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NalHnale Tageszeitung für die landwirtschast, für Lürgertuw/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter M W «-«WSRSLM Wilsdruff-Dresden Montag, den 25 November 1S2S Postscheck: Dresden L84O Clemenceau gestorben iß- Vorläufig! Denn das volkswirtschaftlich ver hängnisvolle, aber auf Grund der in letzter Zeit Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerrchts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Die letzten Stunden des „Tigers" Der ehemalige französische Ministerpräsident Georges Clemenceau ist seiner Krankheit erlegen. Noch kurz vor dem Tode hatte man versucht, das Leben des „Tigers" durch Einatmen von Sauerstoff künstlich zu erhalten. Die Herztätigkeit wurde aber immer schwächer und die Nieren arbeiteten nicht mehr. Am Sterbelager Clömenceaus waren die Mitglieder seiner Familie versammelt, die dem Ministerpräsidenten Tardieu die Trauerbotschaft übermittelten Dieser fuhr sofort nach dem Sterbehaus. Beim Verlassen des Hauses erklärte Tardieu, es werde gemäß dem letzten Willen des Verstorbenen keine offizielle Trauerfeier statt finden und keine nationale Beisetzung erfolgen. Es werden die Vorkehrungen für seine Überführung nach der Vendse, seiner Heimat, getroffen werden, wo er an der Seite seines Vaters beigesetzt werden soll. t,'.jr^urrrne noomzerir Rpfg.» die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Neichs- pfennig, die 3 gespaltene Reklame?eile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweilungsgebübr 20 Rerchrpsennige. Bor- gescknedeueErscheinuugs- ' tage und P.atzv-'rschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annavmr dls r>orm.10Uhr. —— —— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Aabatianspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oderderAuftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. mduslriaUslerunfl DerttsH'tands Hal zu einer ungesunden Schwergewichtsverlagerung nach dem Westen geführt, die sich in einer gefährlichen Entblößung des deutschen Ostens äußert. Über die Hälfte seines Geburtenüber schusses gibt Ostpreußen an den Westen ab. Die Wieder herstellung der Rentabilität der Landwirtschaft bedeutet daher nicht nur Neufnndierung des Bevölkerungswachs tums, sondern ist vor allem das beste Verteidigungsmittel des deutschen Ostens. Die Hilfe, die der deutschen Land wirtschaft gebracht wird, ist das Fundament einer ge sunden Zukunft von Volk und Reich. Lart-wirtWa-liche RentabiM und Geburtenrückgang. Die Besprechung der Landbnndführer. Das Ergebnis der Besprechungen auf der Führer- tagung des Reichslandbundes m Berlin faßte der Präsident ves Landbundes, Reichstagsabgeordnetei Hepp, in seiner Schlußansprache zusammen. Er führte u. a. aus: Tie Führertagung des Rcichslandbundes sollte den engen Zusammenhang zwischen landwirtschaftlicher Ren tabilität, Landflucht, Geburtenrückgang, Landarbeiterfrage und dem Fortbestand des deutschen Volkstums inner- und außerhalb der Neichsgrenzen darlegen. Tie wirtschaftliche Versklavung Deutschlands hat den W i i l e n zum Kind in einer Weise geschwächt, daß wir im Jahre 1927 nur noch die Hälfte des Geburtenüberschusses der unmittel baren Vorkriegszeit zu verzeichnen hatten, obwohl die Sterbezahl nicht unwesentlich zurückgegangen ist. Die wirtschaftlichen Lasten, die von den Feindbundmächten dem deutschen Volk auferlegi worden sind, haben es zu einet ungesunden Steigerung seiner an sich schon fast zu starken Industrialisierung gezwungen. Das notwendige Gleichgewicht zwischen Industrie und Landwirtschaft ist zerstört worden. Mit der Zerstörung des Gleichgewichts Müschen Industrie und Landwirtschaft ist zugleich eine Zerstörung der Rentabilität der Landwirtschaft ein- gctreten, die auf die Dauer zwangsläufig zu einer Schrumpfung des Binnenmarktes führen muß. Ebenso verhängnisvoll ist aber eine weitere Folge. Die über Für Deutschland ist Georges ClSmenceau der Mann von Versailles. Was das besagt, braucht wohl nicht erst erläutert zu werden. Der „Tiger" schlug uns unheilbare Wunden mit seinen Pranken und wäre es nach ihm gegangen, sann hätte er dem Opfer ganz den Rest gegeben. In längst vergangene Zeiten schweift die Erinnerung zurück. Aus der Vendee stammt der junge Arzt, der sich ln Paris eine Praxis sucht Aus der Vendee — >ener franzö sischen Landschaft, deren Name einst so berühmt wurde durch den erbitterten Widerstand, den sie — streng royalistisch ge sinnt — den Truppen des Konvents 1793 entgegensetzte. -Vendee — das ist Oppositionsgeist. Und Elömenceau, der sich alsbald der Politik in die Arme wirft, ist sofort Oppositioneller. Gegen das Kaisertum Napoleons M. Unter den Waffen Deutschlands bricht das Kaiserreich zu sammen. Schon ist Clömenceau eine politisch derart prägnante Persönlichkeit, daß er zum Bürgermeister des Pariser Stadt viertels Montmartre, des radikalsten Bezirkes, gewählt wird. Aber als Mitglied der in Bordeaux tagenden Nationalver sammlung stimmt er gegen den deutsch-französi schen Friedensschluss, weil dieser die Abtrennung Elsaß-Lothringens von Frankreich brachte Das Schicksal hängnisvolle, aber auf Grund der in letzter Z gemachten üblen Erfahrungen nur zu berechtigte Mi trauen hat zu einem Zurückfordern der Einlagen Ver anlassung gegeben, das viele kleine Banken bis zur Grenze der Liquidität, bisweilen darüber hinaus, also zum Zu sammenbruch, geführt hat. Wobei denn allzuoft heraus kam, daß der Herr Bankdirektoi durch Börsenspekulation zwar auf eigene Rechnung, aber auf Gefahr der ihm an vertrauten Depots seine Bank durch die Schwierigkeiten der Gegenwart — natürlich vergebens — hindurchzu sollte ihn dazu- bestimmen, diesen Frieden 48 Jahre spate'' zerschlagen zu können. Und so sein bekanntes Wort: „Dou. jours ponnsr. jamai? so parier", „immer daran denken, niemals davon sprechen" aus dem „senken" in einen Ersolj von nie geahntem Ausmaße enden zu lassen. Seit 1876 inimer Deputierter, schiebt er sich langsam in de« Vordergrund der französischen Innenpolitik. Immer als Oppositioneller Bald gefürchtet, seil er 1885 zum erstenmal durch eine vernichtende Rede ein Ministerium zur Streck« bringt Wegen einer französischen Niederlage in Tongking, denn immer wieder loderi in entscheidenden Stunden das unter der Asche glimmende heiße Nanonalgefühl dieses Mannes hoch, trotz allem politischen Radikalismus. Aber ei ist gegen den antideutschen Kriegslärmer Boulanger. Noch ist es nicht Zeil, noch gilt es nur, ,,daran zu denken". Aber nach ein paar Jahren sieht er, Senator geworden, die Stunde, „den Tag" näher rücken. In sein Leben tritt ein Mann, in dem er den Helfer siehl, den Feind Deutschlands: König Eduard VI l. Der mag in dem „Tiger" den heißen antideutschen Haß gespürt haben; der sorgt dafür, daß ei Minister wird Gerade, als die Algeciraskonserenz tagte, di« mit einer schweren Niederlage Deutschlands abschlotz. Nach ein paar Wochen schon ist er Ministerpräsident. Und die drei Jahre 1906 bis 1909 brachten den Ausbau der französisch russischen Freundschaft, ließen die Beziehungen Frankreichs zu England, zu Eduard VII. immer intimer werden. Dei „Tiger" setzte zum Sprunge an. Innenpolitische Zwistig keiten stürzen ihn, können aber an seiner die Masse weit über ragenden parlamentarisch-politischen Bedeutung nichts än dern. Die Präsidentenwahlen 1912, bei denen Poincarö kan didierte, lassen ihm das Wort entschlüpfen „Loineaw, e'ssr Is ^usrre!", „Poincarö, das ist der Krieg!" Aber schon ist er 1913 für die dreijährige Dienstzeit, das Werk Poincarös Der Kriegsausbruch vertreibt in ihm die letzten Rest, des Radikalismus Ein drittes Wort von diesem Mann, das bezeichnendste: „l-s guerre jusgusu baut", „Der Krieg bis zum Ende!" Zum siegreichen Ende, — und diesem Ziel iß alles, aber auch alles umerzuordnen. Nur an diese Ausgabc ist jetzt „immer zu denken", entsprechend zu handeln. Das Jahr 1917 bringt dieses „Ende" nicht; an der Somme, in Flandern war nichts Entscheidendes erreicht, für das Früh- jahr 1918 droht der deutsche Großangriff. Da kam des schor 76jährigen entscheidende Stunde: er wird Ministerpräsident Er setzt noch rechtzeitig die Unterordnung der englische« Truppen unter den französischen Oberbefehl durch; er schlägi im Innern jedes Denken und Flüstern von Nachgeben nieder; läßt Caillaux, der den Friedensgedanken propagiert, verhaften, rafft mit wilder Energie Frankreichs Widerstandswillen zu sammen. Und erlebt ein Jahr später, im November 1918, die Stunde, da die Deutschen um Frieden bittend im Wald vor Eompißgne erscheinen. Dann diktiert er den „Frieden", seinen Frieden. Ar Energie, Zielbewußtsein, Geschicklichkeit den anderen, Lloyl George, Wilson, Sonnino, turmhoch überlegen. Diktiert de« „Tiger"frieden. Richt alles erreicht er, nicht die Zerschlagung Deutschlands, nicht das linke Rheinufer. Aber er, der während des Krieges die von ihm herausgegebene Zeitschrift „Der Mann in Ketten" nannte, konnte doch Deutschland in fest« fKetten schmieden. Der Traum seines Lebens war erfüllt, sei« 48jähriges politisches Denken und Handeln hatten das Ziel erreicht. 1920 tritt der bald 80jährige von der Bühne ab. Ver gräbt sich in die Einsamkeit. Und jetzt — hat Frank^eick seinen größten Sohn verloren. Nr. 2?3 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Aurtsblatt" schleusen hoffte. Gewiß ist das Risiko, das solche sich hauptsächlich auf Handwerker und Kleingewerbetreibende als Kundenkreis stützende Spezialbanken haben, an sich schon groß, aber noch größer ist es geworden infolge der bedrängten Lage, in der sich gerade der gewerbliche Mittel stand heute befindet. Der preußische .Handelsminister Dr. Schreiber hat aber in seinen Ausführungen vor der Berliner Handwerkskammer nicht bloß darüber deutliche Worte gefunden. Nicht bloß über den allgemeinen Kredit- mangel in Deutschland, der sich bis in die letzten, äußersten Spitzen des Wirtschaftslebens bemerkbar macht, also dort, wo im Kleinvertrieb und in der Handwerkerwerkstatt noch immer die weitaus größte Masse der erzeugten Güter ihren Käufer findet oder — nicht finden kann. Nicht bloß über die würgenden Zinsbedingungen, die jede Rentabilität un möglich machen und oft und rasch den „Kuckuck" ins Haus und ins Geschäft hcreinfliegen ließen, zu Zahlungsein stellung, Geschäftsverlust, Zwangsversteigerung führten. Sondern der Handelsminister Preußens — aber das, was er sagte, gilt leider nicht bloß für Preußen! — wandte sich auch scharf gegen jene Maßnahmen, die unnötig die Bedrängnis des Handwerks noch steigern. Nämlich gegen die Betätigung vieler Kommunen aus Wirtschaftsgebieten, mit denen sie wirklich nichts zu tun haben, die weitab liegen von Massenversorgung mit wich- sigeren Gebrauchsgütcrn. „Es ist nicht einzusehen, warum eine Stadt mit neuen oder alten Kleidern handelt," rief der Minister unter deutlicher Bezugnahme auf bekannte Vor- ^Mmuisse ans. Kritik allein ist freilich selten fruchtbar, ^hex Dr Schreiber verwies auch auf die anscheinend schon ^kmlichfe st liegenden Plänedes Abbaues Einkommen- und vor allem der Ge werbesteuer. Bemerkenswert ist das Zugeständnis, oaß die Besteuerung der Kleinsten und Kleinen hierin Mehr kostet, als sie einbringt Bemerkenswert auch wieder der Hinweis, daß das Handwerk durchaus nicht eine „über- hnlte Wirtschaftsform" ist, als die man es bisweilen hin- steut- Aus eigener Kraft will cs sich auch weiter im Wirtschaftsleben durchsetzen — und kann das, wenn man ihm nur überholte Besteuerungsformen vom Nacken nimmt, ^n der Besteuerung das wirtschaftlich Mögliche und Notwendige berücksichtigt. Ob Parlament und Parteien diese kommenden Forde rungen der Kleinen und des Tages berücksichtigen werden? Verworrener denn je ist unsere innenpolitische Lage und der Teutschnationale Parteitag in Kassel hat durch den Mund des Parteivorsitzenden Tr. Hugenberg scharfe Opposition gegen die anderen Parteien ankündiqen lassen. Eine grundsätzliche Opposition die sich nicht mehr etwa von Fall zu Fall mit den Parteien der Mitte zu- sammcnfinden würde, um Gesetze dnrchzubringcn, denen der linke Flügel der Regierungskoalition, die Sozial demokratie, ablehnend gegenübersteht. Angekündigi wird damit eine Verschärfung des innenpolitischen Kampfes über den Volksentscheid und den Young-Plan hinaus auch für die dann kommende Zeit —/die eine Zeit wachsender wirtschaftlicher Schwierigkeiten sein wird. Wachsende Schwierigkeiten. Kaum ein Tag . vergeht, an dem nicht die Zeitung Mitteilung machen muß vom Zusammenbruch irgendeines Bankgeschäftes. Fast unbeachtet schwinden die Kleinen von der Oberfläche des Wirtschaftslebens, aber so manche Bank hat zahlreiche Existenzen in ven Strudel des Ver sinkens hineingerissen. Und was das traurigste, das volkswirtschaftlich verhängnisvollste dabei ist: ob in Lübeck oder Freiburg, ob in Kassel oder Schneidemühl, ob in Berlin oder draußen im Reich — sehr bald naht be flügelten Schrittes die Kriminalpolizei, der Staatsanwalt, der Untersuchungsrichter. Bisweilen kommt er zu spät und der unsaubere Voael hat bereits das Nest verlassen. Der „Herr Bankdirektor" ist mit Auto und „gerettetem" Teil der unterschlagenen anvertrauten Depotgelder über die Grenze entwischt. Läßt hinter sich Verzweifelung, wirtschaftlichen Zusammenbruch und Not. Bisweilen auch ein Menschenopfer in des Wortes schrecklichster Be deutung. Noch zittert die Erregung nach in den Reihen der Beamten über den kurz hintereinander erfolgten Zusammenbruch dreier Beamtenbanken; jetzt scheint das abgelöst zu werden durch die Zahlungseinstellung einer anderen Art von Spezialbanken. Solcher, die mit dem gewerblichen Mittelstände, dem Kaufmann, Handwerker, kleinen Gewerbetreibenden zusammenarbeiten. So in Lübeck, Karlsruhe, Magdeburg, Warburg (Wests.) usw. »«r GeschSflsstcllc und den Ausgabestellen 2 AM. ,m Mona«, bei Zustellung Lurch Lie Boten L,3v RM., bei Postbcstellung zuzüglich Abtrag-- ... . „ -, . gebühr. Einz-Inummern iMpIg.All-Boilonstact-n Tvowenvtatt für Wilsdruff ». Umgegend Postboten und nnfercAus. ^Lst-rund Geschäftsstellen —— ! nehmen zu jeder Feit Be- Wellungen entgegen. Im Fall«: höherer Gewalt, Krbeg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur» wenn Porto beittegt. MWares EMsiWWlölk iil Essen 8 Schwer- und 4 Leichtverletzte Essen. Ein surchtbares Explosionsunglück ereignete sich am Montag morgen gegen zehn Uhr auf dem Weberplatz, wo gerade Markt abgehaiten wurde. Die Explosion ist offenbar auf das Un dichtwerden einer Gasleitung zurückzuführen. Mit furchtbarem Getöse stürzte ein auf dem Weberplatz stehendes massives Markt gebäude zusammen. Durch die gewaltige Explosion wurden auch die umliegenden Häuser in einem Umkreise bis zu hundert Metern, insbesondere die gegenüberliegende zehn Meter entfernte Häuser reihe schwer beschädigt. Nahezu sämtliche Fensterscheiben wurden zertrümmert. Die Unglücksstätte bietet ein Bild wüstester Zer-