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Frankenberger Tageblatt MW stk U MM MhmMmW IW,»« MM MgaW »d Sa ZM«t ji ImkMt j. Zit Verautwortllch«, Redakteur: -ruft Roßberg iu Fraukeuberg i. Sa. — Druckuud Verlag do» L. G. Roßbeig l» Kaukeab«»» t. S«. 4V Touatag, deu 18. Februar 1817 7«. Jahrgang! Bekanntmachung Aul Rittergut RöttiK (Amlshauptmannschaft Plauen) ist die Maul« «ud Klauenseuche au-gebrocheu. Dresden, am1b. Februar 1917. Mtniverim« de» Juueru. „ - Unter dem Webbestand« de» UDA«»^rtrr», Schlächter» und BtehhäadlerS Max Rottau tu Alteuhatü Nr. 17 «st dte Maul« und Klauenseuche festgestellt worden. »l» Sperr» e»trk gUl da, Seuchoaehöst. Da, Beobachtmeg-gedtet umfaßt den Ort Nlteuhaiu. Di« durch di« B lanutmachuua vom 10. Februar dl. I». — Nr. 36 de, Frankenberger Tage» blatte, — getroffenen Maßnahmen gelten auch für den vorliegenden Fall. Flöha, am 15 Februar 1917. Die SSutgliche A«t-Haupt»auusch«st. Am Moutag, de» 1». Februar 1»17, vor». 11 Mr soll iu Eber,darf »afthau, AlbertschlSstche» 1 Vromwopbon mit Platten gegen sofortige Bezahlung verstetaert werde». Frankenberg, d-n 17. Februar 1917. . Der Berw «voll«» «eamte de» Kol. AmLSaerichtS Frauk/uber«. Gcmewdeverbimdssparsasst Niederwiesa AE/o Prozent Täglich« Berzinsuug. luel euglllcde?eopde«e» Im englischen Oberhaus wurde einmal dem Minister präsidenten Lord Beaconsfield von einem Peer des Rei ches zugerufen: „Das Parlament ist kein Wolkenland und keine Vorhalle des Himmels, sondern der Boden der harten, ehernen Wirklichkeit." Im selben englischen Oberhaus haben es zu Beginn dieser Woche zwei Lords, die zweifellos be sondere metaphysische Veranlagung haben und darum leichter als gewöhnliche sterbliche Menschen den ,Soden der harten ehernen Wirklichkeit" verlassen können, unternommen, nicht nur die Erfolglosigkeit des deutschen U-Bootkrieges festzustellen, . sondern auch dessen zeitliche Dauer auf das genaueste zu bestimmen. Die beiden Wahrsager sind Lord Beresford und Lord Lytton, der ein« einer vergangenen, der andere der gegenwärtigen Regierung angehörend, beide aber Männer mit göttlicher Eingebung, denen das Volk glauben sollte, was sie prophezeien. Freilich, ob England glaubt? Wenn Beres ford mit jener Bestimmtheit, die das Zeichen des reifen Staatsmannes ist, erklrät hat: „In sechs Wochen werden wir die deutschen U-Boote bezwungen haben", und Lord Lytton der Ueberzeugung der Admiralität unwiderlegbaren Ausdruck geben konnte: „England wird das Meer als sichere Handels- straße erhalten!", so müssen dagegen die vielen schlimmen Offenbarungen englischer Nervosität und Bestürzung groß Wunder nehmen. Wie furchtsame Kinder schreien die bri tischen Zeitungen durcheinander, was zu Englands Sicherheit schon geschehen sei und noch vorgekehrt werden könne, und „Daily News" nehmen sogar die letzte Zuflucht zum deutschen Vorbild, indem sie der Regierung vorschlagen, Handelstauch boote nach deutschem Muster zu schaffen und sie von'Mister Ford, dem amerikanischen Pazifisten, der jüngst unter die Kriegslieferanten gegangen ist, bauen zu lassen. Fast alle Londoner und Provinzblätter suchen jede Einzelheit der Frage zu beleuchten, ob Großbritannien auch der Gefahr eines Hungerkrieges zu begegnen wisse, und aus Schottland klingt der bange Ruf, ob der Tag nicht nahe sei, an dem all« Schotten nach London wandern müßten, und dort den Chor ihrer Stimmen im Schrei nach Brot und Sauerkohl zu ver einigen. Wozu der wirr« Lärm, wenn, wie S«. Herrlichkeit Lord Beresford mit seinem besten unantastbaren Wissen ver kündet hat, die „Wut der Verzweiflung" Deutschland zum U-Bootkrieg trieb und „die Barbaren der See ausgerottet werden?" Was soll der aus allgemeiner Verängstigung quel lende Tumult, wenn Lord Lytton im Bewußtsein einer un beugsamen Kraft und Gewalt laut ausruft, England sei für die ganze Welt di« mächtige Seepolizei gegen den deutschen Wegelagerer"? Ls scheint doch, als ob das britische Volk nicht ganz im selben Maße wie seine Propheten an das rasche Ge schehen von Wundern glaubt«. .Die Zweiselsucht ist eine gar böse Massenerscheinung, die schon mancher allzu selbstbewußten Regierung das Lebenslicht ausgeblasen hat. Es will uns schier bedünken, als ob hüben im eng lischen und drüben im französischen Volke die Erkenntnis jäher als es d;n leitenden Preisen lieb ist, reift, daß ein deutsches U-Boot kein Spielzeug ist. Im französischen Marinemini sterium hat es nach glaubhaften Berichten eine völlige Ver blüffung heroorgerufen, ob am 12. Februar um 5 Uhr nach mittags ein deutsches U-Boot plötzlich in d«r Nähe der Adour- mündung auftaucht« und sechs Kanonenschüsse auf die Küste abgab. Man braucht nur einen Blick aus die Landkarte zu werfen, um die Tollkühnheit dieses U-Bootes bewundernd zu erkennen. Denn der Adour ist jener von den Pyrenäen her kommende südfranzösische Fluß, der sich in den Golf von Biscaya ergießt. So weit also, in die äußerste Eck«, an der Spanien und Frankreich Zusammenstößen, wagte sich der deut sche „Wegelagerer" vor! Da begreift man die Beklemmung eines Volkes, wenn der „Barbar zur See" mit «inemmal an einem fernen Punkte, wo ihn keine strategische Voraussicht vermuten durfte, austaucht und die „Seepolizei für di« ganze ! Welt" meilenweit davon geruhsam aus der Lauer sitzt. Da i versteht man auch besser als die prophetischen Gaben ihrer ! Lordschaften Beresford und Lytton, den praktischen Antrag der französischen Deputierten Lefevre, auf die Vernichtung eines einzigen deutschen U-Bootes eine Prämie von einer halben Million Francs auszusetzen, und würdigt die Sturz flut von Fragen, di« das Pariser Blatt „La France" über Has Haupt der Regierung gießt, was Frankreich vom deutschen U-Bootkrieg zu befürchten und von der Weisheit und Tat kraft seiner Führer zu erhoffen habe. Da kann man auch den Grimm der englischen Press« über d«n Zögerer Wilson, der noch immer nicht Deutschland den Todesstreich versetzen will, erklärlich finden und sieht di« Gründe für den Hohn, der sich gegen die noch vor wenigen Tagen bejubelten und gefeier ten südamerikanischen Staaten häuft, „daß Ärgentinien, Bra silien und Thile die Hand, die ihnen di« Weltgeschichte reicht, nicht zu erfassen verstehen." Da» Werk unserer U-Boote läßt jeder Erwägung und -llen Vermutungen den weuesten SpiUraum, bloß einzig und allein nicht den Gewißheiten, deren Künder Beresford und Lytton waren. Und zum Schlüsse dieser Betrachtungen sei gegen sie wieder der Geist eines Engländers heraufbeschworen, des Erziehers Karl 2., Thomas Hobbes, der die Politiker seiner und, wie man sieht, einer auch viel späteren Zeit ge lehrt hat: „Zeigt nie die Frucht vor Vernichtung. Besser Ihr prahlt vor dem Volke, als es merkt, wie Ihr zittert!" * * * l Kopenhagen, 17. Februar. In einem Leitartikel geht „Ertrabladet" auf die kürzliche Erklärung Lord Lyttons im Oberhaus ein, daß England in sechs Wochen, genau am 29. März, des deutschen ll-Bootkrieges vollständig Herr sein werde und führt u. a. aus, das Unglück ist nur, daß seit der Erklärung Churchills vor zwei Jahren, die Engländer würden die deutsche Flotte aus dem Kieler Hafen treiben wie man eine Ratte aus dem Loche treibt, von englischer und französischer Seite so viele Versprechen und Voraus sagungen abgegeben worden sind, die niemals eingetrofsen find, daß man, wie es unmöglich anders der Fall sein kann, allmählich etwas skeptisch geworden ist. Noch weiß man nichts von den Mitteln, mit denen die Engländer dem Schrecken des ll-Bootkrieges, deren größter ist, daß England ein von der ganzen übrigen Welt abgesperrtes Land wird, dazu bestimmt, den Hungertod zu sterben, ein Ende machen wollen. Man muß aber befürchten, daß, selbst wenn die Engländer zur Bekämpfung des ll-Bottkrieges mit lleber- raschungen kommen sollten, die Deutschen wieder andere Ueber- raschungen bereit haben werden. Denn wo man auch seine Sympathien haben mag, man kann doch nicht blind dagegen sein, daß die Deutschen auf allen Gebieten entscheidende Initiative gezeigt haben, und daß die Rolle der anderen Mächte sich im großen und ganzen darauf beschränkte, die Deutschen nachzuahme». Es ist fast undenkbar, daß die Alli ierten den Krieg auf die Dauer fortsetzen können, wenn die Deutschen Woche für Woche und Monat für Monat die Zerstörungen durchführen, die den bemerkenswerten Inhalt dieser Tage bilden. Allein England verlor in diesem Kriege 4 Millionen Tonnen Schiffsraum, und allein ini Laufe der letzten Woche wird sein Verlust auf 100 000 Tonnen ange geben. Es ist klar, daß keine Flottenmacht der Welt auf die Dauer solche Zerstörungen aushalten kann. Das Ergebnis ist also, daß Englands Handelsflotte langsam zusammen- schrumpft, uM schließlich ganz zu verschwinden, falls Eng land nicht vorzieht, sie in den in- und ausländischen Häfen stillzulegen. Und wenn England diesen Ausweg wählt, dann ist es eingesperrt und zum Tode verurteilt. Die Bedingungen sind hart, und man muß daher mit Spannung dem 29. März entgegensehen. vtuttcblsiutt mMcbswicbei' llittkclnviing slr Wegtglmul Von Wirkl. Geh. Rat Gustav Schmöller, Berlin. In früheren naiven Zeiten hat niemand gezweifelt, daß der Handelsneid Kriege erzeuge. Die Freihandelslehre mit ihrer optimistischen Theorie der natürlichen Entwickelung von Macht und Wohlstand der Völker hat den älteren Glauben an den Einfluß wirtschaftlich nationaler Kriegsursachen wohl etwas zurückgedrängt. Aber seit dem letzten Menschenalter drängte er sich wiederum mächtig hervor. Am meiste» in Großbritannien. Und daher der rasch von 1890 bis 1914 wachsende Glaube in England: Wir müssen die deutsche Konkurrenz mit den Waffen niederschlagen, wie wir im 16. Jahrhundert die spanische, im 17. die holländische, im 18. die französische durch unsere Kriegsschiffe und Kanonen unschädlich machten. Man erinnerte sich jetzt wieder in Großbritannien daran, wie die englisch« Regierung alles getan hatte, den Zoll verein 1825—34 nicht Zustandekommen zu lassen, und wie sie 1864—70 auf der -Seite unserer Feinde stand. Ich war im H«rbst 1866 wochenlang in Westeuropa. Ueberall er klang die Frage: Was erhalten wir dafür als Entschädigung? Die »euer« Gefährlichkeit der deutsche» Konkurrenz für England verbarg sich bis gegen 1900, ja bis 1905—1906 hinter den großen absoluten Zahlen der englischen wirt schaftlichen Statistik, aber mehr und mehr enthüllte sie sich doch. Ich benutze dabei hauptsächlich das Statistische Jahr buch des Deutschen Reichs. Der gesamt« Aus- und Linfuhrhand«! in Millionen Mark war: in Großbritannien 1904 17 340 „ „ 1913 26397 „ Deutschland 1904 ..... 12276 „ „ 1913 22645 Also der großbritannische überwiegt noch; aber der deutsche ist unendlich schriller gewachsen. .Der Seeverkehr Hainburg» wach« in 1000 Register-Tomen 1900—1913 von 7900 auf 14242, der Liverpools von 14314 auf 15147; die deutsche Handelsmarine nahm von 1901 bis 1914 von 1,9 auf 3,3 Millionen Register-Tonnen zu, die der britischen Reiches von 9,2 auf 11,8 Millionen; die deutschen Handelsschiff« stiegen 1901—1914 von 1,3 auf 2,8 Millionen, die engtimen von 7,2 auf 10,9 Millionen Tomen, dort mehr als Ver doppelung, hier Zunahme um ein Drittel. Die deutsche Steinkohlengewnmung stieg 1866—1911, von 73,7 Millionen Tonnen aus 160,0, die englische in gleicher Zeit von 160,0 aus 276^2 Millionen Tonnen; dort 118 Prozent Zunahme, hier nur 72,6 Prozent. Die deutsche Roheisenproduktion dehnte sich vyn 1887 bis 1911 von 4,0 aus 15,5 Millionen Tonnen aus, di« groß britannisch« von 7,6 aus 10,0 Millionen; das Wachstum dort 287 Prozent, hier nur 31,6 Prozent. Die deutsche und die großbritannische Stahlerzeugung wuchs in gleicher Zeit um 1335 und um 154 Prozent. Werfen wir noch «inen Blick auf den zunehmenden Eisen bahnbau. In Großbritannien kam auf 1000 Quadratkilo meter 1892 10,8, 1913 12,3 Kilometer Bahn, auf 1000 Menschen in beiden Epochen 8,5 und 8,3 Kilometer; in Deutschland aus 1000 Quadratkilometer 1892 7,9, 1913 U,8 Kilometer, aus 1000 Menschen 1892 7,9, 1913 11,8 Kilo meter. Das heißt: England hat länger schon ein dichtes Netz; Deutschland hat England jetzt fast eingeholt, das Wachstum aber war bei uns 1892—1913 größer. Man kann mn sagen, alle derartigen Zahlen beweisen noch nicht so viel für das wirtschaftliche Befinden des Volkes im ganzen. Führen wir noch einige Zahlen an, dje durch schlagend dafür sind. Der jährliche Roggen- und Weizen- kopfkonfum war in Großbritannien 1886—90 163,9 Kilo gramm, 1902—06 166,2 Kilogramm, hat also um 1,4 Pro zent zugenommen; der deutsche war in den gleichen Epochen 178,1 und 247,6 Kilogramm, also Zunahme 39,0 Prozent. Der jährliche Fleischkonsum stieg 1896—1904 in England von 45,5 auf 52,6 Kilogramm, in Deutschland von 1879 bis 1912 von 36 auf 52 Kilogramm. Jetzt noch ein Wort über sozial« Fortschritte diesseits und jenseits des Kanals. Großbritannien hatte 1903 0,43 Millionen, 1912 0,87 Millionen organisierter Gewerkschaft ler; Deutschland 1903 0,80, 1912 2,55 Millionen. Di« Or- gamsation der Konsumvereine zeigt folgendes Bild: Groß britannien hatte 1905 0,96, 1912 1,911 Millionen Genossen schaftler mit Umsätzen von 2,15 und 2,75 Millionen Mark; Deutschland hatte nur 0,34 und 0,58 Millionen Mitglieder, ihre Umsätze aber sind 1,2 auf 1,9 Millionen Mark gestiegen. Vor Jahren hielt ich mal bei einem halboffiziellen Fest essen eine Rede über den Handelsneid. Ich sagte, er nehme natürlich immer wieder mal zu, weil es einfacher fti, mit den Waffen Konkurrenten zurückzudrängen oder si« lotzu schlagen, als durch besser« Arbeit und durch billiger« und schönere Ware. Aber wenn er wiederkomme, sollte man sich auch immer wieder daran erinnern, daß der große Schott« David Hume, der Lehrer Adam Smiths, schon gezeigt hab«, wie töricht es sei, sich ausschließlich von ihm leiten zu lassen. Der anwesende englische Gesandte freute sich sichtlich über meine Wort« und sprach mir seine volle Zustimmung aus. Heute freilich könnte derartiges «in englischer Gesandter, wenn er in Deutschland wäre, kaum tun. vemlcke MrtStiglleil im belekte» MMeicd Ein deutscher Etappen-Inspekteur hatte zu Neujahr an bedürftige Franzosen km Kampfgebiet aus einem besonderen Fonds Unterstützungsgelder verteilen lassen. Durch ihren Bür germeister ließen die Unterstützten dem Etappen-Inspekteur ein Dankschreiben überreichen, m dem es nach der „Gazette des Ardennes" u. a. heißt: „Zur selben Stunde, in der das Morgenrot des lang ersehnten Friedens feiner als je verschwindet, nachdem es einen Augenblick am Horizont scheinbar hatte aufleuchten wollen — in dem Augenblick, wo die Menschheit sich gegen seitig de» Beinamen „Barbaren" ins Gesicht schleudert und mit lauter Stimme die Kultur für sich beansprucht — m der Stunde, in der alles Schöne, Wahre, Gute und Gerechte auf ewig in einem furchtbaren Blutbad untergehen zu wollen scheint, da vollbrachten Euer Erzellenz eine schöne Tat: Sie haben eine Unterstützung angeboten den Müttern der Soldaten, die gegen Ihr Volk kämpsen, den Kindern der jenigen, die da sterben, indem sie möglichst viele der Ihren zu tüten streben. Das veranlaßt uns, diese Tat der Mensch lichkeit mit Beifall aufzuneymen und dafür herzlichen Dank auszusprechen im Namen der unterstützten Greise, Mütter und Kinder." , ... . Das Schreiben trägt neun Unterschriften und legt «in beredtes Zeugnis ab für deutsche „Barbarei" in den besetzten Gebiet«» Frankreichs.