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Wöchentlich erscheinen drei Nummern/ Pränumeration» - Preis 22 z Sildergr. (! THIr.) vierteljährlich, Z Thlr. für du« ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen Ler Preußischen Monarchie. Magazin für die Man »ränumerirt auf diese« Literatur- Blatt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. Staat». Zeitung (Friedricki- Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslände bei den Wohllöbl, Post-Aemtem. Literatur des Auslandes. 81. Berlin, Freitag den 29. April 1842. England. Ueber die Identität des Organismus der verschiedenen Menschen- Racen. Stammt das menschliche Geschlecht von einem Urvater ab, oder sind die verschiedenen, in ihren inneren und äußeren Kennzeichen so abweichenden Racen auch von mehreren Erzeugern abzuleitcn? Diese Frage ist oft aufge- morsen, aber noch nie auf eine genügende Art beantwortet worden. Die mo saische Urkunde spricht nur von einem Menschenpaar, das von Gott selbst nach seinem Ebenbild erschaffen und bestimmt war, sich in endlosen Generationen fortzupflanzen und die ganze Erde zu bevölkern. Sie ist, obgleich jedenfalls als eine uralte, weitverbreitete Tradition höchst beachtenswerth, von vielen Gelehrten bestritten, ja gänzlich verworfen, von eben so vielen aber auch ver- theidigt worden, die sie, abgesehen von ihrem geheiligten Ursprung, auch durch die Gründe der Vernunft, der Wahrscheinlichkeit und der allgemeinen Ana logie zu unterstützen suchten. I» diesem Sinne sind auch zwei Werke abgc- faßt, die neuerdings in England und Nord-Amerika erschienen sind, und wovon das erste de» Titel: „Imcresmia tacln, cmuwereä wirb tlw anuns! Kingston, etc. l>^ Or. Hall"; das zweite den der: „Orsnia .^mexicans, bv vr. Nor ton" führt. Sie gehören zu den merkwürdigsten, über diesen Gegenstand her- auSgckommenen Schriften und enthalten so viele neue und interessante An gaben und Thatsachen, daß eine Uebersicht derselben unseren Lesern gewiß nicht unwillkommen sepn dürfte. Der Doktor Hall bekennt sich, wie gesagt, zu der Meinung derjenigen Naturforscher und Physiologen, die das Menschengeschlecht von einem Paar ableiten, und bemüht sich, alle Abweichungen in der Farbe, der Gestalt und den Fähigkeiten desselben durch die Wirkung natürlicher, zufälliger Ursachen zu erklären. Die allgemeinen Bedingungen des Lebens sind, nach seiner An sicht, bei allen Menschenraccn unter gleichen Umständen dieselben, und eine eben so große Verschiedenartigkeit wie bei ihnen findet auch im Thierreich statt. Wie abweichend sind z. B. die Farben der Kaninchen, der Katzen, der Pferde u. s. w., die oft von Lokalverhältnissen abhängen. Die Schweine sind in Piemont schwarz, in Norwegen weiß, in Bayern hingegen röthlich-braun; dies ist wenigstens der Bericht Blumenbach's, einer der besten Quellen über diesen Gegenstand. „Kein Naturforscher", bemerkt er, „hat je seinen Unglau ben so weit getrieben, die Abstammung des zahmen Schweins vom wilden Eber zu bezweifeln; ich nehme nun keinen Anstand, die Behauptung auf zustellen, daß der Unterschied zwischen dem Schädel der Neger und dem der Europäer nicht größer ist, als zwischen dem des wilden Ebers und dem des zahmen Schweins." Einigen unserer Leser ist es vielleicht unbekannt, daß weiße Neger unter den schwarzen Stämmen Afrika'S angetroffcn werden. „Meine Aufmerksam keit", schreibt 0r. Hall, „wurde vor einigen Tagen auf einen Patienten im Hospitale für Augenkranke gelenkt, der die Gesichtsbildung und das krause, wollige Haar eines Negers hatte; die Hautfarbe war jedoch weiß, das Haar gelb, und andere Eigenthümlichkeiten überzeugten mich, daß er ein echter Al bino sey. Auch wurde mir bemerklich gemacht, daß sich gegenwärtig in der Nähe Londons ein Kind befindet, dessen Gesicht, Hände, Arme und Nacken weiß, jedoch die Beine und ein Theil des Unterleibes schwarz sind. Vor eini gen Jahren wurde ein Kranker nach einem der Londoner Hospitäler gebracht, der zum Theil weiß, zum Theil schwarz war." Wenn man nun auch sagen würde, daß diese seltenen Fälle von Krank heiten oder irgend einer unbekannten Ursache herrühren und als I»8U8 »sturae gar nicht in Betrachtung kämen, so ist dagegen zu crwicdcrn, daß man der gleichen charakteristische Züge und Abweichungen vom gewöhnlichen Lauf der Natur oft bei einem ganzen Geschlecht oder bei einer Familie bemerkt und so gar Beispiele vorhanden sind, daß sich diese auf deren Nachkommen fortge pflanzt haben. Eine merkwürdige Veränderung fand unter anderen im phy. fischen Charakter der Funge (Zungen) statt, welche Sennaar erobert haben, und ob sie gleich von den Schilikh-Negern abstammen, nicht mehr die eigen- thümlichen Unterscheidungszeichen der echten Negerrace besitzen. Es muß jedoch zugestandcn werden, daß die in fernen Zeitaltern entstandenen, charakteristischen Abweichungen, welche jetzt das Merkmal zahlreicher Völker geworden sind, ein schwer aufzulösendes Problem bilden, zu dessen vollständiger Erforschung un- serc gewöhnlichen wissenschaftlichen Hülfsmittel ungenügend sind. Aber so verschiedenartige Erscheinungen das menschliche Geschlecht auch dar bietet, finden wir dessenungeachtet doch weit stärkere Beweise seiner Identität. Man betrachte z. B. die Sprache, die Einbildungskraft, das Denkvermögen, die Ahnung eines künftigen Lebens, die Idee einer Gottheit! Alles dieses haben Schwarze, Rothe und Weiße mit einander gemein. In dem Schädel, dem Gehirn, der Nervenkrast der entlegensten Nationen sind hinlängliche Spuren der unter ihnen bestehenden Verwandtschaft wahrzunchmcn. Der Doktor Hall wirft die wichtige Frage auf: ob man einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Schädel eines Negers und eines Europäers entdecken könnet und indem er sie beantwortet, behauptet er zugleich, daß es nöthig sey, die Oanis der wirklichen Vertreter ihres Geschlechts in Betracht zu ziehen; nicht aber der mißhandelten, herabgewürdigten Afrikaner, deren Schädel in unseren Museen aufbewahrt werden, und die zu den unglücklichen, entarteten Geschöpfen ge hören, die an der Küste von Sklavenhändlern geraubt worden oder Nachkömm linge von Sklaven sind. Das Zeugniß vieler Reisenden beweist, daß die schwarzen, wollhaarigcn Bewohner des Innern öfters schöne Züge haben, die von den Europäischen kaum zu unterscheiden sind; wogegen Individuen unter anderen Nationen angetroffen werden, welche die charakteristische Ge sichtsbildung der Afrikaner besitzen. So beschreibt Loder den Schädel eines Thüringers, der, obgleich im Herzen Europa'S von Europäischem Stamm ent sprossen , mit allen Kennzeichen der Negerrace versehen war. Die Untersuchungen des Doktors Morton sollen jedoch beweisen, daß man, ohne zu Ausnahmen seine Zuflucht zu nehmen, die Lehre der Einheit des menschlichen Geschlechts durch allgemeine Gründe und unbczweifelte Typen ganzer Stationen unterstützen kann. Der Hauptzweck seines Werks ist der, genaue Abbildungen der kram« einiger vierzig Indianischer Nationen zu geben, worunter sich Peruaner, Brasilianer, Mexikaner und Bewohner aller Regionen Rord-Amerika's, vom Atlantischen bis zum Stillen Meer und von den Küsten Florida's bis zu den Polarländern, befinden. Er hat hierbei besondere Auf merksamkeit auf die Abnormitäten der Schädel gerichtet, die durch mechanische Verrichtungen unter einigen Stämmen, als den Peruanern, Karaibcn, NatcheS und den Bewohnern des Oregon-Gebiets, hervorgebracht worden, und aus dem Ganzen eine Masse zur Naturgeschichte des Menschen höchst merkwürdiger Thatsachen zu Tage gefördert. In der Bezeichnung der verschiedenen Abarten desselben hält er sich an Blumenbach's Theorie, nach welcher der Mensch in 22 Familien getheilt wird, die zu fünf Hauptracen, nämlich der Kaukasischen, der Mongolischen, der Malayischen, der Amerikanischen und der Aethiopischen, gehören. Die Kaukasische Nace besteht aus der Kaukasischen, Germanischen, Ara- bischen, Lybischcn, Nilotischen und Hindostanischen Familie und wird durch eine Helle Hautfarbe, mit feinem, langem Haar, unterschieden. Der Schädel ist groß und ovalförmig, der Bordcrtheil desselben voll und erhaben, das Gesicht im Verhältniß zum Kopfe klein, von ovaler Gestalt, mit wohlproportionirten Zügen, die Nasenknochen gebogen, das Kinn voll nnd die Zähne senkrecht. Diese Race zeichnet sich durch ihre Fähigkeit aus, eine hohe intellektuelle AuS- bildung anzunehmen. Die Mongolische Nace enthält die Mongolisch-Tatarische, Türkische, Chinesische, Indo-Chinesische und Polarische Familie und wird durch gelbliche oder olivcnfarbige, straff über die Gesichtsknochen gezogene Haut, mit langem, schwarzem, schlichtem Haar und dünnem Bart, charakterisirt. Die Nase ist breit und kurz, die Augen klein, schwarz und cnggeschlitzt, die Augenbrauen gebogen und wellenförmig, die Lippen aufgeworfen, die Backenknochen breit und flach und die Kinnlade hervorstehend. Der Schädel ist länglichoval, an den Seiten flach, und die Stirn niedrig. In intellektueller Hinsicht sind die Mongolen scharfsinnig, nachahmungsfähig und der Ausbildung sehr zu- gänzlich. Die Malayische Race besteht aus der Malayischen und Polynesischen Familie und zeichnet sich durch eine dunkele Gesichtsfarbe aus, die von schwarzgelb ins Dunkelbraune spielt. Das Haar ist schwarz, grob und schlaff, nnd die Augenlieder schräg hinausgezogen. Der Mund und die Lippen sind groß, die Nase kurz und breit und scheint an der Wurzel abgebrochen. Das Gesicht ist platt und ausgebreitet, die obere Kinnlade und die Zähne vorstehend, der Schädel hoch und viereckig oder gerundet, die Stirn breit und niedrig. Diese Race ist thätig und sinnreich und besitzt alle Eigenschaften eines wan dernden, räuberischen, seefahrenden Volts. (Schluß folgt.)