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MlsdmfferAMatt Nr. 232. Deutschlands Außenpolitik Er- krgrgnung llrisnä-ebsmbrrlain wünschen, daß in Deutschland mehr und mehr die keuntnis Raum gewinnt, von deren Durchführung die Entwicklung der Zukunft Europas Präsidenten eingegangen. — Der von Berlin abwesende Reichskanzler hat die Glückwünsche der Reichsregierung telegraphisch ausgesprochen, die in Berlin beglaubigten fremden Botschafter und Gesandten haben sich ebenso wie eine große Anzahl führender deutscher Persönlichkeiten persönlich in die Besuchsliste im Hause des Reichspräsi denten eingetragen, während der zurzeit auf Urlaub in der Schweiz weilende Doyen des Diplomatischen Korps, Msgr. Pacelli, auf drahtlichem Wege seine Glückwünsche übermittelt hat. Die meisten Botschaften und Gesandt schaften der fremden Staaten hatten aus Anlaß des Tages geflaggt. zcugnng unv, wie ich glaube, auch nach der Überzeugung des französischen Außenministers keine solche Politik sein, die aus dem Rahmen der allgemeinen Politik mit dem Ziel der Befreiung und des Wiederaufbaus Europas heraustritt. Es bedarf zu ihrer Verwirklichung deshalb auch der Beteiligung anderer Mächte und der Mitwir kung der für die Reparationszahlungen zu ständigen Stellen. Ich rechne darauf, daß diese Politik in den anderen Ländern Verständnis uns Zu stimmung findet. Dabei denke ich besonders auch an die Vereinigten Staaten, die seit den Verhandlun gen über den Vertrag von Versailles die wirkliche Be friedung Europas als eines der Ziele ihrer Politik be zeichnet haben. Von diesem Gedanken geleitet, haben die Vereinigten Staaten auch die Bewegung ins Leben ge rufen, die zum Dawes-Abkommen und damit zur Entpolitisierung der Reparationssrage geführt hat. Ich möchte daher annehmen, daß auch die Verhandlungen von Thoiry in der Linie der Politik der Vereinigten Staaten liegen werden. Es ist allerdings ein schmerzlicher Nachklang zu der Politik der allgemeinen Befriedung zu verzeichnen, den ich im Interesse der VerständigungsbestreSungen tief be dauere, wenn neuerdings auf der Gegenseite von hoher verantwortlicher Stelle aus in der Öffentlichkeit wieder die alte Behauptung von der alleinigen Kriegsschuld der Mittelmachte verkündet worden ist. (Lebhafte Zustimmung.) Die Aufklärung der Völker ist zu weit fort geschritten, als daß derartige Behauptungen noch jetzt ge wagt werden dürfen. (Stürmische Zustimmung.) Wir brauchen uns um so weniger zu fürchten, wenn die Be hauptungen sich aus einer Stellungnahme zu all diesen Fragen erklären, deren fast zwangsläufige Parteilich keit vor aller Welt offen zutage liegt. (Stürmischer Beifall.) Ich will mit diesen Erklärungen hier nicht rechnen, sie nicht kritisieren. Gott gab den Menschen nicht die Er kenntnis der Wahrheit, er gab ihnen nur das Streben nach Wahrheit. Wir sind bereit, uns jedem unparteiischen Gerichtshof zu stellen, der die Ursache des Weltkrieges untersucht, der deshalb will, daß die Wahrheit ent schieden werde. (Stürmischer Beifall.) In dem Teil seiner Rede, die sich mit innerpolitischen Fragen beschäftigte, befaßte sich Dr. Stresemann mit den Vaterländischen Verbänden, deren Gründung er aus den Zeiten der Nachkriegszeit durchaus verstehen könne. Er empfinde es aber bedenklich, wenn sich jetzt parteipolitische Bestrebungen in diesen Organisationen gelten.) machen. Unser Kmnvk, so saate Dr. Stresemann. abhängt. Das ist der Gedanke einer vernünftigen Ver ständigung, und es ist nicht nur ein Zufall, sondern in dem Wesen der Dinge begründet, daß der Gedanke der Verständigung uns auch den besonderen Zielen der deut schen Außenpolitik näherbringt. Dr. Stresemann kam dann zu dem vielerörterten Thema einer deutsch-französischen Verständigung. Ich kenne, so meinte er, alle Hindernisse, die psychologischen hüben und drüben, aber ich glaube, daß die Tatsache nicht zu bestreiten ist, daß eins deutsch-französische Verständi gung der Kernpunkt jeder europäischen Ver ständigung und Befriedung ist und bleibt. Diese Frage ist keine taktische, sondern sie ist das Kernproblem zukünftiger Entwicklung, ohne daß heute jemand zu sagen vermag, ob in dieser Entwicklung die Völler dem Wunsche > und dem Willen ihrer Staatsmänner folgen. Ich glaube an den ehrlichen V e r st ä n d i g u n g s w i l l e n des französischen Außenministers, mit dem doch mehrere Jahre des Verhandelns über wichtige Fragen und persönliche Fühlungnahme bei Konferenzen miL. verbinden. Für mich steht das eine fest, daß das neue Deutsch land und sein Wiederausstieg, von dem wir sprechen, nur auf dem Frieden basiert sein kann. Er allein ist vis Grundlage jeder Wiederaufrichtung unserer Stärke. Ich sehe, daß dis Wirtschaft Schrittmacherin ist aus einem Wege, der über Landesgrenzen hinweg große neue Bindungen schafft. Es wäre völlig verfehlt, schon jetzt Einzelheiten darüber zu sagen, wie die in Thoiry eingeleiteken Verhandlungen zum Erfolg geführt werden können. Es bedarf der sorg fältigsten Prüfung aller hierbei in Betracht kommenden politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Fragen, und ich bin mir von vornherein darüber klar, daß die Monate, die der Bereinigung dieser Fragen gelten, wieder Zeiten der stärksten Kämpfe und der Ge- dulds- und Nervenprobe sein werden. Die Politik von Thoiry kann nach meiner über- M »Mn deM-srauMsHen Aer-MdlmM Der englische Außenminister Chamberlain nahm aus seiner Rückreise von Italien nach England in Paris Auf enthalt, wo er eine Besprechung mit Briand hatte, In dieser Aussprache haben die beiden Außenminister, wie einem amtlichen französischen Kommunique zu ent nehmen ist, die Gemeinsamkeit ihrer Ansichten und dis Ge- A^nsamkeit ihres Vorgehens zur Lösung der augen- bucknch bestehenden nttcrnationalen Probleme festgrstelli und festgelegt. Sie haben die auswärtige Lage und ins besondere die deutsch-französischen Beziehun gen geprüft, deren Orientierung durch die Abkommen Von Locarno und die Unterredung von Thoiry näher präzisiert wird. Die Unterredung hat sich, wie amtlich Weiter betont wird, in einer günstigen Atmosphäre voll zogen. Sie haben seststellen können, daß ihre Zusammen arbeit im Dienste des Friedens herzlicher und vertrau ensvoller denn je bleibt. Pressevertretern gegenüber erklärte Briand nach der Unterredung, daß die Aussprache zwischen Frankreich und Deutschland bald wieder ausgenommen werden wird. Diese Besprechungen könnten aber nur im Kontakt mit den . übrigen interessierten Ländern durchgesührt werden. Die bereits erzielte Verständigung geht daraus hinaus, mehr oder weuiger die R e i b u n g s p u n k t e verschwin den zu lassen. Bezüglich Germershei m meinte Briand, daß es sich um rein örtliche Zwischenfälle handelt, an denen erregte Nationalisten nicht unbeteiligt sind. Mau darf nicht vergessen, daß sich der Vorfall am Eingang eines Cafes ereignet hat. Unsers Regierungen müssen sich be- mühen, die Wiederkehr derartiger Zwischenfälle unmöglich zu machen, indem sie die notwendigen Vorkehrungsmaß nahmen treffen. Ich kann versichern, daß sie dies tun. drei Deutsche von der Besatzung verhaftet Große Erregung in Germersheim. Im Fall Germersheim ist jetzt eine weitere Verschär fung der Situation eingetreten. Von der französischen Besatzungsbehörde sind drei Deutsche verhaftet worden. Hierzu wird folgendes bekannt: In Landau fand eine Konfrontation zwischen dem französischen Neserveleutnant Nouzier und dem bei dem bekannten Zwischenfall in der Sonntagnacht in Germersheim durch eine« Schuß verletzten Schuhmacher Holzmann statt. Nach der Konfrontation wurde Holzmann von der französischen Behörde für verhaftet erklärt unter der Begründung, daß er Rouzier geschlagen habe. Außer dem wurden in Landau noch zwei weitere Germersheimer Einwohner, zwei Brüder Fechter, von den Franzosen verhaftet. Beide waren mit Holzmann in Landau ver nommen und dem Leutnant Rouzier gegcnübergesteM worden. Die Verhaftung der drei jungen Leute hat von neuem in Germersheim eine ungeheure Erregung hervorgerufen. Die amilichen Stellen sehen in dem Vorgehen der Be satzungsbehörde den Versuch, die Verantwortung für die Vorgänge von sich aus die rheinische Bevölkerung abzu- , wälzen, um die öffentliche Meinung des Auslandes irre- ' zuführen. Die Negierung der Pfalz hat sofort die nötigen Schritte unternommen und de^r Rechtsanwalt Dr. Führ aus Frankfurt a. M., der wiederholt als Rechtsbeistand deutscher Angeklagter vor französischen Kriegsgerichten fungierte, nach Speyer gebeten. Glückwünsche zum Geburtstag des Reichspräsidenten. Mehrere tausend Telegramme. Anläßlich des Geburtstages des Reichspräsidenten sind mehrere tausend Glückwunschschreiben und Tele gramme sowie Blumengrüße usw. im Hause des Reichs- 85. Jahrgang. Ltl,gr «dr: .Amtsblatt« WNsdrnff -Dresden Postscheck Drerden 2640 Montag, den4. Oktober 1S26 Die Befriedung Europas Rede Stresemanns in Köln. großen Gürzenichs in Köln wurde der diesjährige Parteitag der Deutschen Volkspartei vom 'Parteivorsttzenden, Reichsminister des Äußern Dr. Strese mann, eröffnet. Geheimrat Dr. Kahl wurde zum Präsidenten des Parteitages gewählt. Er richtete Worte der Begrüßung an den Parteitag. Unter lebhaftem Beifall sprach Dr. Kahl dem Parteivorsttzenden, Dr. Stresemann, Dank und Vertrauen aus und begrüßte ihn nicht nur als Führer der Partei, sondern auch als Führer des deutschen Volkes. Der Parteitag brachte darauf Dr. Stresemann lebhafte Ovationen dar. Ge heimrat Dr. Kahl begrüßte dann die ausländischen Gäste, zu denen sich auch noch Vertreter der Saarländischen Volkspartei gesellten. Unter stürmischem Beifall gedachte Geheimrat Dr. Kahl des Geburtstages des Reichspräsidenten von Hindenburg, den er als Vorbild der reinen Vaterlandsliebe, der vollendeten Treue und heiligsten Pflichtgefühle feierte. Der Partei tag beschloß einmütig die Absendung eines Glückwunsch telegrammes an den Reichspräsidenten. Stürmisch begrüßt nahm dann der Parteivorsitzende, Dr. Stresemann, vas Wort zu einem Vortrag über die politische Lage. Er betonte dabei, daß er als Außenminister nur Außenpolitik und nicht Partcipolitik getrieben habe, und sagte u. a. weiter: In ihrem Ziel ist sich die große Mehrheit des deutschen Volkes über die Außenpolitik durchaus einig. Welche Erfolge kann man denn von einer deutschen Außenpolitik heute erwarten? Niemand kann irgendwie Himmelstürzendes tatsächlich erreichen oder erreichen Wollen Was wir Erfolg nennen müssen, kann in der Lage, in der wir uns bis zur Stunde befinden, nur Befreiung von den drückendsten Fesseln sein, die aus uns lasten; aber auf diesem Gebiete ist es, wenn auch Schritt für Schritt, vorwärtsgegangen. Lasten Sie mich mal unter diesem Gesitchspunkt die Absichten der Außenpolitik im Zusammenhänge erörtern. Dabei mutz ich gestehen, datz ich ost die Empfindung habe, als wenn doch manche Auslassung in der deutschen Öffentlichkeit zur deutschen Außenpolitik nur zu verstehen ist unter der Überschrift: Wir vergessen zu rasch. (Zustim mung.) Wie lange haben wir versucht, in den ersten Niederbruch überhaupt nur dahin zu kerenz vertret den deutschen Standpunkt vor einer Kon- aen und ^ "»statt nur ultimative Drohun- ENÜLTLN Seite enlkieneII^unelimen Wie wenig lange ist es her, daß, als die Konfercuzidec sich durchsetzte, es hieß: Ihr dürft nur als Gleichberechtigte Mit den andere» verkehren. Erst langsam ist das Terrain besser geworden und, glauben Sie mir, der Kampf im Schützengraben wird nicht gefördert durch große Worte in der Etappe. (Zustimmung.) - Jeder, der heute in Deutschland Außenpolitik zu machen hat, hat zu kämpfen gegen eine ganz große und mächtige -p^kiei in Deutschland, die Partei derjenigen, da beten Unsere tägliche Illusion gib uns auch heute! (Heiterkeit und Beifall.) Wer gegen diese Partei anzukampfen hat, der muß den Mut zur Unpopularität haben. Die Verständigungspolitik war unpopulär und die Schuld lag dabei wahrlich nickt nur am deutschen Volke, denn die Politik der ersten Nack kriegsjahre gegenüber Deutschland war die Fort setzung des Krieges mit anderen Mitteln Die Verstänoigungsvolitik siel uns nicht in den Schoß' sie mußte erkämpft werden, und bis heute dauert dieser Kampf an, nicht nur bei uns, auch bei anderen Nationen Dr Stresemann kam dann, nachdem er die einzelnen Etappen der Verständigungspolitik gestreift hatte, auf den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund dm, das schon durch die bloße Existenz sEs Mndig be AUstehenden Apparates große Wirkungen au^ü t - Bedeutung der regelmäßigen Zusammenkünfte der Mßen Minister und führender anderer Politiker m «ber die Möglichkeit der Besprechung aktueller Emzel- sragen weit hinaus. Sie begründet persönliche B e - Ziehungen, wie sie früher nicht möglich gewesen wären. Ich persönlich schätze den Kontakt, den ich Mit vielen bedeutenden Staatsmännern anderer Länder schon während dieser ersten Tagung gewonnen habe, außer- »i^Eich hoch ein. Dabei ist für mich der Völkerbund etwa nur ein aus opportunistischen Erwägungen . Hilfsmittel für die Förderung der emzclncn »"ben unserer Außenpolitik. Ich kann vielmehr nur für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Aachweisungsgebühr 2V Goldpfennig. Vor geschriebene Lrscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b berücksichtig!. 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