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Mcheinl: LS,lich früh 7 Uhr. Inserate werde» angenommen: »i»«bend»v,«onn. tag» bi« Mittag» 1L Uhr: Marienstraße IS. «njeig. in dies. Blatte, da« seht in 11,000 Ixemplaren erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile 2 Ngr. Druck und Etgenthum der Herausgeber: Llkpschl H Nkichardf. — Verantwortlicher Redacteur: JullUS Relchurdl. Dresden, den 2». Januar. — In diesen Tagen sind an unser Ministerium des Aeu- ßern mehrere Ordensverleihungen und Belohnungen gelangt, welche 8e. Maj. der Kaiser von Oesterreich au» Anlaß der hervorragendsten Leistungen bei dem Transport und der Ein- stuarlirung des k. k. 6. Armeecorps in Sachsen, namentlich hie sigen und Leipziger Persönlichkeiten, vom Civil- und Mili tärstande verliehen hat. Die Verleihungen sind deshalb nicht direct an die Empfänger geschehen, um denselben von hier au» die köngl. Genehmigung zur Annahme gleichzeitig mit einzuhändigen. — Das Ministerium des Innern sieht sich veranlaßt, Hegen den überhandnehmenden unbefugten Ausschank von Bier und Branntwein im Wege einer Verordnung an sämmtliche Polizeibehörden des Lande» einzuschreiten und an die strenge Beobachtung der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen zu «ahnen. — Wie die Kreuzzeitung weiß, hat der König von Preußen auch dem Kriegsminister v. Roon einen künstlich gearbeiteten Stock zum Weihnachtsgeschenk gemacht. Am Griff desselben befindet sich die kunstvolle und wohlgetroffene Büste des Königs i» Elfenbein, welche durch eine Kapsel von Elfenbein bedeckt wird. — Ueber dem Stock, welchen der Ministerpräsident v. Bismarck vom Könige zum Geschenk erhalten, wird folgen des Nähere mitgetheilt: Der Stock ist eine Arbeit der seit einigen Jahren bestehenden Kunstschnitzerei des gegenwärtigen Inhabers der alten Firma Vilain u. Weyrowitz (Königsstr. 66) und war von diesem mit mehren anderen Kunstsachen dem Bazar zum Besten der Prinzeß-Maria-Anna-Stiftung und der Gründung eines Militairkurhauses in Warmbrunn überwie sen, wo seine Ausstellung das Interesse aller Kunstfreunde er regte und Se. Majestät den Ankauf befahlen. Der Haken griff des schönen Rohrs besteht aus einem großen und sehr schönen Elfenbeinstück; die überaus fein und gut ausgeführte, mit den besten Wiener Arbeiten rivalifirende Schnitzerei zeigt auf einem Globus den preußischem Adler stehend, der auf sei nen auSgrbreiteten Flügeln ein Postament trägt. Auf diesem steht die vortrefflich ausgeführte ganze Figur Sr. Maj. des Königs, die linke Hand mit einer halbgeöffneten Nolle auf einen Felsen stützend. Rechts und links ranken sich Lorbeer bäume nischenartig um die Gestalt des Monarchen empor und tragen mit der Spitze der Zweige über ihrem Haupte die KönigSkrone in durchbrochener Arbeit. Das Band, der Knopf und Rohr verbindet, zeigt die Inschrift: „Gott mit uns!" — Ein Vergleich zwischen den Stadtverordneten-Vor- schlagSlisten der „Zeitherigen" und des Städtischen Vereins ergiebt folgendes Wahl-Resultat: aus der Vorschlagsliste der „Zeitherigen" sind 10 Ansässige gewählt, welche von ihnen allein, und 4 Ansässige, welche in Gemeinschaft mit dem Städtischen Verein vorgeschlagen waren. — Von den Un- angesessenen sind 6 von den „Zeitherigen" Vorgeschlagene und 3 mit dem Städt. Verein gemeinschaftlich Vorgeschlagene gewählt worden. — Aus der Vorschlagsliste des Städtischen Vereins wurden 2 allein und 5 gemeinschaftlich vorgeschlagene Ansässige, von den Unansässigen 5 allein und 5 ge meinschaftlich Vorgeschlaqene gewählt. Das Resultat stellt sich daher für die Vorschlagsliste der „Zeitherigen" wesentlich günstiger heraus. — Aus einer von der König!. General-Direktion des HoftheaterS herausgegebenen Uebersicht der im vergangenen Jahre stattgefundenen Vorstellungen ist zu ersehen, daß an 291 Theaterabenden 162 verschiedene Stücke aller Art in Seme gegangen Dieselben ergeben sich wie folgt: 21 Trauer spiele, 30 Schauspiele, 59 Lustspiele, 46 Opernvorstellungen, sowie 6 Singspiele und Posten. Von diesen 162 verschie denen Stücken aller Gattungen wurden 51 neu oder neu ein- studirt und zwar 26 Stücke zum ersten Male aufgeführt. Die Vesammtzahl aller Vorstellungen beträgt 396, und zwar 231 Schauspiele, 126 Opern, 22 Singspiele und Posten mit Ge sang und 17 Balletvorstellungen. WaS die Gäste anbelangt, so ergiebt sich die ominöse Zahl Dreizehn. Daß im Laufe eine» Jahre» keine neue Oper in Scene gegangen, dürste wohl als Beweis gelten, daß auf diesem Felde die Ausbeute nicht so ergiebig ist, als man in dem musikalischen Deutschland er warten sollte. Freilich ist es bester, Zeit, Kräfte und Geld nicht an ein Werk zu verschwenden, wo man die Perspective hat, daß der Erfolg kein durchschlagender ist und da» neue OpuS höchsten» zwei Darstellungen erlebt. — Die Gründung eines Filialvereine» der „Dresdner Schutzgemeinschaft" in Pirna ist am Mittwoch Abend zur Thatsache geworden: 25 Mitglieder sind beigetreten. — Fräulein Genöe tritt heute in einer ihrer virtuosesten Effectrollen auf, in dem von ihrem Bruder Rudolf Genöe eigens für ihre bewegliche Persönlichkeit geschriebenen und neu einstudirten Stücke ,H)iavoletta vom Kreutzwrttergrund, oder: Ein kleines Teufelchevk" Diesem folgt das bekannte „Wie toll" heute zum letzten Male im jetzigen Gastrollencyclus, der leider nur noch 3 Vorstellungen mit Frl. Genee bringen wird und schon nächsten Montag schließt. — In dem Correspondenzblatt deutscher Dienstmann- Jnstitute befindet sich als Kuriosum folgende Adresse: das lllwiglick«; llokle Ibinst -kann lastilut ^It lUmgt, Kummer« 25. Uauptstndt, ia Dresden, frei. — Ein origineller Brief, der Kunde giebt, welche wunderliche Vorstellungen noch hier und da gehegt werden, wird vom Leipziger Tageblatt wie folgt veröffentlicht: An die Königliche Lotterie-Direction, Herrn Ludwig Müller in Leip zig. — „Min lieber Herr Müller, ich will Ihnen um etwas bitten, sie werden es doch wohl nicht übel nehmen, ich möchte doch gerne wieder einmal in die Lotterie spielen; können sie mir vielleicht dazu helfen, das ich etwas gewinne, so will ich ein ^ Loos oder auch ein j Loos spielen; sie werden die Güte haben und mir dazu helfen, der lOte Theil soll in ihre Tasche fallen, von 100 sollen jedesmal 10 Thlr. abgehen oder von 1000 gehen 100 Thlr. ab in ihre Tasche, ich habe schon öfters gespielt und habe nichts gewonnen. Haben sie die Güte und Helsen mir dazu, es ist ihnen zum größten Nutzen, mir mangelt es sehr an Geld, ihnen wird es wohl einerlei sein ob ich oder ein andrer gewinnd, hier haben sie ihren Nutzen dabei, wenn viel herauskommt, da soll mir es auf ein paar Thaler nicht ankommen, die sie mehr erhalten, wenn ich vielleicht auf ein j Loos 2—3000 erhielt anstatt 300 Thlr. erhielten sie 350 Thlr. in ihre Tasche. Wenn sie den An schlag zufrieden sind, so werden sie mir ein ^ oder ein 1 Loos schicken — gleich Direkt an mich, oder sagen mir dabei, ob der Einsatz an sie bezahlt wird oder in Jena bei ... , geschieht dies, so werde ich den Einsatz bei der 3. Ziehung bezahlen, weil es jetzt bei mir sehr an Gelde mangelt. Sie sollen einen guten Freund an mir finden, ich spiele dann schon öfter das sie ihre Sache dabei haben, für jetzt will ich schließen. Wilhelm Heinrich K .. . zu B . .. bei Jena." — Ein Fall hervorstechendster Unduldsamkeit macht in Leipzig viel von sich reden. Der Bruder eines in diesen Tagen verstorbenen Handwerkers wollte, besten lebhaftem, auf dem Sterbebette geäußerten Wunsche zufolge, mit sieben an- geworbcnen Gefährten einen Grabgesang ausführen, zu wel chem Zwecke er sich von dem orthodoxen Pastor vr. Ahlfeld die Erlaubniß in dem Augenblicke erbat, als dieser mit ihm und einigen andern Verwandten zur Begleitung der Leiche nach dem Friedhof fuhr. Ungeachtet nun der Mann dem Geistlichen die Wahl der Lieder selbst überließ, wurde ihm doch die ganze Abhaltung des Gesanges verweigert, weil er der Einzige von den acht Sängern, als ein zum Deutsch- katholicismus übergetretener Protestant, keine Anordnungen bei einem protestantischen Begräbnisse treffen dürfe. Der schwer gekränkte Leidtragende verließ, gewissermaßen verstoßen, noch unterwegs den Trauerwagen und der Gesang unterblieb. — In Dresden giebt es gewiß auch Schlittschuhfahrer, die den Rummel los haben, wie wir dieß auf der Elbe und auf dem Teiche des Großen Gartens gesehen. Gegen vier Rheinländer. Polytechniker und Studenten in Berlin, dürften sie aber doch Zurückbleiben, denn diese unternahmen am 2. Januar die Tour auf Schlittschuhen von Berlin nach Mag deburg. Sie kehrten, nachdem sie in drei Tagen den zu Master circa 36 Meilen weiten Weg über die Spree, die Havel mit ihren weiten Seen und die Elbe glücklich zurück gelegt hatten, am vierten Tage wohlbehalten mit der Eisen bahn nach Berlin zurück. — Die 2. Aufstellung der Lexa'schen Panoramen, welche zu den interessantesten gehört und gegenwärtig die historischen Wunder darstellt, schließt mit nächstfolgendem Sonntag. — Ein weites Feld für den Verein gegen Thierquälcrei findet sich bei den kleinen mit abgemagerten Pferden bespann ten Kohlenfuhrwerken. Man hat oft Gelegenheit, zu sehen, wenn dergl. Leute vor einem Wirthshause Halt machen, ihren Thieren einen Korb mit Hccksel vorsetzen und sich nicht weiter darum kümmern, ob das Thier trotz des umgcfallenen Korbes gefressen hat. Hunger haben sie Alle, freilich säuft es auch dann nicht gern das hingehaltene Wasser, weil's eben nichts zu fressen bekam. In Folge besten setzt es nun gewöhnlich ein paar derbe Hiebe um den Kopf herum und nun geht's nach dieser vermeintlichen Abfütterung die Ostrabrücke hinauf, wobei es mit der Peitsche mehr langen Hafer setzt, als die armen Thiere Wohl seit langer Zeit nicht als Futter zu sehen bekamen. Es ist nicht zu viel gesagt, daß Haus für Haus dort diese Wahrheit bestätigen müßte. — Am 17. d. M. Abends nach 8 Uhr brannte in Wildcnhain Scheune und Seitengebäude des Ortsrichters Schurig, Wohngebäude mit Stallgrbäude des Dorfkrämers Müller, Wohn» Haus mit Scheune des Gartennahrungsbesitzers Lehmann, Scheune mit Stallung des Häuslers Gottlieb Paul und Wohnhaus mit Scheune und Stallung des Gartennahrungsbesitzers Trau gott Paul total nieder. Das Feuer entstand in zurrst gedacht ter Scheune, vermuthlich in Folge Brandstiftung. Durch die Thätigkeit der Löschmannschaft wurde noch größerem Unglück vorgebeugt. Sechs Stück fette Schweine und 9 Hühner kamen in den Flammen um. — Am 19. d. M. wurde in dem zwischen Großbardau und Schaddel gelegenen Steinbruche der daselbst arbeitende Handarbeiter Dittrich aus Grimma von einer oben überge- standenen und durch das Thauwetter erweichten Erdschicht verschüttet und erst nach zwei Stunden Anstrengung Seiten dreier der Gefahr entronnenen Arbeiter gänzlich zerquetscht, todt hervorgezogen. — Tags darauf Abends entstand in Weißenberg in der Scheune des Oeconom Willig auf bis jeht unbekannt gebliebene Weise Feuer, das diese Scheune, dre deS Webers Schwarze und die Seitengebäude der Wittwe Schöbel bis auf den Grund zerstörte. — Der Gas-Consum des Zweiten Theaters betrug im Jahre 1864 vom 1. Januar bis mit 31. December 485,860 Cubikfuß, welche 971 Thlr. 21 Ngr. 6 Pf. kosteten. * Wie Sängerinnen bezahlt werden. An der italienischen Oper zu Paris sind die Primadonnen Penco und Lagrange jede mit 72000 Francs die Saison engagirt und Adelina Patti verdient während 6 Monaten 170,000 Francs. Außerdem werden ihr noch die Reisekosten vergütet! , * Mutterliebe. Neulich gab in Berlin in der Ritter straße eine gewöhnlich gekleidete Frau einem Dienstmann ein kleines Kind mit dem Auftrag, dasselbe zu einer Familie in dem Hause Nr. 31a zu tragen. Die bezeichneten Leut« wohn ten aber gar nicht dort, und als der Dienfimann wieder auf die Straße kam, war die Frau verschwunden. * Anti-Heiraths-Verbrüderung. Durch ein Doku ment erfahren wir von der Uebereinkunft, welche im Jahr 1696 zu Utrecht vier dort studirende junge deutsche Edellrut« abgeschlossen, betreffs ihres Nicht-Heirathens. Sie argumrn- tirten wie folgt: „Obschon der Ehestand Vielen ein angeneh mer und vergnügenvoller Stand zu sein scheint, und das ein zige Mittel ist, wodurch das menschliche Geschlecht bisher er halten und annoch weiter fortgepflanzt werden muß, — ist er doch, wenn man selbigen etwas näher zu dem Licht des Ver standes hält, so vielen beschwerlichen Zufällen unterworfen,' daß ein junger Mensch, so zu freyen sich gelüsten läßt, vorher sich billig wohl bedenken und genau erwägen sollte, ob «S besser wäre für einige kleine Ergötzlichkeiten seine Freiheit einem schwachen Weibe aufzuopfcrn und sich die Bande der Ehe anlegen zu lasten, oder seine wenigen Tage als ein sich selbst angehörendcr Mann hinzubringen." — Die Möglichkeit des Falles, es könne einer der Contrahenten sich „unterstehen oder überführen lassen, in eine verbindliche Liebe zu consen- tiren" wurde vorgesehen, und sollte solcher Casus der Con- vcntionalpön einer Flinte, 12 Thaler mindestens Werth, oder einem guten Jagdhund abgethan sein. Andererseits wurden die Lediggebliebenen verpflichtet, bei der Hochzeitsfeier zu er scheinen. Uebrigens vereinigte man sich auch dahin, daß die Fortdauer des Freundschaftsbündnisses gebiete, nie zu verab säumen, sich gelegentlich einer Reise zu besuchen, falls man in den dreimeiligen Umkreis des resp. Domicils käme. Sollte dies einer unterlassen, so müsse er als freundschaftliche Ehren gabe ein Paar Pistolen überschicken. Solches Alles wurde „zur bessern Observirung" und unter förmlichem Entsagen aller irgend wie erdenklichen oder möglichen Ausflüchte in vier gleichlautenden Exemplaren unterschrieben und untersiegelt.' Alle vier starben in der That unbeweibt; der eine 1752 als holländischer Dragoner-Capitän, ein zweiter als württem^ belgischer Bürgermiliz-Oberst 1742, der dritte 1740 als braun schweigischer Landdrost; der vierte fand 12 Jahre nach Ab schluß der Cölibats-Convention den Tod auf dim Felde der Ehre als Major. * (Naiv.) Ein Münchener Localblatt: „Am 4. d. Früh 4 Uhr entstand in Weilheim bei dem Advocaten Meixner durch Torfasche eine Feuersbrunst, welche Wohnung und Bu reau desselben einäscherten. Bei dieser Gelegenheit ereignete sich etwas, das an die sogenannten „Weilheimer (alias Hirschauer) Stücke" erinnert. Herr Dr. Meixner soll nämlich, um den Inhalt seines Schreibkastens bekümmert, gerufen haben: „Wenn ich nur meinen Secretär draußen hätte! Holt doch meinen Secretär heraus! " Da stieg ein Bauer auf die Leiter zu dem bezeichnetcn Fenster und rief hinein: „Herr Secretär, gchn's 'raus! Es brennt!" * Kaffeetassen für Schnurrbartbesitzer sind seit einiger Zeit in New-Aork eingeführt. Cs ist bekannt, daß das Kaffeetrinken, Suppeneffen rc. für Leute mit großen