Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001210016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900121001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900121001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-12
- Tag 1900-12-10
-
Monat
1900-12
-
Jahr
1900
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
84,L0 213.6) 212.6) 149,— 291.- 3Ü4,- I7ü — 153,50 ar. ?r.. Uslar, urtksro ksolL zliv. Oootritld. :l>« ie»i-do»t Nivvir. vuloo imsvssllmlut ismbsr. Kenia a.k!<!ssv,/I1akr Ls-x-nriilir-. »cddruolc vei-botsn > 71,25 70,75 152,75 164 75 55,2- 222,55 110.10 196.10 180,60 116,75 82,- 216,25 185,10 69,25 204,25 360,— 190,50 177,90 202,75 137,- 1»4,- 126,7, 104.55 44,75 ISS,10 INH «1.A 155,7', IVO,.« 92 8, 164,25 Oe» Verkelirz Isxen lad voa Dseitllaxeu iktete siao xetlleiiks k-oaäslusi-^t dskua- leiUs varcls besser 106,5g 80,50 203.25, 142,60 144.50 219,90 >82.- 167,75 185 Zj) ,rdd. IValilr. 8o!i!.8j,d.v«d Itis. üe^easeb llixsr 51asub/. tsrsd «Isilt. k. >(illi»kv. 1-.-L t»d»m. 8trssd .llobv.VVsIlsr >Ielli,Ukr« 8l.I> jebelbrilll >. Ksssau 8<r^ «io. Leixdeu sOscll Uat.-VV »iki. Lrsuab. eilrei-Lobfbr. Oussst. Oäbl. v^iuiae. V.L.. l'bUi-.Ur2..L. :b». IVsdstblf. isiksr Orad. luobsitlülilti- w. L IlaleiiS Iirtismuiesv Ude. Liab-L. ilr. 8»Iiuea Iia.Vellbieek -eill. kinselkb. tor. kskrrsci »tsrex.LIboii iseasr V.-L. tsasiOllssst esebsa-Vlsll Lsiodsslllsib bamsr (wunder >r»!i9tts isoUdarioa «enllirvUoa peasr »rui» st-OvNLwit ob. kseiislk. dd. 12074 oeadsllm so 8 ,. 2 lloasts srsbare 8 '1 o. 3. Zloaets rsodsu 8 terr. Usakll. »siscbs do -UvUe« Oslä 6eld Lrisl — 80 - -E 4100 — — 3550 »Us. - 16100 „ — 3450 35-5 « 375c 3850 I55c 1625 ! lOi-ca tv . 16808 — K2SL - — 12650 deck 7225 7350 - 13350 13500 id. . 2775 28iS 2550 — - —— 3900 .vtiii eoo 07 b Varl. 1475 I5-o 3325 3400 — 1(X0 bsre 1850 1950 M - 2350 2450 M — 2775 2650 i-drev I4I00 1400 , — „ — 625 700 « 4 1609 —— 9V 110 - » 2 "00 8300 1400 1450 — 90 20309 — 97 S 1015 295) — — '/5 H , ch — - 500 550 M M 13000 * « — 210 Inn. 1700 1800 450 500 M » — 3 IVO M M 8400 8550 — 1 1425 — 2700». Von Lslivertdeo setrt scdvsnkslld. S (TVuclis 0,16'. iVacb» 0,70). 'retoria" <8-12) aal a voll Hawdurx, aacli Vostindion aore, doido nnol>- 2) voll Hamburg dei-xer- <7/12) von ^lltvsrpoa llecu " (7/12) Larbovea sstiudien, ^Vest. - (7/12) UidrsUor 6- lll 8r«m so, k l» do (7/12) „Lönixin -oa 8oatkoilli>toll 12) „Hsideldsrx- k-rsnlifurt-, von aacb Leaas. rowoo. - riasssodlkk- >r ÄLrlttlax« niu 4 di« ^rseli'ea ll vermocbt. O,e ocl>«, Ii!,ui>tsiiol>- n 8nlp«c«r »al ideaso <r«s'altere >eb riemlick um- >serem KUelrenv^ voll <i«r Odeielde oäobstsll 7sx«u rtoreewLss nielit it 6er k-ali Kilt«» arrsioder ru xe- teo, vis »ll-ierer- » «rfoi^sn Kanu, c sillsr «eiteren icboeo »ein. Iiu Viren »ll roeldeu. > xsosell Labn A)—82 -5, vacli ivkllittlicd oacli es» 5b -5, o»rb »«-itr 68 -5 und -llvlleo Oetreide irdjstrl verlauLk 47 , oecli tvlldere, Vorx»n Ke. I1»c>, den kltllis» büderen d «jo« vsssut xllt o«ek iries« ?« lllld ^rt der wd. ^ll H»llpt Ide 8—10 ^5 vod « ss«r«dlt. Vie rnr Leit xernblr i keradurr »ad , kUr LtUckru r»b«o. lesxei lliekt (r«rr»xs ll lloter»ors«n /cd Lerlia ein «1 0llredk»d,r d dem 8tron> desvbrällkt und at o»ed kreslsu r« lllld /t>t der so rat Mie »af > V»»»»i,t»lld» k d'» kraedtea o vorrerileiltell «rea L«,odr«o- Bezug-«Preis ka d«r Hemptexpeditwn oder den im Stsdt- bezirk m>d dea Vororten errichtete» LuA- gadestelle« 'bgeholt: vterteljährltch X 4^0, bei zweimaliger täglicher ZostellUNg t»r -an- K.KO. Durch die Post bezogen für Deutschland ». Oesterreich: vterteljihrl. ^4 6. Man ablmntrt ferner mit entsprechendem Postanfschlag bei den Postaastalteu in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Eg pten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch dit Expedition diese« Blatte« möglich. Dir Morgenausgabe erscheint um »/-7 Uhr, die klbeud-Su-gabe Sochentag« nm S Uhr. Ne-artto« »«- Erpedittoa: Joharmt« gaffe 8. Filialen: Alfred Bah» vorm. O. Klemm'« Sorttm. Uawersttat«sttabe 8 (Paulruum), Louis Lösche, Katharinrustr. 14, Part, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. Mpziger, TagMalt Anzeiger. Amtsblatt des Aöniglichsn Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Mokizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen «Preis die 6gespaltene Petitzeile L5 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4gespalten) 7d L», vor den ssamtlirnnach- richten («gespalten) SO L,. Tabellarischer und Ziffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung ^il 60.—, mit Postbesürderung .«l 7V.— Änaahmeschluß für Anzeige». Ab end »Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bis Abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig. ^0 627. Montag den 10. December 1900. 94. Jahrgang. Zur Entwickelung der sächsischen Finanzen. v. Hatte schon die Zeit der Johann Georg«, Äie Zeit des Dreißig jährigen Kriege- mit seinen Folgen dem Lande eine große Steuer last aufgrbürdet, so war die« doch immer wenig im Verhältniß zu dem achtzehnten Jahrhundert, in dem der nordische Krieg, die Polenherrlichteit, der siebenjährige Krieg und die unsägliche und unselige Verschwendung August'- einen so unglücklichen Einfluß auf da- Land auSübten. Man könnte sich immer wieder fragen, wie ei möglich gewesen sei, solche Zustände zu ertragen, wenn e« nicht eine Thatsache wäre, daß trotz dieser nachtheiligen Verhältnisse Handel und Wandel Aufschwung nahmen und daS Land sich immer mehr entwickelte. Eine Lösung dieses RäthselS findet man darin, daß eS in anderen deutschen Ländern nicht besser zuging, und daß neben den von der Geschichte alS Miß griff bezeichneten Handlungen doch ein gewisser staatsmännischer Geist im Innern regierte, der oft das Richtige traf und freie Bahn für die Entwickelung des Handels und der Industrie, de- Handwerks und der Landwirthschaft machte. Beeinflußt von dem selbstherrlichen Gebahren der französischen Könige, drängte man auch in deutschen Landen die Stände, die schmale Volks vertretung, immer mehr zur Seite, und so sehr auch die Stände gegen ihre Zurücksetzung protestirten und Einwendungen erhoben, so war doch nach und nach die Macht der Fürsten so sehr ge wachsen, insbesondere durch die Militärorganisation, die sie von den Rittern unabhängig machte, daß eS bei dem Proteste der Stände gewöhnlich blieb und sie sich den Anordnungen der Fürsten fügten. Diese letzteren hatten dann bei ihren Anord nungen das Wohl des Ganzen im Auge und kleinliche Vortheile, Vie die ein« older die an'oerr Kaste auf den Landtagen für sich in Anspruch nahm, konnten nicht mehr ausschlaggebend sein. Einen Beweis, wie unter Umständen eine augenscheinlich un populäre Maßregel, eine gegen den Willen der Stände ange ordnete durchgreifende Neueinrichtung, dem Staate zu seinem Zwecke nützlich war, giebt die Einrichtung der General- Consumtions-Accise, eine allgemein für Stadt und Land eingeführte Verzehrungssteuer. Schon 1681 hatte sie der große Kurfürst in seinen Landen eingeführt und damit, wie Pufendorf nachwies, seinem Lande wieder zu Glück und Wohl- stand verhalfen. Kein Wunder, wenn dieses Recept nicht gern anderSwo nachgemacht worden wäre, denn Geldmangel herrschte überall. Schon Johann Georg IV. dachte daran, und Friedrich August I. führte 1M9 in einer Zuschrift an den Landtag aus, daß er von ihr eine Ermäßigung der direkten Steuern, der Pfennige und Quatember erwarte. „Diese hätten", sagte er, „den meisten Städten solche Be schwerungen gemacht, daß fast kein Handwerksmann und anderer Inwohner auf einen grünen Zweig hätte kommen können, und den Ständen sei am Besten bekannt, was die militärischen Exe mtionen vor Lamentationen nach sich gezogen hätten; hingegen hätten sich benachbarte und mehrere Länder bei einer Be- steuerungSart, wodurch nicht nur ein Theil, sondern alle und jede, auch der Fremde und Durchreisende, wegen durchgehends genießender Beschirmung und Schutzes, auf einige Art das Ihrige mit beigetragen, und weil man eines verderblichen Zwanges nicht bedurft, so wohl befunden, daß man die Städte volkreicher, die Handlung in blühendem Aufnehmen, die Einwohner bei stärkerer Nahrung und Alles in verbessertem Zustande sehen können. Die Landschaft solle also die nöthigen Vorschläge thun." Die Stände erwiderten hierauf in ihrer Haupt- und Bewilligungsschrift vom 10. Februar 1700, daß eine solche Besteuerungsart nicht an wendbar sei, indem die Dinge, von denen in den benachbarten Landen eine solche Abgabe erhoben werde, in Sachsen schon viel fach besteuert seien, wie z. B. das Bier durch die Tranksteuer, der Wein durch die Wein- und andere Steuern, daS Vieh durch die Land-Accise, welche letztere zugleich mit der Landsteuer auch vom Getreide u. s. w. verlangt werd«. Auch erinnerten sie daran, daß die angedeutete Besteuerungsart schon früher von den Stän den als unzweckmäßig verworfen worden sei. Der Kurfürst er klärte zwar hierauf, daß mit Einführung der Generalaccise An stand genommen werden solle, und wiederholte diese Erklärung im Landtagsabschiede vom 17. März. 1700; allein er führte doch schon im folgenden Jahre die General-Consumtions-Accise in der Grafschaft Mannsfeld versuchsweise ein, und zwar völlig nach brandenburgischen Grundsätzen sowohl auf dem Lande, als in den Städten. Nach diesem Vorgänge bat «m Jahre 1702 zuerst die Stadt Zwickau um Einführung dieser Abgabe, und bald folgten die Städte Torgau, Oschatz, Meißen, Wurzen, Eilenburg, Großenhayn und andere Orte jenem Beispiele nach. Der Haupt zweck dieser Bitte war, eine Erleichterung der so drückenden Grund- und Nahrungsabgaben dadurch zu erhalten, wie denn auch durch die Accise 16 H Landsteuer, 20s^ H von der Pfennig steuer und 23^/2 Quatember übertragen wurden, welche Ueber- tragung aber nicht auf spätere Bewilligungen dieser Art erstreckt werden sollte, wie die Stände im Jahre 1711 erklärten, woher jene übertragenen Steuern die Benennung „ordinaire Pfennige und Quatember" erhielten. Die 2 Quatember mehr, welche 1712 die Stände übertragen haben wollten, wurden erst im Jahre 1805 in Berücksichtigung gezogen. Der Kurfürst Friedrich August, jetzt König von Polen, war nun freilich nicht der Mann, sich etwas ausreden zu lassen. Er errichtete 1702 vorerst eine General-Accis-Jnspection, deren Vor sitzender von Hohmb war. Dieser gewissenhafte, tüchtige und treffliche Mann, der leider in seiner besten Manneskraft, Mitte der vierziger Jahre, Ueberdruß an den Geschälten bekam und sich aus Sachsen zurückzog, war die geeignete Person zur Durch führung des fürstlichen Willens und leitete mit fester Hand, aber mit angebrachtem Entgegenkommen in den ersten Jahren die Accise. Wenn nun auch die Jnspection vorhanden war, die Accise selbst war noch nicht eingeführt, denn als der König in seiner Proposition vom 20. Januar 1704 den auf einem Äus- schußtag versammelten Ständen bekannt machte, daß er die General-Consumtions-Accise in allen Theilen des Landes einzuführen gedenke, traten diese mit nachdrücklichen Gegenvorstellungen auf, Sie wiesen, wir folgen hier durchaus der Darstellung Gretschel's, darauf hin, daß die Einführung derselben in verschiedenen Städten des Landes der bisherigen Verfassung vollständig zuwider sei. Die Bitte derselben um die Einführung der neuen Abgabe sei gewöhnlich nur durch einige unruhige, zu den gemeinen Lasten nichts beitragende Bürger ver anlaßt worden, während die Wenigsten davon gewußt hätten. Die Beamten der Accise erlaubten sich viele Eingriffe in die Ge richtsbarkeit und Polizei der Stadträthe und zögen in manchen Orten die ganze Steuereinnahme an sich. Zudem sei diese Ab gabe ungleich und unverhältnißmäßig vertheilt, weil der mit einer großen Familie versehene arme Mann einen größeren An- theil als der kinderlose Reiche tragen müsse. Durch sie gehe die bürgerliche Nahrung ganz zu Grunde und die Abgaben, welche durch sie übertragen werden sollten, würden durch ihren Betrag bei Weitem überstiegen, wie z. B. in der Stadt Wurzen, deren Abgaben sonst in einem Jahre 3052 Fl. betragen hätten, und durch die Accise auf noch einmal soviel und noch 200 Fl. mehr gesteigert worden wären. Auch sei diese Abgabe an und für sich die schärfste Execution, weil sie der arme Mann erlegen müsse, ehe er noch etwas genießen könne; dessenungeachtet gewähre sie dem König kein sicheres Einkommen. Endlich sei die Con sumtions-Accise auch den Privilegien und Freiheiten des Adels entgegen, weil die Ritter schaft, ja selbst die eigenen königlichen Minister Alles, was sie von ihren Landgütern zum Verkauf sendeten, oder auch, was sie für ihre Haushaltungen von ihren Gütern in die Städte bringen ließen, gleich den Bauern veraccisen müßten. — Der König, überzeugt von den Vc.theilen der Accise für sich und das Land, wollte zwar etwaige Mängel dabei durch eine Commission ab stellen lassen, bestand aber auf Einführung der Abgabe in einem Decrete vom 22. März 1704 und beharrte auch, als die Stände (29. März) mit der Verweigerung der von ihnen verlangten außerordentlichen Verwilligungen drohten (3. April), bei seinem Entschlüsse, und da die Stände, trotzdem daß Herr von Hoymb die Einführung in den genannten Städten als mit freiem Willen der Bürgerschaft und zu ihrem Nutzen geschehen (8. April) dar stellte, ebenfalls (9. April) bei ihrer Weigerung beharrten, so entließ sie der König, ohne Bewilligung von ihrer und ohne Abschied von seiner Seite, am 19. Juli 1704. Die vom König zur Vorberathung der auf einem künftigen Landtage zu machen den Vorlagen gewünschte Deputation kam indessen auch nicht zu Stande, da der ständische Ausschuß, der über jene noch nie in dieser Art vorgekommene Entlassung äußerst empfindlich war, auf das Bestimmteste erklärte: daß die ihm von seinen Mitständen ertheilte Instruction auf Verkittung der Accise laute und Über bein nur die gesammte Landschaft und nicht einzelne Personen das ganze Werk einleiten könnten. Mittlerweile waren -die Hoffnungen, sie man von der General-Accise hegte, bereits im Jahre 1704 durch den Erfolg übertroffen worden, indem ihr Einkommen Äen Betrag der ordi nären Steuern bei Weitem überstieg. Dies bestimmte den König, Vie Äeneralinspection in ein ordentliches Collegium (23. Juli 1704) zu verwandeln; und nachdem im Jahre 1705 die Accise weiter im Lande (auch in den Lau sitzen, wo ein eigener Accis- director -eingestellt ward) eingeführt und am 13- November 1705 eine Dor§-accisoronung erlassen worden war, weil man die Besorgniß hegte, daß durch die neu: Einrichtung sich Hande! und Gewerbe aus den mit dieser Abgabe beschwerten Stäateu auf däs platte Land ziehen uno daselbst Vernachlässigung des Ackerbaues herüeisühren möchte, wurde daS Collegium am 29. Mai 1706 mit einer ncurn Instruction versehen, wonach es aus dem Generalinspectoc und vier Röthen mit entscheidenden Stimmen -bestehen sollte. Auch wurde nunmehr (31. August 1707) eine Äeueral--ConsumtionS-Accisoi'dnung für die sämmt- lich-n Städte uns Flecken des Kurstaates erlassen, welche folgende drei Hauptgrundsätz: enthielt: 1) Niemand ist von dieser Ab gabe befreit; 2) sie wird 'beim Eingang in «die accisöaren Städte erhoben, und 3) in allen AcciSsachen steht lediglich der General- Accisinspection die Cognition zu. Schon damals war der Ertrag 'der Accise so ergiebig, daß der König dem Generalinspector ein monatliches Tafelgeld von 200 Thalern aussehte. Später, be sonders vom Jahre 1710 an, fing man an, die Acciseinkünfte versch-iedmen Städten in Pacht zu geben, übergab aber, da solches zu mannigfachen Beschwerden Veranlassung gab, bald daraus die Regie wieder vollständig dem Collegium, welches im Jahre 1713 abermals eine neue Instruction erhielt, bei der es unter dieser und der folgenden Regierung blieb. Unterdessen hatte aber -der Widerspruch der Städte gegen diese Abgabe nicht auf gehört und der Ausschuß trug (2. Februar 1708) selbst auf die vorher verwöigerte Deputation zur Untersuchung derselben an, worauf nun der König nicht mehr einging. Auch erklärten die Städte in ihrer Bewilligungsschrift vom 11. März 1711 selbst, daß die städtischen Armen durch diese Abgabe eine merkliche Er leichterung erhalten würden, falls die sesfallsigen Ordnungen genau befolgt und alle Lana-, Pfennig- uns Quatembrrsteuern dadurch übertragen würden. Dessenungeachtet dauerten di ständischen Beschwerden fort und auf dem Landtage 1722 ver langte die Lassdschaft sogar noch einmal -die vollständige Auf hebung -der Accise, indem sie (in Memorialen vom 13. April uns 6. Juni 1722) behauptete, daß Vie bürgerliche Nahrung vornehm lich Lurch die neu« Abgabe in Verfall gerathen und die arbeit samen und erfindungsreichen Bewohner -aus dem Lande ver trieben worden seien, währens die Zurückgebliebenen in di« größte Avmuth geriethen, weil sie neben -den Nachbarn nicht bestehen könnten. Da erklärte der König in dem Landtagsabschied« vom 14. Juni 1722 auf das Bestimmteste, daß er diese Abgabe, durch welche a l l e u nd j e'V c Einwohner und Fremde zur Mitleiden- heit gezogen würden, immer noch für die billigste halte, uns vaß Wiederholungen jener Beschwerden ihm unangenehm sein wür> den, womit sich diese Angelegenheit vor der Hand schloß. So gelang es dem Fürsten, die Einführung einer Abgabe durchzusctzen, welche nicht auf ständischer Bewilligung beruhte, sondern theils aus dem Zollregale abgeleitet, theils als Surrogat aniserweiter Lasten angesehen wurde. Nur reichte dies neben den ständischen Verwilligungen zur Beseitigung -der finanziellen Be- drängniß nicht aus, welche die Unverhältnißmäßigkeit zwischen den im Sinne einer früheren Zeit bemessenen Einnahmen und ven Ausgaben einer namentlich im äußeren Verkehre und im Ge pränge -des Hofes den späteren Begriffen sich schon annähernden Staatsgewalt und eines drückenden Krieges herbeigeführt hatte. Daher griff dec Herrscher selbst zu willkürlichen Auflagen von neuen Lasten. So schrieb der Kurfürst (6. August 1704) ein seitig 24 Quatember aus, -Seren Aufbringung von den Unter obrigkeiten mit Beobachtung der möglichsten Gleichheit durch Anlagen auf Gewerbe un-o Vermögen oder durch eine Kopfsteuer geschehen sollte, wozu ihnen zur Erleichterung sogar ein Entwurf mitgetheilt wurde, währens die Ritterschaft von jedem Ritter pferde 50 Fl. erlegen mußte. Schon im folgenden Jahve (6. Juni 1705) wurde ebenso einseitig eine bisher nicht vorgekommene Kopf- uno Vermögenssteuer eingeführt, welche bei Lehn- uns Erbgütern anfangs in 1 Gülden, ^Sann vermindert in 16 Gr. von 100 Fl. bestehen, wofür aber wegen Passivschulven und sonstiger Lasten nichts in Abzug gebracht werden sollte. Die zinsbaren Capitalien (wobei indeß Niemand sein ver borgenes Vermögen anzuzeigen brauchte) hatte die Obrigkeit nach e i ge n e in E r m c s s en zu schätzen. Von den Beamten wurde sabe-i der zwölfte Lhcil ihres Gehaltes, und von bloßen Prädi katen eine Rangsteuer gefordert. Doch wurden Alle, die nicht im Besitze von 1200 Fl. Vermögen waren, von dieser Steuer aus genommen. Später werden wir noch auf einige solcher willkür lichen Auflagen in dieser Zeit zurückkommen, die für die finan ziellen Projectirer und Pwsmacher eine goldene zu nennen war. Als eine Finanzspeculation war Die am 28. December 1698 zu Leipzig errichtete und mit einem Director und sechs Beisitzern versehene kanco di depositi anzusehen, welche mit 6 Prv- cent zu verzinsende Darlehen aufnahm, die erst nach bestimmten Fristen wieder aufgekündigt Wersen konnten. Der König über wies ihr mit Einwilligung -des gesammien .Kurhauses 43 750 Thaler von sein Geleite, 28 125 Thaler von der Accise, 26 250 Thaler von den Bergnutzungen und 21875 von sämmtlicher Flößen, welche Einkünfte deshalb von der Kammer abgesondert werden sollten. Allein die Stände traten auf dem Landtage 1699/1700 -diesem Institute entgegen und verlangten in ihrer anderweiten Brwilligungsschrift vom 13. März 1700, den Tit. XI, 8 6, der Bankordnung dahin erklären zu lassen, daß keine gerichtlichen Depositengelder, Schulden, Lehnstämme, un mündiger Kinder, Wittwen, Waisengeldrr, noch insgemein sonst erwas wider der Interessenten Willen in -diese Dank gezogen wer den, auch das Land weder im Ganzen, noch theilweise dafür haften, noch demselben deswegen sonst etwas Nachtheiliges zu- wachfen solle; und -der König genehmigte dies in dem Landtags abschiere vom 17. März 1700, weshalb die Sache nicht zur völligen Ausführung kam. — Eine ähnliche Speculaiion war -sie nach dem Vorgänge in einzelnen sächsischen Städten vor geschlagene Staatslotterie. Fetrttlrton. Christrosen. Hia« Novell« aus Sibirien. Aon Lro Frobenius (Berlin). (N«chvrud vrbrten) I. Nikon ging musternd um den Wagen; er prüfte jede Schraube, zog an jedem Gurt. Dabei schmauchte er behaglich sein Pfeif chen. Händeringend stand die alte Agapta daneben. „Nikon, Nikon! Daß ich das auch noch erleben muß! Du, der feinste und beste Bursch', der verständigste Mensch, ziehst die alten Bauernkleider an und willst in die Welt. Hast Du denn wenigstens den Feiertagspelz bei Dir?" „Gewitz, mein bestes Mütterchen, der lirgt da unten im Sack. So — na, nun kann's losgehen." Nikon schwang sich auf den Bock, rückte sich zurecht, beugte sich herab, um die alte Frau auf die Wange zu küssen, und sagte Ad«. „Also mach' Dir keine Sorge, wenn ich auch lang' wegbleibe; ich komm« dann schon wieder." Er nickte, zog die Zügel an, und unter lustigem Schellen geläut« zogen die Esel den Wogen zum Hofthore hinaus. Er knallte, daß eS eine Freude war. Die lange Reihe der Burschen lüftet« die Mützen; die Mädchen knixten. „N«in, daß ich da» auch noch erleben muß! Und dabei war er sonst so vernünftig", jammerte die alte Agapta hinter ihm drein. „Ja, ia, wenn so ein Bursch' nicht verheirathet ist", setzte st« nach einer weile hinzu. „Daß er aber auch gar nicht dazu gekommen ist", schloß sie ihre Betrachtungen, wischte sich mit dem bunt bestickten Schürzchen die Augen und ging in da» Hau». Nikon dagegen fand anscheinend nicht» LejammerniwertheS in seiner Lage. Er schmauchte tapfer darauf ko», und al» sein Pfeifchen «»»gegangen war, klopfte «r e» aus, steckt« e» in den Bauernkittel und pfiff ein lustige» Wanderlied in di« frische Morgenluft hinein. Dann mochte ihm das Gethur der Agapta in den Sinn kommen, denn er lächelte, und da sich Pfeifen und Lächeln nicht recht vereinen läßt, das Lachen ihm aber wohl mehr am Herzen zu liegen schien, so lachte er und steckte da» Pfeifen auf. Nikon's Gedankengang ging von da zur Veranlassung seiner Reise über. Er griff in die Brusttasche, die ein sorgfältig ein- geschlageneS Büschel weinrother Blüthen enthielt. Auf Nikon's Hof war vor einigen Tagen ein altes Zigeuner weib erschienen, die las den Burschen und Frauensleuten aus der Handfläche die Zukunft vor. Er war herzugetreten und hatte scherzend auch seine Hand hingehalten. Die Alte blickte lange und ernst in seine Hand, dann lief sie zu ihrem Karren und langte das Sträußlein rother Blumen herbei. „Nehmt, Herr! DaS sind Christrosen, wie sie hier zu Lande nicht blühen; zieht hin und sucht ihre Heimath. Da werdet Ihr Euer Glück finden." Nikon löste einige Blüthen auS dem Strauße und befestigte sie an seiner Mühe. Die andern schlug er wieder ein. „Weshalb sollte ich diese Veranlassung nicht nützen?" Mit Knallen trieb er seine Eselein an. „Und weshalb sollte nicht eine alte Zigeunerin auch einmal einen guten Rath geben?" Der Wagen rollte mit Schellengeläute durch die Ebene, weiter, immer weiter, tagaus, tagein, hmauS in Gegenden, wo kein Mensch wußte, welch' stolzer Herr Nikon auf dem herrlichen Hantawurach am Hebra ist. Und auf der weiten Ebene vertrockneten die Blüthen, — bis auf die wenigen, die er an der Mütze trug. U. Im Winter war's gewesen. Die weite Gegend war in Linnen geschlagen, weiß und vornehm. Große Völker von Krähen tobten in den Wäldern, Morgen» und Abends, bis in die Nacht hinein. Auf einem nach dem Dorfe zu vorgeschobenen Baume am Rande des WaldeS und über dem Abhang einer Schlucht saß eine einsame, junge Krähe, der war der Posten alt Wächter anvertraut. Tie war jung und nahm ihre Aufgabe ernst, sie wendete den Kopf recht» herum und links herum, wobei sie leicht die Federn aufbustete. Jetzt bog sie ein wenig den kurzen Hals, so daß die Federn auf dem Rücken sich oufnchteten. Eine Gestalt kam vom Gute unten herauf, schritt langsam und träge über den Damm und just am Rande de» Abhanges hin, über dem der junge Krähen hahn saß, der mit klugem Sinn über die etwa herannahend« Gefahr simulirte. Aber die» junge Mädchen bedeutete für seine Gesellschaft wohl keine Gefahr, die hatte mit sich selbst zu thun. Sie zog die Pelzmütze noch tiefer in die Stirn, schlang den weiten Fell mantel eng um die Hüften und lehnte sich an den Baum. Don da oben sah man weit in da» Land, weithin über die Wälder, die Weiler und Höfe. Da zog sich der Flußlauf hin, weit, so weit. Just, wo Himmel und Erde in grau und weiß sich mischten, just da machte er seine letzte Windung und ver schwand. Da zogen die großen Eisblöcke hin, träge, mürrisch und ächzend. Man hörte das Knarren bis zum Hügel hinauf. Aber sie zogen alle fort, stetig und ständig der Biegung ent gegen in das Grau und Weiß. Das Mädchen seufzte; — es weinte. Die Krähe wandte ihr schielendes Auge nach der anderen Seite. Da kam die Schlucht herauf ein altes Weib, eine Zigeu nerin, die stöhnte und schleppte sich mühsam. In der Schlucht unten hielt sic an. Leises Wimmern schallte Von oben. Das alte Weib lugte vor- und rückwärts. Sie sah, daß die Krähen in den Zweigen so ruhig saßen, und wußte nun, daß es einsam war. Sie kroch die Böschung der Schlucht herauf. Da lehnte am Baum die halb erstarrte Gestalt des Mägdleins. Perlenaleich strahlten die gefrorenen Thränen auf den rothen, kalten Wangen. Sie schlummerte. „O, o!" murmelte die Alte. Sie packte mit Anstrengung die Hände, rieb und strich sie. Sie öffnete den Mund der Jungen und blies hinein, bis diese anfing zu husten und die Augen aufschlug. „Mutter Marruschi!" „Ja, ja, meine Kleine, nur Ruhe, immer Ruhe. So, mein Herze; so, mein Herze; was hat mein Goldkind denn! Ei, mein Goldtöchterchen, nur muthig, muthig!" Sie zog ein Fläschchen aus der Tasche und ließ das Mäd chen trinken. „Ja, ja, mein Goldengelchen, 's ist scharf, es kratzt die raubenden Schmarotzer vom Lebensbaum. Da wird das Holz wieder frisch und biegsam. So, mein Goldengelchen, nun leg' Deinen Kopf in den Schooß der alten Marruschi. So, so, wein' Dich nur recht brav aus. — Schau nicht so da hinein in da» Eistreiben, das bringt den Schlaf. — Na, wenn wir wieder ruhig sind, dann erzählen wir auch. — Hat's wieder waS ge geben mit dem Väterchen?" Die Klein« nickte. „Haben wir irgend einen Schmuck oder einen Pelz oder so wak gewollt, waS das Väterchen nicht geben wollte?" Das Mädchen schüttelte den Kopf. „So, so, wir sind ja hübsch gewachsen. Was mein Goldkind breit geworden ist, seit Mutter Marruschi draußen war. — Da war'» wobl Ernstere»?" . .I«-" „Aha, da ist mein Herzchen wohl ein bischen wild auf einen Mann?" „Nein." „Dann sollen wir also heirathen, und wir mögen ihn nicht?" „Das ist's." „Er ist also sehr reich?" ,.Ja." Sie begann wieder zu weinen. „Nur ruhig, mein Goldengelchen. Wenn die Mutter Mar ruschi auch nur ein altes Zigeunermütterchen ist, sie wird doch noch Rath schaffen können. Das Väterchen wollen wir bc stimmen, eine Frist von einem Jahre zu gewähren. Mütterchen Marruschi wandert inzwischen fort mit ihrem Pack und sucht einen Schatz für ihren goldigen Liebling. — Nur den Trotz einstccken, mein Engelchen, nur den Trotz und den Hochmuth ein stecken! Sieh, meine Kleine, ich nehme von unseren Christrosen mit, die noch ein Jahr lang blühen, wenn man sie an der Luft läßt. Mutter Marruschi sendet den Schatz ihrer Kleinen ans die Suche nach den Christrosen. Jst's so recht?" „Ja, MüU-echen." „Nun, dann wollen wir aufbrechen und mit Väterchen sprechen." Sie erhoben sich. Da flog der junge Krähenhahn kreischend auf. Er war leicht eingenickt. Das ganze Krähenvolk erhob fick schreiend und kreischend, und das Kreischen pflanzte sich fort durch den ganzen Wald. „Hörst Du den Krähenschrei? Er bedeutet Dir Glück." Das Volk ließ sich wieder nieder, und nun schimpften sie auf den armen jungen Posten, daß er sie nur wegen zweier Frauenzimmer aus dem süßen Abendschlummer ausgescheucht hatte. Dann schwieg wieder das weite Land. Nur noch das Aechzen und Knarren der Eisblöcke auf dem Flusse drang zu dem Hügel Die Menschen strömten schaarenweise zu der klemm Kirche. Eine Hochzeit am Wcihnachtstage! Dazu die Hochzeit der Gianolai, der Tochter des Herrn. Was Wunder, wenn da Alles kam, was nicht durch Krankheit oder Pflicht daheim gehalten wurde. Dicht gedrängt standen sie an der Kirchenthür, den Zug zu empfangen. Der Schlitten mit dem festlich geschmückten Paare nahte.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite