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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.01.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070124025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907012402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907012402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-01
- Tag 1907-01-24
-
Monat
1907-01
-
Jahr
1907
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Diese» Blatt wird de« Lesern von Dre»de« «nv Umgebung am Lage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugesteM. während eS die Post.Abonnenten am Morgen rn eurer Gejamtauegabe erhallen. verugsgebiNir: »tert'IiMIt» »»> Halt» «»Imallakr stuiraauna durch »nter« N,««, >Sdr>>»« und »»'»ru«. LN Lg,,» und Montaaen nur riumali MI »«»V>, duritiantwAiiiaeisoiii- illlloN«« » MI. b.« » MI »0PI r> «inmaUaer §«tl,U»na durch die do>i-Mk >o!>»eB>'ii«llaeld>, imÄu«. und mil n>Ich>e<I»»drm H„>chla»e. pst den Leien, von Dresden und Ilm nebnnq am taue vorder «uueslelllen «den»-Audaaben erdnlien die äuswärliae» serieller niil der Mvraen A uSaade »utainimn ca -«siellt Iiochdinck aller Äililel und Oiiatnal Mnieiluuueu nur beullicher Ouellenunuube c.Dresd NachrD »'ta'ttß Annurüa- lillje Honoia, anipruche blerben WideriiÄichiial: uuverlanule Manu- tku>« werden »mn amdewada. Lelearamm «drelle: Olachetch««» rr«»d,^ Fsnresgen^an'f. «MMkiMe von Aulüudchuuga, t>,-i noänniliva« 2 Udr. Sonn- mu> »ieikilaas nur Marienliratze A von N ins '„I Udr. Die l lvalti«" tvrnndreile >eo v Luben> L Pia »ainiiltnnachrichien ro P,,.: Le 'chällSanreiaen a»I d'r PrivoichNe i!eile so Wo i d,e SivolNa« stem mst Tertielje so P<L als Sln«ctcni,ii Sivallche steile von Dresdner So-- trauuebern?s Pia. von au»wu>kae» I MI An Pummer» naa, k-»,w- »Md!bei»»a»en: > inalUaeErimdreN^ so Pin- pul Prwastntk rü Pia Ltvatvae eieile a>« tzuiaeiandt von Tresduer Äuinaaaedern > Pi!,. vv» auswärliaen i.so Mk, ßaii'iliei, Nachrichten ^r»nd>eile» Pta - Die Peene der Anierale iind im Mcraen und Lbeiidblatir bielelden Äu» warnge ti'.iiiaae nur geaen Pvr uusbriatituiia, - Siete,bkStter tolim io Plnurioe. Lauvlrelchälltliellei Martenlir,«/« sternlprechcri Nr. U und U»VL L.2no>in-8sif6 mit c!sm „k'fsili'inZ" 25 psi- Liück. Maier- und MMen-Sarderobe « «I«l» I»ei r Al. ,1»»««>»! Io. V«I «an«I ua< >> z», »,>-!»-!« -M«.: LS.LS- ^ ß Llnipaol' dceueste Dmlstbeiichie, Llleichstagswahlen, Hvfuachlichleii, Veikänse von Schlachtvieh OZeiickstsvelhandlungeii. e«-G-» Ttililstl. Suzanne Tesveos: „l.v ästvur'. Svi.ee des Lehiiianii-Olleii-CtwrS Subikffplivusball Tvnneroral^ 24. AilUliar Ncucste Tralltmeldttnacn vom 23. Januar. Pom Wetter. Köln. <Priv.-Del.) Der scharfe Frost hält an und hat im Ruchrgebiete niannigsache Slöiuugcn herovrgerusvn. — Aus Lein städtischen Spielplätze 'zu Köln-Lindeitthal wurde eine in Len 50er Jahren stehende Frau ersrvren ausgesundon. London. sPriv.-Telj Ans Tokio wird geweidet, Hatz ein furchtbarer Sturm nn Gelben Meere wütet. 35 japa- nische und 5 chinesische Schisse gingen mit Mann und Maus unter. Berlin. In der heutigen Gerichtsverhandlung der Strafkammer des Landgerichts I. gegen den Grasen Pückl e r beantragte der Staatsanwalt, den Angeklagten auf seinen Geisteszustand hin untersuchen zu lasten. Der Gerichtshof lehnte den Antrag ab, beschloß aber, die Verhandlung zwecks Ladung neuer Zeugen zu vertagen. Mylau. Heule früh ist die Mechanische Kammgarn- Weberei der Gebrüder Chevalier n i c d er g e b r a n n t. N ü r n b erg. Heute »acht haben sich zwei Schwestern, die als Privalierc» in der Birryeimerhratze wohnte» und seit längerer Zeit Nervenleiden- gewesen sein rollten, von ihrer im dritten Stockwerk gelegenen Wohnung in den Hosroum hinab gestürzt. wo sie zerichinettcri liegen biteben. Augsburg. sAnulich.1 Dem aussahrendeii Orient- Hxpretzzuge fuhr geiieru abend in der Station Augsburg die sür den Personenzng 722 benimntte Lokomotive in die Flanke. wobei diese Lokomotive, sowie die des Orieut-Eivretz- zuges entgleiste und nebst drei Wagen unerheblich beschädigt wurde. Bon Leu Iusassui des Oriem^xpretzzugeS wurden der Koch des Spei eivageuS und sei» Gehilfe, beide aus Paris, durch herabstürzendcs Kochgeschirr leicht verletzt, sonst kam niemand zu Schaden. Der Expretzzug setzte mit den unbeschädigt ge bliebenen und zwei neu emgeslellteu Wagen die Fahrt mit Minuten Lerivätung fort. Paris. Eine ofsiziösc Note dementiert die in letzter Zeit verbreiteten Gerüchte, nach denen der Finaiizminltier ans die großen Bankinstitute cingewirkt habe oder cinwirten wolle, um einen «Rückgang der Nentenkur«e zu verhindern. — Der Ministerpräsident gewährte dem Syndikat der G ! aser geh ilfcn, das letzten Sonntag in der Ärbcitsbörse ein Fcjl au gunsten seiner llntersiütznngskasie veranstalten wollte, im setzten Augenblicke durch die behördliche Schließung des Ge bäudes jedoch daran verhindert wurde, eine Entschädigung von 300 Francs. Baleue. i a. Die ausständigen Zollbeamten haben einen großen Teil der Bureaus in Brand gesteckt, hierbei kamen mehrere Berwundungcii vor. Kopenhage ». Die meisten dänischen Biäiter begrüßen den deutsch-dänischen Pertrag velresieud die Optan- teusrage mit Freude und bezeichnen ih» als eins der bedeu tungsvollsten Ereignisse in der Geschichte zwi'chen Dänemark und Deutschland lert 186-t, der die Möglichkeit in sich trage, eine Scheide zwischen der Pergaugenheit und der Zutunit zu werden. Ter Pcrtrag werde eiililimmig große Zufriedenheit im dänischen Bolle Hervorrufen. London. sPriv.-Tel.s Der ministerielle „Daily Chronicle" meldet, daß der stellvertretende Gouverneur von Jamaica. Olivier, wahrscheinlich zum Gviiverneur an Stelle Swctleiihams ernannt werden wird. Llioier ist ausgesproche. ner Sozialist. Petersdura. Marineminisier Biri'ew erhielt die nachgesuckte Entlassung. Zum Chef der Flotte wird Generalasjuiant Admiral Dickow ernannt, dessen noch nicht ernannter Gehilfe mit der Leitung des Marineministeriums be auftragt wird. Rostow am Don. Auf dem Grundstücke der Aktien gesellschaft Siegel hat ein Groß jener sämtliche Gebäude, darunter auch die Fabrik, zerstört. Der Schaden wird aus über eine Million Rubel geschätzt. Belgrad. sPriv.-Tei.j In eingewcihteli Kreisen stiricht mau von emem peinlichen Vorfall anläßlich des letzten Belgrader Hos'balles. In einer Quadrille tanzte der zweite Sohn des Königs, Prinz Alexander, mit der Prinzessin Viktoria von Ratibor, der ältesten Tochter des deutschen Ge- .sandten in Belgrad. Plötzlich ließ die 'junge Prinzsssin ihren .Tänzer stehen und eilte zu ihrer Mutier zurück. Der Grund hierzu war, daß sich die Prinzessin durch das Benehmen ihres Tänzers beleidigt suhlte. — Die Mitglieder des serbi'icheu >R a t i o n a l th e a t e r s erschienen gestern beim Kultus minister und erklärten, sie würden in den Ausstand treten, wenn ihre Gagen nicht sofort erhöht würden B u e n o s-A y r e s. Ein ÄüsleiipanzeLschisf ist mach Noiario Nbgeaangen, um den .Maien zu überwachen. Rach Mel dungen aus Rosario bat sich dort die Lage ver>ch!immer>. Die E i s e » o a h n b c a m t e u, die Straßenkehrer und fast alle H a n d w e r k e r v e r b ci n d e halben sich dem Ausstamde angelchlofse». Auch.die Schisisanslader haben sich solidarisch verpflichtet, die Arbeit niederzulegen. San Francisco. Ans Grund von Anweisungen aus Washington hat der Eintvanderünaskomintssar 2 0 0 japa- nitchen Arbeitern, die aus Honolulu hier cintrascn, die Erlaubnis -u landen verweigert. Oertlichcö mW Sächsisches. Dresden, 23 Januar. Zur Neichstagswnstl in Lachse«. Im Konzert'cmle des Städtischen Ausstellnngs-PalgsteS fand gestern abend eine iiationallibrralc Wahlversammlung statt, in der namentlich denen Gelegenheit geboten werden tollte, den nationaiiiberalen Kandidaten Tr. Heinze zu hören, die bisher in Liesen Versammlungen infolge tUederstillung keinen P.atz hatten siüden können. Mer auch die gestrige Veriamuilung tvar wieder io stark besucht, daß sie schon vor Mö Uhr «der Be ginn der Versammlung war aus 0 Uhr angeietztsvolizeilich batte gesperrt werden müssen. Der Vcr'ainmtungc'.eilcr, Herr Qoerlchrer Dw. Le Mang, gab ieiner Freude über Liesen Besuch Ausdruck, der der Partei ein Beweis dafür 'ei, daß sie keinen besseren Kandidaten als Herrn Dr. Heinze habe ainstelleu kön nen. Sie seien stolz aus ehren Kandidaten, uns zwar umsomehr, als er in der letzten Zeit von sozialdemokratischer Seile per sönlichen Anglisten ganz unerhörter An ausgejetzt worden sti. Diese persönlichen Verdächtigungen, von denen sich die national- liberale Partei hier völlig serngehalien habe, gäben den National- liberalen die Gewißheit, daß die Sozialdemokratie ibre Sache im iüiisten Wahlkreise verloren gebe. Nachdem Herr Dr. Le Mang die gegen Dr. Heinze oerrchteten persönlichen Angriffe widerlegt hotte,, nahm «Herr Landgerichtsdircktor Tr. Heinze das Wort, lebhaft begrüßt, wie dies chon bei seinem Erscheine/ im Saale gelchehen war. Er erwähnte einleitend, daß ihm immer noch zcchlreicbe Anfragen zuging.cn, wie er sicy zu bestimm ten wirtschattlichen Fragen stelle. Er beantworte diese Frager, soweit er irgend könnet manche Anfragen erforderten aber ein eingehendes Studium, wdaß er sie jetzt unbeaniwortei lassen müsse. Gewisse Anfragen gingen aber auch daraus hinaus, ih'.' aui einen bestimmten Standvunki seslziilegcn. besonders m wir! lchastlichen Fragen, und in dieser Richiung könne er sich nick/ im vorhinein binden, und zwar um jo ioeniger. als ein Reichs taasabgeordneler doch immer die großen allgemeinen Inter esteu von Volk und Vaterland im Auge behalten müsse. Untc, Hinweis darauß daß er schon in vielen Versammlungen keilt Programm entwickelt und auch manche 'desvndere Frage behan delt habe, ging Dr. Heinze nur in großen Zügen aus sein Pro gramm ein. um dann au.stihrücher das Kapitel der Kolo niolpolitik zu behandeln, und »war ebenso gründlich in wirtschaftlicher wie in politischer und idealer Bezielzung. Namentlich von drei Gesichtsvuiiklcn aus beleuchtete Redner die 'Notwendigkeit von Kolonien: erstens müßten die Einge borenen kultiviert werden, damit dis deut'che Industrie ihre. Waren an sie obietzcu könne, zum weiten sei die Ku-tivierung unserer Kolonien nötig, um Deutschland mil Rohstoffen.zu ver sorgen. wobei in erster Linie die Eisenbahnen in Len Kolonien eine Rolle spielten, und drittens kamen die Kolonien, wenn auch teilweise in untergeordneter Bedeutung, hinsichtlich der Auswanderungssrage in Betracht. Durch dir Äolonralpolitik. könne Deutichland zu weiterer Büste geführt werden. Diese Poliiik werde aber vom Zentrum «und der Sozialdemokratie be- käiupjt. und zwar aus dem Grunde, weil sie den Untergang der. Teur'cheü Reiches herbei zistühren bestrebt seien. Namentlich von dem Standpunkte aus, daß die Macht dieser beiden Par teien im deitt'chen Reichstage gebrockten werde, müsse man am 25. Januar zur Wahlurne iehrcilen. LLngaiilMtender starker Beifall wurde Herrn Dr. Heinze am Schlüsse seiner Rede zu teil. — Die Debatte eröffnen' ein Herr Werner, ein Mann der Werkstatt. Er bekannte, daß er 1903 einer von den Mit läufern der Sozialdemokratie gewesen iei, inzwischen aber durch die soz.-dem. Parteitage und namentlich durch Bebels Reden eines anderen belehrt worden sei. sodaß er am 25. Januar seinen Fehler wieder gut machen werde. Er forderte entschieden Mr Wahl Dr. Hcinzes aui und erntete dasür lebhafte» Benag. Herr Kaufmänii Werner vertrat gseichsalls in längeren Aus führungen den deut'chnationalen Latandpunkt. Die Sozial demokratie ffhimp'e immer über den Brolwuckiert die ent scheidende Abstimmung im Reichstage über die Schutzzollge'etz- acbuug habe aber der seitheriche Abgeordnete des fünfter: Wahikrejics. Dr. Graduauer, geschwänzt. De Lci'uNA der svzialdemvkrali'chen Partei iei nur ein Tummelplatz für jüdisch,' Schmarotzer; die schwielige Arbeitersaust linde man dort schon lange nicht mehr. Auch der Kaufmann, der Handlungsgehilfe und der Bbairte 'fänden ihre Interessen nur durch die burger liehen Parteien gewahrt. Diesem Redner trat ein Sozial- dcmvkrai, ein Herr Heinze, der auch ein Mann aus der Werkstatt zu fern vorgab, entgegen. Er widersprach sich off 'elbsr u»d mehr wie einmal ries er die 'challcnde Heiterkeit der ganzen Versammlung hervor. Die Glocke des Vorsitzende:, mußte viele Male in Bewegung gesetzt werden, um die En: rüstung über die AusiMriingen des Sozialdemokraten zu oe schwichtigen. Ergötzlich war die Wirkung der letzten Worte dieses Herrn: „Und aus diesem Grunde fordere ich die Herren Reichstagswähler aus, wählen Sie . ff „T-r. Heinze!" challrc m Kunst »mV Wissenschaft. H* Gastspiel van Suzanue Despröe im Königs. Schauspiel- hap>ie. jll.j Am Dienstag crschlos; sich uns die wirkliche Be deutung und Ichausvieleri'che Größe der Frau Despräs in einem uL'chickt und gescheit gearbeiteten Sittenslücke; „D- Oötour" st,Der Umweg") von Henry Bernstein. Die Heldin dieser Tragikomödie gelangt ans icinem Umwege zu ihrer eigent lichen, angeborenen Bestimmung: der freien Liebe. Jacqueline, die Tochter einer Halbweltdame, fühlt sich von dein Treiben im mütterlichen Hanse angeividert, möchte um jeden Preis ein solides Leben in einer moralisch gcjiestigiei! Sphäre. Abgesehen von dem Jugendfreunde Enril, der als eine Act B-chomien ernstlich nicht in Betracht kommt, bemüht sich nur einer um ibre Hand — die anderen wollen sie eben nur als Gefährtin eines Pariser Junggcsellenliebens. Jener eine 'ist Armand Rousseau, Sohn einer kreuzbraven protestantischen Bürgers- sämilie in Eycrbourg. Sie dankt ihm diese ehrlichen Ansich ten. obwohl sic ihn nicht liebt; mit der Kraft ckiner jugendlichen Leideuschatl überwindet -er die elterlichen Bedenken und führt Jacqueline heim. Im zweiten Akte sehe» wir eine kleinstädtische Welt, die uns lebhaft an> Sudcrmanns „Heimat" erinnert. Die Provinzler lassen Jacqueline ihre Herkunft empfinden; die Schwiegereltern geben ihr in taktloser Weise zu versieben, daß sie aus besonderer Gnade in den Schoß einer tugendlxirten Familie ausgenommen wurde. Der künftige Schwiegervater ihrer Schwägerin Lucicnne will die Verlcchung seines Sohnes ousheben, als >er bört, wer Jacquelines Mutter ist. 'Da be stimmt sie ihren Gatten, sie aus dem Hause wcgzubringen, -mit chr allein u, einem Landhäusche» zu wohnen. Aber dieser wackere Armand wurzelt in seiner Familie, an die ihn vielleicht auch finanzielle Gründe ketten: in der <N»e ist der Philister in ihm erwacht -- kurz und gut. er will »ach einem Jahre das alte, gemeinsame Leben, zu dem die Eltern «r- ' ähnlich die Hand bieten, wieder aus nehmen. In der dadurch verursachten Stimmung trifft sie der Besuch ihrer allezeit fröh lichen Mutter. Welch ein Gegensatz §u all diesen unelegan- ten, dumpfen Provinzwenschen! und ihr Schwiegervater, ihr Mann weisen der Mutter beinahe die Tür. Ta kommt Cyril wieder. Er benedei sie inniast; denn er liebt sie immer noch. 'Und sie folgt ihn,; sie erlangst was sie schon in der ersten Szene hätte erreichen können. Oder ist es doch nicht ganz dasselbe? Auf dieser festen, aber durchaus konventionellen und nüchter nen Grundlage baute SuzanneTespräs eine so lebens- volle, so ergreifende Schövtung aus, daß alle Zweifel an ihrer Grötze und bau »enden Eigenart verschwinden mußten. Im ersten AÜ« freilich ist ihre Neigung zum Herbe«, Eckigen der überzeugenden Wirkung noch im Wege. Zu unliobensivürdig, zu Hölzer», kalt, schroff und abweisend, dazu auch unschön in ihrem Aeußeren ist dieses junge Mädchen, als daß man die Anziehungskraft verstehen könnte, die sic ossenbar auf die jungen und alten Lebemännier ausübt. Aber der zweite Akt bringt die erste große lleberrafchuug des Gastspiels. Ja. wer ist denn diese ruhige, vornehme Frau mit der sanften stimme, den fließenden Linien der anmutigen Gestalt, die sich in der fremden, kleinlichen Umgehung mit Sicherheit und Würde be wegt? Man erkennt sie kaum wieder. Ueberaus fein spielt die Dcsyrc-ü die Szene mit der Schwägerin Lucienne. sDeses Fräulein bat Beziehungen zu einem verheiratete» Offizier und 'hofst, als Frau «nnes Regimentskameraden das Verhältnis fort- >ehen zu können. Das ist nun ullerduias stack tendenziös: Das „seht, mir Wilden sind doch hcss're Menschen" klingt allzu absichtsvoll hindurch.) Wie sie LucienneS Beichte auhörst das ist ein großes schauspielerisches Meisterstück. Mehr und mehr vergißt man die Euffeitigkeit des ÄntorS, man sicht nur ein gutes, starkes Geschöpf, das unter dem Fluche seiner Abstam mung seufzt. Das Größte bringt jedoch erst der dritte Aus zug. Aus dem tragikomischen Mißverständnis einer kleinen Cvcottcntochtcr macht die Despräs ein rührendes mcn'chffches Trauerspiel. Man hat den Eindruck, daß «sie auch den Eyri! nicht richtig liebt; daß sie eigentlich übechanvi nickst lieben kann; daß sie nur flieht vvr dem Unerträglichen. Cyril hatte idr einen Strauß Veilchen gebracht. Er wird sie aus dem Bahnhöfe er- warte». Er weiß noch nicht, wie sie sich cnt'cheiden wird. Jacqueline ist allein. Und die nahezu stumm gezielte Schluß szene des /Dötour" ist die Szene, um derentwillen es sich lohnte, die;es Stück mit der Despras ganz zu sehen. Wie sie eine Zeile an Armand schreibt; wie sie mit unendlicher Zärt- lichkeit Cyrils Veilchen ausnimmt. wie sie in den Mantel schlüpft und in die auch ganz anders deutbaren Worte: „Ile, nAnr rms voulu cis niest ... ob! z'ai cku astnpirin" . . . das ganze Weh einer Ausgasloßcnen legt — das ist von einziger Gewalt und Schönheit. — Die Mitspieler gaben wieder Vorzügliches. Die Zusclwuer. gering «n Zahl, aber voller Begeisterung, riesen de» Gast immer wisder vor die Rampe. 8. XV—x. Der gros;e SilbskriptionSball im Cenirnl-Theater zum Besten des Akbert^3ereins unter dem Protektorate Ihrer Majestät LerKönigin-iWittve gm'Dienstag abend nahm,wie bereits kurz gemeldet, einen glänzenden Verlaus. Wenn auch der Bestich duleS größten iIsentlrchen Balllsestes in der Resident, kein er. drückender war, so stillten sich Loch die Räume nach der Oeffnuna der Saallüren rmch mit einer Menge eleganter und geschmort voller Toiletten, Unfformen allcr hier und in der näheren Um gebung garnffonierenden Regimenter und Stäbe, und von den zahlreichen Fracks trugen vrcle Bänder uns Sterne oller Farbe« und Formen., odaß Don der äußere Habitus der Ge'ellschaff zeigte, daß hier leine ÄI1lage-ac>eil'wott bestallt men sei, sondern daß alles, was Au gruch aus gc'ell'chasilicheu Rang «u mache» berechtigt ist, ohne UnlerAiicS aus Lc» distinguiertesten Kreisen der Ge'ellickigit einem aulen Zwecke zu dienen sich ein gestllige: Rendezvous gab. Mit gauz vereinzelten Ausnahmen fehlten vollständig die Vertreter der Kunst, üowohl der bildenden und der darstellenden Kunst, vermutlich weil dieselben das heute staiiffndende Gaukierstst zu be'ucycn gedenken. Das Ganze war in einen köstlich schonen Rahmen euroe-asst. Eine keineswegs überladene, aber außerordentlich iarbeu schöne Schmückung hatte der Hauptsaal dos Theaters, der VariätLraum, er'ahrcn. Die Bühne war in einen prächtige« Garten verwandelt, dessen hmtcre Ocssnung einen Ausblick in das sleruenbe'äte Blau des Nachlbimmeis offen ließ. Vvr diesem dunklen Blau erhoben stcb mächtig bol«, grüne Säulen Mischen denen sich leichte wcitze Gitter lstn-zoaen. Wie leuch lende Farbe«'-ecke wirkte» zwischen Liest» ruhigen grünen und dunlekblauen Flächen die knallend roten Fracks der Musikanten, die von Lori unter Kapellmeister Pillrichs Leitung lockend zum Tanze ausjpielten. Weiter vorn au' der Buhne standen wieder Hube grüne Säulen, die gc'älli'g-' Körbe mit riü'icikn lila Rost» trugen; auck aus den Wolken hingen dicke lila Rostnzirlonoe« herunter, ein Farbenmärcheu von bestrickender Schönheit und Vornehm reu. Aus den bc-sen Setten vorn ragten Ixtto- hobc Hecken, vvr denen Marmoebilder in den Saal scheute«, aus weißem Gitlerwerk und lebcndiocm Grün ln den Gartest, in der Mitte eine kleine Bühne sreilasiend sür die schau- joiclcrüchcn Darbietungen. Gegenüber der Bühne war die Loge sür die Könrgltche Familie errichtet, vor und über der sich li.a und weiße Riffen ch »zogen, Umcn nn Saal war unter den Logen ein freundlicher Lustgarten mit weißem Gitlerwerk und z>eruchcm Rostnaeran? hcraerichtet; dort stände« kleine Tische zum lustigen Schmaus. Die Aänag um das Parterre waren m t einer Unmenge von Lorbeerbäumen be stell!, in dcn bellst.a Röschen lieblich mit dem duntleii glän zenden Grün der Blätter kontrastierten. Die Dekorationen dicstr >2 gc'chmack'Zvll wirkenden Räume waren von den Proecsiorcu Guhmann uus Schumacher entworfen Als gwcltcs Mustkkorps lonzertierte von den Höchen der Galerie die Kapelle des 2. Grenadier-Regiments unter Mustkviriaeitt Schröder. Glänzend wirkte auch das Key er mir dem Ersrischnngslsaal. Jv
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