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, für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenleyn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche GerichtsamL Wilsdruff und den ALadLrath daselbst. ^7 1ft. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 3. Februar 1873. Unsere Stadt wird nun bald wieder ihr Stadtmusikchor haben. Es hat sich der jetzige Stadtmusikdirector zu Bischofswerda ent schlossen, mit seinem Chore nach hier übcrzusiedeln. Wir können uns freuen, wieder Musik zu bekommen, sind aber auch unserer Be hörde zu Dank verpflichtet, daß sie die Existenz des neuen Stadtmusik- dircctors durch eine entsprechende Zulage einigermaßen hat sichern helfen; — doch dies hilft nicht genug. —Die Sicherung der Existenz des neuen Musikdirectors liegt zum großen Theile in den Händen der Musik haltenden Gast- und Schankwirthe, sowie der Vergnügungs- Gesellschaften, indem diese so viel als möglich alle fremden Musik chöre fernhalten und in gewissen Fällen lieber manchmal auf einan der warten, als spornstracks nach fremder Musik zu laufen. Nur so wird es möglich sein, die gewiß schwierige Stellung eines Musik directors in einer solch kleinen Stadt wie Wilsdruff zu sichern. Daß unser neuer Stadtmusikdircctor Alles aufbieten wird, uin den Wünschen des Publikums nachzukommen, sind wir im Voraus über zeugt, denn er ist Geschäftsmann, und als solcher weiß er gewiß recht gut, daß es die Anspannung aller Kräfte erfordert, um den An sprüchen der Jetztzeit gerecht zu werden. Dresden, 29. Januar. Ein offiziöser Artikel des „Dr. Jrs." führt aus, daß das Volksschulgcsetz verfassungsmäßig zu publiciren fei. Nach der Vcrfaffungsurkunde ist zur Verwerfung einer Gesetzes- Vorlage Zweidrittelmajorität erforderlich. Gegen das Schulgesetz aber habe die 2. Kammer nickt mit Zwcidrittel-, sondern in Haupt punkten nur mit einer Majorität von 4 Stimmen gestimmt; mithin sei das Schulgesetz nicht verworfen, sondern angenommen und die Regierung nicht blos berechtigt, sondern verfaffungsmäßig verpflichtet, dasselbe zu publiciren. Wenn ein Theil der Presse als angeblich constitutionellen Brauch eine Kammerauflösung fordere, so sei einzu halten, daß die Verfassung nicht durch angebliche Gebräuche modifi- cirt werden könne, sondern constitutionelle Gebräuche sich nach der Verfassung richten muffen. Bei dem Schulgesetz handle sich's in der Hauptsache um Erhaltung bewährter Zustände, nicht um Einführung neuer Prinzipien. Der einzige Hauptdifferenzpunkt sei die von der 2. Kammer verlangte confessioncll indifferente Gemeindcschule; fast alle anderen Differenzen seien Consequenzen dieser Hauptdifferenz. Aber gerade in diesem Hauptpunkte werde durch die Gesetzvorlage nichts geändert, der bisherige Zustand vielmehr aufrecht erhalten. Ueber den Stand der Kasernirung in Sachsen, wofür 1868 der Landtag dem Kriegsministerium einen Vorschuß in der Höhe von 1,400,000 Thlr. zur Verfügung gestellt hatte, giebt das Letztere jetzt dem Landtag Rechenschaft. Es sind seitdem Kasernen in Zittau und Dresden gebaut worden, die für die Infanterie in Zwickau kostete incl. Ausstattung 250,000 Thlr., die Dresdner Schützenkaserne 361,700 Thlr., wozu die Stadt Dresden 30,000 Thlr. zuschoß, Ivie auch Zittau große Opfer brachte. Ein Bataillon zu kaserniren, kostet mindestens 110,000 Thlr. Von Bundcsmitteln sind außerdem seither gebaut worden Hospitäler in Dresden, Rochlitz, Großenhain und Meißen, Exerzierhäuser in Dresden und Freiberg, 2 Heergerälhschup- pen in Dresden, ebenda Magazinschuppen zur Unterbringung von 33,000 Eentner Körner- und 15,000 Centner Rauchfutler, Dienstge bäude für die Commandantur, den Generalstab, das Obcrkricgsgcricht und die Geniedireclion in Dresden, endlich Pnlvcrhäuser in Bautzen und Zittau. Zu Kaserncnzwecken sind keine Bundesmittel vorhanden. Von dem erwähnten Lanbesvorschuß sind 40,000 Thlr. als unver zinsliche Vorschüsse an Rcitergarnisonstädte gewährt worden; außer dem wurden verbaut 199,600 Thlr. für Kasernen in Chemnitz, 95,200 Thlr. in der Pleißenburg in Leipzig, 146,200 Thlr. für Kasernen und Reitschule in Oschatz, 187,000 Thlr. für Kaserne, Exerzierhaus u. s. w. in Freiberg. Gegenwärtig sind noch 7 Bataillone nicht ka- scrnirt: in Zwickau, Plauen, Schneeberg, Kamenz und Meißen, sowie in Marienberg und Freiberg. 1873. Bautzen. Ein entsetzliches Unglück ist in Bohra bei Königs brück geschehen. Als der Hausbesitzer uud Handarbeiter Friedrich Eduard Zückler in der Nacht vom 25. zum 26. v. M. Nachts nach 12 Uhr von einem Schadenfeuer, bei welchem er einige Zeit Wache zu leisten gehabt, nach Hause zurückkehrt, findet er seine Wohnung brennend, das in derselben stehende Bett bereits ganz verkohlt und in demselben sein im 26. Lebensjahre stehendes Weib, sowie sein dreijähriges Kind als Leichname elendiglich verbrannt. Die Entsteh ungsursache des Brandes, sowie Alles Sonstige ist noch unaufgeklärt. Nach der „Voss. Ztg." ist eine Anzahl von circa 30 Männern, angesehenen Bürgern Berlins, meist Repräsentanten der verschie densten Corperationen der Stadt, sowie Vertreter der Studirenden der Universität und der Berliner Akademie zu einem Comitee zu sammengetreten, welches die Vorbereitungen zu einem festlichen Em pfange des Kronprinzen bei seiner Rückkehr nach der Hauptstadt in die Hand genommen hat. Vorläufig hat man sich über die allge meinen Gesichtspunkte des zu entwerfenden Festprogramms geeinigt. Der Kronprinz soll mit Gesang und Musik auf dem Bahnhofe em pfangen werden. Bis zu seinem Palais hin sollen die Studirenden die Sänger, Turner und Gewerke — falls eine solche allgemeine Ve- theiligung zu erzielen ist — ein festliches Spalier bilden. An die Bürgerschaft soll die Aufforderung zn einer allgemeinen Illumination ergehen; die Studirenden beabsichtigen, dem Kronprinzen einen Fackelzug zu bringen. Vom Provinzial-Schulcollegium gedenkt man den Ausfall des Schulunterrichts an diesem Tage zu erlangen. Aus dem Ertrag einer Sammlung soll dem Kronprinzen ein bleibendes Andenken an seine Genesung gestiftet werden. Ueber die Form des selben, ob ein Kunstwerk oder eine Stiftung, wird der Ertrag der Sammlung entscheiden. Von den 10 Millionen Thalern, welche im Militäretat für 1874 von der NeichSrcgierung für das Ordinarium verlangt werden sollen, fallen drei Millionen auf die Erhöhung der Gagen für die Unteroffiziere und 7 Millionen in runder Summe auf die Verbesser ung der Verpflegung für die übrigen Mannschaften. Es ist also pro Kopf eine Erhöhung von 25 Thlrn. beantragt, demnach statt der Summe von 225 Thlrn. für jeden einzelnen der 400,000 Friedens- soldalen die Summe von 250 Thlrn. festgesetzt worden. Der deutsche Reichskanzler hat dem Bundesrath mitgethcilt, daß der frühere Entwurf einer Strafproceßordnung für den Nordd. Bund die nöthigen Erweiterungen erhalten hat, um als Entwurf einer Strafproceßordnung für das gesammte deutsche Reich dienen zu kön nen. Der Bundesrath wird diesen neuen Entwurf durch eine Com mission hervorragender Juristen prüfen lassen. Die Tischlergesellen in Berlin haben voriges Jahr eine schöne Zulage an Arbeitslohn und eine erhebliche Kürzung der Ar beitszeit erlangt und verlangen jetzt eine neue Herabsetzung der Ar beitszeit auf 8^2 Stunden und eine Erhöhung des Lohnes um 33'/, PC. Nicht nur die Meister, sondern alle Berliner fragen: wo soll das hinaus? Man kann ja kaum mehr Tisch, Stuhl und Bett für sein Kämmerlein erschwingen. In Berlin sind gegenwärtig sämmtliche Krankenhäuser überfüllt. In der Charitee allein liegen 4000 Kranke. Paris. „Avenir National" meldet: „Außer dem Lager von Avor, welches in Kurzem vollständig eingerichtet sein wird, und dem von Charlos, an dessen Instandsetzung rüstig gearbeitet wird, beab sichtigt der Kriegsminister, noch zwei andere ausgedehnte Lager in der Umgebung von Marseille und von Lyon zu errichten. Der Kriegs minister trifft außerdem seine Anstalten, daß Frankreich nächsten April vier große Armeen von 100- bis 110,000 Mann zum mindesten zur Verfügung habe. Sie würden Ost-, West-, Süd-Armee und Armee de« Centrums heißen. Jede würde aus drei Corps bestehen und jedes Corps aus drei Divisionen Infanterie und einer Division Ca- vallcrie." Dem „Stcphanoks" zufolge herrscht in der Waffenfabrik von St. Etienne in Folge von bedeutenden Bestellungen des Staates eine große Thätigkcit. Man fabricirt im Augenblicke hauptsächlich Dienstag, den 4. Februar