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k>,m 2. Jahrgang, Nr. 274, Seite 3 Ar. 274, 84. Jahrgang Mittwoch, den 23 Aovember 1SZ2 pulsucherDtgettatt vezlrksanzelger enklich nu zuzügl. I Fernsprecher: Amt Pulsnitz 18. IxOl, I Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz. I Postsch.-Konto: Dresden 11764. Erscheint an jedem Werktag nachmittags 3 Uhr Anzeigm-Krundpreise: Dl« 4t mm breite Zeile Moffes Zeilenmesser I4> 1 mm Höhe tll Rpfg.; amtlich I mm Sü Rpsg.t Reklameteil 1 mm 20 Rpsg. Tabellarischer Satz SV"/, Aufschlag. zu kontrollieren, wir stehen im wesentlichen selbst Großstadt- zeitungcn nicht nach. Bank-Konto: Commerz, und überlegeneSchneMgkeilunser^. " P l-ntz Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Be zieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Rückzahlung. Eanzlägiger I '^dienst D nnseohea- M dauernu Bei EinziehUn^r^^-^ durch Klage oden»UIkUUg Bergleichsfalle kommen Rabatte in Wegfall. — Bi vormittags eingehende Anzeige« den noch am gleichen Tage Ausnahme. Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt In Verbindung mit der Nebenausgabe „Ohorner Tageblatt", Hauptblatt, älteste und meistgelesene Zeitung im Bezirk Pulsnitz, umfassend die Orte Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hau?- walde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundo f, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Tägliche schnellste Berichterstattung über das Geschehen in der engeren Heimat, in Deutschland und im Ausland. Nachrichtendienst durch ganztägigen fast ununterbrochenen Funkdienst der Telegraphen-llnioa Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Verlag: Pulsnitzer Tageblatt, G. m. b. H., Pulsnitz — Druck: A. Pabst, Königsbrück. Schriftleiter: I. W: Mohr in Pulsnitz Hindenburg-Auftrag für Hitler undurchführbar? Im Hintergrund: Beauftragung des Zentrumsführers Kaas mit der Bildung eines überparteilichen neutralen Kabinetts — Der Widerstand Frankreichs gegen die Gleichberechtigungsforderung Deutschlands unerschütterk Heute nachmittag Hitlers Entscheidung Amtliche Bekanntmachungen im Anzeigenteil Das Ergebnis der Lausanner Konferenz in Frage gestellt? Französische Erörterungen über die Kriegsschuldenfrage Paris, 23. Nov. (Funkmeldung) Der aus London zurückgekehrte ehemalige Finanzminister Flandin gewährte einem Vertreter des „Echo de Paris" eine Unter redung, m deren Verlauf er u. a. erklärte, England nicht mit einer Ab- leynung des an die Vereinigten Staaten ge richteten Gesuchs um Zahlungsaufschub rechne. Wenn Amerika aber einen abschlägigen Be scheid erteilen würde, müsse unter Umständen die Lausanner Konferenz wieder einberufen werden. Eine ähnliche Warnung erteilt die radikal- sozialistische „Ere Nouvelle", die erklärt, Frank reich werde zwar seinen Verpflichtungen nach kommen, wenn ihm kein Zahlungsaufschub gewährt werden sollte, aber wenn Frankreich zahle, werde es vielleicht erklären, daß das Lausanner Abkommen noch nicht ratifiziert sei. Das würde den amerikanischen Bankiers hoffentlich zu denken geben. Vor Gandhis Freilassung? London, 23. Nov. (Funkmeldung) Der Bombayer Berichterstatter des „Daily herald" berichtet, daß der indische Vizekönig zur Zeit die Freilassung Gandhis unter ge wissen Bedingungen erwäge. Mehrere Be rater des Vizekönigs setzten sich für eine be dingungslose Freilassung ein mit der Begrün dung, daß Gandhi jederzeit wieder verhaftet werden könne, wenn er die Ungehorsamkeits bewegung fördere. Berlin, 23. Nov. (Funkmeldung) Die Antwort auf die Rückfragen Hitlers ist am Dienstagmittag um 1Z.ZÜ Uhr überreicht worden. Sie geht sehr ausführlich auf Hitlers Rückfragen ein, enthält aber keinen Termin für eine endgültige Stellungnahme Hillers. Wie verlautet, liegt die Antwort des Staats sekretärs Meißner an Hitler in der Linie, daß der Gedanke einer Präsidialregierung es aus schließe, daß sie von dem Führer einer politi schen Partei gebildet werde. Ls käme daher nur in Frage, den Versuch zu machen, eine Regierung auf parlamentarischer Grundlage zustande zu bringen, daß also für das beabsichtigte Programm wenigstens eine tolerierende Mehrheit gefunden werde. In einer Unterredung hat Or. Schacht er klärt, es gebe nur einen, der heute Reichskanz ler werden könne, und das sei Adolf Hitler. In gut unterichteten und der Reichsregie rung nahestehenden Kreisen verlautet, daß nach einem etwaigen Scheitern des Versuchs Hitlers der Reichspräsident sich an den Zen trumsführer Prälaten Kaas wenden wird. Diese Auffassung bestand von vornherein. Sie wird aber jetzt insofern ergänzt, als man da hin neigt, anzunehmen, daß ein neuerlicher Versuch mit einem ausgesprochenen Sondie rungsauftrag, wie er Hitler zuteil wurde, mit Prälat Kaas nicht mehr gemacht wird. Man nimmt vielmehr an, daß, wenn es erforder lich wird, Prälat Kaas mit dem Versuch der Zusammenstellung eines über parteilichen,neutralen Kabinetts betraut werden würde. Dabei wird der Reichs präsident auch dann keinesfalls von den Richt linien abgehen, die er seinem Ersuchen an Hitler zugrunde gelegt hat und die auch, wie versichert wird, in der Beantwortung der Rückfragen Hitlers mit aller Unzweideutigkeit nusrechterhalten worden sind. Die hier und da erörterte Fage, ob derartige Richtlinien, d. h. Bedingungen für die Kabinettsbildung, nicht über die verfassungsmäßige Kompetenz des Reichspräsidenten hinausgehen, wird in den dem Büro des Reichspräsidenten nahe stehenden Kreisen mit aller Entschiedenheit verneint. * Hitlers Stellungnahme erst für heute nach mittag zu erwarten Berlin, 23. Nov. (Funkmeldung) Adolf Hillers Stellungnahme auf das gestrige Schreiben des Slaalsfekrelärs Or. Meißner ist, wie von zuständiger national sozialistischer Seite mikgeleilt wird, erst für die heutigen Rachmittagsstunden zu erwarten. Die letzte Entscheidung, wie Hitlers Stel lungnahme ausfallen wird, ist noch nicht ge fällt. Es wird noch in der Leitung der NSDAP, darüber beraten. Grundsätzlich dürfte aber schon so viel feststehen, daß Hitler auch jetzt den Auftrag des Reichspräsidenten nicht direkt ab lehnen, sondern daß er nur feststellen wird, daß Hindenburgs Auf trag in der erteilten Form nicht durch führbar ist. Wahrscheinlich werden dann noch Gegenvorschläge gemacht werden, die aber dem Sinne nach wieder darauf hinaus laufen dürften, daß Hitler mit der Bildung eines P r ä si d ia l k a b i n e t t s beauftragt werden will, was jedoch nach dem Standpunkt des Reichspräsidenten nicht möglich ist. Die Entscheidung dürfte also Hindenburg zuge schoben werden, der sich voraussichtlich durch das Antwortschreiben Hitlers veranlaßt sehen dürfte, festzustellen, daß Hitler die Durch führung des ihm vom Reichspräsidenten er teilten Auftrages für unmöglich erklärt, damit also den Auftrag ablehnt. Der englische Kriegsminister für die Zusammenarbeit mit Amerika London, 23. Nov. (Funkmeldung) Der englische Kriegsminister Lord hail- sham erklärte auf einem Essen zu Ehren des neuen amerikanischen Generalkonsuls in Lon don, es sei noch niemals so wichtig gewesen, daß Amerika und England sich gegenseitig ver ständen. Sie seien in den Jahren 1917/18 zu sammengegangen, „um die Zivilisation vor der Zerstörung zu schützen". Jetzt sollten Amerika und England, die beiden größten Gläubigerstaaten der Welt, wiederum zu sammenstehen, um die Wirtschaft der Welt vor einer sicheren Katastrophe zu retten. * Zwischen Herriot und einem Sachver ständigen für die französische Italien-Politik fand eine lange Unterredung über die Ände rung der Haltung Frankreichs gegenüber Italien statt. Englische Kreditverhandlungen in Reuyork London, 23. Nov. (Funkmeldung) Wie die „Financial News" aus Neuyork meldet, find dort Verhandlungen zur Auf nahme eines Kredites für England eingeleitet worden, um das Pfund zu stützen, weil die im Dezember fälligen Kriegsschuldenzahlun gen doch geleistet werden sollen. Der Kredit werde gegen Gold gegeben, das in London bleiben soll. Ein Konsistorium amerikanischer Bankiers habe sich zur Befriedigung der eng lischen Wünsche bereiterklärt. Urheber-Rechtsschutz: Drei-Quellen-Verlag, Königsbrück/Sa. 51. Fortsetzung Der Kommandant auf der Kommandobrücke sieht dem Kabel nach, das aus etwa hundert Meter Entfernung von einer schwer verankerten Boje kommt. Die letzten zwanzig Meter ist das blitzende Metallkabel mit einer starken Kautschukschicht überzogen. Der Kommandant wartet. Nichts geschieht. Stunden vergehen. Nichts geschieht. Doch ... eins geschieht. Das Meer wird ruhiger. Es wird Nacht. Der Mond liegt gespenstisch über dem Wasser. Alles wartet. „Hall arbeitet! Das Werk hat begonnen!" Der Ruf geht durch die Welt, und die Menschen halten den Atem an. Der Tag vergeht. Nichts ereignet sich, aber eins klingt tröstend allen Herzen zu. Die Flut ist nicht gestiegen. Das hämmert sich in alle Herzen ein, läßt Hoffnung aufkommen. Die Flut ist nicht gestiegen. Wieder kommt ein Tag. Neue Sturmfluten rasen heran, aber es ist, als wenn sie über das Kabel nicht kommen. Sie sinken förmlich in sich äusammen. Die Besatzungen der Kriegsschiffe, die sich in der Nähe der Kabellinie aufhalten, sehen plötzlich, wie sich an ein zelnen Stellen aus dem Wasser der weißliche Nebel bildet, der förmlich am Wasser zu kleben scheint. Da geschieht das unbegreifliche Wunder. Aus dem Meere wächst an einzelnen Stellen Land empor. Rasender Jubel klingt gen Himmel, Mannschaften und Offiziere umarmen einander. „hall siegt!" schreit man. „hall siegt!" Die Regierungen der betroffenen Länder warten in fieberhafter Spannung. Endlich klingt eine Nachricht durch den Äther, die ihnen wie eine Himmelsbotschaft vorkommt: Dämme wachsen aus dem Meere! Das unbegreifliche Wunder ist geschehen, und ein Mensch hat das vollbracht! Die Flut sinkt. Die Flut sinkt trotz aller Wassermassen, die sich weiter heranwälzen. Die Flut rollt zurück aus den Ländern. Das Dankgebet einer ganzen Welt steigt gen Himmel. * Und eine Frau betet aus tiefstem Herzen. Maren! Schill, selbst dem Erschöpftsein nahe, trifft sie im Gebet. „Er siegt!" spricht er keuchend. „Er siegt ... aber ... er ist bald mit seinen Kräften zu Ende." Sie richtet sich empor und fragt bebend: „Kann man ihm nicht helfen?" „Nein, er muß das Werk allein tun. Das Werk kann ohne ihn nicht sein- Er ist das Werk!" Er besinnt sich, dann sagt er leise zu Maren: „Wollen Sie ihn sehen . . . in . . . seinem Werke?" „Jal" drängt sie. „Aber ... Sie müssen stark sein ... Maren! Sie müssen ihr Herz fest in den Händen halten." „Ich bin stark, Schill!" sagt sie fest mit leuchtenden Augen. Er führt sie hinunter in den hohen Raum. In dem Raum steht die große Kugel, die wohl sechs Meter hoch ist. Die Kugel sieht rot aus, als glühe sie. Wie Glas erscheint sie Maren. Sie tritt näher. Ihre Knie zittern. Durch die Kugel sieht sie die Um risse eines Menschen, der mit hocherhobenen Armen dasteht. Wie das Bild eines Gekreuzigten wirkt es. „hall ... hall!" stöhnt sie. „Wo ist hall?" „Dort in der Kugel!" zwingt Schill mühsam über die Lippen. „Sehen Sie ihn nicht, dort steht er, dort opfert er sich, und mit seinem Leibe, mit seinem Ich, zwingt er die Kräfte des Kosmos, die Kräfte der Erde in seinen Dienst. Tot ist die Kugel. Er gibt ihr Leben und Kraft ... durch sich!" Maren ist im tiefsten Innern erschüttert. Das Grauen in ihr wird von einem heißen Erbarmen abgelöst. „Das kann ... das kann doch kein Mensch!" weint sie auf. „Oh ... er kann's ... zwanzig Stunden am Tage steht er dort drin. Zwingt die Kräfte durch sich zum Aufbau. Maren ... sieht er nicht aus, als sei er der Gekreuzigte selber? Maren ... ich habe erst jetzt verstanden ... was es für die Welt bedeutet hat ... als man ihn, des Schöpfers Sohn, kreuzigte, daß er der Welterlöser ward! Kommen Sie, Maren ... ich kann den Anblick kaum ertragen ... und Sie sind ein Weib." Förmlich mit Gewalt zwingt er sie hinaus.