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Dresdner Journal : 26.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187510265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-10
- Tag 1875-10-26
-
Monat
1875-10
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 26.10.1875
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w 248. Dienstag, den 26. October. 1875 r» r»»»«» a«Nt,,d«» ^Lkrlioiu... 1» ll»rk «HjlUtrUvd: 4 Ilvir LO kk. L»a»»l»«Ilnwiv«n>: 4V kk. S»»»«r>uUd äs« ä«awod«v ll«iek«« tritt ko»t unnl 8towi>oi»u»vt»I»^ lüiu«». I»»er»t^opcel»«: VLr äe» kLaw eiaer 8«»p»lt»ll«v kotitttil«: 20 kl. Unter „Lia^vmutär" äi» 2«il«: 50 kk. Ares-ntrHomnal. Lrsekel»«»» -rügUek mit ä«r 8ooo - nnä k'siertRL«, ^vcoU» tür äon kolFvo«t«u l »^. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. llnxeratenunnklime «««vLrt«r I.«lp»1^: /<>. ^runetrtrttsr, 6ouuui«iovvr ä« Urexluer 4ourn»I»; «Ven仫.: ^euArn/^ort, S»Edurx-L«rlt»-Vi»»-I^ix,lM- S»»«I-vr«,l»u-VrLLllrirrt ». Ll.: ^»Aier; S«rU» Vioo-N»mdurx -rr»^-l^>tp»^-rr»nttiirt «. ». Hü» cd«»: Li«<1. Lvrtm: Ü. ^nvct.ltc« , 4/. ^li/err«./»/Lr«m»»: Ur««U>,: §tänAr»«'e Utuvitu; LLrmvit»: ^r. 4t,iut, krimllkiirt « M.: L' ^arArr'vcks u. 6. /Zerrma'»» »cno lluckl»., /)a^-e<O t7o., OLrUti: /»v -7-., S»»»«v«r: U. §<M«>k«r,' k»rt»: I/avar, /»/itte, /ki«//,er U' Uo., Sr»tt^»rl: KuxLe <S 6o., Luodur^: ^««tclAen, VI,»: O/Pettt IterLN-xedorr LSm^l. Urpeüition Ue« Drvuäver ^ovrval», Oresäoo, /vinxerrttrku»« Ho. 2V. Ämtlicher Theil. Verordnung, ei»t Ernennung für die erste Kammer der Stände« Versammlung detr. Wir, Albert, von Gottes Gnaden König von Sachsen rc. rc. rc. verkünden hiermit: Da durch daS Ableben des Wirklichen Geheimen Raths Grafen von Hohenthal auf Knauthain eine der tz 63 der Verfassungs-Urkunde bei 14 bezeichneten Stellen in der ersten Kammer der StLndeversammlung zur Er ledigung gelangt ist, so haben Wir zu deren Wieder- besetzung den Wirklichen Geheimen Rath Grafen Albin Leo von Seebach auf Unwürde ernannt und zu dessen Beurkundung gegenwärtige Ver ordnung unter Vordruckung Unseres Königlichen Siegels eigenhändig vollzogen. Dresden, am 19. October 1875. (l,. 8.) Albert. von Nostitz-Wallwitz. Dresden, 24. Octobrr. Seine Majestät der Kö nig und Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg sind heute früh 31t Uhr von Sibyllenort zurückgekrhrt. Se. Königliche Majestät haben dem Brückengrldein- nehmer Johann David Roth ru Döhlen die zum Albrechtsorden gehörige Medaille m Gold zu verleihen geruht. «WmiErr-Thrtt. TNtgr-Wsche Nachrichten. Konstantinopel, Sonntag, 24. October. (W. T. B.) Die türkische Regierung bat an ihre diplomatischen Vertreter im AuSlande ein Cir- eular erlassen, in welchem die bereits bekannten Erklärungen bezüglich der Reduktion der Zinsen für die türkischen Anleihen weiter auSgeführt werden und hinzugefügt wird, daß die Pforte sich bei der Ergreifung der in Rede stehenden Maß regel zwei Aufgaben gestellt habe. Die erstr Aufgabe sei, das Gleichgewicht der Ein nahmen und der Ausgaben des Staates wieder herzu stellen; die zweite sei, das jetzige Deficit zu beseitigen und einem ferneren Deficit, welches sich bis zu dem Zeitpunkte, in welchen: die jetzt ergriffenen Maßregeln die gewünschte Wirkung herbeigeführt hätten, ergeben könnte, entgegen zu treten. Der erste Theil dieses Pro grammes würde sich in 5 Jahren erfüllen lassen, und zwar durch die Entwickelung der Hilfsquellen des tür kischen Reiches, durch Reformen in der Verwaltung, durch Umänderung gewisser Steuern, durch die stetige Erhöhung der Staatseinkünfte, welche sich durch den zunehmenden Wohlstand der ackerbautreibenden Bevölke rung ergeben würde, und ferner durch eine gewissen hafte Controle der Fiuanzverwaltung. Zur Erfüllung des zweiten Theils ihres Programmes verlange die Pforte von ihren Gläubigern, daß sie ihr die Zinscou pons und die Amortisirungsbeträge znr Hälfte gegen vortheilhafte Zinsen während 5 Jahre leihen. Die Pforte ziehe aus dieser in loyaler Absicht getroffenen Maßnahme, welche auch in loyaler Weise durchgeführt werden solle, Vortheile, um die täglich drohender wer dende Gefahr der gänzlichen Zahlungseinstellung zu beschwören und um sich ein Capital von 35 Millionen Pfd. Sterl, zu annehmbaren Bedingungen bezüglich der Zinsen und der Rückzahlung zu verschaffen. Konstantinopel, Montag, 25. Oktober. (Agence Havas-Reuter.) Die Pforte, welche von der jüngsten, durch Serbien ronstatirten Grenzverletzung keine Kenntnis hatte, hat telegraphisch von den bosnischen Behörden Aufklärung verlangt und in zwischen dem serbischen Agenten die Versicherung ertheilt, daß, wenn eine Grenzverletzung wirklich stattgefunden habe, diese nur infolge eines Miß- Verständnisses erfolgt sein könne. tenkammer und die Spitzen der hiesigen Behörden gaben dem Kaiser bis zum Bahnhof das Geleite. In den da hin führenden wie bei der Ankunft festlich geschmückten Straßen waren die Truppen ausgestellt und erwiesen dem Kaiser die Honneurs. Die Kopf an Kopf gedrängte Volksmenge begrüßte den Kaiser mit enthusiastischen Zu rufen. General Cialdini und der deutsche Gesandte, v. Keudcll, begleiten den Kaiser bis zur Grenze. Se. Maj. der Kaiser ertheilte vor seiner Abreise noch dem Prä- fecten und dem Bürgermeister von Mailand, sowie den Generälen Petiti und Revel Audienz. Se. Majestät bemerkte in derselben, daß ihm der Empfang in Mai land stets unvergeßlich bleiben werde. Bei dem Abschiede auf dem Bahnhofe umarmte Se. Majestät den König und küßte der Kronprinzessin Margherita die Hand. Der Kaiser hat für die Armen der Stadt Mailand 12,000 Frcs. geschenkt und vor der Abreise auch «och die pro testantische Kirche besucht. Der König und Prinz Ama deus sind nach Turin abgereist. Die Minister Min- ghrtti und Visconti-Venosta verlassen Abends Mailand. Neber die Rückreise des Kaisers wird weiter gemeldet: Nachmittags Vi3 uhr war der kaiserliche Zug auf dem Bahnhöfe in Bergamo cingctroffcn. Daselbst hatten sich die Muncipalität und eine große Menschenmenge eingc- funden. Als Se. Majestät sich in Uniform am Fenster zeigte, wurde AUerhöchstdcrselbc mit stürmischen „Evvivas" empfangen. Um '44 Uhr fuhr der kaiserliche Zug auf dem Bahnhöfe in Brescia ein, woselbst Sc. Majestät von der zahlreich anwesenden Bevölkerung mit cnthuasli- schen Kundgebungen empfangen wurde. Die Cavalcrie der Garnison bildete Spalier. Der Bürgermeister von Brescia überreichte Sr. Majestät ein Bouquet für Ihre Majestät die Kaiserin. Das Wetter war prachtvoll. Der Gardasee prangte im hellsten Sonnenglanz. Um '45 Uhr traf Se. Majestät in Verona ein. Obgleich der Zug nicht in den Bahnhof hincinfuhr, sondern bei dem Krcu- zungspunkte an den Außcnforts stehen blieb, hatte sich doch eine große Menschenmenge cingefunden, welche Sc. Majestät jubelnd empfing. Um '46 Uhr passirte der kaiserliche Zug die Veroneser Clause und traf um 6 Uhr in Ala ein. Daselbst verabschiedete sich der deutsche Ge sandte v. Keudell. Nachdem Trient ohne Aufenthalt passirt war, traf Se. Majestät um '49 Uhr in Botzen ein und nahm im „Hotel Victoria" 'Nachtquartier. Auf dem Bahnhofe wurde Se. Majestät von den Spitzen der Militärbehörden empfangen. Heute (Sonntag) empfing der Kaiser daselbst Morgens 7 Uhr den Erzherzog Heinrich, den Sohn des Erzherzogs Rainer. Um 8 Uhr setzte Se. Majestät die Reise fort. Die Rciscdisposition ist dahin abgeändert worden, daß der Kaiser nicht über Eger, sondern über Hof reisen und Montag Mittag A3 Uhr in Berlin eintreffen wird- Übersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Frankfurt a.M. München. Wien. Prag. Paris Madrid. Lon don. Konstantinopel. Belgrad.) Dresdner Nachrichten. Proviazial-Rachrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Grimma. Meerane. Glauchau.) Verwischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. (Dresden. Berlin. Paris.) EingesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalrnder. Beilage. Börsenuachrichten. Telegraphische Witterungsberlchte. Inserate. Tagesgeschichte. Dresden, 25. October. Die Zweite Kammer bewilligte in ihrer heutigen Sitzung das zur Errichtung eines neuen Lehrerseminars geforderte Bcrechnungsgeld von 420,000 M. und trat sodann in die allgemeine Vorberathung des Gesetzentwurfs über die infolge der Reichsgesetzgebung über die Beurkundung des Personen standes und die Eheschließung nothwendig werdenden Abänderungen des bürgerlichen Gesetzbuchs ein, nach deren Bcndigung die Kammer beschloß, sofort in die Hauptvorberathung (zweite Berathung) dcs Entwurfs einzutreten. Bei Schluß unseres Blattes ('44 Uhr) dauert die Specialberathung des Entwurfs noch fort. * Berlin, 24. October. Se. Majestät der Kaiser hat, den hier eingegangrnen telegraphischen Meldungen zufolge, gestern (Sonnabend) Nachmittag '42 Uhr in Mailand die Rückreise angetreten. Der König Victor Emanuel, die Prinzen dcs königlichen Hauses und deren Gefolge, die Präsidenten dcs Senats und der Dcputir- * Berlin, 24. October. Die vereinigten Ausschüsse des Bund esraths für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, der Ausschuß für Justizwesen und die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten gestern Sitzungen. — Unter dem Vorsitze des Kammergerichtsvicepräsidcntrn v. Mühler verhandelte der Staats gerichtshof, wie bereits kurz gemeldet, am Donnerstag gegen dcn ehemaligen kur fürstlich hessischen Hofstaatssccretär Or. Wilhelm Prescr, der wegen vorbereitender Handlungen zu einem hochver- rätherischcn Unternehmen, Majestätsbeleidigung und Amts- rhrenbclcidigung dcs Fürsten Bismarck angcklagt ist. In: Februar und März 1868 wurden in der Provinz Hessen massenhafte, an „Kurhcssen" gerichtete Proclamationcn verbreitet, welche die Bevölkerung ausforderten, ihre Treue gegen den Kurfürsten selbst durch gewaltsamen Wider stand zu bethätigen. Außerdem enthielten dieselben die gröbsten Angriffe gegen dcn Kaiser und dcn Fürsten Bismarck. Der als Verfasser ermittelte Dr. Prescr wurde nebst dem Herausgeber der „Hessischen Volksztg.", Plaut, welcher mit ihm die Placate verbreitet hatte, darauf in contumaciam zu 3 Jahren Zuchthaus vcr- urtheilt. Da er sich inzwischen in diesem Jahre frei willig den preußischen Gerichten gestellt hatte, so wurde die Contumacialentscheidung vernichtet und der Staats gerichtshof mit der nochmaligen Aburtheilung des Falles betraut. Das Urtheil dcs Gerichts lautete dem Anträge der Obcrstaatsanwaltschaft grmäß auf I '4 Jahre Festungs haft. Frankfurt a. M., 23. October. (Fr. I ) In der heutigen Sitzung der Strafkammer wurden vier An klagen gegen den im Gefängniß befindlichen Otto Hörth, Rcdactrur der „Frankfurter Zeitung", verhandelt. Die erste Anklage betraf die bekannte, Geraer Schulangclegen- heiten bereffende Corrcspondrnz, welche einige Rcdacteure genannten Blattes wegen Zeugnißverwcigcrung ins Ge fängniß gebracht hatte. Der Gerichtshof ließ den an- gebotenen Wahrheitsbeweis zu. Die zweite Anklage er folgte wegen eines Artikels über dcn „Rcpttlicnfond". Hr. Hörth erbot sich auch hier zur Führung des Wahr heitsbeweises und benannte als Zeugen die Herren Staatsminister v. Roon, v. Selchow, Graf v. Jtzenplitz und Fürst v. Bismarck. Dcr Gerichtshof erkannte in seinem Urtheil, daß die Aussagen dieser Zeugrnseric von Erheblichkeit erscheine, und setzte deshalb die Ver handlung auch über diese Anklage aus. Dagegen wur den zwc: andere Beschuldigungen, dcn 8 131 des Straf gesetzbuchs durch eine Broschüre über den „Culturkampf" und dcn 8 186 durch einen Artikel in Nr. 84 der „Fr. Ztg." verletzt zu habest, verhandelt. Der Staatsanwalt beantragte im Hinblick darauf, daß Hölth wegen Preß rcate schon bestraft sei, daß er durch sein Broschüren- und Artikclschrcibcn stets bestrebt sei, die leitenden Staats männer und die bestehenden Einrichtungen zu verdäch tigen, eine Gcfängnißstrafe von 8 Monaten; gleichzeitig befürwortete er die Erlassung eines Haftbefehls, damit Hr. Hörth, wenn er nächsten Monat aus dem Gefängniß entlassen werde, nicht, wie andere Rcdacteure cs gethan, durchgehe. Die Vcrthcidigung hatte die Freisprechung dcs Herrn Otto Hörth zur Folge. Dcr Gerichtshof er blickte in seinem Urthcil hinsichtlich der incriminirten Auslassungen in dcr Broschüre über dcn Culturkampf cine scharfe Kritik; in dem andern Artikel (führte die Sentenz aus), daß hier die Angriffe nicht gegen das Ltaatsministcrium, sondern gegen die Presse gerichtet seien. Da Freisprechung erfolgt war, so wurde auch dcr Antrag auf Erlassung cines Haftbefehls verworfen. * München, 23. Oktober. Der Prinz und die Fran Prinzessin Leopold werden auf der Reise nach Algier rc. auch, von der Prinzessin Therese, der Tochter des Prinzen Luitpold, begleitet; die hohen Herr schaften gedenken, laut dem „N. C.", die Reise Mitte November anzutrctcn. — Das Schreiben Sr. Maje stät des Königs an das Gesammtministerium soll in Städten in dcn öffentlichen Sitzungen de- Gemcindecol- legicn und auf dem Lande in besonderen Gemeinde versammlungen, welche an einem Sonntag nach dem Gottesdienst abzuhalten sind, vorgelcsen werden. In Augsburg und Passau hatte man anläßlich dcs königlichen Erlasses vielfach geflaggt. Hier in Mün chen, in Augsburg, Kaiserslautern u. s. w. wurden Dankadressen an Se. Majestät gerichtet, und auch dem Staatsministcrium sind gestern und heute zahlreiche Glückwünsche auf telegraphischem Wege zugegangen. * Wien, 23. Octobcr. Die Abgeordneten beginnen allcsammt dcr handelspolitischen Frage die ge bührende Aufmerksamkeit zu schenken. Der Fortschritts club hatte dcn Club dcr Linken zur gemeinsamen Action in dieser Angelegenheit aufgefordcrt und dabei auch das Einvernehmen mit dcr Regierung in Rechnung gezogen. Der Club der Linken discutirte gestern über diese An gelegenheit und beschloß, sich dcr Initiative des Fort schrittsclubs anzuschlicßen. Giskra allein sprach dagegen, daß das Einvernehmen mit der Regierung gesucht werde. In der stattgchabtcn Discussion wurde allgemein die Nothwendigkcit anerkannt, in der Sache vorzugehen. Gegen die Einsetzung eines Actionscomitös machte sich jedoch insofern Opposition geltend, als man erklärte, „ ..... — Feuilletom Rtdi«irt »oa vtt» «ansk. Preisausschreiben der Goethe Stiftung. Der Vorstand der deutschen „Goethestiftung" in Wei mar erläßt soeben (laut Generalversammlungsbeschluß) einen „Aufruf" an die deutschen Künstler, und setzt da bei den Ehrenpreis von 3000 M. für ein Werk der Landschaftsmalerei unter annehmbarsten Bedingun gen an. Die Concurrenzarbeften sind unter dcn üblichen Formen dcr Anonymität bis zum 1. Juli 1877 an den Vorstand deS Goethevereins unter der Adresse deS „Groß- herzoglichen Museums zu Weimar" zu senden. Die Entscheidung erfolgt am 2s. August 1877 nach Stim menmehrheit des Kunstverständigen-Ausschusses und wer den hierbei die Mitglieder des letztern namhaft gemacht. Das Werk wird Eigenthum der Goethestiftung; der Künstler behält das Vervirlsältigungsrecht. Und nun die Hauptsache: Die landschaftliche Com- position ist für einen darauf darzustellenden Vorgang biblischen oder mythischen Inhalts zu erfinden und als farbiges Oelgrmälde in einer solchen Größe auszufüh ren, daß die Breite oder die Höhe der Bildfläche min- destrus 120 Centimeter beträgt. Sellen fällt der Landschaft-Malerei rin solcher An sporn zu. Die hier gestellte Aufgabe beengt die Phan tasie deS Künstlers nicht und für den Gewinner ist die Entschädigung eine überaus anständige. Und damit Jeder die Möglichkeit hat, der Arbeit vorzugsweise seine Musestunden zuzuwenden, so ist der Termin auf 18 Monate gestellt. ES sei darauf hingewieseu, daß nur dcr Kleinheit, nicht aber der Größe des Bildes /ine Grenze gesetzt ist, und dies wird allen Künstlern, die sich in breiteren For men zu bewegen gewohnt sind, sehr zur Hand sein. Da bet tritt maßgebend die eigenthümliche Erscheinung ins Gewicht, daß cine Charaktcrdarstellung dcr antiken classi- schen Landschaft mehr Ausdehnung wünschenswerth macht, als wenn cs sich um ein romantisches oder idyl lisches Naturbild handelt. Die milde Macht oder gra ziöse Hoheit wahrer Schönheitslinien, wie sic die be rühmtesten Punkte dcs Südens gewähren, treten stets so bedeutungsvoll und mit so viel ästhetischer Würde auf, daß dieser selbstbewußte, überschwengliche, glückliche Inhalt seine geistige Größe durch räumliche Beschränkt heit nicht gern offenbart. Selbst dcr ungeheure Kraft ausdruck der alpinen, kühnaufstcigenden Gebirgslinie läßt sich bei enger Ausdehnung leichter zur Geltung bringen, als die mehr wagerecht geschwungenen Con- turen italischer oder hellenischer Bcrgzüge. Hier ist viel Mittelgrund, viel Ferne und Horizont nöthig, um die Formen- und Farbenstimmung austönen zu lassen; der Effect des Starken, Raturdämonischen ist stärker, inter- jectiver und braucht weniger Zwischenglieder, da er als Kraftaccent mehr in Einseitigkeit als ist Harmonie be ruht. Das Malerische des Südens hat eine epische Muse, die Alpen haben zumeist eine dramatische. Die landschaftliche Seele des (deutschen) Nordens ist meist lyrisch und idyllisch. Bei dem wohlbehäbigen, anmuthig lieblichen Inhalt des Lyrischen und Idyllischen ist das Gemüth des Beschauers jederzeit willig, sich in den Zau ber des Details zu versenken. Diese Sätze dürften eine allgemeine Giltigkeit haben, doch geschieht es hier wie überall, die Regcl wird von Ausnahmefällen unterstützt. Es ist von mehreren Seiten bemerkt worden, daß die PreiSaufgabt der Goethestiftung statt in einer Land schaft lieber in einem Historirnbilde, oder in einem Thema aus des Dichte.s Schöpfungen bestehen sollte. Wir thcilen diese Ansicht nicht. Die ganz allgemein ge haltene Anregung für die Landschaftsmalerei scheint uns ungemein nützlich: Gerade in diesem Kunstgcbiet fehlt es an Muth zu einer idealen Richtung, an Ehrer bietung gegen die eigentliche Compofition. Und daran ist nicht nur die Lauhheit der Künstler, sondern auch die Neigung des Publikums für das gemeine Realistische schuld. Hier sind die Maler von diesem Alp dcr Rücksichten befreit, tue «alta, tue liliockus! Regte sich doch gerade zu Goethe's Zeit eine lebendige Reform in dcr Landschaftskunst, gehörte doch die Auffassung dcr Natur zu dcs Dichters liebsten und tiefsten Studien. Gerade in dcr Landschaftsdarstellung würde Goethe eine ungeahnte Freude über die großen Fortschritte empfin den, die seit seinen Tagen errungen worden sind. O. B. Rundschau über Theater und Musik. *7 Am 18. d. beging da- Stadtthcatcr zu Frank furt a. M. eine ernste Feier; sic galt dcm 50 jährigen Dirigcntcnjubiläum und zugleich dcm Abschiede Ignaz Lachner's, der seit dcn lctztrn 14 Jahren der dorti gen Oper als erster Kapellmeister vorstand. Dcr Ju bilar, welcher gleich seinen übrigen acht Geschwistern im frühesten Alter von seinem Vater dcr Musik zuge- sührt worden war und sich in den verschiedensten Rich tungen auch als Componist versuchte, hatte sich zu sei ner Benefizvorstellung Mozart's „Hochzeit des Figaro" gewählt. — Aus Darmstadt wird gemeldet, daß dcn Mitgliedern des dortigen Hosthcatcrs alle sogenannten „Einlagen" in Opern streng untersagt worden sind. Dieser auch anderwärts zur Nachahmung anzuempsch- lendrn Verordnung haben sich nicht nur die festenga- girtrn Mitglieder, sondern auch etwa daselbst gastircnde fremde Künstler zu fügen. — Das königl. Hof- und Nationaltheater, sowie das königl. Residcnztheater in München haben in dcr letzten Hälfte dcs August und in dcr ersten dcs Scptcmber, also zn der Zeit, in welche für München dcr Hauptfrcmdcnbcsuch fällt, eine Reihe von Vorstellungen gegeben, welche dcn Besuchern dcr bayerschen Hauptstadt das ganze Können und Streben dieser Bühnen vorzuführen geeignet waren. Daß der Gedanke ein glücklicher war, bewies der An- klang, dcn das gleichzeitig eröffnete besondere Abonne ment fand, sowie bei den wirklichen Aufführungen die stets gefüllten Häuser und der einstimmige Beifall dcr Besucher wie der Bcultheiler. Es ist cine Art Wunder in der Thcaterwelt, der eigentlichen Heimath der Stö rungen und der Krondomänc dcs Zufalls, ein Programm oder Repertoire von mehr als vier Wochen beinahe völ lig unverändert durchzuführcn, und wenn dcr Intendant, Frhr. v. Perfall, am Schluffe seinem Personal in einer Art Ansprache dafür dankte und sich des Vollendeten freute, mutz ihm die Berechtigung dazu zugestanden werden. — Die ersten Neuigkeiten der Saison waren das vieractige Schauspiel „Die Fürstin von Jsolabclla" von Werther, welches den Grundgedanken behandelt, daß auch in den Fürstenpalästcn die Zeit alter Regicrungs- maximcn vorüber sei und einer neuen jungen Strömung Platz machen müsse, und Felix Dahn's Trauerspiel „Markgraf Nüdeger von Bcchclaren." Dieses Drama ist dcm zweiten Theil dcs Nibclungrnliedcs entnommen und behandelt Chricmhildens wüste Rache an den heuch lerisch eingeladenen Verwandten und Landsleuten. Die Dichtung ist in großen Zügen angelegt, und die drei ersten Acte sind ebenso dramatisch wirksam als dichte risch schön, dir ganze Farbengluth Dahn'sä>cr Poesie ist darüber ausgegosscn; vom vierten an fallen jedoch die Schatten der Blut- und Mordsce °en immer stärker und stärker auf die bisherigen Hauptgcstaltcn herein, daß sie
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