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Ado r ter Wochenblatt. Mittheil un gen über Örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Siebenter Jahrgang. IPrett für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 21 Neugroschen, bei Beziehung de« Blatte» durch Botcngelegenheit 15 Neugroschen. 33. Erscheint jede Mittwoche. 17. Aug- 1842. Briefe aus der Residenz. III. (Da» grose MLnncrgesangfcst.) Dresden, am 11. August 1842. Wir haben nunmehr zwei Feiertage hinter uns, von denen sich die Kalendermacher im vorigen Jahre Noch nichts haben träumen lassen. Der 8. und 9. August waren in der That Festtage, wie wir sie in ähnlicher Art hier wol kaum noch erlebt haben. Gnügcnd zu beschreiben, würdig zu schildern vermag ich sie zwar nicht, wie wahrscheinlich überhaupt Nie mand, denn auch das lebendigste Gemälde würde der Wirklichkeit nicht nahe kommen. Um aber mein Ver sprechen zu erfüllen, theile ich Ihnen in Nachstehen dem wenigstens Einiges über das erste grose Männer gesangfest mit, welches in diesen Tagen hier Statt gefunden hat. Wie viel Sänger daran Theil genommen, habe ich zwar mit Bestimmtheit nicht erfahren können. Es mögen deren aber wol über 600 gewesen sein, da am Vorabend des Festes bereits an 570 Karten gelös't waren und am ersten Tage desselben noch viele Theil nehmer ankamen. Auch lässt sich auf diese Zahl aus der Zahl der Gondeln, auf welchen die Sänger fuh ren, und aus der Bemannung der Ersteren schliessen, indem diese 7 Abthcilungen bildeten, von welchen jede 5 Gondeln mit durchschnittlich 15 bis 20 Sängern enthielt. Jede Abtheilung trug ihre Abzeichen. Vor aus gierig die Dresdener Liedertafel mit weissen, roth geränderten Flaggen, dann kamen die Sänger des Meissner Kreises mit grünen, die des Leipziger Krei ses mit gelben, die der Lausiz mit rothen, die des Erzgebirges und Voigtlandeö (obwol Lezteres wenig vertreten war) mit blauen, eine sechste Abtheilung, welche die Sänger bildeten, die erst am Tage del Festes sich angemeldet hatten, mit verschiedenen, und endlich der Dresdener Orpheusverein mit weissen und blaugeränderten Flaggen. Nachdem am Morgen des 8. August (Montags) im Saale der „Harmonie" eine gemeinschaftliche Ge« sangprobe Statt gefunden hatte, versammelten sich die Sänger Mittags um 12 Uhr an der Appareillr und bestiegen die bereit stehenden, mit grünem Laub werk gezierten, Gondeln. Nach einer — ich möchte sagen: etwas unanständig langen — Pause, welche für das in Massen versammelte Publikum eine wahre Geduldsprobe war, fiengen die 35 Gondeln an einen Halbkreis zu bilden und es ertönten nunmehr, nach einer Geschüzsalve, 5 Lieder, komponirt von dem Kan» tor an der Kreuzkirche, I. Otto, erstem Liedermeister der Dresdener Liedertafel, I. Adam, zweitem Lieder« meister und Direktor des Terrassenmusikkorps, und I. G. Müller, Bürgerschullehrer und Direktor des Or« phcus. Hierauf sezte sich zuerst das Proviantschiff in Bewegung, dann folgten die Chöre mit Gesang ein« zeln nach. Sobald der Gesang des Dresdener Cho» res verhallt war, folgte singend der zweite und so fort. Der ganze Strom war mit Fahrzeugen, von den verschiedensten Grösen, alle mit Flaggen geschmükt und mit Menschen gefüllt, überzogen und gewährte unter dem klarsten Augusthimmel einen herrlichen An- blik. Ueberhaupt war an diesem Tage eine ungeheu« ere Volksmenge auf den Beinen: Brüke, Terrasse und die beiden Elbufer bis weit hinauf mit unüber sehbaren Massen bedekt. Man nimmt an, dass zwi schen 30 und 40 Tausend Menschen versammelt wa» ren. Dass dies gar nicht übertrieben ist, beweiS't der