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Freitag, den 18. Juni 137. Amtsblatt -es Kömgl. Bezirksgerichts zu Freiberg; sMie -er Königl. Gerichtsämter un- -er Sta-träthe zu Freibergs Say-a un- Kran-. 1858. - Tagesgeschichte. Dresden, 15. Juni. Die II. Kammer wählte heute unter dreimaliger Abstimmung den Abg. Sachße mit 40 Stimmen zum ersten Vieesecretär. Schandau, 15. Juni. (D. I.) Vorgestern wurden von «Klam die sächsische Schweiz besuchenden HandwerkSburschen in der Nähe. der Kuhstallhöhle in einer Felsspalte des soge nannten MönchssteineS die Ueberreste einer cirea 20—30 Jahre alten Mannsperson aufgefunden. Sie waren bereits mit Moos tuvachsen und mögen vielleicht 10 Jahre daselbst gelegen haben. Berlin, 15. Juni. (O. I.) Die Gen eralinspection des Preußischen Militärbildungswesens ist eifrig mit der Verwirk lichung der Reorganisation der Kriegsschulen beschäftigt, welche Sie bereits vor mehrern Monaten gemeldet haben. An zwei Orten ist man bereits mit Einrichtung der Räumlichkeiten für die auS je drei Divisionsschulen zu bildenden Kriegsschulen be- schistlgt, und zwar ist für die Mittlern Provinzen Potsdam, für die östlichen Provinzen Glogau gewählt. Ob für die westlichen Provinzen eine dritte Kriegsschule in der Rheinprovinz oder in der Provinz Sachsen errichtet werden soll, ist zur Zeit noch nicht entschieden; vor kurzem hatte man in dieser Beziehung daS Augenmerk namentlich auf Erfurt gerichtet. Jede dieser drei Kriegsschulen wird 90 bis 100 Schüler zählen, welche ca- smiirt werden und den Unterricht in drei Parallelklassen erhal- Uu sollen, während die Kriegsschule in Berkin in eine Militär akademie umgestaltet wird. — Am nächsten Freitag erfolgt in nahe bei Berlin gelegenen Städtchen Oranienburg die Ent- Mong deS Standbildes der ersten Gemahlin des großen Kur- Mm, Henriette Louise geb. Prinzessin von Oranien, welche diese Stadt gegründet und nach ihrer Abstammung benannt hat. Se. königl. Hoheit der Prinz von Preußen wird mit großem Tesosa, sich an der Feier betheiligen. Die Kurfürsiin, welcher daS Standbild gesetzt wird , hat sich übrigens einen unvergäng- lichm Namen Lurch Dichtung weit verbreiteter Kirchenlieder erworben, auch der Text des Chorals „JesuS meine Zuversicht" wird dieser Prinzessin zugeschriebcn. Am 4. Juni stürzte in Olmütz ein Kind aus einem Fenster deü ersten Stocks herab, riß dabei cas Polster, auf welchem es saß, mit sich und fiel so glücklich darauf, daß es gänzlich un verletzt blieb. Paris. Die Kasse des „Grand - Conde" ist endlich unter dem Schutt aufgefunden worden, leider nicht in unversehrtem Zustande. Ein Holzkästchen mit Werthpapieren war ganz ver kohlt, Goldstücke aneinander geschmolzen u. dgl. m. Paris, 11. Juni. (D. A. Z.) Die Wahl der Gencral- räthe ist vor der Thür und man hört vielfach die Besorgniß äußern, daß, auS einigen Anzeichen zu schließen, das Ergebniß dieser Wahl nicht ganz den Wünschen der Regierung entsprechen dürste. Das wäre von der größten Wichtigkeit und wohl ge eignet, die Lage der Dinge in Frankreich zu verschlimmern und der Regierung ihre Aufgabe um ein Bedeutendes zu erschweren. ES würde eine Umstimmung des Landes ersichtlich, die geeignet wäre, die Feinde der bestehenden Verhältnisse zu ermuthigen und die Freunde derselben zu entmuthigen. Denn das weiß -in jeder, der die französischen Verhältnisse kennt, daß auf das Heer nicht zu zählen ist von dem Augenblick an, wo die Nation sich gegen eine Regierung wendet. Es herrscht daher Aengstlich- keit und Mißmuth unter den höhern Würdenträgern des Kaiser reichs, die aber zum Glück von dem Monarchen selbst nicht ge- theilt wird, der, zur früher« Seelenruhe wieder gelangt, seinem Sterne vertraut. AuS verläßlicher Quelle geht mir die Nach richt zu, daß der Kaiser wie selten vergnügt sei und sich den ---- Freiberger Anzeiger -» Ml »4 Nuchmitta^ gespaltene Zeile -de- r Uhr für die nLchg- deren Raum mit 8 K Tageblatt. Freuden der Jahreszeit und Gesellschaft hingebe, ohne den Regierungssorgen ein allzu große« Recht einzuräumen. — Die Times wurde heute wieder zurückgehalten und zwar weil sie von den geheimen Bewaffnungen Frankreichs zur See spricht und die Situation als eine gekannte, stürmische Zukunft ver heißende darstellt. Paris, 13. Juni. (D. Ä. Z.) Wohin man horcht, hört man von Krieg sprechen. Berichte französischer Agenten aus allen Theileü Europa« an die Regierung enthalten dir dem Sinne nach gleichlautende Meldung von der allgemein herrschen den Befürchtung des Kriegs. Die Times führt mit der ihr eigenen logischen Schärfe den Beweis, daß die Rüstungen Frank reichs, besonders zur See, da eS keine Colonien zu überwachen, von keiner Sette einen Angriff zu befürchten hat, die Absicht deS Kaisers, Krieg zu führen, bedeäten. Im englischen Par lament dringen Sachkundige, mit dem See - und Staatswesen Betraute auf VertheidigungSmaßrrgeln, auf Vorkehrungen zur Abwehr einer möglichen Gefahr. Diplomaten ersten Ranges, welche die französischen Zustände beobachten, prophezeien «ine» nahen Krieg, und die europäischen Märkte sagen ihr eindring liches Amen dazu; allein Hr. D'JSraeli in der UnterhauSfitzung > vom 11. Juni antwortet auf die Frage deS eben nicht al« ängst lich bekannten Admirals Charles Napier, ob di« «nglische Regi«- rung in Rücksicht auf die Rüstungen einiger fremden Mächte j ihrerseits nicht ebenfalls rüsten wolle, mit Verspottung der i Furcht einiger Personen vor Krieg in einem Augenblicke, wo j Frankreich und Gnglaüd in schwierigen und zarten Unterhqnd- lungen Zusammenwirken, um den europäischen Frieden zu er- halten. Darüber erstaunt man mit Recht. Nicht alS ob man es nicht wüßte, daß die Reden und Behauptungen deS eng lischen FinanzmintsterS grundlos und für die Gelegenheit be- > rechnet sind, daß er es mit der Wahrheit ebenso wenig genau nimmt al« mit dem Widerruf dessen, was er kurz vorher auf- ! gestellt; allein daß Hr. D'JSraeli die Forderung eines Creditst ablehnt, zu welcher er durch die Interpellation aufgefordert wird, kann nur durch die Versicherung Sir John Pakington'S- erklärt werden, daß England in der Lage ist, jedem Angriffe, zu begegnen, waS als ein gewichtiges Wort in dem Munde eines verantwortlichen Ministers betrachtet wird. ES ist selt sam, daß dieser Ausspruch hier eine günstige Wirkung hervvr- gebracht und daß er dem Geldmärkte wohlgethan hat. Dadurch aber, daß England gesichert und in der Lage ist, jedem Angriffe zu begegnen, ist dem Kriege nur ein Weg versperrt, und Hr. D'JSraeli hat unrecht, die folgerichtige Deutung von Thatsachen zu verhöhnen. ES ist ausgemacht, daß man hier über den Stand und die Ereignisse in Indien durch besondere Agenten aufs genaueste unterrichtet ist, und man glaubt, daß die fran-^ zöfische Regierung auf einen Armenblick schwerer Bedrängniß hofft und wartet, der daS stolze Nachbarland in die Nothwen-, digkeit versetzen würde, die Waffen Frankreichs bis auf einen gewissen Punkt gewähren zu lassen. Bis dahin wird geplänkelt und das französische Bürgerthum an den Gedanken de« Kriegs gewöhnt. Daß man aber bis zu diesem erwünschten Augenblick« selbst günstige Gelegenheiten zum Kampfe vorübergehen läßt und sogar an Friedenswerken mitarbeitet, wird ebenso erklärlich" als staatSklug gefunden. Man erinnert sich bei dieser Gelegen heit an die Sprache der Regierungsblätter, an die Ereignisse und ihre Wendungen und an die Präsidrntenbotschaften vor dem Staatsstreiche. Damals gab es D'Jsraeli'S in Meng«, welche über die Angst gewisser Personen vor der Gewalttat gelacht haben. London, 15. Juni. Iw Oberhaus« frug heute Lord Brougham, ob angesichts der unsicher« Lage Europas die Re gierung die Bemannung der Flott« vorbereite; der Staatssee- retär de« Auswärtigen, Lord Malmesbury, bejahte dies m,t