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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.06.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110623028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911062302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911062302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-23
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Tel.-Anschl. 14 692 l«acht.»schl,U 14 693 14 694 Amtsblatt des Aales und des Aolizeiamlcs der Ltadt Leipzig. Anzeigen Preiö für Inserat» au» Leipzig und Umgebung di« lspaltig« Pettt,eile lSPs.^dte Neklame- ,eil« l Mk.. von au»wärt» M Pl, Neklamen LÄ> Mk.. Inserate von Behörden im amt lichen Teil di« Petitzeil» 50 Bi. S«lchäst»an,etg«n mil Blatzoorlchrtften u. in der Abendausgabe »m Preise erhöht. Nabatt nach Taris. Letlagegedühr Gesamt auslag« 5 Mk. p Taulenb erkl. Postgebühr. Tetlbeilage Höher. Festerteilt« Aufträge können nickt jurllck- aerogen werden. Für da» Erscheinen an oeftimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme. I«d«,ni»,asle 8, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Llpeditionen de» In- und Aurlanbe». Druck und Verla« de» U»»»»i,rr I«,«- blatte» S. Volz. Inhaber: Baut Kürste». NedaNioa und Leschistsstell«: Iohannisgass« 8. -a»pt» Filiale Dresden: Seestratz« < l (Telephon 4620. Nr. 172. 105. Jahrgang /rettsy, üen 23. Hunt lSN. Die vorliegende Aufgabe um,aßt 6 Seiten. Eine Msrokkllüevatte in üer lpsniichen Kammer. Ain Donnerstag wurde Canalejas von den Re publikanern der spanischen Kammer wegen des Vor gehens Spaniens in Marokko interpelliert. Die Be fürchtungen, es drohe eine Gefährdung des Friedens, suchte der Ministerpräsident durch die Bekundung des Wunsches zu entkräften, daß eine Politik intimer Herzlichkeit mit Frankreich notwendig sei. Konjlikte betrachtet er nicht als ausgeschlossen, aber er hofft, daß deren friedliche Lösung möglich sei. Ueber den Verlauf der Sitzung berichtet der Draht: Madrid, 23. Juni. (Eig. Drahtmeld.) Der Re publikaner Soriano interpellierte gestern in der Kammer die Regierung über das Vorgehen Spaniens in Marokko. „Warum gehen wir nach Marokko", fragte er, „da wir nicht wissen, welche Rechte wir in Afrika haben?" Der Republikaner Rodes erklärte, die Ausschiffung von Truppen in Larrasch, zu der Spanien durch leinen Vertrag er mächtigt sei, bedeute in den Augen Europas den ersten Schritt zur politischen Isolierung. Der Re publikaner Ascarate sprach sich gegen jeden Ge danken einer Eroberung von Marokko aus. Spanien dürfe seine vertraglich eingegangenen Verpflichtungen nicht verletzen. Ein Krieg bedeute den Ruin Spaniens. Der Sozialist Iglesias meinte, daß die Lage jetzt viel schlimmer sei als zur Zeit der Kämpfe bei Melilla, da die Mauren jetzt von den Franzosen getrieben wür den. Amado, der Direktor der „Correspondenzia Militär", betonte, das marokkanische Problem sei auch Las Problem der nationalen Inte grität Spaniens. Der frühere Minister Villa- nueva erklärte, bevor Spanien den Teil der Küste Marokkos erobere, wo Larlasch 'iege, sollte es sich den Besitz desjenigen Teiles sichern, in dem es sich be reits befinde. Man müsse jedenfalls bedacht sein, dag aus der zwischen Marokko, Spanien und Frank reich schwebenden Frage nicht eine europäische Frage werde. Der Ministerpräsident Canalejas erklärte, es gebe weder einen Konflikt noch selbst eine Schwierig leit zwischen Frankreich und Spanien. Setzen wir die Politik intimer Herzlichkeit mit Frankreich fort! (Beifall.) Bevor wir nach Larrasch gingen, haben wir es den Mächten mit geteilt. Der Ministerpräsident verlas die betreffende Mitteilung und fuhr fort: Eine hohe französische Per sönlichkeit sagte, wenn ein von einem spanischen oder französischen Offizier befehligter Tabor angegriffen wird, mutz von der betreffenden Macht eine Landung vorgenommen werden. Wenn in Tetuan gelandet werden mutzte, konnten Lies nur die Spanier tun. In Melilla müssen wir zum Schutze gegen die An griffe kriegerischer Stämme kleine Verteidigungen anlegen an Stellen, die dazu geeignet sind, deren Besetzung aber sonst kerne Bedeutung hat Gerade das geht auch in Larrasch vor sich. Die Negierung wird die Algecirasakte achten. Canalejas betonte des weiteren die Redlichkeit der Absichten Spaniens. Die Ereignisse hätten zu der Landung in Larrasch genötigt, Spanien wolle aber keinen ein zigen Schritt vorwärts aus Las marokkanische Gebiet unternehmen. Wenn man das behaupten würde, oder, Latz eine Besetzung von Arzila beabsichtigt sei, könne er nur versichern, Latz beides gänzlich falsch sei. Nun führten gewisse Leute Lie Möglichkeit internatio naler Konflikte an. Es sei sehr wohl möglich, Latz die Konflikte sich freundschaftlich lösen liegen dank der bnnrr kistos Spaniens. (Beifall.) Der Sozialist Iglesias erwiderte dem Minister, indem er nochmals behauptete, es handle sich um eine Teilung Marokkos. Canalejas erklärte aber, es handle sich weder darum noch um etwas Aehnliches. — Darauf wurde die Sitzung geschlossen. Nachklänge zum Lonüoner kcönungstsye. Loudon, 23 Juni. (Eigene Drahtmeldung.) Das Schauspiel in der Abtei war von wunder barer Pracht. Der Glanz der Roben des Adels, der Toiletten der Damen, die vielen militärischen und Hofuniformen, das alles vereinigte sich zu einem ein drucksvollen Bild von vollkommener Schönheit. Im Chor Les südlichen Längsfchiffes satzen die Mitglieder des diplomatischen Korps, unter ihnen der Botschafter Graf Wolff-Metternich, in der Robe des Viktoria-Ordens mit dem Erotzkreuz dieses Ordens. Gegenüber befanden sich die Plätze der fremden Fürstlichleiten. Nach dem Einzug der Mitglieder des Königlichen Hauses war die Abtei bis auf den Raum vor dem Altar völlig gefüllt. Das ganze Bild konnte keinen würdigeren Rahmen finden als die edle Ar chitektur der Abtei, deren Wirkung durch keinerlei Ausschmückung beeinträchtigt war. Bewundernswert war die Leitung der Feier und die Ordnung, in der sich alles vollzog. Zeder Teil des Aktes kam so zu voller Geltung. Die mehrfach wiederholten Huldi gungsrufe Ooci savo kins Osorxs er klangen in buchstäblicher Einstimmigkeit wie von den Lippen eines gutgeschulten Chors. In würdevoller LVeise entfaltete sich die Handlung der Krönung und Huldigung. Sichtlich bewegt war der König, als der Prinz von Wales als erster Peer des Reiches die Huldigung leistete. Er drückte dem Sohne die Hand und kützte ihn. Tiefen Eindruck machte die vollkom mene Würde des Königs und der Königin während der feierlichen Handlung. Als der königliche Zug die Abtei verliess, durchbrausten mächtige Hurras für die Königin, den König und den Prinzen von Wales die Kirche. Eine ähnliche Begrützung wurde ganz spontan denk deutschen Kron prinzen zuteil. London, 23. Juni. (Eigene Drahtmeldung.) Die Zeitungen weisen bei der Beschreibung des gestrigen Tages allgemein auf den herzlichen Empfang hin, der dem deutschen Kronprinzen von der Bevölkerung bereitet wurde. In dem Artikel der „Times" heitzt es: „Besonders bemerkt wurde das herzliche spontane Willkommen, das dem deutschen Kronprinzen zuteil wurde, der erkannt und freudig begrütz 1 wurde, selbst wenn er inoffiziell im Auto mobil fuhr." London, 23. Juni. (Eigene Drahtmeldung.) Ganz London war gestern feenhaft beleuchtet, und alle Stadtteile waren in ein Meer von Licht getaucht. Tausendfältig erstrahlte die Rose von England an den Fassaden der Klubs, der rotzen Handelsinstitute, der öffentlichen Gebäude, an der Bank von England, dem Mansion-House und zahllosen Gebäuden im Her zen der Stadl. Ueberall war das „God save the King" in funkelnden Lettern zn sehen, überall waren Kronen und die Bildnisse der Majestäten in leuchtenden Linien nachgezogen. Um 10 Uhr waren 2000 Freu denfeuer entzündet worden, die sich wie ein glänzendes Geschmeide von Hügel zu Hügel zogen und von John l o Groate im Norden Schottlands bis nach Lands End im Süden Cornwalls erstreckten. London, 23. Juni. (Eig. Drahtmeld.) Die An zahl der Unfälle, Lie bei dem gestrigen Grdränge vor gekommen sind, ist verhältnismätzig klein. Die im Hospital behandelten Fülle sind in der Mehrzahl Ohnmachtsanfälle und solche hysterischer Art, die auf zu langes Warten und Nahrungsmangel zurückzu führen sind. Als schwerer verletzt wurden zwei Damen eingeliefert, die Beinbrüche erlitten haben, und ein kanadischer Offizier, der infolge eines Sturzes einen Schädelbruch davongetragen hat. London, 23. Juni. (Eigene Drahtmeldung.) Die Flotte vor Spithead hatte gestern Feiertag. An den rnternationalensportlichenVer- a n sta l t u n g e n, die am Nachmittag stattfanden, beteiligten sich die britischen und fremden Seeleute trotz des Nagens in grotzer Zahl. Das interessanteste Ereignis bildete ein Seilziehen, bei dem Ab teilungen von 20 Mann die 16 Nationen präsentierten, miteinander wetteiferten. Schließlich gewannen die schwedischen Seeleute. An einem abends von der Admiralität gegebenen Bankett beteiligten sich 1000 fremde und 500 britische Seeleute. London, 23. Juni. (Eigene Drahtmeldung.) We gen ungünstiger Witterung ist die Illumination der vor Spithead liegenden Flotte auf Freitag verschoben worden. politilche Nachrichten. Bertraucnskundgebungen für Rießer. Berlin, 23. Juni. (Privattelegramm.) Der Vor- stand des Bundes der Industriellen hat, wie bereits berichtet, dem Vorsitzenden des Hansabundes Geh. Rat Rietzer anlätzlich des Austritts des Landrats Roetger aus dem Bunde sein Vertrauen aus gesprochen. Aehnliche Vertrauensvoten wurden von verschiedenen Vereinigungen des Hansabundes beschlossen, u. a. vom geschäftsführenden Vorstand des Landesverbandes Nassau und der Ortsgruppe Mannheim. Annahme der preußischen Fortbildungsschul-Borlage. Berlin, 23. Juni. (Privattelearamm.) In der gestrigen Abendsitzung der Abgeordnetenhaus kommission für die Fortbildungsschule, die sich bis Mitternacht hinzog. wurde die Vorlage mit erheblicher Mehrheit angenommen, und zwar sprach sich Lie Mehrheit für die gleichzeitige Zuständigkeit des Kultusministeriums aus. Nach der Abstimmung erklärte der Handelsminister, für ihn sei die Vorlage in dieser Gestalt unannehmbar. Amerikanische Offiziere in Berlin. Kiel, 23. Juni. (Privattelegramm.) Don heute ab werden täglich 20 amerikanische Offiziere des Ge schwaders zum Besuch der Reichshauptstadt nach Berlin reisen. Zur französischen Wahlreform. Paris, 23. Juni. (Eigene Drahtmeldung.) Die Kammer verwarf gestern bei der Beratung der Wahlreform mit 341 gegen 223 Stimmen einen Zu satzantrag, der die Wahl der Kammermitglieder auf Grund von Majoritätswahlen festsetzen will. Das Ergebnis der Abstimmung bedeutet einen großen Erfolg der Anhänger der Proportio nal w a h l e n. Protest französischer Studenten. Paris, 23. Juni. (Eig. Drahtmeldung.) Heute morgen wurde ein von acht hiesigen Studenten- oe reinen unterzeichneter Aufruf angeschlagen, in dem mit überaus heftigen Worten gegen den an läßlich der Auflösung des elsässischen Studentenzirkels in einem Straßburger Blatte erschienenen Artikel Einspruch erhoben und zur Teilnahme an einer Protestversamm- lung aufgefordert wird, die am Sonnabendabend stattflnden soll. Das Ende des Seeleutestreiks. Southampton, 23. Juni. (Eigene Drahtmeldung.) Die Union Castle Line macht bekannt, datz ihre Seeleute, Heizer und Stewards die ihnen gcstell- ten Bedingungen angenommen haben, so datz der Aus- stand bei dieser Linie beigelegt ist. Southampton, 23. Juni. (Eig. Drahtmeld.) Die Stauer haben einstweilen, bis die Entscheidung auf ihre Forderungen erfolgt ist, die Arbeit wieder ovfgenommen. Die White Star Lin-' hat den See leuten in Southampton dieselben Bedingungen an geboten, die in Liverpool angenommen worden sind. Nus Leipzig nnü Umgegenü. Leipzig, 23 Juni. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 24. Juni 1911. Südostwind, heiter, warm, trocken, Gewitter neigung. Pöhlberg: Starker, anhaltender Tau, glän zender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Schwacher, rasch verschwindender Tau, glänzender Sonnenuntergang- und -aufgang, Abendrot bzw. Himmelsfärbung gelb. * Temperatur des FluHwassers. 22. Jun» abd». 6 Uhr 23. Juni früh 5 Uhr 23. Juni mltgs.iLUHr Eermaniabad (Pleiße) 19,0" 6 19,0" 6 20,0" 0 Schwimmanstalt (Elster) 16,0« R 15,5" Ik 16,0" R Gemeindebad Schönefeld (Parthe) 13,5« L 12H"R 13,5" 1k vom 26. Kttttelüeutlchen Bunüesllhiehen. Mit regstem Eifer und in rastloser Arbeit rüstet sich die Leipziger Schütze ngesellschaft und ihr in einzelne Ausschüsse geteilter Vorstand zu einer besonderen bedeutenswerten Veranstaltung, der der Herrscher Sachsens, König Friedrich August, als Schirmherr seine Sympathien ver liehen, und richtet in den Tagen vom 2. bis mit 9. Juli auf ihrem waldumfriedeten, idyllischen Schietzplane das 26. Mitteldeutsche Bundes- schietzen in großem Stil aus. Es sollen sich hier die deutschen Schützen mit den Mitgliedern der Ge sellschaft zum frohgemuten Wettstreite zusammen finden, um mit scharfem Auge und sicherer Hand nach altem Schützenbrauche den Siegespreis zu erringen. Es wird das letzte Fest in solchem Umfange sein: Oie lchöne Exzellenz. 10) Roman von T. Tschürnau. (Nachdruck verboten.) Die Männer waren stets weiches Wachs in ihren zarten Händen gewesen: sie hatte mit ihnen verfahren können, wie es ihr beliebte; dieser La hatte es gew. gt, ihr zu widerstehen; er verdiente Strafe, und sie war nicht gesonnen, ihm auch nur ein Iota derselben zu erlaßen, obwohl er ihr in seinem Zorns weit besser gefiel, als alle diese schmachtenden Seladons, die ihr um so eifriger huldigten, je schlechter sie von ihr be handelt wurden. Er hatte ihr von jeher besser gefallen als alle an deren, weit bester; aber dennoch beeilte sie sich nicht, ihn zu versöhnen; sie griff ihn sogar mit echter Frauenlist an, anstatt sich zu verteidigen. „Eigentlich sollte ich gar licht einlenken nach den unverantwortlichen Rücksichtslosigkeiten, die Sie mir da eben gesagt haben", schalt sie schmollend. „Was fällt Ihnen ein! Sic sind ein Barbar, mein Herr, Sie sind unter Ihren Urwaldsmenschen selbst zum Wilden geworden und haben verlernt, mit Damen der Gesellschaft angemessen zu verkehren. Erfahren Sie, datz ich Ihnen weder jetzt noch jemals ein« solche Sprache mir gegenüber gestatten werde. Zudem sind Eie an allem schuld. Sie haben mich zur Notwehr ge zwungen, Sie haben mir selbst Lie Waffe in die Hand gedrückt. Meinen Sie vielleicht, daß es einer Dame angenehm sein kann, wenn man ihr sagt: In meiner Hand hat es gelegen, dich um Ehre und Stellung zu bringen; danke es meinem Pflichtgefühl, wenn ich zur rechten Zeit ging?" Er unterbrach sie heftig. „Sie haben mich absichtlich mißverstanden!" „Vielleicht, aber ich nahm Ihre Worte nun einmal so auf und habe in diesem Sinne geantwortet, llebri- gens muß ich Sie bitten, mich Ausreden zu lasten; ich gestehe Ihnen nachher dasselbe Recht zu." „Wenn ich Ihnen aber versichere —" „Dann, dann, Herr Graf, jetzt lasten Sie mich Ihnen erst alles sagen, was 'h auf dem Herzen habe. Also Sie sind damals fortgegangen mit der Ueber- zeugung, daß ich für Ihre Liebe jedes Opfer gebracht haben würde, wenn Sie nur gesagt hätten: Brich Leine Bande, laß alles, folge nir nach! Nein, schwei gen Sie! Also Sie waren ehrenhaft genug, mich dieser Versuchung nicht ausfetzen zu wollen: Sie gingen, und jetzt, fast zwei Jahre nach dem Tode meines Gatten, kehren Sie zurück und geruhen gnädigst, mich für die lange Zeit sehnsüchtigen Harrens dadurch zu entschä digen, Saß Sie mir nun, da Sie des Reifens müde sind, Herz und Hand antragen. Natürlich setzten Sie voraus, daß ich überselig uno ohne alles Zögern in Ihre Arme sinken würde, glücklich darüber, daß Sie endlich die Gnade hatten, an mich zu denken." „Sie sind grausam, Mazda; Sie erfinden, nur um mich zu demütigen, Dinge, an Lie Sie selbst nicht im entferntesten glauben." Sie beobachtete seine Unterbrechung nicht. „Ich habe aber ganz und gar keine Veranlagung zur Griseldis", fuhr sie fort. „Wenn ich wirtlich je die Schwäche gehabt haben sollte, Sie zu lieben und Ihnen einige Tränen der Sehnsucht nachzuweinen — ich sage nicht etwa, daß ich es getan habe, ich rede nur von der Möglichkeit — so hätten Sie mir Zeit genug gelosten, die Schwäche zu überwinden." In Gülzows Augen leuchtete ein Strahl der Hoff- nung auf. „Mazda, üben Sie Gnade!" bat er. „Wenn ich nicht Lie rechten Worte zu meiner Werbung wählte, wenn ich Sie verletzte, ohne es auch nur zu ahnen, so war meine Aufregung schuld daran. Die Leidenschaft mißt die Worte nicht ab. Ist es denn ein so großes Verbrechen, Latz ich auch ein klein wenig Liebe bei Ihnen ooraussctzte, da mein Herz so ganz, so aus schließlich Ihnen gehört?" Wieder lachte sie spöttisch. „So ganz ausschließlich! Sehr hübsch gesagt! Wenn es nur auch ebenso wahr wäre! Jedenfalls wundert es mich, baß in diesem Falle Ihre Sehnsucht Sie nicht ein klein wenig früher heimgetrieben hat." „Was gäbe ick darum, zu wißen, ob Sie manch mal meiner gedacht, ob Sie mich nicht ein klein wenig vermißt haben, oder ob ich Ihnen nur eben einer war unter vielen." Die schöne Exzellenz hob warnend den Finger. „Da lugt schon wieder Ihre Don-Juan-Eitelkeit hervor!" sagte sie neckend. „Wie sehr ich mich auch vemiihe, Sie vom Gegenteil zu überzeugen, im inner sten Grunde Ihres Herzens zweifeln sie doch nicht daran, daß ich mich verzehrt habe in hoffnungslosem Sehnen nach einem gewissen jemand, der durchaus nimt zuriickkchren wollte. Schon gut, schon gut! — Keine Verteidigung, ich würde Ihnen doch nicht glau ben. Sagen Sie mir lieber, warum sie so lange fort geblieben sind." „Weil ich Sie erst Wiedersehen wollte nach Ablauf der Trauerzeit, wenn keine äußere Form mehr mich hindert, sofort die Entscheidung über mein künftiges Lebensglück m Ihre Hände zu legen." „Sagen Sie lieber, weil Sic versuchen wollten, ob es Ihnen nicht trotz allem und allein möglich sein würde, mich zu vergessen", erwiderte Lie schone Exzellenz. Gülzow zögerte einen Moment, dann sagte er: „Nun denn ja, ich wollte Sie vergessen. Ich habe mir Mühe genug gegeben, Ihr Bild aus meiner Seele zu bannen. Meine Liebe zu Ihnen war immer ein wenig mit Groll vermischt. Während ich Eie an betete, zürnte ich Ihnen doch auch wegen der unum schränkten Macht, die sie über mich ausübten, und die nie vor Ihnen eine andere Frau über mich ge habt hatte. Sle waren mir immer ein Rätsel, sind es heule noch. Ja, auf die Gefahr hin, Sie aufs neue zu beleidigen, muß ich es Ihnen gestehen. Ich traue Ihnen heute so wenig wie damals. Ich glaube, Sie gehören zu jenen holden Märchenwesen, die ebenso wunderbar schön wie trügerisch sind. Wenn wir meinen, sie zu halten, entschwinden sie uns, und wir hören nur ihr spöttisches Kichern in der Ferne. Ja, ich habe mich gesträubt gegen Ihre Zaubermacht, nur um schließlich einzusehen, datz all mein Sträuben vergebliche Mühe war. Holde Nixe, Zauberin, gehen Sie gnädig um mit dem armen Sterblichen, der Ihnen unrettbar verfallen ist. Was darf ich hoffen, Mazda?" Sie wiegte nachdenklich den reizenden Kopf. „Sie setzen mir das Messer an die Brust", sagte sie schmollend. „Ja oder nein — entweder — oder. So eilig ist das doch nicht. Nachdem Sie freiwillig so lange gewartet haben, können Sie sehr wohl auch noch ein wenig länger warten. Lassen Sie mir Zeit, mir über meine Gefühle für Sie klar zu werden." „Mazda!" „Was wollen Sie? Weiß ich denn, ob ich Sie liebe? Ich glaube es nicht, aber es ist immerhin möglich. Einst — verraten Sie das Geheimnis nie mandem — wäre ich vielleicht fähig gewesen, eine Torheit für Sie zu begehen, die mich viel, möglicher weise alles gekostet hätte; aber La fand ich eines Tages ganz unerwartet Ihre Karte mit dem p. n. e. vor, und mein Stolz half mir. Sie zu vergessen. Nun erscheinen Sie plötzlich wieder und fordern auch so fort eine entscheidende Antwort. Die kann ich Ihnen nicht geben, will es auch nicht. Ich nehme mir die Freiheit, zu glauben, daß mein Besitz eines sehr eifrigen Werbens wert ist. Ich will nicht, daß man mich zu denen rechnet, die ihrer Scele Seligkeit daran geben würden, baldmöglichst Gräfin Gülzow zu heißen. Ich will nicht, daß man sagen soll, Sie hätten nur zu kommen brauchen, um auch sofort zu siegen. Ich habe meinen Stolz und muß darauf bestehen, daß Sie ihn respektieren." Erich betrachtete das schöne Weib mit einem Ge misch von Zorn und Zärtlichkeit. Nie war sie ihm reizender und begehrenswerter erschienen als jetzt, da sie sich ihm entzog. „Sie bestrafen mich härter, als ich es verdiene", sagte er. „Was verlangen Sie? Wie weit wollen Sie die Entscheidung hinausschieben?" „Nur auf sechs Monate etwa, bis zum Schluß der Saison." Gülzow fuhr auf. „Sechs Monate? Nein, Magda, so grausam kön nen Sie nicht sein! Ich war auf Tage gefaßt, auf Wochen allenfalls, aber sechs Monate — das ist zu viel!" „Nicht zu viel als Prüfunzszeit für zwei Menschen, die dann ein ganzes Leben miteinander verbringen sollen. Sie haben diese Prüfungszeit für Ihre eigene Person auf Jahre ausgedehnt . . ." Er machte «ine heftige Bewegung der Ungeduld. „Wollen Sie nie aufhören, mir das vorzuwerfen?" sagte er zornig. „Ob Sie mir nun glauben oder nicht — ick liebe Sie zum Rasendwerden. Die glühendste Sehnsucht nach Ihnen hat in mir gerungen mit der Vernunft, die mich vor Ihnen warnte — nicht um sonst, denn Sie haben kein Herz, Magda. Was wißen Sie von Liebe, von Leidenschaft? Sie sind kalt wie Eis!" „Und Sie sind unvergleichlich bodenlos leicht sinnig? Liebeserklärungen gehören bei Ihnen zu der kleinen Münze, die Sie täglich verausgaben. Einzelne romantisch^ Affären der Art habe ich in Ihren Reise briefen zwar nicht gelesen, aber sie sind mir erzählt worden. Wer ein Liebesabenteuer so an die große Glocke hängt, der darf sich dann nicht wundern, wenn er keinen Glauben findet mit der Versicherung, daß ein teures Bild ihm immer und all« Zeit vor der Seele gestanden habe." (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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