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NHM MMss WM, Wi, Äckckhii M die MWidk«. * Amtsbtatl für die Kgl. Umtstzaurtmamschast zu Weißen, das Kgl- "Amtsgericht und den Stadtratb zu Wilsdruß. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montag» und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 6». Dienstag, den 3». Juli 18897" "V.. V "" ' , . > l " — Kommenden Freitag, den 2. August I., Nachmittags 2 Uhr, gelangen in Munzig folgende Gegenstände, als: 1 Sopha mit braunem Ueberzug, 1 Kleider- und 1 WLschschrank gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bieterversammlung im Gasthof daselbst. Wilsdruff, am 29. Zuli 1889. Matthes, Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. Tagesgeschichte. Auf die politischen Ereignisse der letzten Woche können wir in sofern mit einer gewisfen Befriedigung zurückblicken, als keines derselben dazu angcthan ist, die Beunruhigungen der vorhergegangenen Wochen als begründet erscheinen zu lassen; es macht sich vielmehr eine ruhigere Auf fassung der allgemeinen Lage geltend, und man ist an entscheidender Stelle sichtlich bemüht, durch sachliche Erwägungen alles das hinwegzuräumcn, was zu einem Steine des Anstoßes werden und gefährliche Verwickelungen herbeiführen könnte. So hat unser Kaiser ungestört seine Nordlandsfahrt beenden können. Nachdem Se. Maj. am Mittwoch bereits in bestem Wohl sein in Bergen eingetroffen war, hat die „Hohenzollern" am Donnerstag Vormittag „unter weithin flatterndem Heimathswimpel" die Anker gelichtet, um den Kaiser über die Fluchen der Nordsee an's deutsche Land zu tragen. Am Sonnabend Vormittag sollte Se. Majestät in Wilhelmshaven ein treffen. Hier wird den Kaiser auch seine erlauchte Gemahlin begrüßen, welche nach Beendigung der Badekur, die der hohen Frau ausgezeichnet bekommen ist, Kissingen mit ihren Söhnen verlassen hat, um sich über Kassel, wo die Prinzen auf einige Wochen in dem Schlosse Wilhelmshöhe ver bleiben werden, nach Wilhelmshaven zu begeben. Am 31. d. M. fährt Se. Majestät nach England an der Spitze eines mächtigen Geschwaders von zwölf Schiffen, eine Entfaltung der deutschen Seemacht, wie sie an den britischen Küsten bisher noch nicht gesehen worden ist. In England blickt man darum auch mit gespannten Erwartungen auf dieses wichtige Ereigniß und läßt es an glanzvollen Vorbereitungen für den Empfang unseres Kaisers nicht fehlen. Auf die englische Kaiserreise folgen Berliner Kaisertage. Deutschlands hoher Verbündeter, der Kaiser Franz Josef, hat seinen Besuch in der Reichshauptstadt für den 12. August anmelden lassen. Mit gleicher Ehrerbietung und gleicher Begeisterung wird der öster reichische Kaiser hier von der Bevölkerung empfangen und begrüßt Werden, wie dies dem Könige von Italien gegenüber geschah und wie es ja gegen über einem Freunde unseres erhabenen Monarchen selbstverständlich ist. Von besonderen Ovationen hat indessen Kaiser Franz Josef Abstand zu nehmen ersucht, da das Jahr der Trauer um seinen Heimgegangenen Sohn noch nicht abgelaufen ist; es wird daher von offizieller Einholung und Ausschmückung der Straßen auf Kosten der Stadt dem Vernehmen nach abgesehen werden. — Leider ist in der vergangenen Woche der badische Erbgroßherzog, ein Vetter uns eres Kais ers, an Halsentzündung erkrankt; diese Entzündung theilte sich den Lungen mit, und es herrschte bis vor Kurzem große Besorgniß um den hohen Kranken. Nach den neuesten Be richten ist Gottlob das Fieber erheblich gesunken und der Zustand ein besserer geworden. München. Bei dem Begrüßungsabend des VII. deutschen Turn festes am Sonnabend gab Prinz Ludwig einen Rückblick auf die Zeit Jahns, die Zeit, in welcher Deutschland unter der Gewaltherrschaft Napoleons seine größte Erniedrigung erlebte. Der damalige Kronprinz von Bayern, Ludwig, empfand auf'« Lebhafteste Deutschlands Schmach. Sein Enkel, König Ludwig II., des Beispiels seiner Ahnen würdig, habe in dem denkwürdigen Jahre 1870 dem König von Preußen seine bayrische Armee unterstellt und dem selben später Namens der deutschen Fürsten die deutsche Kaiserkrone an geboten. Es sei nunmehr unsere Aufgabe, treu an Kaiser und Reich und Deutschlands Einheit festzuhalten (stürmischer Applaus). Der Prinz sprach seine besondere Freude über die Anwesenheit der Turner aus dem befreundeten Reiche Oesterreich-Ungarn aus, mit welchem Reiche Deutschland fest ver bündet sei, und er rufe ihnen zu, festzuhalten an deutscher Sprache, an deutscher Gesinnung. Zurückblickend auf die geschichtliche Bedeutung des Hauses Habsburg erinnerte der Prinz daran, daß der Kaiser Franz Jo seph nach dem unglücklichen Ausgange des Krieges 1859 das Ansinnen des Kaisers Napoleon, auf Deutschlands Kosten mit ihm einen Ausgleich zu machen, mit den Worten zurückwies: „Ich bin ein deutscher Fürst!", erinnerte ferner daran, wie der jetzige thatkräftige, unermüdliche, durch Bundcs- treuc und Arbeiterfreundlichkeit ausgezeichnete deutsche Kaiser seinen ersten Besuch dem Kaiser Franz Joseph abstattete, daß der Kaiser von Oesterreich sein Glas erhob und auf die deutsche Armee, „unsere Kameraden", trank, wie Kaiser Wilhelm sodann auf das Wohl der österreichisch-ungarischen Armee toastete. Der Prinz begrüßte sodann die anderen ausländischen deutschen Turner und bat sie, überall das Deutschthum hochzuhalten. „Wir wünschen mit Allen in Frieden zu leben und freuen uns des geistigen Verkehrs mit allen Völkern". Der Prinz wandte sich darauf an die nicht- deutschen Turner und hob hervor, daß sich dem neuen Bunde zwischen Oesterreich und Deutschland auch Italien angeschlossen habe. Dies-rr Bund schütze den Frieden Europa's. Obschon derselbe über gewaltige Heeres- massen gebiete, sei er nur zur Erhaltung des Friedens geschaffen. „Wir Alle wünschen und hoffen, daß dieser Friede lange dauern möge." (Leb hafter Bravosturm.) Gegen die „Kriegtreibereien" liegt jetzt auch seitens eines unserer ersten Heerführer eine gewichtige Aeußerung vor. Der frühere preußische Kriegsminister und jetzige Kommandeur des ersten Armeekorps-, Bronsart v. Schellendorff, bezeichnete in einer zu Königsberg gehaltenen. Banketrede die in der Ostprovinz Preußen sehr verbreiteten Gerüchte, wonach ein Über fall von Osten zu befürchten und eine, wenn auch nur vorübergehende Preisgebung der Provinz bis zur Weichsel die deutsche Heeresleitung aus strategischen Gründen zu gewärtigen sei, als vollkommen unbegründet. Der General sügte hinzu, eine Störung des Friedens sei überhaupt nicht zu befürchten und versicherte, im Notbfalle werde sein Armeekorps die Grenzen bis auf den letzten Mann zu schützen wissen. Schließlich sprach der General den besonderen Wunsch aus, daß seine Erklärungen zur vollkommenen Beruhigung dienen möchten. — Hoffentlich wird hiermit das leidige Ka pital von den „Kriegstrcibereien" zum endgültigen Abschluß gelangt sein! Die deutsch-schweizerischen Verwickelungen haben mit der Kün digung des zwischen Deutschland und der Schweiz am 27. April 1876 abgeschlossenen Niederlassungsvertrages durch die deutsche Regierung eine abermalige Verlängerung erfahren. Nachdem sich beide Theile über die Auslegung des vielerörterten Art. des Vertrages nun einmal nicht zu verstän digen vermochten, war die Kündigung desselben vorauszusehen, womit die Verständigung über die gesammten zwischen Deutschland und der Schweiz schwebenden Streitfragen auf's Neue in's Ungewisse hinausgerückt erscheint. Ob an Stelle des bisherigen, am 20. Juli 1890 ablaufenden Niederlassungs- Vertrages ein neues Abkommen zwischen beiden Vertragsmächten abgeschlossen wird oder ob dann wieder der Zustand eintritt, wie er vor Abschluß des Vertrages war, läßt sich vorläufig durchaus noch nicht beurtheilen. Der „Standard" veröffentlicht den Bericht, welcher der „Kreuz.-Zeitung" über den angeblich in Aussicht gestellten Besuch des Zaren in Berlin von Petersburg zugcgangen ist, nebst der hierauf bezüglichen Schlußfol gerung der „Kreuz-Zeitung". „Auch hier liegen Nachrichten vor, daß der Zar beabsichtigt, dem Kaiser gegen Ende August den lang aufgeschobenen Gegenbesuch abzustatten; aus demselben geht jedoch keineswegs hervor, daß der Zar die Reise über Land zu übernehmen gedenkt und überhaupt nach Bersin kommen wird. Vielmehr ist man in maßgebenden Kreisen der An sicht, daß das Zusammentreffen der beiden Monarchen in Kiel stattfinden wird, und russische Diplomaten geben als Entschuldigung für diese an scheinende Unhöflichkeit an, daß der Zar ein erneutes Attentat von Seiten der Nihilisten befürchtet." Ucber die Reisedispositionen des Zaren wird bekanntlich immer bis zur letzten Stunde ein gewisses Dunkel verbreitet. So ist es allerdings, wie der „Kreuz-Zeitung" aus Petersburg mitgetheilt wird, richtig, daß auch in Kronstadt sür eine Seereise alle Vorbeitungen ebenso befohlen, wie die uns früher gemeldeten Anordnungen für die Land reise des Zaren thatsächlich getroffen sind. Für welchen Weg man sich schließlich endgiltig entscheidenwird, dürfte heute überhaupt noch nicht feststehen. Ueberhaupt können die nächsten Reisepläne des Zaren in Folge der schweren lebensgefährlichen Erkrankung seines Oheims, des Großfürsten Constantin Nikolajewitsch, möglicherweise eine durchgreifende Aenderung erfahren. Nach Kopenhagener Meldungen macht man sich in dortigen Hofkreisen darauf gefaßt, den herkömmlichen Besuch der kaiserlichen Familie in diesem Sommer ganz entbehren zu müssen. Es scheint nunmehr entschieden zu sein, daß Kaiser Wilhelm von Athen aus nicht nach Konstantinopel reisen wird, obwohl der Sultan noch vor Kurzem Anstrengungen gemacht hat, um den deutschen Kaiser als Gast bei sich zu sehen. Es sind wohl vorwiegend äußerliche, aber in so hohen Kreisen nun einmal sehr wesentliche Ursachen, die den Kaiser veranlaßt haben, von einem Besuch Konstantinopels Abstand zu nehmen. Insbe sondere dürste dabei ausschlaggebend gewesen sein, daß die feste Zusicher ung des Gegenbesuches des Sultans in Berlin nicht zu erlangen war. Der Sultan scheut bekanntlich das Reisen noch mehr, als der Zar, und hat insbesondere vor größeren Reisen ins Ausland die peinlichste Scheu. Wenn der „Standard" sich melden läßt, daß russische Zettelungen in Konstantinopel im Werk seien, um einen dortigen Besuch des Kaisers Wilhelm zu verhindern, so flunkert er. Aus dem obigen Sachverhalt er- giebt sich umgekehrt, daß der Sultan diesen Besuch lebhaft wünscht, daß dagegen der deutsche Kaiser aus den angeführten Gründen Bedenken trägt, nach Konstantinopel zu reisen. Vor dem Schwurgericht in Schweidnitz fand am 22. derMaffen- prozeß gegen die Waldenburger Bergleute statt, welche sich während des Massenausstandes allerlei Ausschreitungen schuldig gemacht haben und jetzt unter der Anklage des Landfriedensbruches stehen. Die Verhandlung er folgte zunächst gegen eine Gruppe von 35 Bergarbeitern, von denen nur 12 über 21 Jahre alt sind die übrigen 23 sind halbwüchsige Burschen im Alter von 16 bis 20 Jahren. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung war außer den Gendarmen und Polizisten auch ein militärisches Wach- Kommando, bestehend aus einem Unteroffizier und 6 Füsiliren, im Schwur- gerichtssaale anwesend. Der Anklage liegt folgender Thatbestand zu Grunde: In Niederhermsdorf, dem bedeutendsten Punkte des Waldenburger Kohlen bezirks befinden sich die beiden Kohlenbergwerke „Vereinigte Glückhilfsgrube" und „Friedenshoffnungsgrube." Direktor der ersteren ist Herr Festner, der der letzteren Bergrath Jßmer. Nachdem bereits am 11. Mai Zeichen der Unzufriedenheit unter den Bergleuten bemerkt worden waren, erschienen am Dienstag, den 14. Mai, morgens 6 Uhr auf der „Glückhilfsgrube" bei dem Director Festner mehrere Abgesandte vom Heydtschacht und for derten eine bestimmte Lohnerhöhung. Der Director sagte eine solche zu und gab ihnen schließlich auf Drängen eine schriftliche Zusage, den Lohn um 10 Prozent zu erhöhen unter der Bedingung, daß sofort sämmtliche Leute die Arbeit wieder aufnähmen. Ein Theil der Belegschaft setzte, durch dieses Zugeständniß befriedigt, die Arbeit fort, ein anderer Theil.