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Dresdner Nachrichten : 17.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187401176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-17
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.01.1874
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.* 'U.-.ä ,rll, 7 M>r tn der »ipkdliioir «artknjtrate ls. «dou- nkMinupttl» »t,r»«N->dr- llchSH R,r., durch dl» Poft «eR>r. Ilntclne Rümmer» l R>r. «ull°«e. 23000 «kt» ffllr die Rückgabe eiuge- ldiidtrr Mauuscttple nacht sich die Slcdaciio» nicht »erbindNch. guseraten-ilnual-iue au»> viirtß: lluausN'tsin uuck dagtar tn Hamburg, Ber it». Wien, Letpjtg. Basel, Breilau, nrautsurt a, M. — Huck. ikv»»« tu Bcrllu, Leipzig, Wie», Hamburg, strantfurt a, M,, Mün chen, — Vaud« L ra. i„ slraulfurt a, M, — ». Voigt tu Idemntg. — N>- r»»,l,»tltt», Koliiaa t U». tn Part». 7>»I«ate>»»rd,»MgrskN- nr,«k rs »ngtusmne Tngeblatt für Unterhaltung »»d Geschäftsverkehr. V .D, Rr. 17. Rennzehntrr Jahrgang. Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Ltepsch ch: Nktcharöt in Fresde». Verantwort!. Nedactcur: InltttS Reichardt. Raum einet etn- Ipatttacu Petiljkii« tobet l, Psa, iimaciaudt die Zeile U Rgr, lliue Varantie iltr da» nachtltilaiae lrrlchei- neu der 4»ierate wird nicht gegeben. Butwtirtige «»»onceu Austräge von,u»» unbe kannte» Ntrme» u, Per- ione» tnierireu wir nur gegen Präuumeraudo- Zablung durch «rtei- makken oder P«stcl»j>d- »mg, » Silbe» kost.» I", Rar. AuSlbc.lt > e kSllneii vie 8al,Iu«a auch aus eine DteSduerAlrm anweisen. Die litt». llllltrevacteur: l)r. L»»t> n>«R»F. Für da« Feuilleton: Dresden, Soiinabead, 17. Januar 1874. Politisches. Erkenntniß begangener Fehler, Einsicht in vorhandene Uebel- stände ist der erste, ist der nothivendige Schritt zur Besserung. Die sen alten Erfahrungssatz legt der Ausfall der Wahlen näher als je zuqor. Wenn wir seit dem lO. Januar täglich auf dieses Thema zurückkommen und auch in Zukunft nicht ermüden werden, dasselbe zu behandeln, so sind wir dazu wohl legitimirt, Angesichts der Thatsache, daß in Sachsen unter 25 erwachsenen Männern, 0 den Srichwörten der Socialdemokraten folgen. Wir wollen die Sachen nicht übertreiben; wir wissen, das; wenn auch 90,000 Stimmzettel für socialdemokratische Candidaten abgegeben wurden, es in Sachsen deshalb noch nicht 90,0000 Menschen über 25 Jahre giebt, auf welche die Socialdemokratie unbedingt rechnen könnte. Es entgeht Niemanden, daß mit dieser Partei Tausende stimmten, die voir der berechtigten, wenn auch unklaren Sehnsucht nach Abstellung staat licher und gesellschaftlicher Uebelstände geleitet wurden, aber sehr bald jener Partei den Nücke» kehren würden, sobald die grundstürzende Tragweite ihrer Bestrebungen aus der Umhüllung bestechender Phrasen sich losschälte. Alle Opposition, auch die nichtsocial- bcmokratische, gegen Reich, Staat, Kirche und Gesellschaft glaubte in dem Programme jener Partei einen Unterschlupf finden zu können, weil sie sonst sich vereinzelt und wirkungslos verpuffte. Halten wir Machst daran fest, daß die Minderzahl der Socialdemokraten in Sachsen constatirt ist, vergessen wir aber auch nicht, daß zwar bei den Wahlen nur die Zahl der einzelnen Wahlsiege den Ausschlag giebt, daß aber noch wichtiger als die Zusammensetzung des künftigen ParlementS die bei der Wahl offenkundig werdende Organisation der Parteien ist. Was nützt es — wenn wir nicht mit unseren Staats einrichtungen von der Hand in den Mund leben wollen — wenn die Reichsregicrung momentan über die willige Majorität einer parla mentarischen Körperschaft verfügt, wenn daneben aber im Volke sich ein Proceß vorbereitet, der nur unter furchtbaren Katastrophen zum Austrage kommen kann? > Die Organisation der europäischen Gesellschaft ist in einer merkwürdigen Metamorphose begriffen. Während das Prinzip der Gleichheit mit enthusiastischer Kraft verkündigt und auch in vielen Stücken durchgeführt wird, vollzieht sich eine Sonderung der Gesell schaft, welche an die berühmte Kasteneintheilvng Egyptens und Jltdiens erinnert. Wir haben eine Kriegerkaste, stolz auf Ruhm und Tapferkeit, die letzte Saul« der staatlichen Ordnung, stet» bereü.^ dieselbe mit der blanken Waffe in der Hand zu verthcidigen. Wir " haben eine Priesterkaste, zu der viele Leute gehören, die weder Kutte noch Bäffchen tragen, zum guten Theile redlich bemüht, mit dem Trost der Religion gebeugte Menschcnherzen zu erquicken, zum großen Theile auch die Religion als Deckmantel selbstsüchtiger und politischer Zwecke mißbrauchend. Wir haben die dritte, große Kaste der Ackerbauer, der Handelsleute, der Gewerbtreibenden, mehr oder weniger begütert, höher oder niedriger gebildet, die den reformiren- den Fortschritt, die friedliche Entwicklung im Rahmen und auf dem Grunde der bestehenden Verhältnisse erstrebt. Diese Kaste verfügt zwar über die meiste Macht im Staate, aber ihre Organisation ist verteufelt schlecht. Wir haben endlich die socialdemokratische Kaste, die unerbittliche Gegnerin alles Bestehenden, die sich wesentlich aus der durch Muskelkraft sich auszcichnenden Fabrik- und Handwerker- bevölkerung rekrutirt, ihre Anhänger durch Vorspiegelung unmög licher Herrlichkeiten berauscht, durch gehässige Uebertrcibung vor handener Uebelstände entflammt, in augenblickMen Mißständcn ihre beste Kraft findet, eine Kaste, die theilweise von den Mitteln der Pnesterkaste unterstützt und gespeist wird, jedenfalls aber niit ihr die Stärke der Organisation thcilt. Die erste Kaste, die der Krieger, hielt sich abseits des Wahl kampfes. sie ist auch durch das Wahlgesetz ganz ausdrücklich von der Betheiligung am politischen Getriebe ausgeschlossen. Die Pricster- kaste triumphirtc da, wo die Mönchskutte dominirt, die dritte und die vierte Kaste haben in Sachsen gerungen und dieser Kampf, der noch mit einer Niederlage der socialdemokratischcn Kaste endigte, be schäftigt uns eben. Was zeigte sich in diesem Kampfe? Gänzliche Zerfahrenheit bei der dritten, stramme Organisation bei der vierten Kaste ; unbeschränkte Concurrenz bei der einen, unbeschränkte Soli darität bei der andern. Die Gcldhcrrschaft hat lange rücksichtslos an der Zerstörung des Mittelstandes gearbeitet, und als cS so ziem lich gelungen war, ihn zu zerbröckeln, wurde er jetzt von der Social- demokratie gepackt. Und mit der wirthschaftlichen Zerfahrenheit ver einigten sich andere Untugenden, Keine Einheit der Gesinnung, wenig Gefühl, wenig Eifer für politisch-sociale Fragen, Politischer Jndifferentismus, politische Blasirthcit scheinen nothivendige Eigen schaften des Mannes geworden zu sein, der eine gesellschaftliche Rolle zu spielen gedenkt oder meint. Nicht eher wird es bei uns bester werden, als bis unsere jetzt noch in der Mehrheit befindlichen conser- vativen und liberalen Abgeordneten, als die Rcichsregiernng einen ernstlichen Anfang damit macht, die bisherigen socialen Gesetze des Reichs gründlich zu reformiren. Und zwar so, daß der auSbcuten- den Tendenz des Großkapitals und den vernichtenden Bestrebungen der Socialdemokratic kräftige Riegel vorgeschoben werden. Doch — diese gesetzgeberischen Maßregeln bleiben eine Glocke ohne Klöppel, wenn nicht die Mittelklassen selbst die Sache in die Hand nehmen und sich bei Zeiten organisircn. i- Der Oberkammcrhcrr v. GczSdorsf, der dem Könige von , Baiern die Thronbesteigung unsere Köyig« nicht persönlich anzeigen konnte, hat wenigsten« vom Könige von Baien» das Großkreuz des Ordens vom heiligen Michael erhalten. — Der zeitherige Verwalter des Würschnitz« Forstreviers, Forstinspecior Freiherr von Berlepsch, ist zum Oberforstmeifier im Forstbezirke Grillenburg ernannt worden. - Landtag. Kein Blatt kommt so olt zu der Ehre in der L. Kammer gerupft zu werde». wie die „Dresdner Nach richten". Dlcönml war cs unsere Milthcilung über einen in ge- deluicr Sitzung vcrbandeltcn Gegenstand, der gestern den Abg. vr. Biedermann dazu vcraniaßte, unö einer groben Indis kretion zu zeihen, deren sich ein anständiges Preßorgan nicht schuldig machen sollte. Erstens sei die bttr. MIttbeilunä falsch, zweitens könne sic nur durch Pflichtverletzung an die Redaktion der „Dr. N." gekommen sein. Der Präs. vr. Schaffratl, tdeilt den Unwillen Biedermann'ö und bemerkt, daß ohne Notb keine geheime Sitzung aiibcrauint würde. Er »rill die Sache übrigens amtlich untersuchen und bezieht sich aus Slrt. 50 der Landtagöordnung. »ach dem evcntuell ein Abgeordneter ausge schlossen werten könnte. — Wir bemerken dazu nur Folgendes: Lange, ehe vr, Biedermann die Angelegeichett, um die es sich ln geheimer Sitzung handclte, zur Sprache gebracht hat, waren wir von ihr unterrichtet. ES war gar kein Geheimnis,, dal, die Stel lung Sachsens zur Schaffung eines obersten Reichsgericht« be handelt werden würde. Zu diesem Bchusc hatte sich alö Rcalc- rungöconnnissar der Justlzminlster Abeken ln der öffentliche» Sitzung bcrcilS cingclundcn, dessen Anwesenheit sonst durch keinen Gegenstand der Tagesordnung erfordert worden wäre. Der Be- rathungSgegenstand war somit der Kammer und der Regierung im Voraus bekannt. Bon irgend einer Seite, iedoch nicht durch einen Abgeordneten, erhielten wir lange vor der geheimen Sitz ung eine — vielleicht nicht In allen Stücken genaue - Jnforma- der geheimen Sitzung selbst tlon. Bon den Vorgängen hat uns aber Niemand ' liegt also keine Wir hielten unö lgcgangme Mlttheilung nicht tn den Papierkorb Vorgängen tn der geheimen Sitzung selbst niemand eine Mittheiluiig gemacht. ES Pflichtvergeffenhcit eines Abgeordneten vor. aber sür verpflichtet, die unö vor der Sitzung wir Gegner der Gchelmnlhkrämeret uiid'Lelsktrctere! vr. Bieder st! werken, da maimö sind. Die Sache so: daß Gefahr vorhanden, daß Locales und Sächsisches. — Wie uns von der hiesigen bairischen Gesandtschaft mitge- theilt wird, hat der König von Baiern in einem eigenhändigen Schreiben dem König Albert von Sachsen das Bedauern darüber ausgesprochen, daß cs wegen einer heftigen und sehr schmerzhaften Entzündung der Zahnkicfcrbcinhaut ihm nicht möglich war, den Oberkammerherm von Gersdorff, der als Gesandter Sachsens die Anzeige der Thronbesteigung seines Königs in München ju über bringen hatte, zu empfangen. unsere Schwesterstadt Leipzig einmal durch Schaffung eines obersten RcschSgerichtS taS Overhandelögericht etubüßt, so bcdars eö einer kräftigen Kundgebung der Stände Sachsens, diese Ge lahr abzuwenten. Will aber Biedermann das künstige Reichs gericht selbst nach Leipzig verlegt sehen, so ist auch hier die Ocffentlichkeit die beste Politik. Wenn sich aber ein Mann wir Biedermann lür eine solche Frage interelsirt, so Men wir alle Ursache, wachsam zu sein. vr. Biedermann mag den Unterricht Logiker«« dem LehrplM.der Semlnatt' entkernen wollen während scharsidtvvachterwndmmutz.-^ Ilchcn Sitzung ging die Kammer abermals zä einer geheimen Sitzung über. Man beabsichtigte In derselben wahrscheinlicher« weise, gegen den Verkäster der Notiz über die geheime Sitzung Schutte zu tbun, dem LandtagSreferenien der Dresdner Nach richten de» Zutritt auf die Jounialisten-Trlbune gänzlich oder zeitweise zu verbieten. Da allem Anscheine nach die Redaktion unscrS BlattcS von einem deSsallsigen Beschlüsse in der nächsten Zelt amtlich In Kenntniß gesetzt werde» wild, so enthalten wir uns sür letzt des Weiteren. Erwähnen »vollen wir letzt nur, daß diese neue geheime Sitzung, in der unserm Vcrmuthen nach über uns vcrhmidclt wurde, sehr lange dauerte. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete eine Eingabe dcö allgemeinen Haus besitzer - Vereins zu Dresden utit Abwendung der Ausführung des Prolecteö eines DainmvaucS Selten der Berlin-Dresdner Elscnbahngelellschaft durch dleFrlcdrichstatt und Wilsdruffer Vorstadt Dresdens. In dieser Petition wird darauf hsngtwiesen: l) daß dieser Dammban in der geplanten Welle bei der znnch- menden Bevölkerung und dem daraus hervorgehenden größeren Straßenverkehr große Erschwernisse zur Folge haben würde: 2> daß die sehr ungünstigen Gruntwanerverhältnisse In den, die Bahn kreuzenden und durch das Proiect mit Senkungen ver sehenen Straßcnlhcllen keineswegs genügend erörtert seien; 8) die nicht zu unterschätzende Höhe der in Aussicht stehenden Eutschä. digungSansprffche für GrundstückSentwerthungen hervorgehoben. Diese Petition ist zwar ziemlich allgemein gefaßt, die Deputation empfiehlt Iedoch durch Rek. Winkler Abgabe terfclvcn zur Kenntnißnahme der Regierung. Dein Abg. Walter ist dies nicht genug. Er kann sich die Besorgnisse der dortigen Grund- stückShesitzer wohl erklären, fürchtet Verkehrsstörungen der ärgsten Art für dichtbevölkerte Stabithelle und becmtragt daher Abgabe der Petlrion zur Erwägung der Regierung Abg. Beck unterstützt diesen Antrag aui'S Kräftigste. Wenn die Baupläne der Bcrlin-Drt-dncr Bahn zur Ausführung käme», so würde der Verkehr zweier Stadttheile gerade so unterbunden und geschädigt wie beim Ecntralbahnhose. ES hgndl« sich gar nicht um unbc. stimmte, unbegründete Gerüchte, sondern um sehr reelle Vorhaben, wie er alö Stattrath Dresdens wisse. Auch Abg. Mehnert äußert sich ähnlich. Der Referent widerspricht zwar und Abg. Evsol dt mOnt. daß eigentlich die Petition abgewiescn werden müßte, da sie Xu allgemein gehalten sei; allein die Kammer be schließt nach Walter s Antrag mit 28 gegen 23 Stimmen, sie der Regierung vyanlaßt ^reök?/?über ctn auSlänkstcheS KäusSobiekt abgeschlossene» Eon traet. Fast alle Avvolaten bettzeikigten sich an dieser Frage. Nack) Svspldt's.RAerate wurde.Die Beschwerde abaelehnt. - Die 1. Kammer verabschiedet z«mä<vft ohne Debatte die Erhöh ung der CivilUste nach dem Beschluste der 2. Kammer und bmetb sodann den Hosthhaternenbau. Gras Rex: Da nim eimnal beschlossen worden sek. das Theater «IS großen mo numentalen Nttchou auSzufübren, müsse man wünschen, hast der Bau bald beendet »verte. Bel zwei so außerordentlich milden Wintern hätte derselbe wohsi rchcher gefördert werden können. Den ersten Penjigstl)«« Antrag »wöchentlich «ine elastische Vor stellung bei ermäßigtem Eintritt» begrüße er mit Freuten, da 1 Holtheater dimnt seinem Berufe: «ineEentralstrlle für Ideale unstrichtung im ganzen Lande zu sein, nur entspreche. <Der tdner hätte auch an seine adeligen StanteSgenosten ein WLrt- rlchten können, die bekanntlich alle elastischen Stücke vermelden und' vor den Werken Shakespeare», Schillers, GöthcS und Les- singg förmlich fliehen Ein solcher Appell an den Adel in einer auS so vielen Adeligen bestehenden Kammer hätte Wem -bocharistokratlschen Munde wohl angestandcn.) — Mlnlsler v. Friesen: Wenn die Regierung freie Hand gehabt hätte, so würde sie da» neue Theater an einer anderen Stelle er richtet haden, so daß die Hintersacadr btö BaurS nicht mit so ornamentaler Pracht hätte hrrgestrUt zu werden braüchen wie letzt, wo nach dtn Beschlüssen der Kammer» ein monumentaler Bau aus alle»» vier Seiten ansgriührt werden muhte. Dadurch seien die Kosten erheblich vertheuert worden. WaS aber die Ver langsamung dcö Baues anlangc, so sei allerdings ein ganzes Jahr nach dem Brande verloren gegangen, che mit dem Neubau be gonnen werden konnte, da vorher daö Finanzministerium nicht veslimint wußte, ob cS die Mittel zu diesem ornamentalen Baue besäße. Die Schwierigkeiten beim Grundgraben seien auch be kannt. Eine erhebliche Verzögerung sei aber durch folgenden Umstand bedingt: Der Bau sei nicht geradlinig, sondern erscheine halbkreisförmig unv vielcurvig. Jeder Mauerstein müsse nach einer besonders dazu gefertigten Schablone hergcstellt werden. Jede der vier Stcinschichten von unten bis oben und wiederum Icder einzelne Stein werde nummerirt. Sei nun ein Lieferant zufällig verhindert, seine Lieferung einzuhalten oder zerspringe einmal ein Stein, so störe daö den ganzen Bau ans Wochen, da dann kein Ersatz vorhanden und gewartet werden müßte. Doch sei alle Hoffnung vorhanden, daß der größte und schwierigste Theil des BancS hinter unö liege. — Bürgermeister Martini hält- den 2. Penzlg'schen Slntrag (billige Eintrittspreise sür Schüler höherer Anstalten» eigentlich für überflüssig, wenn über haupt bcl elastischen Stücken das Entree ermäßigt werde. Eö gehöre doch auch strenggeuoinmcn nicht zur Ausbildung sunger Leute, ihnen den Besuch von Ballet, Possen u. tergl. zu erleich tern. — v. Erdmannöbors. Man möge veShM keine Dst- lcrenz mit der 2. Kr. schaffen. Die Verwaltung beS HostheatrrS habe ja auch die Ausführung dctz Beschlusses in der Hand. — v.König lenkt noch tn sehr zweckmäßiger Welse die Aufmerk samkeit ans das neue, in München cingeführte Svflem von Feuerlöscheinrichtungen, wonach ein Netz von Estenröhrrn den gelammten Vühncnraum sofort unler Wasser setzen kann. — Die Kammer bewilligt die Nachlordcrung lür den Thcaterbau und nimmt die Penzlg'schen Anträge an. — Von mehreren Seiten haben wir in diesen Tagen die An sicht aussprechen hören, die Lehrer trügen die Schuld, daß in Alt- stadt-DreSden vr. Jacoby und nicht vr. Goldschmidt mit zur Stich wahl komme. Wir halten es denn da doch sür Pflicht, um von den Dresdner Volksschullehrcrn den Verdacht, als hätten sie sich von ihrer gerechten Entrüstung gegen einzelne Mitglieder der nationalliberalen Partei in Sachsen fortreißen lassen, für den Candidaten der Social demokraten zu stimmen, fern zu halten, zu constatiren, daß die circa 300 Volksschullehrer (die an Privatschulen angestellten mit einge rechnet) des 5. Wahlkreises wohl Mann für Mann an der Wahl urne erschienen sind und sammt und sonders ihre Stimme für vr. Mincknntz abgegeben haben. Hätten dieselben freilich ebenso rin- müthig für vr. Goldschmidt gestimmt, so würde allerdings dieser, da er nur 202 Stimmen weniger erhalten hatte als vr. Jacoby, mit zur Stichwahl gelangt sein ; allein die Lehrer waren nun einmal der Meinung, daß vr. Minckwitz ein geeigneterer Reichstagsabgeordneter sei als vr. Goldschmidt, und kein vorurtheilslo« denkender Wähler wird ihnen daraus einen Vorwurf machen »vollen, noch können. Dies zur Steuer der Wahrheit. — Eine socialdemokratische Correspondenz aus Geithain in Nr. 5 des Volksstaates enthält folgend« Notiz: „Den besten Com- mentar sür di« Gesinnungstüchtigkeit unserer Gegner liefert folgen der, unserm Parteigenossen Stahl anonym geschriebener Brief, den ich wortgetreu mittheile ; der Brief lautet: Herr Stahl! Finden Sie sich mit Ihrer Partei morgen in Stadt Altenburg recht zahlreich ein. Machen Sie Herrn Könneritz womöglich lächerlich, reden Sie hinein, oder machen Sie rechten Scandal, um seine Ziele zu vereiteln." — Ein Herr aus der Provinz theilt uns als Wahlcuriosum aus dem 14. Wahlkreise (Colditz, Rochlitz, Borna re.) folgenden Fall mit. Die daselbst aufgestellten Candidaten bestehen bekanntlich aus den Herren AmtShauptmann v. Könneritz (conservätiv), Advocat Siegel (nationalliberal) und Buchhändler Fink (socialdemokratisch). Ein Bauer aus den» Dorfe Schönbach bei Colditz hätte nun auf sei nen Wahlzettel, anstatt einen bestimmten Candidaten aufzuführen, neben seiner NamenSuntcrschrist Folgendes geschrieben: -„Einen AmtShauptmann mag ich nicht, einem Advocaten trau' ich nicht und im Winter schlagen die Finken nicht." — Die priv. Bogenschützengilde ist unablässig thütig gewesen, einen Platz ausfindig zu machen und in das Eigenthum der Gilde zu erwerben, welcher für alle Zeiten die Abhaltung des Vogelschie ßens ermöglicht und der Gilde einen unabhängigen Platz sichert. Sie hat diesen Platz in einen» aus einigen 40 Scheffeln Feld und Wiese bestehenden, oberhalb' Antons zwischen der verlängerten Blumen straße und der Elbe gelegenen Streifen Landes gefunden, welchen der Eigenthümer, Herr Vorwerksbesitzer Meißner, zu einem verhält- nißmäßig billigen Preise von ungefähr 40,000 Thlr. und unter den annehmbarsten Zahlungsbedingungen abzulasscn sich bereit erklärt hat. Das Vermögen der Gilde ist aus verschiedenen Gründen zu diesem Ankauf nicht zu verwenden, weshalb von den Gildemitgliedern der Kaufpreis durch Anteilscheine L 50 Thlr. aufgebracht werden soll. Das somit zu erwerbende Areal wird, »vie der Vorstand der Gilde jedenfalls richtig calculirt, da der Preis des Grund und Bodens sehr bald bei weiteren Bauten in jener Gegend und nach Fertigstellung der Blumenstraße bedeutend steigen muß, auch vom bloßen Gesichts punkte der Spekulation betrachtet, sich als eins der günstigsten Unter nehmen darstellcn. In der am 27. d. M. abzuhaltenden General Versammlung der Gilbe wird sich ergeben, ob der Ankauf möglich sein wird. — In der 5. Etage eines Hauses der Hauptstraße hat cs vor gestern Abend gebrannt. Die Inhaberin des Logis hatte Holz unter dem Oftn zum Trocknen gelegt und dies war während ihrer kurzen Abwesenheit aus dem Zimmer in Brand gerathcn. --- Bezüglich der gestrigen Notiz über den zoologische» Garten ist nachzutragen, daß Herr Hopfe aus Schmitz bei 'Meißen nicht ein, sondern vier Frettchen geschenkt hat. — Zu der Frau eines auf dem Jagdmcg wohnhaften Arbei ters kam in des letzteren Abwesenheit vor einigen Togen rin unbe kannter Mann von langer Figur, mit dunklem Haar und vollem Gesicht, der einen braunen Rock, schwarze Beinkleider und eine schwarze Taffctmützc trug. Er wollte ein Freund ihres Mannes sein und bat unter Schilderung seiner momentanen Noth um ein Darlehn von 1 Thlr. Die Frä« traute nicht »nd lck'liig sein Ge»
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