Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementsprcis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prwnnmoranäo. ÄMM für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. S7. Donnerstag, den IZ. Mai 188«. 5. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Als Grund der Berufung mehrerer höherer Verwaltungsbeamten aus Elsaß-Lothringen an das kaiserliche Hof lager iil Wiesbaden glaubt man annehmen zu sollen, daß der Kaiser sich informiren wollte, ob die Stimmung im Neichslande derartig sei, um zu der lange schon erwogenen Bildung eigener elsaß-lothringi scher Regimenter lind weiter zur Verlegung derselben in elsaß- lothringische Garnisonen schreiten zu können. Gleichzeitig dürften auch wegen eines etwaigen Besuches des Kaisers im Neichslande während seines Aufenthalts in Baden-Baden Besprechungen gepflogen worden sein. Berlin, 11. Mai. Se. Mas. der König Albert trifft am 13. Mai zu kurzem Besuche hier ein und wird im kgl. Schlosse Wohn ung nehmen. — Se. Mas. der Kaiser stattete gestern Nachmittag dem Fürsten Bismarck einen längeren Besuch ab. — Der Reichs kanzler geht im Juni nach Kissingen zum Kurgebrauch. Von der schlesisch-russischen Grenze berichtet man, daß in wenigen Tagen an und in dem Grenzflüsse Prosna nicht weniger als 5 Menschenleben dem Schmuggel zum Opfer gefallen sind. Drei Leute ertranken bei einem Fluchtversuche auf preußisches Gebiet in dein Flusse, darunter ein junger Bauer, der sich das Getränk zu seiner Hocbzeit hatte einschmuggeln wollen, zwei wurden auf russischem Gebiet von Grenzkosaken erschossen. Den Arbeitgebern in Russisch- Polen an der Grenze beginnen die Arbeiter für ihre Feldarbeiten zu fehlen, da die gesammte männliche jugendliche Bevölkerung das weit aufregendere und lukrativere Paschen der schweren Feldarbeit in allen Fällen vorzieht. Oesterreich-Ungarn. Der Ausschuß des Abgeordnetenhauses für Volkswirthschaft berieth über den verlängerten Zoll- und Han delsvertrag mit Deutschland und beschloß, dessen Genehmigung dem Neichsrathe vorzuschlagen, dabei jedoch die Negierung aufzusordern, den zollfreien Appretur-(VeredelungS)-Verkehr am 1. Juli 1881 auf hören zu lassen. lieber ein Unwetter, welches nm 7. Mai über Preßburg los brach, berichtet der „Westnngar. Grenzbote": Gegen 5 Uhr Abends begann es zu blitzen und zu donnern lind eine dunkelgraue, beinahe schwarze Wolke lagerte sich gerade über der Stadt. Plötzlich ver- nalm man ein Geräusch, wie das Knattern eines Peloton-Gewehr feuers. Schloßen von der Größe eines mittelgroßen Apfels stürzten, untermischt mit anderen von der Größe eines Hühnereies, aus der Höhe nieder und zerschellten auf den Ziegeldächern und dem Straßen pflaster in hundert Stücke, welche, znrückgefchnellt durch die Wucht des Falles, hoch im Bogen aufslogen. Immer stärker wurde das Geräusch, man konnte sein eigenes Wort nicht mehr verstehen; die gewaltigen Schloßen fielen dröhnend auf die Dächer, zertrümmerten Ziegeln und Schindeln, daß diese zerstückt auf das Pflaster flogen; dazwischen klirrten die zerschmetterten Fensterscheiben, rauschte ein wolkenbruchartiger Regen — es war ein schrecklicher Moment. Einen Augenblick hielt das Wüthen der elementaren Gewalten still, es schien eine Ruhepause eingetreten zu sein, — da plötzlich rauschte und dröhnte es wieder in ohrenbetäubender Melodie; wie in Strömen stürzte der nun kleiner gewordene Hagel zur Erde nieder, dieselbe im Nu mit weißer Eishülle bedeckend. Ungefähr eine halbe Stunde währte das grausige Schauspiel, Zeit genug, um die Hoffnungen eines ganzen Jahres zu vernichten. Das Unwetter kam vom Westen über die Donau gezogen. Was den Schaden betrifft, den cs ange richtet, so läßt sich derselbe kurz in den Worten ausdrücken: Alles, wovon Fruchtertrag zu hoffeil war, ist vernichtet. Welche Ausdehn ung der Hagelschlag hatte, läßt sich noch nicht bestimmen; eines aber ist gewiß, die Saaten, die Weinreben und die Obstbäume in der Umgegend von Preßburg sind total ruinirt. Frankreich. Clovis Monte!, welcher die Mordthat im Eisen bahnzuge zwischen Nogac und Mirams beging, hat sich in seinem Gefängniß zu Aix aufgehängt. Die Untersuchung dauert aber fort, weil man glaubt, daß er zu der Bande gehört, welche in der letzten Zeit die Umgegend von Marseille unsicher macht. Schweiz. Abermals ist eine Dynamit-Explosion an der Gott- hardlinie zu verzeichnen. In Faido explodirte das unter dem Ge meindehause angelegte Dynamitmagazin. Drei Personen wurden ge- tödtet — unter ihnen zwei Angestellte der Unternehmung —, fünf zehn verwundet. Unter letzteren sind ein Lehrer und mehrere Schüler einer höheren Lehranstalt. Lokales und Sächsisches. — Das große Loos mit dem Gewinn von 500,000 Mark fiel auf die Nummer 83,858 und in die Collection der Herren Tetzner u. Sohn in Burgstädt. — In die Collection des Herrn C. G. Spindler in Siebenlehn fiel auf Nr. 36,140 ein Gewinn von 300,000 Mark. Ein hübscher Pfennig Taschengeld zu den bevorstehenden Pfingstfeiertagen für Denjenigen, dem das Glück in dieser Weise hold war. — Auch vergangene Nacht hat es wieder stark gereist und dürften besonders die noch weniger entwickelten Pflanzen und Blüthen unter dem Einfluß eines solchen „Mailüsterls" wiederholt gelitten haben. April und Mai haben die Nollen vertauscht und letzterer ist in seiner unfreundlichen Laune noch obendrein ziemlich ausdauernd, sodaß ein jüngerer Arbeiter heute früh bei Anblick der weißen Dächer und Glasflächen mit etwas verbissenem Humor bemerkte: „Wir wer den's nun bald gewohnt sein." — Die Zufügung einer Körperverletzung mittels eines Bier glases, welches vom Thäter zum Schlagen benutzt wird, ist, nach einem Erkenntnis; des Reichsgerichts, III. Strafsenat, vom 10. März d. I., als gualisizirte Körperverletzung (Verletzung mittels eines ge fährlichen Werkzeuges) aus § 223 a. des St.-G.-Bs. mit Gefängniß nicht unter zwei Monaten zu bestrafen. Buchholz. Der Cantoren- und Organistenverein der Kreis hauptmannschaft Zwickau hält in der Pfingstwoche seine Jahresver sammlung in Buchholz ab. Hebung des Kirchengesanges und der Kirchenmusik, gegenseitige Förderung der Mitglieder in Theorie und Praxis ist der Zweck des Vereins. Am 3. Feiertag werden unsere Gäste kommen und am Nachmittag ein Kirchenconcert geben. Die Hauptversammlung findet Mittwoch Vormittag statt: der Nach mittag ist für ein einfaches Festessen und zur Besichtigung von Buchholz und Umgebung bestimmt. Donnerstag wollen die Organisten einen Ausflug nach dem Knpferberg machen. Der gastfreundliche Sinn von Buchholz wird weithin gerühmt und bürgt vollkommen dafür daß unsere Gäste bereitwillige Aufnahme in den Familien finden werden. Hoffen wir, daß die diesjährige Versammlung für uns eine Quelle edelsten Genusses, für unsere Gäste aber eine froh bleibende Erinnerung sein wird. Mülsen St. Niclas, 4. Mai. Mit außergewöhnlicher Schnellig keit verbreitete sich gestern in unserem Orte die traurige Kunde, daß der Student jnv. Richard Würker von hier in der vergangenen Nacht an den Folgen eines Schusses in Leipzig verstorben sei. Ein hier eingegangcnes Telegramm bestätigt dies leider. Ob ein Duell den verhängnißvollcn Schuß herbeigeführt ist zur Zeit nicht bekannt. Der erst 21jährige junge Mann, welcher einen sehr gefühlvollen sanften Charakter hatte, findet allgemein inniges Beileid. Ein edler Mensch wird in ihm zu Grabe getragen. AuS dem oberen Bogtlandc wird geschrieben: Wie die Ge werbevereine oftmals dadurch Belehrung verbreiten, daß sie größere industrielle. Etablissements besuchen und daselbst die Fortschritte im Gewerbsleben praktisch studiren, so haben auch viele landwirthschaftliche