Der Straßen bahn v c r tc l> r wurde vormillags eingestellt. Tie Bevölkerung ist. da Massenkundgebungen der Arbeiter geplant sino, in großer Erregung. Die neuesten Meldungen über die Unruhen in Warschau im besonderen und über die Lage in Rußland im allgemeinen lauten: Warschau. Bei dem gestrigen Zusammenstoß in der Iernsalem-Slraßc gaben die Soldaten nicht nur Salven ab, sondern schlugen auch mit dem Gewehrkolben und ge brauchten Bajonett und Säbel. Viele Frauen und halb wüchsige Personen wurden verletzt. Im Hospital starben zehn Personen. Soldaten drangen auch in die Höfe ein und miß handelten die Personen, die sich dort verbargen. Warscha ». Gestern abend 9 Uhr wurde eine Bombe gegenüber dem Bahnhöfe in eine vorüberrettende Patrouille ge worfen. Drei .Kosaken und ein Schutzmann wurden schwer verletzt, außerdem sechs Personen, darunter drei Frauen. Durch Schüsse, die die Truppen dabei abgaben, wurden ebenfalls mehrere Personen verwundet. Bei einem Zusammenstöße an anderer Stelle löteten Husaren vier Personen. Abends drang eine Volksmenge in ein« Kornbranntwein-Nicderlage in der Vorstadt Praga. Darauf gaben Truppen zwei Salven ab, wobei vier Per sonen getötet wurden. Zwei Soldaten wurden verwundet. Lodz. Gestern wurde tu der Alerander-Straßc eine Bombe gcworfr N, die jedoch nicht viel Schaden onrichtete. Die Dragoner gaben auf das Haus, wohin sich die Bomben- werfer geflüchtet hatten, eine Salve ab. durch die drei Personen getötet wurden. An einem anderen Punkte der Stadt wurde eine während oer Unruhen ans dem Heilster blickende Hrcm ge tötet. Die Zahl der ausständigen Arbester beträgt 75 000. Kalisch. Während einer Kirchenprozession wurde, eine Kundgebung versucht. Die Menge stürzte sich auf die Polizei und die Gendarmen und entwasfnete 14. Eine Dra- gonervatrouille wurde mit Steinwürscn und Schüssen empfangen. Durch die Schüsse der Dragoner wurde eine Frau getötet. Um die Menge zu zerstreuen, mußte eine ganze Schwadron ausaeboten werden. M insk. Der Tag verlies im allgemeinen ruhig. Abends erfolgte beim Polizeiamie eine Explosion. Aus der Volks- menge wurde auf die feuernden Kosaken geschossen, doch wurde die Ruhe bald wicderheraeslellt. Baku. In der Kathedrale, wo der Generalgouverneur und der residierende Senator Kaminskn anwesend waren, entstand, als der Ruf ./Rieder mit der Selbstherrschaft" erschallte und Proklamationen umhcrflailerten, eine Panik. Das Publikum dränate dem Ausgange zu, beruhigte sich aber alsbald. Die Polizei verhaftete einen Zögling der Marineschule, der zrigab, die Proklamationen geworfen zu haben. Neueste Trahtmeldunnen vom 2. Mai. Meiße n. Im benachbarten Niederau wurde achtern nach mittag der 27iährige Sohn des Huhrwcrksbesitzers Maser beim Anschirren itn Stalle von einem Pferde erschlagen. Er wollte im kommenden Sommer das väterliche Grundstück übernehmen. Breslau. In dem Prozeß bctr. das Brandunglück im Breslauer S ta d t t h e a 1 e r, das sich am 10. Januar IW2 währen» der Balleti-Pcintomime „Der Kinder Weihnachts baum" ereignete und bei dem eine Tänzerin ums Leben kam und mehrere verwundet wurden, wurde heute von der 1. Straf kammer des Landgerichts Breslau das Urteil gefällt: Beide Angeklagte, der Direktor des Breslauer Stadltheaters. Dr. Theodor Löwe, und der BeleuchtunaSinipcktor Münder, die sich wegen fahrlässiger Tötung bezw. fahrlässiger Körpcrocrietzung zu verantworten hatten, wurden, dein Anirage des Slaats- auwalls entsprechend, s r e i g e s p r o ch e n. Lübeck. Der frühere Senator Dr. Bremer, Mit begründer und lnngsähriger Vorsitzender des Hanseatischen Ge schichtsvereins, ist heute früh gestorben. Bielefeld, lieber 700 Arbeiter der Maschinenfabrik von Henastenbera ». Eo. und Baer u. Rempel, die aeitern acgen den Willen der Fabriklcitungen feierten, wurden heule morgen o u S- gesperrt. Mal sta t t° B u rb a ch. Die Hrcm des Eisenbahn'.verk- stäitenarbeiters Pohlig wurde gestern früh von einem Hreunde ihres Mannes, dein unverheirateten Eisenbahnschaifner Zimmer, in ihrer Wobnuna übersatten und mir einem großen Dolch »leiser durch «inen Stich in die B r u st tödlich ver wundet. Der Täter flüchtete in seine Wohnung und öffnete sich die Pulsader». Auch er wird vo» den Acrztcu aufaegeben. Wien. Tie Landesverteidigungskomiiiissivn hat einsumm>a das Mannlicher-Gewehr der Wafscnsabrik zu Steyr und mit Mehrheit die Mannlicher-Patrone der Hirtenberger Habrit für die Arineebewassnung endgültig angenommen. Der Beschluß wurde nach Prüfung der Proben der Steyrer und Hirtenberger Fabrikate gesagt: diese erwiesen sich den Mauser scheu weit überleaen. Es sollen im ganzen 150 000 Gewehre und 75 Millionen Patronen, vorläufig aber nur 30 000 Gewehre und 15 Millionen Patronen bestellt werden. Die bezüglichen sinanftcllen Verbansliiuaen haben begonnen. Wien. sPriv.-Tcl.s Tie „N. Hr. Pr." meldet aus Venedig- Bei der Zuiammenkunst der Minister Goluchowski und Tittom ereignete sich ein peinlicher Zwischen lall. Beide Mi nister erhielten im Grandbotet versiegelte Briefe. Diese ent hielten Medaillen, die anläßlich der Innsbrucker Vorgänge in Italien gepräat worden waren, ferner das Verzeichnis aller Vereine und Vertretungen von Städten und Provinzen, die an den Beriammlnngen leünchmen wollten, die gegen die Inns brucker Vorgänge gerichtet waren, aber verboten wurden. Wien. In einer am Sonntag äbgehalten-en Versammlung beschlossen die T r a n s p o r t k u t 1 ch e r, sich dem Äusstandc der Trausvortarbeiter anzuschließen. Gestern wurde in fast allen Betrieben die Arbeit eingestellt und Arbeitswillige zum Anschluß gezwungen. Die Ausständigen verübten zahlreiche Gewalttaten, warfen Transportwagen um, demolierten und zertrümmerten den Inhalt. Nachmittaas veranstalteten sie einen Demonstra- tionszua nach dem Prater. Mehrere Unternehmer bewilligten die Horderungen. Wien. Das Landgerichtspräsidium erklärt das Gerücht, H ra n z i s k a KI e i n habe im Gefängnis Selbstmord begangen, für absolut unwahr. Paris. Tie Mehrzahl der Gencralrcite sprach sich für die Vorlaae. betr. TrennunavonKircheund cstaat, aus. Tie Präfekten erhoben geaeu diese Beschlüsse Einspruch, da sic völkischen Charakter tragen und deshalb nicht in die Kompetenz der Generalräte fallen. Paris. Ein Berichterstatter des „Ganlois" veröffentlicht eine Unterredung mit dem Reichskanzler Grafen Bülow. Wie das „W. T.°B." authentisch erfährt, hat der Reichskanzler in der letzten Zeit überhaupt keinen fremden Journalisten empfangen. . Toulon. Ruhestörer belästigten die Offiziere und Unteroffiziere, die ihnen begegneten, und zwangen sic, die roten und schwnrzcn Hahnen zu arüßen. Sie sangen revolutio- näre Lieder und verhöhnten die Armee, die Bürgerschaft und das Kapital. Ein Matrose wurde durch Messerstiche verletzt. Madrid. Wie die Blätter melden, erklärte Minister präsident Vitlaocrde in seiner Antwort aus den Protest der Republikaner wegen Nichieinberusung der Eortcs, der Protest sei unbegründet, denn es bestehe keine Verpflichtung, das Budget vor dem 1. Mai im Parlament cinzubringcn. Di« Regierung werde die Ruhe energisch schützen. Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hos- theater. Im Schauspielhaus« gelangt in der Zeit vom 11. Mai bis 18. Juni ein aus zeyn Abenden bestehender Zyklus Schillerscher Werke zur Ausführung. Zu diesem Zyklus wird für die nachstehenden Plätze zu ermäßigten Preisen ein Sonder-Abonnemenl ausgegeben: Es kostet je ein Platz für alle zehn Vorstellungen: Im 1. Rang, Amphitheater, 3. und 4. Reihe: 30 Mk., 1. Rang Balkon, 3. und l. Reihe: 25 Mk., l. Parkett, 12. bis 15. Reihe: 30 Mk., 2. Parkett, 17. bis 21. Reihe: 20 Mk., 2. Rang Mittclgalerie, 2. und 3. Reihe: 20 Mk., 3. Rang Balkon: 10 Mk., 3. Rang Mittclgalerie. 4. bis 0. Reil-c: 7 Mk. 50 Psg. Hür die nicht im Abonnement auSgcgebciicn Plätze kommt das Bestellgeld in Wegiatl, wenn spätestens bis zum 9. Mai Plätze für alle zehn Vorstellungen entnommen werden. — Hür Schüler wird während des Schiller-Zyklus eine beson dere Preisermäßigung nicht gcwäbrt. — Die Ausgabe der Abon nementsbilletts findet Sonnabend, den 0.. und Sonntag, den 7. Mai, an der Tageskasse des Schauspielhauses von vormittags 10 vez. All bis 1 tlhr statt. P* Köniol. Hosoper. Hrcm Minnie Rast verabschiedete sich qestern als Mimi der Puccuiischen „B ohöme" unter lebhaften, ehrenvollen Kundgebungen, die ihr, man darf sagen einstimmig, vor ausverkauftem Hause dargebracht wurden. Diese Äuszeich» nungen. die schon während der Vorstellung bei jeder passenden Gelegenheit laut wurden, gestalteten sich nach dem letzten Hallen de» Vorhanges zu einer langen Reihe van Hervorrufen, sicher mehr als zwanzig, und verstummten auch dann noch nicht, als H«w Nast für die ungeschwächt anhaltenden Akklamationen mit den Worten dankte: ,,Wenn ich kann, komme ich wieder." Schließ- lich muhte doch geschieden sein, es wurde still und stiller, langsam leerte sich daS Haus und, wie schon so ost erlebt, senkten sich mit dem Verhallen des letzten Beifalls bereits die Schatten des Ver gessen» über da» Bild des Abschiednehmens. Noch nicht ganz von Hvau Nast geschieden, interessierte man sich schon lebhaft für ihre Nachfolgerin, eine sunge Sängerin, Frl. Seebe, die zur Zeit in Pari» weilt, um ihre Studien in anerkannter Schule zu vollenden. Immerhin hat man Frau Nast nicht leichten Herzens ziehen lassen, denn sie war uns als vortreffliche, liebenswürdige Künstlerin in treuer, gewissenl>after Erfüllung ihrer oft sehr zahlreichen und verantwortungsvollen Verpflichtungen lieb und wert geworden, sie lxiltc sich mit ihrem großen Talent durch Hleiß und Ernst zu einer Zierde unserer Hosoper empor- geschwungen, lieber die vollendete Art, wie sie ihre Mimi final und spielt, wie sie diese, rührend und ergreifend, in den Mittel punkt der Handlung zu stellen und uns bis zur letzten Note zu fesseln weiß, ist genügend gesprochen worden, sodatz man füglich daraus nicht zurückzukommen braucht. Und wenn Hrcm Nast uns in dieser Rolle das Abschiednehmen nicht leicht gemacht, jo wird auch sie in der Stunde des Scheidens sicher nicht vergessen baden, was sie dem König!. Hoftheater an Vervollkommnung ihrer Kunst, an selbstloser Förderung ihrer künstlerischen und per- sönlichen Interessen zu danken hat, wie mächtig sie von der Gunst und dem Wohlwollen der Theaterfreunde getragen worden ist. Diese beiderseitigen Erinnerungen werden ihr das Wieder kommen ebenso leicht machen, wie sie uns die Freude des Wieder sehens vergrößern werden. — Mit ihr wurde auf das lebhafteste und glänzendste der Gast des Mords, Herr Kammersängek HritzSchrödtcr von Wien, gefeiert. Wir kennen ihn längst als einen der ersten Künstler der Wiener Hosoper, als einen der besten und hervorragendsten Sänger der deutsäien Bühnen. Seine Darstellung des Rudolf war eine bis in das Kleinste vollendete Kunstleistung, erfüllt von Wärme und Innerlichkeit, durch und durch sympathisch, liebenswürdig und fesselnd. Aus gleicher Höhe standen die Schönheit der Mittel, die Reite der Vortragskunst. Die Herren SH e i d e m a n t« l, Rains. Plaschkc sMarcell, Collin, Schaunards und Hrl. von der Osten sMusettel boten, unter von Schuchs meisterlicher Leitung, eine Aufführung der „Boheme", die schlankweg als MuslernorOelliing zu rühmen ist. H. 8t.. ff* Belvedcre-Konzert. Alter Tradition gemäß wurden die beliebten Soinmerkonzcite ans dem König!. Belvedere, die seit Jcchrwlmten den abendlichen Sammelplatz der vvriirlimcn Frcmdcn- tind Einlieiniischrnwclt unserer Stadl bilden, am gestrigen 1. Mai eröffnet. Der Zcittingömeusch, der diese Tatsache registriert, ist in der angenehmen Lage, sich jeder wortreichen Empfehlung dieser Veranstaltungen überhoben zu sehen; denn wer ein einziges Mal an einem wonnigen Maiabcnd wie dem gestrigen sich an der eigenartigen Kombination von Natur- und Kunstgenüsse», wie sie der Autenthait in den prächtigen Räumen des Belvedere-Gartens oder -Saales bei de» tiinslbelchwingten Klängen der Belvedere- Kapelle bietet, Angegeben hat, der stellt sich von selbst immer wieder am gleichen Orte zu gleichen Genüssen ein. Kein Wunder daher, daß gleich der gestrige erste Koinertabend der Soinmcriaiivn sich eines dermaßen lebhaften ZiNpruchs erfreute, daheim Saale und seinen geschlossenen Ncbenräninen auch nicht ein -Ltubl mehr aus- zntrciben war, so daß Sväterkommcnde trotz der abendlichen Kühle, die dem svmmcnvarmeii Maitagc folgte, sich im Freien ein Platz chen suchen müßten. Mit erlesenem Geschmack hatte Herr KapeÜ meister Olsen, dem auch in diesem Sommer die Leitung der Konzerte anvertraut worden ist. für den Eröffnungsabend ein vor zügliches Programm zusamniengestellt, das, von den Kcrntrnvven der bisherigen Gewerbehauskavellc ausgesührt, sich mit vollem Recht des lebhafteste» Beifalls und einer auch durch sichtbare Zeichen der Wertschätzung dokumentierten Anerkennung der Hörer schaft zu erfreuen hätte. Eingeleitct niit einem schwunghaften „Erössnungs-Jcstmarsch" von Lothar Kcmvtcr und beschlossen mit den flotten „Dresdner Belvedere-Klängen" von Trenkler (welch letzterer diesmal an der Stätte, wo er selbst jahrelang den Takt stock geschwungen, als Zuhörer weilte), brachte die Vortrogsord nung in ihrem anderweitcii Verlause Ouvertüren und Bruche stücke aus „Euryanthe" (Weber). „Romeo und Julie" (Gounod), „Lohengrin" (Wagner) und „Mignon" (Thomas), ferner die mit seinem künstlerischen Geschmack und charakteristischen Tonfarben gemalten „Bilder aus dein Süden" (Bolero. ProvcnyalischcsMärchen, In der Tabcrna) von I. L Nicod», sodann als nordisches Seiien-- stück hierzu die anspmchslos-gefallige Suite „Bilder vom Rhein" von P. Schumacher usw. Als — diesmal durchaus angebrachte — Huldigung an den gestern so verheißungsvoll einsetzenven Wonne mond vcrzcichnete das Programm den Straußschen Walzer „O schöner Mai", und zu einer Glanznummer unter den Vor trägen wurde die technisch tadellos bewältigte und auch musikalisch hervorragende Ausführung der schwierigen „Faiist"-Hantasie von Gounod Wieniawski durch Herrn Konzertmeister Bauer-Keller. Die Belvedere-Kapelle und ihr trefflicher Führer zeigten sich bei der Wiedergabe aller Nummern aufs neue m dem olaiuvollen Lichte eines in allen Iustruinentengattungen (Blechbläser i»
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