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2». Juni L8S7 Nr 141 Deutsche Mgeuieiuc Zeitung Wahrheit u«d Recht, Freiheit und Erseh 1 sind, ist eine andere Frage. (Frkf. I.) Pläne zu diesem großen Prachtbau liegen bekanntlich bereits seit Jahren vorbereitet da. Im Fall des Angriffs der Arbeiten am Bau des hiesigen neuen Doms würde auch die mit demselben in Verbindung stehende Halle der Königsgräber fortgebaut werden. — In einem Artikel der National-Zeitung von der Elbe vom 16. Juni heißt es: „Was wird der Bund thun? Er wird gewiß gern auf alle Vor schläge, die ihm Preußen und Oesterreich machen werden, eingehcn. Denn daß die Sache der Herzogthümer, einzelne wenige Bundesstaaten aus genommen, allen mittler» und kleinern deutschen Mächten am Herzen liegt, kann Niemand bezweifeln, der den Unmuth derselben über die Kriegführung der Jahre 1848 und 1849 und über die Unterhandlungen des Jahres 1851 beobachtet hat. Wsr sind begreiflicherweise nicht gemeint, den deutschen Fürsten und ihren Ministern ihre fernere Haltung vorzuschreiben; aber Das dürfen wir uns wol erlauben, unsere Ansicht über Das, was zunächst noch- thut, zu äußern. Und da wäre cs, unserer unmaßgeblichen Meinung nach, am zweckmäßigsten, wenn der Bundestag sofort die Zurückscndung der hol- steinischcn Truppen aus Kopenhagen, die ja das deutsche Bundescontingcnt zu bilden berufen sind, foderle. Den Offizieren und Unteroffizieren in die sen Bataillonen, zum größten Theil geborenen Dänen, müßte es natürlich freistehcn, in Dänemark zu bleiben. Gleichzeitig müßte Holstein und Lauen- burg von den dänischen Truppen, die biejetzt daselbst liegen, geräumt wer den. Geht Dänemark auf diese Federung nicht ein, so müßten Bundcs- truppen sofort die Herzogthümer Holstein und Lauenburg besetzen, sowie dem Holstein-lauenburgischen BundestagSgcsandten seine Creditivc zurückgc- sendet werden müßten. Dies scheint uns das Erste zu sein; die andern Beschlüsse des Bundestags könnten dann nach und nach folgen." Elberfeld, 16. Juni. Seit gestern ist unsere Stadt in seltener Un ruhe. Die Färber, deren in den hiesigen Fabriken einige Tausende leben, haben sich von ihren Fabrikherren einen höhcrn Lohn ausbedungen, und hierauf, als sie denselben nicht gewährleistet bekamen, ihre Arbeit einge stellt. Heute früh arbeitete man noch in einigen Fabriken, namentlich in der größten und bedeutendsten, der Dunkelbcrg'schen, weil die dazu gehöri- gen Arbeiter wol am humansten behandelt wurden und weil der Sohn des Hauses, dessen Acltern abwesend sind, den Leuten zugesagt, durch den Te legraphen vom Vater Abbestellung der Beschwerden zu erbitten. Da heule Mittag noch keine Nachrichten von auswärts eingclaufen waren, sollen nun auch diese Arbeiter, von Andern aufgcwiegclk, ihr Werk eingestellt haben. Es ist nicht abzusehen, wohin uns die Brotlosigkeit so vieler Familien füh ren wird. Sehr beklagcnswerth bleibt die Verblendung dieser Arbeiter; in dessen ist sie hervorgcrufen durch die Versammlungen von Fabrikherren, welche ähnliche Beschlüsse fassen. Was dem Einen recht ist, muß dem Andern billig sein; deshalb har denn auch die Polizei bisher Anstand ge nommen, sich in diese Angelegenheiten zu mischen. Ob sie nicht später ein- schreitcn muß, wenn die Köpfe durch Verdruß und Trunkenheit verwirrt Zu beziehen durch alle Postämter des I»- und Auslandes, sowie durch die Srpedition in Leipzig (Querstraße Rr. 8). Preis für das Bicrteljahk I'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Ministerium« dürften, wie man Hörl, die meisten der gegenwärtig von Berlin abwesenden Minister in diesen Tagen hier eintreffcn. Der Minister präsident v. Manteuffel wird am 21. Juni aus der Niederlausitz hier zu rückerwartet. Es handelt sich in dieser Sitzung des Staatsministeriums nach den Andeutungen in hiesigen namhaften Kreisen vornehmlich auch um eine innere Angelegenheit. — Die ablehnende Antwort des dänischen Ka bine ts auf die Fodcrungen der deutschen Großmächte war, wie wir hören, gestern noch nicht übergeben worden. Was Preußen und Oesterreich nach der wirklich erfolgten Ablehnung thun werden, ergibt sich von selbst aus den jüngsten Depeschen derselben in der holsteinischen Frage. „Sollte un- scrc Auffassung der Erklärungen des kopenhagcner Cabinets den Absichten desselben wider Verhoffen nicht entsprechen", heißt es ausdrücklich in der preußischen Depesche, „so würden wir alsdann darauf rechnen dürfen, eine weitere Aeußcrung hierüber zu erhallen, und es würde danach Gegenstand fernerer Erwägung bleiben müssen, inwiefern wir uns unter solchen Um ständen doch verpflichtet halten müßten, die Sache dem Bunde vorzulcgcn." Die Erklärung in der Oesterreichischen Correspondcnz, daß Oesterreich und Preußen in der Holstein-lauenburgischen Angelegenheit vollkommen einver standen seien und Hand in Hand vorschreiten würden, hat hier große Be friedigung hervorgerufcn, da man in den hiesigen Kreisen allgemein der Meinung ist, daß nur ein Zusammengehen der beiden deutschen Großmächte in dieser Deutschland so lief berührenden Sache einen sichern Erfolg ver spreche. Dänemark hat durch die Ablehnung der gemäßigtsten Wünsche Preußens und Oesterreichs vor aller Welt offen dargethan, daß es ein wirk liches Zugeständniß nie beabsichtigt habe und daß das in der Depesche vom 15. Mai Gebotene lediglich eine Schale ohne Kern sei und nach der ko- pcnhagencr Auffassung dies auch nur sein solle. Deutschland hat sestzu- haltcn, daß die Fodcrungen seiner Großmächte das Minimum von Recht iusichfassen, welches von Seiten derselben in Anspruch genommen worden ist. Besonders fällt aber dabei in die Wagschale, daß cs sich nicht nur um Rechte der Stände der Herzogthümer handelt, sondern um Rechte, welche der Deutsche Bund zu vertreten die Verpflichtung, mithin auch die Berechtigung hat. Die deutsche Nation vertraut daher mit Recht, daß der Ausspruch der Organe der dänischen Presse: „Die deutschen Mächte wür den sich nach geschehener Abweisung ihrer Fodcrungen wol schwerlich be eilen, von Worten zu Thatcn überzugehcn", durch die Lhatsachcn werde zuschanden gemacht werden, durch Thatsachcn, die sich gegenwärtig als un umgänglich darstellen. — Es ist hier eine Schrift unter dem Titel „Ruß land Hal allein noch die Wahl" erschienen. Diese social-politischen Be trachtungen haben einen Livländer, den Frhrn. Ernst v. Nolcken, zum Ver fasser. In der Schrift will derselbe der angeblichen Gefahr begegnen, daß auch in Rußland reine Theoretiker sich der Tagcsfragen bemächtigen. — Die von der gemischten Deputation der beiden hiesigen städtischen Behör den gepflogenen Berathungen in Betreff der Aufhebung der Wucher - gesetzt sind nunmehr sämmtlich gedruckt» und den Mitgliedern der hie sigen Stadtverordnetenversammlung übergeben worden. Vorgestern fand eine außerordentliche Sitzung der betreffenden Kommission dieser Versamm lung zum Behuf der weitern Beralhung über diesen wichtigen Gegen stand statt, welche heute der Gesammtheit der Stadtverordneten Vorge lege werden soll. Für eine Abänderung der jetzigen Wuchergcsctze, wie die gegenwärtigen Verhältnisse es erheischen, scheinen sich fast Alle auszusprechen. Fraglich ist es jedoch, ob sich eine Mehrheit für die gänzliche Aufhebung dieser Gesetze Herausstellen wird. — Der Bau des hiesigen neuen Doms ! scheint gegenwärtig ernstlich in nähere Erwägung gekommen zu sein. Man will wissen, daß den beiden Häusern des Landtags in der nächsten Sitzungs- Periode eine Vorlage in dieser Beziehung werde vorgelegt werden. Die — Man meldet der Kölnischen Zeitung aus Bochum vom 10. Juni: „Eine grauscnerregendc That bildet gegenwärtig das Stadtgespräch. Eine benachbarte Familie besuchte am vorigen Sonntag die hiesige Voedc mit ihrem achtjährigen Kinde, um die Vorbereitungen zu dem bevorstehen den Schützenfeste anzuschen. Im Gewühl der neugierigen oder bctheiligten Menschenmenge verliert sich das Kind und ist trotz alles Suchens seilens der bekümmerten Acltern nicht wieder aufzusindcn; selbst der öffentliche Aus- ruf in der Stadt führt zu keinem Resultat. Und heute findet man die Leiche des vermißten Kindes ohne Kopf in einem nahegelegenen Wäldchen." Baiern. /X Aus Baiern, 16. Juni. Der seit dem Anfang des November v. I. hier tagende Gesetzgebungsausschuß unserer Abgeord netenkammer hat vor wenigen Tagen — wol veranlaßt durch den Vorgang des Ausschusses der Kammer der Reichsrälhe, welcher die seinen sofort der Oeffcntlichkeil übergab — ebenfalls begonnen, seine Protokolle zu publiciren. Daß dieselben wol geeignet sind, die Aufmerksamkeit nicht nur innerhalb Baierus zu erregen, sondern daß die Erörterung namentlich einiger der zu erledigenden Fragen, sowol von theoretischem wie von praktischem Stand punkt aus, auch für weitere Kreise von Interesse sein muß, darf umso mehr geglaubt werden, als es nicht nur anerkannte juridische Notabilitätcn, sondern auch die freimüthigstcn und unabhängigsten Mitglieder der Kam mer sind, welche diese Verhandlungen pflegen. Die Aufgabe des Aus schusses ist bekanntlich die Ausarbeitung einheitlicher, allgemein gültiger Gesetzbücher für das Königreich, in welchem bisjctzl, nach Maßgabe der demselben cinverleibtcn Landstriche, mehr als 50 verschiedene Rechte gültig ! sind; eine Ausgabe, welche schon die 1818 gegebene Verfassung verheißen, ! und die trotz oftmaligen Andrängcns der Kammern immer verzögert wor- den war. Nach der Geschäftsordnung des Landtags hat der Gesetzgebungs ansschuß, eigens für diesen Zweck und in verstärkter Zahl aus der Kam- Jnsertionsyebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. Frankfurt a. M„ 17. Juni. Wenn es auch selbstverständlich nicht zu bezweifeln ist, daß die Aufnahme, welche die Anschauungen Oesterreichs und Preußens über die Ordnung der holstein-lauenburgischcn An gelegenheit in Kopenhagen gefunden haben, eine Entscheidung amBund nur beschleunigen kann; wenn cs ferner Thatsachc ist, daß man sich in den bundestäglichcn Kreisen bereits lebhaft mit dieser Eventualität beschäf tigt, so scheint eine Zeitungsangabc denn doch dem Gange der Dinge vor- zugreifen, welche eine formelle Behandlung derselben schon für die morgige Bundestagssitzung in Aussicht stellt. Bis heute wenigstens ist hierüber noch nicht- festgcstellt. Die kopenhagcner Politik scheint eben denn doch immer auf die Möglichkeit einer Einmischung des Auslandes zu zählen, obwol sie schon einmal eines Andern belehrt wurde. Vielleicht wird ihr noch einmal eine solche Lehre zuthcil. Die vor zwei Tagen erfolgte Ab reise des Grafen Monlessuy, des Gesandten Frankreichs bei dem Bund, nach Paris, soll wirklich im Zusammenhang mit der Holstein-lauenburgischen Frage stehen. (Allg. Z.) Preußen. tBerlitl, 18. Juni. Zu einer Sitzung des Staats- Sonnabend. KeiPziH- Die Zeitung e rscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Nachmit tags für den folgenden Tag.