Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prssnumoranäo. Anzeiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 1SV. Dienstag, den 21. December 188V. 5. Jahrg. Tagesgesthichte. Deutschland. Dein Bundesrath ist jetzt der Gcsammtetat des Reiches für 1881—1882 zugegangen. Derselbe beziffert die Ausgabe auf 588,077,972 Mark; davon fallen 505,282,298 Mark auf fortdauernde und 82,775,674 Mark ans einmalige Ausgaben. Zur Deckung der Gesammtausgaben sind anher den Einnahmen 106,614,431 Mark, 24,943,481 Mark mehr als im Vorjahre, an Matrikularbeiträgen zu erheben. Davon fallen auf Preußen 54,293,478 Mk., auf Bayern 20,841,410 Mk., auf Sachseil 4,156,555 Mk., auf Württemberg 6,126,856 Mk., auf Baden 4,491,928 Rik., auf Hessen 1,336,638 Mk, auf Elsaß-Lothringen 3,095,989 Mk., die übrigen Beträge bleiben unter einer Million. — Auf Grund einer Ordre des Kaisers vom 9. d. werden in den Jahren 1881 und 1882 28,623 Ersatzreservisten erster Klasse bei der Infanterie und den Jägern und 1320 Ersatzreservisten bei der Artillerie zu einer zehnwöchentlichen Uebung bei allen Armee- corps, ausgenommen dem Gardecorps einberufen. Als Zeit für diese Hebungen sind die Herbstmonate bestimmt. Bei jedem Linienbataillon wird für die Dauer der Uebungszeit eine Erjatzreservekompagnie formirt, ivozu als Ausbildungspersonal Linienoffizicre und Unter- officiere kommandirt werden. Oesterreich-Ungarn. Sehr bestimmt spricht man sich in Wien gegen den Gedanken eines europäischen Schiedsgerichts über die griechische Frage aus. Der Gedanke der Errichtung eines euro päischen Schiedsgerichts ist, wie es scheint, von Paris ausgegangen, wie er denn auch vornehmlich in der französischen Presse seine Ver tretung findet. In Oesterreich wendet man dagegen wohl mit Recht ein, daß von einem europäischen Schiedsgerichte doch nur dann die Rede sein könnte, wenn entweder Griechenland und die Pforte diesen Schiedsspruch anriefen und sich demselben zn unterwerfen die Ver pflichtung übernehmen würden, oder wenn die Mächte die schleunige Regelung der griechischen Grenzfrage für ein europäisches Interesse erklärten und bereit mären, einem in dieser Angelegenheit zu fällenden Verbiet nötbigeufnlls gegen Griechenland und die Türkei vollen, selbst materiellen Rachdruck zu geben. Weder stehe aber jene An rufung seitens der betreffenden Parteien in Aussicht, noch sei diese Bereitschaft der Mächte vorhanden, und fehle es somit für das an geregte Schiedsrichteramt der Mächte an allen Voraussetzungen. Frankreich. Die Wühlerei der Communisten in Frankreich gestaltet sich immer gefahrdrohender. Rachrichten sehr ernster Natur sind aus Lyon eingetroffen. Sociulistische Agitatoren haben in den letzten Wochen mit um so größerem Erfolge gewühlt, als Tausende von Arbeitern ohne Beschäftigung sind. Man befürchtet ernste Ruhe störungen. Der Präfect soll bereits der Negierung vorgcschlagen haben, irgend welche öffentliche Arbeiten unternehmen zu lassen, um den beschäftigungslosen Fabrikarbeitern Arbeit zu geben. Am 14. d. M. hieß es, der Minister des Innern wolle sich persönlich nach Lyon begeben. Rußland. Mit dem russischen Neujahr stehen im Czarcnreich große Veränderungen bevor. Der oberste Staatsrath wird, unab hängig vom Czaren, alle Fragen entscheiden, ausgenommen über Krieg und Frieden. Als Präsident wird der Großfürst-Thronfolger eingesetzt, unter den Hauptmitgliedern werden Loris-Melikoff, der Finanzminister und der Kriegsminister sein. Die Fürstin Dolgoruki wird unter dein Titel einer Herzogin von Hollstein-Gottorp zur rechtmäßigen Gemahlin des Kaisers erhoben; ihre Kinder erhalten den gleichen Titel. Der Kaiser selbst will sich von den Staatsge- schäflen zurückziehen und nur noch seiner Familie leben. Dänemark. Wie aus Kopenhagen geschrieben wird, hat der Sturm der letzten Tage geradezu massenhaftes Seeunglück zur Folge gehabt, wobei nicht nur mehr oder weniger als 12 Schiffe, sondern auch zahlreiche Menschenleben verloren gegangen sind. Während in weiten Kreisen sich Alles vorbereitet, das nahe Weihnachtsfest freudig zu begehen, haben die unerbittlichen Naturgewalten so in manche Familien Trauer und Sorge gebracht, was denn auch eine ernste Mahnung für Alle ist, die sich glücklicher Verhältnisse erfreuen, denn — „mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten und das Unglück schreitet schnell!" Lokales und Sächsisches. Zwönitz, 20. December. Mit Schluß dieses Jahres geht die Dienstzeit des dermaligen hiesigen Stadtraths lind Stellvertreters des Bürgermeisters Herrn Mühlengutsbesitzer Johann David Schüller zu Ende. In der am vergangenen Sonnabend, als den 18. d. M., stattgesundenen Stadtgemeinderathssitzung ist Herr Apotheker Leberecht Hentschel von hier mit 9 von 12 Stimmen als Stadtrath und Stell vertreter des Bürgermeisters für die Daner der nächsten sechs Jahre erwählt worden. Herr Stadtrath David Schüller gehörte dem vor maligen Stadtverordnetencollegium in den Jahren 1860 bis mit 1862 nnd 1864 bis mit 1869 als Mitglied an. Während dieser Zeit war derselbe außer Mitglied verschiedener Deputationen Proto- collant bei den Stadtverordnetensitzungen und zwar vom 30. Januar 1860 bis Ende 1862, von Anfang 1864 bis mit 1868 und in dem Jahre 1669 war ihm der Vorsitz in demselben Collegium übertragen. Am 2. Januar 1870 trat Herr Schüller als Stadtrath ein und wurde am 16. Decbr. 1874 aufs neue für die Dauer der nächsten sechs Jahre erwählt, ihm zugleich auch die Stellvertretung des Bürger meisters übertragen. Sonach hat Herr Stadtrath Johann David Schüller 19 volle Jahre der Stadtgemeinde treue Dienste geleistet lind dürfte die Nichtwiederwahl nur auf dessen in letzten Jahren wiederholt eingebrachten Enthebungsgesuche wegen Gesundheits- und häußlicher Verhältnisse zurückzuführen sein. — Bei dem bevorstehenden Weihnachts-Packetverkehr haben die Kaiserlichen Postaustalten auf nachstehend angeführte Punkte beson ders zu achten. Wir wollen nicht versäumen, unsere geschätzten Leser darauf aufmerksam zu machen, um sie vor zeitraubendem Zurecht weisen au den Postschaltern, oder verspäteten Eintreffen der Send ungen an den Bestimmungsorten, wodurch leicht die bezw. bezweckte Weihnachtsfreude verfehlt werden würde, zu sichern. 1. Die Ver- paüung der Packete muß fest und dauerhaft sein. Schwache Schach teln, Cigarrenkisten sind im Allgemeinen zur Beförderung nicht ge eignet, lind dürfen ausnahmsweise „auf Gefahr des Absenders" zur Beförderung nur dann angenommen werden, wenn daraus Störungen für den Postbetrieb nicht zu besorgen sind. 2. Die Päckereien müffen mit einer dauerhaften, deutlichen und vollständigen Aufschrift (Adresse) versehen sein, so daß nöthigenfalls das Packet auch ohne die Be gleitadresse bestellt werden kann. Die Packetadresse mnß alle wesent lichen Angaben der Begleitadresse enthalten; demgemäß bei srankirten Packeten auch den Frankovermerk, bei Packeten mit Postnachnahme den Betrag der Nachnahme und den Namen und Wohnort des Ab senders, bei Eilpacketen den Vermerk durch Eilboten rc. Auch ist insbesondere darauf zu sehen, daß der Bestimmungsort genau, deutlich lind recht groß bezeichnet, lind daß bei Sendungen nach größeren Orten die Angabe der Wohnung des Empfängers sowohl auf der Begleitadresse als auch auf dem Packete selbst angegeben ist. 3. Die Packetaufschrift muß auf den Packeten selbst niedergeschrieben oder an derselben so haltbar befestigt sein, daß sie nicht während der Beförderung durch Zufall abgerissen, oder abgestreift werden kann. Aeltere Aufschriften müssen beseitigt oder unkenntlich gemacht sein. — Die an den Billetcassen der sächsischen Eisenbahnen am 24. December gelösten Tagesbillets haben anläßlich des Weihnachtsfestes verlängerte Giltigkeit bis mit 28. December, das ist also von Freitag