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Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdors, Bemsdors, Wüstenbrand, Ursprung, Mttelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdors, Küttengrund rc. Der .Sohenstein-Trnstthaler" Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des solgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet freier Lieferung ins Kaus Mk. l.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle Mk.1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Wk.t.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen di« Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Äaiserl. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Als Ertra- detlage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt-. — Anzeigengebühr für die Sgespallene Äorpuszeile oder deren Raum 1L Pfg., für auswärts 15 Pfg.-, im Reklometeil die Zeile 30 Pfg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt' Ausnahme. 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Der heilige Ernst, mit dem der neue König gelobte, in den Bahnen seines innig ge liebten BaterS wandeln und die konstitutionelle Regierung aufrecht erhalten zu wollen, das Ver trauen, daS er dem Volke Englands darbrachte, und die rührende Art, in der er von „seiner lieben Frau" sprach, die ihm in jedem Streben für daS Wohl deS Volkes eine treue Gehilfin sein werde, daS alle- eroberte ihm im Fluge die Herzen und weckte in der ganzen Welt ein klangvoller Echo. Für die Zeremonie der Ausrufung deS neuen König- am gestrigen Montag war die Hoftrauer abgelegt worden. Unter Entfaltung mittelalterlichen Pompe- erfolgte zunächst die Proklamierung auf dem sogen. Klosterhofe deS St. JameS-Palastes, deS ältesten königlichen RefidenzschlofseS Londons, durch den Erbgroßhrrzog-Mar schall deS Reiches, den Herzog von Norfolk, der als erster Edelmann deS Königreichs unmittelbar hinter der königlichen Familie rangiert. Bon dem mit Purpurteppichen bedeckten Söller deS Schlosses, umgeben von Mit- gliedern des HeroldSamteS, alle in goldstrotzenden Uniformen, verlas der Herzog dir Proklamation dem auf dem Hofe harrenden Volke in Gegenwart der StaatSwürdenträger, der Vertreter der fremden Mächte und zahlreicher andrer hervorragender Persönlichkeiten. Diese Proklamation gilt für ganz England und seine Kolonien und sür alle fremden Staaten, nur nicht für die City, di« Altstadt Lon dons, die die alte Munizipalverfafsung behalten hat. Diese behauptet ihr Sonderrecht und sür sie mußte die ganze Zeremonie wiederholt werden. Sie fand wie immer vor dem Börsengebäude statt, wurde aber nicht von dem Herzog von Norsolk, sondern von dem Lordwayor vollzogen. Der tote König ruht einem Schlummernden gleich auf seinem Bett, daS mit dem Kopfende nach dem Parksenster zu steht, weil der Hetmge- gaugene den Schein der Morgensonne über seinem Lager liebte. Der Tote ist mit einem rosaseidenen Schlafanzug bekleidet. Die Hände find mit halb auSgestreckten Armen leicht gefaltet. Die Leiche, der daS Schloßpersona! einen letzten Gruß dar. bringen durfte, wird am 2. Pfingstfeiertagc im Buckinghawpalast sür die Mitglieder deS HofhalteS und an den darauffolgenden drei Tagen in der Westminsterabtei öffentlich aufgebahrt sein. Dcm stürmischen Drängen der B völkerung gab die königliche Familie nach. Am Freitag, den 20. d. M„ erfolgt dann, wie jetzt offiziell feflsteht, die Beisetzung in der Schloßkapelle zu Windsor. DaS Königspaar mit Familie begibt fich schon vor dem Feste nach Schloß Windsor, um dort zu residieren. Die letzten Worte deS Königs Eduard werden verschieden angegeben. Nach dem einen sagte er: „Ich habe meine Pflicht getan", nach andern, auf die Aufforderung, fich zu schonen: „Ich will es allein auskämpfen", oder: „Nein, ich will nicht nachgeben, ich werd« bis zuletzt arbeiten." Dem Ginne nach decken fich die drei Wendungen. Der König war bis zum letzten bewußten Augenblick von unbezwinglichem Arbeitsdrang erfüllt. Unser Kaiser wird fich, wie die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigen kann, zu den Beisetzungsfeierlich keiten nach London begeben und auf Einladung deS Königs Georg im Buckinghawpalast Wohnung nehmen. Für Rußland kommt die Zarin-W twe, die Schwägerin deS Verstorbenen, die Vereinigten Staaten von Nordamerika vertritt Exprästdent Roosevelt. Italien wird durch den Herzog von Aosta, Holland durch die Königin-Mutter vertreten sein, die Türkei und Serbien durch ihre Kron- Prinzen, Schweden durch den Prinzen Wilhelm, Japan durch den Prinzen Fushimi. Von Griechen land, Spanien, Portugal, Norwegen und Däne mark werden die Souveräne persönlich erscheinen, wahrscheinlich auch von Bulgarien. Frankreich sollte ursprünglich durch den Expräfidenten Loubet vertreten sein. Man nahm jedoch Anstoß daran, daß Herr Loubet mit dem deutschen Kaiser würde zusammentreffen und hinter ihm würde rangieren müssen. Wahrscheinlich wird der Senator Bourgeois Führer der Abordnung Frankreichs sein. In einem Ministerrate am heutigen DienStaq wird darüber die endgültige Entscheidung getroffen. * * König Georg V. ist Deutschland nicht so günstig gestirnt, wie sein Vater eS war, so äußerten fich die Vertreter der englischen Arbeiterpartei und Mitglieder deS Unterhauses, die zurzeit im Rhein land weilen. Sie meinten, daß die innere wie die äußere Lage Englands durch den Tod de- Königs Eduard verschlechtert werde. Der König sei ein Freund der Konservativen und Deutschland daher nicht günstig gesinnt. Ec werde auch nicht in die Entrechtung deS Oberhauses willigen, sondern sicher erst Neuwahlen vornehmen lassen. Dieser Darstellung stehen die eignen Worte deS Königs Georg entgegen, der ausdrücklich in seiner ersten offiziellen Kundgebung betonte, den Spuren seines Vaters folgen zu wollen. Die Londoner Blätter betonen auch die große enge Freundschaft zwischen Vater und Sohn, der von dem verstorbenen König im hohen Grade zu den Geschäften hinzugezogen wurde, auf den Wunsch des Königs den Unter- hausverhandlungen über daS Vetorecht der Lords beiwohnte und tägliche Berichte nach Biarritz an seinen königlichen Vater sandte. * * Für die deutsche Konfektion ist die englische Landestrauer von großem Einfluß. Fantasie- Frühjahrsstoffe sind in den Geschäften der vor- nehmen Stadtteile Londons infolge der einjährigen Hoftrauer fast unverkäuflich; der Saisonverkauf geht laut „B. T." nahezu verloren. Dagegen herrsch! riesige Nachfrage nach schwarzen Kamm- garnstoffen, also Greiz-Geraer Fabrikaten, Krefelder schwarzen Seidenstoffen und andern Trauerstoffen. Die großen Speditionsfirmen, die speziell den Ex preßverkehr mit England betreiben, mußten am vergangenen Sonntag mit Ueberstunden arbeiten, um die vielen Hunderte von Paketen prompt zu expedieren. TageSgeschichte. Laudtagtschluß. Der sächsische Landtag wird bestimmt am nächsten Freitag geschloffen. Eine gestern vormittag stattgefundene abermalige Besprechung der Direktoren beider Kammern mit den Ministern hat zu diesem endgültigen Beschlusse geführt. Die Kammern werden aber am Freitag vormittag noch Sitzungen abhalten müssen. Es sollen nämlich die Beamten- penstonen am Donnerstag im Plenum der Zweiten Kammer zur Verhandlung kommen, worauf sich die Erste Kammer am Freitag vormittag mit diesem Gegenstände befaffen wird. In beiden Kammern werden am Freitag auch noch die letzten Verhandlungen im Vereinigung-verfahren stattfinden. Der ursprünglich für Freitag vormittag 10 Uhr an beraumte Gottesdienst anläßlich dcS Schluffes deS Landtages ist deshalb auf 12 Uhr verschoben worden, und ebenso wird der seterliche Schluß deS Landtages im Restdrnzschloffe anstatt um 1 Uhr erst um 2 Uhr stattfinden. — Aus der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer war noch bemerkens- wert eine äußerst scharfe Erklärung deS Geheim ¬ rate- Profeffor Dr. Wach, der bei Beratung d«S Antrages Günther auf Abänderung deS Forst« und Feldstrafgesetzes auf die wechselnden Majoritäten der Zweiten Kammer hinwieS, denen gegenüber die Erste Kammer die Stabilität der Gesetzgebung sichere. Der Antrag Günther fiel denn auch ein stimmig. — Die Zweite Kammer erledigte da- Berggesetz, wobei StaatSminister Dr. v. Rüger die sozialdemokratischen Anträge über die Wahl der Ticherheitsmänner als unannehmbar erklärte, und fie dadurch zu Falle brachte. Ueber die Vermehrung der Vertreter zum Landeskulturrat entstanden leb hafte Reibereien zwischen den Abgeordneten Frenzel und Langhammer, die dem ersteren sogar einen Ordnungsruf eintrugen. Dann beschäftigte fich die Kammer noch längere Zeit mit Wahlprüfungen. Hambnrger Kaifertage Kaiser Wilhelm wird am Sonntag, den 19. Juni, in Hamburg eintrcff-n, daS Horner Rennen besuchen und nach dem Rennen abends auf der Kaiserjacht „Hohenzollern" den Hamburger Hafen wieder verlaffen, um der Segel-Regatta deS Norddeutschen Regattaverein- auf der Unterelb» beizuwohnen. Theodor Roosevelt trifft am heutigen DienStag in Berlin ein. Ein offizieller Empfang durch den Kaiser, wie er an fänglich geplant war, findet nicht statt, auch wohnt Roosevelt nicht im Schlöffe, sondern ist Gast deS amerikanischen Botschafters. Durch den Lod deS Königs von England sind diese Programmände- rungen bewirkt worden. Ein Besuch Roosevelt- beim Kaiser ist für Donnerstag vorgesehen; e- findct im Neuen Palai- zu Potsdam ein Frühstück statt. ES ist überhaupt ander- gekommen, al- Teddy sür Berlin gewollt hatte, und nicht zum wenigsten ist seine Heiserkeit daran schuld, die er sich durch eine Erkältung geholt und die ihm mög lichste Schonung der Stimme befiehlt. — Wie weiter verlautet, finden am Mittwoch auS Anlaß der Anwesenheit Roosevelt- auf dem Döberitzer Felde größere militärische Uebungen statt. Zu diesen Uebungen sollen auch, falls daS Wetter e- zuläßt, die Motorlustschiffe hinzugezogen werden. Bei seiner Abreise aus Stockholm war Roosevelt noch Gegenstand vieler Ehrungen. Der Kronprinz regent von Schweden brachte vor Abfahrt de- ZugeS auf dem Bahnhof ein Hoch auf Roosevelt au-. Reich-tagDschluß. Aus Berlin wird gemeldet: Im Reichstag br- steht die Abficht, bereit- am heutigen DienStag Kei Sonnenuntergang. Litauischer Roman von M. von Wehren. 26! (Nachdruck verboten.) «Also ich habe Feinde, die mir Ihr Herz entziehen wollen?" fragte er lächelnd, sein Gesicht von einem Glücksstrahl wundersam verschönt. „Nun. ich will ver zeihen, doch nicht ohne Sühne." .Womit kann ich Sie wieder gut machen, Herr Georg?" stammelte Rose und sah scheu zu ihm a«f. »Bitte heute abend um ein Lied. Seit dem ersten Abend unserer Bekanntschaft habe ich Sie nicht wieder singen hören, wenigstens haben Sie nicht für mich gesungen: heute abend gehört Ihr Gesang mir. Ver- svrecheu Sie mir das?" Sie nickte und mit stummem Grub, dir Augen mit wunderbarer Innig leit auf ihn gerichtet, schritt sie über den Steg, während er der anderen Seite zuging. In seinem Zimmer angekommen, warf er sich verzweifelt auf einen Stuhl. Vater im Himmel, was fange ich an, uni meinem Elend ein Ende zu machen? Hilf mir, allbarmherziger Gott, so — oder so! Nur erlöse mich von dieser Qual! In meiner Jugend bin ich ein ungläubiger Thor gewesen, habe ich dich oft in meinem Leichtsinn verleugnet, jetzt fühl».ich deine Macht! Lehre mich einen Answeg finden aus der 'Nacht meines verfehlten Lebens. Warum hast du die Liebe in mein Herz gelegt? Warum musnc dieses ent zückende Geschöpf, dieser Engel, meinen Weg kreuzen, nachdem die andere mich an sich gekettet^ Ach, die Ketten klirren bei jeder Bewegung und sie, mein süßes, reines Kind, richtet fragend ihre unschuldigen Augen aus mich, ob ich ihre ganze, grobe Liebe, alle Schätze ihres Herzens, kaltherzig am Wege liegen lasse und vorbei schreite, zurück zu der, die mich abstöbt in allem. Ob ich ohne sie weiterleben kann? für immer ge trennt von ihr? ohne Hoffnung, sie wiedcrzusehen, sie einst zu besitzen? Nein, nein, nur das nicht! Wie hätte ich sie an meinem Herzen halten mögen, heibe Küsse auf ihre» kleinen süßen Mund pressen und fie fragen, bist Du mir gut? Aber das Weib mit dem Stein in der Brust steht zwischen uns: so lange sie Anrechte an mich hat, darf ick nicht glücklich sein. — Wie kann ich so ver messen sein, diese, reinen Blume von Liebe zu reden? Mich packt der Wahnsinn, denke ich an die Folgen, und doch vermag ich ohne sie nicht zu lebenl Er sprang ans, lies ruhelos aus und nieder und sein Gesicht war geisterbleich. „Wer Hilst mir? Wem entdecke ich mich in meiner groben Not? Sollte Vitz thum? — Er weib, dab ich die liebliche Rose vom ersten Augenblick an in mein Herz geschlossen, er hat oft Bemerkungen gemacht, die ich natürlich schroff zurück- wies — dann wurde er still, aber seine Augen beob achteten nun nuansgcjetzt. Er ist ein Mann, dem ich trotz seines Leichtsinns und seiner anscheinenden Ober flächlichkeit tüchtige, ehrenhastc Gesinnungen zulraue, die nur warten, um aus dem übrigen Ballast hervor geholt zu werden." „Würde er nicht imstande sein, mir einen guten Rat zu geben, wie ich dieser selbstsüchtigen Fran bei kommen kann, um meine Freiheit zu erlangen? Eine verwundbare Stelle wird sie dock haben! Ich will —" Ein leises Klopsen unterbrach sein Selbstgespräch und auf sein barsches „Herein" trat sehr verlegen ein junger Mann ins Zimmer, der nicht recht wußte, wo und wie er anfanaen sollte. „Wen habe ich das Vergnügen, bei mir zu sehen?" leitete Romberg ein, indem er sich schnell faßte. «Ich bin Karl Wilmsen und komme, mich Ihnen als Sohn des Hauses vorznstcllen, erlaube mir gleich zeitig, Sie zum Frühstück zu bitten." «Es freut mich aufrichtig, Sie kennen zu lernen, mein bester Herr Wilmsen, da ich vurch Ihre Frau Tante und Ihr Fräulein Cousine viel Liebes von Ihnen gehört habe." „So, hat Rösel von mir gesprochen? Sie ist sehr gut!" kam es zögernd über des jungen Mannes Lipven, aber die Augen hatten eine lebhafte Färbung an genommen, nun er stockend fortfuhr: „Wir sind immer zusammen gewesen, da ist mir die Trennung von der Cousine sehr schwer geworden. Im fremden Hause, wo man sich einsam und verlassen sühlt, wuchs die Sehn sucht nach ihr mit jedem Tag: jetzt gehe ich in den ersten vier Wochen auch nicht wieder fort." Romberg sah den jungen Mann halb prüfend, halb mitleidsvoll au. „Armer Junge", dachte er, „mir scheint, Dn bist mein Nebenbuhler: hoffentlich ganz ungefährlich — für Dich blüht diele Blume uicht." Dann verfolgte er das angefangcnc Thema sehr animiert und sand es wohl begreiflich, daß alle, auch die Verwandten, dem Zauber erlägen, welchen die junge Dame unbewußt um sich verbreitete. „Sie gehört zu den seltenen Wesen, die von Gott begnadigt sind, sich hoch über den Erdcnstaub zn er heben, und daher anch nichts von dem Elend dicter Welt in sich anfuehmen. Nun aber, mein junger Freund, wollen wir die Damen nicht länger warten lassen, sonst erhalten wir den Vorwurs der Unpünktlichkeit." „Ach, da haben Sie recht!" Das Gesicht des jungen Mannes zeigte eine ungewöhnliche Amregung, als Romberg sclbstvcrgcf'.m in seinem Liebe-mumel das junge Mädchen schilderte: „und sicherlich wird Rose böse sein, daß ich Sie noch länger nnsgchalteu habe." „Nun, das ist nickt schlimm, Herr Wilmsen, von lieblichen Mädcheulippeu erträgt sich so etwas leicht." * * * „Es ist dock wunderbar, was Sie in vergangener Nacht alles ausgekmWchafict haben. Die Sacke will mir garuicht wicocr aus oem Kovf. Ilud mir will der elende Mensch, der Moses, auch ans Leben? Damit könnte er warten, bis der Herr dort oben ein Ende macht, es kann nimmer tätige mehr dauern. — Habe ihm doch nie etwas zu leide gcthan, sondern meinen Schwur gehalten, den mein armer Vater selig mir ab nahm, nie die Schmuggler zu verraten, obschon ich manches weiß." „Gewiß, Friede, das kann ich bezeugen, niemals ist Ihnen das geringste Wort entschlüpft, das auf diese verdammte Angelegenheit Bezug hatte. Sie halfen den Schurken aber nicht bei ihrem ungesetzlichen gefährlichen Treiben und nun Sie uns die Gegend gezeigt, uns überall umhcrgeführt, wo es etwas von Nalurschöuhcit zn sehen gab, da haben die Kerle Verdacht geschöpft und find mißtrauisch geworden. Meinen Sie nicht, mein lieber Älter?" „Sie wissen ja alles, junger Herr, und sind so klug und gescheit, da werden Sie doch wohl, wie immer, den richtigen 'Merks haben." Der alte Mühlfricde lag in seinem sauberen Smbckeu im Bett und sah noch versahen und schmal au -. Die alte Kraft fckien aber zmückzutekren, dcuu crem > sich im Bett und zeigte auf eine Flahhe Wein mm einen schönen Blumenstrauß, den ihm, wie er fchmuuzcluo er zählte, Mamsellcheu mitgebracht. „Ja, es ist wunderbar", wiederholte er noch einmal, sich in den Kissen zurecktsctzend, „da glauben die Schmuggler, so sicher zu iem, und gehen dreist hui und her: sic wissen, hier am Ort zeigt sie keiner au. llud nun muß ein ganz unschuldiger Herr aus Berlin kommen der von alledem keinen Arg hat, und sic bci ihren Schaudstreickeu ertappen. Denn das mit dem Lc ichen ist eine vermaledeite Geschickte, die reine Niederträchtigkeit, so dein Zolliuwcktor aus Rache mnzr'viewu." De. Alte schlug mü rcr nervigen Faust auss T enden. „Nein, über das arme Kino, wie mag cs ausichcu? Es war ein liebliches Margcllcken, der kleine Wildsang; ich iche fie noch immer mit den langen Zöpfchen durchs Dorf laufen, ihr Kälbchen am Strick und den Spitz hinterher. Wie zahm mag sic geworden sein — und ob sic überhaupt nur wieder wird! Sic sagen doch, lieber Herr, daß sie gestört im Kopfe 'ein soll — wie sollen wir sie mir in die Hände bekommen?" „Der Versuch muß nuter jeder Bedingung gemacht werden, ich muß sie sehen: nnd ist es zu beschwerlich oder gar unmöglich, sie zn transportieren, wende ick mich an den russischen Oberst. Dieser wird schon Rat schaffen, wenn vielleicht auch ziemlich gewaltsam, was mir eigentlich widerstrebt." (Fortsetzung folgt.)