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Dresdner Nachrichten : 02.03.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189403027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18940302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18940302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-03
- Tag 1894-03-02
-
Monat
1894-03
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.03.1894
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Uir V»ttir. 8»trrtaltan«. Vc>Oa'l»v»»rtln. Böl«knb«rl»I. tzr«md«»nl>c. VttWMtzjidr vicrieliat» n» M u re. »ml «P«ck>c,Lvn «oümftdia«. Um,, r«ia,<» l NM UN lmuaa-v ^i» Iwalvic Anmd»eiie »E»«l>r»»Ut>«ii> l°'L>,. >»rM°u- AMttPrZZtÄ. »Mllt>i,«>^« «ms d^r Mrivatftch LBwiiüsc LiimLe^inr i«L«n ktorrutdrcavlu», »»d«e» ainmlliiiik >I»«bqi!« Ll'uiiillcißnasi'icilri' a„. Kur KückiaUk kin,k'-iwici «»iul liu« leine vcrdnidlickke». Aere,Itz»»»»il»»U» Htr. N. 30. äahrganq «ufl. 56.1)00 Stück. S.L. ?»»»"». Dresden, )>»04. VoI>!:ammvn--wr, c>>üb->t- tküti^r, -vräusehioder 1'rorpecta xirtiic nnck frroea. 7V.V««dtü^ iw tisbnuied. D»»< »«tu«»,-,, Drvkäen-X., >2. Ir. »t«kmpl» u»«l ll, Xe. N0>.I dpstit w»r»esn6, Vsrcbiuiui^ dewrcksni'i unck ävu Lln-v U-rmaock. I k^aveb« W>. >^AH. VeruLwit nac h luiseeii Mt^olßxl. DrvtHlou, W>" S«ar»»i>1I»ar. "M> V»r»Lv>L«>i>»U«- «r?«I7 ki'e Llpvul-ritutar- xvudlltvi' vom Ft>ottiel>c>r , in < Ii .m- nit/ ist clor b«»tv unä nv-ünckvllt«' Sl»t,-aulllri»r «I«r IVslt. vorsslb« macht Xnpvttt, »türkt cka» dlsflsu, ckiaVanlLuunl,' u. kailt varckorb. «agan. 8t. (»ottksrä >»t?.ii ditdan in u». 8t. >.«?! - 4. I»« »««» VUo VAWor. Ul uüou ?rsl»I«x«o, ewpkstrft io xrükLtsr ^.U8nudl Vs rnksrü HU tl»»«Ir7>i1Iil:» t,t^i»>«ri«- 2, /.naiffh»! ,I«m, .IltiuarKi ............... ............... kMevsti'»»«« 1--A. t'«r°»pre«»sr twt I. ua«. » u. ballt vernarb. «»gan. ht.tiattnsrN u-it?.» ditban IN uU.tLÄA«! H tomfitarvian, 1Voiavan<1Iu»gk>n cuul lia->wuratff»wii.^,...»'"^ tUi»Ie«»nt»lIie;» I.skoiaioi 1«nl» Mr Voraielcc-Iullkt, Vsrkupternng. Vcrmc-i-icin^nnx;. Ver»ill>er»»o. Ver^INn»^, Kramirev, OxvNirea aller Deutsch-russischer Handelsvertrag im Reichstag. Hofnachrichtcn. LandlaaSverbandlungen. dlrnlccvcränderungen. Musikcrvcrband, Bogen-' schützcnball, Evangcl. Arbeiterverein. Gerichtsverhandlungen. Tagesgcschichtr. Bühncnscstspiclc. i Freitag, S. Mist;. Politisches. Tie Generaldebatten über den deutsch russischen 5)n»delsvcr- trag linben eine -Mnina der iiinerpvlitischcii Eituntiv» gebracht. Ban einer Krisis, die in tiefgreifende» Meinungsverschiedenheiten über die entscheidenden Frage» der Tagespolitik innert,alb der regierende» Kreise bestelle» soll, kann nach de» entschiedenen Ans lafsuiigc» des ch'eichstan;lcrs über die vollständige Solidarität zwischen der Reichsregierung »nd allen Mitgliedern des preußi schen StaakSuiiilistenums nicht nichr die Rede sein. Die Hoffnung der konservativen Gegner des neuen Kurses, daß der ..Bauleiter" von der» „Bauherrn" des Vertrages in Stich gelassen werden würde, ist hinfällig. Graf Caprivl bcscht mehr denn je das volle Vertrauen seines kaiserlichen Hern,. Er steht auch keineswegs isolirt da. denn alle „Bauleute" halten Mann für Mann getreu llch zu ihm. Selbst wenn die Annahme des Vertrages nicht erfolgte, so würde der Verantwortliche Träger der kaiser lichen Politik doch nicht zu Falle kommen. Seine Stellung ist schwerlich durch ein parlamentarisches Votum zu erschüttern, son dern nur durch eine veränderte Gestaltung seiner Beziehungen zum Souverän. ES kann keinem,chveifel mehr unterliegen, daß der .Kanzler in dem Kampfe, der seit Monaten gegen ihn geführt wor den ist, Sieger bleiben wird. Herr v. Karbons hat die säst unver söhnliche Gegnerschaft zu dem Grasen Caprivi am schärfsten zum Ausdruck gebracht, indem er versicherte, daß die Konservativen den Vertrag angenommen haben würde», wenn ihn Fürst Bismarck eingebracht hätte. „Tenn Fürst Bismarck", fehle der frei- konservative Führer zur Begründung hinzu, „halte ein so warmes Herz für die ^andwirthfchast, daß wir sicher gewesen wären, er hätte für die uns zugemutheten Opfer auch angemessene Kompen- sationeu gewährt." Die schönste Aufgabe des Reichskanzlers würde »ach der Annahme des Vertrages mit Rußland sein, den im nationalen Interesse so unheilvollen Zwiespalt, der seit so langer Zeit zwischen ihn, und den Pci-tretern einer streng nationalen Po litik besteht, vor Allen» dadurch zu beseitigen, daß er sein Wohl wollen. das er so okt für die Landwirthschoft betont hat. endlich DH ' durch die That z» beköstigen sucht. Rur auf diese Weise könnten »vir allmählich wieder zu einer Gesundung unserer politsichc» Ver hältnisse gelangen, die besonders daran kranken, daß die Politik der Reichsrcgicrung wiederholt ihre Stühe nicht, wie cs das Natürliche wäre, in den nationalen Parteien, sondern in einer Koalition antinationalcr und intcriialionaler Parteigruppen ge- fnnden hat. Gerade der dritte Att des gioßcn parlamentarischen Dramas, das sich soeben in der deutschen Volksvertretung abipielt, har dcnt lich dargcthan, aus welche» Elemente» sich d<e jeweilige Regier ungsmehrheit in der Hauptsache zusammenseht. Es sprachen am Mittwoch nur Freunde der Eaprivische» Haiidelsvertragspolittt: der Reichsnörgler Eugen Richter, der demokratische Mußpreußc Tr. Lieber, ein Sozialdemokrat und ein Welfe. Zu bicscn gesell sich der freitoiiscrvnlivc Abg. Frhr. v. Stumm, dem es in dieser Gesellschaft etwas »nhciniiich zu Mutlie wurde. Er bemühte sich in Folge dessen nach Kräften, diese imnatürlichen Bundesgenossen sich möglichst weit vom Leibe zu halten, indem er schaif gegen diese Freunde des Handelsvertrages polemisirte. Ihren dramatischen Höhepunkt erreichte die Redeschlacht in der Rede des unperswrenen und unermüdlichen fortschrittlichen Agitators, der die seltene Posi tion. als Sieger an der Spitze einer ReaicriiiigSmaiorität zu mar schieren, weidlich anszunützen verstand. An die Stelle der nnchter nen Sachlichkeit trat mit Eugen Richter die leidenschaftliche Erreg ung des parlamentarischen ParteikampferS. Tosender Lärm wech selte während der Nichterschen Ergüsse, die mit drastischen Effekten gepfeffert waren, mit stürmischer Heiterkeit aui allen Seiten des Hauses, mit heftigen Widerwruchstundgebungen aus der Rechten und mit dröhnenden Beisaussalven ans der Mitte der sozial demokratisch - freisinnigen Cohorte». Nur im Sinne der bei den extremsten Parteigruppen, nicht aber etwa zu Gunsten der geschlossenen Phalanx" der Handelsvertragsleutc. wie sich Eugen Richter auSdrücktr. führte der freisinnige Redeheld seine dialektischen Klopfsechterkunststückchen vor. c^eine Rede, die vollständig der Sachlichkeit entbehrte, begann mit einer scharfen Polemik gegen den Freund des Vertrages b. Bennigsen und gipfelte in groben Ausfällen gegen den öden Partikularisimis der Nationalliberalen, dieser Sklaven des Bundes der Landwirtbe. und einer geharnisch ten Philippika gegen das Junkerthnm und gegen die „Raffe der Agrarier". Tem nationalliberalen Führer gegenüber, der in ein drucksvollen Worten für das preußische Junkerthnm in dir Schranken getreten war, warf sich der freisinnige Redner zum Vorkämpfer des Abels aus, der sich nach seiner Ansicht aus alle M Parteien vcr- theilen soll, lvädrend das Iunlertlnim dir Gegenwart nicht mehr verstehe und überall Steine zwischen die Räder des Staatswagens zu werscn suche, damft er sich nicht im Gleise des Fortschrittes, natürlich des Nichter schen. sortbewegen könne. Als die Personi fikation dieses InnlcrthiimS hat der grimme Hagen selbstverständ lich den Siegfried der deutschen Einheit, den alten Recken im «achsenwalde. im Auge gehabt. Indem er daS Junkerthnm be schimpfte, suchte er zugleich de» Mann zu treffen, der jederzeit der unerbittliche Feind des slaatSgefäbrlichen. antimonarckffche» »nd aiitinalioualen Freisinns geweten ist. In wie grober Manier der fortschrittliche Redner witzelte, beweist » A. seine Bebanplung. daß die Bertragsgcgncr ihre Argnmentc lediglich boin Frübstücks tische hernähmen. Die Bedeutung der Handelsbeziehungen mit Rußland beiirthrllc man nach dem russische» Kaviar, diejenige» mit Oesterreich-Hngarn nach den Unaarwrinen. die Handelsbeziehungen mit Frankreich beziehe man ans die Einführung von Sekt, innere Beziehungen mit Holland auf die Eiiifnhr von Austern. Die große Gcrinaschätzung des Handels, welche die Herren auf der rechten ^seite angeblich zeigen sollen, erklärt sich Eugen Richter daraus, daß sic zumeist rn ihren lungen Jahren nicht Zeit hätten, sich in volks- wlrthschaftlichcn Dingen im Zusammenhänge zu unterrichten. Ihre ersten praktischen Kenntnisse über den Handel hätten sic als junge Kavallericossizierc beim Pscrdehandel gewonnen. Da möchten die jungen Herr«! manche- Lehrgeld bezahlt haben und nun beurtbeil ten sie den Welthandel nach ihren Erfahrungen beim Pserdcliandrl und spähten bei der Beurthnlung der HaubelSverttäac danach, welcher Theil am »teilten getäuscht werde. Tic Agrarier wollen nach Richter'S Meinung lieber einen Reichskanzler haben, der mehr als 1000 Ar und Halme und die bei solchem Besiyc üblichen Schuldeu aufweisen könne; beim ohne eine Masse Schulden würde ein Reichskanzler bei den Agrariern nicht als sachverständig für die Noch der Landwirthschaft gelten können. In dieser plumpen Art errang sich Engen Richter den Beifall seiner Genosse» und so kämpfte er für die Eaprivische Handrlsvertmgspoliiik. In seiner Polemik kamen die Freunde des Vertrages, die Nalionallibeialcii. uoch schlechter weg als die Gegner. Dem Bund der Landwirlhc rühmte wenigstens nach, daß erden AulorilälskulluS in Deutschland abgc- ichwächt habe, indem er bemüht gewesen sei, den Glauben Unsehlbarleit des Reichskanzlers zu zerstören. „Ich bin auch weit davon," sagte er, „Jemand deshalb des Mangels an Patriotismus zu beschuldigen, weil er sich in Widerspruch setzt mit Erklärungen nicht blos des Bauleiters, sondern auch des Bauherrn in dieser Frage; im Gegenlbeil! der „Müiiircrsivlz vor Köirigsthrvncir" scheint mir sehr wohl migebrachi in einer solchen Zeit, wo der BtizairiinisnmS oft nur zu sehr ciiipvrwnchcrt." Bezeichnend war cs. daß der freisinnige Führer am Schluß seiner Rede der Be fürchtung Ausdruck lieh, es mochte mit seiner Regicrungsherrlich- keit bald zu Ende gehen. „Im Grnndc genommen." meinte er. „wünschen die Koiiservativen auf's Sehnlichste aus der Sackgasse hcrausznkvinme» und den Vertrag anaenvnrmen zu sehen. Sic haben sich verstiegen. Sie wollen von der Leiter berunter. aber Sic können es incht. Sie wollen es umso lieber, als. wenn Sie berunterkommen, Sie in der preußischen Gesetzgebung die große Tafel gedeckt finden mit agrarischen Leckerbissen, wie sie nur irgend in der Gesetzaebungsknche für Ihren Geschmack bereitet werden können. Auch da wiederholt sich die Lehre vom verlorenen Sohn: lieber einen bekehrten Konservativen ist im Reichskanzicrvalais mehr Freude als über 100 Freisinnige und Sozialdemokraten, die von Anfang an der Regierung in dieser Frage seit geschlossen zur Seite gestanden haben." ES wäre dringend zu wünjchen. daß die Richtcr'sche Prophezeiung endlich in dem Sinne in Ersiillung ginge, daß unsere Ncichskegierung in Zukunft wieder mehr Freude daran hat, Hand in Hand mit den nationalen Parteien die Politik zu führen, als in der Gesellschaft eines Paul Singer und eines Eugen Richter. an die i bei treten können. In der Regel bringe» ja auch Zollherahsclumgc n ibt ' Einsilhrverniehriingen mit sich. Bleibt der jetzige Zustand. ,stso die TisscrcntiaizöÜc, bestehe», so zahlen entweder dre russischen Iinpor teure den Zoll oder die russische Einsirlir hört aus. In dein einen Fall hilft das den Preisen bei uns nicht aus, dicLandwirlhe haben also von dem Fortbestehen eines Differentialzolles keinen Vorlheil. im anderen Falle trete» Zollausiällc ein. Hütten wir aus die Tauer den russischen Roggen differentiell behandelt, »nd konnten wir auch verhindern, daß die Händler uns ein L für ein U mache», so wür den sich doch schließlich andere Staaten finden, die uns Roggen liciern. Die preußische Negierung wird stets wirksam für die Land wirthschast ciiftreicn, aber trotzdem hat sie doch nicht die Ucberzeng ung, daß daS Haus diesen Vertrag nicht annelnucn könne und zwar, weil aus die Dauer die differentielle Behandlung eines io großen Staates nicht möglich ist. Die Rcichsregierung hat zu große Zugeständnisse von Rußland erlangt, da konnte leine Eiuzclrcgicr- ung trotz aller etwaigen Bedenken für eine Fortdauer des jetzigen Zustandes eintretcn. Die Herren, welche den Vertrag ablehiien, suchen das Interesse der Landwirthschaft an einem verkehrten Punkte: die landwirthschastlichcn Interessen selbst würden darunter leiden. Gewissermaßen dar! man allerdings von einem Kampic der Lcmdwirthscbast ans Tod und Leben sprechen, denn die Verhältnisse des Verkehrs haben sich total geändert. Die Preise sind stets im Sinken und diese Bewegung ist wohl noch nicht zu Ende Unsere Produktionskosten zeigen intensivere Wirthschast: bessere Verkehrs Verhältnisse, verbesserte Krcditverhältnissc und dcral. müssen zweifel los entschieden ins Auge gefaßt werde». Jedenfalls veischlcchtcri dieser Vertrag die Lage der Landwirtbichast nicht. — Minister von Hcvden ergänzt die Aussiihrung des Vertrages dahin, daß der erste, der die Anregung zu Maßregeln der Abhilfe für dic Noth der Land- wirthschafi n» prcuiüichen Staatsministcrium vorschlug, der damalige Ministerpräsident Reichskanzler Gras Eaprivi war. und das war schon im Jahre 1891. — Abg. v. Koscziclskh (Pole) erklärt Namens seiner Fraktion nicht in der Lage zu sein, jetzt eure Entscheidung es nicht üblich, ivic bei Herrn Richter, daß soundsoviel Mitglieder abkommaudiri würden. iIch verbitte mir solche beleidigende Zu rufe.) Redner tritt sodann für den Handelsvertrag ein und ver wahrt dabei n. A. den Fürsten Bismarck gegen den Vorwurf, als ob er der Urheber der Zollschranken gewesen sei. er sei lediglich durch die Maßregeln anderer Staaten oazu gedrängt worden — Abg. Barth isrcii. Vcr.): Minister Miguel habe den Vertrag mehr cutichuldigt alS gerechtfertigt; es wäre bester gewesen, wenn bieic Rede für de» Vertrag überliauvt nicht gehalten worden wäre. «Sehr richtig links.) Ter starke Nothstaud sei nun gerade zu einer sireu Idee geworden, ebenso die Opfer der Landwirthschaft Opfer hatten in Wirklichkeit die Steuerzahler seit 1879 gebracht und diese Opser sollten nun durch den Vertrag etwas gemildert werden — Abg. v. Plötz (dkiitsch-toiis.) weist die Angriffe auf den Bund der Landwirihc zurück. Ob der Reichskanzler ans seinem Posten verbleibt oder nicht, ist uns gleichgiltig. wir bckämvfen nur seine Wirihschastspolitik. die wir für verwerflich halten. Daß Uebertrcib nngen bei der Agitation des Bundes vorgekommcn sind, dafür kann man uns nicht verantwortlich machen Wenn man von dem Pa taillon bankerotter Bauern spricht, die vor den Reichstag ziehen sollen, so ist das eine Ucbcrlreibniig. aber geschähe dergleichen, io würde es doch in loyaler Weise crsolgen Redner erörtert sehr ein gehend die Klagen der Landwirthschaft und die Befürchtung, welche dieselbe an die Vertragsvolitik knüpfen müsse. — Abg. v. Karbons ziept seinen Antrag bezüglich der gleitenden Staffeltarife zurück und verwahrt sich gegen die Unterstellung des Reichskanzlers, daß seine, des Redners. Bezugnahme auLeine Aeußerung Melines nicht patriv tisch gewesen sei. Bei dein TabakSmonovol seien wiederhol: Be nifnngen ans französische Antontäten erfolgt und Fürst Bismarck sei in Sachen des Patriotismus wolü ebenso maßgebend als der Gras Eaprivi. Hieraus wird der Vertrag gegen die Stimmen der Freisinnigen, Volkspartei und Sozialdemokraten an eine 28er Kom mission verwiesen. — Morgen Mrlitäi oe Aernschreib- uud Aerrrsprech-Berichte vom 1. März. Berlin. Reichstag. Die erste Berathung deS Handels vertrags mit Rußland wird fortgesetzt. Präsident v. Levctzow thcilt mit, daß die Berathung heute zu Ende geführt werden solle; eventuell werde kr eine Abcndsikung ansctzen. Abg. Hartman» lsüdd. , , „ Vv-j tritt als württcmbcrgischer Landwirth für den Vertrag ein. über den Vertrag zu treffen; man müsse die Kommissionssitzungen ok>- Avg. 'IltzWstz-tzkmtz): Dc- Herr Reichskanzler sagte vorgestern, wcwt«». —ci-ck.-Ms i -Ber^en RatwnMberalen sei ein so großes Land wie Rußland lasse sich nicht differentsten. >>„k, o, Hätte der Reichskanzler diese Ansicht schon bei Berathung des österreichischen Vertrages ausgesprochen, dann wäre letzterer sicher lich nicht angenommen worden. Ter Reichskanzler hat damals allerdings schon die Hoffnung ans weitere Verträge geäußert, aber daß er dabei an eine» solchen mit Rußland dachte, habe ich ans seinen Worten nicht gehört. Ich selbst habe damals die Zwangslage, in welche wir Rußland gegenüber kommen würden, voransgesagt. Rußland ist ein armes Land, cs muß einen jährlichen Aussiihr- übrrschiiß von 10) Millionen haben, »in seine Schnldcnzinscit zu decke» und es kann uns deshalb nicht für Misere Zugeständniffe Gleichwerthiges bieten. Es wird fälschlich als ein Erfolg für uns dargesietti. daß Rußland endlich den Weg der Zollautonomic ver lassen und den der Vertragsvolitik beschriften habe DaS ist schon durch den Vertrag Rußlands init Frankreich geicheben. Dieser Vertrag ist übrigens ans einjähnge Kündigung geschloffen. Als ich ein Gleiches bei dem Vertrage mit Rumänien becintragte. erklärte der Herr Staatssekretär, es wäre das Absonderlichste, was möglich sei. Die Denkschrift enthält eine bedauerliche Lücke insofern, als sie ans die Zollausfälle nicht eingeht, diese werden die Notbwen digleit netter Stenern herbeisiihre». Das mögen namentlich die Freisinnigen beachte», sowohl die von der inäimltchen. wie die von der weiblichen Linie (Große Heiterkeit.) Dieser Vertrag ist über haupt kein Vertrag, denn alle seine Bestimmungen können einseitig außer Kraft gesetzt werden, icder Staat kann die Einsiihr irgend eines Artikels verbieten und der andere Kontrahent hat da Nichts hineinzureden Es ist deshalb viel besser, den Vertrag nur mit einsäbriger Kündigung abzuschließen. Es ist nberbaiwt eine un gesunde Politik, Tarife auf zedn Jahre sestzulegen, da das Schutz- vedürsiiiß wechselt, lieber die nnerfreullchen Verhältnisse der Landwirthschaft sind die Regienmgen einfach als über ein 1-nt ncoompli hinweggegange», sie haben nur zu beweisen gesucht, daß der russische Vertrag an diesem Verhältniß Nichts ändere, aber da gegen spricht dock, das große Interesse, welches Rußland selbst an der Wiederherstellung seiner Getreide-Einfuhr nach Deutschland bekundet. (Sehr richtig, rechts.) Wenn Graf Bernstmss sagt, daß die hannoversche Landwirthschaft unter der Beseitigung deö Differenttalzolles nicht leide, so liegen die Verhältnisse im Osten ganz anders. Mt uns ist cs letzt schon beinahe zu Ende. Wir verkaufen schon jetzt den Roggen zu 104 Mk., etwa KO Mk. unter den Produkttonskosten. Wir können keinen weiteren Prcisdruck vertragen. (Sehr richtig, rechts). Wären dem Herrn Reichskanzler Zahlen der Subhcistattonsstattstik im Osten bekannt, so würde er diese Verträge sicherlich nicht abgeschlossen haben. Bei zehnjähriger Dauer werden unsere Bauern ruinirt sein. Wir können dem Ver trag nm so weniger zusttmmcn, als rincAenderung derWährnngs- berhältiliffc, selbst wenn sie zu Stande käme, doch noch sehr lange ans sich warten lassen könnte. Unsere Landwirlhc kämpfen einen Kamps ans Leben »nd Tod. Selbst im Kriege wird das Privat- rigcnthuni geschont, hier ober wird der Besiegte von HauS und Hof gktricbcn. — Staatssekretär von Marschall: Der Vorredner bat früher wiederholt erklärt, er sei ein prinzipieller Gegner aller Differentialzölle. Jetzt widerstrebt er der Beseitigung der Differen ttalzölle Fürst Bismarck erklärte im Februar 1888, die russische Zollpolitik könne nur abgcwehri werden, wenn wir selbst ans die russischen Waarcn hohe Zölle legten. Schon damals galten also unsere Zölle gegen Rußland nur als Mittel zu dem Zwecke, mit Rnßlana in cm besseres handelspolitisches Verhältniß zu kommen Auch bei unseren Verträgen init Oesterreich und Rumänien haben wir niemals einen Zweifel darüber gelassen, daß es unser Bestreben sein werde, auch mit Rußland zu einem Vcrtragsverhältniß zu kommen. Irrig ist die Erwartung von Zollanssällen: der regere Verkehr verspricht uns sogar mehr Einnahmen. Es ist ja doch auch ein Widerspruch, von Ueberschwcmmung mir russischem Getreide und andererseits von Zollanssällen zu reden. Die Bestimmung betr. Einfuhrverbote liegt aus schwerwiegenden Gründen gerade in unseren! Interesse, wir haben dabei dos Interesse der Landwirth- schast im Auge gehabt, um die Einfuhr aus Rußland ans sanitären Gründen verhindern zu könne». Die verbündeten Regienmgen er kennen die Noth der Landwirtbe an und werde» Alles thun, der selben zu begegnen. Unter der Ablehnung dieses Vertrags aber würden alle Theile, die Industrie und auch die Landwirthschaft zu leiden haben. — Finanzministcr Miguel (mit lebhaften Ha-Ha Rufen emvsangen): Gras Kanitz meinte, die Einnahnievcrluste ans der Zollherabsctznng müßte» durch neue Steuern aufgebracht wer den. Insofern Einnahmeverlustc zu erwarten sind, hat Gott Kanitz Recht, denn das Reich ist nicht reich genug, um ohne Ersatz Aus fälle ertragen zu sonnen; aber wenn nian sich die Wstlnng der Aushebung des Tiiseientinlzolles ani die Zolleinnahmcn anffeht. s» wird man der Brsürchtung des Herrn Abgeordneten wohl nicht Militäretat. Berlin. Der Bundesrath nah», die Novelle znm Untcr- stntzungswohnsitzgesetz in der vom Reichstag beschlossenen Fassung an und überwies den Antrag des Reichstages ans Ausdehnung des Unterstütz»ngswohnsitzgesetzes aus Elsaß-Lothringen an den ^Z a r^k. Präsident Carnot richtete an den Kaffer von Oester reich nach St. Martin eine Willrommensdcveichc. in welcher er die Gefühle aufrichtiger Freundschaft betont. Ter Kaffer von Oesterreich dankte in einer ebenso herzlich gesoßten Tcveiche. — Heute Vormittag wurden 86 Anarchisten verhaftet * London. Unterhaus. Der Premier Gladstonc empfiehlt die Annahme der Amendements des Oberhauses zu der Kirchspicl- ratbbill. um die einzige Frucht der Session nicht zu verlieren. Die Negierung betrachte dies als Eröffnung der Kontroverse. Tie Be handlung wichtiger Vorlagen durch das Oberhaus werte die ernsteste rage aus. Die Differenzen mit dem Lberhanic seien siindamcnialcn horakters. Die zwischen der Volksvertretung und genannter Kam mer entstandene Frage müsse ausgetragen. eventuell die Nation zur Entscheidung angcrnfcn werden. (Lauter Beifall. Rufe von den OvposittonSbäiilen: Sofort!l lieber die Zeit, die Nation anzn- riffcn. müsse die Regierung entscheiden Balionr bezeichnet die Rede als Kriegserklärung gegen das Oberbaus. Das Haus nahm mit 27:l gegen :>7 Stimmen dir Amendements des Oberhauses an und vertagt sich bis Montag: dann folgt Schluß der Session. Eröff nung der neuen Session am 12 Marz. * London. iReutri-Mcld»ng.> Ter Privatsckrctär Glad- stonc's Geilte ani eine Anträge mit, daß die ^ebkrast Gladitonc s in den letzten Monaten schnell nachließ. seit dem Tage, wo ihm aus dem Bahnbose z» Chester ein BiScult an das Auge geworfen wurde. Die Demission Gladstone'ü sei nicht mehr lange auffchicbbor. Glad- stone benutzte die gestrige Audienz bei der Königin, um die wachsen den Schwierigkeiten anzudeuten, die sich der Erfüllung seiner Amts- vfiicdten entgegciistelle». Berlin Das Abgeordnetenhaus trat heute in die Berath ung des Knlturetaks ein. Aba. Dr Bachem (Centr ) brachte in anoerthalbstündiger Rede die Beschwerden des Centrums über Zurücksetzung der Katholiken gegenüber den Protestanten auf ollen Gebieten des öffentlichen Lebens zur Sprache. Die katholische» Beamten würden nicht befördert, die katholischen Geistlichen würden ungünstiger behandelt wie die evangelischen u. s. w. Es sei nöthig, Katholiken in der Regierung zu haben, wen» die Katholiken Ver traue» zu der Regierung haben sollen. Kultusminister Dr. Boffc erwiedrrt. daß die von Vachcm gesprdcrle rein mechanische Parität INN schädlich (ein winde, während die Angelegenheiten der Kirche unter den benligen Beamten g», heioigt würden In finanzieller Besieh»»» würde» I cide (Konfessionen glcfftniiäßig behandelt. — Abg. Sevffardt »wi,-l,b- bedauert die Beringungen betr. der» Psnnd'S «WF KlttSrrmilch. Vltrdvtr Moltttti Gebr. Pfund, Vauhnkrstr. 7S.
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