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LL" Erstes Blatt Wochenblatt für Erschein! wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) Abonnementkpreiß vierteljährlich I Marl. Sine «in>elne Nunimcr k.stet^w Pf. Jnseratenannabme Montag« «. Donnerstags bi« Mittag 12 Uhr. für die Königl. Amtshauptmanuschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreiundvierzigfter Jahrgang Erscheint wöchentlich 2 Mal j Dienstag und Freitag.) Abonnemenißprei« vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer für kosteten) Pf. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Nr. 52. Freitag, den 29. Juni 1883. Bekanntmachung, die Lagerung und den Verkauf von Petroleum betr. Durch Bekanntmachung vom 2. Januar d. I., die Lagerung und Aufbewahrung von Mineralölen sowie den Berkaus von Petroleum betr., sind die Ortspolizeibehörden (Büryermerster, Gemein-evorstänse und Gutsvorsteher) des hiesigen Verwaltungsbezirks da rauf hingewiefen worden, daß sie bei denjenigen Personen, welche gewerbsmäßig Petroleum verkaufen und feilhalten, das Petroleum unter Zuziehung von Sachverständigen von Zeit zu Zeit auf seine Entflammbarkeit zu untersuchen haben. Zu Ermöglichung dieser Kontrole hat nach Z 10 der Verordnung vom 6. November 1882, die Lagerung und Aufbewahrung von Mineralölen betr., jeder Handler die Lagerung von Petroleum, zu Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 150 M. — Pf. oder entsprechender Haftstrafe, der OetSpolizeibehörde anzuzeigen. Die Herren Bürgermeister von Wilsdruff und Siebenlehn, sowie die Herren Gemeindevorstände und Gutsvorsteher werden nun hier- mit angewiesen, über die in ihren Polizeibezirken vorhandenen Petrolcumlagcr Verzeichnisse anzulegen, Abschriften dieser Verzeichnisse, event. Vacat-Scheine bis Ende Juli d. I. anher einzureichen und am Jahresschlüsse über den Befund bei Ausführung der von ihnen vorgenommenen Revisionen Anzeige anher zu erstatten. Meißen, am 25. Juni 1883. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Boffe. gesinnte Bevölkerung immer mehr drangsalirt wird. Die Studenten brachten ihrem Rektor Maaßen Pereats, in welche fast auch die Pro fessoren eingestimmt hätten, so groß ist die Erbitterung. Ein paar Tage nachher protestirten sie schriftlich gegen die Anschauungen und und Reden ihres Hauptes. So ist Zank und Streit und stille Erbit terung, wohin man blicken mag. In Dänemark lösen die Volksversammlungen gegenwärtig einander ab; sie werden veranstaltet zum Zwecke der Annahme von Resolutionen gegen die bestehende Regierung. König Christian hat bekanntlich auf eine ihm von Seiten des Folkething überreichte Adresse im Hinblick auf die im nächsten Jahre abzuhaltenden Neuwahlen geantwortet, daß seiner Ueberzeugnng nach sich im Lande bald andere Anschauungen geltend machen würden, so daß zwischen Volksvertretung und Regie- rung wieder ein ersprießliches Zusammenwirken, welches jetzt allerdings vermißt werde, hergestellt werden könnte. Daraufhin hat die Volks- Partei Massenversammlungen veranstaltet, welche dem König den Beweis liefern sollen, in wie hohem Grade die Wähler mit ihren Vertretern in der Volkskammer übereinstimmen und daher gesonnen sind, denselben auch bei den nächsten Wahlen ihr Vertrauen zu schenken. Die erste dieser Versammlungen im Herthathal auf Seeland sandte eine Depu tation an den König ab, welche ihm eine Resolution zu überreichen hatte, in der die Versammelten ihre vollkommene Billigung mit dem Verhalten des Folkethings aussprachen. Ein Mitglied dieser Deputa- tation, die mit begreiflicher Kälte empfangen wurde, ließ sich dadurch nicht nbhalten, dem König zu sagen, daß Unzufriedenheit im Lande über das Verhalten seiner Minister immer mehr zunehme. Eine zweite Versammlung fand jüngst auf der Insel Lolland statt; auch hier ge langte eine das Ministerium verurtheilende Resolution zur Annahme, deren Ueberbringung an den König durch eine Deputation bis zur Rückkehr desselben aus Deutschland verschoben wurde. Am 17. d. M. wurde bei Wenderborg eine dritte Versammlung, an der zwanzigtau send Personen theilgenommen haben sollen, abgehalten, welche sich über nachstehende Resolution einigten: „Die Versammlung schließt sich der im Herthathal angenommenen Resolution an und ermächtigt die Ver anstalter der Versammlung dazu, den König davon in Kenntniß zu setzen, daß das gegenwärtige Regierungssystem überall im Lande und so auch in Jütland beim gemeinen Mann das Gefühl der Beeinträch- trächtigung hervoraerufen habe." König Christian ist offenbar nicht gesonnen, derartigen Resolutionen irgendwelche Bedeutung beizulegen; er setzt unbedingtes Vertrauen in das Ministerium Estrup und wird sich von demselben nicht trennen, so lange er nicht überzeugt werden kann, daß die Verwaltung dieser Regierung dem Ansehen des König- thums im Volke zum Nachtheil gereicht. Louise Michel in Paris ist wegen ihrer Führung bei dem jüng sten Straßentumult zu 6jähriger Einschließung verurtheilt worden. Nach einem Privattelegramm der „Post" hielten die Anarchisten in Paris am 25. Juni eine Versammlung ab, um gegen die Verur- theilung der Louise Michel und Genossen zu protestiren. Die dabei ausgestoßenen Drohungen überschreiten alles bisher Dagewesene. Man beantragte und notirte den Tod des Gerichtspräsidenten Ramö und des Staatsanwalts. Ein Anarchist Cantet erbot sich, dies zu über nehmen und zu besorgen. Ein anderer verlas Namen und Adresse Tagesgeschichte. Der Kulturkampf in Preußen gleitet abwärts, ohne die Hoff nung auf dauernden Frieden mit der Kirche zu verstärken. Die neueste weit entgegenkommende Vorlage der Regierung, namentlich der ent scheidende Artikel 1., welcher die Anzeigepflicht füe katholische Hilfs geistliche aufhebt, ist mit 245 gegen 87 Stimmen angenommen worden. Dagegen stimmten die Nationalliberalen, der größere Theil der Frei konservativen und der Fortschrittspartei unter Virchows Führung. Windthorst erklärte unumwunden seine Zustimmung zur Vorlage und zeigt ebenso entschieden an, daß das Centrnm im nächsten Jahre eine weitere Vorlage erwarte, welche die Reste der Falk'schen Gesetzgebung anfräume. Er sprach immer nur von „Abschlagszahlungen", rief: „Es giebt noch einen Papst!" und rühmte den von Konservativen und Centrum gemeinsam errungenen Sieg, „dessen Früchte noch auf an derem Gebiete reifen würden". Nach den Erklärungen des Kultus ministers leidet es keinen Zweifel, daß Windthorsts Wunsch in Er füllung geht. Wie günstig sich die neue Wirtschaftspolitik für die Finanzver hältnisse der einzelnen deutschen Staaten gestaltet hat, beweisen folgende Zahlen. Bis zur Einführung des neuen Zoll- und Steuersystems flossen alle Zolleinnahmen in die Reichskasse und die Einzelstaaten mußten außerdem noch die Matricularbeiträge in die Reichskasse ent richten, welche sich im Jahre 1879/80 auf 89 445 850 M. berechneten. Für das Etatjahr 1884/85 wurden die Einnahmen aus Zöllen und Verbrauchssteuern mit 253 874 110 M. veranschlagt, wovon 130 Mill, aber in die Reichskasse fließen, der Rest mit 123,, Mill, aber auf die Einzelstaaten vertheilt wird. Zu dieser Summe kommen 19,y Mill. Einnahmen aus Reichsstempelabgaben, so daß die auf die Einzelstaaten zu vertheilende Summe sich auf 143,7 Mill, steigert. Diesen neuen Einnahmen gegenüber sind die Matricularbeiträge im genannten Etat mit 83,s Mill., mithin 5,5 Mill, niederer als im Jahre 1879/80, berechnet. Die Einzelstaaten beziehen sonach pro 1884/85 an Einnah men 143,7 Mill., haben zu bezahlen an Beiträgen 83,7 Mill., nehmen folglich mehr vom Reich ein, als die Matricularbeiträge sich berechnen: 60 Mill. Da sie 89,4 Mill, entrichten mußten, ohne daß Einnahmen gegenüberstanden, so hat sich ihr Conto um 149,4 Mill, verbessert, die sie ohne jene neue Wirthschaftspolitik durch Erhöhung der direkten Steuern aufbringen müßten. Dies sind Resultate, welche die kühnsten Hoffnungen der Freunde der neuen Zollpolitik übersteigen und ihre Gegner vollständig erstaunen machen. (L. Z.) Wien wird von den Czechen und Slaven belagert und bedrängt, wie einst von den Türken, und es ist kein Starhemberg da, der sie in die Flucht schlägt. Soeben gehts daran, in der Kaiserstadt eine czech- ische Schule zu errichten, die erste. Der eifrigste Fürsprecher im Land tag ist Professor Maaßen, der Rektor der Universität, ein Mecklen burger und ein Protestant, der zum Katholizismus übergetreten ist. Der Mann hat alle Aussicht Kultusminister zu werden; denn nichts kultivirt man jetzt von oben her mehr als die Czechen, die Polen rc., die erbittertsten Feinde der Deutschen. Die Franzosen, die für ihre Revanche nach Bundesgenossen suchen, sehen mit immer größerer Hoff nung nach Oesterreich, wo die deutsch redende, deutsch denkende und Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgericht soll den 27. September 1883 die dem Maurer Friedrich Eduard Schanze in Neutanneberg zugehörige Häuslernahrung Nr. 2 des Katasters, Nr. 2 des Grund- und Hy pothekenbuches für Neutanneberg, welche am 17. Juni 1883 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 72V« Mark -- aewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden An< schlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 23. Juni 1883. König!. Sächs. Amtsgericht das. Dr. Oau^IoN.