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Nr. 161. Freitag, den 14. Juli 1899. 49. Jahrgang. König!. Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal. Sekr Kurth. 236. Merd, Kakenmagen und Geldtäschchen An der Centralhalle zu Gersdorf kommt den 2V. Juli, Nachmittags 5 Uhr für Hohenstein-Ernstthal. Oberlungwitz, Gersdorf. Kugau, Hermsdorf. Kernsdorf. Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes ;n Hohenstein-Ernstthal. Olgern crllev Gerneinöe-Vercwcrltungerr der rrrrrlregenöeir Ortschcrften. Das Sammeln von Malddeere« «nd Vilxe« anf Gdermaldenbnrger Revier ist in der Zeit vor 7 Uhr früh und «ach 7 Uhr abends, sowie überhaupt jedes ruhestSrende Karmen strengstens verbaten. Das Forstpersonal hat den Auftrag, Zuwiderhandelnde zur Bestrafung anzuzeigen. Fürstliche Revier-Verwaltung Overwaldenvurg. ei« ei« ei« gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher beim Eine Depesche aus London versichert, daß man sich unmittelbar vor einer Ministerkrisis befinde. Die Mehrzahl der Mitglieder des Cabinets soll näm lich Chamberlain in seiner Politik gegen Transvaal nicht folgen, und dieser droht seinerseits im Falle einer Krisis sich mit seinen Anhängern zurückzuziehen, so daß das Cabinet auf keine Mehrheit zählen konnte. Die Lage soll äußerst ernst sein. Hinsichtlich der Haltung der Kavregiernng in der Transvaalfrage giebl der „Daily Chron." dem Gerücht Raum, die britische Regierung beabsichtige, Milner zu instruircn, den Minister Schreiner zu entlassen und das Kapparlament im Falle eines Protestes gegen die Politik der Reichsregierung aufzulösen. Eine Kap stadter „Times"-Drahtung übermittelt de» Inhalt des Berichtes von Hofnieyr und Heroldt über ihren Besuch in Prätorio. Ihr gutes Werk, so erklären sie, sei er sichtlich aus einem Vergleich der ursprünglichen Vor schläge Krügers mit den gegenwärtigen. Die Trans- vaaler würden niemals ihr Land aufgeben oder Be dingungen annehmen, die nach ihrer Ansicht darauf hinauslaufen. Sie geben sich keinen Illusionen hin sichtlich derErgebnisse eines Krieges hin, sieerwarten nicht, daß ein beträchtlicher Theil der colonialen Afrikander ihnen helfen würde, aber sie wollten lieber ihr Leben und Vermögen in ernstem Kampfe wagen, als demüthig ihre Unabhängigkeit aufgeben. allein von allen Mächten gegen das Verbot der bar barischen Dum-Dum-Geschoße Einspruch erhoben hat, welche für die grausame und wenig christliche Krieg führung Englands in seinen Colonialkriegen kenn zeichnend sind. Daß die ihr Christenthum und ihren zivilisatorischen Standpunkt stets ganz besonders be tonenden Engländer diese barbarische Kriegsführung auch der Transvaal-Republik gegenüber anzuwenden gedenken, ist aus der im englischen Unterhause abge gebenen Erklärung zu ersehen, wonach die nach Süd afrika geschickten Truppen mit den Dum-Dum-Geschossen bewaffnet worden sind. Dem vielstimmigen ent rüsteten Pfui!, welches dieser Erklärung im englischen Unterhanse folgte, haben die andere" Nationen nichts hinzuzufügen. (Siehe auch unter England.) Wird das englische Volk dieses Pfui!, welches auch in der öffentlichen Meinung Englands wider hallt, in die That übersetzen und endlich einen Mann aus der Regierung hinausfegen, der das Ansehen Englands so schwer geschädigt hat und dessen persön liche Qualifikation sich durch das Bekanntwerden der unter Mißbrauch der Regierungsgewalt verübten Finanzoperationen als eine so minderwerthige heraus gestellt hat? In der That hat es den Anschein, als ob allgemach die Macht der öffentlichen Meinung sich in diesem Sinne geltend zu machen beginnt. Freilich werden die Buren gut thun, sich nicht auf eine solche Wirkung der öffentlichen Meinung zu verlassen, sondern ihr Pulver trocken zu halten. Um die tapferen Buren ist uns bis auf weiteres nicht bange. Aber es ist nöthig, es rückhaltlos auszusprechen, daß das Ver bleiben eines Mannes wie Chamberlain in der eng lischen Regierung ein innerer englischer Skandal, das Verhalten Englands gegenüber der Transvaal- Republik aber ein europäischer Skandal ist. Hofmann ab. — Wilsdruff. D e hiesige Sparkasse erhöhte den ZinSsaß von 3^ aus 3>/,v/g. — Oflsnitz t. V. E nem in Fatzmannsreuth Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 13. Juli 1899. Aitthetlungen von allgemeinem Interesse werden dankbar eni- gegengcnommen und evevtl. honor'rt.) — Se. Majestät der König ist wieder in seine Sommeircsidcnz zuillckgck hrt. Der Bcstch Sr Maffst t in Franzensbav galt der Kronprinzessin -- Werdau, 11. Juli. Ein vom Amtsgericht in Zw'ckau wegen Betrugs und Unterschlagung ver- ' solgter Korbmacher aus Wilkau, dem noch andere - Strafthaten zur Last fallen, wurde hier sestgenommen und dem Amtsgericht mer eingeliefert. — Kirchberg. 11 Juli. Am vorigen Sonntag hat der hiesige 18jährige Fabri.'arbciter Krämer in seiner Wohnung auf seinen Vormund, der ihn wegen seines ausschweifenden Lebenswandels zue Rede setzte, > mit e nein Revolver geschossen. Glücklicherweise ging d-r nach dem Kopfe gerichtete Schuß fehl, so daß der , Bedr.hte ohne Verletzungen davonkam. Der jugend- > liche Verbrecher kam in Haft. — Stollberg. Die städtischen Collegien haben die Aufnahme einer Anleihe in Höhe von 320,000 Mk. bei der Jnvaliditntsversicherungsanstalt für Sachsen be schlossen. Die Gelder der Anleihe sind bestimmt für den Schulvergrößerungsbau, für den Schlachthof und für Arealerwerb und Regulirung der Güterstraßeneinmünd ung. — Hier verstarb nach kurzer Krankheit Hr. Bahn hofsinspektor Illge. — Die hiesige Stadtbrauerei ist in den Besitz des Hrn. Lehmann aus Neukirchen überge- gangen, wo der Genannte bis jetzt die Rittergutsbrauerei in Pacht hatte. — Bei dem diesjährigen Schützenfeste gab Herr Bürgermeister Lösch hier sowohl den Meister- chuß auf die Scheibe als auch den Königsschuß für Hrn. wurde und das im selbem Augenbl ck anfahrende Auto- moblle über linken Arm und Schulter ging. Auch am Kopfe el'tt M leichte Verletzungen. Der Ver unglückte, dessen Arm gebrochen sein soll, wurde in das städtische Krankenhaus gebracht, wosclbn ihm durch Herrn vr Zürn ic erste Hilfe zu theil wurde. — Ltmbach. In der Nacht zum Sonntag gegen 12 Uhr kam der Expedient Ä. von hier, auf dem Schiitzenhaussaale zu Obcrsrohna, woselbst die hiesige Schützengilde ihr Schießfcst alljährlich abhält, beim Tanzen so unglücklich zum F.llen, daß er den Unterschenkel dcS linken Beines brach und nach seiner Bohnung gebracht weiden musste. Dieler Fall vermochte übrigens wieder einmal die seocnSrriche Thütigkeit der hiesigen SanitälScolonne Gcmeindcvorstand in Obcrplanitz. 's— Gerödorf (Bez. Zw.) Am 11. dss. Mts., nachts gegen 12 Uhr, wurde der streckbrieflich gesuchte Soldat Sch ffler der 9. Compagnie 9. Infanterie-Regi ment Nr. 133, welcher sich am 2 dss. Mts. von seiner Truppe heimlich entfernt hatte, in einer hiesigen Restau ration durch Herrn Wachtmeister Mehlhorn arretirt — Lichtenstein-C., 12. Juli. Heute Vor mittag war der beim Bleicherelbesitz:r Härtig i Diensten stehende Fuhrmann Mauersverger im Begrif die Hartensteiner Straße entlang nach dem Ge schäftShouse zu fahren, als ihm das Automobile des Herrn vr. Zürn entgegengesahren kam. Mauersberger 'prang, als er die Unruhe seines Pferdes bemerkte, rasch vom Wagen und griff nach dem Kopfe des Thicres, vieles lprang jedoch zur Seite und ging durch, nährend Mauersberger aus die Straße geschleudert ins rechte Licht zu setzen. Die von der Colonnc ge stellte Wahe brachte nach Anlegung des Nothver.andeS Sen Verunglückten in seine Wohnung und leistete ihm so rechtzeitig die nothwendige Hilfe. Die Sparkasse Limbach hat den ZinS'uß von 3 au»' 3^o/g erhöht. — Chemnitz. Zu einer schweren Augenver- lctzung kam in einer hiesigen Maschinenfabrik ein Schlosser, den: von einem während des Behauens ab gesprungenen Splitter das linke Brillenglas zer'rümmert s wurde, ssdoß GlaSsrUtter ins Auge drangen. Der t BedauernSwctth?. der des Sehvermögens am dem be troffenen Auge vollstän"ig verlustig gehen dürfte, wurde w'ort in eine hiesige Augenklinik üoLttüM..... — Kappel, 12. Juli. Gestern Nachmittag vurde der «traßenbehnarbeiter Arnold. 45 Jahre alt, aus Chemnitz von einem Änhängewagen der hiesigen Straßenbahn überfahren und ge ödtet. Arnold war mir dem Reinigen der Schienenzelcise beschä'tigt. Als r einem ihm entgegenkommenden Motorwagen aus- imch und am das andere Geleis rrar, wurde er von einem an ihm voiübenahrenden Änhängewagen gembt und ,omü das Unglück herbeigeführl. — Zu besetzen: die 2. ständige Lehrerstclle an der Schule in Mitteldorf bei Stollberg. Kollalor: die oberste Schulbehörde. Das Einkommen best.ht in 1200 Mark Jahresgehalt, außerdem tteie Wohnung mit Gartengenuß und 75 Mark jährliche Entschädigung mr Heizung der S^ulstube. Bewerbungrgesuche mit Sen erforderlichen Beilagen sind bis zum 31. Juli bei dem Königl. Bezirksschulinspector Schulrath Richler in Chemnitz Orzureichen. — Zwickau. Ter Streik in der Eisengießerei der Gebrüder Paul im benachbarten Leubnitz ist nun mehr beendet worden, nachdem die Fabrik die Modelle der Leipziger Firmen, bei denen noch gestreikt wird, zurückgesendet hat. Der Streik in Leubnitz entstand, weil die dortigen Former nicht für Leipziger Fabriken arbeiten wollten. — Fahrgehilfe (Untersteigcr) Max Drechsler erlitt in einem Obsrhohndorfer Schachte durch Brandgase eine schwere Vergiftung. Er wurde bewußtlos aufgefunden, zu Tage gebracht und erlangte auch innerhalb der nächsten 24 Stunden das Bewußt sein nicht wied-r. — Ein hiesiger Gewerbetreibender verletzte sich innerlich schwer, indem er aus Versehen statt Wein chromsaures Kali trank. Viktoria von Schweden. Auch der König Oskar von Schweden befand sich am Dienstag in Franzensbad. — Für den Verkehr aus zusammcnstellbare Fahr scheinhefte des Vereins Deutscher Eiscnbahnverwaltungcn tritt vom 15. Juli dieses Jahres an im sächsischen Bahnbereich eine Neuerung ein, die freudig zu begrüßen ist. Es können nämlich in Fällen, wo nach dem Ver zeichnisse der Scheine von der Reiseantrittsstation bis zur Anfangssiation des ersten Scheines, ebenso zurück, ferner von einer Fahrschein-Endstation inmitten der Reise nach einer Anschlußstrecke, Scheine noch richt, vorhanden sind, Ergänzungsschei ne zu ermäßigtem Preise ausgefertigt und in das Heft auizenomme- werden. Für solche Scheine wirs he E'.Uernung nah dem Tarife II iür den sächsischen Binnen-Peisonenver- kehr ermittelt. Die in dem benannten Verzei^msse enthaltenen Beförderungsbedingungen gelten auch jü- die Ergänzungsscheine. Beispielsweise kann man ein 'rieft zusammcnstcllen zur Reise von Glashütte üb.' DuSden nach Hamburg hin und über Berlin-Kam nz- Arnsdorf-Pirna zurück nach Glashütte, indem ein Ec- zänzungSschein von Glashütte bis DreSden-Altstadt und zurück von Pirna bis Glashütte in den Best U- schein ausgenommen wird. Dasselbe gilt für Rusende, die nach Gl. shüitc und zurück sahrrn wollen. Auch mr Strecken, die zwar in den Vereinsrciieverkehr ein- oczogen sind, für die aber aneinand rschließende Sche ue nicht vorhanden sind, können Ergänzungsscheine ver wendet weiden Wer z. B. von Dresden nach Chemnitz und von da aus über Wüstenbrand-Limbach nach Narsdorf und weiter nach Hannover reisen will, kann Ergänzungsscheine von Chemnitz nach Wüstenbrand l und von da nach Limbach wählen, weil des benannte . erzeichnig keine geeigneten Scheine enthält, von Lim- ! bach aus ist ein solcher vorhanden. — Erledigt: eine Lehrerstellc in Planitz. Kolla- tor: die Geme nderälhe von Ober- und Niederplanitz. Ler Grundgehalt von 1250 Mk. steigt mit dem 25 Lebensjahre aus 1350 Mk. und von da an aller drei i Jahre einmal um 100, sechsmal um 150 und viermal wieder um 10 ' Mk., bis mit dem 58. Lebensjahre i der Höchstgehalt von 2750 Mk. erreicht ist. Außerdem ! erhalten verheirathete Lehrer 250, ledige 160 Mk. i Wohnungsgeld. Gesuche bis zum 25. Juli an den s AHlitmiku ck WckuKm. Während fast überall in der Welt die politische Situation sich, was freilich nicht etwa als das Ver dienst der Friedensconferenz aufgefaßt werden darf, günstig und friedlich anläßt, d. h. so weit es das Verhältniß der Staaten und Völker zu einander be trifft, während die kriegerische Spannung die noch vor kurzem mehrfach, so in dem Verhältniß zwischen Eng land und dem Zweibund, zu verzeichnen war, einer versöhnlicheren Stimmung Platz gemacht hat, während selbst die Amerikaner freilich nicht aus Menschen freundlichkeit, wildern des Regens wegen, ihre Operationen auf den Philippinen eingestellt haben, sind die Engländer unablässig beflissen, durch ihre frivole und einer so großen Nanon unwürdige Kriegs hetze gegen die kleine Transvaal-Republik die Welt in Spannung und Unruhe zu halten. Der länger als zwei Jahrzehnte alte Conflict zwischen England und der Burenrcpublik bildet wahr lich kein Ruhmesblatt der englischen Geschichte. Ab- wechselnd durch hinterlistige Jmriguen und durch Waffengewalt hat England in dieser Zeit versucht, die kleine Burenrepublik, deren Goldreichthum die Habsucht der Engländer entfacht Hat, unter seine Botmäßigkeit zu bringen, aber erfreulicher Weise hat es bisher auf beiden Wegen Mißerfolge und Schlappen erlitten. Vor 18 Jahren haben die Buren die eng lischen Eindringlinge recht unsanft und nachdrücklich aus dem Lande gejagt, in das sie unter frivolem Friedensbruch eingedrungen waren, und nicht minder erfolgreich haben sie vor drei Jahren gegenüber d.r von ^ccil Rhodes gedungenen Jameson-Bande von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht. Dieser frivole Einbruch in ein friedliches Land wird für immer einen Schandfleck der englischen Geschichte bilden, denn der Mann, welcher der moralischen Mitschuld an jenem Räuberstück überführt worden ist, Herr Chamberlain, ist noch heute Mitglied der Regierung und der that- sächliche Leiter der auswärtigen Politik Englands. Der öffentlichen Meinung in England hat es bisher noch an dem nöthigen moralischen Instinkt oder an der Macht gefehlt, diesen Mann aus der Regierung zu entfernen, die er schwer compromittirt hat und noch fortdauernd schwer compromittirt. Es wäre freilich unrecht zu behaupten, daß die Politik, wie sie England der Transvaal-Republik gegenüber betreibt, lediglich auf das Conto des Herrn Chamberlain käme. Auch vor dessen. Zeit hat Eng land, welches gleich starken Mächten gegenüber stets eine weise Vorsicht an den Tag gelegt hat, schwächeren Nationen gegenüber eine Rücksichtslosigkeit und Skrupel losigkeit an den Tag gelegt, die den Engländern schon vor langen Jahren den Beinamen der zivilisirten Bar baren eingetragen hat. Ist doch auch die Rolle charakteristisch, die England auf der Friedensconferenz im Haag gespielt hat. England hat sich dort gegen jede positive Errungenschaft gesträubt, weil es so seinem eigenen Interesse zu dienen glaubte. Es hat sich mit aller Entschiedenheit gegen die Ausbildung des Seekriegsrcchts und gegen den Schutz des Privat- eigenthnms zur See gewehrt, weil seine Kalkulation dahin gegangen war, daß es als erste Seemacht von diesem Culturfortschritt mehr Nachtheil, als Bortheil haben werde. Aber England hat desto mehr theoretische Begeisterung für den Gedanken des internationalen Schiedsgerichts gezeigt, weil es sich hierbei Vorbehalten konnte, auf das Schiedsgericht do einzugehen, wo es ihm gefällt. Wie weit die Aufrichtigkeit dieser Be geisterung für das Schiedsgericht geht, erhellt daraus, daß England sich rundweg geweigert hat, den Streit mit der Transvaal-Republik durch ein Schiedsgericht entscheiden zu lassen. Der Charakter der englischen ! Politik hat sich endlich auch darin gezeigt, daß es