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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188601217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860121
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-01
- Tag 1886-01-21
-
Monat
1886-01
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rt-acti«ll uad Lrpe-itiöu J»ha»»e--affe 8. Hnechkueik» der NkLacti«»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—k Uhr. >>r dt« RLS»-d« et>>«ct<u>»»«r vr^oulcriyt« «»ch» ft- die ->l»»c«ai> »tcht »erSiotN-. >m»«tz«e der für dt« «SchAf-lgettö« K»>n»er öeftimmte« Ansrrgte «« S«che«tagen öt« 8 Uhr Nack,»itt«g«, «« »«««- mih K«ftt«gen srütz tt« '/.v Uhr. I« de« Filialen fiir Zns.-Äunahme: Ott« Klem«, UaiversilLt-strgß« 1. L«»K Ltsche, Katharinenstr. 23, p. nur »«» .8 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage Ik>,20«>. Äbonilrmeiilspreig Viertels. 4' , Mk. incl. Bringerlobn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nunnn-r 20Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» sür Exirabeilagen (in Togeblan-Focmal gesal»») ohne PostluiulXiuug i>0 Mk. mit Poslbesörderniig «lO Mk. Inserate 6geipaltc,ie P.titzcile >'0 Ps. Größere Schriften laut uns bre>^vcrze>chmfi. Tabellarischer u.Z>sftr»fiitz nach höher:» Taris. lürcinmen unter dem Redaktion-strich die »gespalt. Zeile 50Ps., vor den Famil >e »nackrichle» die Ogeipaliene Zeile «0 Ps. Inserate sind sie:- au die tzeppeviliou za senden. — Rabatt wird »ich! gegeben. Zahlung prasunlui-riiiil» oder durch Post nachnahme. LI. Donnerstag den 21. Januar 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Thetl. vrkünutmachull-. Wir mach«! hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Suaden, welch« Ostern 1884 und Ostern 1885 au« einer der hiesigen Belk-sck»u>e« entlassen worden oder von einer höheren Schule abgegangrn find, ohne im letzteren Falle da« t5. Leden-jah» vollendet und die Classe erreicht zu haben, welche diesem Alter nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der F»rt- HU8«»gl-sch«le für K«abe» verpflichtet sind; 2) dag die Anmeibung derselben, wenn sie im Bezirk der l Fortbitdung-schuie wohnhaft sind, der Herrn Direeior Puschmann, dasern sie sich aber im Bezirk ber II. Fort bildungsschule aufhaitr», bei Herrn Direclor vr. Ätoerl zu erfolgen dal; 3) d«tz «uch diejenige« Knabe« anzunield«« stad, welche an« irgend »inen, Grnnde »an den» Besuche der städtischen -ortbildnngdschul« rat- dunde» zu sein glaube«; 4) vag hier einzichrnve Knaben, welche Ostern 1883, 1884 und 1885 au« einer auswärtige» Volk-schul« entlassen worden sind, ebenfalls zuin Besuche der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, späteste«» aber biaae» drei Lagen nach de« Gtuzage, bei dem Direclor der Fortbildungsschule ihre« Bezirks anzumclven sind; 5) daß Eltern, L-hrherren. Dienstherrschaften und Nrbeit- aebrr bei Bermeiduug einer Geldstrafe di» zu SO .<t, die im Falle ber Nichleriegung in Hast umzuwanbelu ist, dt« schal« psttchtigen Knabe» zu dieser A»«eldun« aaz», halte« »der letzter« selbst voriuuehme« haben. Leipzig, den l8. Januar U»86. Der -kath der Stadt Leipzig. Dr. Tr Ln d li n. Lehnert MinMiuhimg. In Folge mehrfach iyahrgenvinmener Zuwiderhandlungen gegen die belresskiiven Brstln'»»i»geu bringen wir hierdurch IN Erinnerung, bas; da« Betrete« der Gebäude de» neue» u»b alten Theater«, einschließlich der Darhaüen, Ittii drenueader Stgarre oder brenurader Laba-ö pfeife bei Bermeiduug von 15-et Geldstrafe ober vrrhättniß- mäßiger Haststrafe verboten ist uad daß jede zu uxsercr K»n»tnitz gelangende Uebertretung diese« verbot« unnach sichtlich geahiikcl werden wird. Leipzig, am 18. Januar 188«. Der Skath der Stadt Leipzig. vr Tröndlin, Hennig. Hoh-Auctlon. Freitag, den 2L. Januar 1888 sollen von Bor» mittag« 9 tll,r an aus dem Mittelwolvschlage in Abth 23» de« Bnrgauer Forstrevier», im sogenannten Leutzschrr Holze «0 Eichen» 15 Buchcn- 2', Nustern- 8 Ahorn- 48 Eichen. -tutzklütze, 5 MaSholder» S Llndcn- l Kirschbaum- und 50 Ellern» sowie 29 Stück Schtrrhölzer unter den im Termine anshäiigenbrn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an de» Meistbietenden öffentlich an Ort uad Stelle verkauft werde». Zusammenkunft: aus dem Schlage im Leutzscher Holze dicht an der Eisenbahn und der großen Eich«. Leipzig, am 4. Januar. 1858 DeS Rath« Forstdeputattou Lrlrdigt h-t sich die von un« unterm 24. November vorigen Jahre» erlassene» den Handarbeiter Heinrich Mitleirrulzwei von hier beireffende Bekanntmachung durch Gestellung de- Genannten. Leipzig, am 18 Januar 1888. La« Polizei-Amt der Stadt Leipzig Bretschneider. Rfdr. Faldip. Realgymnasium. iLtdoiliriistrabe LS.) Anmeldungen neuer Schüler süc Ostern ds. I». werden r»uner«tag. den 21. und Freit«, den Aauuar 188« vormittags von 8 bi« 11 Uhr und Nachmittog« von 8 bi» 5 Uhr von wir «nigegengenommen. Lei dieser Anmeldung sind da- Gebart-, oder Lauszeugniß. der Implichein und di« letzten Schulcensure» de« auszunehmenden Schüler» vorjulegen. Leipzig, am 16. Januar 1886. Giesel, Reeior. LMM NeallWe. Nordftratze «7. Die Anmeldungen neuer Schüler für Ostern erbitte Ich mir Mittwoch, den 27., und Donnerstag, den 28. Januar, Bor mittag« von 8—12 und Nachnuttag- von 2—5 Uhr. Geburt-- oder Dauszeugniß. da« Schulzeugniß (die Michaeli-censur) und der Impf ichein sind vorzulegen. vr. Froaz Pfalz. Direclor. Nichtamtlicher Theil. veulschland und der Papst. Unter den auswärtigen Machthabern giebt e- keine», welcher dem Parst Leo XIII. an Schärfe de« politischen Blickes uno tiriomatischcr Feinheit gleich käme, und dadurch gewinnt der Kamps, weichen Kirche und Staat im deutschen Reiche fuhren, außerordentlich an Interest«. Dir Verleihung de« EhristuLorden« an den Fürsten BiSmarck hat Gelewahert zu einem schriftlichen Gedankenaustausch der beiden Führer rn dem Kampfe geboten, der nach Form und Inhalt bezeich nend ist sür die beiderseitig» Stellung. Der Ausdruck der persönliche» Hochachtung, welche die Heiden Gegner sür ernauder empfinden, i- natürlich und », ist «, ein« Wma „ Tag» «eich« je»« Zweifel «, de» Aufrichtigkeit der kundgeaebenen Empfindungen »»»schließt. Während der Papst i» seinem Schreiben den Nachdruck aus ei« Freiheit und Unbefangenheit der Urthe,l»kras« de« Fürsten Bi-marck legt, weiche ihn befähigt, ohne Bvrurtheil stet» den Kern, da« Wesen der Dinge zu ertasten, hebt der Rcich«kanzier die erhabene Stellung de« Papste« al» Haupt der katholische» Ehristenheit hervor aiS Bürgschaft sür die Unparteilichkeit einer Entscheidung Diese Erhabenheit der Steilung hat jedoch den Vorgänger Leo'« Xlll. aus dem päpstlichen Stubl nicht ad- gehaitrn, sich sehr wenig erhabener ZorncsanSdrirche gegen die Brr- lreter de« deutschen Reich« zu überlasten, er ist deshalb klar, daß die Person Leo'» XIII. in erster Linie die Gewähr sür die würdige Ausfüllung seluer erhabenen Stellung bietet. Die Anerkennung der Unparteilichkeit de« Papste« gilt also dem gegenwärtigen Träger der Vreisachen Krone, nicht ber hervorragende» «xleüung. die er rinnimmt. Aber i», Gegensatz zum Papst, wetcher di« Gelegenheit benutzt, um einen Bortbeit für die Kirche zu erringe», hä'.t sich Fürst Bismarck in seiner Ank- wort streng innerhalb der Schranken, welche die vorliegende iHrage zieht, welche dem Streit zwischen Staat und Kirche n Deutschland fern liegt. Der Papst, gleitet von der Bewunderung, welche er den Erscigen des Fürsten BiSmarck zollt, sehr geschickt aus den Streit zwilchen Staat und Kirche im deutsche» Reich hinnbrr. indem er sagt: „Es entgeht aber Deiner Weisheit nicht, weich kräftiger Beitrag zur Sicherstellung der öffentlichen Ordnung und de» ganzen Slaatswesen« aus derjenigen Gewalt beruht, welche sich in Unseren Händen befindet, sobald dieselbe, aller Hindernisse entledigt, rn voller Freiheit wirken kann. Möge c-Un- also gestattet sein, in» Geiste die Zukunft in- Auge zu fassen und Da«, wo« nun vollbracht >i», als einen günstigen Vorboten für das Kvmmrnde zu betrachte»." Kürst Bismarck erwidert dies« Abschweifung de« Papstes »ndirect, ohne den ihm vom Papst «»gedeuteten Weg selbst einzuschlage». „Was mich betrifft, so werbe ich immer und mit Eifer jede Gelegenheit, die mir die Erfüllung der Pflichten gegen meinen Herrn und gegen mein Vaterland bietet, ergreifen, um Eurer Heiligkeit meinen leb haften Tank und mein« tiefe Ergebenheit zu beweisen." Der Papst genügte in seiuer Weise den Pflichten, welche ihm seine Stellung al- Oberhaupt der katholischen Kirche oorschreibt, al« er bei der Orden-verleibung an den Fürsten Bi»marck diesen, empfahl, der Kirche volle Freiheit zur Ent faltung ihre« Einflüsse« in» deutschen R ich« zu verschaffe», und Fürst BiSmarck erwiderte mit einem leicht verständlichen Hiinptt« aus die Pflichten gegen den Kaiser und da« deutsche Reich, di« ihm »ich! gestatte», sür die Freiheit der Kirche in Deutschland im päpstliche» Sinn« zu wirken. Zwischen dem Briefe des Papste» an den Reichskanzler vom 3l. December k885 und der Antwort desselben an den Papst vom l3. Januar, liegt die Encyklika de« Papstes an die preußische» Bischöfe vom K Januar. In diesem wich tige» Schriftstück befindet sich ein Abschnitt, welcher zeigt, baß der Papst sehr wohl weiß, woraus eS dem Kaiser bei Ge staltung de« Verhältnisses zwischen Staat und Kirche vorzugs weise ankommt. Es ist darin die Neve von den Pflichten, rvelche die Bischöfe gegen ihren LandeSherrn »»d gegen ihr Vaterland haben und cs wird anerkannt, daß diese Pflichten durch die Forderungen, welch- die K-rch- an sic stellt, nicht beeinträchtigt werten dürfen. Aberdiesem Entgegenkommen folgt alsbald eine Bedingung, welche sogleich aus den ersten Blick al- unerfüllbar erscheint, daß »ämlich die Erziehung der Geistlichen au-schiicßiich in Seminare,, erfolgt, welche nach den Vorschriften de« Tridentinischen ConcilS eingerichtet sind und der Oberaufsicht der Bischöfe unterliegen. Es ist noch nicht lange her, daß der Bischof vo» Paderborn die jungen Geistlichen seiner Diöcese auwie«, sich der staatlichen An stalten für ihre Vorbildung zu bedienen, bis taS neue Seminar sür kirchliche Zwecke eingerichtet sei, und cS ist bekannt, ivelch« stürmische Agitation gegen diesen Schritt unter Führung der „Germania- in« Werk gesetzt wurde. Es ist nicht minder bekannt, daß diese Aaitation mit der Nieder lage de« Bischof« endete. Die neueste Encyklika vom 8. Januar zeigt, daß der Papst denselben E»tfli,sien »nlerworse» ist, weiche aus den Bischof von Paderborn cinwirtlen, die Frage der Vorbildung der Geistliche» ist b-rcitS ganz allgemein zum Schaden des Staates vom Papste entschieden, ohne daß darüber ein Einversiänvniß erzielt worden wäre. Da« ist eine sehr ernste Thalsache, welche die Herstellung de« wocklm vivemli zwischen der Kirche i» Deutschland und der römischen Curie wieder in weite Ferne rückt, weil gerade i» diesem Puncte der Staat nicht »achgeben kann. Wa« aus staatlicher Seite geschehen konnte, um dem Wunsche der katholische» Hierarchie entgegen zu kommen, ist geschehen. Die Anzeigepflicht ist fallen gelosten und die Fähigkeit zum Priesteramte lediglich von der Erfüllung bestimmter Forderungen de« Staate« sür die Vor bildung der Geistlichen abhängig gemacht, die verfügte Tempo raliensperre ist überall aufgehoben, wo sie möglich war und mit verschwindend kleinen AuSnabmen ist die regelmäßige Seelsorge überall in den preußischen Diversen wiederhergeslellt. Aber jetzt kurz vor Erreichung des Zieles werden neue Hindernisse ausgethürmt, welche nothwenvig zur Folge haben müsse», daß der Staat diese Angelegenheit selbstständig regelt und sich dabei mir von seinen unveräußerlichen Rechten leite» läßt. Wmdthorst bat vor einiger Zeit den Kamps um die Schule angekünvigt, einen Tb«>l de« G-s-cht-scldcs bildet der Kamps ui» die Vorbildung der Geistlichen, und dieser »st e«, aus welchen Vi« iesuiiiiche Propaganda den Hauplwerlh legt. Ader kriue politische Rücksicht von» Stanbpuncte der poliliscben Beziehungen Deutschland« zu den auswärtigen Mächten kann, die preußisch« Regierunq vahin bringen, daß sie aus diese» Tbcil ihre« sirchcnpolitischen Programm« Verzicht leistet, weil er de,z Eardiualpnoet de« ganzen Streites bildet. Die Schulsragr hat auch eine nationale Seite und diese tritt in der Bekämpfung de« Polenthun,» «, di« erste Linie. Mit den Forderungen, welch« di« Polen i» den östluden Provinzen Preußen« «n den Schulunterricht stelle«, vereinigen sich di« Ansprüche, welche in dieser Be-iehung von geistlicher Seite erhoben werden. Di« polnische Frage wird vom üenlrum nach der doppelten Richtung der Herstellung eine« geistlichen Primat« und der llnterorduung de, Pole» unter die katholische Iuarnderzicbung im Sinne e»er absotnten Herrschaft der Kirche über den St»at ansgesaßt und an ihn, Lösung gearbeitet. Da« Een- tru» ist wegen Ziehung der -renzliui, in dieser Frag« in großer Verlegenheit, da« hat di« Haltung Wmdthorst'« bei der Debatte im Reichstage üb«, di« Polenau«weisn»ge» ge leigt. Er beuiützt« sich, dt» oatto»al« Frage »an der kirch lich« ,» kr««», da« ist ih« aber nicht gmungeu, »eil ein« Unterscheidung zwischen dem Anträge IazdzewSki wohl der Form aber nicht dem Inbalte nach möglich ist. Die ganze Agitation im Reichstage ist nur durch die Unterstützung des Eentrum« möglich geworden. und deshalb richtet sich auch die Spitze der kaiserlichen Bolschast gegen da« Ccnlrm». In den Beziehungen zwischen Staat und Kirche in Deutschland sind deutlich aus kirchlicher Seite zwei Strö mungen zu unterscheiden. Die «ine. aus welcher der Papst steht, sucht zu einem dauernden Frieden auf der Grunviagc eine« möglichen Verhältnisses zu gelange», die andere, welche Wmdthorst und die „Germania" als'Hauptoraane ausweist, strebt eine Macht cm. welche der Staat der Kirche in Deutsch land niemals einräumen kann. Zwischen beiden Strömungen ohne Schaden hi»burct>zusteuern. „1 die keineswegs beneidenS- rverlhe Ausgabe de« Fürsten Bi-marck. * Leipzig, 21. Januar 188«. * Gegenüber der allgemeinen Tbeilnabnie. mit welcher da« 25jährigeRegierungSjubiiäiim Sr Majestät deSKais«r S in dem gaiizen Königreiche Preußen und wciterbin im deutschen Reiche gefeiert wurde, ist VaS Verhalle» terPolen am 3. Januar d. I. höchst charakteristisch. Wie die./Nord deutsche Allgemeine Zeitung" mittheiit, ist eS dem Donicapitel in Gnrsen seiner Zeit von der Regierung nahe gelegt worden, an den, genannten Tage in der Dom- kircbe de« Rrgierung-judiläumS in geeigneter Weise zu ge denke» Das Eapilcl hat jedoch beschlossen, dieser Anregung nicht Folge zu leisten, da bei der augenblicktichcn Lage der Diöcese an dem Gottesdienste nichts geändert werden dürfe. * Da» preußische Abgeordnetenhaus und die «ationalliberale Partei haben eine» sebr schmerzlichen Verlust erlitten. Am Montag starb i» Magdeburg der langjährige Vertreter dieser Stadt im Abgeordnetenhaus?. Fabrikbesitzer Karl Gärtner. Der Verstorbene hatte die technische Laufbahn durchgemacht. in jüngeren Jahren war er im Maschinenbausach und Eisenbahnwesen tbätig, im Jahre l855 errichtete er ein Eisen-Hammer- und Walzwerk zu Buckau, weiches er bis in die neueste Zeit hinein besaß und betrieb. Seit l8«6 gehörte er mit Unterbrechungen dem Abgeordncteu- bause an, daneben dem sächsische» Provinziattandtag und war HuguSgesetzt in kommunalen Ehrenämtern thatig Seine reichen Kenntnisse, namei.tlich auf dem wiribschästiichcn und technischen Gebiete, die Schlichtheit und Biederkeit seines Wesen«, die Lauterkeit semcS Cbarakter« verschafften ihm die Achtung und Liebe der weiteste» Kreise. Der »ationailiberaien Partei insbesondere ist er stets ein treue« und hochgeschätzte« Mitglied gewesen. Der Verstorbene hat ein Alter von 63 Jahren erreicht. * Der jüngste „UkaS" de» Fürsten Alexander von Bulgarien, dessen Wortlaut soeben erst bekannt geworden ist, erregt in politischen Kreisen zu Konstantinopet eine gewisse Aufmerksamkeit und giebt zu Aeußernnge» Berantasiung, die »ur in ganz seltenen AuSnahniesällen als für den Fürsten chineichethasl bezeichnet werten können. Der UkaS hat folgen den Wortlaut: Wir Alexander 1., von GolteS Gnaden und durch den Willen der Nativ» Fürst von Bulgarien, habe», was folgt, verordnet: 1) Die Iiisiizgki'etze de- Fürstenthum- Bulgarien solle» vom 1. Januar 18vt> (allen Sills) ad auch sür Südbulgarien i» «rast treten. 2) Die am 6. September 1885 in snspemc» ge bliebenen und bi« zum 1. Januar 1886 (alten Stil») der Enl- scheidung der erste» und zweiien Instanz unterliegenden Civil- und Criminalproceßsachen sollen »ach den Iustizgeseye» des srüberen Ostrumeiie» zum AuSirag gebracht werden. 3) Die jenigen Erkenntnisse der srnhern ostrumelischen Gerichte, welche in Civil und Handelssache» erlassen und an» 1. Januar 1886 (alle» Stil-) in Rechtskraft crwachicn sind, sollen nach der Procestordnung de- Fürstenlhuui- vollstreckt werden. 41 Die AuSiüyrung dieses UkaS übertragen wir unser»» Justizminister. Gegeben >» unserer Residenz Sofia am 23. Deceuibcr 1885 (alte» Eins). (gez.) Alexander. (ggez) Rado-lavow, Iustizminister. Fürst Alexander hat danach, ohne den Verlaus der noch schwebenden Unterhanvlungc» adzllivarle», die Bereinigung zwischen Bulgarien und Osirumelien bereits praktisch durchzusührcn begonnen. * Der „Politischen Correspondenz" geht auS Belgrad eine Analnse der Note zu, welche der königlich serbische Minister de» Aeußern. Garasch a»i». am 16. d. den Ver tretern der Großmächte in Beantwortung der die Abrüstung verlangenden Eollectivnote der Mächte »utgetheiit bat. Die Note erklärt in idrei» Eingänge, daß die Situation, i» der sich die Balkanhalbinsel befinde!, eine Demobilisirung der königl. Armee unmöglich mache, trotz des guten Willens, den Serbien stets gezeigt hat, die Rathschläge und Vorstellungen der Gcostmüchte auch dann zu respectirrn, wenn die Interessen Serbiens Railpchläge ganz anderer Statur erheischt hätten, eine Politik, die bi« zu den, Tage befolgt wurde, an dem die Landesehre durch die territorialen Ueber- griffe eine- sich um Verträge und gu!e Nachbarschaft nichi kümmern, de» Landes angegriffen und durch den Mißerfolg der lftonstanuuopclcc Tonferenz Serbiens Existenz bedroht wurde, Weiter spreche gegen die Demobilisirung der Umstand, das, die riedensverliandlunge» mil ber Pforte, alr dem suzerane» Hose ulgarienS, noch gar nicht begonnen haben und i»a» deren Re- sultat nbsolut nicht vorhersehen känne. Ungcachict oller Friedens liebe Lebbien- känne von demselben nicht verlangt werden, daß e- sich durch vorzeitige« Abrüste» Ueberraschungen au-fttze, denen eS im gegebenen Augenblicke nicht wirksam euigegciiireien künnle, wie ja die von Serbien und auch von de» Großmächten ge vvchten' Erfahrungen darlhun, daß die vollzogenen Lvalsachen bi« heule nicht rückgäaa gemacht werden konnten. Dieser Um- stand. müsse um so mehr berücksichtigt werbe», a!S da« Waffen- st,llstäubs-Instrument im Artikel 1 keine Kündigung des Waffe»- stillstandes vorsiehl und rn der Collectivnoie keinerlei Garantie» ,ür eine ernstlich und gleichzeitig durchjulührende Abrüstung aller de- »heiligten Staaten geboten werden. Bei dieser Darlegung der Gründe, we«halb Serbien sür jetzt dem Wunsche der Großmächie nichi nach- kommen könne, theilt die känigliche Regierung aber die Auffassung derselben, wonach die aus enie friedliche Lösung der Wirren ,m Oriente abzieiende Aktion der Mächte ihatsächlich unvollständig bliebe, wenn sie »ur zu dem partiellen Resultat« de- Auihöken« der Feind- seligkeiten zwischen Serbien und Bulgarien gelangen würde, und sie versichert, baß sie ihrerseits Alles auibielr» werbe, um das FriedcnS- werk der Giobinächie »ach Krallen zu sürbcrn. D»e Note schließt mit der Bitte, der betreffende Gesandte wolle vorstehende Erklärung seiner Regierung übermitteln. * Mit Spannung sieht man in Italien dem Erscheinen de« IV. Banke« de« die Eorrespondenz de« Grasen Ecimillo Cavour enthaltenden Werke« vou Luigi Ehiala entgegen, da schon bckaunt ist. daß dieser IV. Band die Eorresondenz »wisch« de« italienischen Staat«mann und dem Prinzen enthalten soll. Der Prinz hat unlängst aus seiner Billa in Pranziii» bei Gens seine Eorrespondenz ge ordnet und die Briese Ecivourö an ihn, die wenigstens süns Jahre uinsasicil dürfte», Elnala zur Veriverlhung nulgelheilr. Man erwartet allerlei inleressanle Enltüllungen über die Vorgeschichte seiner Heirath mit der Prinzisstii Elolilde, de« Krieg« von 1859 gegen Oesterreich, über b:c Verhandln» /xi mit der italienischen, uiigari'chen und polniiche» Em-graNon. mil denen der Prinz bekanntlich jahrelang >» Verbindung gestanden: doch ist vorauszusetzen, daß Manches, >va« aus die kaiserliche Familie und den piemonlcsischeil Hvs Bezug hak, auSgeschieden werden wird * Ta- „Militair-Wochenblatt" bringt militairische Nachrichten auS Belgien. In den» GesetzenNvurs, betreffend da« KricqSbudget für >886, d, finde! sich der Vorschlag, etwa 50 Llellen sür Haupllcule aller Waffen zu crriren, deren Inhaber die Pflichten der Gendarliier>e. so weil sie sich aus die vorbereitenden Maßregeln sür eine Mobilmachung und »ainenllich aus die Evulrvle der in ihre Heimalh entlasse»!» Mililair« beziehen, üdeurigen werden sollen. — Bisher Ware» die Elasten ber cnilnstenen Müiz. von der 1t. ab. im Kriegsfall, mit Ausnahme der Lcr- heiraihelen, der Wiedereinbernsling ans Grund eines Gesetze«, da« alljährlich erneuert wird, unlerworsen. Ater Lnse Mai»- - schäfte» waren weder i» Listen eingeira ,»», noch untertagen sie einer Eontroic; nach dem erwähnten Budzetgcsetz soll die« in Zukunft durch die Hanplleule geschehen, deren Stellen »cn geschaffen werde» solle»; ma» beabsichtigt sogar, die Ae kleidniig der Mannschaften vorrülhig zu halten. ES wird gehofft, daß aus diese Weise an« der ll., l2. und >3. Elaste der Miliz eine hinreichende Reserve alter Soldaten gebildet werden kann. Aber rigenlhümticker Weise wird nicht vor- aeschlazen, die Mannschaften gesetzlich in EadreS zu sormircu. so daß man eine Reserve ohne Ossiciere erhalte» würde. — Der KriegSininister General PontuS hat versuchsweise die Ein richlung von Messe» sür die Soldaten in den Easerncn cin- gesührt Man versteht unter Messen Versammlungsräume, die unter Aussicht de» Regiment- stehen. ui.V in denen die Mann schaften Erfrischungen von guter Beschaffenheit und zu billige» Preise», sowie Spiele vorsinden. Man ahmt in dieser Be ziehung da« Beispiel der deutschen Armee nach und hofft da durch die Soldaten von den WirthShäusern der Städte scru zu hatte», in denen sie nur zu leicht schlechte Gewohnheitcr» aiinehintii, sich dem Trünke hmgebcn und sich Gefahren auc v setzen. — Der KriegSminister hat ferner sein Patronat einer kleinen »lilikairischcn illustrirlen Zeitschrift zugewendet, die iu MolialStirseruilgen erscheinen soll und den Titel ,.1w kcffclni. twlgo" trägt. DaS NedaclionScomitö ist au« Personen gebildet worden, die bisher der belgischen tilercirischen Bewegung be züglich der Mititairinslitutlonen fern gestanden haben. * Uebcr die deBafiige-Kanone» welche die Sociölä Cail i» Antwerpen ausgestellt batte und welche ein großes Ausscben errcgle, bringt die Zeitschrift de- Vereins deutscher Eisenhültenieule: „Stahl und Eisen", eine Beschreibung, der wir Folgende« entnehmen. Die Länge de- Rohres beträgt nickt weniger a>S l l.06m, die Länge der Pulverkammer 2.81», die Zahl der Züge l44. Die Pulvertadnug beträgt 180 ftp. die Geschosse wiegen 450 und 600 lcg. Letztere« Geschoß ist l.20 m hock. Die Eigcnlhümlickkeit des NonreS besteht darin, daß c« mit Ringen, den sog. Freiten, seiner gesamiiilen Läng: nach überzogen »st, während dies an den bisherigen Eo»- strnelioiieii nur bi» z» einer gewissen Entfernung vor der Mündung der Fall war. Dakurck ist die Wandung de« de Bange'schci» 31 cm<RohreS aus die geringsiinöglicke Stärke herabgebrückt werde»; in ihrem stärkste» Theile beträgt si: »ur 133 mm Die Zahl der aufgezogenen Freiten beträgt 71 Einer praklisckcn Probe (ist da« Geschütz bi« jetzt noch nickt unlerworsen worden; die Tragwcile de» GcsckosieS, welch: bei einer Anfangsgeschwindigkeit von 600—650 >u 18 !»,>> betragen soll, ist daher »»r ans Berechnungen ibrcS Erbauers beg> nutet. * Aus der Torpedobootsbauwerst vo» ?>"rrcw j„ Poplar befinde» sich zwei sur die österreichische Regie ruilg bestimmte Torpedoboote im Bau, die vo» englischen Fachblällcru als »liistergiilkig in Bezug ans ihre Eonftiuclicn und Geschwindigkeit bezeichnet werben. Eine« dieser Bcole hat bereits seine Probcsahrle» gemacht und eine dnrckschiiill- tichc Maximalgeschwiiidigtcit von 22.301 Kiiolen p>o Stnitto erreicht. (Tic contrahirle Gelchwindigleff betrug 22 Knolen ) Der Steve» dieser Boote ist besonders kräftig consnnill, nin gleichzeitig aiS Ramme wirte» zu können. TaS Deplacement bei der Probefahrt betrug 88 Ton«, der Tiefgang vorn 2 Fuß 3 Zoll und Hinte» 5 Fuß 6 Zoll. Die Toipedo« wcicen durch zwei Buglancirrobre abgeschossen. Vorn t.finde» sich die Räume sür die ^siiciere und hinten s. r c . Mann schaft. Ter Gcschiitzllnirm. von welchem ans das Book gestcucit wird, stchk mittschiffs, anstatt, wie e« sonst üblich ist, niebr nach vor». Tie Maschine ist e:»e trel>.r>Iii>rr>ge Eon'pouiid-EondeiffalioiiSiiialchiiic mit einem Hochdinckcyimd.c in der Mille von >8 Zoll Durchmesser uno z>re> .keidruck- cylindeiii von 26 Zoll Durcknieiser. Der Propeller ist z,oe - slugelig und aus Slalff. Da« FassnngSvermögen der Kohle» bunter betragt 28 DonZ, welche bei 10 —II Knoten (' schwindigkeil sur 2m»0 — 250i> Seemeil» an >cbe»; e:e B»»ker liegen nm den ganzen maschinellen Tbcil l>ei»m >i»0 bieten demselben im gesüllten Zustande euien wes »Nicke» Schutz. Die Kessel sind mit einer von 2)>rrcw crinnkene» neuen Vorrichtung versehen, welche veilinkert. daß kein Wasser IN de» Fenerraum dringen kan», fall« der.8.fiel etwa angeschossen oder sonst vcrl.tzl sei» solllo. E' ist das ein wichtiger Puncl, da schon ein geringer W-fi stauo im Torpedoboot die Feuer auslöscht, die kiese Voe- chlung nickt habe». Die Länge dieser neuen Torpedoboote beträgt 135 Fuß. * Tie Festsetzung der neue» russisch-persischen Grenze gegen den Ostei, hin, die durch die vor zwei Jahren erfolgte Vereinigung MerwS und seines Gebietes unl dem russischen Reiche höchst »olhivcndig geworden >sl, kann — wie dem „SchemS" au- Teheran geschrieben wird — nun als vollendet betrachtet werde», »»o es hat somit diese Streilftag', welche die Tiplonialie beider Staaten so lange beschäftigte, gänzlich zu existiren ausgehocl. Die neue Gr>..'ze beginn! in der am Kaspischen Meere gelegenen Bai von H.iff'a»-Kuli und endet bei den Ruinen de« Dorse« Bab-Durinaz am Atlrek- flusie. Durch die Grenzregutirung hat Rußland eine vortress liche stralegischc Linie gegen Persien bin gewonnen, den» die staikcn Positionen der 4-nsilc» von Gnrniab und des Arn.cz- passc» sind »i dem Territorium mit inbegriffen, da» ihn, zn> gesprochen wurde. Diese« Gebiet wird fast durchgängig von Tunnenenstämmrn bewohnt, die nie die persische Herrschaft
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