Suche löschen...
Dresdner Journal : 13.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189708131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-13
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 13.08.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vei«A»vr1»r Für Dresden vierteljährlich: »Marl 50 Pf, bei den Sauer- lich deutschen PostanstaUen vierteljährlich » Marl; außer» halb de« Deutschen Reiche» Post- und Etempelzuschlaa. Einzelne Rummrrn: lO Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend». Aernspr.-Anschluß: Nr1L-L —1^. »HD Dres-nn N»kß,»„«»,»,k»«»rt«t Für den Raum eener aespat- te»en Zeile kleiner e-chnft »0 Pf Later „Eingejaadl die Zeil« »0« Bei Tabelle»- und Ziffernfatz e»tfprechend«r Umschlag Hera»»«eder: Königlich« Exp^ition de» Dresdner Journals Dresden, Zunngerstr A) Feruspr.-Lnschluß: RrtL-ä »N 186. Freitag, den 13. August, abends. 1897. Diejenigen Bezieher unseres Klattes, welche es von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgefendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Ueber - Weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die Gebühr beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Löuigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König Haven Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Oberarzt am Cacolahause in Dresden, Hofrath vr. meä. JustuS Schramm da selbst das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Ruß land verliehene Comthurkreuz des St. Annenordens 2. Klasse annehme und trage. Wekanntrnachrrng, die Jagdkarten auf das Jagdjahr 1897/08 betr. Die von dem Gendarmeriewirthschaftsdepot an die Jagdpolizeibehörden zu verabfolgenden Formulare zu Jagdkarten auf das Jagdjahr 1897 98 sind aus Karton» papier von hellbrauner Farbe hergestellt worden. Dies wird zugleich zur Nachachtung für diejenigen Beamten, welchen nach 8 3? des Gesetzes über die Ausübung der Jagd vom I. Dezember 1864 und ß 7 des Gesetzes über die Schonzeit der jagdbaren Tiere vom 22. Juli 1876 die Aussicht über die gehörige Be folgung dieser Gesetze obliegt, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 10. August 1897. Ministerium des Innern, II. Abteilung. Für den Abteilungsvorstand: Oertel. Gebhardt. Vrncnuungcu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I« Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Kirchschul- stelle zu Buchheim bei Laiisigk. Kollatvr: das König! Mini sterium de- Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen neben freier Wohnung im Schulhause mit großem Barten, dessen Jahresnutzen mit St- M kataftriert ist, 1000 M vom Schul dienste, 250 M. vom Kirchendienste. 72 M für Fortbildungs unterricht und nach Umständen «OM an die Frau des Lehrers für HondarbeitSumerricht. BewerdungSgesuche mit sämtlichen Zeugn en sind bi- zum 3t August der dem König! VezirkS- schulinspektor vr Puyger in Borna einzureichen; — die Kirch schulstelle in Reinsberg. Kollatvr: das König!. Ministerium des Ku! s und öffentlichen Unlerrichls. Einkommen: lOOOM vom S .ldienst, 40S M. 86 Pf. vom Kirchendienst und freie Amts» nung. Gesuche mit sämtlichen Zeugnissen sind bis zum August an den Königl. BczirkSschulinspektor Schulrat Wangemann in Cölln a. Elbe einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Italien und Abefsyuien. Über die von Menelik Italien vorgeschlagene Süd grenze von Eritrea äußert sich unser Mitarbeiter in Rom: Nach als sicher bezeichneten Nachrichten der „Italic" hat Nerazzini in Adis-Abeba zunächst mit dem leb hafter. Widerstande der abessynischen Ras, selbst des- Lunst und Wissenschaft. Fortschritte der Medizin. In der „Frkf. Ztg." finden sich als Borwort zum XII. internationalen Kongreß zu Moskau folgende Dar legung m: Dan maa über den Wert der großen internationalen Kongresse, deren Teilnehmer mehrere Tausende betragen, in Bezug auf das praktische Ergebnis verschiedener Mein ung sein Es mag zugegeben werden, daß ihr Hauptwert darin besteht, persönliche Beziehungen zu vermitteln und einen Austausch von Meinungen von Mund zu Mund herbeizuführen, der in Tagen und Stunden Verbindungen herstellt, die sonst erst mühsam, wenn über haupt, in Monaten geschehen Aber dort, wo ein inter nationales Interesse auch wirklich vorliegt, sind diese internationalen Beratungen von weittragendem Nutzen. Und wa» dürfte mehr ein solche« weltumfassende« Interesse beanspruchen, als die ar« meäioa, die internationalste Wissenschaft, deren Bestreben das gleiche ist, wo nur immer Menschen wohnen auf Erden? Mözen alle mög lichen anderen Umstände Völker trennen und jedes andere Volk andere Ziele verfolgen lassen, in der Wissenschaft, die das allgemeine Wohl der Menschheit und da» jedes einzelnen Menschen anstrebt, laufen alle Interessen zu sammen Der zwölfte internationale medizinische Kongreß wird in der zweiten Hälfte de« August in Moskau die Aerzte aus allen Kulturstaaten der Erde vereinigen, nachdem im April 18S4 in Rom der elfte Kongreß unter Beteiligung von etwa 700V Teilnehmern stattgefunden hatte Der Moskauer Kongreß wird Ausschluß darüber geben, welche Fortschritte die Medizin seit der letzten internationalen R»vue gemacht hat. Grohthaten allerersten Range«, jenigen des Ras Makonnen gegen irgend welche Nach giebigkeit von Seiten Abessymens in der Grenzfrage zu kämpfen gehabt. Des Negus Stellung ist demgemäß eine schwierige gewesen, worauf er auch Nerrazini hingewiesen hat. Ebenso hat er die ihm von Paris übermittelten Nachrichten über die Kammer abstimmung und die Erklärungen der Regiei ung in Sachen der Kolonie als diplomatische Waffe verwendet. Diesen Einflüssen ist es zuzuschreiben, wenn nicht die Marebgrenze zugestanden ist, die nach 8 4 des Friedens von Adis Abeba zu erhoffen war. Die jetzt vor geschlagene Grenze läuft im westlichen Teil des strit tigen Striches etwa 35 Km, im mittleren und östlichen Teil etwa 45 Km nördlicher als die Mareb-Belesa- Muna Linie. Damit sind außer Tucul und Aresa zwei der reichsten und fruchtbarsten Landschaften, Seraö und Ocule-Cusai, der Kolonie genommen; hier liegen die an die italienischen Siege des Dezember 1894 erinnernden Punkte Coatit und Senafe, der wichtige Straßenknotenpunkt Adi-Caie, der Sammel punkt der italienischen Truppen nach Adua; hier liegen auch Godofelassi und Adi-Ugri. Die Thatsache, daß an diesen beiden Punkten die einzigen Ackerbau kolonien sich befinden, die sich trotz der Stürme der Zeiten jahrelang gehalten haben, läßt erkennen, daß für die friedliche Entwickelung der Kolonie entscheidende Gebiete verloren gehen. Sie bilden auch räumlich den Hauptbestandteil der überhaupt in italienischem Besitz befindlichen, über 18« ,0 m liegenden gemäßigten Zone Abessymens, die sich für Ackerbau und Viehzucht nach europäischem System eignet. Das Klima ist gemüßigt und namentlich gleichmäßiger als z. B in Neapel. In kommerzieller Beziehung ändert sich nicht viel, der Haupthandelsplatz von Nord- abessynien, Adua, liegt ja so wie so südlich des Mareb und daß Debaroa, Gura, Digsa und Halai „Handels plätze" seien, ist eine sehr kühne Behauptung der „Agenz. Stefani". Eine wesentliche Beeinträchtigung aber bedeutet der Fortfall des tief eingebetteten Mareb- thales, seiner steil aufsteigenden nördlichen Uferland schaften für die militärische Verteidigungsfähigkeit der Kolonie. Die kleinen, die neue Grenze bezeichnenden Nebenflüsse Mai, Ambessa, Feccia und Maretta lassen sich an militärischer Bedeutung nicht im entferntesten mit dem Hauptstrom messen Allerdings war daS in italienischem Besitz bleibende Gura von Baldissera als geeignet für einen Waffenplatz größeren Stils bezeichnet werden, aber in zweiter Linie liegend als Stützpunkt der gesamten Grenzverteidigung, nicht als Grenzfort. Bezeichnend ist, daß Menelik selbst nach der voll ständigen Auflösung der italienischen Armee bei Adua die Mareblinie mit ihren Straßencngen wie die seit der Vernichtung der Ägypter bekannte von Gudda- Guddi an der Hauptstraße Adua-Asmara nicht über schritt. Die neue Grenze läßt auch die Thäler bis Comailo und Haddas offen, welche nach Zula und Archico führen. Wenn von abessyn scher Seite auf die Grenze von 1891 und ihre Verbesserung für Italien hingewiesen wird, so muß daran erinnert werden, daß die betreffenden Bestimmungen von Jia lien nicht ratifiziert worden sind, dagegen aber Bara- tieri aus strategischen, politischen und kommerziellen Gründen angewiesen worden ist, die Besetzung bis zur Mareblinie auszudehnen. Alle diese Erwägungen werden Italien voraus sichtlich nicht hindern, die vom Negus vorgeschlagene Grenzlinie anzunehmen. Aber von einem Erfolge Neraz zinis zu sprechen erscheint diesmal nicht angebracht und erinnert etwas an den berüchtigten Jubel über die „Befreiung" Maealles. Ter Festsetzung Englands im Sudan kommt die den englisch egyptischm Expeditionstruppen vor kurzem geglückte Einnahme der stralcgiich wichiigcn PunlieS Abu-Hamed iebr zu statten Abu-Hamed ist Koviftation des WüstenwegcS Im Besitze vieler Position ist eine nach dem Sudan vocrückende HeereSmacht unabhängig von dem Wasserstande des Nil an den nur äußerst schwierig zu passierenden Katarakten Nr 3 und 4, sodaß der Bormarsch nach dem oberen Nil an- geireten werden kann, wenn dem Höchs!kommandierenden der richtige Zeitpunkt für diese Bewegung gekommen dünkt. Ter 5. und 6 Kataralt, zwischen Abu-Hamed und Berber, bez. zwischen Berber und Khartum, könnten auch al-Stromschnellen bezeichnet werden, jedenfalls bieten sie den leichten Stahlbootcn von nur zwei Fuß Tiesgang, welche demnächst oberhalb des 4 Kataraktes zu Wasser gebracht werden sollen, keine ernsteren Schwierigkeiten, und ebensowenig sind solche vom Feinde zu besorgen, da weder in Berber, noch Metemmeh noch Omdurman Flußbescstigungen vorhanden sind, welche der englischen Nil- flottille den geringsten Widerstand entgegenzusetzen vermöchten. TaS englisch-ägyptische ExpeditionSkommando ist gegebenensallS mitbin im stände, Truppen rasch und in aller Stille von Punkt zu Punkt zu verschiffen, ohne daß sie von den Stromusern aus durch mahdistische Streitkräfte gehemmt werden können. Ober halb Khartums ist der Weiße Nil ein vergleichsweise träge dahinschleichender Wasserlaus, der aus einer Strecke von mehreren hundert Meilen ein kaum merkbares Gefälle ausweist und der Schiffahrt nur hin und wieder in stark verkrauteien Stellen lästig wird. Da selbst die alten bausälligen Dampfer, welche von den Mahdisten bei der Einnahme Kdariums erbeutet wurden, ohne sonderliche Beschwerden bi» Bor und Lado flußaufwärts vorzudringen vermochten, so ist die Über windung dieser Strecke sür die neuerbauten englischen Stahl boote selbstredend eine Kleinigkeit Einmal soweit vorgedrungen, wo eine neue Region der Stromschncllen beginnt, würde die englische Nil-Expedition schon in das Bereich der kongo- staatlichen Operationen gelangen und nicht mehr weit entsernt von den eigenen, aus dem Gebiete der großen Binnenseen vor geschobenen Außenposten sein. Vorläufig sind da» freilich alles nur Hypothesen. In London nimmt man an, daß General Kitchener bei Abu-Hamed oder doch spätestens bei Berber Halt machen werde Auf die Behutsamkeit in den Bewegungen der englisch-ägyptischen Sudan-Expedition ist die Gestaltung der Dinge in Abessqnien und der italienischen Machtsphärr am Roten Meere von wesentlich mitbestimmendem Einfluß Die ägyptische Politik Englands hat mit der zunehmenden Gegnerschaft det NeguS zu rechnen, nachdem eS der englischen Gesandtschaft bei Menelik nicht gelungen ist, dem russisch-französischen Einflüsse das Gegenspiel zu halten. Rußland und Frankreich aber haben sür dir englischen Gelüste auf den Sudan keinerlei Sumpathien übrig; ihre Freundschaft mit Abeffynien entspringt der Erkennt nis von der außerordentlichen Bedeutung dieses Reiches als permanenter Flankendrohung der langgezogcnen englischen Jnlereffensphä.e von der ägyptischen Südgrenze lis in die Region der äquatorialen Binnenseen. Ein entscheidender Vor stoß gegen Omdurman und Khartum würde demnach die Er ledigung der Vorfrage betreffs Kassalas bedingen, woran sich eventuell auch eine Auseinandersetzung mit den Derwischen OSman Tlgmas schließen könnte. Wenn in diesem Jahre noch die Besetzung Berbers gelänge, so wäre damit dem dringenden Wunsche der englischen HandelSwelt nach Wiedereröffnung der Karawanenstraßc Berber-Suakim Genüge geleistet, zumal diese Straße einen integrierenden Bestandteil der Handelsverbindungen nach und von d>m Sudan bildet Alles in allem erscheint sonach die Genugthuung in England ob der Einnahme von Abu-Hamed wohl begreiflich. Tagcsge schichte. Dresden, 13. August. Se. Majestät der König kamen heute vormittag von Pillnitz ins Residenzschloß zu Dresden, nahmen zunächst militärische Meldungen und danach Vorträge in Regierungsangelegenheiten entgegen. Nachmittags 4L4 Uhr dinierten Se. Majestät mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August und den Herren des Dienstes im Residenz- fchlosfe. Nach der Tafel gedachten Se. Majestät in Begleitung Ihrer Excellenzen des Oberstallmeisters v. Ehrenstein und des Kämmerers Wirk!. Geh. Rats v Metzsch, ferner des Hofmarschalls Frhrn. v.d.Bussche- Streithorst, des Generalmajors Hingst, Generals L la suite Sr. Majestät, und des Kammerherin Grafen v. Fabrice die hiesige Vogelwiese zu besuchen und so dann ins Königl. Sommerhoflager Pillnitz zurück zukehren. Dresden, 13. August Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August nahm gestern nachmittag mit Höchstsoinem persönlichen Adjutanten Rittmeister v. Tümpling an der Tafel bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg in der Prinzl. Villa zu Hoster Witz teil. speziell auf dem (Sediere der Meorzm sind man zu ver zeichnen Eine Fülle großer Erfolge aber zeichnet die vergangenen drei Jahre aus Keine Wissenschaft geht sprungweise weiter; eine jede schreitet bedächtigen, emsigen Schrittes fort und ganz neue Wege und Bahnen erschließen sich selten Mit welchem Eifer und unter Aufwand welcher Mühe und Zeit in der medizinischen Wissenschaft gearbeitet und geforscht wird, davon giebt allein schon das Programm des Kongresses, das etwa 1000 Vorträge aus den verschiedensten Gebieten der Medizin aufweist, Zeugnis. Keiner der vielen Zweige hat in den vergangenen Jahren brach gelegen Vor allem ist des Würzburger Physikers Röntgen Entdeckung zu erwähnen, die auch der Medizin ein neues Gebiet eröffnete, wenn auch noch nicht in dem Maße, wie man es anfangs erträumte. Vor allem hat sie Verwert ung gefunden in Bezug auf die JnvaUditätSgesetzgebung; sie vermag die Folgen mancher Verletzungen, die meist schwer nachweisbar sind, zu demonstrieren; eifrig ist man dabei, den menschlichen Organismus auch mit Hilfe der Röntgen-Srahlen zu durchforschen An zweiter Stelle darf wohl des Berliners Behring systematisch aufgebaute Diphtherie-Serum-Therapie genannt werden. Ist auch das Urteil der ungemein vorsichtig gewordenen medizinischen Welt über da« Diphtherie-Serum und seine Erfolge bei weitem noch nicht abgeschloffen, so steht diese Therapie doch im Vordergründe de« ärztlichen Interesses und im Mittel punkte der wissenschaftlichen Arbeit der Gegenwart, wie sie nicht minder ein Grundpfeiler der Heilkunde der Zu kunft ist. Gerade die Diphtherie-Frage, die ein Hauptthema des vorigen Kongresse» abgab, ist als Beweis für die Fort schritte der Medizin lehrreich: Was dort von Corcelli als Hypothese ausgesprochen wurde, daß die Heilung der Diph therie, für die dem Arzte keine Mittel zur Verfügung stehen außer symptomatischen, durch eine Art Immunisierung de« Organismus stattfinde — dafür ist durch Behring nicht nur der Beweis erbracht, sondern auch die praktische Kon- lequenz schon gezogen wvroen, zum Heile ver Kranken Behring ist nicht zu denken ohne seinen Vorgänger Koch, der den Grund zu all' diesen Arbeiten gelegt hat Wie auch dieser im Stillen weiterarbeitet, zeigt die jüngste Veröffentlichung über das neue Tuberkulin Präparat. ES ist mit unendlicher Skepsis ausgenommen worden Wie sich die an das neue Präparat geknüpften Hoffnungen reali sieren werden, ist noch nicht abzusehen Man sei sich aber stets bewußt, wieviel Ansprüche man von vornherein an ein Mittel stellen darf! Ein Überschwang von Erwartung und Hoffnung muß zur Enttäuschung führen. Das Tuberkulin ist auS den Tuberkel-Bazillen gewonnen Und zwar neuerdings durch Verreiben dieser feinsten Mikro organismen Sollen die dadurch gewonnenen Plasmasäfte des Bazillus immunisierende Eigenschaften entfalten, so wird das nur wieder bei den eben durch den Tuberkel- Bazillus ausgelösten krankhaften chemischen Veränderungen in den Säften des Körpers möglich sein. Nun ist wohl der Tuberkel-BazilluS unstreitig der Erreger allgemeiner wie lokaler Tuberkulose Aber wo sich dieser einmal an gesiedelt hat, da bietet er sehr bald allen anderen Mikroorganismen einen Herd zur Ansiedlung und diese vollenden im Verein mit ihm das Zerstörungswerk des Wirtes. Dies scheint vor allem bei der weitest verbreiteten Form der Tuberkulose — der Lungen schwindsucht — der Fall zu sein Und wirkte nun auch das Tuberkulin in dem angegebenen Sinne — gegen die anderen Zerstörer ist e« wirkungslos! Für Liese müßte man stets wieder für jede einzelne Art das spezifische Serum haben und anwenden. Demgemäß muß man seine Ansprüche an da« Tuberkulin stellen und geschieht das, so wird der furchtbare Rückschlag, wie er vor fünf Jahren erfolgte, ausbleiben Es werden in beschränkterem Maße Erfolge gezeitigt werden Der Ruhm der wissenschaftlichen That für Koch bleibt damit unangetastet Bei den Plasmasäften des Tuberkelbazillus ist einer epochemachenden Entdeckung Buchners in München Er- DeLtsche« «etch. * Berlin Im ReichShauShaltSetat für 1898/99 wird der Einnahmetitel, welcher dieUeberschüsse au« früheren Jahren behandelt, mit wesentlich höherem Betrage als im laufenden Etat erscheinen. Eine ganze Reihe von Etatsjahren hindurch hat nun schon diese Position Ein nahmen aufzuweisen gehabt, nachdem sie für einige Zeit au« dem Etat verschwunden war, die Schwankungen ver einzelnen Jahresbetrüge sind aber recht beträchtlich gewesen. So konnten im EtatSjahre 1894/95 unter dem in Rede stehenden Titel 4 Mill in den Etat eingestellt werden, im Jahre 1895/96 dagegen nur 1,3 Mill Im Jahre 1895/96 stieg der Betrag auf 14,4 Mill und fiel wieder im Jahre 1896,97 auf 7,4 Mill. Im laufenden Etat konnte er auf 12,1 Mill normiert werden, er wird im Etat für 1898-99 auf etwa 28,5 Mill steigen. Obwohl die gesetzlich festgelegte Summe von 50 Mill aus den Ueberschüsien de« Jahres 1896/97 zur Verminderung der Reichsschulden verwendet worden ist, sind die Mehrerträge der Zölle und Verbrauchssteuern sowie der Betriebsver waltungen über die betreffenden Etatsanschläge hinaus so bedeutend gewesen, daß ein Uebcrschuß für die Reichskaffe von 28,5 Mill auf daS Jahr verblieben ist Die Ueber- schüffe der einzelnen EtatSjahre werden stets al« Einnahme posten in die Etats der zweitfolgenden Jahre eingestellt Der Ueberschuß von 1896 97 kommt demnach im Etat für 1898/99 zur Verrechnung Eine kleine Änderung in der Summe wird sicherlich noch durch die Revision der Rechnungen herbeigeführt werden. Man darf aber als sicher annehmen, daß der Einnahmetitel betreff« der Ueber- schüffe aus früheren Jahren im nächstjährigen Etat den jenigen für 1897,98 um rund 16^ Mill übersteigen ivird. — Die „Berl. Pol Nachr" schreiben: In einzelnen Blättern ist davon die Rede, daß die Arbeiten an der Herstellung eines neuen autonomen Zolltarifs be schleunigt und demnächst beendigt werden sollen Selbst verständlich ist die Meldung in dieser Form unrichtig. Die Fertigstellung des neuen Zolltarifs wird Jahre in Anspruch nehmen, sonst hätte man auch nicht jetzt schon mit den diesbezüglichen Arbeiten zu beginnen brauchen. — Der Militärattache der japanischen Gesandt schaft in Berlin, Oberstlieutenant Jsoso Tamura, ist in den Generalstab nach Tokio berufen. An seine Stelle tritt der bisherige Militärattache der javanischen Gesandt schaft in Wien, Artilleriemajor Den Ohara, der vor dem Kriege als Hauptmann beim Rheinischen Feldartillerie» regiment Nr 23 in Koblenz stand Während de» Krieges ging er mit elf anderen japanischen Hauptleuten nach Japan zurück, wurde dort mit zwei von ihnen zum Major befördert und nach dem Kriege als Militärattache nach Wien versetzt. Auch die beiden gleichzeitig mit ihm zu Majoren beförderten Herren T. Kitagawa (früher bei der militärischen Telegraphenschule zu Berlin) und K Lsawa (früher beim Träinbataillon Nr. 11 zu Kassel) weilen gegenwärtig in Berlin — Zum ersten Riale seit Be endigung des Krieges mit China werden jetzt japanische Marineoffiziere zu ihrer Fortbildung wieder ins Aus land geschickt. Nach Meldungen aus Japan wurden vor läufig dazu bestimmt die Kapitänlieutenants Missno Hajaschi sür Deutschland, K Murakami für Frankreich, T Hirose für Rußland, Saibe für England und S. Akijama für Nordamerika. — Die „B. P. N" widmen der soeben der Öffentlich keit übergebenen Broschüre des Hrn. vr. Carl Peters, welche den Titel führt: „Was lehrt uns die englische Kolonialpolitik?" und bei Hermann Walther, Berlin, erschienen ist, folgende Lobpreisung: Die Schrift charakteri siert sich als ein beachtenswerter Fingerzeig für die künftigen Bahnen deutscher Kolonialpolilik Hr. vr. Peters ist in kolonialen Dingen unzweifelhaft Autorität; er kennt aus eigener Anschauung die einschlägigen deutschen und eng lischen Verhältnisse mit hinreichender Gründlichkeit, um seinem Urteile sejbst die aufmerksame Würdigung solcher Kreise zu sichern, welche mit der Art und Weise seiner Nutzanwendung englischer Maximen aus deutsche koloniale Verhältnisse sich nicht einverstanden erklären können. Durch weg sind die Petersschen Ausführungen getragen von aufrichtiger Vaterlandsliebe und dem ehrlichen Wunsche, die deutsche Kolonialpolitik zu so hohen Erfolgen ge langen zu fehen, als nach Lage der Dinge nur irgend möglich. Da Hr. vr. Peters von der Überlegenheit des englischen Kolonialregiments über alle anderen fest durch- wähnunq zu thun Dieser wie» nach, daß nicht, wie bisher allgemein angenommen wurde, die lebende Zelle — sei e» pflanzliche oder tierische — für sich allein chemische Prozesse auslöste, sondern daß schon die Bestandteile, das PlaSma der Zelle diese Funktion besitzen. Daß z B die Gärung — bekanntlich die Spaltung des Zuckers in Kohlen säure und Alkohol, bewirkt durch die Hefezellen — nicht an die ganze lebende Hesezelle gebunden ist, sondern schon die Plasmastoffe der Hefezelle dazu im stände sind, daß also die aus den zerriebenen oder zerquetschten Hesezellen ge wonnenen Säfte dieselbe Wirkung auSüben. Diese That sache ist geeignet, eine große Umwälzung in der Theorie der auf bazillärer Basis beruhenden Krankheiten und auch der daraus resultierenden Therapie Hervorzurusen. Hat so die Erkenntnis des chemischen Prozesses, den fremde Organismen in unserem Körper bewirken und aus- jösen, eine Aufklärung erfahren, so sind wir auch in der Erkenntnis der Funktionen unserer eigenen Körperzellen insbesondere einzelner Organe fortgeschritten Und hat jene zur Serotherapie geführt, so hat die Organo therapie aus dieser Nutzen gezogen Nicht nur fremde organische Stoffe regen den Organismus zur Pro duktion eine» Gegenstoffe» an: auch ohne ihre Mit wirkung besitzt der Körper in seinen verschiedenen Organen ein chemisches Laboratorium, da» zum Wohle des ge samten Organismus arbeitet. So hat m.in endlich die Funktion gewisser Organe, vor allem der Schilddrüse ge funden Ihre Ausschaltung aus dem Organismus, sei e» durch nötige Kropsoperation oder durch totale Erkrankung, hatte ein sehr schweres allgemeines Krankheitsbild ergeben. Durch Einverleibung von tierischer Echilddrüsensubstanz, sei es innerlich in frischer Substanz, oder in Tablettm oder in anderer Form, konnte man die Krankheit beheben. Aber die durch die Funktionsunfähigkeit der Drüse dem Organismus vorenthaltene, zum Leben notwendige Sub stanz chemisch rein darzustellen und zu isolieren, gelang dem leider kurz darauf verstorbenen Baumann in Frei-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite