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Wchnih-ZeitM Verantwortlicher Redacteurc Paul Ahne in Dippoldiswalde. 55. Jahrgang Sonnabend, den 13. April 1889 Nr. 45. kN r > Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde von ansteckenden Thierkrankheiten das Auftreten von Milzbrand und von Maul- und Klauenseuche amtlich konstatirt. Der erstere trat in einem Gehöfte von Possendorf auf, wo 5 Rinder gefährdet waren, eines derselben erkrankte und wurde vom Besitzer getödtet. Die Maul- und Klauenseuche trat in 2 Gehöften von Paulsdorf und in einem Gehöfte von Kleincarsdorf auf; im ersteren Orte waren 49 Rinder gefährdet, 15 derselben er krankten, und 34 waren der Ansteckung verdächtig, 8 sind bereits wieder genesen, die Einschleppung erfolgte durch Ankauf aus Plauen. In Kleincarsdorf waren 44 Rinder gefährdet, von denen 6 erkrankten und 38 der Ansteckung verdächtig waren, hier erfolgte die Ein schleppung durch Ankauf aus Freiberg. Bienenmühle. In dem zur Borrmannschen Bret- niühle gehörigen Mühlgraben ertrank am Bormittag des 9. d. M. der 2jährige Knabe des hiesigen Schmiede meisters Schmieder. Derselbe wurde von seinem 4 Jahre alten Bruder begleitet, ist dem fraglichen Graben zu nahe gekommen und von dessen Rande ab-, gerutscht. S Glashütte, 9. April. Gestern Abend fand der Uhrmacher H. Göhlert am Luchauer Wege ein leuch tendes Glühwürmchen, welches 4 leuchtende Punkte hatte. Was mag dieses Thier bewogen haben, sich so zeitig im Jahre zu zeigen? Die Witterung hat eS wohl kaum hervorgelockt. - Possendorf. Mit dem morgenden Palm sonntag beginnt die Charwoche, die das Gedenken feiert an das Leiden des Erlösers und deren'hohe Bedeutung ihr gar viele Namen verschafft. „Char" kommt von Chara — Trauer, Klage, und deshalb wechseln auch — je nach Sitte der verschiedenen Ge genden — Benennungen, wie: gute, große, hohe Woche, Leidens-, Pein- oder Klagenwoche, stille oder Marter woche. Der Ausdruck: „stille Woche" stammt von der Verordnung Kaiser Konstantin des Großen (324—337) her, welcher befahl, daß während der Charwoche alle Arbeit ruhen solle, doch beschränkte sich später diese Trauerfeier nur auf die letzten drei Tage, den Grün donnerstag, Charfreitag und Charsonnabend. Der grüne Donnerstag wird, als Gedächtnißtag der Ein setzung des heiligen Abendmahls, vielfach dieser from men Erinnerung geweiht, durch den Brauch der Fuß waschung und Speisung von 12 Armen vorgenommen. Am meisten hochgehalten aber in der ganzen Charwoche wird bekanntlich der „Charfreitag", zum Gedächtniß an den Kreuzestod des Heilandes. Auf den „stillen Freitag" folgt der „hohe Sonnabend", der Sonnabend vor dem Ostersonntag, — mit ihm endet die lange Fastenzeit. — Die Osterprüfungen welche am Montag und Dienstag in hiesiger Volksschule abgehalten wurden, waren von Eltern und Schulfreunden, sowie von den Mitgliedern des Schulvorstandes zahlreich besucht. Die mit den Prüfungen stattgefundene Ausstellung von weiblichen Handarbeiten legte Zeugniß von dem Fleiß der Schülerinnen ab und machte der Lehrerin, Frau verw.-Herklotz, alle Ehre. Dresden. Der König hat befohlen, daß die vom deutschen Kaiser erlassene Verordnung über die Aende- rung in den Bezeichnungen der Feldartillerie auch im Bereiche des königlich sächsischen Armeekorps (XII.) eingeführt werden soll. Darnach werden fortan alle nicht reitenden Batterien, mithin die Batterie der I. und 2. Abtheilung des 1. sächsischen Feldartillerie- Regiments Nr. 12 und sämmtliche Batterien der säch sischen Feldartillerie-Regimenter Nr. 28 und 32 als fahrende Batterie und die seither Feldwebel genannten Unteroffizierschargen mit Wachtmeister, bez. Quartier meister bezeichnet. Ferner hat derselbe genehmigt, daß, ebenso wie bei den preußischen Armeekorps, an Stelle mangelnder Sekondelieütenants osfizierSdienstthuende Feldwebel bis zu drei für jedes Infanterie- und Jäger bataillon angistellt werden sollen. werde, neben dem Etat und einigen kleineren Vorlagen auch noch die umfangreiche Altersversorgungsvorlage zu erledigen. Welche Physiognomie aber der nächste Reichs tag ausweisen wird, ist noch ganz unberechenbar und wenn in ihm die frühere Mehrheit „Windthorst- Richter-Bebel" wiederkehren sollte — es gehört dies ja nicht zu den Unmöglichkeiten — so wäre vermuth- lich die Altersversicherung wieder auf Jahre hinaus abgethan. Ob eine derartige Wendung für die ge sunde Weiterentwickelung unserer gesammten inneren Verhältnisse wünschenswerth ist, mag vorläufig da hin gestellt bleiben; jedenfalls aber werden sich die aufrichtigen Anhänger der Vorlage die Konsequenzen eines Scheiterns des zum vorläufigen Abschlüsse der sozialpolitischen Neformarbeit bestimmten Gesetzes end lich klar machen müssen, vielleicht, daß sie sich dann doch zu einem engergischen Zusammenhalten zu Gunsten des großen Werkes entschließen. er e- uf Jiqerate, «eiche bei der bedeutenden Auflage des Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung find«!, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile M Pfg- Die Aussichten des Mkrsvtrsorguugsgtschts. Bereits in die zweite Woche hinein dehnt sich im Reichstage die zweite Lesung der Alters- und Jnvali- ditätsversicherungsvorlage und nochfläßt sich nicht mit Gewißheit sagen, ob es gelingen wird, die Einzelbe- rathung vor der bevorstehenden parlamentarischen Osterpause zu beenden. Gewiß kann man dem Reichs tage das Zeugniß nicht versagen, daß er in täglichen und vielstündigen Sitzungen ernst und angestrengt gearbeitet hat, aber je weiter er sich in die Vorlage vertieft, desto mehr treten deren praktische Schwierig keiten hervor und hiermit zugleich die Gegensätze, die ost in ein und derselben Partei sowohl über die wich tigeren, wie über die unwesentlicheren Einzelheiten des Entwurfes bestehen. Es zeigte sich diese Zerfahren heit namentlich in den Fragen der Altersgrenze, des Reichszuschusies, des Deckungsverfahrens und der Lohn klassen, und wenn hierbei, wie in den mehr unterge ordneten Punkten, schließlich überall die Kommissions vorschläge genehmigt wurden, so setzte sich die unter liegende Minderheit doch meist aus Mitgliedern aller Parteien zusammen, ein Beweis für die obwaltenden tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten. Daß die selben auch bei den noch ihrer Lösung harrenden an deren fundamentalen Fragen der Alters- und Inva lidenversicherung, vor allem aber bei den hochwichtigen Bestimmungen hinsichtlich der Organisation, wiederum scharf hervortreten werden, ist leider mehr als wahr scheinlich und hiermit verzögert sich demnach auch immer wieder die eigentliche Entscheidung über das Schicksal des Gesetzes. Sicherlich wird man keiner Partei vor werfen können, daß sie nicht einmal im Prinzip für das echt humanitäre Werk der Alters- und Invaliden versorgung der Arbeitersei; haben doch sogar die Sozial demokraten nicht gewagt, bei den Verhandlungen hier über eine unbedingt ablehnende Haltung einzunehmen. Aber wenn die parlamentarischen Vertreter der Nation über das Grundprinzip des ganzen Gesetzes einig sind, so differiren ihre Anschauungen umsomehr in den Ein zelfragen und auch über die polischen, volkswirthschast- lichen und finanziellen Wirkungen desselben gehen die Meinungen im Reichstage weit auseinander. Es ist begreiflich, daß diese Lage der Dinge die Freunde der Alters- und Invalidenversicherung allmählich mit Be sorgnissen erfüllt, zumal jetzt der Vorlage selbst aus den Reihen der Konservativen plötzlich Gegner ent stehen. Die scharfen Angriffe, welche der konservative Abgeordnete Mirbach in der Sonnabend - Sitzung des Reichstages gegen die Vorlage, wie sie sich durch die Kommissionsbeschlüsse gestaltet hat, richtete, werden in parlamentarischen Kreisen sehr bemerkt und scheinen sie auch zu dem im Reichstage kurisirenden Gerüchte Veranlassung gegeben haben, ein Theil der konserva tiven Partei beabsichtige, in dritter Lesung gegen das ganze Gesetz zu stimmen. Inwieweit dieses Gerücht begründet ist, entzieht sich noch der Beurtheilung, je denfalls beweist aber die Haltung des genannten kon servativen Abgeordneten, daß der Altersversicherungs vorlage jetzt sogar von einer Seite her Schwierigkeiten erwachsen, auf der man sich bislang durchaus freund lich zu diesem Werke stellte und eine derartige Wahr nehmung ist allerdings geeignet, Besorgnisse bezüglich des endgültigen Geschickes der so bedeutungsvollen Vorlage hervorzurufen. Aber was wäre für deren Zukunft gewommen, wenn die gegen das Altersver sicherungsgesetz in seiner jetzigen Gestalt erhobenen vielseitigen Bedenken wirklich siegten und der Entwurf dennoch abgelehnt würde? Die Berathung der also ge scheiterten Vorlage hätte nach der Geschäftsordnung des Reichstages in dessen nächster Session wieder ganz von vorn zu beginnen, die Herbstsession des Reichsparla mentes kann jedoch in Rücksicht auf die Neuwahlen zum Reichstage, welche vor dem 21. Februar 189N stattzufinden haben, nur eine kurz bemessene sein und es erscheint mindestens zweifelhaft, ob es gelingen „Welßeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg,, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Nta- Einzelne Nummern K Pfg- - Alle Postan- palten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- ....... Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 12. April. Nachdem die Prü fungen in unserer Stadtschule gestern mit dem Turnen der ersten Mädchen- und Knabenklasse, welche letztere wiederum von Herrn Hilfslehrer Stolz geleitet wurde, ihr Ende erreicht hatten, fand heute Vormittag von I/-10 Uhr an, unter zahlreicher Theilnahme von Eltern und Schulfreunden, in der Turnhalle die feier liche Entlassung der nach 8jährigem Schulbesuche ab gehenden Schüler, 33 Knaben und 45 Mädchen, statt. Herr Lehrer Buckel hielt die Abschiedsrede, nach welcher die Abschiedsworte der Scheidenden, beantwortet von zwei Zurückbleibenden und die Entlassungsworte des Herrn Schuldirektor Engelmann folgten. Chorgesang umrahmte die würdige Feier. Mittwoch, Nachmittag 4 Uhr, fand die Entlassung von 28 Fortbildungsschülern durch Herrn Schuldirektor Engelmann statt. Wie wir hören, konnte 3 Fortbildungsschülern, die zwar das 17. Lebensjahr erreicht hatten, aber einen dreijährigen Schulbesuch nicht nachweisen konnten, Entlassungs zeugnisse nicht ausgehändigt werden. Bei der letzten Feier wurde den Abgehenden bemerklich gemacht, daß neuerdings beim Eintritt ins Heer von einigen Re gimentskommandeuren die Vorzeigung der Fortbildungs schulzeugnisseverlangt worden ist, woraus den Schülern die Verpflichtung erwachse, dieselben gut aufzubewahren, da sie sich sonst leicht Unannehmlichkeiten aussetzen könnten. Vor Allem aber, möchten wir hinzusetzen, möchten dieselben dafür sorgen, daß ihnen etwas Gutes in ihr Abgangszeugniß geschrieben werden kann; nicht nur beim Militär, sondern in allen Lebensverhältnissen dürste ihnen dies zur Empfehlung genügen. — In Hinblick auf die bevorstehende Konfirmation erscheint es nothwendig, darauf aufmerksam zu machen, daß junge Leute, welche ihren Wohnort verlassen wollen, um auswärts in die Lehre oder in ein Arbeitsverhält- niß zu treten, sich in der Heimath schon mit dem in der Gewerbeordnung vorgeschriebenen Arbeitsbuch zu versehen haben, da zur Ausstellung desselben die Zustimmung des Vaters, bezw. Vormundes erfordert wird. Die Erfahrung hat gelehrt, daß dies in vielen Fällen unterlassen wird und dadurch den Eltern oder Vormündern nachträgliche Weiterungen und Unkosten entstehen. — Während die Osterprüsung sonst mit der Er weiterten Fortbildungsschule den Anfang macht, wird diese dies Jahr den Schluß der Examinas bilden und Sonntag Palmarum dieselbe abhalten. Die Hefte der Buchhaltung, Korrespondenz und Karten liegen aus und sind alle Freunde der Schule, Eltern und Prinzipale eingeladen. (Siehe Annonce). — Bei dem hiesigen kaiserlichen Postamt sind vom 1. April ab befördert worden: der Postassistent Herr Rose mann zum Oberpostassistent, der Privat-Post- unter beamte Reichel zum Packetträger. — Im abgelaufenen Monat wurde innerhalb der