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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830908
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-09
- Tag 1883-09-08
-
Monat
1883-09
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1883
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Erscheint tätlich früh 6'/, Uhr. Ledaction und Lrprditiou JohanneSgasje 33. Aprechllnndril drr Rrdactiou: LormNtags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tzvr tt« NUckgad« euigel-ndter Maautcr«»!» macht ftch di« R«d»cu°» mcht »erduchlich. Annahme »er für »ie «ichftf«l,r»»e Nummer »rstimmte« Inserate a» Sachentage» »i» 8 Utzr Nachmitta««. au Lau«- uu» -eftta,»n früh bis'/.» Utzr. In den Filialen für Zns.-Xnnahme: vtta klemm, UniversitStSftraße 21. Lauis Lösche, Katharinenstrage 18. v. nur bis ' ,L vhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L8,LV0. Adonnrmeiltsvrris viertelj. 4'/, Mß. inct. Briiigerlohu 5 Mk., durch die Post bezogen «> Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» lür Extrabeilagen ahnr PostbeiSrderung 39 Mk. mit Poslbesörderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile SO Ps. Gröbere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer u. Zissernsatz nach höherm Tarif. Leclamen unter dem lledartionsftrich die Spaltzeile SO Ps. Inserate sind stelS an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruevuwernnüo oder durch Post- Nachnahme. ^ 251. Sonnabend den 8. September 1883. 77. Jahrgang. Inr gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den S September Bormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxpeältlon des I^eipLlxer Amtlicher Theil. Vehmntmachmg, die Wahl von Wahlmännern zur Handelskammer betreffend. Zu der diesjährigen Ergänzungswahl für die Handels kammer sind zunächst die Wahlmänner durch Ürwahl zu ernennen, für welch letztere wir Herrn Stadtrath Döhlinger alt Wahlvorsteher und Herrn Stadtrath Roch als stellvertretenden Wahlvorsteher zur Leitung berufen haben. ES werden daher alle in Leipzig, sowie tm Bezirke drr köutgl. AmtShauptmannschaft zu Leipzig wohn haften Kausleute und Fabrikanten, welche u. mit über 1900 -4k Einkommen nach tz. 17 ä und tz. 21 de« Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 im Ortssteuerkataster ringeschätzt, d. 25 Jahre alt, c. nicht nach den bestehenden Gesetzen vom Stimmrechte in der Gemeinde oder in Folge der Verübung eine- Verbrechens von den staatsbürgerlichen Siechten aus geschlossen sind, sowie die Vertreter und beziehentlich Besitzer der im Bezirke gelegenen siScalischen und communlichen GcwerbSanstalten, Eisenbahn-, Schifffahrt--, Bergwerk«- und SteinbruchSunter- nehmungen, soweit sie den unter d und c angegebenen Be dingungen genügen, bezw. den unter a angegebenen CensuS erreichen, geladen, zur Ausübung ihre- Wahlrecht« und bei Verlust des letzteren für die jetzt vorzunehmeude Wahl Montag, de« 10. Geptember I88S in den Stunden von 9-12 Uhr Bor» und 3—V Uhr Nach mittags in dem Wahllocal, dem Gaale der alte« Waage, KatharinenstraHe 2», II. Ltock. in Person sich cinzusinden und einen mit Ott Ramea wählbarer Personen versehenen Stimmzettel abzugebcn. Hur Legitimation hinsichtlich seines Wahlrecht« hat jeder Wählende die Quittung über Entrichtung deS letzten (diesjährigen zweiten) Einkommensteuer- termiaS, bez. diesjährigen Beitrags zur Handels kammer vorzuweiseu, auch, soweit »ölhig. das Vor handensein der unter b und o aufgeführten Bedingungen darzuthun. Außerdem haben diejenigen Wähler, welche ihr Wahlrecht als Vertreter eine« Geschäfts, dessen im OrtSkataster ein getragenes Einkommen nach tz. 17 ck und tz. 21 deS Ein kommensteuergesetzes nicht auSrcicht, um sämmtliche Thcilhabcr als wahlberechtigt zu betrachten, auSüben wellen, sich durch ein Zeugniß der persönlich haftenden Theilhaber deS von ihnen vertretenen Geschäfts zu legitimiren, ebenso Vertreter juristischer Personen, bez. siScalischer und communlicher Unter nehmungen durch ein Zeugniß der Vorstände und Dienst behörden. Wählbar sind alle Stimmberechtigten. Leipzig, den 25. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lohse. Bekanntmachung. Auf dem Waagcplatze befinden sich noch eine Anzahl von Wagen aller Art. Da jetzt mit dem Neubau de« Börsen- gcbändeS auf diesem Platze begonnen wird, so fordern wir die Besitzer jener Wagen lnerdurch auf, dieselben bi- Montag den IO. d. MtS. früh vom gedachten Platze zu entfernen, widrigenfalls sie auf Kosten ihrer Besitzer anderweit unter gebracht werden müßlen. Leipzig, den 6. September >883. Der Rath drr Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Ast. Wegen der Vornahme von Arbeiten an der Telcgraphen- leitung wird die Große und Kleine Meifcheraaffe, letztere auf die Strecke von der Großen Oleischergaffe btS zum Barfußberg auf 2 Tage von Freitag den 7. dieses Monat- ab für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 6. September 1853. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Hennig. Holr-Auction. Aus dem Schlage in kkbthetlung 4 der Harth de« Zwenkauer AarftretzterS ousbereitete 179 eichene Klötzer von 10—43 ew Ober- bez. Mittenst. und 5—ü„ w Länge, 74 kieferne Klötzer von 20—23 ew Oberst. ». S„—b w Linge, 150 - Slangen - 9—14 - Unterst. » 8—10 » - 83 Rm kieferne Brennscheite, ISO » . Brennkaiippel, 11 « eichene stacken, 110 - eichene« und i 487 - kieserne« j Vrennre.ßig. sollen mit den aus dem Schlage in Abtheilung 2? aosberriteleo 400 km harten l 50 - weichen s Stöcken Tien-tag. den 18. September S. I , »an Varmitta« 9 Uhr an Meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. Versammln»« aus dem Schlage in Abtheilung 4, nmveit der sage«. „Papvelecke", unterbalb der steschwitzer Feldqrenz« and Grlheiniiahme im «lasthause zu «»rahdendrn. G»nt»l. Karßrrntamt Wurzen «n» «Sntgl. Ve»ter»er»altn«« Zwenkau, den 6. September 1883. Vach mann. Lomlrr. Bekanntmachung, di« Landtagswahl im 2. Wahlkreise der Stadt Leipzig betreffend. Da« Ergebniß der am 11. diese« Monat- im 2. Wahl- kreise der Stadt Leipzig stattfindenden Ergänz»ng-wahl für die II. Kammer wird von dem Unterzeichneten Wablcommissar Donner-tag den IS. diese« Monat» Rachmtttaa» K Uhr im Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. I«, zusammengeftelll und veröffentlicht werden. Zu dieser Wahlhandlung haben alle Stimmberechtigten Zutritt. Leipzig, den 7. September 1883. Der Mahlcommiffar für die Ergänznug-wahl zur II. Kammer im 2. Wahlkreise der Staot Leipzig. Heßler, Stadtrath. ^VekanntmachuT Im Hose deS allen TbcaterS soll Donnerstag, den IS. diese» Monat», Nachmittags 4 Uhr, eine Partie alte Thüren, Fenster, Läden, Regale, Latten und alte- Eiftnzcug meistbietend gegen sofortige baare Be zahlung und nnlcr den vor Beginn der Versteigerung bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Leipzig, den 6. September >883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Stöß. Nichtamtlicher Theil. Die Reise des Königs von Spanien. König AlsonS hat am 5. September seinen schon vor Monaten gefaßten Entschluß, eine Reise nach Oesterreich und Deutschland anzutretc», trotz aller cntgegeiistehciidcn Hinder nisse auSgcsnhrt. DaS Hauptinteresse daran, daß diese Reis« nicht stattfinde, Halle Frankreich, welches die Annäherung Spanien- an den großen mitteleuropäischen Friedenöbunv nnt allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln Hintertreiben wollte. Dieser Zweck ist nicht erreicht worden, obwohl die französi schen Republikaner e« sogar nicht verschmähten, mit Zorilla gemeinschaftliche Sache zu machen und sich an der Organi- salion eines Aufstandes gegen die herrschende Dynastie zu be- lhciligen. Durch da« rechtzeitige Verschwinden Zorilla'S auS Frankreich ist eS der französischen Negierung erspart ge blieben, feindlich gegen den Führer des Auistandcs auszu treten, aber die Tbatsache wird dadurch nicht ungeschehen gemacht, daß diese sehr heikle Angelegenheit Gegenstand diplo matischer Verhandlungen zwischen Frankreich und Spanien gewesen ist. König AlsonS hat sich über diese Erbärmlich keiten mit wahrhaft königlicher Denkungsart hinweg gesetzt und ruhig, als ob nichlS geschcben wäre, den Weg über Paris gewählt. Ter Prüftet deS Departements kcö BasieS- Pyrciiücö und die Civil- und Militairbehördcn haben den Gast der französischen Republik an der Grenze in Hendaye begrüßt und an, folgenden Morgen ist König AlsonS wohl behalten in der französischen Hauptstadt angelangt. Aus dem Bahnhof war außer dem Personal der spanischen Bot schaft und einer Deputation der spanischen Colonic auch al- Vertreter deS Präsidenten Grcvy General Pilt>6 zum Empfang de« Königs anwesend. Von dem Letzteren scheint AlsonS XII. nicht viel Notiz genommen zu haben, da- Telegramm, welche- die Ankunft meldet, erwähnt nur. daß der König einige Worte an den Botschafter Ferna» Nuiwz gerichtet habe und sich alsdann nach dem BotschaslSholcl begab. Ter Zufall hat oft sonderbare Launen, oder sollte eS kein Zufall gewesen sein, daß der Graf von Paris gerade am Abend de- 5. September in Pari- einczetrofse» ist? DaS Haupt deS HauscS Frankreich, wie LouiS Philipp von den französischen Royalisten genannt wird, war die erste Person, welche dem König von Spanien am Vormittag des 0. Sep tember seinen Befuch abstattcte, seine Anhänger werden diesen Besuch in dem Sinne deuten, daß der König von Frankreich den König von Spanien in seinem Reich willkommen hieß und werden sich dabei erinnern, daß die gleiche Förmlichkeit dem Graft» von Pari« gegenüber durch Kaiser Franz Joses erfüllt wurde, als der Graf kürzlich in Wien zu Gaste war. Daß der Präsident der Republik Frankreich, Grcvy, eine persönliche Begegnung mit dem König AlsonS gesucht hätte, wird nicht berichtet, dagegen verschweigt der Telegraph nicht, daß der französische Ministerpräsident Ferry sich am Tage der Ankunft deS König« AlsonS nach St. Dis begeben hat unv von dort erst am Sonntag zurück- zukchren gedenkt. Nachdem König AlsonS mit seinem Vetter, dem Herzog von Monlpensftr, auf Vesten Landsitz Epinay gesrühstückt batte, kchrtc er »ach Pari- zurück und empfing dort den Besuch de« Minister- Eballemel - Lacour. Tic Herren Ferry unv Challemel-Lacvur haben, wie sich hieraus ergiebl, da« Abkommen getroffen, sich in die Pflichten, welche die auswärtigen Beziehungen dem Minister diese- Ressorts auferlegen. zu tbeile». Challcmel-Lacour erklärt sich außcr Stande, die Unterbandlungen mit Marquis Tseng wegen der anamitischen Angelegenheit persönlich zu sichre», in Folge Vesten springt Ferry bereitwillig für seinen Ecllcgeneiii. überläßt eS adcr diesem, dem König AlsonS die Honneur-zu machen, gewiß auch mit Rücksicht auf da« vorangegangcne Zwiegespräch niit dein spanischen Botschafter Nulle; wegen der Auslieferung Zorilla'S keine ganz angenehme Ausgabe. Nun, allem Anschein nach ist der Besuch ichne ernsten Zwischenfall verlausen, eS sei den», daß Herr EbaUeincl-Laccur e- gewagt häkle, dein König von Spanien frenndschaslliche Ralhschlägc in Betreff Oesterreichs oder Deutschland- zu ertheilen; in diesem Punkte dürste Also»- XII. jeden Versuch unberufener Einmisckung in seine Angelegenheiten bestimmt, wenn nicht gar schroff zurückgewicje» haben; und bei Herrn Challcmel-Lacour wäre auch solche Ein misckung nicht undenkbar. Im Ganzen genommen ist der Besuch deS König« AlsonS in drr französischen Hauptstadt für da» republikanische Frank reich eine reckt unerquickliche Sache; der König sinket dort gerade in diesem Augenblick bequeme Gelegenheit, fast aus schließlich niit seines Gleichen zu verkehr?», und dadurch erscheint die reputlikanische Regierung in einer Weift i» den Schatten gestellt, welche ihr dock nickt ganz gleickgiltig sein kann. In dem Organ der Legilimiste», der „Union", findet König AlsonS am Morgen nach seinem Eintreffen in Paris die bedeutungsvolle Mckthcilung, daß der Graf von Paris al« da« Haupt de« Hause« Frankreich anerkannt wird, er wird also kann« ander- gekonnt haben, als seinen Verwandten wegen dieser Anerkennung zu beglückwünschen. DaS t>> snr da« Ministerium Ferry zwar sehr unangenehm, aber daran, hin kann dock die Ausweisung de» Thronprätendentcn nickt erfolgen. DaS giebt aber den Herren Locroy und Genosten wieder willkommenen Anlaß, Vorwürfe gegen die Negierung zu häufen, weil sie daS Interesse der Republik vernachlässigt. „Hättet Ihr meinen Rath befolgt und die Prinzen von Orleans gleich nach Veröffentlichung vcS Plon Plon sckcn Manifeste« auS Frankreich anSgcwiese», dann wäret Ihr jetzt aller Verlegenbeiten überhobcn." DaS kann Locroy von feinem Standpuncl auS dem Ministerium Ferry mit vollem Recht zum Angehör geben. ^ . . . Die Reise de« König« AlsonS hat unter günstigen Aulpicicn sowohl für ihn selbst als auch für den Grasen von Pari« begonnen, der Hauptzweck der Reise wird aber erst in Wie» und in Homburg ersüllt werden. Mag man immerhin von anderer Seite daraus Hinweise», daß der Beweggrund zu der Reise nach Wien rein privater Natur sei, daß König AlsonS nur die Verwandten seiner Gemahlin begrüßen wolle, so würde doch immerhin noch der Besuch in Deutschland übrig bleiben, für welchen lediglich persönliche Grünte nicht gellend gemacht werden können. ES ist zu ofsenkundig, daß die Reise de- König« AlsonS in erster Linie eine politische Bedeutung bat, al« daß diese Bedeutung in Abrede gestellt werden könnte. Wenn auch König AlsonS vielleicht nicht formell in den mitteleuropäischen Friedensbund eintritt, so wird doch sein volles Einverstäiidniß mit den Zwecken desselben durch seine persönliche Anwesenheit in Wien und Homburg dar- gelhan und dadurch eine Annäherung an Oesterreich und Deutschland vollzogen, welche späteren Abmachungen die Wege ebnet. Die Berbandlungcn deS deutschen Reichstag« über den deutsch-spanischen HanbeSvertrag baden gezeigt, welchen Werth die deutschen Negierungen aus gute Beziehungen zu Spanien legen, und wenn Herr v. Vollmar a»ch die Hoffnung ausgesprochen hat, daß in Spanien die Aufrichtung der Republik gelingen werde, so hat dock gerade diese Acnßerung von socialdemo kratischer Seite bewiesen, daß alle anderen Parteien im deutschen Reiche die Befestigung der Monarchie in Spanien lebhaft wünschen. Daß König «tson» so kurze Heit nach Unterdrückung deS spanischen Ausstande» da« Wagmß einer Reise ins Ausland untconabm, mag bei einem Tbeil seiner Anhänger nicht ganz ungerechtfertigte Besorgnisse e..--.gt haben, aber die Unter lassung der geplanten Reise würde nur die Auslegung gestattet haben, daß AlsonS seine» Thron nicht für so ftst begründet halte, um ihn auch während einer kurzen Abwesenheit be haupten zu können. Heer und Flotte haben dem König kurz vor seiner Abreise ihre Treue und Anhänglichkeit zu erkennen gegcten. König AlsonS vertraut diesen Kundgebungen, und Vertrauen erweckt Vertrauen. Wen», wie zu hofft» und zu erwarten stebl, König AlsonS bei seiner Rückkehr ,n Spanien Alles beim Alten findet, so kann der Erfolg der Reise nur eine wesentliche Befestigung der Monarchie in Spanien sein, und diese ist nach Lage der Sache nicht nur wünschcnSwerth, sondern sogar nvlhwendig. Leipzig, 8. September 188?,. * Zur Lage wird unS auS Berlin vom Donners tag geschrieben: „Der von der „Norddeutschen Allgem. Zeitung" an die Adresse des Pariser „Journal deS Dübatö" gerichtete Artikel über daS Verhältniß Deutschlands zu Frankreich und die deutsche Reichspolitik überhaupt hat von dem letztgenannte» Blatte eine schnelle Erwiderung gesunden. DaS französische Blatt zieht sich zu nächst aus ein „Mißverständlich" zurück und behauptet, nicht gesagt zu haben, daß die deutsche Politik daraus auSgche, Frankreich zu isoliren. DieS deS Weiteren zu nnleriuchen, dürste wenig der Mühe lohnen, immerhin nehmen wir von dem übrigen durch den Telegraphen nbermiltelten Inhalt der Antwort mit Befriedigung Acl. Wir sind cS zufrieden, wenn sranzösischerseitS zugcstaiidcn wird, daß man dort keine Verbündeten sucht, um den Franksurtcr FriedenSvertrag zu brechen und daß man dort von dem Bewußtsein durch drungen ist, daß zu dem Zwecke gegen Deulf'ckland leine Bundesgenossen zu finden sind. Daß Deutschland und sein großer Kanzler bestrcbl bleibt, Deutschland die Führerschaft >m Ralhe der Völker zu erhalten und zu sichern und damil zu gleicher Zeit dem Frieden de« deutschen Reicher unv Europa» überhaupt dient, geben wir gern zu und freuen unS, daß man auch jenseits der Vogesen ansäugt, diese Ziele al« berechtigt anzuerkcnnen. Wir wüsten sagen, daß wir im Ganzen mit der Form und dem Inhalt der sranzösischcn Erörterung einverstanden sind und vermögen durchaus nicht die Ansicht derer zu thcilcn. welche hierin einen mit Heilig keit geführten Federkrieg erblicken, oder wohl gar die Meinung vertreten, daß diese Heiligkeit einen Grad erreicht habe, wie man sie seit Jahren in der französischen Presse nicht wahr genommen habe. Ganz im Gcgenlheil erkennen wir, um unS eines etwa! Platten Ausdrucks zu bedienen, daß die sranzösischcn Hetzer und Chauvinisten nichr und mehr zur Vernunft kommen. Sie sangen an, auch dem Gegner Gerechtig keit widerfahren zu lasten, und daS officiöfc Organ unserer Negierung dürste seit langer Zeit keinen Artikel gebracht babcn, der so sicher und schnell seine» Zweck erfüllt hätte, wie der nach Paris gesendete „kalte Wasserstrahl". Unsere gestrige Darlegung über unser Verhiiltniß zu Oesterreich unv den Inhalt der zwischen dem Reichskanzler Fürsten BiSmarck und dem Grasen Kalnoky gepflogenen Unterredungen wird nn» heute von wohl iniormirtcr Seite durchaus bestätigt. ES versteht sich von selbst, daß die Beziehungen zu Frankreich mit in den Kreis der Unter haltung gezogen worden sind, dagegen hat es Fürst BiSmarck >» jeder Weise vermieten, die ungarischen und kroatischen Vor gänge zu berühren. WaS die Weltlage im Allgemeinen betrifft, io in abermals constalirt worden, daß zu unmittelbarer Bcsorgniß. daß der Friede im Herzen Europa« geslörl werden lönnte. augen blicklich kein Anlaß vorlicgk. E» soll eine übereinstimmende Pich ln,ig beider Großmächte womöglich in allen Fragen der auSwär- ligen Politik aiiaestrebt werden und zur Verständigung öftere Eoiiserenzcn hcrbeigesührt werden. Sonstige bestimmte Ab machungen haben aber ebensowenig in diesem wie im vorige» Iabre siattgefunden. Unser Bcrhältniß zu Oesterreich ist so sicher gestellt, daß e» einer besonderen neuen Form keineswegs bedarf. Die Stabtverordnetenwahlrn in Berlin ver anlasse» jetzt von Seiten der Liberalen und der konservativ- aiillsemitischen Verbindung in gleicher Weise eine außerordent lich rege Bewegung. Täglich finden von beiden Richlungc» in den verschiedensten Stadttheilen Versammlungen stall. Daneben gehen die socialbemokratischen Versammlungen. Die Socialremokraten vermeiden diese Bezeichnung völlig, sie nennen sick „Arbeiterpartei", aber eS muß auch dem blödeste» Auge klar werden, daß dies eben nur ein anderer Name für die allen bekannten und gefährlichen Ziele und Bestrebungen ist. Mit großer Geschicklichkeit wissen die Leute vorläufig die Klippen der Gesetze zu umgehen, und auch die AusfichtSbeamten scheinen wenig von der früheren Strenge walten zu lasten. BiS jetzt haben die Antisemiten vergeblich um die Gunst der „Arbeiter" gebuhlt, aber die Anstrengungen werden unermüdlich fortgesetzt. Die sogenannte» Bürger vereine, unter Führung der antisemitischen Stadtverordneten Limprecht und Pickcnbach, haben ein eigenes „Anrgcrorgan" gegründet, um die Sladtverorvnelenwahleii in ihrem Sinne vcrzubereiten. Woher daS Geld zu dem Blatte kommt, ist ei» ofseneS Geheimniß. Gleichwohl dürsten diese „Bürger" auch im Bunde mit den „Arbeitern" schwerlich ihr Ziel erreiche», und unsere OfsiciLsen, ja Herr v. Pullkamer fangen bereit« an einzusehen, daß die Neuwahlen kein neues Resultat bringen werden. Der gute Kern der Bürgerschaft bleibt Auöschlag gebend und so wird auch die große Mehrheit der bisherigen Stadtverordneten wiedergewählt werben." * Man hatte vielfach angenommen, die jetzt verflossene NeickötagSsession werde sich auch in irgend einer Form mit der große» europäischen Politik befassen; eS fehlte sogar nicht an Bcrmuthungen, als ob der eigentliche Zweck der unerwarteten ReichStagsberusung in irgend welche» Vor gängen der auswärtigen Politik oder in damit zusammen hängenden militairischen Anforderungen zu suchen sei. Tauchten doch gerade um jene Zeit am politischen Horizont verschiedene bedrohliche „dunkle Pnnctc" ans. Die Bcsorgniß. die Reichs- tagrscssion konnte un« allerlei unliebsame Uebcrraschungen bringen, hat sich nicht bewahrheitet; eS war wirklich nur der spanische Handelövertraa, um desscnwillen die ReichSboten cinberufen wurden. Auch auS eigener Initiative die auswärtige Politik zu berühren, hat sich der Reichstag versagt. Man weiß ja, welch große Zurückhaltung er sich, ganz unähnlich anderen Parlamenten, m dieser Hinpcht auf- zuerleaen pflegt und ein Lxcurs aus diese- Gebiet hätte auch, zumal in Abwesenheit de« Reich-kanrlerS, schwerlich einen Zweck und Nutzen gehabt. Daß der Reichskanzler für seine Leitung der auswärtigen Politik noch immer, trotz aller Gegen sätze in der inneren Politik. daS unbedingteste Vertrauen der ganzen Nation und ihrer Vertreter genießt, ist eine un« bezweifelte Thatsache, die eben durch die Zurückhaltung und daö völlige Stillschweigen, womit der NecchSkag an diesen Fragen vorüberzugehcn pflegt, immer ausS Nene ihre Be stätiguiig empfängt. Wer möchte auch daran zweifeln, daß dieses Vertrauen im vollsten Maße gcrecklsertigt ist! Gerade jetzt haben wir den Reichskanzler wieder mit dem Leiter der auswärtigen Politik Oesterreich - Ungarns in einem vertrauten Gedankenaustausch gesehen, der von der Presse aller Parteien mit freudiger Genugthuung begrüßt wird. Was die beiden Staatsmänner im Einzelnen in Salzburg besprochen und vereinbart haben, entzieht sich noch der Keiintniß weiterer Kreise. Allein daran kann kein Zweifel sein, daß der hervorragendste Zweck und auch der Erfolg dieser Besprechungen eine Erneuerung und Befestigung deS deutsch-österreichischen Freundschaftsbündnisses gewesen. Je mehr sich dieses Bündniß als der einzig feste Punct in den europäischen Wirren und als die beste Sicherheit gegen die Bedrohung des Frieden« erweist, mit um so größerer Genug- thnunq wird man jedes Anzeichen von der Befestigung und Kräftigung dieses Verhältnisse« begrüßen, von dessen Werth und Nvlhwcndigkeit die Ucbcrzeugung sich in den beiden Völkern und ihren Staatsmännern immer mehr sestsctzt. * Der Sieg der Liberalen bei der Reichstags« wähl in Licbcnwerda - Torgau ist über Erwarte» glänzend ausgefallen und hat den Conservativen einen mehrere Legislaturperioden hindurch besessenen Wahlkreis entrisse». Die viel getadelte Haltung der Regierung bei Ansetzung de« Wahl- termuiS bat gewiß viel dazu bcigetraaen, den Eifer der libe ralen Wähler anznspornen; zudem hat sich die Regierung durch ibrc SonnlagSverordnung aus Jahre hinan« in der ganzen Provinz Sachsen die Stimmung gründlich verdorben und die Strömung nach links verstärkt. In erster Linie aber ist der glänzende Sieg dem Zusammenhalten der liberalen Parteien zu verdanken. Diese Tbatsache muß uns aber wieder >» Erinnerung bringe», daß im Gegensatz dazu bei de» bereits staltgchabtcn oder noch bevorstehenden Nachwahlen, bei denen Nalionalliberale betheiligt waren oder sind und sich im lang- jäbrige» Besitzstand befanden, die liberale Einigkcil durch Schuld der „LinkSliberalcn" in die Brüche geht, daß sie »nr angerufcn und rcspectirt wird, wo Mitglieder der Fortschritts partei oder der liberalen Vereinigung im Kampfe gegen Eon- servative stehen. Diese« innerlich unwahre und uiiehrliche Verhältniß kann auf die Tauer keinen Bestand habe»; vor den nächsten allgemeinen ReichStag-Wahlcn müssen wir Klar- beit babcn, ob daö Zusammengehen der liberalen Parteien bei Wahle» fernerhin ans loyaler Gegenseitigkeit beruhen soll * Nachdem die Wahl in Torgan vollzogen, sind »och die folgenden sechs Mandate für den Reichstag erledigt: Oppeln (für Gras Ballestrcm), Otlerndors (für v. Bennigsc»), Marburg (für Arnold), Greifswald (für Sloll), Forchheu» (für Herz), Tillinqen (für v. Sftgmund). Tie srübcr in den Zeitungen verbreitete Angabe, daß auch die Vertreter snr Donauwörth (Dr. Mayer) und MvrS-Nccs (Grülcring) ihr Mandat nicdcrgclegt hätten, hat osjiciell keine Bestätigung gesunden. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ist in den Stand gesetzt, den Wortlaut der Note des königlich italieni schen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten Herrn Mancini an den kaiserlichen Botschafter von Keudcll in Nom mitzntheilen, in welcher Erstcrer dem Danke der italienischen Regierung für die in Deutschland in« Werk geletzte» Sammlungen zum Besten ker Verunglückten aus Jöchia Ausdruck verleiht. DaS Schriftstück lautet: Rom, den 21. August 1883. Herr Botschafter I Euere Exccllenz babc» die Güte gehabt, durch Ihre Note vom 15. d. M. mir die Mitlheilung zu machen, daß es der Wunsch Sr. Majestät dcS Kaisers und Königs sei. der warmen Thcilnahme, welche das Unglück von ISchia in Teutichland liervorgerusen hat, einen nationalen Ausdruck zu gcbeu, daß Se. kaiserliche und könig-
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