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Mchmtz Zitms Amtsblatt für die Miialiche Amtshauptmannsch-st Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Znjerake, welche bei de» bedelitenden Auflage del Blattes eine sehr wirk« sanie Verbreitung finden, werden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, ini redaktionell«» Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redakteur: Paul Mitt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllnstrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- nnd hauswlrthschastlicher Monatsbeilage. Mralk für die „Wcißcrih-Zkitang nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Attenberg: Buchbindcrmstr. Schütze, — in ffrauenstein: Nadlermstr. Hardt- mann, — in Glashütte: Buchbindcrmstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. Nr. 105. 57. Jahrgang. Sonnabend, dm 5. September 1891. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 4. September. Heute vor 60 Jahren vollzog sich im königlichen Residenzschlosse zu Dresden ein für die Geschichte unseres sächsischen Heimathlandes höchst wichtiger und segensreicher Akt: König Anton und sein Mitregent Prinz Friedrich August unterzeichneten nebst dem verantwortlichen Staatsminister, dem unvergeßlichen Beruh, v. Lindenau, das noch jetzt geltende Staatsgrundgesetz, die mit den Ständen berathene und vereinbarte Konstitution. Wenn auch jede menschliche Einrichtung, und so auch unsere Konstitution des Ausbaues und der Fortbildung bedürftig ist, so haben doch die" in derselben ausge sprochenen und verbrieften Grundsätze allezeit die sichere Grundlage gebildet, auf welcher sich die Zustände unseres Vaterlandes zu der Blüthe entwickelt, welche Sachsen zu einem werthvollen und bedeutenden Glieds des großen deutschen Gesammtverbandes gemacht hat. Wir freuen uns dessen und gedenken heute in dank barer Erinnerung der Männer, die das bedeutungs volle Werk geschaffen und für alle Zukunft ihre Namen mit demselben verknüpft haben, und wir hegen die begründete Hoffnung, daß auch fernerhin die sächsische Verfassung die Basis bilden werde, auf welcher sich der weitere Ausbau der vaterländischen Gesetzgebung in ersprießlicher Weise vollziehen wird. — Wie uns soeben mitgetheilt wirb, werden die für den 5. September angemeldelen Diener und Pferde Er. Maj. des Königs nicht eintreffen, es ist dem nach anzunehmen, daß derselbe den in hiesiger Gegend stattfindenden Manöver» nicht beiwohnen wird. — Das Sedanfest ist bei uns, trotzdem die Ernte und die zu erwartende Einquartierung eine allseitige Feier ausgeschloffen erscheinen ließen, immerhin recht würdig gefeiert worden. An den Schulaktus am Vor mittage, der leider sehr schwach besucht war, und über den wir bereits in letzter Nummer berichteten, reihte sich am Abend, ausgeführt von 200 Kindern aus den 4 Oberklassen hiesiger Schule unter der Leitung des Herrn Oberlehrer 6. Hellriegel, die Ausführung: „Das Vaterlandsfest", Liedercyklus, Dichtung von Friedrich Hofmann, komp. von Jul. Otto. Herr Schuldirektor Nasche sprach den verbindenden Text, durch welchen die Zuhörer in den geschichtlichen Gang der großen Zeit von 1870—71 zurückversetzt wurden. Die wich tigsten Ereignisse wurden durch einen Gesang der Kinder besonders markirt. Die Gefangennahme Na poleons in dem Schlöffe des Ardennenwaldes sand durch ein Tenor - Solo, vorgetragen durch Herrn Lehrer Eidner, Hervorhebung in echt deutscher, stim mungsvoller Weise. Waren die meisten Gesänge von kriegerischem Geiste beseelt, so kam bei der Nummer: „Die Weihnachtsbäume vor Paris" das kindlich Lieb liche zur Geltung, und der Engels-Gesang: „Vom Himmel hoch" wurde von der 1. Mädchenklasse so schön und sanft gesungen, daß sie besonderes Lob sich ver dient hat. Die viele Mühe, die die Einübung der 13 Gesänge gekostet hatte, fanden überhaupt in der mohlgelungenen Ausführung den schönsten Lohn und bei den Zuhörern vollste Anerkennung. Für die Schneider'sche Stiftung (Anschaffung von Schulbüchern) ward eine Einnahme von ungefähr 105 M., ohne Ab zug der Druckkosten, erzielt. — Nachdem am gestrigen Mittwoch die Einquar tierung in unsere Stadt eingezogen, hat sich das Bat- taillo» Schützen am heutigen Tage früh in die Gegend von Oberhäslich und Wendischcarsdorf zum Manöver begeben. Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich August hielt bei Beginn einige Zeit auf hiesigem Marktplatz. — Zur großen Freude unsrer Schuljugend waren heute Freitag Nachmittag Hitzeferien. — Zu Ehren der Anwesenheit Sr. König!. Hoheit des Prinzen Friedttch August während der Manöver am 15. und 16. September auf dem Schlöffe Bären steinbeabsichtigen die Militärvereine des oberen Bundes bezirks Dippoldiswalde dem Prinzen einen Fackel zug zu bringen. Später soll ein Kommers im Gietzelt- schen Gasthause den Mitgliedern der Militärvereine Gelegenheit zu kameradschaftlicher Aussprache geben. Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich August hat am 31. August dem Bezirksvorsteher Hotelier Neumerkel- Altenberg brieflich melden lassen, daß er dem Ansuchen der Militärvereine willfahren und den Fackelzug am 15. September annehmen werde. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 16. Juli d. I. bei dem Maurer Greif in Naundorf entstandenen Brandes hat die kgl. Brandversicherungskammer den Gemeindespritzen vonSchmiedeberg und Sadisdorf Prämien nach Höhe von 25 M. und bez. von 30 M. bewilligt. Pretzschendorf. Sonntag, den 30. August, hielt der Militärverein zu Pretzschendorf und Umgegend im Saale des hiesigen Gasthofes unter Mitwirkung des Gesangvereins, der Feuerwehr und einiger Damen zur Vorfeier des Tages von Sedan eine Abendunter haltung ab. Die Ausführung des mit aller Sorgfalt ausgewählten und doch so reichhaltigen Programms ließ an Korrektheit nichts zu wünschen übrig. Einen recht lebhaften Eindruck machte die Darstellung der lebenden Bilder „Aus Deutschlands Ehrentagen". Sowohl der Vortrag der jedem Bilde angepaßten Deklamation, als auch die Darstellung der Bilder selbst legte Zeugniß davon ab, mit welchem Fleiße der dasige Militärverein seine Aufgabe, kameradschaftlichen Sinn und Vaterlandsliebe zu erwecken, zu erfüllen sucht. * Rehefeld-Zaunhau«. Mit Genehmigung des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums werden zur Erleichterung der kirchlichen Versorgung der hiesigen Bewohner vom 1. Oktober ab allmonatlich, und zwar während des Winterhalbjahres im Schullokale, im Sommerhalbjahr dagegen in der Parentationshalle des hiesigen Friedhofes feiten des Herrn Pfarrers Siegelt in Hermsdorf unter Mitwirkung des hiesigen Lehrers Gottesdienste abgehalten werden. Im Anschluß an diese Gottesdienste soll auch die Vollziehung von Taufen erfolgen, wenn solche ausdrücklich begehrt werden. Lauenstein. In der Nacht zur Mittwoch verun glückte bei der Rückkehr vom Mückenthürmchen durch das Durchgehen des Pferdes der Wachtmeister Schöne vom hiesigen Amtsgericht tödtlich; seine Mitfahrenden kamen mit leichten Verletzungen davon. S Glashütte. Zur Feier des Sedantages hatten viele Gebäude Flaggenschmuck angelegt, während am Morgen Weckruf durch die Stadt erklang. In der Volksschule wurden in den obern Klaffen ein Festaktus mit Vorträgen und Gesang abgehalten. — Abends kurz nach 8 Uhr stellten die Schüler der deutschen Uhrmacherschule zu einem Lampionzuge, der sich von der Stadt aus in großen Schlangenwindungen nach dem Felsen des „Ochsenkopfes" bewegte, von welchem bald darauf patriotische Lieder ins stille Thal herunter ertönten, die durch das diskrete Begleiten eines Harnes eine» wunderbaren Effekt erzielten. Ein kleiner Kom mers in „Stadt Dresden" beschloß die hübsche Feier. — Wie jedes Jahr, hielt auch diesmal der Militär- Verein seine Sedanfeier durch einen Kommers ab, zu welchem sich nach einer Sitzung auch der hiesige Uhr macherverein „Urania" einlud. Bei Gesang (vom Militär-Gesangverein) und ernsten und heiteren Vor trägen verfloß der Abend und mit ihm die „Doppel spende" nur zu schnell. Unter den ernsten Vorträgen sei besonders die in gebundener Form gehaltene Fest rede des Herrn Lehrer Teuscher erwähnt; ebenso auch ein humoristischer Vortrag des Kameraden Kaufmann Burger in schwäbiger Mundart. H Poffendorf. Die hiesige Tagesverpflegung wurde im Monat August von 116 Reisenden in An spruch genommen; es wurden von der Verwaltung 68 Marken zu 10 und 48 Marken zu 20 Pfg. aus» gegeben. — Anläßlich der Feier des Sedanfestes hatten hier einige Bewohner die Häuser mit Flaggen geschmückt. Im benachbarten Hänichen gedachte man der Bedeutung des großen Tages durch wiederholt abgegebene Böller schüsse von den Kohlenwerken aus. Dresden. Auf der Reise zu den österreichischen Manövern hat Kaiser Wilhelm am 2. September, Abends b/410 Uhr, Dresden passirt. Der Sonderzug nahm auf dem böhmischen Bahnhofe nur ganz kurzen Aufenthalt und setzte über Bodenbach und Prag als dann die Weiterreise fort. — Die 29. öffentliche Plenarsitzung des Landes kulturraths wird am 10., 11. und 12. September im Sitzungssaal« der ersten Etändekammer abgehalten. Die Tagesordnung umfaßt folgende Punkte: am 10. September, Mittags 12 Uhr: Abänderung der Gesinde ordnung. --- Abänderung des Reichsgesetzes, den Unter stützungswohnsitz betr. — Bekämpfung der öffentlichen Unsittlichkeit. — Am 11. September, Morgens 9 Uhr: Einrichtung von Rentengütern. — Maßregeln gegen die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche. — Be kämpfung der Tuberkulose des Rindviehs und Ver sicherung gegen Verluste aus Krankheiten der Schlacht rinder. — Einführung einer allgemein verbindlichen Fleischbeschau. — Betäubung der Schlachtthiere. — Am 12. September, Morgens 9 Uhr: Einrichtung der Futtermittelkontrolle durch den Landeskulturrath. — Verwendung der Zinsen der Reuningsttftung. — Ein frecher Raubversuch wurde am 2. Sep tember Vormittags von dem I6jähr. Arbeiter Kreher, der in einer Glasfabrik beschäftigt ist, ausgeführt. Derselbe stieg mittelst Leiter in das erste Stockwerk deS Hauses Moritzburger Straße 50 durch ein Kammerfenster ein, um zu stehlen. Ehe er hierzu kam, überraschte ihn die 24 Jahre alte Ehefrau des Wohnungsinhabers, welche sich allein zu Hause befand. Kreher fiel die Frau an und würgte dieselbe am Halse, er vermochte der resoluten Frau jedoch nicht Herr zu werden, und dieser gelang es, dem jungen Menschen zwei Messer, welche derselbe führte, allerdings nicht, ohne Verwun dungen am Arme zu erhalten, zu entreißen. Kreher, der hier bei seinen Eltern wohnt, ergriff die Flucht; er ist ebenfalls verwundet. Nachmittags gegen 5 Uhr wurde Kreher verhaftet. Ein Verwandter von ihm, ein Schuhmacher, traf ihn auf der Augustusbrücke, nahm ihn ohne Weiteres mit sich und lieferte ihn drüben in Neustadt an den ersten Gendarm ab, den er sah. Der Bursche legte bereits ein umfassendes Geständniß ab. Er hatte ziemlich tiefe Schnittwunden in der Innenfläche der rechten Hand, die er sich beim Ringen um das Messer mit der von ihm überfallnen Frau zugezogen hat. Tharandt. Die Zahl der an der Forstakademie eingeschriebenen Studenten, welche im Vorjahre 108 betrug, ist jetzt auf 48 herabgesunken, weil das säch sische Finanzministerium in Anbetracht der großen Uebersülle an Forstkandidaten öffentlich vor dem forst akademischen Studium gewarnt hat. Die Zahl der an der Forstakademie wirkenden Lehrer beträgt gegen wärtig 10, so daß auf jeden derselben noch nicht ganz 5 Akademiker entfallen. Freiberg. Die hiesige Bäcker-Innung hat das